Chausson, Ernest 1855 - 1899

  • "Gemäss dem Wunsch seiner wohlhabenden Familie schlug Ernest Chausson (1855-1899) die juristische Laufbahn ein. Während seiner rechtswissenschaftlichen Studien schrieb er jedoch auch kurze Erzählungen, entwarf einen Roman, zeichnete (mit viel Talent) und kam endlich-als Schüler von Massenet und Franck und als Anbeter von Wagner zu dem Schluss, dass das Komponieren sein wahres Metier sei.


    Chaussons finanzielle Mittel waren zwar nicht unbegrenzt, doch hatte er es nie nötig, im Orchestergraben zu spielen oder die Stimmen anderer Komponisten abzuschreiben. Frei von dem Zwang, mit eigenen Werken seinen Lebensunterhalt zu verdienen, galt er in der Musikwelt jedoch nur als Amateur, ein Urteil, auf das er wiederum mit einem Minderwertigkeitsgefühl reagierte. Der Mangel an Selbstvertrauen und die Muße, die es ihm erlaubte zu schreiben, was er wollte und wann er wollte, verhinderten jedoch gemeinsam die mühelose Behändigkeit, die er wohl entwickelt hätte, wenn er als Berufsmusiker unter Druck hätte arbeiten müssen. Stattdessen machte er sich hei jeder Note, die er schrieb, Gedanken und wurde so zu einem Perfektionisten, der sich nach Aussagen seines engen Freundes Debussy vor allem mit Mittelstimmen beschäftigte.


    Während Wagner die Bedeutung nationaler Schulen predigte, betrieb die von Chausson geführte Societe nationale die Wiederbelebung der französischen Musik durch das Komponieren von Sinfonien und Kammermusik. Von D'Indv stammt die folgende Behauptung, über die sich freilich streiten lässt: "Unser französischer Sinn für Proportion...konnte die Extravaganz des Wagnerschen Geistes mässigen." Immerhin musste Chausson, einer der begabtesten französischen Komponisten, hart gegen den schweren Wagnerschen Stil ankämpfen.


    1888 versuchte Chausson seinen von nordischen Nebeln und Romantizismen geprägten Stil zu „entwagnerisieren" und "das rote Gespenst Wagner, das mich nicht loslässt" auszutreiben; dennoch erscheint dieses Gespenst immer noch in Chaussons Oper Le Roi Arthus, op. 23.


    Inzwischen eröffnete Debussy seinem Freund neue Ausblicke und bereicherte seine harmonische Palette mit Farben, die dem französischen Geschmack angenehmer waren. Chausson wandte sich auch der klassischen französischen Tradition von Couperin und Rameau zu, so z. B. in der Sarabande, der Pavane und der Forlane seines Opus 26. (Das hier aufgenommene Werk trug die Bezeichnung Concert-- nicht, wie im 18. Jahrhundert üblich. Concerto.)


    Chausson ging aus dem Kampf mit dem teutonischen Dämon mit einem höchst persönlichen, festen, eleganten und klaren Stil hervor. Die wichtigsten neuen Werke waren: die Sinfonie in B-dur, op. 20, das Poeme, op. 25, und das Concert für Klavier, Violine und Streichquartett, op. 21 (1889 - 91). Chausson arbeitete an der Weiterentwicklung seines neoklassischen Stils, als er sich bei einem Fahrradunfall einen Schädelbruch zuzog, der seinem Leben ein Ende bereitete."


    Peter Eliot Stone



    Chausson gehört für mich in eine Reihe mit seinem Freund Debussy gestellt. Deswegen möchte ich die Werke, die ich besitze, in loser Folge vorstellen.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hier besitze ich die folgende Aufnahme seit vielen Jahren. Es ist auch die einzige Interpretation, die ich kenne. Ich bin ganz zufrieden damit, wäre aber auf eure Meinung sehr gespannt. Diese Aufnahme ist, meines Wissens zur Zeit nur als Import oder über Amazon.com erhältlich.
    Besitzt jemand andere Aufnahmen?



    "In dem nicht in Sextettform geschriebenen Concert folgt der erste Satz auf eine lange Einleitung mit einem noblen Hauptthema, dem ein träumerisches Seitenthema gegenübergestellt wird.
    Der zweite Satz, eine Sicilienne, zeigt den Einfluss von Faure.
    Der dritte Satz, Grure, erinnert an Chaussons Le Roi Arthus und an das Largo der Sinfonie.
    Der vierte Satz, ist bemerkenswert wegen der in einem Finale ungewöhnlichen Variationsform. Nach der Franckschen zyklischen Ästhetik werden vorangehende Themen zitiert, und dann wird eine Variation eines dieser Themen präsentiert, wodurch für kurze Zeit das Ddur des ersten Satze wiederkehrt."


    Aus dem Textheft von Peter Eliot Stone

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo Radagast,


    wirklich viel fällt mir zu Chausson nicht ein, zu op. 21 leider überhaupt nichts.


    Zunächst besitze ich seine Sinfonie op. 20, und zwar unter Ansermet und Dutoit, aber so einen richtig bleibenden Eindruck hat sie bei mir nicht hinterlassen.


    Dann schon eher das „Poème op. 25“ für Violine und Orchester. Ein sehr schönes, poetisches und romantisches Werk. Ich kenne es zum einen in dieser IMO empfehlenswerten Aufnahme (da ist die Sinfonie auch mit drauf, weiterhin das op. 19 „Poème de l'amour et de la mer)…



    … und dann noch mit Heifetz und Perlman an der Violine.


    Das war’s auch schon.


    LG, Cosima

  • hallo, radagast, danke, daß du einen thread über einen meiner ganz, ganz großen lieblingskomponisten eröffnet hast. ich werde mich die tage ausführlicher melden.


    und ja, ich habe noch andere aufnahmen des concerts. aber diese halte ich für die beste.


    liebe neujahrsgrüße jörg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Moin,


    ich besitze die folgenden hervorragende Aufnahme noch mit altem Cover als Hochpreis-CD:



    Chaussons anspruchsvollstes Vokalwerk entstand in mühevoller Arbeit zwischen 1882 und 1890. Die Texte sind Gedichte seines Freundes Bouchors und eher bescheiden. Dagegen ist die Musik wunderbar, voller Melancholie, Sehnsucht nach Unerreichbarem und der Liebe.


    Die zwei Teile werden durch ein Orchesterzwischenspiel abgegrenzt. Das Orchester malt eine prächtige Seelandschaft. Vieles deutet schon auf Debussys Peleas hin.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo Stefan,


    mir ist nur dieses Werk 'bekannt'.
    Ich habe es in der von Cosima erwähnten Aufnahme mit Heifetz:



    Im Booklet steht, dass es von diesen Werken hier das phantasievollste ist (von der Harmonik betrachtet).
    Ich kenne mich damit nicht wirklich aus und erlaube mir deshalb kein Urteil darüber, allerdings fristete das Werk von Chausson bisher eher eine untergeordnetere Rolle bei mir.
    Vielleicht sollte ich mir das Werk einmal intensiver zu Gemüte führen, denn Lalo und Sarasate sind auf dieser CD bisher meine Lieblinge. Danach kamen die Werke von Saint-Saens. Ich bin einmal ganz ehrlich - Chaussons empfand ich bisher als eher langweilig...Vielleicht ändert sich das ja.



    Zum Werk:
    Es wurde am 4.April 1897 von Eugène Yasye in Paris uraufgeführt.



    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo,


    ich konnte bisher an Chausson keinen Gefallen finden, die Musik spricht mich nicht an und löst eine bisher ungekannte Langeweile bei mir aus.
    Wenn ich zum Beispiel klingsor´s Begeisterung lese, dann muß es doch etwas lohnendes geben !


    Liegt diese Enttäuschung an meiner einzigen Chausson-CD der Sinfonie op.20 in der Naxos-Version ?



    Symphonie op. 20
    +Poeme f. Violine & Orchester op. 25;
    Viviane op. 5

    Korcia, Orchestre Symphonique et Lyrique de
    Nancy, Kaltenbach


    ;( Entbehrliche Naxos - CD von 1996 DDD !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich habe in die Jordan-Aufnahme reingehört und fand die Musik sehr reizvoll und interessant.
    Wie immer, wenn es um französische Musik geht, ist aber Dutoit meine erste Wahl und ich werde mal versuchen, die von Cosima beschriebene CD zu bekommen.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo Wolfgang,


    Zitat

    ich konnte bisher an Chausson keinen Gefallen finden, die Musik spricht mich nicht an und löst eine bisher ungekannte Langeweile bei mir aus.
    Wenn ich zum Beispiel klingsor´s Begeisterung lese, dann muß es doch etwas lohnendes geben !


    auch mir ging es bis gestern so, dann habe ich mir noch einmal op.25 angehört.
    Ich will jetzt keine große Lanze für das Werk oder den Komponisten brechen, aber ich war wenigstens nicht mehr gelangweilt! Teilweise fand ich sogar Gefallen an der Musik. Ob das allerdings nur eine gestrige Erscheinung war, die vielleicht aufgrund dieses Threads bewirkt wurde, weiß ich nicht.
    Gespannt bin ich auf die nächsten Male, wenn sich der Silberling wieder dreht.


    Vielleicht solltest du es auch noch einmal probieren???


    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • hallo, nun einmal eine erste lanze für den genialen chausson ...


    es ist unglaublich schade, daß er in der allgemeinheit und wohl auch hier nicht seiner immensen bedeutung geschätzt wird. doch, ich halte 'zugute', daß es mir bei der ersten auseinandersetzung ähnlich ging.


    von langeweile bis mittelmäßig, von ganz nett bis interessant waren meine ersten einschätzungen und gefühle. aber dann von einem tag auf den anderen: hat es mich mit haut und haaren gepackt. ich wurde süchtig und entdeckte den großen komponisten für mich. es gibt einfach kein schlechtes werk von ihm :jubel:


    ich bitte also nochmals um eine chance für ihn. genau anhören, nicht als hintergrundsmusik verwenden (falls das überhaupt jemand hier macht).
    es ist musik, die mit der man sich erst einmal beschäftigen muß. dann erst spannt sie ihre flügel aus und trägt einem in wahrhaft himmlische bereiche.


    le poème für violine und insbesondere 'le poème de l'amour et de la mer', das concert für klavier und streichquartett, die lieder, die oper (allein die erste szene ... wenn die niemanden mitreißt...) und auch die symphonie gehören für mich zum SCHÖNSTEN, was je geschrieben wurde.


    das poème de l'amour ist für mich vielleicht das SCHÖNSTE werk überhaupt. :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    diese unglaubiche melancholie, die wunderbaren melodien, die harmonik, die perfekte einpassung der singstimme in das orchester: einfach grandios. zum einen abschiedsstimmung, zum anderen trost. eine einzigartige feier des schönen und der schönheit. das ist für mich fast 'sterbe-musik'. für mich die letzte zuflucht, wenn gar nichts mehr hilft. ein asyl, eine oase der rettung.
    entschuldigung für das pathos, aber ich empfinde es wirklich so.


    dies als erste einschätzung aus dem nüchternen büroalltag ... ich hoffe, wenigstens die lanze angebrochen zu haben ... denn wenn es einer verdient, dann er :jubel:


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Mein Lieblingswerk von Chausson, Poeme de l´amour, mit einer zauberhafte Susan Graham:



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Dieser Thread hat mich veranlasst, meine Chausson-Platten einmal durchzuhören oder zumindest mal anzuspielen. Hier das Ergebnis:


    1) Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett, Aufnahme von Heifetz aus 1941 (aus der BMG Heifetz Collection, Vol. 5):


    Das Konzert finde ich seicht, es langweilt mich. Eine Weile interessant ist die interessante Besetzung (Violine, Klavier, Streichquartett), die schöne Klangfarben entstehen lässt. Leider ist die Tonqualität so schlecht, dass es zu einem wirklichen Genuss nicht kommt. Heifetz lässt dann und wann mal aufhorchen. Aber es wird sehr viel Zeit vergehen, bis ich diese CD wieder höre.


    2) Poème, für Violine und Orchester, op. 25, Aufnahmen von Heifetz (aus der oben bereits genannten "Showpieces"-CD) und von Oistrach (aus der Brilliant 10 CD-Box):


    Das Werk ist nur etwas für Freunde des schönen Geigentons. Tiefe, Bedeutung gar, hat es in meinen Ohren nicht. Oistrach gefällt mir besser als Heifetz. Der warme, volle Oistrach-Ton passt besser zum Stück.


    3) Poeme de l'amour et de la mer, op. 19, Chanson perpetuelle op. 37, 5 Lieder op. 2:



    Chausson hat eine Vielzahl von Liedern geschaffen. Jessye Norman erweist sich als ihre Meisterin. Ich gestehe: Ich hatte eine Zeit, da war ich in Jessye Normans Stimme verliebt. Normans auch noch in der Höhe volle, reich und klar flutende Sopran ist unbeschreiblich schön. Diese Lieder, von Norman gesungen, sind ein Hochgenuss. Wer wie ich die Stimme von Norman mag, aber diese CD noch nicht hat, erhält hiermit einen Kaufbefehl. Jedes, aber auch wirklich jedes Mal wenn ich die Lieder gehört habe und es nach dem letzten Lied still ist, greife ich zur Fernbedienung, weil ich einfach nicht will, dass es zu Ende ist. Interessant übrigens, dass Chausson in dem Stück "Chanson perpétuelle, op. 37" wie bereits im Violinkonzert ebenfalls als Begleitung Klavier und Streichquartett vorsieht. Mich führte der Vergleich zu der Frage, ob ich für diese CD möglicherweise nur deshalb so schwärme, weil mich Normans Stimme deutlich mehr berührt als Heifetz Geige. Bezeichnend vielleicht, dass die CD bei mir im Regal nicht unter Chausson steht, sondern bei den Sängern unter Norman. Poème de l´amour et de la mer, op. 19, ist übrigens ebenfalls herausragend gelungen.


    Abschließend kann man vielleicht bildlich sagen: Für wen es eine schöne Vorstellung ist, sich langsam im Sommerschein von Rosenblüten zuregnen zu lassen, für den ist Chausson wahrscheinlich der richtige Komponist.


    Thomas

  • Zitat

    Original von ThomasNorderstedt
    Dieser Thread hat mich veranlasst, meine Chausson-Platten einmal durchzuhören oder zumindest mal anzuspielen. Hier das Ergebnis:


    1) Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett, Aufnahme von Heifetz aus 1941 (aus der BMG Heifetz Collection, Vol. 5):


    Das Konzert finde ich seicht, es langweilt mich. Eine Weile interessant ist die interessante Besetzung (Violine, Klavier, Streichquartett), die schöne Klangfarben entstehen lässt. Leider ist die Tonqualität so schlecht, dass es zu einem wirklichen Genuss nicht kommt. Heifetz lässt dann und wann mal aufhorchen. Aber es wird sehr viel Zeit vergehen, bis ich diese CD wieder höre.


    Ich habe das Konzert unlängst in einer Version für Violine, Klavier und kleines Streichorchester erstanden. (Label: Calliope, Orchestre d'Auvergne)


    In dieser Fassung gefällt es mir sehr gut. Über den Streichern, die natürlich breiter als das ursprüngliche Quartett auftreten, aber dennoch nicht viel von der kammermusikalischen, intimen Atmosphäre nehmen, brillieren Violine und Klavier mehr als in der sechsstimmigen Fassung. Gerade im letzten Satz sind die ineinander verschlungenen Linien der Solisten eine wahre Freude! Mir gefällt, wie Chausson über die vier Sätze die gleichen Motive immer wieder auftauchen lässt, allerdings in unterschiedlichen Tempi und Stimmungen, mal in den solistischen Stimmen, dann wieder in der Begleitung. So klingt es für mich nach einem abgeschlossenen, runden Werk.


    LG
    B.


  • ?( ich kann kaum glauben, was ich da lese ... für mich sind das zwei geniale werke ... einfach mal hinhören ... :stumm: :angel:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Klingsor,


    verstehen kann ich die umfassende Ablehnung Chaussons auch nicht. Bei der Bewertung seiner Sinfonie B-Dur op.20 hört man z.B. immer wieder - ähnlich wie im Falle César Francks - geringschätzende Urteile. Rückwärtiges Denken als Reaktion auf Wagners Neue Deutsche Schule oder ähnliches urteilen häufig das Bemühen, französisches sinfonisches Schaffen zu etablieren, ab. Und dass man höre, dass es keine französische sinfonische Tradition gebe, auf die aufgebaut werde. Wobei mir - spontan und ohne langes Grübeln - im Gegensatz zu England oder Italien immerhin Onslow oder Saint-Saens einfallen.


    LG
    B.

  • Hallo, miteinander!


    Chaussons "Poème", das ich schon oft gehört habe, empfinde ich mittlerweile tatsächlich als zu sentimental, und würde dieses oft zu hörende Werturteil bestätigen.


    Das Konzert, op. 21, schätze ich dagegen ähnlich wie die späte Kammermusik von Fauré als gleichermaßen kraftvolles und doch impressionistisch geprägtes Meisterwerk mit einem prachtvollen Hauptthema im Kopfsatz und einer mich nie langweilenden weiteren strukturellen, melodischen und harmonischen Entwicklung.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo Chausson-Freunde,


    nachdem klingsor sich so begeisternd über Chausson und bestimmte Werke geäußert hatte wollt ich eigendlich nichts mehr dazu schreiben.


    Er hat eben eine Narren an dem Komponisten gefressen und sich offenbar intensiv mit ihm auseinandergesetzt. Das muß man akzeptieren, das kann man nachvollziehen.
    Ich schätze auch den Komponisten Franz Liszt seit frühester Jugend, der ansonsten hier im Forum auch weitestgehend nicht beliebt ist.


    Nachdem Uranus u.a. nach meinem Beitrag von 02/2006 für die Sinfonie op.20 die Jordan-Aufnahme (APEX) empfohlen hatte, kaufte ich mir diese CD und empfinde inzwischen auch weitaus mehr für das Werk und den Komponisten.
    Auch Viviane op.5, ein sinfonisches Gedicht nach der Legende von König Arturs Tafelrunde ist ein beachtliches Werk, das volle Beachtung verdient.



    Symphonie op. 20
    Viviane op. 5

    Basel SO, Jordan
    Label: Apex , DDD, 85


    Auf dieser CD fehlt ja nun im das Werk
    Poeme für Violine und Orchester, op25, das auf der genannten NAXOS-CD mit Kaltenbach vohanden ist.
    Ich habe mir dieses Werk nochmal genau angehört und auch "hingehört".
    Ich überlege ob ich die NAXOS-CD überhaupt (wegen dem Poeme) behalten muß, denn ich kann mich den Ausführungen von WolfgangZ und Thomas Norderstedt anschließen.
    :wacky: Dieser vorherschend sentimentale Geigenton liegt mir rein geschmacklich gar nicht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    auch ich besitze die von Radagast im zweiten dieser Beiträge vorgestellte Aufnahme des Konzerts für Violine, Klavier und Streichquartett, nämlich mit Itzahak Perlman, Jorge Bolet sowie dem Juilliard Quartett. Übrigens eine musikalisch sehr deutliche und lebendige Einspielung. Dies ist aber auch das einzige Werk dieses Komponisten, das ich einigermaßen gut kenne.


    Wenngleich meine Begeisterung für diese Musik nicht ganz so extrem ausfällt wie für Radagast, ist sie dennoch in Ansätzen vorhanden. Das Werk ist sehr emotional, ohne dass bei mir das Gefühl aufkommt, Programmusik zu sein. Die Musik atmet sehr, sie ist kraftvoll und in sich stimmig, geheimnisvoll und weit. Ich habe aber nie das Gefühl, dass es irgendwo durch Unwichtigkeiten in die Länge gezogen wurde, obschon es ja durchaus über 35 Minuten dauert.


    Interessant ist, wie oben gesagt, die Besetzung und, noch mehr, der Umgang damit. Chausson teilt diese nach meinen Empfindungen in drei klar umrissene "Gruppen" auf: die Solovioline, das Klavier und das Streichquartett. Besonders die 4 Streicher der Quartettformation spielen fast immer akkordisch als Einheit zusammen, was wie Klangwolken wirkt. Sie erscheinen plötzlich, manchmal nur für wenige Töne oder Takte, und verschwinden wieder. Die gelegentlichen und bruchstückhaften Einsätze des Streichquartetts erinnern mich ein wenig an die sparsamen Einsätze des Orchesters im Klavierkonzert Chopins. Aprospos Chopin: Das Chaussonkonzert erinnert mich gleichermaßen an Debussy / Franck wie auch von seiner Atmosphäre und Stimmung her an Chopin; eine interessante Mischung.


    Es gibt auch Dinge in dem Stück, die ich nicht ganz so sehr mag wie dauernde Arpeggien und andere Läufe des Klaviers als Begleitung der Violine im ersten Satz; das nervt auf Dauer etwas. Auch die ständige Wechsel der Klangfarben durch Wechsel der Instrumentengruppen kann auf Dauer etwas anstrengen; naja, ich bin mir da noch nicht so sicher. Aber interessant ist es allemal.


    Zu dem Gesamtinhalt und -verlauf kann ich nichts Wesentliches sagen. So richtig ist mir der Verlauf noch nicht klar. Es sind eher das Gesamtgefühl sowie der oberflächliche Eindruck, die mir ganz gut gefallen. Wie ich vermute, dürfte der zweite Satz hier allgemein ganz gut ankommen.


    Jetzt bin ich, ohne es zu wollen, etwas zu weit in die musikalischen Empfindungen gegangen, obwohl es sich hier lediglich um einen allgemeinen Faden über den Komponisten handelt.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Das "Poème" ist sicher kein schlechtes Werk, jedoch ist ihm eine gewisse oberflächliche Schönheit zu eigen, m.a.W.: man kann sich recht leicht daran satt hören.


    Wesentlich besser geeignet, um diesen wunderbaren Komponisten für sich zu entdecken, sind in meinen Augen das traumhaft schöne "Poème de l'amour et de la Mer" (nichts gegen die grandiose Jessye Norman-Aufnahme, aber ich hatte das Glück, Susan Graham live damit zu hören :jubel:), die herrliche Sinfonie B-dur und das Konzert für Klavier, Violine und SQ.


    Darüber hinaus gefällt mir auch das frühe Klaviertrio g-moll op. 3 außerordentlich gut. Bei diesem Werk des jungen Chausson ist es interessant, wie sich seine prägenden Einflüsse in seiner Musik niederschlagen: Tristan-Anklänge im berückend schönen langsamen Satz ("Wagnerisme") und andererseits der strenge Klassizismus seines Lehrers César Franck. Für kleines Geld gips schon eine tolle Aufnahme mit den Wanderern, die auch mit dem meisterhaften Ravel-Trio brillieren:




    Salve,


    Cassiodor :hello:

  • Zitat

    Original von Cassiodor
    Für kleines Geld gips schon eine tolle Aufnahme mit den Wanderern, die auch mit dem meisterhaften Ravel-Trio brillieren:



    Diese Empfehlung kann ich nur wärmstens unterstreichen: Die CD habe ich kürzlich erworben. Es ist, einfach gesagt, wunderschöne Kammermusik, wunderschön musiziert.


    Ein heißer Chausson-Tip (mit Dank an Edwin Baumgartner) ist auch dieses:



    Mit welcher Glut und Intensität Pierre Monteux hier mit der San Francisco Symphony Chaussons Symphonie op. 20 präsentiert, finde ich höchst beeindruckend, das tröstet locker über die zeitbedingt bescheidene Aufnahmequalität hinweg (aufg. 1950).

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  • Einen netten Abend allen Weltbewohnern da draußen.


    Meine erste Begegnung mit Chausson fand vor ein paar Tagen eher zufällig statt, als ich - zum Vergleichhören des Klavierquintetts von Franck - folgende CD:



    hörte.


    Ich kenne keines der bisher hier besprochenen Werke, bin aber vollkommen begeistert von diesem Streichquartett, das Chausson im letzten Satz nicht volenden konnte, da er ja unbedingt mit dem Fahrrad durch die Gegend fahren mußte :stumm:. Diesen Satz, mit dem schönen Namen: Gaiement et trop vite, stellte Vincent d´Indy dann fertig.


    - Aufwühlende, faszinierende und schöne Musik ist das, und der zweite Satz (Très calme) - immer in sanfter Nähe zur Resignation, sie aber nie berührend (aus Scham?) - gehört zum Schönsten seit langer Zeit, was an Musik auf mich zukam. - Ich wundere mich ein bißchen, daß dieses Quartett hier noch nicht erwähnt wurde.


    Es würde mich sehr freuen Erfahrungswerte anderer lesen zu dürfen, auch von Interpretationsempfehlungen wäre ich sehr angetan - das ABQ scheint dieses Werk ja leider nicht aufgenommen zu haben . . .


    Gruß aus dem feuchten Wien.


    Bernhard

  • Ich weiß nicht mehr genau, wie ich auf Chausson stieß - kann gut sein, daß es hier im Forum war - aber in meiner frankophilen Phase letzten Sommer blieben auch einige CDs mit Werken Chaussons in meiner Sammlung hängen:




    Bis jetzt hat es mir auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht - aber zum tieferen Studium dieser Aufmerksamkeit erheischenden Musik bin ich leider noch nicht gekommen. Ich weiß nur noch, daß ich Eduardo Matas Aufnahme der Symphonie fantastisch fand (wie eigentlich alles von ihm).


    Oben auf den Hörstapel damit!

  • Hallo Bernhard,


    Zitat

    Original von Maldoror
    Ich kenne keines der bisher hier besprochenen Werke, bin aber vollkommen begeistert von diesem Streichquartett, das Chausson im letzten Satz nicht volenden konnte, da er ja unbedingt mit dem Fahrrad durch die Gegend fahren mußte :stumm:. Diesen Satz, mit dem schönen Namen: Gaiement et trop vite, stellte Vincent d´Indy dann fertig.


    - Aufwühlende, faszinierende und schöne Musik ist das, und der zweite Satz (Très calme) - immer in sanfter Nähe zur Resignation, sie aber nie berührend (aus Scham?) - gehört zum Schönsten seit langer Zeit, was an Musik auf mich zukam. - Ich wundere mich ein bißchen, daß dieses Quartett hier noch nicht erwähnt wurde.


    Es würde mich sehr freuen Erfahrungswerte anderer lesen zu dürfen, auch von Interpretationsempfehlungen wäre ich sehr angetan - das ABQ scheint dieses Werk ja leider nicht aufgenommen zu haben . . .


    ich habe das Streichquartett auch durch die Naxos-CD kennengelernt. Die Aufnahme (auch des Franck-Quintetts) halte ich für sehr gelungen.
    Das Streichquartett selbst hat auch mich beeindruckt. Von den französischen Streichquartetten, die ich kenne, schätze ich es nach dem von Debussy am meisten. Das Werk sollte bekannter sein!
    Dir empfehle ich, als nächstes von Chausson das Sextett für Klavier, Violine und Streichquartett kennenzulernen - auch ein kammermusikalisches Schmuckstück des Franzosen.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius,


    danke für Deinen Hinweis; dass Sextett würde mich wirklich interessieren, aber auf die Schnelle habe ich keine Aufnahme gefunden - welche besitzt Du?


    -


    Die Naxos-Aufnahme des Quartetts scheint mir auch nicht schlecht zu sein, aber beim Franck-Quintett ist mir folgende Aufnahme näher:



    Quatuor Muir, Jean-Philippe Collard - ist 1983 aufgenommen worden und die Tonqualität ist nicht besonders gut, aber die Interpretation gefällt mir trotzdem besser, obwohl ich auch die Ludwig-Aufnahme mit Levinas nicht schlecht finde.


    Liebe Grüße aus dem immer feuchteren Wien.


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Cassiodor
    Das "Poème" ist sicher kein schlechtes Werk, jedoch ist ihm eine gewisse oberflächliche Schönheit zu eigen, m.a.W.: man kann sich recht leicht daran satt hören.


    ich finde es nachwievor eines der schönsten werke überhaupt. eine wunderbare melancholie und eine traurigkeit liegen dem werk inne - ein zauber, der auf geheimnisvolle art zu trösten vermag.


    EINFACH NUR WUNDERBAR :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Bernhard,


    Zitat

    Original von Maldoror
    danke für Deinen Hinweis; dass Sextett würde mich wirklich interessieren, aber auf die Schnelle habe ich keine Aufnahme gefunden - welche besitzt Du?


    das Klaviersextett hat den offiziellen Titel "Konzert für Klavier, Violine und Streichquartett". Radagast beschreibt es im zweiten Beitrag in diesem thread. Ich habe folgende Aufnahme:



    Wenn Du "chausson konzert" in die JPC-Classic-Suche eingibst, bekommst Du einige Aufnahmen angezeigt.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius,


    habe mich heute informiert und bin dann auch zu dem Konzert gekommen und morgen werde ich mich auf die Suche nach einer Aufnahme machen.


    Vielen Dank für die Information.


    Liebe Grüße


    Bernhard

  • Liebe Chausson-Freunde,


    bei Cassiodor läuft seit Wochen nahezu täglich ein kurzes kleines Stück Musik, das eine wahre Perle der spätromantischen französischen Kammermusik ist und eine unwirklich schöne, zauberhafte Stimmung verbreitet: Die Pièce op. 39 in C-dur für Cello und Klavier, entstanden als "Spätwerk" des Meisters im Jahr 1897. Musik zum Dahinschmelzen! Im Tonfall erinnert das Stück sehr an das wunderschöne Lied "Claire de Lune" von Gabriel Fauré. Das Vorherrschen von 5/4 bzw. 7/4-Takt führt zu einem sanft wiegenden Rhythmus.


    Cassiodor besitzt die sehr schwelgerische Aufnahme von Truls Mork und Hakan Austbo. Etwas straffer und nüchterner ist der Ansatz von Pascal Devoyon und Gary Hoffman.


    Bei itunes steht die Pièce op. 39 in verschiedenen Aufnahmen auch zum Runterlad zur Verfügung.


    Es existiert auch eine Fassung für Viola und Harfe.


    Salve,


    Cassiodor :hello:

  • Zitat

    WolfgangZ: Deine Fahrrad-Landrat-Signatur passt wohl nirgendwo besser hin als in einen Thread über Chausson


    Hallo, Cassiodor!


    Ja, diese moralische Komponente habe ich ganz übersehen. Der Spruch stammt, fürchte ich, von mir selber und aus meiner Jugendzeit Es ist eine schöne Erinnerung. ;)


    PS: Das Klavierquartett wäre eine Kaufidee! :yes:


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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