Ich will kein eigenes Kino-Unterforum lostreten, aber ich möchte mich doch hier über diesen Film unterhalten. Zudem er gewisse Dinge mit "unserer" Musik zu tun hat.
Vorweg: Ich will nicht ausdrücklich dazu auffordern, daß Ihr Euch den Film wegen mir anseht, da ich durchaus erwarte, daß er vielen nicht gefallen wird, zudem muß man Filme mit einer "düsteren Aussage" mögen.
Es ist nämlich so: Da gibt es diesen gewissen Tennislehrer. Er war ambitioniert genug, um sich im zweistelligen Bereich der Weltrangliste aufzuhalten, aber er hatte keine Lust mehr auf den Tennis-Circus. So wurde er Tennislehrer in einem Club für reiche Engländer. Dort lernte er seinen zukünftigen Schwager kennen. Er konnte sich zutritt zu seiner Familie verschaffen, weil er die Oper liebte, genau wie seine zukünftige Schwieger-Familie. Man amüsierte sich in Covent Garden, er laß Dostojewskis "Schuld und Sühne". Alles gebildete, kunstsinnige, wohlerzogene Leute. Er heiratet in die Familie ein, seine Frau ist sogar durchaus "sexy" und sehr symphatisch, es gäbe keine Probleme. Doch es kommt natürlich, wie es kommen muß, da gibt es noch diese Amerikanerin, die natürlich noch viel mehr sexy ist. Ein Kind wird gezeugt. Er befindet sich in der Zwickmühle. Er fordert von der Freundin (reines sexuelles Freizeitvergnügen?), daß sie abtreiben soll. Sie will nicht. Nun hat er sich zu entscheiden zwischen der armen, beruflich erfolglosen Freundin und dem gemachten Nest.
Nun, er greift zur Schrotflinte und erschiesst die Freundin. Das "Glück" verhilft ihm dazu, daß er vollkommen ungeschoren aus dieser kriminellen Affaire herauskommt und sich weiterhin ins gemachte Nest setzten kann. Soweit in viel zu groben Zügen die Handlung.
Da gibt es noch viel Motive und Bilder, die zu erwähnen wären. Doch es ist spät und dazu ein andermal.
Der springende Punkt ist also, daß hier gegen das ungeschriebene, scheinheilige Gesetz des Hollywoodkinos verstossen wird, nämlich, daß der "Böse" nicht bestraft wird. (wie es mit der "Reue" aussieht, kann man nicht genau sagen...) Ähnlich ging es auch schon in Woody Allens Film "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" zu, nur ist match point noch düsterer. Von der (Film-) Ästhetik her scheint mir dieser Film (match point, aber auch "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" und "Hannah und ihre Schwestern") einer von Allens stärksten leistungen zu sein.
Daß in match point wie gesagt, SCHEINBAR (!?) gegen eine gewisse (Kino-) Moral verstossen wurde, sorgte für einigen Unmut bei einer Zuschauerin, die sich empörte über diesen (offensichtlich verstörenden ?) Film...
Das musikalische Leitmotiv des Films ist die Arie "una furtiva lagrima", gesungen von Caruso in einer ur-uralten Aufnahme (auch dafür meinen herzlichen Dank an Woody Allen!), in der Mordszene wird die Entsprechung aus Verdis Otello als Musik verwendet.
Zu guter letzt noch ein Argument, warum ich diesen Thread hier startete: Ich besuchte den Film mit zwei (bzw. drei, also waren wir insgesamt zu viert) lieben Menschen, die ebenfalls verdiente Tamino-Mitglieder sind.
Wie steht Ihr zu DIESEM Film ? (bitte vorerst nicht die übliche Woody-Allen-Schelte lostreten, in der das Privatleben des Regisseurs mit seinen Filmen allzu moralisierend in Verbindung gebracht wird)