Charles Gounod: Cäcilienmesse

  • Hallo zusammen,


    ich habe nun schon mehmals anläßlich meiner Bayernurlaube die Cäcilienmesse von Ch.Gounod in der Kirche gehört.
    Das Werk gefällt mir ausgesprochen gut,sodaß ich eine CD oder DVD davon kaufen möchte.
    Kann ich von euch Vorschläge über Aufnahme(n) bekommen?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo,


    habe mal die Aufnahme mit John Barbirolli gehört, die ich sehr schön fand, unter anderem einer meiner Favoriten, Franz Crass als Basssolist. Gibts günstig in der EMI-Nipper-Collection.


    Sonst kenne ich keine andere Aufnahme, gespielt hab ich als bayrischer Musiker das Stück natürlich schon oft genug :D


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Danke,Pianoflo,für deine Tipps.Besonders in Bayern scheint das Werk sehr beliebt zu sein.In Bad Wiessee hat Chor und Kurorchester einen unvergeßlichen Eindruck bei mir hinterlassen.Und in der Kirche von Waltenhofen am Forggensee wurde die Messe mal zu Pfingsten aufgeführt,was ebenfalls sehr feierlich war.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • hallo, pianoflo, die barbirolli-aufnhame war mir unbekannt. verwechselst du sie nicht mit der hartemann-aufnahme bei der emi mit crass? oder sang der das zweimal ein?


    ich habe folgende aufnahme des schönen werkes:


    markevtich bei der dg mit seefried, stolze, uhde (hier ist auch der letzte satz, das domine salvam vollständig, das von 'über-demokraten' zumeist gekürzt wurde, da es das lob an die kirche, das militär und kaiser napoleon III. enthält; dadurch wird dem satz leider ein gewaltiger höhepunkt und abschlkuß geraubt.


    daneben gibt oder gab es die o.e. aufnhame mit hartemann und der lorengar (ziemlich glatt)


    ps: ich glaube, es müßte auch noch eine mit der hendricks (unter plasson) bei der emi gegeben haben, bin mir aber icht sicher.


    viele grüße

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Jörg, ich wollte jetzt fast behaupten, daß ich eine Barbirolli-Caecilienmesse habe, was jedoch falsch wäre, da es folgende Einspielung von Hartemann ist, die ich flasch mental abspeicherte...


  • :stumm:


    verwechselt, aber ihr habt natürlich recht, Crass singt unter Hartemann, Barbirolli dirigiert die Petite Symphonie


    Trotzdem war es diese Cd, die ich hörte und gefiel


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Die Hartemann Aufnahme ist einfach himmlisch.


    Pilar Lorengar verfügt über eine Leichtigkeit in der Sopranpartie, Franz Crass singt mit noblem Baß und wer das "Sanctus" von Heinz Hoppe gehört hat, kann einfach keine andere Aufnahme mehr hören. :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

  • Hm,
    bin ich der einzige, dem das Werk eher mißfällt als gefällt?
    Geistliche Musik stelle ich mir so nicht vor. Das klingt für mich reichlich profan und - man möge mich nicht zu arg steinigen - die musikalische Qualität vermisse ich auch... :untertauch: (bin sonst von französichen Messen von Dufay bis Durufle durchaus angetan)


    Viele Grüße,
    Pius.



  • Nun habe ich doch den Thread gefunden, der sich mit der Cäcilienmesse Charles Gounod befasst. Es ist interessant, mal eine Messe zu hören, die doch in einigen Dingen erheblich von unserem geläufigen Ordinarium abweicht:

    Kyrie - Gloria - Credo -Sanctus/Benedictus - Agnus Dei


    Zu diesem Behuf musste ich mich etwas schlau machen, da diese CD dem Low Budget entspringt und mit Informationen äußerst knauserig ist. Angeschafft habe ich mir die Aufnahme, indem ich durch den Franz-Crass-Thread angeregt wurde, nach weiteren Aufnahmen zu suchen, und als ich sah, dass auch noch Pilar Lorengar und ein Tenor meiner Jugend, Heinz Hoppe, mitsangen, war es um mich geschehen. Heute nun ist die CD gekommen, und ich habe zuerst die Cäcilienmesse gehört, weil ich sie noch nicht kannte. Hinterher noch etwas über die Deutsche Messe von Schubert unterzubringen, wird mir da schon leichter fallen, und da weiß ich auch schon Einiges drüber.
    Diese Aufnahme ist ein Klangfest, erstklassig dargeboten von den bereits erwähnten Solisten, sowie den Choeurs René Duclos und dem Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire unter Jean-Claude Hartemann. Dss Orchester ist sehr groß, romantisch halt und die solchermaßen dargebotene Musik entfaltet eine ungeheure Wirkung. Der bei der Uraufführung auf Cäcilia, dem 22. November 1865 auch anwesende Camille Saint Saens schrieb:


    "Die Aufführung der Cäcilienmesse rief eine Art Benommenheit hervor. Diese Einfachheit, diese Größe, dieses reine Licht, das sich über die Musikwelt wie eine Dämmerung breitete, setzte die Leute sehr in Erstaunen. Man fühlte, dass hier ein Genie tätig gewesen war ... glänzende Strahlen gingen von dieser Messe aus ... zunächst war man geblendet, dann berauscht und schließlich überwältigt."
    Mir fiel beim Hören sofort auf, dass Gounod im Gloria hinter dem "miserere nobis" ein Domine Jesu" einfügte (wie es in Wikipedia heißt, um die Eindringlichkeit der Bitte zu unterstreichen).


    Im Agnus Dei folgt nach der gleichen Textstelle "miserere nobis" ein wesentlich größerer Einschub, den wir im deutschen Ordinarium als von der Gemeinde gesprochenen Antworttext kennen:
    " Domine, non sum dignus ut intres sub tectum meum, sed tantum dic verbo, et sanabitur anima mea= Herr. ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund".


    Das Gloria wird durch eine von vielen uns bekannten Glorias völlig abweichende zarte, zurückhaltende, fast meditative Weise eingeleitet und stimmt erst mit der Textstelle "Laudamus te" in das lautstarke Gotteslob ein.


    Zwischen Credo und Sanctus folgt zum Offertorium ein kurzer Instrumentalsatz.


    Das Sanctus wird von einem feierlichen Solo des Tenors eröffnet, den Heinz Hoppe mit seinem kräftigen, strahlenden Tenor ergreifend vorträgt, und in der Wiederholung des Textes steigert sich der Chor zu einem unglaublichen, himmelansteigenden Hymnus, der zum Schönsten gehört, was ich je an Sanctus-Gesängen gehört habe.
    Das Benedictus trägt der herrliche Sopran Pilar Lorengars in einer ganz einfachen Melodie im p bis mp vor, nicht weniger ergreifend, und die Wirkung wird noch gesteigert, indem der Chor es ebenso wiederholt bis zum wiederum ff vorgetragenen hymnischen "Hosanna in excelsis". Auch dieses Benedictus möchte ich spontan zu den Schönsten rechnen, die ich kenne.


    Die eingeschobene Textsequenz im Agnus Dei wird zunächst vom Solotenor vorgetragen und nach der Wiederholung durch den Chor zum zweiten Mal vom Solosopran gesungen, worauf wieder das Agnus Dei durch den Chor folgt, abgeschlossen durch ein dreifaches Amen.


    Eine weitere Besonderheit sind diie sich anschließenden Fürbitten "Domine Salvam", die sich einmal auf die Kirche beziehen (Prière de l'Église) "Herr, segne unsere Kirche"), dann auf die Armée (Prière de l'Armée) ("Herr segne usnere Armee") und drittens auf die Nation (Prière de la Nation) (Herr segne unser Volk").
    Diese drei unterschiedlichen Fürbitten werden auch musikalisch unterschiedlich ausgedrückt. Die erste Fürbitte wird nach Orchestereinleitung vom Chor a capella gesungen, die zweite vom Männerchor unisono mit Blasinstrumenten und Schlaginstrumenten, und die dritte Fürbitte mit allen Musikern und Sängern. (siehe auch Wikipedia).


    Ich kann diese Messe wirklich empfehlen, natürlich nur all jenen, die durch hohe Sopran- oder Tenorlagen nicht abgeschreckt werden.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).