MARTÍN Y SOLER, Vicente [1754-1806]

  • Aus Anlass des 200. Todestages am 30. Januar 2006.



    Atanasio Martín Ignacio Vicente Tadeo Francisco Pelegrin y Soler wurde am 2. Mai 1754 als Sohn des Tenors Francisco Xavier Martín und der Magdalena Soler in Valencia geboren. Zu Lebzeiten wurde er in seiner spanischen Heimat lo Spagnuolo oder im italienisch sprechenden Ausland il Valenziano genannt. Auch bürgerte sich die Abkürzung Martini sehr bald ein, was heute zu Verwechslungen mit Padre Martini oder Jean Martini führt. Oft auch wurden Namen wie Vicente Martínez oder Ignaz Martini kreiert.


    Martín y Soler wurde Chorknabe an der Iglesia Mayor zu Valencia und ging später, warum ist unbekannt, nach Madrid. Hier zeigte er erstes kompositorisches Können durch die Aufführung einiger Arien und die Uraufführung [vermutlich] der Zarzuela La Madrileña. Um auf Padre Giovanni Battista Martini zurückzukommen: Bei ihm genoß er höchstwahrscheinlich ein abschließendes Musikstudium in Bologna beim Musik-Papst des 18. Jahrhunderts. Möglicher Weise ist der ihm zugeteilte Kosename Martini daher auch zugleich eine Hommage an Giovanni Battista Martini, der ihn ausbildete. Italien war dann auch Martín y Solers erstes „Opfer“: Hier führte er in Neapel 1779, 1780 und 1782 drei Opern, in Turin 1780 und 1783 zwei Opern, in Lucca 1781 eine, in Venedig 1782 und 1784 sowie in Parma 1784 und 1785 noch zwei Opern auf. Dann folgte er dem Ruf Josephs II. nach Wien, wo er sich 1785 niederließ. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit Lorenzo da Ponte stellte sogar sämtliche Opern Mozarts in den Schatten.



    Lorenzo da Ponte berichtet in seinen Memoiren:


    Um ihm sowohl wie der Gesandtin von Spanien angenehm zu sein, gedachte ich, einen Stoff aus der spanischen Geschichte zu wählen. Diese Idee gefiel Martini [sic!] und dem Kaiser ungemein, welchen letztern ich in das Geheimnis gezogen hatte und der mich mit seiner Billigung zu ermutigen geruhte. Ich begann demnach mehrere spanische Komödien zu lesen, um mich in den dramatischen Charakter dieser Nation hinein zu denken. Endlich fand ich ein Sujet, das mir völlig gefiel. Es war von Calderon und führte den Titel: Der Mond der Siera. Ich entwarf mein Stück; die Fabel davon war einfach: Bei einer Jagd in den Gebirgen verliebt sich der Infant von Spanien in eine Schäferin, die, tugendhaft und leidenschaftlich für einen Bergbewohner eingenommen, allen Verführungen des Prinzen widersteht. Ich gab ihm den Titel: ‚Una cosa rara oder Tugend und Schönheit’ […]. Der Maestro schrieb hierauf die Musik dazu. Ich hatte es so eingerichtet, dass die tüchtigsten Kräfte der Truppe in der Oper beschäftigt waren. Aber diese italienischen Sänger, ein allezeit unruhiger und schwer zu befriedigender Haufen, richteten schon ihre Erbärmlichkeiten gegen den Komponisten, bevor noch die Rollen verteilt waren […]. Nachdem die Rollen verteilt waren, brach der Sturm los: Der eine hatte zu viele Rezitative, der andere zu wenig; für diesen war die Tonlage zu hoch, für jenen lag sie zu tief. Ein dritter setzte nicht bei den Ensemblestücken ein, ein vierter sang viel zu viel […] kurz: das Stück wäre ein Meisterwerk, die Musik aber schwach und trivial. […] Am Abend der ersten Aufführung war das Haus zum Erdrücken voll, die Mehrzahl der Zuschauer war aber zum Auspfeifen geneigt. Man fand indessen gleich in den ersten Arien so viel Anmut, Liebreiz und Melodie in dieser Musik, so viel Unerwartetes und Interessantes im Dialog […]. Hierauf erfolgten nach einem Stillschweigen, wie man nie seinesgleichen bei einer anderen italienischen Oper gehört hat, so rasende Beifallsbezeigungen […]


    Mozarts Figaro war schnell von der Bühne gefegt. Da Ponte berichtet weiter:


    So zwischen dem Wein und Tokaj, dem Schnupftabak von Sevilla, der Klingel auf meinem Tische […] schrieb ich die erste Nacht für Mozart die beiden ersten Szenen des ‚Don Giovanni’, zwei Akte vom ‚Baum der Diana’ [Martín y Soler: L’arbore di Diana] und mehr als die Hälfte des ersten Aktes von Tarare [Salieri] […]. Der ‚Baum der Diana’ wurde zuerst aufgeführt: und er wurde ebenso glänzend wie ‚Cosa rara’ aufgenommen.


    Bereits 1788 folgte er dann dem Ruf der Zarin Katharina II. an den Hof von St. Petersburg: Hier sollte er zwei Opern komponieren. Der Erfolg verschaffte ihm einen Vierjahresvertrag als Ablöser von G. Sarti, den er auch neben Domenico Cimarosa erfüllte. Die Jahresgage betrug 3.000 Rubel und deckte damit die Komposition von Tafelmusiken, Opern, Staats- und Gelegenheitsmusiken ab. Zudem unterrichtete er die Schüler des kaiserlichen Theaters im Gesang.


    Nachdem der Vertrag ausgelaufen war, schloß er sich wieder Lorenzo da Ponte an und ging mit ihm nach London. Hier arbeitete er am Haymarket Theatre für Peter Salomon. Am 27. Januar 1795 wurde das Gemeinschaftswerk La Capricciosa Corretta uraufgeführt. Da Ponte: Taylor bestand auf ‚La Capricciosa Corretta’, denn auch er wurde von den Liebhabern guter Musik gezwungen, welche ihm versicherten, dass es nichts Besseres gäbe.


    Es kam offenbar zu einem Zerwürfnis mit Lorenzo da Ponte, so dass es Martín y Soler 1796 nach Smolna zurückzog, wo er bereits während der Ausübung seines kaiserlichen Amtes Lehrer an einer Erziehungsanstalt für adelige Knaben war. Dieser Aufgabe nahm er sich wieder an und starb am 30. Januar 1806 in St. Petersburg.


    Wolfgang Amadeus Mozart komponierte für die Wiener Aufführung des Il bubero di buon cuore am 9. November 1789 für Louise Villeneuve zwei Arien:


    „Chi sà, chi sà, qual sia“,Text von Lorenzo da Ponte, KV 582
    „Vado, ma dove? – oh Dei!“, Text von Lorenzo da Ponte, KV 583


    Opern:


    La Madrileña o Tutor burlato, Zarzuela [1776, Madrid]
    Ifigenia in Aulide, dramma per musica in 3 Akten [1779, Neapel]
    Ipermestra, dramma per musica in 3 Akten [1780, Neapel]
    Andromeda, dramma per musica in 3 Akten [1780, Turin]
    Astartea, dramma per musica in 3 Akten [1781, Lucca]
    Partenope, Componimento drammatico in 2 Akten [1782, Neapel]
    L’amor geloso, azione teatrale comica in 2 Akten [1782, Neapel]
    In amor ci vuol destrezza, opera buffa in 2 Akten [1782, Venedig]
    Vologeso, dramma per musica in 3 Akten [1783, Venedig]
    La Dora festeggiata, prologo serio [1783, Venedig]
    Le burle per amore, dramma giocoso per musica in 2 Akten [1784, Venedig]
    La vedora spiritosa, dramma giocoso per musica in 2 Akten [1785, Parma]
    Il bubero di buon core, dramma giocoso per musica in 2 Akten [1786, Wien]
    Una cosa rara, dramma giocoso per musica in 2 Akten [1786, Wien]
    L’arbore di Diana, dramma giocoso per musica in 2 Akten [1787, Wien]
    Gore bogatyr Kosometowitsch, komische Oper in 5 Akten [1789, St. Petersburg]
    Pesnoljubie, komische Oper in 3 Akten [1790, St. Petersburg]
    Il castello d’Atlante, dramma giocoso per musica in 3 Akten [1791, Desenzano]
    La capricciosa corretta, dramma giocoso per musica in 2 Akten [1795, London]
    Le nozze de’contadini spagnuoli, Intermezzo [1795, London]
    La festa dell villaggio, dramma giocoso per musica in 2 Akten [1798, St. Petersburg]


    Ballette:


    La bella Arsene [1779/80, Neapel]
    I ratti Sabini [1179/80, Neapel]
    La regina di Golconda [1781, Lucca]
    Cristiano II, [1782, Venedig]
    Aci e Galatea [1784, Parma]
    Didon abandonée [1792, St. Petersburg]
    L’Oracle [1793, St. Petersburg]
    Amour et Psyché [1793, St. Petersburg]
    Tancréde [1799, St. Petersburg]
    Le retour de Poliocréte [1799, St. Petersburg]


    Einspielungsempfehlungen:



    weitere:
    Ulli: Unverzichtbare Klassikaufnahmen

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Mozart, Haydn, Gluck, Gossec, Kraus, Paisiello und Salieri müssen etwas rücken, den dieser Komponist gehört ebenfalls auf die erste Bank!


    Durch Ulli lernte ich eine kurze Arie des Meisters kennen, was dazu führte, dass ich mir die ganze Oper anschaffte.


    Mit offenem Mund sog ich jede Minute dieser Komposition in mich ein.
    Warum ist Martín y Soler Heute so gut wie vergessen ?
    Dafür gibt es keine Rechtfertigung, denn er könnte mit seinen Opern auch heute noch Mozart den Rang streitig machen - aber vielleicht ist das genau der Grund (...)


    Bis jetzt habe ich nur diese Einspielung:



    Martín y Soler: La Capricciosa Coretta
    Les Talens Lyriques / Rousset


    Die Oper ist auf ein Libretto von Da Ponte komponiert.


    Ulli meinte ja, diese Oper sei eine Art Rache oder Persiflage auf Mozart - zumindest sind da "sehr unauffällige" Zitate eingebaut, aus dem Figaro, Cosi fan tutte und Don Giovanni - bis hin zur c-moll Messe.


    Das ganze ist einfach nur großartig, besonders angetan hat es mir die Arie / Polacca "La Donna"
    für mich eine der schönsten Arien des ganzen 18. Jahrhunderts die ich bisher gehört habe - ein Ohrwurm erster Güte.
    Mozart wäre grün vor Neid gewesen , dass ihm das nicht eingefallen ist.


    Jedenfalls ist diese Einspielung absolut großartig und ich bin fast versucht zu sagen: "Wenn jemand wissen will wie eine Oper von Mozart klingt, dann greife er zu Capricciosa Corretta..." :stumm:


    Als nächstes werde ich mir die "Cosa Rara" anschaffen :yes::yes::yes:
    Ich bin absolut begeistert !!

  • Zitat von Lullist

    Jedenfalls ist diese Einspielung absolut großartig und ich bin fast versucht zu sagen: "Wenn jemand wissen will wie eine Oper von Mozart klingt, dann greife er zu Capricciosa Corretta..." :stumm:


    Salut,


    das darfst Du ruhig sagen. Denn jemand, der nach Mozarts Tod quasi ein geniales Potpourri seiner drei da-Ponte-Opern auf einen [neuen] da-Ponte-Text schreibt, hat es verdient. "Potpourri" ist natürlich sehr kränkend für Martín y Soler - aber er wollte es offensichtlich ja so.


    Die "Bella Donna" ist wirklich die Favorit-Aria der ganzen Oper [neben dem aberwitzigen "non posso più resistere" aus dem Finale II] - nur niemand kapiert es. Auf jedenfall ist die Capricciosa Corretta die vierte da Ponte-Oper Mozarts und jedem Liebhaber dieser drei bekannten Opern Mozarts [Figaro/D.G./Cosí] uineingeschränkt zu empfehlen - zudem ist die Einspielung mit den Talen[t]s Lyriques grandios!


    Die Cosa [Così ;) ] ist eine etwas frühere Oper von Soler, über die auch da Ponte recht viel schrieb. Ich finde sie persönlich nicht ganz so gelungen, vor allem wegen dem "Bruch" zwischen den beiden Akten: Es liegt ein Jahr [ohne Handlung] dazwischen, was sich mir immer wie eine gewisse "Unvollkommenheit" aufdrängt. Allerdings wird Dich das Finale I mindestens ebenso begeistern, wie die gesamte Corretta - hieraus hat Mozart einen gewichtigen Teil für sein Don Giovanni-Finale entnommen [Leporello: "Bravi, 'Cosa rara' !!"]. Den Schuß im 2. Akt allerdings wirst Du erkennen... :D [Teatro la fenice :hello: ].


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    völlig untergegangen ist die Zarzuela La Madrileña, komponiert 1776 und zu Madrid uraufgeführt. Eine Art kurze Buffo-Opera, im Prinzip ein typisches Intermezzo, dafür aber fast wieder zu lang. Martín y Solers erster großer und durchschlagender Erfolg, auch bekannt als El tutor burlato, eine bekannte Geschichte...


    Violante: Olga Pitarch [Sopran]
    [Don] Pipo: Miquel Ramon [Bariton]
    Caballero [Don Lelio]: Antoni Aragón [Tenor]
    Menica: Patricia Llorens [Sopran]
    Fabricio: Santiago Santana [Bariton]
    Anselmo: Ricardo Sanjuan [Tenor]


    Capella de Ministres
    Carles Magraner


    Gesungen wird in der Originalsprache Spanisch. Das Werk besteht aus zwei Akten à ungefähr 35-40 Minuten Dauer. Zu Beginn steht ein Duett [Anselmo/Caballero], es folgen Arien, Cavatinen, ein weiteres Duett [Violante/Pipo] und insgesamt drei Quintette - bzw. vier, wenn man den Coro final mitzählt, der vom Ensemble [also nicht vom Chor] gesungen wird, allerdings nur ein Blitzfinale von 80 Sekunden Dauer ist... :rolleyes:


    Mithin ein kompaktes, reichhlatiges Opus!


    Es wird auf historischen Instrumenten gespielt - und das ganz vorzüglich. Mein Gott, was ist das wieder für ein berauschendes Finale des ersten Aktes! - und ganze 10 Minuten lang...


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Mit "Mozart" hat dies aber - im Vergleich zur Capriccioa Corretta - nichts zu tun. Eher würde ich so eine typische Paisiello-Kurzoper wie La Serva padrona zum Vergleich heranziehen und diese mit einer Prise Opera seria mixen.


    Viele Grüße
    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo!


    Von diesem komponisten gibt es etwas Brandneues!



    Vicente Martín y Soler [1754-1806]
    Una cosa rara
    Streichquartettfassung [anonym]


    Curteto de cuerda Manuel Canales


    Von wem diese Streichquartettfassung stammt, muß leider im Dunkeln bleiben. Eines aber ist gewiß: es war hier ein Meister am Werk!


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Die vier Stimmen sind derart perfekt gesetzt, dass die Fassung eigentlich nur vom Komponisten der Oper selbst stammen kann - oder ggfs. von einem gleichwertigen Tonsetzer, denn viele Fremdbearbeitungen [z.B. von Mozarts Don giovanni lassen ja zu Wünschen übrig]. Die Gesangsstimmen werden auf die vier Instrumente verteilt, so dass jedes Instrument im Verlauf "zu Wort" kommt. Ganz im Sinne eines Streichquartettes also!


    Zunächst dachte ich, diese Fassung ist sicher nichts für jene, welche die Oper im Original nicht kennen. Mittlerweile glaube ich aber das genaue Gegenteil: Jeder Streichquartettfreund wird seine Freude an dieser CD haben!


    Das Cuarteto de cuerda spielt mit satten und saftigen Tönen, die Auswahl der Musiknummern aus der Oper ist wunderbar abwechslungsreich. Natürlich fehlt nicht das grandiose Finale I, aus dem Mozart für seinen Don Giovanni abkupferte [er zitierte daraus bewußt, wie bekannt ist]. Allein deswegen schon lohnt sich diese CD!


    Einziger Makel des Albums: Die CD ist auf der letzten Umschlagseite [innen] eingeklemmt und lässt sich nur ganz schwer zum Buchinnern herauszerren [dem bin ich gleich mit einer separaten CD-Weichhülle entgegengetreten, die nun eingelegt ist].


    Viel Spaß beim Hören wünscht


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Lange Zeit war ich auf der Suche nach einer Gesamtaufnahme von "Una Cosa Rara"


    Unser großer Fluss bietet eine 3-er Box an zum Preis von schlappen 250 EUROS:



    Orchester: Le Concert des Nations
    Künstler: Maria Angeles Peters (Sopran), Montserrat Figueras (Sopran), Ernesto Palacio (Tenor), Stefano Palatchi (Baß), Gloria Fabuel (Sopran), et al.
    3 Audio CDs (1. Oktober 1991)


    Meine Aufnahme aus Orvieto 1999 mit Forte, Petroni, Dordolo, Stanisch, Auyanet – Andretta war da etwas preiswerter.


    Die "Madrilena" steht auf meiner Wunschliste übrigens ganz oben!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hm,


    ich dachte eigentlich, dass diese Einspielung direkt aus dem teatro la fenice stammt. Ein Blick ins Booklet bestätigt aber Deine Angaben! Jedoch spielen und singen Chor und Orchester des teatro. Der "Schuß" übrigens ist in diversen anderen Aufnahmen dieses Ensembles gleichtönend enthalten. Diese wunderbare Einspielung gab es lange Zeit bei jpc für läppsche 8 €, leider scheint sie jetzt gestrichen. :( Da kann Alfred froh sein, dass er im Sommer noch zugeschlagen hat.


    Besessene können das gute Stück bei amazon für 126,-- €ier erhalten.


    Die Einspielung, obschon live mit allem Schnickschnack, ist sicher sehr gut, aber nicht 126,- € wert.


    :hello:


    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Und dann natürlich diese CD:



    Sehr schöne Ouvertüren ganz ordentlich gespielt.


    Die Ouvertüre zu "una cosa rara" übertsrahlt alles. Zum Glück hat Herr Soler die Nachstellungen der Wiener Damenwelt nach dem Erfolg dieser Oper überlebt (und da Ponte auch!)


    und dann noch:



    Kaufen, Hören, Siegen (oder so ähnlich)


    Vivat!

    HERNEN

  • Zitat

    Original von Helge Faller
    Zum Glück hat Herr Soler die Nachstellungen der Wiener Damenwelt nach dem Erfolg dieser Oper überlebt (und da Ponte auch!)


    Hallo,


    auch wenn mir gerade Namenskorrekturen von höchster Stelle verboten wurden [oder gerade deswegen :D ]: Der Mann heiß mit Nachnamen Martín y Soler, mit Vornamen Vicente. Mit "Soler" muß Padre Soler gemeint sein. Aber das blickt der Alfred ja auch nicht...


    ;)


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Huiuiui!


    Ich hab dem armen Vicente nur die Hälfte gewährt. Hier meine Reaktion: :faint:


    Aber wurscht. Die Musik zählt. Bei jpc stand es unter "Martin i (!) Soler" drin. Und von den ganzen Wanhals / Vanhals, Filtz / Fils, Wranitzky / Vranicky will ich ja gar nicht reden.


    Hossa!

    HERNEN

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  • Salut,


    diese Falschschreibungen bei den Internetanbietern ätzen mich auch an! Zumal ja vermutlich die Gefahr besteht, daß man eine Aufnahme deswegen gar nicht finden kann!? Vielleicht sind sie ja aber auch nur eine Vorsichtsmaßnahme für nicht so begabte Besteller...


    Einigen wir uns doch im Falle von Martín y Soler auf "Martini", wie Lorenzo da Ponte ihn zärtlich nannte.


    :hello:


    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Im Teatro Real in Madrid hatte kürzlich Il burbero di buon core Premiere, Martín y Solers erste Oper für Wien auf ein Libretto von da Ponte (nach Vorlage von Goldoni). Unter den Sängern u.a. Véronique Gens und Carlos Chausson, für die Inszenierung zeichnet Irina Brook (Tochter von Peter Brook) verantwortlich, Christophe Rousset dirigiert das Orquesta Titular del Teatro Real, das zumindest teilweise auf historischen Instrumenten spielt.


    Dazu gibt's in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung eine Rezension von Reinhard J. Brembeck, die sowohl das Stück selbst wie auch (etwas verhaltener) die Interpretation positiv beurteilt. Leider ist der Artikel in der Online-Ausgabe nicht einsehbar.


    Die Aufführung wird laut Brembeck aufgezeichnet und soll als DVD erscheinen.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Die von Zwielicht genannte Aufnahme aus Madrid wurde auch vom spanischen Rundfunk übertragen. Das Deutschlandradio Kultur übernimmt diese Aufnahme und wird sie am 8. Dezember senden.


    08.12.2007 · 19:05 Uhr
    Der Griesgram mit dem guten Herzen
    Martin y Solers "Il burbero di buon core" aus Madrid


    Eine junge Frau, die ein luxuriöses Leben führt, ohne zu wissen, dass ihr Gatte kurz vor dem Ruin steht. Und dessen Onkel, der besorgt ist, weil für seine Nichte nichts mehr übrig bleibt. Kurzerhand will er sie mit seinem schon älteren Freund verkuppeln. Das Mädchen liebt allerdings einen jungen Mann, natürlich mittellos. Eine opernträchtige Ausgangssituation. Da es sich um ein Dramma giocoso handelt, geht am Ende alles gut aus - aber erst ganz am Ende.


    Beide Autoren, Lorenzo da Ponte und Martin y Soler, sind in erster Linie über Mozart im Gedächtnis geblieben. Da Ponte als der Librettist seiner Meisteropern und Martin y Soler als sein Rivale, was dessen Opernerfolge zu Lebzeiten anbetrifft. 1754 in Valencia geboren, komponierte Martin y Soler seine erste italienische Oper für Madrid. Dann war er an den Höfen von Neapel und Venedig tätig und kam 1785 nach Wien. Dort vertonte er gleich drei Libretti von Da Ponte und wurde mit seinen Opern bald in ganz Europa erfolgreich.


    "Il burbero di buon core" ist seine erste für Wien komponierte Oper und da Pontes zweites Libretto, das auf einer Komödie Goldonis basiert. Es war das Jahr 1786, in dem da Ponte auch den "Figaro" für Mozart schrieb und Martin y Soler noch "Una cosa rara" komponierte, die Mozart dann im "Don Giovanni" zitiert hat.


    Teatro Real Madrid
    Aufzeichnung vom 10.11.2007


    Vicente Martin y Soler
    "Il Burbero di buon cuore", Dramma giocosa in zwei Akten
    Libretto: Lorenzo da Ponte


    Elena de la Merced, Sopran - Angelica
    Véronique Gens, Sopran - Madama Lucilla
    Cecilia Díaz, Mezzosopran - Marina
    Saimir Purgi, Tenor - Giocondo
    Juan Francisco Gatell, Tenor, Valerio
    Luca Pisaroni, Bariton - Dorval
    Carlos Chausson, Bass - Ferramondo
    Josep Miquel Ramón, Bariton - Castagna
    Sinfonieorchester Madrid
    Leitung: Christophe Rousset

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Vicente Martín y Soler [1754-1806]
    IFIGENIA IN AULIDE


    IFIGENIA Olga Pitarch
    ACHILLE Betsabée Haas
    AGAMENNONE Leif Aruhn-Solén
    ULISSE Marina Pardo
    ARCADE Céline Ricci


    REAL COMPAÑÍA ÓPERA DE CÁMERA
    Juan Bautista Otero


    Hm,


    ein kurioses Werk, das da anlässlich des 200. Todesjahres Vicente Martín y Solers eingespielt wurde: Nicht nur, daß hier im Continuo seltsamer Weise eine Harfe mitspielt - der Harfe wird nebenbei auch solistisch in Arcades Arie Tranquilla è già l'onda ein ihr eigener Part zu Teil. Die 1778 auf ein Libretto von Luigi Serio komponierte und am 12. Januar 1779 im Teatro San Carlo, Neapel, uraufgeführte Opera Seria hat eigentlich lediglich Züge einer solchen - der ihr eigene und im Hinblick auf eine Opera Seria als Gattung deutliche Reichtum an süßen Melodien entrückt sie doch sehr diesem Genre in dieser Zeit. Die Arien sind zwar teils koloraturlastig, aber die Musik ist doch eher gefühlsbetont und haucht den Personen Leben ein. Stellenweise weist das Werk sogar Buffaeskes auf, beispielsweise im Finale I, in dem zudem Solistenunisoni vorkommen - ganz ungewöhnlich! Wahrlich zuletzt wartet das Werk mit einer Überraschung auf, die dem Genre gänzlich widerspricht: Die Oper endet nicht etwa gewohntermassen mit einem Schlußchor oder einem Solistenensemble, sondern mit einer Arie der Hauptdarstellerin, nach deren Endigung die Oper - Diana Ifigenia in einer Wolke davontragend - ein lyrisches Ende findet...


    Die Interpreten sind eigentlich durchweg sehr gut - etwas gespalten ist meine Meinung zu Olga Pitarch als Ifigenie - die Stimme ist irgendwo zwischen Klangschönheit und Gebell anzusiedeln. Beeindruckend und vibratoarm [staubtrocken] ist die Stimme von Céline Ricci, die hier Arcade verkörpert. Lediglich in den höheren Lagen kommt ein merkliches Vibrato hervor, das aber m. E. nur noch natürlich sein kann - und um so auffallender ist.


    Für einen warmen und ausgewogenen Klang sorgt das Ensemlbe unter Leitung von Juan Bautista Otero, besonders schöner Paukenklang in der Ouvertüre!


    Ifigenia in Aulide wurde zeitgleich mit Mozarts Idomeneo komponiert - und Mozart war Martín y Soler um sovieles voraus, obschon Martín hier überaus an dem Klischee der Seria geschraubt hat. Interessant, daß sich dann beide Komponisten durch die Zusammenarbeit mit Lorenzo da Ponte musikalisch treffen und beinahe verwechselbar werden.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Lieber Spezis, ich habe heute abend auf einer langen Autofahrt im belgischen Radio Klara Teile einer Opernübertragung aus Madrid gehört. Tolle Musik, herrlcihe Stimmen(u.A. Veronique Gens) und mein mozartliebender Gemahl wollte mirr einreden, das sei Mozart.
    Als echter Tamino wusste ich, dass das im Leben kein Mozart sein konnte und habe mit meinen ersten Tipps Haydn, Salieri oder Soler eine nette Wette gewonnen. :D
    Nun weiss ich aber, da der flämschen Sprache in Radiogeschwindigkeit nciht mächtig, immer noch nicht, WELCHE Oper das war, wohl aber, dass der Komponist wirklich Soler ist. Die Namen einiger Rollen habe ich auch verstanden und vielleicht kann jemand sich daraus etwas zusammenreimen und kennt die Oper?


    Angelica, Ferramundo, Marina, Valerio


    Da verliessen sie mich......


    Wir möchte unbedingt wissen, was das war ,denn es war wunderschön!!!!!
    Merci im Vorraus


    Fairy Queen

  • Guten Abend


    könnte es die Oper "Il burbero di buon cuore" sein ?


    "Die Geschichte der heiteren Oper führt in das Haus des „gutmütigen Griesgrams“ Ferramondo, bei dem auch dessen Neffe Giocondo und die Nichte Angelica leben. Angelica soll heiraten, aber Giocondos Gattin Lucilla hat die ganze Mitgift verprasst. Am besten also, Angelica fände einen reichen Ehemann... "


    Außerdem spielt da noch Valerio, Angelicas Geliebter, mit :D


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Liebe Fairy,


    Bernhard hat recht - schau mal hier:


    Heute im Radio


    Und dank tatkräftiger Hilfe fand ich auf radio.klara.be die Bestätigung, dass dieser Sender die genannte Aufzeichnung heute ausstrahlte.


    Irgendwo auf meiner Festplatte muss auch noch der Radiomitschnitt sein....



    LG, Elisabeth

  • Ihr Lieben, so allmählich weiss ich ja, dass Taminos in allen Lebenslagen Rat und Hilfe wissen, aber ihr setzt mich trotzdem mit eurer rasanten Findigkeit immer wieder in Erstaunen! 8o
    Danke für diese Informationen! Gibt es zu dieser Oper oder den Opern des Komponisten im allgemeinen hier schon interessante threads?
    Ich finde, dass das wirklich serh gute Musik ist und wüsste auch gerne mal, wie sie im Vergleich mit Mozart eingeordnet und eingeschätzt wird.


    Und warum man so wenig davon hört. ?(


    Fairy Queen

  • Ja - es gibt ZWEI Threads zu diesem Thema........


    Eine seltene Sache...


    Mozart und seine Zeitgenossen: MARTÍN Y SOLER, Vicente [1754-1806]


    Spielend mittels Suchfunktion zu finden......



    "und warum man sowenig davon hört"


    Es geht hier Soler wie Cimarosa, Salieri - und einigen weiteren:


    Sie klingen wie unbekannter Mozart - und das dürfte von vielen als "Majestätsbeleidigung" gewertet werden ......


    Ich besitze jedenfalls ca ein Dutzend solcher Opern.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Es geht hier Soler wie Cimarosa, Salieri - und einigen weiteren:


    Sie klingen wie unbekannter Mozart - und das dürfte von vielen als "Majestätsbeleidigung" gewertet werden ......


    Lieber Alfred,


    das ist "der Fluch der bösen Tat" - oder: Warum ich gegen Begriffe wie Kleinmeister kämpfe. Man kann einen solchen Begriff durchaus mit Gründen vertreten, doch die Folgekosten sind erheblich: Da wird jedes Werk Mozarts allein vom Namen Mozart geadelt (und selbst wenn man entdeckt, dass es von einem Zeitgenossen ist, bleibt der Zauber des Namens "Mozart" an ihm hängen und verleiht ihm seine besondere Bedeutung wie etwa bei "Schlafe mein Prinzchen, schlaf ein"), obwohl es etwa von Salieri oder Soler Besseres gibt.


    Betrachtet man das Werk in seinem eigenen Wert, wird man viel entdecken, was einem durch die Brille des Geniekultes entgangen ist, man entdeckt dann auch die gemeinsame Sprache, die Mozart eben auch sprach, die nicht die Sprache Mozarts, sondern die Sprache der Zeit ist.


    Und leider pflegen dann Plattenfirmen auch dem Klang eines Namens und nicht dem eines Stückes zu vertrauen. Da gibt es immer einmal wagemutige Ensembles, die einen wieder ein Stück weit in ein fernes und schönes Land schauen lassen. Aber es fehlt noch so vieles, von dem man nur aus der Lektüre weiß.


    Liebe Grüße Peter

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Dank dieses Threads und der von Alfred erinnerten ist heute bei mir Soler-Tag.


    Beide o.g. Opern, die ich noch nicht gehört hatte, sind wirklich herrlich und veranlassen mich, auch mal wieder LA MADRILENA, eine der besten Zarzuelas der ersten Generation dieser Gattung wieder auf den Hörplan zu setzen.


    Peter hat Recht: es gibt weitaus mehr Kleingeister als Kleinmeister. Fast alle davon waren auch sehr große.


    Danke für diese Hinweise.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Hallo,


    nur zur Ergänzung: Der Komponist heißt mit Nachnamen Martín y Soler, italianisiert - z.B. von da Ponte, der einige Libretti für ihn schrieb - wurde er auch zärtlich Martini genannt, vermutlich wegen des in gleicher Weise süchtig machenden Getränks. Er steht in meiner CD-Sammlung daher unter dem Buchstaben M. Der Vorname lautet Vicente ohne den Buchstaben 'n'...


    Mit dem Nachnamen Soler verbinde ich stets Padre Antonio Soler. Daher kam mir der Threadtitel ein wenig spanisch vor...


    :baby:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo zusammen,


    die von Fairy gennante Aufnahme setzt ihre Reise durch die europäischen Rundfunkanstalten fort und ist morgen,



    Dienstag, 20.05.2008 ab 19:05 Uhr auf Bayern4 Klassik


    zu hören.


    Hier noch die Besetzung:


    Vicente Martín y Soler: "Il burbero di buon cuore"


    Dramma giocoso in zwei Akten
    In italienischer Sprache


    Angelica - Elena de la Merced
    Madama Lucilla - Véronique Gens
    Marina - Cecilia Díaz
    Giocondo - Saimir Pirgu
    Valerio - Juan Francisco Gatell
    Dorval - Luca Pisaroni
    Ferramondo - Carlos Chausson
    Castagna - Josep Miquel Ramón
    Orquesta Sinfónica de Madrid
    Leitung: Christophe Rousset
    Aufnahme vom 10. November 2007 im Teatro Real, Madrid


    LG, Elisabeth

  • Hi,


    nach der wunderbaren Streichquartettausgabe [s.o.], die ich jedem Kammermusikliebhaber empfehlen möchte, nun auch "in Harmonie" von Johann Nepomuk Wendt:



    Vicente Martín y Soler [1754-1806]
    Una cosa rara


    Moonwinds
    Joan Enric Lluna


    Die Hörschnipsel bei jpc sind vielversprechend! Schön, daß diese Oper aus der Ecke der Seltenheiten allmählich verschwindet!


    :)


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • heute vor 260 Jahren geboren:



    Vicente Martín y Soler (* 2. Mai 1754 in Valencia; † 11. Februar 1806 in Sankt Petersburg) war ein spanischer Komponist. Er schrieb eine Vielzahl ernster als auch komischer Opern sowie Ballettmusik.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die Aufzeichnung der Oper "Il burbero di buon cuore" aus dem Teatro Real Madrid wurde kürzlich in ZDF Kultur wiederholt. Kurz davor hatte ich mir das Libretto besorgt und eine ausführliche Inhaltsangabe in unseren Opernführer gesetzt.
    Und wenn der Ehemann von Fairy Queen gemeint hat, das sei Mozart, so war er nicht einmal im Unrecht, denn Mozart hat zu dieser Oper noch zwei Arien nachgeliefert (KV 582 "Chi sà, chi sà qual sia" und KV 583 "Vado, ma dove? oh Dei!"), die auch in dieser Aufführung, die es auf DVD gibt, von Lucilla gesungen wurden. Auch ansonsten ist diese Musik nicht weit von Mozart entfernt und der Komponist in meinen Augen zu Unrecht fast vergessen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)