• Hallo,


    Filme als Initialzünder für Werke klassischer Musik ?


    Das Thema ist sicher nicht neu, aber man kann es immer wieder von neuem aufrollen (vor allem wenn neue Mitlglieder in einem Forum sind :) )


    Inwieweit vermag ein Film durch seine Suggestivwirkung Hörer auf ein klasisches Musikstück "hinzuweisen", oder sie darauf "neugierig" zu machen ?


    Aus meiner Sicht ist der Prozentsatz sehr hoch.
    Oder aber ich bin in dieser Hinsicht extrem suggestibel.


    In meinem Fall waren (vor vielen Jahren) Filme der Initialzünder für
    folgende Werke:


    "Odyssee 2000" (ich glaub das war 1969, ich war bei der Wiener Premiere)
    Hier war es "Also sprach Zahrathustra" welches mich begeisterte, um der Wahrheit die Ehre zu geben, eigentlich nur der Anfang, der "Durchbruch" erfolgte erst heuer (!) als ich für einen Thread neues Material kaufte und überrascht war, was hier ansonst noch zu entdecken war. (Ein Zahrathustra -Thread folgt noch diese Woche !!)


    Ein Film, dessen Namen ich nicht mehr weiß, er lief im Fernsehen, ich kam mitten beim "zappen" hinein, irgendwie handelte es sich um Beziehungskrisen von jugendlichen Musikern, die Dvoraks "Amerikanisches Quartett" probten, und zwar den ganzen Film durch. Die Aufführung wäre fast durch Eifersüchteleien geplatzt, aber im
    letzten Augenblick siegte doch die Musik.


    Das Pikante daran war, daß ich zu jener Zeit (ich kam sehr spät zur Kammermusik) das Werk nicht kannte und daß es etliche Monate dauerte, bis ich es herausgekitzelt habe. (Wie ich es gemacht habe weiß ich selbst nicht mehr, es gab kein Internet und fragen wollte ich niemanden. Hier sehen die Jüngeren unter uns, daß es unmöglich ist alles zu kennen, ja oft nicht mal den sogenannten "Mainstream". Weil die Aufnahmen müssen ja finanziert werden, und gute Aufnahmen waren früher teurer als heute.)


    Den Film "Elvira Madigan" habe ich nie gesehen. Und ich hätte ihn auch nie gebraucht um meine Liebe zu Mozarts Klavierkonzerten zu wecken.
    Die war längst da.
    Aber zahlreiche Kinobesucher frequentierten damals die Schallplatten und fragten nach "Mozarts Klavierkonzert" Worauf die Verkäufer stets fragten: "Welche Nummer bitte ???"
    (Für mitlesende Klassikeinsteiger: Es ist die Nr 21.
    Als Kuriosum darf angemerkt werden, daß dieses Klavierkonzert noch
    heute den Untertitel "Elvira Madigan" trägt, wenn nicht im Köchelverzeichnis, so doch auf zahlreichen Veröffentlichungen)


    Ja, nun sollt Ihr euren Senf dazugeben.
    Das kann auf vielerlei Art geschehen:


    1) Man könnte einen berühmten Film, der mit einem berühmten Werk verknüpft ist erwähnen.


    2)Man könnte ein Musikstück erwähnen, das man über einen Film kennen gelernt hat.


    3) man könnte darüber nachdenken, wie dauerhaft für den "Normalverbraucher" solche "Klassikmotivierungsschübe" sind.


    man könnte noch vieles mehr, aber das fällt Euch sowieso von alleine ein....



    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • zu elvira madigan: stimmt....auf der dg platte von geza anda ist sogar das titelbild des films drauf und natürlich "elvira madigan" darauf (schriftzug).


    1. Kinofilme mit klassischer Musik:
    Die Liste würde hier den Rahmen sprengen.
    Ich weise mal auf den Naxos Katalog hin,der hinten einen Abschnitt hat mit "Classical Music used in films" (gehe mal davon aus,dass hier alle englisch können).


    Da finden sich viele Filme,in denen klassische Musik vorkommt oder gar eine grosse Rolle spielt.


    Ergänzungen und besondere Tips:


    Invincible - Gastrolle hat dort eine gewisse Anna Gourari (ja,die süsse pianistin!), musik: Beethoven Klavierkonzert nr.3, 2.satz


    besondere tips:
    - hilary and jackie (du pré film; piers und hilary produktion,das leben von jacqueline du pré als spielfilm)
    - der pianist
    - immortal beloved (beethoven film)
    - Project A (situationskomik mit beethovens 5.)
    - (und natürlich...!) AMADEUS!
    - elvira madigan (die musik passt da haargenau hin!)


    MEIN FAVORIT, wo film und musik wirklich zusammenpassen:
    GLOOMY SUNDAY! Besser gehts nicht!



    2. Der Film,vielmehr Zeichentrick Fantasia 2000 von w.Disney hat mich auf das Klavierkonzert nr.2 von schostakowitsch gebracht (Der einbeinige Zinnsoldat). Ich musste dieses Stück einfach kennenlernen!


    3. SEHR dauerhaft.
    Man sollte solche Musik viel mehr einsetzen. Verpoppen geht auch Nicht soooo verpoppt wie James Last. Bach kann man wunderbar verpoppen oder verjazzen.
    Die Musik wirkt in dem Gedächtnis viel mehr,als man sich überhaupt vorstellen kann. es ist wie eine identifikation des films.
    z.b. wurde mal in einem film das pachelbel kanon in d bearbeitet von george winston gespielt (viel mehr abgespielt) und nach dem film wollten alle die noten haben,soundtrack kaufen etc,und die meisten wussten nicht,WER es komponiert hatte
    Es ist erstmal eine Bereicherung (der Klassikwelt) und die Leute können sich sogar mehr für die klassische/barocke etc. Musik interessieren.



    im übrigen...es gab doch mal einen chopin film...kennt den jemand?

  • Der Film, der das Mozart-Klarinettenkonzert für die Öffentlichkeit bekannt gemacht hat, ist "Jenseits von Afrika".


    Ein eher unbekanntes Werk, nämlich Schostakowitschs Jazz Suiten wurden durch Kubriks Drama "Eyes wide Shut" in das Interesse der öffentlichkeit gezerrt und bescherte wohl Riccardo Chailly ein etwas besser gefülltes Konto.


    Liebe Grüße,


    Spatz.

  • In der Neuverfilmung von "Romeo & Julia" mit Leonardo Di Caprio in der Hauptrolle wurde in einer Szene Mozarts "Symphony No. 40" gespielt und ich war überrascht das so ein tolles Werk in so einem schlechten Film auftauchte (nichts gegen Shakespeare, aber der Film war mir zu bunt).


    Ich werde mal herausfinden wieviele und welche klassische(n) Werke in dem Film "Rocketeer" enthalten sind.

  • Hallo Alfred,


    weitere zu nennende Filme wären:
    A Clockwork Orange - ebenso wie 2001 auch von Stanley Kubrick mit Musik von Beethoven, Rossini


    Diva - von Jean-Jacques Beineix - mit der Arie aus Catalanis La Wally.


    Beide Filme haben mich - auch, oder wegen der Musik - damals sehr beeindruckt.


    Gruß
    Uwe

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  • Na,Uwe


    da hast du wohl noch etwas bei Clockwork Orange vergessen! :D


    Elgar: Pomp and Circumstances


    Die Ausschnitte aus Beethovens 9. am Ende des Films sind übrigens von Ferenc Fricsay und den Berlinern, zu haben bei der DG - The Originals.


    Und noch ein eigener Beitrag: Apocalypse Now
    Dort wird ein bitterböser Angriff einer Kamphubschrauberstaffel auf ein vietnamesisches Dorf gezeigt, der in seiner Schwärze noch durch den Einsatz von Wagners Walkürenritt verstärkt wird.


    Grüße


    Nubar

  • Ach, die Vergesslichkeit schlägt zu! :(


    Schon so viele Filme mit Klassikbeitrag gesehen und auch gleich wieder vergessen.
    Für alle Kinder und Junggebliebene unter uns:


    Die alte Verfilmung (schwarzweiß) von Kästners "Das doppelte Lottchen". Der Papa der beiden Zwillinge dirigiert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel", die sich in der Psyche des einen Kindes stark
    auslebt.


    Mir scheint diese Oper ein wenig vergessen, obwohl sich z.B. Richard Strauss in einen Brief an den Komponisten sehr lobend äußert:


    "Weimar,30.10.1893


    Lieber Freund!
    Soeben habe ich die Partitur Deines "Hänsel und Gretel" duchgelesen und setze mich gleich hin, um zu versuchen, Dir zu schildern, in welch hohem Grade mich Dein Werk entzückt hat.
    Wahrlich, es ist ein Meisterwerk erster Güte, zu dessen glücklicher Vollendung ich Dir meine innigsten Glückwünsche und meine volle Bewunderung zu Füßen lege; das ist wieder seit langer Zeit etwas, was mich imponiert hat.
    Welch herzerfrischender Humor, welch köstlich naive Melodik, welche Kunst un Feinheit in der Behandlung des Orchesters, welche Vollendung in der Gestaltung des Ganzen, welch blühende Erfindung, welch prachtvolle Polyphonie - und alles originell, neu und so echt deutsch.( :wacky:naja)
    Mein lieber Freund, Du bist ein großer Meister, der den lieben Deutschen ein Werk beschert, das sie kaum verdienen, trotzdem aber hoffentlich recht bald in seiner ganzen Bedeutung zu würdigen wissen werden.
    Na, und wenn nicht, so hab einstweilen von einem treuen Freunde und Gesinnungsgenossen innigsten Dank für die Freude, die Du ihm bereitet hast. Ich denke, "Hänsel und Gretel" soll hier Weihnachten herauskommen, ich bitt' mir aber dringend aus, daß Du darauf bestehst, daß ich es dirigiere - der alte Simpel Lassen soll da nicht ran!
    Und es ist verteufelt schwer - das Hänselchen!
    Nochmals herzlichsten Glückwunsch und tausend Grüße Deines


    treuen Freundes und Bewunderers
    Richard Strauss"


    Und da fällt mir ja noch was ein. In den 50igern gabs eine amerikanische
    Komödie, "ein Amerikaner in Paris". Die fußt doch auf Gershwins gleichnamigen orchestralen Stückes! 8)


    Warum sprechen wir eigentlich nicht auch Fernsehwerbung an?
    In einem früheren Fernsehspot von Krombacher wurde doch ein Ausschnitt aus Gershwins "Rhapsody in Blue" benutzt.
    Oder bei Ehrmann die Eröffnungstakte aus Tschaikowskis 1.Klavierkonzert.
    Oder bei einer Versicherung Saties "Gymnopedie Nr.1".
    .....


    Die Fussball-Championsleague hatte doch auch eine Zeit lang von Händel "Zadok, the Priest" als Erkennungsstück.


    Viele Grüße
    Nubar

  • Irgendwie ist das Thema Kubrick noch nicht erschöpft.
    Von einem Freund wurde ich auf seinen Film "The Shining" aufmerksam gemacht.Düster, düster.... 8o Und was trägt zur Stimmung bei?
    Neben solchen (gewesenen?) Avandgardisten wie Ligeti und Penderecki
    wird auch Bartok gespielt, und zwar die "Musik für Saitenintrumente, Schlagzeug und Celesta" in einer Aufnahme mit Karajan und den Berlinern, bei jpc zu haben.


    Viele Grüße
    Nubar

  • Hallo,

    Ein toller Film, ein tolles Buch und noch tollere Musik:



    weiterhin sei zu nennen:



    Zwar ein wenig blutrünstig, aber Wagner passt dazu.

    Nicht zu vergessen sei Erich Wolfgang Korngold, der, "klassischer" Herkunft, so unsterbliche Filmmusiken wie zu "Unter Piratenflagge" und "The Private Lives of Elizabeth and Essex". Einige seiner schönsten Suiten finden sich auf dieser CD:



    Übergröße de Bildes korrigiert Alfred Schmidt, Moderation Bild nach einige Tagen entfernt, weil der Administratur der dortigen Site offensichtlich eine Passwortanfrage eingebaut hat.

    Beste Grüße aus Bonn
    Matthias


    Ich tu', was meine Pflicht gebeut, doch hass' ich alle Grausamkeit (ROCCO)

    2 Mal editiert, zuletzt von Alfred_Schmidt ()

  • ...einmal nicht zu Hause, und schon kommt man mit dem Lesen kaum noch nach... :D


    Gestern war Kinoabend - Rhythm is it!


    Sehr empfehlenswerter Film über ein Projekt der Berliner Philharmoniker, ihres Leiters Simon Rattle und eines Choreographen, die 250 Kids zu einer Tanz-Performance zu Strawinskys "Sacre" bewegen...
    Falls wir hier Lehrer unter uns haben: schnappt eure Klassen und seht euch den Film an (aber sucht euch ein besseres Kino als ich gestern: winzig, mit der absolut miesesten Sound-Anlage).
    Hier wird einem wieder einmal vor Augen geführt, welche Kraft die Musik besitzt, selbst Musik, mit der fast alle nichts anfangen können, die aber dennoch die Kraft besitzt, alle mitzureissen, sie zu verändern, und durch die sie ganz neue Möglichkeiten an sich entdecken (natürlich auch durch die Arbeit der beteiligten Personen).


    Grüße aus Hamburg
    Uwe

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  • Kubrick hat ja klassische Musik ja oft in seine Filme integriert und so besessen, wie er war, den größten Wert darauf gelegt, nicht einfach nur Musik zu unterlegen, sondern dieser einen entsprechenden Stellenwert im Gesamtkunstwerk zu geben. Die Geschichte des Barry Lyndon wird durch die Musik unglaublich verstärkt, auch wenn der eingeführte Schubert aus dem Trio D 929 zeitlich natürlich nicht korrekt ist, weil Schubert zu Preußenkönig Friedrichs Zeiten noch nicht lebte. Eine Sarabande von Händel spielt in verschiedenen Scenen eine im wörtlichen Sinne tragende Rolle.Die Musik dieses Films ist extrem vielgestaltig und verstärkt den Kunstgenuss. Alle seine Filme sind perfekt, natürlich auch die musikalische Seite, auch in der ironischen Version in clockwork orange.Wer diese Art der Kunst schätzt, der wird auch die eingesetzte Musik goutieren.

  • Hallihallo,


    leider habe ich mir noch nicht die Literaturverfilmung von Thomas Manns "Tod in Venedig" angeschaut. Aber ich habe kürzlich gelesen, dass dort der vierte Satz "Adagietto" aus Mahlers 5. Symphonie gespielt wird.
    Zufällig habe ich unter gleichen Titel eine Oper von Benjamin Britten entdeckt. Kennt die jemand und kann sie empfehlen?


    Grüße
    Nubar

  • Nicht ganz passend zum Thread, aber ich habe heute Williams Symphonie Nr.5 gehört. Der 3.Satz: "Romanza: Lento" klingt so dermaßen nach hollywoodscher Schnulzenmusik, dasss ich dies hier mal erwähnen muss. Trotz alledem hört er sich aber immer noch der Kinomusik stilistisch überlegen an.


    nubar

  • francois truffaut hat auch filme gedreht, die ganz gezielt mit klassischer musik unterlegt sind. so z.b. "der wolfsjunge" oder "die braut trug schwarz". beide übrigens wirklich gute filme.


    weiterhin fällt mir da noch der film "lorenzo's öl" ein. hier ist jede menge klassik enthalten, auch wirklich passend zu den szenen gewählt. ich kann diesen film wirklich allen empfehlen!

  • Liebe Forianer,


    zum Thema klassische Musik und Film:


    Ich habe vor bald 30 Jahren den Film von Ken Russell "Mahler" gesehen, der - wenn ich mich recht erinnere - eine enge Verbindung versucht zwischen der Musik, ihrer Umsetzung in Bilder und biographischen Stationen im Leben Mahlers. Das muss natürlich immer ein äußerst heikles Unterfangen sein. Aber immerhin hat es mich damals doch sehr beeindruckt. Ich würde gern diesen uralten Eindruck noch einmal überprüfen und versuche deshalb schon seit Jahren diesen Film wieder aufzutreiben. Es gab ihn mal ganz kurz in englischer Originalfassung; als ich mich dann - nach kurzer Zeit zur Bestellung entschlossen habe - war er schon wieder nicht mehr lieferbar. Das ist vielleicht zum Thema Film und Musik ein interessantes, wenn sicher auch problematisches Produkt. Programmusik ist die Musik Mahlers nicht, deshalb ist es immer heikel, direkte Zusammenhänge, sei es auch nur durch Bilder herzustellen.
    Einen weiteren Film von Ken Russell soll es im übrigen zu Tschaikowski geben. Den habe ich aber bisher weder gesehen noch gesucht.


    Vielleicht hat jemand diese Ken-Russell-Filme gesehen.


    Mit freundlichen Grüssen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

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  • Hallo MStauch,


    der "Mahler"-Film lief vor ein paar Wochen oder Monaten auf 3sat. Wenn man Ken-Russell-Filme kennt, weiß man, was einen erwartet. Sehr schöne und intensive Bilder, allerdings auch viel Verstörendes und Irritierendes (insbesondere die Rückblenden in die Kindheit, Freud läßt grüßen). Insgesamt nicht unbedingt ein schmeichelhaftes Bild des Komponisten, aber nicht so "over the top" wie z.B. der Tschaikowsky-Film "Music Lovers".


    Alfred schrieb:


    Zitat

    "Odyssee 2000" (ich glaub das war 1969, ich war bei der Wiener Premiere)
    Hier war es "Also sprach Zahrathustra" welches mich begeisterte, um der Wahrheit die Ehre zu geben, eigentlich nur der Anfang, der "Durchbruch" erfolgte erst heuer (!) als ich für einen Thread neues Material kaufte und überrascht war, was hier ansonst noch zu entdecken war. (Ein Zahrathustra -Thread folgt noch diese Woche !!)


    Hallo Alfred,


    kein Wunder, daß Dir der Anfang von "2001-Odyssee im Weltraum" gefallen hat. Die Zarathustra-Fanfare, die in dem Film verwendet wurde, wurde nämlich von Karl Böhm dirigiert! :yes:


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • GiselherH schrieb:


    Zitat

    kein Wunder, daß Dir der Anfang von "2001-Odyssee im Weltraum" gefallen hat. Die Zarathustra-Fanfare, die in dem Film verwendet wurde, wurde nämlich von Karl Böhm dirigiert!


    Ich war sehr jung damals und kannte das Werk noch nicht.


    Aber bei aller Affinität zu Böhm:


    Die beste Einspielung des Werkes liegt von Rudolf Kempe vor, unvergleichlich.
    Bei ihm ist das ganze Werk hörenswert, nicht nur die Fanfare !
    Muß glauch nachschaum ob ich das im Zarathustra-Thrad überhaupt erwähnt hab.......



    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Liebe Musikfreunde


    Ich bin ja nicht nur ein Musikfreund sondern bin ja auch an den anderen schönen Künsten interessiert. Anspruchsvolle Filme sollte man ja hoffentlich zweifellos auch als hohe Kunst und Kultur werten, und ein Film lebt nunmal oft auch von der Musik im Film. Hier wäre also Platz, um etwas über Euere Lieblingsfilmkomponisten (Schostakowitsch, Bernard Herrmann und die vielen anderen über Morricone bis John Williams). Diese speziellen Filmkomponisten sind mal mehr und mal weniger nahe an der "klassischen" Musik dran, wenn wir die Filmmusik der "Schauspielmusik" gleichsetzten wollen, gehört die Filmmusik ja auch in die Klassik.Familie, aber das sind ja nur dumme Definitionsstreitigkeiten, mit denen wir uns nicht zu befassen brauchen. Sicher ist die Filmmusik oft nahe am Kitsch, Filmmusik wird oft als Schimpfwort für Komponisten wie Tschaikowsky benutzt. Und tatsächlich hat Tschaikowskys Musik ja auch schon manche Schnulze gewürzt, daß einem nur so die Tränen kommen mögen (aus welchen Gründen auch immer...).


    Es gibt aber auch immer wieder kongeniale Verbindungen von "alter" klassischer Musik und einem "dazukomponierten Film". Extrembeispiel "Fantasia" (1941 mit Leopold Stokowski), wobei Fantasia ein kitschiger Scheiß ist und keinesfalls als kongenial zu bezeichnen wäre - andererseits: die zauberlehrlingsepisode ist schon ganz gut...
    Nein, ich meine Filmkunstmeisterwerke, wie die Werke von Stanley Kubrick, nehmen wir Clockwork orange: Eine Gang von abgrundtief ekelhaften Personen treibt ihr unwesen - und ihr Chef ist Klassikfanatiker. Zu einer Vergewaltigung (sogar ein befreundeter katholischer Priester (mit Doktortitel) findet diesen Film überaus ästhetisch und kunstvoll) spielt Kubrick eine Rossiniouvertüre.
    Es gibt noch mehr Filme, in denen die "gute" klassische Musik zu ganz "bösen" sachen gespielt wird, großartige Momente, wie ich meine. (Der Tod und das Mädchen, Schindlers Liste, Battle Royal (Japanischer Kultfilm), Apocalypse now, etc., etc.)


    Andere Filme setzten klassische Musik nicht so zynisch ein, und man meint, die Musik sei eigens für den Film, für die einzelne Szene komponiert worden, und jetzt sagt mir bitte nicht, daß das ein Missbrauch der klassiscehn Musik sei!
    Ligeti ist vermutlich Stanley Kubrick unendlich dankbar, daß er seine Musik in 2001 und shining so genial ins Bild setzte


    Verratet mir bitte: in welchen Filmkunstwerken ist Euch schon mal der Unterkiefer runtergefallen vor Erstaunen und Begeisterung, wie großartig hier bekannte alte Musik in einem neuen Zusammenhang gebracht wurde und mit dem Bild zu einer neuen Kunstform verschmolzen wurde.


    Ich hoffe auf wohlwollende resonanz, Gruß, Markus

  • Hallo Alfred und Foristen


    Da wollte ich einen neuen Thread starten und habe schon wieder übersehen, daß er ja eigentlich längst vorhanden ist. danke fürs rüberschieben, Alfred.
    Ich glaub das Thema ist damit auch fast schon erledigt und abgegrast.
    (aber seltsam: dabei hab ich doch im suchdingens nach FILM geforscht. naja, hab ich es wohl übersehen.)
    Gruß, Markus

  • Liebe Taminoianer,


    wir sind in dem Film „Frankie und Jonny“ über Claude Debussys „Claire de lune“ gestolpert. Seit dem gehört es (natürlich nach Mozart) zu unseren Lieblingswerken.
    Auch gibt es einen Film Don Giovanni - Mozarts Oper in die Moderne übertragen - der natürlich auch mit seiner Musik untermalt wurde. Don Giovanni ist in diesem Film ein Taxifahrer, der die ganze Tragödie dieser Oper am eigenen Leib erfährt.


    Viele Grüße


    Bettina und Wilfried

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  • Thomas,


    wenn ich mich nicht irre, wird in Battle Royale Verdis Requiem missbraucht. Die Fortsetzung ist übrigens misserabel und sehr politisch gefärbt.


    Grüße
    nubar

  • nubar


    Sevus, ja Du hast recht: Battle Royale 2 ist ein blöder, politisch gefärbert alberner Kinderfilm (nur die brutalität verhindert, daß man diesen kitschigen mist auch tatsächlich kindern vorführen darf). Der erste Teil hingegen macht echt spaß und stammt von Meisterregisseur Fukasaku Kinji - so eine art japanischer quentin tarantino.
    Im ersten teil wird nicht nur das dies irae aus verdis requiem missbraucht (geb ich zu), sondern es wird auch noch witzigerweise und zynisch der radetzkymarsch benutz zur untermalung der lakonisch tödlichen durchsagen von takeshi kitano. ein schubertlied "über den wassern zu singen" (in der listz-bearbeitung) findet auch unterschlupf. Leider ist die unzensierte Battle Royale-Fassung im deutschsprachigen raum nur schwer zu bekommen. (Ich möchte hier nicht allgemein für diesen Film reklame machen, er ist nur was für quentin tarantino-fans)


    Gruß, Markus aus FfM

  • Es beweist sich hier, was ich ohnedies schon wusste:
    Das Thema ist keineswegs erledigt und abgegrast: Rund 70 Jahre Tonfilm (mit etlichen Klassikschnipseln in Ge- und Mißbrauch) lassen sich nicht in10 oder zwanzig Beiträgen abtun: Da braucht es Hunderte...


    Es werden immer wieder neue Mitglieder kommen, die auch zu bereits behandelten Filmen und ihrer Musik ein Statement aus anderem Blickwinkel abgeben werden wollen.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Genau! Weiter durch die Filmgeschichte.


    Ich möchte die Filme des japanischen Meisters Akira Kurosawa empfehlen, zum Einstieg vielleicht "Ran" (eine schöne neue doppel-dvd ist zur zeit erhältlich). [ich verzichte auf eine Abbildung] Ran (Farbfim) ist Shakespeares "king Lear" ins japanische Mittelalter verlegt, sehr überzeugend! Dazu eine sehr diskrete aber tiefe Filmmusik von Toru Takemitsu. Die Musik lernt man erst nach und nach schätzen.
    Weitere tolle s/w-Filme: Throne of blood (Shakespeares Macbeth), Yojimbo (Vorlage von Leones "Für eine handvoll dollar"), The seven samurai (die glorreichen sieben), und weitere Gegenwartsfilme. Musikalisch wie gesagt ist Ran am interessantesten. ("Kagemusha" ist auch ein tiefsinniges, episches Werk)

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  • Ja ja, die Japaner scheinen sowieso alle begeistert zu sein von klassischer Musik und scheuen auch nicht, sie durch den Dreck zu ziehen. Ich denke da z.B. an das Anime "Van Hellsing", wo ein Ausschnitt aus Rachmaninovs 2.Klavierkonzert, 2.Satz durch elektronische Verzerrung maltretiert wird oder "Evangelion Genesis", wo man bei der Attacke des Psycho-Engels das Halleluja von Händel hört.
    Und Inbegriff der Amerikaner für romantische Klaviermusik scheint ja eine Variation von Rachmaninov aus den Paganini-Variationen zu sein, jedenfalls dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" zufolge.
    Übrigens hat P :stumm: Phil für dieses Jahr einen Schatten gezeigt, also dürfen sich die Amerikaner noch auf 6 Wochen feinsten, kalten Winters freuen ( der Legende zufolge).


    Grüße
    nubar

  • Ein weiterer "klassischer Moment" im Kino:


    Im Film "The Shawshank Redemption" (deutscher Titel: "Die Verurteilten", mit Tim Robbins, Morgan Freeman u.a.) findet der zu lebenslanger Haft verurteilte Buchhalter Andy Dufresne unter den Sachspenden für die Gefängnisbibliothek eine Aufnahme von Mozarts "Figaro". Mit einem Trick gelingt es ihm, Zugang zur Lautsprecheranlage des Gefängnisses zu finden und das Duett "Sull´aria" Gräfin/Susanna aus dem 3. Akt über die Anlage zu senden. Besonders berührend ist, wie die Insassen, von denen wohl kaum je einer eine Note Mozart gehört hat, mit ihrer Arbeit aufhören und diesen überirdisch schönen Klängen fasziniert und hingerissen lauschen.


    Grüße


    GiselherHH


    P.S.: Das wird Alfred freuen: die im Film verwendete Aufnahme ist eben jener Böhm-Figaro-Einspielung entnommen, die er auf die Arche gerettet hat. :)

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • nubar

    Zitat

    Original von nubar
    habt ich euch schon mal die Jazz-Version von Clair de Lune mit Jacques Loussier Angehört - sehr zu empfehlen!.


    nubar


    Hallo nubar,


    nein, die kennen wir nicht. Wir sind nicht die allergrößten Jazzer - dennoch zu empfehlen?


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried

  • Sagitt meint:


    Als der italienische Film noch richtig gut war- in den sechziger Jahren, hat Pasolini einen Film mit dem Titel Mamma roma gedreht- italienischer Verismo?- vielleicht eher eine Art Stoff, der auch einer Oper zugrundeliegen könnte, aber eben nicht in den Sphäre der Schönen nd Reichen- Anna Magnani- eine Hure.


    Darin als Filmmusik der langsame Satz des Piccolo-Flöten-Konzerts von Vivaldi PV 79. Der Junge, auf die schiefe Bahn gekommen, ist im Gefängnis- dazu die Musik- als Traum von einer besseren Welt ?- als melancholische Reflektion des Scheiterns ? wie auch immer, sehr eindrucksvoll.

  • Sagitt meint:


    Wenn ich wirklich nur einen einzigen Film mitnehmen dürfte auf die bekannte Insel- es wäre dieser ( nach schwere Kämpfen). Ariane Mnouchkine hat vor vielen Jahren das Leben des Poquelin, genannt Molière verfilmt. Darin taucht natürlich jede Menge Musik auf, die am Hofe des Sonnenkönigs eine Herrschafts-verherrlichende Rolle spielte.
    Dieser Film hat alle Elemente, die zu großer Kunst gehören. Die condition humaine, mit allen Facetten, Ruhm, Niederlage, Geburt,Tod, Liebe, Hass,Freiheit und Herrschaft,Tragik und Humor.
    Ich möchte diesen Film als genial bezeichnen.


    Die beeindruckenste Scene ist das Sterben des Molière, von Mnouchkine quälend lang gezeigt, das Tempo des Lebens verlangsamt sich bis es zu Stillstand kommt, dazu sehen wir den Tod in seiner Grausamkeit,zugleich aber die Sterbephantasien des Molière, die ihm seinen ewigen Ruhm zeigt. Nicht ganz stilecht, aber zum Bild total passend, die Musik des Engländers Purcell aus King Arthur, der Frost,der aufgeweckt zu seinem kalten Tod zurückkehren möchte.


    Ich habe den Film so oft gesehen, wie ich konnte, war mit verschiedenen Menschen im Kino, alle waren sehr beeindruckt.
    Und glaube, man kann nicht einmal eine DVD davon kaufen. Wenn doch, bin ich für eine Nachricht sehr dankbar.
    Einen besseren kenne ich nicht.

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