Hallo Taminoianer,
Misha fragte heute nach einer Aufnahme des Stabat mater von Dvorák.
Drei CDs wurden ihm an anderer Stelle schon auf's Tablett gelegt, doch da ich eh irgendwann vorhatte einen Thread zu diesem Werk zu eröffnen, nutze ich die günstige Gelegenheit.
Sein Stabat mater komponierte Dvorák in den Jahren 1876-77. Zugrunde liegt diesem Vokalwerk ein Text, der eine franziskanisch-mytische Betrachtung von Worten aus dem Johannesevangelium ist. Dieser Text stammt von dem Franziskanermönch Jacopone da Todi, welchen er um 1300 für das Fest der Sieben Schmerzen Maria gedichtet hat.
Die Uraufführung fand am 23.Dezember 1880 unter Adolf Cech in Prag statt. Leos Janácek dirigierte die zweite Aufführung 1882 in Brünn.
Im Jahre 1884 wurde das Werk in England unter Sir Joseph Barnby präsentiert, zwar in England erfolgreich, doch sprach sich dies nur spärlich bis nach Prag herum.
Erst als Dvorák selbst den Taktstock auf der Insel in die Hand nahm, wurde das Heimatland des Tschechen etwas wachgeschüttelt und nahm an Entwicklungen und Geschehnissen ihres Ausreißers teil.
Wiederum im Jahre 1884 wurde das Stabat mater aufgeführt, nur eben der Komponist am Pult stehend. In England sprach man von einer vollendeten Wiedergabe (Times) und bewunderte Dvoráks ruhige, unauffällige und doch feste Art (Morning Post) zu dirigieren.
Seinen ersten persönlichen Erfolg auf der Insel feierte Dvorák in der Albert Hall in London und schrieb sich in die Herzen der Angelsachsen.
Voller Entzücken schreibt er seinen Vater über die Stadt London, welche immense Größe sie doch besitzt.
Er führt auch einen Vergleich mit der Albert Hall an, um seinem Vater die Dimensionen in diesem Lande zu verdeutlichen:
Und wenn die gesamte Einwohnerschaft Kladnos den ungeheuren Saal besuchen würde, wo ich mein Stabat mater dirigiert habe, so wäre dort immer noch Platz genug; denn so kolossal groß ist diese Albert Hall!
[Dvorák an seinen Vater, 1884]
Aus einem Brief an seinen Freund Karel Brendl erfahren wir auch noch so manches über diese bewegende Aufführung des Stabat mater:
Stell Dir das Neustädter Theater etwa fünfmalso groß vor, dann begreifst Du, was die Albert Hall ist, wo 10 000 Menschen das Stabat mater hörten und 1050 Musiker und Sänger spielten und sangen und dazu diese kolossale Orgel!
[Dvorák an Brendl, 1884]
Wie schon gesagt, einige CDs wurden an anderer Stelle schon erwähnt. Hier können wir aber darauf noch näher eingehen, damit sich Misha und alle anderen eine klasse Aufnahme zulegen können.
Zu der von Markus erwähnten Aufnahme mit Sinopoli möchte ich sagen, dass ich sie mir auch fast gekauft hätte, aber Kubelik gab es im Angebot und war bei sehr guter Qualität noch 10€ günstiger zu haben.
Dennoch werde ich mir sicher die Sinopoli Einspielung auch noch holen (die Frage ist halt nur wann...).
Liebe Grüße, Maik