Liebe TaminoanerInnen!
ich nutze die Chance, ein aktuelles Problem an alle Interessierten weiterzugeben...
ich habe von vornherein eine Abneigung gegen Qualifikationen, Schubladen etc. da sie IMO eine Simplifizierung darstellen und daher eine gefährliche geistige Einengung sind.
das Problem der Gesangsfächer gehört natürlich dazu...
es ist eine Angelegenheit, anhand des Notenmaterials eines Gesangsparts bestimmte Charakteristika einer Stimme herauszulesen
eine andere, aufgrund von Hörerfahrung, Stimmcharakteristika zu beurteilen und Attribute wie lyrisch, dramatisch etc. zuzuordnen...
es gibt eine Reihe von "fachchinesischen" Ausdrücken wie spinto... bei denen schon die Definition schwer fällt (meistens in Verbindung mit bestimmten Rollen)
man kann sich gut damit helfen, verschiedene Rollen miteinander zu vergleichen, den Tonumfang, die hauptsächlich gebrauchte Lage...
die Probleme werden erst akut, wenn man einem Sänger dabei helfen soll, das richtige Fach zu finden:
Folgender aktueller Fall:
ein Freund von mir, der an der Volksoper als Baß engagiert ist und Rollen wie Van Bett, Figaro.. singt, aber auch Ochs, Pogner...
nimmt Unterricht bei einer Sopranistin und arbeitet intensiv an seiner Höhe...
vor kurzem hat er bei einer Gesangsstunde (ich habe begleitet...) Pizarro gesungen und die Diskussion begonnen, ob er nicht ins Heldenbaritonfach wechseln solle?
ich hab meine Stellungnahmen beschränkt auf:
der Pizarro war gut, das soll er probieren..
mehr konnte ich nicht sagen - immerhin geht es um die Entscheidung, welche Partien man lernen soll, welche Engagements er annehmen soll...da bin ich noch vorsichtig...
zum Teil geht es da um viel Geld - Heldenbariton ist wesentlich besser bezahlt...
um die Literatur - er könnte endlich viel Wagner singen...
aber vor allem geht es darum, ob der Körper die Belastung mitmacht...
die Callas schreibt (in 'Meisterklasse'), daß in früheren Zeiten es nur "Sopran" gegeben hat, und man jede Literatur gesungen hat...
diese Meinung finde ich sehr sinnvoll
es gibt leichte bewegliche, und schwerere Stimmen
welcher von den drei Tenören war "früher" Bariton und hat sich hochgearbeitet? (ich glaube Domingo)
also ist eine Veränderung des Fachs möglich!
Experten werden bestätigen, daß z.B. die Sopranpartien bei Wagner sehr tief liegen - der Bereich bis h2 wird von einem Mezzo durchaus verlangt - dafür sind die dynamischen Anforderungen höher, bzw. das "Gewicht" der Legatophrasen...
das hat IMO wenig mit der herkömmlichen Sopran Bezeichnung gemeinsam...
Hampson versucht, alles zu singen - kritische Stimmen berichten, daß ihm das bei Verdi nicht gelingt...
- bin neugierig auf Reaktionen