Interessante Stimmen mit hohem Wiedererkennungswert - von heute

  • Liebe Opernfreunde


    Wie so oft war es auch heute ein Satzteil eines Forianers in einem anderen Thread, der mich zu einem neuen Thema inspiriert hat. Diesmal kam er von Sume Manninen und lautete: "Stimmen von hohem Wiedererkennungswert"
    Er meinte, solche Stimmen hätten bei heutigen Gesangswettbewerben wenig Chancen. Wenn man sich umhört möcht man ihm beipflichten. Ich habe schon im Schellack-Thread die Meinung vertreten, bzw darauf hingewiesen, daß charakteristische Stimmen, teilweise mit Mut zur "Häßlichkeit" früher häufiger waren als heute. (Ähnliches könnte man allerdings auch für alle Arten von Interpreten behaupten)


    Daher frage ich Euch: Welche Stimmen VON HEUTE haben Eurer Meinung nach einen hohen Wiedererkennungswert ?
    Nach Möglichkeit sollte es jedoch mindestens eine CD der Sängerin, bzw des Sängers geben, damit man als Forianer bei Bedarf auch in den Genuss kommen kann, diese Stimme zu hören. Vielleicht kann dann in Zukunft ein eigener Thread über den einen oder anderen Newcomer gestaltet werden.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Welche Stimmen VON HEUTE haben Eurer Meinung nach einen hohen Wiedererkennungswert ?


    Salut,


    unverkennbar [ohne Wertung] auf jeden Fall:


    CECILIA BARTOLI






    Hier haben wir bereits den passenden Thread: Die Bartoli


    und ganz anders, viel sensibler:


    JEANNE MARIE BIMA




    Unverkennbar ist auch:


    LUCIANO PAVAROTTI



    In dieser Aufnahme mag ich ihn sehr - ansonsten weniger, unverkennbar ist er dennoch.


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Zitat Sune Manninen: Bei dem Wettbewerb, bei dem ich eines der Jurymitglieder bin, sind wir aufgerufen, den in Vor- und Zwischenrunde Ausgeschiedenen Rede und Antwort zu stehen. Keine einfache Aufgabe, der sich dann auch einige Juroren gerne entziehen. Am schwieigsten ist es für mich, wenn ich - und das kommt oft vor - sagen muß : "An ihrer Technik ist nichts auszusetzen, aber das Timbre ihrer Stimme bleibt mir nicht im Ohr haften." Diese Antwort ist meistens keine große Hilfe, außer der Sänger versteht, daß seine Stimme mehr Farben haben sollte - aber diese Situation ist die Realität im Berufsalltag eines Sängers. Beim Vorsingen entscheidet sich doch meistens in den ersten Sekunden, ob er das Interesse des Zuhörers fesselt oder nicht.


    :jubel:


    Danke, Sune spricht mir aus der Seele!


    Es ist nicht leicht im Opernbetrieb, sich wirklich Zeit für ins Detail gehende Interpretation zu nehmen...
    Sänger gewöhnen sich daran, nur soviel zu leisten, wieviel von ihnen verlangt wird - damit spiele ich den Ball an Dirigenten und meine Berufskollegen weiter!!
    an denen (uns) liegt es nämlich, Sänger zu beeinflußen, ihnen weiterzuhelfen, ihnen Anregungen zu geben etc...in der Zusammenarbeit kann man unmittelbare Rückmeldungen über stimmliche Qualitäten geben...wenn Zeit bleibt und man nicht gezwungen ist, sich auf das Ausbessern falscher oder unsauberer Töne
    sowie Text und Rhyhmusprobleme zu beschränken


    Ich halte die Tatsache dieser Einflußnahme für unterschätzt!
    Gesangslehrer sind für die Technik zuständig - Korrepetitoren für das musikalische Ergebnis.

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Ulils Nominierung für Bartoli möchte ich unterstreichen, weiterhin nenne ich


    Bryn Terfel


    Einen Thread über Ihn gibt es bereits hier.


    Ein walisischer Barde


    Als Aufnahme zum Kennenlernen empfehle ich:



    Insgesamt imponiert weniger das doch sehr charakteristische "Material", als die noch ausgeprägtere Individualität des Singens. Wie man "Holde" singt, hat er anscheinend von Hans Hotter gelernt. :D


    Weiterhin möchte ich René Pape nennen.


    Die Stimme ist insgesamt gar nicht so "highly individual", aber doch gibt es charakteristische Färbungen, an denen ich Sie immer erkennen würde. Und vor allem ist es bezeichnenderweise die - vor allem unter Bässen sehr selten gewordene - immense Gesangskultur des Sängers, die Sie so gut erinnerlich macht. Mir scheint nur, als eigentlich eher hoher Bass streut er sein Repertoire manchmal zu weit.


    Mit Aufnahmen tue ich mich schwer. Obwohl für viele Rollen heutzutage live weltweit erste Wahl, gibt es kaum Aufnahmen aus neuerer Zeit. Den neuen "Domingo-Tristan" kenne ich leider nicht, da singt er den Marke. Vielleicht ist das eine Option, sollte seinem Talent liegen, die Rolle.
    Ein Thread über Pape fehlt, indes werd ich wohl bald mal einen aufmachen.


    Unverwechselbar ist sicher Matti Salminen, aber leider ist er wohl kein junger Sänger mehr im Sinne dieses Threads. ;)



    Gruß
    Sascha

  • Da ich im Wettbewerbs-Thread die junge lettische Mezzosopranistin Elina Garanca als Beispiel genommen hatte, möchte ich hier ein wenig näher auf sie eingehen, zumal es schon einige CDs gibt, an Hand derer man ihre Qualitäten überprüfen kann.


    Wenn ich Elina Garanca zu den heutigen "Stimmen von hohem Wiedererkennungswert" zurechne, heißt das nicht, daß sich alle Juroren des Mirjam-Helin-Gesangswettbewerbs in Helsinki 1999 darüber einig waren, eine Mezzosopranistin vor sich zu haben. Mindestens zwei der Juroren (Birgit Nilsson, Ileana Cotrubas) prophezeiten der schlanken, hoch gewachsenen Lettin auf Grund der Mühelosigkeit in der oberen Lage eine Karriere im Wagnerfach - als hochdramatische Sopranistin! Ich bin jedoch der Meinung, daß ihre bei der Firma ONDINE erschienene CD mit Belcanto-Arien deutlich macht, daß es sich bei Garanca um eine ausgesprochene Mezzospranistin handelt, deren charakteristisches, sehr sinnliches Timbre sich eben in dieser Lage entfaltet.


    (Als Beispiel möge die von mir im Wettbewerbsthread erwähnte Violeta Uermana dienen, die für meine Ohren ebendieses charakteristische Timbre als Mezzosopranistin besaß, das sie für meinen Geschmack nach ihrem Wechsel ins Sopranfach nicht mehr hat.)


    Eine Elina Garanca ist zwar in der Lage, die Sopran-Tessitura einer Fiordiligi mühelos zu bewältigen ebenso wie die Alt-Tessitura einer "Rigoletto"-Maddalena, doch in beiden Fällen klingt die Stimme weniger "memorabel" als in der Mezzolage.


    Bei der Firma VIRGIN ist kürzlich eine weitere CD mit Mozart-Arien erschienen, die ich aber noch nicht kenne, und bei Anna Netrebkos erster CD (Wiener Philharmoniker unter Noseda) diente Garanca als Stichwortgeberin in "Lucia di Lammermoor". An der New Yorker Met werde beide übrigens in "Hoffmanns Erzählungen" auftreten - eine Blitzkarriere für die junge Lattin, die zuvor an diesem renommierten Opernhaus als Rosina debütieren wird.


    Sune

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  • Zitat

    Original von tastenwolf


    Es ist nicht leicht im Opernbetrieb, sich wirklich Zeit für ins Detail gehende Interpretation zu nehmen...
    Sänger gewöhnen sich daran, nur soviel zu leisten, wieviel von ihnen verlangt wird -


    grauenhaft...


    als Job: Musiker
    Beruf: ?(


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    ich habe hier ein Problem - bei der nächsten Nominierung erkenne ich keinen 'Wiedererkennungswert', also keine markanten Stimmdetails - aber sie gefällt mir einfach sehr gut. Sie ist sehr viel weniger temperamentvoll als die Bartoli, die Stimme ist 'ruhiger' [obwohl die Bartoli das auch grandios kann, deren Erkennungsmerkmal - nicht die 'Qualität' - ist aber schlechthin das Temperament]:


    VIVICA GENAUX



    :jubel: [Kniefall vor der Stimme]


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Daher frage ich Euch: Welche Stimmen VON HEUTE haben Eurer Meinung nach einen hohen Wiedererkennungswert ?


    Gab's da nicht mal einen Thread mit dem Titel "Böse Falle - Hörpsychologie!", der doch gewisse Zweifel an der Wiedererkennbarkeit eines Interpreten aufkommen ließ?


    :)

  • Zitat

    Original von tom


    Gab's da nicht mal einen Thread mit dem Titel "Böse Falle - Hörpsychologie!", der doch gewisse Zweifel an der Wiedererkennbarkeit eines Interpreten aufkommen ließ?


    :)


    Ja, gab es. Wobei ich mir allerdings eher zutrauen würde, in einem Blindtest die Stimmen von Kurt Moll, Gottlob Frick und Martti Talvela auseinanderhalten zu können, als die Beethoveninterpretationen von Karajan, Bernstein und Klemperer. :)


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Original von tom


    Gab's da nicht mal einen Thread mit dem Titel "Böse Falle - Hörpsychologie!", der doch gewisse Zweifel an der Wiedererkennbarkeit eines Interpreten aufkommen ließ?


    :)


    Salut tom,


    richtig! Deswegen schrieb ich ja z.B. unverkennbar...


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Zwei, die ich sofort wiedererkenne: Harry van der Kamp und Klaus Mertens. :jubel: :jubel: :jubel: Zu beiden Herren plane ich, demnächst separate Threads zu erstellen, hab aber auch nichts dagegen, wenn einer von Euch damit schneller ist. ;)



    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Eher aus dem Lieder bzw. Alte-Musik-Bereich


    Christoph Pregardien: erstklassiger Evangelist und Schubert/Schumann-Sänger (auch ein sehr ordentlicher Don Ottavio, aber gewichtigere Partien sind wohl nicht drin)


    Sara Mingardo: sehr charakteristisch gefärbter recht tiefer Alt
    Bernarda Fink: ebenfalls eine wunderbare Altstimme


    Dietrich Henschel (Bariton) ist ein außerordentlich bühnenpräsenter Darsteller; u.ä.a. in Berlin die Champagner-Arie am Reck turnend oder so gesungen. Ich kenne aber kaum eine seiner Aufnahmen. Die Stimme klingt leider wie bei fast allen jungen deutschen Baritönen etwas zu sehr nach DFD...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Salut,


    zumindest otpischen Wiedererkennungswert hat dieser Counter-Tenor:



    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Gab's da nicht mal einen Thread mit dem Titel "Böse Falle - Hörpsychologie!", der doch gewisse Zweifel an der Wiedererkennbarkeit eines Interpreten aufkommen ließ?


    GENAU !!


    Aber es gab immer wieder Stimmen, die mehr oder weniger auffällig waren. Els Beispiele mögen dienen


    Hans Hotter
    Dietrich Fischer Dieskau
    Hermann Prey
    Gerhard Unger
    Fritz Wuinderlich
    Walter Berry
    Fedor Schaljapin


    Maria Callas
    Christina Deutekom
    Elisabeth Schwarzkopf
    Giulietta Simionato



    SOLCHE Stimmen meinte ich....


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    Stimmen von HEUTE? Da Pavarotti genannt wurde, der wohl unverwechselbar wenn auch vielleicht nicht mehr von Heute ist, kann ich gleich auch Placido Domingo und José Carreras anführen, die ja auch spätestens Morgen von Gestern sein werden.


    Diese drei Sänger waren nicht nur sehr gut, sondern haben/hatten ein unverwechselbares Timbre, immer leicht erkennbar. Bei den wirklich heutigen Sängern könnte man Roberto Alagna anführen, der nicht so unverwechselbar ist wie die drei zuvor genannten, aber der bei einiger Übung doch an seiner Art zu Singen erkennbar ist.


    Je nach dem, was er singt, ist Thomas Hampson leicht oder eher schwer zu erkennen. In seinem Stammfach ist er sehr gut erkennbar, bei Verdi z.B. - wenn er sehr viel Dampf machen muss - wird es schwieriger.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Hallo,


    unter die wiedererkennbaren Stimmen von heute würde ich auch die der Baritone Thomas Quasthoff und Matthias Goerne zählen. Vom Timbre her sagt mir Quasthoff mit seiner kernigen, etwas rauhen, aber im Grunde doch lyrischen Stimme mehr zu als Goerne, dessen Stimme immer recht kloßig und guttural klingt (in den "Wunderhorn"-Liedern unter Chailly hört er sich manchmal an wie Kermit der Frosch :stumm: ).


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • hallo,


    wenn ich so nachdenke, fallen mir eigentlich gar nicht so viele ein.
    z.b.
    matti salminen: unverwechselbar, und vielleicht der "schwärzeste" bass von heute.
    hilde behrens: prägnante stimme, wenn auch nicht unbedingt mein fall.
    schon genannt wurden die "3 tenöre".
    allerdings so jung sind die alle nicht mehr...


    ich glaube, dass eine stimme erst unverwechselbar wird, wenn man sie oft genug gehört hat. deshalb fallen einem dazu auch eher sänger vergangener generationen ein. in 50 jahren werden sicher auch die bartoli, von otter, die junge studer oder alagna als unverwechselbar gelten.


    greetings, uhlmann

  • Da muß ich unbedingt zwei Namen hinzufügen.
    Erstens: (bereits älter) der unverkennbare oesterreichische Tenor Kurt Equiluz mit seinem etwas heiser Timbre. Welch eine Fülle hatte seine Stimme. Wie sehr ich auch Prégardien bewundere, Bachse Musik von Equiluz hat doch etwas schöneres.
    Zweitens: der m.E. beste Tenor den es heute gibt. Der unvorstellbar geschmeidige, warm tembrierte Juan-Diego Florez. Wie ist es möglich, daß er nicht als erste an dieser Stelle genannt wurde. Der Bellini/Donizetti/Rossini Tenor die endlich wieder aufgestanden ist. Hört seine beide Decca-CDs an, und ihr seid überzeugt. Ich hatte das Glück ihm auf den Fernsehschirm zu sehen, denn bis jenes Moment war er mir völlig unbekannt.
    Sofort kaufte ich mir beide CDs.


    Ach Himmel, da vergaß ich die ungarische Sopran Sylvia Sass. Zusammen mit Klavierspieler Andras Schiff (und Orchester + Dirigent selbstverständlich) gab sie eine Ausführung von Mozarts "Ch'io mi scordi di te... Non temer amato bene" (KV505) die so schön ist, daß dies absolut der Standard ist womit alle andere Aufnahmen dieses Werkes verglichen werden sollen.
    Da mußte ich fast weinen, so wunderbar wurde das gebracht. HIMMLISCH!!!

    Einmal editiert, zuletzt von musicophil ()

  • Ich bitte für meine Beckmesserei um Entschuldigung, aber der Thread lautet : Stimmen mit hohem Wiedererkennungswert - von heute. Dazu dürften Equiluz und Sass nun wirklich nicht gehören.


    Bis wann hat Sylvia Sass eigentlich gesungen? Ich erinnere, sie vor über 25 Jahren in Hamburg als eine großartige Fiordiligi gehört zu haben, weiß aber auch noch, daß der damalige Intendant Christoph von Dohnányi sich über sie äußerte, sie dürfte erst dann wiederkommen, wenn sie sich entschieden habe (überspitzt ausgedrückt), ob sie eine Papagena oder Isolde sei.


    Sune

  • Zitat

    Original von sune_manninen
    Ich bitte für meine Beckmesserei um Entschuldigung, aber der Thread lautet : Stimmen mit hohem Wiedererkennungswert - von heute. Dazu dürften Equiluz und Sass nun wirklich nicht gehören.


    Bis wann hat Sylvia Sass eigentlich gesungen? Ich erinnere, sie vor über 25 Jahren in Hamburg als eine großartige Fiordiligi gehört zu haben, weiß aber auch noch, daß der damalige Intendant Christoph von Dohnányi sich über sie äußerte, sie dürfte erst dann wiederkommen, wenn sie sich entschieden habe (überspitzt ausgedrückt), ob sie eine Papagena oder Isolde sei.


    Sune


    SS ist nicht mehr die allerjüngste (Jahrgang 1951), hat aber immerhin noch im vorigen Jahr bei Hungaroton eine Arienplatte veröffentlicht. Sie scheint also zu Hause noch aktiv zu sein.


    Außerdem: Papagena war sie wohl nie eine. ;) Sie gehört zu jener Gruppe von bemitleidenswerten Sängerinnen, die in die Callas-Nachfolge-Ecke gedrückt wurde (wie weit sie da mitgeholfen hat, wei ich nicht), und die dann sehr schnell zu viel und zu schweres ihrer Stimme abverlangte. Aber einiges ist ihr schon sehr gut gelungen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat: "Stimmen von HEUTE? Da Pavarotti genannt wurde, der wohl unverwechselbar wenn auch vielleicht nicht mehr von Heute ist, kann ich gleich auch Placido Domingo und José Carreras anführen, die ja auch spätestens Morgen von Gestern sein werden."


    Da durfte ich auch der Equiluz nennen mit seinem unverkennlichen, leicht heisseren Timbre.
    Und Sylvia Sass, von der ich eine "Ernani" habe wo sie superbe singt.


    Übrigens: Sie schweigen bei Juan-Diego Florez, der m.E. größte Bellini/Donizetti/Rossini Tenor die es vielleicht in einem Jahrhundert gegeben hat. Sein Volumen, sein Timbre, seine Technik...


    Ich kann Ihnen nur empfehlen Florez einmal anzuhören. Da werden Sie mir recht geben müßen.
    Es sei... Wie ich eher bemerkte, sind Sie besonders interessiert in Werke ab 1850. Vielleicht wäre das einen Grund weshalb Sie Florez nicht so schnell akzeptieren.


    PS Obwohl ich Ausländer bin, fühle ich einen Unterschied zwischen das "von heute" am Ende oder viel eher in die Zeile plaziert.
    Ich würde es, wie Sie es mir brachten, auffassen als: Stimmen die noch immer heutzutage erkannt werden, egal wie alt oder jung der/die Sänger/Sängerin ist

    Einmal editiert, zuletzt von musicophil ()

  • Zitat

    Original von musicophil
    Übrigens: Sie schweigen bei Juan-Diego Florez, der m.E. größte Bellini/Donizetti/Rossini Tenor die es vielleicht in einem Jahrhundert gegeben hat. Sein Volumen, sein Timbre, seine Technik...


    Ich kann Ihnen nur empfehlen Florez einmal anzuhören. Da werden Sie mir recht geben müßen.
    Es sei... Wie ich eher bemerkte, sind Sie besonders interessiert in Werke ab 1850. Vielleicht wäre das einen Grund weshalb Sie Florez nicht so schnell akzeptieren.


    Hallo musicophil!


    "Halt, Meister, nicht so geeilt!"


    Wieso Du aus meiner "Beckmesserei" gegenüber Equiluz / Sass daraus schließt, ich würde Florez "nicht so schnell akzeptieren", wird mir nicht ganz klar. Das Eine hat doch mit dem Anderen nichts zu tun!


    Ich habe Florez noch nicht live gehört, kenne ihn "nur" von CDs und von Live-Übertragungen - und finde ihn großartig!!! Ob er nun der größte Bellini/Donizetti/Rossini-Tenor innerhalb von 100 Jahren ist, vermag ich nicht zu beurteilen, halte ich auch für zweitrangig. Was mir bei ihm so imponiert, daß er (zumindest bisher) innerhalb gewisser Fachgrenzen bleibt, d.h. sich auf die o.g. Komponisten konzentriert und zu wissen scheint, daß ein Traviata-Alfredo oder ein Rigoletto-Duca etwas anderes sind als ein für Belcanto idealer Tenore di grazia (e agilita). Möge er noch recht lange bei diesem Repertoire bleiben.


    Damit schließt sich der Kreis. Auch für mich besitzt Florez eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert - von heute! Übrigens genau wie Rolando Villazón.


    Schöne Grüße in die Niederlande!


    Sune


    P.S. Nicht ganz klar wird mir die Florez'sche Dreieinigkeit von "Volumen, Timbre und Technik". Timbre und Technik - uneingeschränkt ja. Aber Volumen? Das hört sich (für mich) so an, als besäße Florez' Stimme für dieses Repertoire ein ungewöhnlich großes Volumen. Dies scheint mir nach dem Hören diverser Aufnahmen nicht so zu sein; es ist (siehe meine Bezeichnung Tenore di grazia e agilita) gerade richtig, weder zu klein noch zu groß.

  • Vom höchsten bis tiefsten Register trägt die Stimme ohne Schwierigkeiten weit weg. Dann hat man m.E. Volumen.


    Ich erinnere Ihnen an Caruso. Der konnte ein Glas kaputt singen.
    Das kann ja nur, wenn er zumindest einen Mindestmaß an Energie in seine Stimme legte. Wohlan, mehr Energie = mehr Volumen.


    Wir sind uns übrigens einig hinsichtlich Florez. Ich sagte nicht umsonst Bellini/Donizetti/Rossini-Tenor. Vielleicht stelt er in 10 Jahre Alfredo dar, und bejubeln wir auch das.


    PS. Weil Sie Opern bevorzügen ab 1850, kann/darf er diese nicht singen. Deshalb meine Bemerkung.

    Einmal editiert, zuletzt von musicophil ()

  • Hallo Sune


    Zitat

    Was mir bei ihm so imponiert, daß er (zumindest bisher) innerhalb gewisser Fachgrenzen bleibt, d.h. sich auf die o.g. Komponisten konzentriert und zu wissen scheint, daß ein Traviata-Alfredo oder ein Rigoletto-Duca etwas anderes sind als ein für Belcanto idealer Tenore di grazia (e agilita). Möge er noch recht lange bei diesem Repertoire bleiben.


    Beim Alfredo hast du meine völlige Zustimmung, aber der Rigoletto-Duca ist doch eigentlich die ultimative Rolle für einen Tenore di grazia. Dass sie in letzter Zeit viel zu häufig von schwereren Stimmen gesungen wird ändert für mich aber nichts an der Tatsache, dass sie von einer leichteren Stimme wesentlich überzeugender gebracht wird, oder?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Beim Alfredo hast du meine völlige Zustimmung, aber der Rigoletto-Duca ist doch eigentlich die ultimative Rolle für einen Tenore di grazia. Dass sie in letzter Zeit viel zu häufig von schwereren Stimmen gesungen wird ändert für mich aber nichts an der Tatsache, dass sie von einer leichteren Stimme wesentlich überzeugender gebracht wird, oder?


    Hallo Theophilus!


    Eigentlich sehe ich von der Besetzung her keinen Unterschied zwischen Alfredo und Duca und würde beide Rollen mit demselben Typ Tenor besetzen, aber nicht mit einem Tenore di grazia à la Florez (jedenfalls nicht mit dem heutigen Florez).


    Es ist jedoch erstaunlich, wie sich in einigen Fällen der Geschmack weiter entwickelt. Vor ca. 14 Tagen hörte ich aus der Met die "Traviata"-Übertragung mit Gheorghiu und Michaels-Moore, dazu als Alfredo mit dem jungen deutschen Tenor Jonas Kaufmann. Mit Interesse verfolgte ich in einem US-Internetforum die Diskussion darüber, ob die Besetzung dieser Partie mit einem so dunkel timbrierten und (relativ) schweren Tenor nicht eigentlich falsch sei. Natürlich, Kaufmanns Stimme entspricht nicht dem üblichen Alfredo-Ideal (oder sollte man sagen : Alfredo-Klischee), doch er sang durchaus wie ein lyrischer Tenor, d.h. mit sehr vielen Nuancen und piani, ohne nun mit seinem Material zu protzen, das schon jetzt auf kommende Aufgaben (Parsifal, Siegmund) hinweist. Bei dieser Diskussion mußte ich daran denken, daß der Alfredo schließlich auch von einem Helge Rosvaenge, Richard Tucker und (noch gar nicht so lange her) Placido Domingo gesungen wurde - also von Tenören, die alles andere als ein Tenore lirico waren.


    Sune


    P.S. Aber vielleicht verstehen wir beide unter einem Tenore di grazia etwas anderes. Wen z.B. würdest Du als einen solchen Stimmtyp bezeichnen?

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  • Hallo Sune


    Zitat

    P.S. Aber vielleicht verstehen wir beide unter einem Tenore di grazia etwas anderes. Wen z.B. würdest Du als einen solchen Stimmtyp bezeichnen?


    Alfredo Kraus!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Hallo Sune



    Alfredo Kraus!


    Einverstanden! Ihn habe ich live als Alfredo gehört (und genossen), und von seinem Duca kenne ich zumindest die Einspielungen.


    Sune

  • Hallo Sune,


    "Bei dieser Diskussion mußte ich daran denken, daß der Alfredo schließlich auch von einem Helge Rosvaenge, Richard Tucker und (noch gar nicht so lange her) Placido Domingo gesungen wurde - also von Tenören, die alles andere als ein Tenore lirico waren."


    Da hab ich doch hundert mal lieber die Domingo/Cotrubas-aufnahme als die von Bergonzi/Cabbalé.


    Gruß,
    Paul Musicophil

  • Nun,musicophil,das ist eben dein persönlicher Geschmack.Abgesehen von der Aufnahmetechnik (10 Jahre Unterschied zwischen RCA/Pretre und DG/Kleiber),die vielleicht für die neuere Aufnahme spricht,hat Bergonzi im Vergleich zu Domingo die geeignetere Alfredo-Stimme.
    Und sieht man mal von der Caballé-Optik ab,singt sie in einer ganz anderen Liga als Cotrubas.Diese beiden Sängerinnen lassen sich wirklich nicht vergleichen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Neben den bereits genannten Bartoli, Genaux und Quasthoff fallen mir noch ein:


    Die Countertenöre Andreas Scholl und David Daniels,


    der Tenor Ian Bostridge


    sowie Jessye Norman und Agnes Baltsa


    nicht mehr wirklich aktiv aber eine der unverwechselbarsten Stimmen der jüngsten Vergangenheit: Mara Zampieri (was den "Genuss" betrifft, bin ich mir hier allerdings nicht ganz sicher).

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