Hallo Taminojaner,
Die Frage , wessen Konkurrent Hermann Prey war, stelt sich eigentlich nicht, für Klassik-Neueinsteiger sei es trotzdem gesagt: Dietrich Fischer Dieskau.
Dabei war ihr Timbre grundverschieden und ihr interpretatorischer Ansatz auch. Was sie ähnlich macht, ist vielleicht, daß sie beide dem Zeitgeschmack der 60er und 70er Jahre unterworfen waren und dass beide hervorragenden Schubert- Einspielungen zustande gebracht haben.Auch das restliche Liedrepertoire war, soweit ich mich erinnere ähnlich. Prey war der "populärere" der beiden, damit meine ich, er hat auch "volkstümliches" Repertoire gesungen, was AFAIK Fischer-Dieskau nie tat.
So finden wir zahlreiche Volkslieder die Prey für die Schallplatte aufgenommen hat, ebenso Operetten, und (das finde ich besonders erfreulich) auch die "leichte" deutsche Oper. Hier wären etwa "Das Nachtlager von Granada" von Conradin Kreutzer (capriccio) zu nennen oder Lortzings "Waffenschmied" und "Zar und Zimmermann". Nicht zu vergessen Friedrich von Flotow und seine Oper "Martha".
Prey war ein ausgezeichneter Figaro, sowohl bei Mozart als auch bei Rossini, als auch Guglielmo in Mozarts "Cosi fan tutte".
Ebenso, wie bei Fischer-Dieskau, war Preys Stimme einem Reifungsprozess unterworfen, der nicht zu überhören war.
Im Alter wurde die Stimme dunkler und voller, büßte aber etwas von Ihrer Flexibilität ein. An Stelle des "kernigen", "jungenhaften" trat eine gewisse Resignation, was jetzt bitte nicht abwertend verstanden werden soll. Sehr gut ist das zu hören, wenn man eine seiner frühen Aufnahmen der "Winterreise" , bzw des Zyklus "Die schöne Müllerin"
gegen die Digitalaufnahme mit Bianconi (für Denon) vergleicht.
Ich bin einer der wenigen (wie ich glaube), die keine Vorliebe für den einen oder anderen der beiden Sänger, Fischer-Dieskau und Prey hatten, sondern sich freuten, dass es beide gab.
Aus meiner Sicht gibt es heute etliche gute Liedersänger im Baritonbereich, aber nur sehr wenige, IMO eigentlich derzeit nur Quasthoff und Goerne erreichen dieses Niveau
Freundliche Grüße aus Wien
Alfred