Nicht nur "Planeten" - Gustav Holst

  • Es war in der ersten Phase meiner Beschäftigung mit klassischer Musik: Ich drehte das Radio auf - und hörte etwas Unglaubliches: Einen Marsch, der eben seinen Höhepunkt erreicht hatte, dann die krachenden Final-Schläge. Und dann folgten andere Sätze, die auf mich einen ungeheuren Eindruck machten: Musik, die Farbe geworden ist, Farbe die Musik geworden ist. Metallisches Leuchten.
    Laut Ansage war es eine Suite "The Planets", der Komponist:
    Gustav Holst.
    (1874-1935)


    Der Zufall wollte es, dass ich wenig später Geburtstag hatte, "The Planets" stand ganz oben auf der Liste. Aber meine Mutter nützte die Gelegenheit, dass ein Bürokollege nach England fuhr - und so bekam ich zum Geburtstag die "Planeten" und genau einen Tag später eine kleine Holst-Sammlung mit Schätzen, die damals in Österreich alle nicht zu bekommen waren:
    Hymn to Jesus, Choral Symphony, Fugal Concerto, Savitri...


    Die Oper kam zuerst dran, Savitri aufgelegt - mein Gesicht wurde länger und länger: Deklamation, karge Begleitung. Nichts für mich.
    Also Hymn to Jesus: Das Gesicht wurde noch länger.
    Choral Symphony: Äh, hoffentlich merkt's meine Mutter nicht, wie sehr ich mich nicht freue.
    Fugal Concerto - ich fürchte, sie merkt's...


    Was ist passiert? - Nun, ich ging mit der falschen Erwartungshaltung an die Sache heran, und rund ein Jahr später wusste ich meine Geschenke zu würdigen. Und um diesen anderen Holst, den Komponisten jenseits der Planeten, soll es hier gehen. (Die Planeten haben übrigens einen eigenen Thread - gut so, sie verdienen ihn, so viele Dauerbrenner hat die Musik des 20. Jahrhunderts schließlich nicht.)


    Der andere Holst also: Eine seltsame Erscheinung. Er interessierte sich für die indische Kultur, aber nicht wie es der Bürger eines Kolonialstaates macht, also quasi als herrschender Tourist. Holst wollte wirklich in die indische Kultur eindringen und lernte deshalb sogar Sanskrit. Er komponierte Hymnen aus den Veden, oft in eigener Übersetzung. Und er schenkte uns die Oper Savitri nach einer indischen Legende. Das ist ein kurzes Stück, eine Geschichte, wie eine Frau den Tod überlistet. Die Musik ist einem Orchesterchen von drei Kolzbläsern und ein paar Solostreichern anvertraut, dazu singt ein wortloser kleiner Frauenchor. Das Werk ist von einzigartiger Schönheit, geradezu magisch in seiner Ruhe und Zärtlichkeit.


    Ein einzigartiges Werk ist auch die Hymn to Jesus: Holst geht zwar nicht unter die Atonalen, aber seine Harmonik ist durch Modalität (also künstliche Tonleitern - das hat er von den Indern gelernt) und Chromatik stark erweitert, die Harmonik steckt voller Tritonusintervalle und Quarten. Dadurch erzeugt Holst den Eindruck einer gespannten Ruhe. Auch das Orchesterwerk Egdon Heath gehört zu diesen Werken, in denen scheinbar wenig und doch so viel geschieht.


    Holst war auch einer der ersten, der sich für die alte englische Musik interessierte in der Überzeugung, dass ein Nationalstil nicht durch triumphale musikalische Rhetorik entsteht, sondern auf dem Boden der Tradition - und dazu gehört nicht nur die alte Musik, sondern auch das Volkslied: Und so sammelten Holst und Vaughan Williams Volkslieder und bearbeiteten sie für den Konzertgebrauch, wobei Vaughan Williams traditioneller vorging, während Holsts Bearbeitungen in ihrem Versuch, das harmonische Material aus dem melodischen zu gewinnen, im Ansatz an Bartók erinnern (freilich ohne dessen Volksliedsätze zu erreichen).


    Unvollständig wäre meine kurze Präsentation Holsts, würde ich nicht das von mir heiß geliebte "Short Festval Te Deum" erwähnen: Das sind rund 5 Minuten hymnisch aufrauschender Musik - nur der Schluss "Let me never be confounded" wird vom Chor leise hingehaucht: Binnen weniger Sekunden schwenkt Holst von der Festlichkeit um zur bitteren Erkenntnis des Todes. Und mit dieser erschütternden Geste lässt er das Werk ganz leise enden.


    Und nun gebe ich die Stafette weiter - welche Werke Holsts abseits der "Planeten" sind Euch untergekommen, wie groß (oder wie klein) war die Überraschung über diesen "anderen" Holst und wie kommen diese Werke jenseits der Planeten bei Euch an?

    ...

  • hallo, edwin, danke für den thread über einen meiner ganz großen lieblinge ...
    obwohl ich ja meckern muß: ich wollte diesen selbst in ein paar tagen eröffnen :motz: :lips:


    aber sei's drum, ich werde mich noch sehr rege beteiligen ... :yes:


    schon mal vorab: egdon heath halte ich übrigens für sein meisterwerk, anschließend savitri und die rig veda hymnen. the hym of jesus war lange zeit mein eigentlicher favorit. und die planeten ... ja, die liebe ich auch ... zunächst erstmal dies wenige ...
    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo,


    wie sollte es anders sein - auch ich bin natürlich über die Planeten zu Holst gestoßen und habe dann erst später weitere Orchesterwerke kennengelernt.


    Holst war wohl ein leidenschaftlicher und guter Pädagoge. Seiner Anstellung an der Londoner St. Paul's Girl's School ist die gleichnamige Suite zu verdanken, die er 1913 der Schule widmete. Seinen Unterricht gestaltete er nach Überlieferungen höchst eigen und unkonventionell. Die Lehrbücher, die ihm "für Mädchen geeignet" zugeschickt wurden, ignorierte er mit dem Hinweis, das sei "voluminöses Geschwafel" und entwickelte seinen Stoff selbst. Er unterrichtete auch am Morley College, was wohl so etwas wie ein Vorläufer der heutigen Volkshochschulen war, und wo sich einfache Leute in seinen Stunden einfanden. Von Taxifahrern und Hausmädchen ist beispielsweise oft die Rede. Bildung und Kunst sollten nach Holsts Credo jedermann und jederfrau zugänglich sein, worin sich seine Affinität zu sozialistischen Idealen wiederspiegelt.


    Neben der St. Paul's Suite schätze ich auf bestimmte Weise mehrere weitere der kleinen Orchestersuiten, so die Brook Green Suite, die Moorside Suite oder auch Beni Mora und Egdon Heath. Alles Werke übrigens, die David Lloyd-Jones sorgfältig für Naxos eingespielt hat. Bim Hören denke ich zwar immer, wirklich groß ist`s nun wahrlich nicht, aber oftmals einfach wunderschön... Viele schwärmen ja vom Chorstück "This have I done for my true love", das auch auf Holsts Begräbnis erklungen ist. Leider kenne ich es als Chormusik-Fremdling noch nicht. Vielleicht folgen ja noch Empfehlungen...


    Gruß
    B.

  • Hallo,


    bei dem englischen Label Lyrita gab es einige sehr interessante Holst-Veröffentlichungen, die interessanteste war für mich die bisher meines Wissens einzige Einspielung des "Scherzo" seiner ansonsten nicht mehr vollendeten Sinfonie von 1934.
    Diesem Werk hört man deutlich an, daß Holst an der Schwelle zu einem neuen Schaffensprozess angekommen war, dessen Früchte leider sein Tod verhinderte.


    Die "Choral Symphony" habe ich leider schon länger nicht mehr gehört -Schande, denn in meiner Erinnerung ist dies, obwohl dem Werk kein Erfolg beschieden war, eine sehr lohnende und ambitionierte Komposition.
    Ich würde das Anhören ja jetzt gleich nachholen und davon berichten(es ist eine EMI-Aufnahme unter Boult), aber es geht(noch)nicht...Die Geräuschempfindlichkeit halt. :(


    Neben dem Fugal Concerto gibt es auch noch eine Fugal Overture op.40 von 1924, die ich als ein wenig hölzern in Erinnerung habe sowie ein sehr unterhaltsames Werk namens "Hammersmith", op.52.
    Auch hier muß ich leider zugeben, daß diese Aufnahmen von mir in den letzen Jahren sträflich vernachläßigt wurden.
    Na, da habe ich ja etwas, auf das ich mich freuen kann.


    Viele Grüße,


    Michael


    P.S.ich war mal wieder vorschnell, das Scherzo gibt es in mindestens einer weiteren Einspielung auf CD-mit den Münchner Sinfonikern unter D.Bostock.


    Ich fand es übrigens immer interessant, warum auch immer, das England im selben Jahr-1934-gleich drei seiner bekanntesten Komponisten verlor.
    Elgar und Delius waren die anderen.

  • Lieber Edwin,


    zunächst einmal danke für dein Lob im Elgar-Thread.
    Dem anschließen möchte ich meine helle Begeisterung für die Eröffnung dieses Threads.
    Jawohl, Holst hat auch noch andere herrliche Werke geschrieben.
    Ein Jammer, daß diese hierzulande so gut wie nie aufgeführt werden und somit einer breiteren Öffentlichkeit wohl kaum bekannt sein dürften.
    Nun ja, wie dem auch sei, möchte ich der bereits genannten Liste an Werken noch die wundervolle Ballett-Suite (aus gleichnamiger Oper):


    The Perfect Fool , op. 39


    anführen. Ich habe vor einigen Wochen zu einem Spottpreis eine CD mit dem Münchner Symphonie-Orchester unter Douglas Bostock erstanden - nur Werke von Holst. Ich staunte nicht schlecht beim Anblick der auf der CD versammelten Werke:


    1. Symphonie in F-Dur op 8 "The Cotsworlds"
    Ich staunte Bauklötze. Ich hatte zuvor nie davon gehört, dass Holst eine Sinfonie geschrieben hat. Ich war beinahe versucht dem low-budget-Label einen gewaltigen Fehker zu unterstellen :) Zuhause konnte ich mich dann eines besseren belehren - nun ja, auch wenn diese Sinfonie noch eine kleine Jugend"sünde" ist - sieht man von dem wirklich schönen 2. Satz (in memoriam William Morris) einmal ab.


    2. Walt Whitman Overture op 7


    Man lernt nie aus....


    3. A Hampshire Suite op 28 No 2


    4. The Perfect Fool Ballett Music, op 39


    Ich muss gestehen, daß ich Punkt 1 - 3 zunächst übersprang, da mir besagte Ballett-Musik zumindest dem Namen nach bekannt war.
    Kaum, daß das einleitende Andante (die Fanfare, welche die späteren Tänze alle zusammen hält) verklungen war, traf es mich wie der Schlag.
    Diese Musik war wie eine Offenbarung für mich - etwas worauf ich lange gewartet hatte und von dem wußte, es müßte es irgendwo da draußen im Klassik-Dschungel geben. Diese Harmonien, diese Orchesterfarben, Holst sprach bzw. spricht mir hier aus der Seele. Dann: "Dance Of the Spirits Of Water" - himmlisch, einfach nur himmlisch. All die Bilder, all die Empfindungen, die sich mir in dem Moment aufdrängten....Kaum verklungen, ich hätte noch eine halbe Ewigkeit in den letzten schillernden Tropfen dieses Tanzes verbringen können, holt Holst zu seinem letzten Geniestreich aus: "Dance Of the Spirits Of Fire" - zunächst die einleitende Fanfare und dann ein Sinnesrausch, das seinesgleichen sucht - dem Titel mehr als gerecht werdend. Die nächten zwei Wochen verging ungelogen kein Tag, an dem ich nicht mindestens einmal die Ballett-Suite oder eines der Tänze daraus gehört hätte.
    Dies IST wahrlich große Musik! Ein Werk, in dem Holst zu seiner vollen Reife gelangt, seine für ihn typsichen Harmonien mit seiner unglaublichen Fähigkeiten zum Abbilden bestimmter Orchesterfarben kombiniert und vom Gestus der Musik her sicherlich einen Blick auf sein geliebtes Indien wirft (obwohl für mich da manchmal sogar eher das antike Ägypten (Water) bzw. das alte Rom (Earth) durchschimmert.) Vielleicht ja auch beabsichtigt? Das entzieht sich meiner Kenntnis.
    Barbirolli
    Wenn Du diese Ballett-Suite noch nicht Dein Eigen nennen darfst, hole das nach. Es lohnt sich!
    Egdon Heath hielt Holst wohl auch Zeit seines Lebens für sein bestes Werk.. :)
    Ich finde vor allem die Einleitung sehr faszinierend....


    LG
    Wulf.

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  • Ich habe zu diesem Thema gar nichts zu sagen, außer vielleicht, daß ich außer den Planeten nur noch die St. Pauls Suite kenne, die mir sehr gut gefällt. Es ist nur traurig, daß der Thread, der so vielversprechend begann, nun so schnell wieder versandet ist. Ich habe ihn bisher mit großem Interesse gelesen und hoffe sehr, daß er fortgesetzt wird.

  • Hallo Martin,


    daß in einem Thread zunächst wenig gepostet wird, muß nicht unbedingt heißen, daß das Thema für die Mitglieder bzw. Gastleser uninteressant ist. Ich versuche z. B. seit Eröffnung des Threads einen ausführlicheren Beitrag über Holst zu schreiben, bin aber wegen Zeitmangel noch nicht weit gekommen. :rolleyes: (Wenn mir etwas an einem Thema bzw. an einem Komponisten liegt, möchte ich mich auch etwas eingehender äußern und nicht nur ein paar oberflächliche Zeilen schreiben.)
    Also, noch ein wenig Geduld (bis zum Wochenende). :) Klingsor wird sicher ebenfalls noch etwas zum Thema beitragen.


    Schöne Grüße
    Johannes

  • soso, johannes, da muß ich mich ja dann sputen, bevor du mir alles wegnehmen wirst ... :D
    bei mir ist es aber auch das altbekannte zeitproblem ... :(
    aber verdienen tut er es, the great gustav :yes:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Liebhaber Holstscher Klänge,


    so, nun wird es Zeit, diesen höchst interessanten Thread wieder aus der Versenkung zu holen.
    Nach Vaughan Williams gehört Holst - neben Bantock, Bax, Delius, Bliss, Bridge, Howells, Ferguson und Ireland - zu meinen liebsten und meistgehörten englischen Komponisten.



    The Planets - Suite, opus 32; H 125 1914-17


    Wie meine Vorposter habe auch ich von Holst zuerst seine einzigartige Suite 'The Planets' kennengelernt. Und hier waren es nicht nur die monumentalen, kraftvoll-dramatischen Sätze wie 'Mars' und 'Saturn', die mich in ihren Bann zogen, sondern in gleichem Maße die ätherische und geheimnisvoll schwebende Musik von 'Neptune', dem Mystiker, die mich tief beeindruckte.



    Choral Hymns from the Rig Veda für gem. Chor und Orchester / Harfe, opus 26; H 97-100 1908-12


    Als ich mir dann einige Zeit später - als zweites Werk des Komponisten - die 'Choral Hymns from the Rig Veda', opus 26 zulegte und erstmals hörte, fiel mir der Zugang (mit der 'Neptune'-Musik im Hinterkopf) sehr leicht. Insbesondere der 3. Satz 'Funeral Chant' der 'Second Group' faszinierte mich enorm - auch hier singt zum sehr sparsam eingesetzten Orchester samt Orgel (diesmal nicht wortlos) ein Frauenchor, der sich im Verlauf des dreiminütigen Stückes allmählich vom Hörer zu entfernen und in himmlische Höhen zu entschweben scheint.


    Es ist allerdings keineswegs so, daß sich die 'Choral Hymns' in den feinen und leisen Tönen erschöpfen, sondern Holst entwirft darin eine durchaus abwechslungsreiche Folge von Sätzen - die er wiederum in Gruppen zusammenfaßt - unter Verwendung von unterschiedlichen musikalischen Formen sowie der zur jeweiligen Stimmung wechselnden vokalen und instrumentalen Besetzung.
    Z. B. gibt es die für den Komponisten typischen trauermarschartig gemessen dahinschreitenden Rhythmen mit großen dynamischen Steigerungen ('To the Unknown God') oder beschwingt bis ekstatisch tänzerische Sätze ('To Agni', einer Anrufung des 'God of Fire').
    Und auch mithilfe der zum jeweiligen Thema gewählten Besetzung für die einzelnen Stücke zeigt sich Holsts Meisterschaft und Feingefühl, wunderschöne, sanfte wie erhabene Stimmungen zu zaubern.
    In den Hymnen der 'Second Group' kommen ausschließlich die Frauenstimmen des Chors, in denen der 'Fourth Group' die Männerstimmen zum Einsatz, jeweils mit Orchesterbegleitung, wohingegen die 'First Group' beide vereinigt. Einen besonderen Reiz haben jedoch - seit ich die 'Rig Veda'-Hymnen kenne - die vier Gesänge der 'Third Group' auf mich ausgeübt, die - diesmal wieder von den Frauen vorgetragen - nicht vom Orchester, sondern sehr apart von einer Harfe begleitet werden.


    Eine interpretatorisch wie klangtechnisch absolut exzellente und (nahezu) komplette Einspielung der 'Choral Hymns from the Rig Veda' hat 1984 das Label Unicorn-Kanchana (DKP CD 9046) vorgelegt, mit:
    Osian Ellis, Harfe; Royal College of Music Chamber Choir;
    Royal Philharmonic Orchestra, Sir David Willcocks.


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    The Cloud Messenger - Ode für Alt, gemischten Chor, Orgel und Orchester, opus 30; H 111 1909/10


    Ein weiteres Werk, das meiner Meinung nach gewiß zu den wertvollsten und schönsten wie zu Unrecht vernachlässigten Schöpfungen Holsts gezählt werden muß, in diesem Thread aber noch nicht zur Sprache kam, ist die Chor-Ode 'The Cloud Messenger', opus 30, in der der Komponist in etlichen Passagen auf später entstandene bedeutende Opera (z. B. 'The Planets' oder 'The Hymn of Jesus') vorausweist.


    Hier ein Auszug aus dem Booklet-Text von Christopher Palmer:
    Vieles ist nicht nur schön, sondern auch originell und bemerkenswert prophetisch für Holsts späteren Stil. Der erste große Fortissimo-Ausbruch des Chors - die Beschwörung der Wolke - teilt uns mit, daß diese Musik von großer chorischer (und akkordischer) Macht und Herrlichkeit erfüllt sein wird, in der Art der 'Hymn of Jesus'. Die kalten Holzbläser und Solobratsche, die die Altistin begleiten, weisen auf die Herbheit von 'Egdon Heath' voraus, während die lange Prozession, die Reise zum Himalaya (Maestoso, Posaunen, schreitender Ostinatobaß, Männerstimmen zu feierlichem Gesang erhoben), von keinem anderen Komponisten stammen könnte. Wenn wir die Schneegrenze erreichen - die "Gipfel der Kailasa" - wirbelt Holst die immer gleichen Melodiefragmente umher, die jeweils einen neuen hübschen Kontrapunkt oder neue Farben anziehen, ganz wie ein moderner Minimalist; was den symphonischen Klang angeht, ist der Abschnitt, der für Harfe und Glockenspiel allein instrumentiert ist, für seine Zeit einzigartig und hebt die neowagnerische Erhabenheit oder Gigantik des tänzerischen Höhepunkts reliefartig hervor, dessen stilisierte Orientalik eher auf den Roussel von 'Padmâvatî' oder den Szymanowski von 'König Roger' voraus- als auf Rimsky-Korsakow zurückweist.
    Es folgt ein ehrfurchtgebietender Abschnitt: man beachte den dramatischen Einsatz des Orgeltuttis, das, genau wie später in 'The Planets' ("Uranus") alles hinwegfegt ...
    Auf der letzten Seite beschreibt der Bote sich selbst als den "Trostbringer", doch für alle, die "Venus" in 'The Planets' kennen, bedeutet die Musik mit ihren schwebenden Akkorden, die sich langsam in den Raum auflösen, den "Friedensbringer".


    Von Anfang an schien kein guter Stern über dem 1910 fertiggestellten Werk zu stehen, von dem sich Holst so viel versprochen hatte. Von dem herben Mißerfolg, der anscheinend durch miserable Bedingungen bei der Uraufführung (1913 in London) zustande kam, war der Komponist dermaßen enttäuscht, daß er die Partitur gänzlich in der Schublade verschwinden ließ. Und auch nach Holsts Tod (1934) mußten nochmals einige Jahrzehnte vergehen, bis das wunderbare Werk im Juni 1990 durch die hier empfohlene - bislang einzige - Einspielung seine Wiederauferstehung erleben durfte. Die hervorragenden Interpreten der Aufnahme bringen eine deutlich spürbare Begeisterung und Leidenschaft für das Werk mit und leisten mitsamt der wiederum brillanten Aufnahmetechnik beste Überzeugungsarbeit:
    Della Jones, Mezzosopran; London Symphony Chorus;
    London Symphony Orchestra, Richard Hickox
    alte Ausgabe: Chandos 8901 (1 CD) - neue Ausgabe: Chandos 241-6 (2 CD)


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    The Hymn of Jesus für Frauenhalbchor, 2 gemischte Chöre, Orgel und Orchester, opus 37; H 140 1917


    Das auf der gleichen Chandos-CD enthaltene Meisterstück 'The Hymn of Jesus' - 1917 komponiert - wurde bereits bei seiner überaus erfolgreichen Uraufführung (1920) als solches erkannt. Im Zentrum der Kantate steht ein Konflikt, der in Holsts Werken immer wieder aufscheint: nämlich - der Widerstreit der Maximen aus der christlichen Tradition auf der einen Seite und den sinnlich-exotischen Einflüssen des Orients auf der anderen, in denen das Element des Tanzes, als Symbol der Ekstase, in den Vordergrund des Gotteslobes rückt. Gegensätze, die man mit Begriffen wie Eis - Feuer, Geist - Fleisch, Askese - Sinnlichkeit charakterisieren kann.
    Mithilfe der äußerst differenzierten Orchestrierung und den hoch virtuos eingesetzten Chorgruppen (2 gemischte Chöre, rechts und links auf der Bühne postiert und ein kleiner Frauenchor an der Seite des Saales) entfaltet Holst auch hier phantastische und raffinierte Klangfarben, machtvolle chorische Akkorde, mitreißende tänzerische Abschnitte - alles Elemente, die in 'The Cloud Messenger' bereits vorweggenommen wurden.



    Savitri - Kammeroper in 1 Akt für Mezzosopran, Tenor, Baß, Frauenchor und 12 Instrumentalisten, opus 25; H 96 1908


    Mit der Vertonung einer Episode aus dem indischen Heldenepos 'Mahabharata' hat Holst ganz sicher eines seiner originellsten und beeindruckendsten Werke geschrieben, da kann ich Edwins Ausführungen eindringlich bestätigen.
    Die Besetzung fällt für eine Oper denkbar klein aus. Auf der Bühne agieren lediglich drei Personen:
    Satyavan, ein Holzfäller - Tenor; Savitri, seine Frau - Sopran; Death (Der Tod) - Baß.
    Ein nur in Vokalisen singender, jedoch häufig virtuos eingesetzter Frauenchor sowie das mit 2 Flöten, Englischhorn, 2 Streichquartetten und Kontrabaß besetzte Kammerensemble sollen nach Wunsch des Komponisten für den Zuschauer unsichtbar bleiben. Die Aufführung dauert etwa 30 Minuten.


    Erzählt wird die wunderbare Geschichte des Holzfällers Satyavan und seiner ihn über alles liebenden, schönen Frau Savitri. Die Szene, die sich in einem indischen Wald am Abend zuträgt, beginnt mit dem Herannahen des Todes, der ohne jegliche instrumentale Begleitung seine unerbittliche Wahrheit der Unentrinnbarkeit jeglichen Lebens vom Tod verkündet sowie daß er gekommen ist, um Satyavan zu holen. Noch bevor der Tod das Paar erreicht hat, bricht Satyavan zusammen. Doch durch ihre freundliche Ausstrahlung, ihre Schönheit und ihre schmeichelnden Worte wie 'Thou art called the Just One' bzw. 'The Holy One' vermag es Savitri, den Tod zu umgarnen, ihn zu betören, so daß er ihr die Erfüllung eines Wunsches gewährt, mit Ausnahme von Satyavans Leben. Und Savitri bittet ihn raffinierterweise um das, was für sie selbst das Leben ist. Jedoch erst als der Tod der Erfüllung des Wunsches zugestimmt hat, offenbart sie ihm, daß es Satyavan ist, der für sie das Leben bedeutet, da sie ohne ihn nicht zu leben vermag. So muß der Tod - durch die Kraft der Liebe Savitris überlistet - ohne Satyavan weiterziehen, da sein Wort, das er gegeben hat, für ihn bindend ist. Als der Tod sich allmählich entfernt, erwacht Satyavan und wird am Ende von Savitri versichert:
    Without thee I am as the dead. A word without meaning. Fire without warmth, a starless night. Thou makest me real; thou givest me life ..."


    Mit der Abkehr vom großen spätromantischen Orchesterapparat, den er noch in seiner vorangegangenen dreiaktigen Oper 'Sita' gebrauchte und durch Verwendung der kammermusikalischen Anlage sowie mithilfe des vokalisierenden Chors, ist es Holst gelungen, zu einer musikalischen Sprache zu finden, die dem Sujet des Werkes unmittelbar zu entsprechen scheint.
    Denjenigen, die sich auf diese für die Zeit (1908) sehr moderne Konzeption des Werkes einlassen wollen, sei empfohlen, sich nicht durch die Kargheit des Beginns abschrecken zu lassen, sondern die eigenwillige und fremdartige Atmosphäre des Archaischen auf sich wirken zu lassen. Denn erst am Ende bzw. nach mehrmaligem Hören erschließt sich die Genialität des gesamten Stückes, in dem keine Note überflüssig zu sein scheint.
    Ein dicht gewebtes kleines Meisterwerk, das in der hier empfohlenen Einspielung des Labels Hyperion glänzend zur Geltung kommt:


    Savitri - Felicity Palmer, Mezzosopran; Satyavan - Philip Langridge, Tenor; Death - Stephen Varcoe, Baß; Richard Hickox Singers; City of London Sinfonia, Richard Hickox (London, 06/1983)
    Hyperion CDA 66 099




    Nach diesen etwas ausführlicheren Besprechungen möchte ich nur noch kurz die in den vorangegangenen Postings teilweise erwähnten Werke Holsts empfehlen:


    Choral Symphony für Sopran, gemischten Chor und Orchester, opus 41; H 155 1923/24
    Felicity Palmer, Sopran; London Philharmonic Choir
    London Philharmonic Orchestra, Sir Adrian Boult (Aufnahme: 1974)
    EMI 7243 5 65128 2 5



    Ode to Death für gemischten Chor und Orchester, opus 38; H 144 1919



    The Mystic Trumpeter - Szene für Sopran und Orchester, opus 18; H 71 1904


    Beni Mora - Orientalische Suite für Orchester, opus 29 Nr. 1; H 107 1909/10
    Im Falle dieses Werkes möchte ich von der Naxos-Einspielung mit David Lloyd-Jones eher abraten, weil zu kraftlos und lahm gespielt. Ich weiß allerdings nicht, ob die alte EMI-Aufnahme im Moment erhältlich ist:
    BBC Symphony Orchestra, Sir Malcolm Sargent (Aufnahme: 1958)


    Egdon Heath für Orchester, opus 47; H 172 1927



    Nun zum Abschluß noch eine Frage an die Holst-Spezialisten. Es geht um die in meiner 'Savitri'-Besprechung kurz genannte Oper:


    Sita - Oper in 3 Akten, opus 23; H 89 1899-1906


    Ich weiß zwar, daß Holst dieses Werk verworfen hat (und es demnach auch keine Aufführung davon gab), wahrscheinlich weil er die nachwagnerische Klangsprache, von der er sich zum Zeitpunkt der Komposition noch nicht gelöst hatte, dem indischen Sujet als nicht adäquat ansah. Trotzdem würde mich interessieren, ob die Partitur erhalten geblieben ist und ob es schon einmal Bestrebungen gegeben hat, die Oper aufzuführen oder auf Tonträger einzuspielen.



    Schöne Grüße
    Johannes

  • mein lieber johannes:
    zu deinem grandiosen beitrag sage ich nur: :jubel::jubel: :jubel:


    und, kennte ich nicht schon alles, ich bekäme unbändige lust, mich in holsts universum zu vertiefen!!! wir haben mal wieder die gleiche meinung wie so oft ...


    und da gibts noch ein paar andere engländer ....du weißt ;)


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Lieber Johannes,


    endlich Dein grandioser Beitrag zu Holst! :jubel: :jubel: :jubel:


    Ich kann mich klingsor nur anschließen!


    Ein Genuß, und wie klingsor ja schreibt, gibt es da ja noch ein paar andere Engländer.... :D


    Viele liebe Grüße,
    :hello:


    Michael

  • Hallo,


    gaaaanz vielen Dank Euch beiden!


    Zitat

    gibt es da ja noch ein paar andere Engländer...


    Oh ja, ich weiß, ich weiß. Da gibt's noch viel zu tun. :yes:
    Aber, jetzt muß ich erst mal schlafen. Gute Naahacht!


    :hello:
    Johnny

  • Hallo Johannes, Wulf, klingsor, Barbirolli, Micheal und Edwin,


    vielen Dank für Eure schönen Beiträge, die mich nun endlich mal auf weitere Werke von Holst neugierig gemacht haben.


    Man stelle sich diesen Umstand vor:
    Die von Wulf erwähnte englische CD mit dem Dirigenten Bostock und der Perfect Fool-Suite habe ich seit mindestens einem Jahr im CD-Schrank stehen und noch nicht gehört. Das kommt bei mir eigendlich nie vor, aber ich hatte immer andere Prioritäten. Jetzt wird es Zeit !


    :hello: Welche rein sinfonischen Werke sind besonders interessant und zu empfehlen ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    na, dann bin ich ja ääächt gespannt, wie Dir die CD gefallen wird. :)


    LG und viel Hörvergnügen wünscht
    Wulf.

  • Hallo zusammen,


    Zitat

    Original von Guercoeur


    Savitri - Kammeroper in 1 Akt für Mezzosopran, Tenor, Baß, Frauenchor und 12 Instrumentalisten, opus 25; H 96 1908


    Nur als Hinweis: Die Oper gibt es, zusammen mit einer szenischen Interpretation von Vaughan Williams "On Wenlock Edge" nächste Spielzeit in der Reihe "Junge Regie im Holzfoyer" an der Oper Frankfurt. Die Termine stehen freilich noch nicht fest.


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

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  • Hallo Claus,


    Zitat

    Nur als Hinweis: Die Oper gibt es, zusammen mit einer szenischen Interpretation von Vaughan Williams "On Wenlock Edge" nächste Spielzeit in der Reihe "Junge Regie im Holzfoyer" an der Oper Frankfurt.


    na, das ist ja eine sensationelle Nachricht! Riesigen Dank für den Hinweis!!! :jubel: :jubel: :jubel:
    Das werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen! Und hoffe natürlich, daß sich der ein oder andere eventuell anschließt.


    Herzliche Grüße
    Johannes

  • Als ich meinen Thread über Holsts "Planets"


    Astronomisch-Astrologisches Hörerlebnis - Gustav Holst: The Planets


    gestaltet habe, habe ich mit ein wenig mit fer Lebensgeschichte von Holst befasst - und gefunden, daß ein Mensch mit solch hohen Ansprüchen an sich selbst und die Welt - eigentlich auch hochwertigste Musik hätte schreiben müssen - und bedauerte, daß die - abgesehen von einem Werk - ja offensichtlich nicht der Fall war.


    Heute habe ich - durch Diesen Thead angeregt - versäumtes nachgeholt - und einiges Interessante im Internet gefunden - und hineingehört. Eine endgültige Beurteiluing steht noch aus - aber mir schein, daß Holst weit unterschätz ist.


    Aus meiner Sicht hat Holst in jenen Werkschnippseln, die ich kenne - seiner Zeit entsprechend - eine geglückte Symbiose zwischen Tradition und Moderne gefunden - aber vielleicht war grade DAS sein "Fehler" (?)


    Er hat auch quantitativ - trotz seiner schwachen Nerven - doch einiges geleistet, neben schon erwähntem, hat er sich unter anderem auch mit der Sparte Lied beschäftigt.....
    Da Naxos das sehr rührig war - kann man etliches zum Budgetpreis in seinen Besitz bringen...


    Ich jedenfalls werde diese Chance zu nützen versuchen


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • hallo, alfred, also, mit den liedern wäre ich eher zurückhaltend ...ich halte diese für seine schwächsten werke ...wenn man das so sagen darf. sicherlich, einige wunderbare sind dabei, aber seine genialität liegt auf anderem gebiet ... :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo


    Das mag schon sein, daß die Lieder nicht das Bedeutendste sein mögen.
    Aber vielleicht haben sie mich so positiv überrasche, weil ich das Schlimmste befürchtet habe ? - Auf jeden Fall sind sie bei Naxos um ein Spottgeld zu haben...............


    Jedenfalls werde ich mich noch heuer mehr mit dem Komponisten Holst befassen


    Es ist nun schon ein wenig spät
    Gute Nacht
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Höre gerade die wundervolle Hymn of Jesus und möchte in diesem Zusammenhang gerne auf einen erhellen Artikel verweisen.


    Auf der Homepage "http://www.gustavholst.info/" gibt es unter der Rubrik Journal einen sehr lesenswerten Artikel von Raymond Head, der aufzeigt, wie modern Holst in diesem Werk die Beziehung zwischen Zeit und Raum auslotet.


    So schreibt Head:
    Holst was one of the first composers to explore spatial relationships as an integral part of a work’s structure, and not merely as a quasi-operatic effect.


    Doch mehr auf der besagten Seite.


    :hello:
    Wulf

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  • Heute vor 80 Jahren gestorben:



    Gustav Theodore Holst (* 21. September 1874 in Cheltenham; † 25. Mai 1934 in London), geboren als Gustavus Theodore von Holst, war ein englischer Komponist.
    Holsts Musik hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die jüngere Generation britischer Komponisten.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Derzeit lausche ich der weniger bekannten Orchester-Musik, die Holst geschrieben hat. Die Walt Whitman Ouverture ist ein recht wuchtiges, wagnerianisch gefärbtes Werk; ähnliches könnte man auch über die "Cotswolds"-Symphonie sagen; dass klingt alles sehr heroisch, massiv, durchaus farbenreich. Etwas pompös und pathetisch stellenweise, aber durchaus hörenswert und interessant. Das Winter-Idyll ist auch eher auftrumpfend, mit Blech und Pauken, also nicht wirklich idyllisch...Ein wenig exotischere, verträumtere Klänge bietet die Japanese Suite, mein Favorit auf dieser CD. Auch die symphonische Dichtung "Indra" entführt in einen anderen Kulturkreis, hier geht es um die Welt Indiens, mit der sich Holst intensiv beschäftigt hat, wie bereits oben ausgeführt wurde. Jedenfalls zum Naxos-Preis eine lohnende Investition, die eine Entdeckung zum Budget-Preis ermöglicht. Das Ulster-Orchestra unter JoAnn Falletta sowie die Klangtechnik sind erstklassig und verstärken das Hörvergnügen noch.

  • Gustav Holst wurde am 21. September 1874 geboren und starb am 25. Mai 1934. Zu seinem heutigen Geburtstag habe ich eine Box mit verschiedenen Werken ausgesucht:



    220px-Gustav_Holst.jpg


    In diesem Haus in Barnes (London) lebte Gustav Holst Anfang des 20. Jahrhunderts.


    220px-Holst_House.jpg


    Heute ist Gustav Holsts 141. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi


    https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Holst

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nach mehrjähriger Pause ist nun wieder ein wenig Bewegung in den Thread gekommen. Was bewirkt das? Nun beispielsweise, dass ich mich nun schliesslich doch dazu aufraffen werde meine winzige Holst-Sammlung durch einige Aufnahmen zu ergänzen. In erster Linie kommt hier wohl die von Don Gaiferos in Beitrag 22 vorgestellte CD in Frage, die gleich DREI hörenswerte Werke enthält. Das Reinhören in die Samples klingt vielversprechend und der Preis macht einem die Kaufentscheidung leicht. Ebenfalls leicht erschwinglich ist die hier von mir verlinkte Tonaufnahme einiger Stücke, wobei mich hier das Konzert für 2 Violinen am meisten interessiert. Auch hier haben mich die kurzen Tonbeispiele überzeugt. Ich fand, dass Holsts Klangsprache schwer einzuordnen ist, vermutlich weil er in letzter Konsequenz gar nicht über einen persönlichen - immer wieder erkennbaren - Stil verfügt (?) - Er passt sich den Gegebenheiten und Themen an wie ein Chamäleon....


    mfg aus Wien
    Alfred

    clck 6787

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man kann diese sinfonische "Holst - Ergänzung" (zu den Planeten) noch preiswerter (für 10€) und mit jede Menge lohnenden weiteren britischen Komponisten haben !


    In der abgebildeten 10CD-Box The British Symphonic Collection mit den Münchener Symphonikern und Douglas Bostock befindet sich auch eine Holst-CD mit den Werken
    Symphony in F "Cotsworld Symphony" op.8,
    Walt Whitman Ouvertue op.7
    A Hampsphire Suite
    The Perfect Fool
    Scherzo for Orchestra


    Die entsprechende CD hatte ich zuvor bereits als Einzel-CD. :| Gut, die Werke sind jetzt nicht so ein Reisser wie die "Die Planeten", aber mit Bostok und den Münchenern sehr gut umgesetzt und klanglich ausgezeichnet aufgenommen.



    Membran, 1989 (Holst), DDD


    Die St.Pauls Suite (für Streichorchester) habe ich mit Handley als Filler auf der Planeten - CD (RPO). Nicht gerade das umwerfend spannenste Stück.
    Wenn man Ehrlich ist: Irgendwie komme ich bei Holst doch immer wieder auf die Planeten, als sein bestes Orchesterwerk zurück.


    :thumbup: Gregson, Arnold, Bush, Bax, Vaughan-Williams bieten dann doch Werke in der Box, die mir deutlich interessanter erscheinen ...
    :| auch von Elgar ist eine "Ergänzungs-CD" dabei - mit The Crown of India - Suite op.66, The Spanish Lady - Suite op.89 und eine Satz aus seinem Klavierkonzert op.90 ... na, ja ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Zitat von Teleton

    Wenn man ehrlich ist: Irgendwie komme ich bei Holst doch immer wieder auf die Planeten, als sein bestes Orchesterwerk zurück.


    Das ist - Edwin Baumgartner schrieb es schon in einem der ersten Beiträge in diesem Thread - eine Frage der Erwartungshaltung. Sicher sind "The Planets" ein "Knaller" - etwas wo man sich auch ähnliche "Reisser" freut - was dann in dieser Form offenbar nicht stattfindet. (ich kenne nicht sehr viel von Holst um das in gültiger Form behaupten zu können)


    Mich persönlich interessiert - der gebildete Holst - dessen Interessen an exotischen Kulturen sich dann letztlich in seiner Musik niederschlugen. Wie ich sehe, ist der deutschsprachige Beitrag über Holst eher dürftig - man muß auf den englischen ausweichen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Fast könnte man sagen "The Planets" hätten Holsts weiteren Werken den Weg in die Konzertsäle vermauert, denn - wie schon weiter oben von anderen Beitragserstellern angemerkt, wird durch sein "Hauptwerk" eine Erwartungshaltung erzeugt, die mit dem Rest einer Werke nicht kompatibel ist.

    Ich habe aus der oben gezeigten CD die


    Sinfonie in F-Dur op 8 H47 "The Cotswolds"

    gehört und schon nach den einleitenden Fanfarenklängen gewusst, daß dies ein Werk nach meinem Geschmack ist.

    Durchaus effektvoll und optimal zwischen gemäßigter Dramatik, munterer Eingängikeit und lyrischen Stellen ausbalanciert -imo oft profilierter als manch anderer englischer Komponist- Es gibt hier keine Patchworktechnik von Effekten, sondern alles passt organisch zusammen.

    Wir haben es hier übrigens nicht - wie bei den "Planets" mit einem Werk des 20, Jahrhunderts zu tun, sondern mit einem, das noch in der Tradition des späten 10. Jahrhunderts steht. Es entstand zwischen 1899 und 1900 und wurd 1902 erstmals aufgeführt.

    "The Cotswolds" sind übrigens eine englische Region, hügelig, grün, verträumt mit malerischen kleinen Ortschaften, geradezu märchenhaft - ein idealer Drehort für Agatha Christie Verfilmungen....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sehr interessant !


    Das könnte etwas für mich sein. Habe mir jetzt einfach mal diese CD bestellt, da der direkte link nicht funktioniert :


    Kalli

  • Hallo


    Seit langem mein Lieblingsstück von Gustav Holst:



    Vor allem die Einbindung des Greensleeves-Themas...


    Hier ein Auszug aus Wikipedia:

    Nachdem Holst 1911 die Leitung des Orchesters der St Paul Mädchenschule übernommen hatte, begann er im Jahr darauf mit der Arbeit an der St Paul’s Suite. Das viersätzige Orchesterwerk war ausschließlich für eine Aufführung an der Schule gedacht. Es wurde im Jahr 1922 veröffentlicht.


    Gruß Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo