Was lernt man heute in der Schule im Musikunterricht?

  • Ich weiß nicht wie viele von euch noch Schüler sind, aber mit würde mal interessieren, was ihr so lernt bzw. gelernt habt. Bei mir in der Schule lernen wir immer nur den gleichen Mist. Ich meine es ist doch nicht normal, das man im 11. Schuljahr noch den Quintenzirkel lernt.
    Und das nichteinmal wegen unfähigkeit des Lehrers, sondern weil der Lehrplan so dähmlich ist, und weil die meisten Schüler mit einer Nullbockhaltung in den Unterricht kommen, das sie den unterricht so aufhalten das ich vor wut platzen könnte.
    Deshalb möchte ich wissen, wie das bei euch so ist/war.
    Bin ich der einzige? Gehts mir sogar vielleicht noch gut?
    Liegt das daran das ich in Deutschland wohne und in Österreich ist alles besser?
    Schreibt einfach mal eure Erfahrungen.

  • Hallo,


    ich war in der letzten Woche als Student in einer Oberschule, die einen eigenen Musikfachbereich hat. Da gibt es etliche Räume, die jeweils voll mit Keyboards, Übungsschlagzeugen, Orffinstrumenten oder Steeldrums stehen. Absolut genial, sowas habe ich noch an keiner Schule gesehen. Kein Wunder, denn das ist einzigartig in Berlin und Umgebung.
    Die Schüler haben Musik als Pflichtfach, haben aber auch die Möglichkeit, Musik als Wahlpflichtfach zu belegen. Dort haben sie dann wiederum die Wahl zwischen einer Tanzklasse, einer Gitarrenklasse, einer Bläserklasse usw.
    Der Unterricht ist sehr praxisbezogen, einige Schüler spielen Xylophon und können keine Note lesen; und das mitunter in der 10. Klasse.
    Die Begeisterung hält sich im Gegensatz zu Grundschülern auch in Grenzen, aber das dürfte normal sein.
    Das größte Problem ist sicher das Singen, wenn es nicht gerade in der großen Gruppe ist.


    Vielleicht schreibe ich später ein wenig über meine Erfahrungen, jetzt ist es schon zu spät für mich, ich gehe schlafen. :hello:



    Liebe Grüße, Peter.

  • Man muß sich damit abfinden, daß man in der Schule nichts lernt. Auf keinem Gebiet. Alles was der Mensch lernt, muß er zuhause (oder sonstwo, im Leben) lernen, Schule kann bestenfalls eine Anregung und grobe Orientierung sein.
    Wann hat der Schüler schon mal das Glück einen wirklich guten lehrer vorgesetzt zu bekommen?


    Schade, daß ich mein Thomas Bernhard-Buch "Alte Meister" gerade verliehen habe, sonst würde ich seine Schelte gegen das Schulsystem zitieren.



    (ich weiß, daß ich undankbar bin... habe einigen Lehrern durchaus einiges zu verdanken, trotzdem ist mir das System Schule in seinem gegenwärtigen Aggregatszustand verhaßt)

  • Salut,


    von heute kann ich nichts schreiben, es ist schon eine kleine Weile her [ja, man wird älter :yes: ].


    Woran ich mich allerdings erinnere ist, dass wir einst [in der 10. Klasse?] das Thema "Variationen" besprachen. Die Hausaufgabe bestand dann darin, zu den Variationen KV 265 "Ah vous..." eine weitere Variation zu "komponieren". Ihr könnt Euch denken, dass das allein daran scheiterte, dass viele Schüler nicht mal eine Blockflöte besaßen, geschweige denn ein Glockenspiel oder gar Klavier... und selbst, wenn...


    Das Ganze wurde dann quasi zu einer kreativen Malstunde, während derer die meisten Svhüler das vorgegebene musikalische Thema mit Noten ummalten, so "wie gelernt": Also eher ein Suchbild, als eine musikalisch vertretbare Variation.


    Solche Dinge haben keinen Sinn, oder?


    ?(


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • ich gehe mal davon aus, daß man nichts lernt ... desinteressierte schüler, frustrierte, unfähige lehrer ...selbst bei mir vor fast 25 jahren wars ähnlich ... und das war auf einem der 'besten' gymnasien hessens ;)
    da mußte ich dem lehrer bsp.weise aufklären, daß die toteninsel eben nicht von rimsky-korsakoff, und daphnis und chloe eben nicht von debussy ist ...unvorstellbar ...
    heute will ich gar nicht mehr wissen, was da so vor und hinter dem pult sitzt im pisaland ...ausnahmen gibt es natürlich immer (noch) ....

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Mein "Musikunterricht" ist zwar auch schon eine Weile her, kann aber nur schlechtes davon berichten.



    Na ja in der Grundschule gab es noch Blockflötenunterricht und Notenlesen für alle - meiner Meinung nach eine gute Sache, ich könnte mir vorstellen, dass das aber eingestellt wurde, weil es wie so vieles gegen irgendeine Religion verstöß.... :rolleyes:



    Was danach kam ist nur noch als Dreck zu bezeichnen. Die Musiklehrerin war ständig krank, was zu einem Totalausfall des Unterrichts führte.
    - ihre Bildung war auch nicht gerade das gelbe vom Ei, von Lully hatte sie noch nie etwas gehört ...


    Die einzigen beiden Dinge die sie mit uns gemacht hatte war den Film "Amadeus" in Auschnitten anzusehen und uns Referate über zwei Komponisten halten zu lassen: Bach und Stravinsky - das so aus, das etwa 3 Leute ( ich war dabei ) den Bach machten und der Rest Stravinsky :kotz:


    Dann war sie wieder krank und der Schulleiter übernahm den Unterricht - seitdem wusste ich warum sein Scheitel wie mit der Axt gezogen aussah, er sang mit uns das Deutschlandlied - natürlich die 1. Strophe....


    Dann wurde der Musikunterricht ersatzlos gestrichen.



    Das ist einfach nur arm, mehr fällt mir dazu nicht ein.
    Ach ja ganz zu Anfang des 5 Schuljahres gab es noch eine alte Hexe die die Klasse mit der Moldau gequält hatte, dieses Stück wurde sooft durchgekaut, weil ja angeblich darin soviele "Beschreiben" zu finden wären - selbst wenn - wen interessierts ?


    Das hat nur eins zur Folge, das man klassische Musik auf dauer hassen wird - und die Moldau hasse ich bis Heute.


    Wären die Lehrer nicht so schlecht ausgebildet, dann hätten sie auch die Fähigkeit die Schüler zu begeistern!


    Ich bleibe dabei: mehr als das Lehren des Lesens, Schreibens und Rechnens sollte man von den öffentlichen Schulen nicht mehr erwarten um den Rest muß man sich selbst kümmern.


    :motz: :motz: :motz:



    P.S. die besten Pädagogen die ich kennenlernte waren keine Lehrer :D

  • Zitat

    Man muß sich damit abfinden, daß man in der Schule nichts lernt. Auf keinem Gebiet.


    Das stimmt nun gar nicht und ist Quatsch.
    Auch wenn hier und da nicht alles 100% ist und sein kann, wird der Mensch vom 1. bis 13.Schuljahr gebildet und auf sein späteres Leben vorbereitet. Klar das man dies alles zu Hause unterstützend bearbeiten muß.


    Wir reden hier vom Musikunterricht und der ist in vielen Fällen aber katastrophal, weil es offenbar keine klaren Lehrpläne gibt (wie in anderen Fächern) was wann zu unterrichten ist. Die Musiklehrer haben oftmals ihre eigenen Vorstellungen.
    Bei meiner Tochter (8Jahre) ist derzeit ein TOP-Musikunterricht. Sie lernte ab dem 2.Schuljahr Blockflöte und Notenschreibung und spielt jetzt schon sehr gut nach Noten, was auch zu Hause unterstützt und gefördert wird.


    ;(Ich selbst hatte in meiner Schulzeit Pech, das ich immer auf Schulen war, die keinen Musikunterricht (ausgefallen) oder keinen besonderen hatten. Ich hatte auch zu Hause wegen meinem musikalischen Interesse meinen Privatunterricht.
    Im 9.Schuljahr wurde ohne jede Grundlage Penderecki vorgestellt und wir sollten diese Musik dann auf Schulinstrumenten nachspielen - welch ein Blödsinn. Ich hatte allerdings damals auch mitgemacht und die fetzigste Vorstellung abgegeben - es wurde von der Lehrerein gesagt: " Der Wolfgang hat den Penderecki als Bester getroffen !" Ja Leute, das nennt sich Musikunterricht.
    Der Effekt war, das sich die Meisten Schüler niemals für klassische Musik interessiert haben und am Nachmittag zu Ihrer Popmusik zurückgekehrt sind.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • hallo,


    mit den musiklehrern in der schule hatte ich ab klasse 9 glück gehabt (ein ausgebildeter konzertpianist, ein jazz-profi, eine gräfin, welche sich auf russische musik spezialisiert hatte und schließlich ein ehemaliger städt. musikdirektor, der kommilitone von k.h. stockhausen und den kontarsky-brüdern war). ich wählte musik als 3. abiturfach, und in diese zeit fiel die analyse des bartokschen und strawinskyschen hauptwerkes.


    in klasse 9 und 10 wurden musiktheoretisch die fuge und der sonatenhauptsatz durchgenommen. dann gab es ein ganzes halbjahr die beschäftigung mit dem jazz (von den anfängen bis zum free-j.). dabei wurde nicht nur die theorie abgehandelt und viel gehört, sondern auch der soziale kontext durchleuchtet. es war letztlich so, das bis zur oberstufe die grundlagen und standard werke des barock, der klassik und der romantik abgehandelt wurden.


    übrigens gab es parallel zu unserem grundkurs (3 hatten es als 3. fach) auch noch einen leistungskurs, aus dem 4 leute profimusiker wurden (cellist, klarinettist, bigband-leader, pianist/dirigent/dozent).


    gruß, siamak

    Siamak

  • Was man heute lernt, weiß ich nicht, bei mir ist es ein paar Jährchen her. Damals hatte ich das Glück, dass mein Lehrer ein Mitglied der Wiener Philharmoniker war, der den Unterricht meist in Bezug auf das aktuelle Konzert- und Operngeschehen gestaltete. Und natürlich durfte man ab- und zu auch bei Proben zuhören. Es ging ihm allerdings der Ruf voraus, dass er der typische Lehrer für Begabte und Interessierte sei, aber nicht einer, der Interesse wecken kann.
    Der, den wir dann später bekamen, war menschlich o.k. und fachlich sicherlich auch - nur war der Unterricht eher auf stilles Lernen für andere Fächer ausgerichtet. Wer wollte, konnte mit ihm musikalische Probleme diskutieren (die Sonatensatzform und ihre Auflösung etc.), aber auch er war nur für von vorne herein Interessierte spannend.


    Ein anderer hingegen ging stur nach Lehrbuch vor. Und dieses wurde von einem Musikverlag herausgegeben, der natürlich Interesse hatte, seine Komponisten zu positionieren. Und so kam's, dass der wackere Alfred Uhl ebso ausführlich besprochen wurde wie ein Alban Berg, während Bartók in einer Fußnote vorkam. Was eventuell ein etwas schiefes Bild der Musikgeschichte vermittelt haben könnte...

    ...

  • An unserer Schule muss man sich ab der siebenten (=11.) Klasse entweder für Musik oder für Kunst entscheiden - ich habe nicht Musik genommen!

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Ich schon.


    8o

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Also bei uns ist der Musikunterricht sehr gut, wir haben im frühen Mittelalter angefangen und gehen systematisch und ausführlich alles durch, machen parallel zur Geschichte Harmonielehre (z.B. Hörtests und Harmonisieren von Melodien) sowie Kontrapunkt (bisher sind wir bei 4:1, haben aber auch erst vor kurzem damit angefangen).
    Im Moment analyisieren wir Madrigale, zuletzt "Fire, Fire" von Morley oder so.


    Ist aber auch ein Leistungskurs.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Auch ich möchte hier die Lanze für den Musikunterricht, zumindest an meinen Schule, brechen.


    Dies ist dann vielleicht auch ein wenig die Antwort von mir zu einem anderen Thread hier im Forum. Wer, wie der Lullist die Erfahrung gemacht hat, dass eigenes Engagement keine Anerkennung findet, zieht sich natürlich verständlich zurück.


    Ich habe enorm davon profitiert, dass ich auf einer Schule war, in der ein unglaublich engagierter Musiklehrer sich weit über das einbrachte, was zu seinem Lehrauftrag gehörte. Wir hatten zwei Schulchöre und ein Schulorchester. Regelmäßig fanden Aufführungen statt. Zudem hatten wir Eltern, die auch selbst einmal finanziell mithalfen, wenn die Schule z. B. einen neuen Flügel brauchte.


    Im Musikunterricht haben wir sowohl Theorie als auch Praxis kennengelernt, und es war Pflicht, das aus der letzten Stunde gelernte, in der nächsten Stunde zu können. Da willkürlich abgefragt wurde, waren auch alle gezwungen, zu wiederholen...


    Einige von Euch beklagen das mangelnde Interesse vieler Schüler an klassischer Musik im Musikunterricht. Ja, auch bei mir war es nicht anders.
    Ich halte dies aber für normal. Wer sich einmal (seriös) mit Erziehungswissenschaften beschäftigt, wird erkennen, dass es für das Erwachsenwerden unerlässlich ist, sich von den Eltern abzugrenzen. Das bedeutet in diesem Fall, dass Kinder und Jugendliche, in der Regel, sich von dem Musikgeschmack ihrer Eltern abgrenzen, in dem sie das, was diese hören, "ätzend" finden. Wer also von seinen Eltern ständig im Wohnzimmer mit den Brandenburgischen Konzerten beschallt wird, hörte zumindest in meiner Schulzeit eher U 2 oder die Toten Hosen oder (wenn er ein Mädchen war) New Kids on the Block.


    Nichts ist hinderlicher am Erwachsenwerden, als wenn, wie es heute häufig üblich ist, Eltern und Kinder ausschließlich den gleichen Musikgeschmack haben. Die Kinder hören Robbie Williams und - die Eltern auch.


    Wenn sich also in einer Schulklasse von Teenagern maximal 2 von 25 Schülern sich für Mozart begeistern können, so halte ich dies für normal und auch für richtig. Natürlich gibt es wuderbare Schüler, wie die Freundin meines Bruders, die in einer Musikklasse ist und wunderschön Violine spielt und ansonsten auch klasse ist, oder ein Mädchen in meinem Abiturjahrgang, das schon in der Oberstufe in Köln Violine studierte und totzdem "locker" war. Oftmals erschienen mir aber diejenigen, die mit 14 ihren Eltern (freiwillig) in die Bonner Oper folgten, leicht seltsam.


    Wer Kritik an seinem Musikunterricht oder an dem seiner Kinder hat, kann sich doch an seine Eltern wenden oder wenn er Elternteil ist, sich selbst um Veränderung kümmern. Diese können vielleicht über die Schulpflegschaft oder die Landesschulministerien Einfluß nehmen. Da ich selbst politisch einmal (leicht) engagiert war, weiß ich, dass viele in Landesbehörden nur auf gute Ideen warten. Man muss halt nur mitmachen und sich nicht nur dauernd beklagen, dass alles so schlecht ist.
    Vieles an deutschen Schulen ist schlecht, aber es gibt auch vieles, das gut ist.
    Ich darf meinem Bonner Landsmann teleton daher zustimmen, dass die Aussage von ThomasBernard, dass man in der Schule nichts lernt, völlig verfehlt ist.
    So viele Lehrer, die ich kenne, kümmern sich aufopferungsvoll auch in ihrer Freizeit um Schulprojekte und lieben ihre Schüler über alles (auch wenn sie von diesen vielleicht eher gehasst werden)...



    Wenn Schüler, die aus einem "Bildungsbürgerhaushalt" stammen, sich mit 15 eher für "Tokio Hotel" als für J.S. Bach interessieren und im Musikunterricht SMS schreiben, sollte man also nicht verzweifeln, sondern darauf hoffen, dass sie von ihren Eltern (trotzdem) gut erzogen werden und dann, wenn sie selbst Mitte 40 sind, ebenfalls ihre Wohnzimmer mit den Brandenburgischen Konzerten beschallen und von ihren Kindern dann zu hören bekommen, dass "diese Musik ja wohl die voll ätzende Spießermusik für Grufties sei"...


    In diesem Sinne optimistisch in die Zukunft blickend


    Mignon :hello:

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

  • Hallo,


    leider kann ich auch nichts Gutes beitragen: lediglich in meiner Grundschulzeit lernte ich etwas, nämlich ein bißchen Blockflöte, was allerdings freiwillig war. (Danach lernte ich zwar Klarinette, aber das war privat.)


    Auf dem Gymnasium, nun schon fast 30 Jahre her, habe ich fast gar keinen Musikunterricht gehabt (vielleicht nur drei Halbjahre). Die Mehrzahl in der Oberstufe konnte gerade einmal mit Hängen und Würgen erkennen, wie die geschriebenen Noten heißen. Plötzlich, ich glaube, in Klasse 11, kam mein "Musiklehrer, und sagte:"Jetzt lernen wir Zwölftonmusik". Ich erinnere mich noch sehr genau, galt doch der Musik mein Lieblingsinteresse. Er spielte uns irgendein Stück Schönbergs vor, mir damals noch völlig unbekannt. Er erklärte, 12-Ton Musik beute, dass es eine Reihe gibt, deren Nachbartöne in keinem Zusammanhang einer Dur- oder Molltonleiter stehen durften. Dann hatten wir ungefähr 10 Minuten Zeit, eine solche Reihe zu finden. Dies war der einzige Test, aufgrund dessen die Zeugnisnote zu 50 % gebildet wurde. Um es kurz zu machen. es gelang mir nicht in so kurzer Zeit (ich bin nicht so schnell), einigen völlig Musikunkundigen gelang es durch Zufall u.s.w. Ich bekam auf dem Zeugnis als Klassenbester in Musik eine 3.


    So lernte ich die moderne Musik hassen. Dies sollte die Grundlage für das Komponieren sein? Was uns mein Lehrer beibrachte, war, wie ich nun natürlich weiß, völlig falsch, er hatte schlichtweg überhaupt keine Ahnung. So etwas durften sich die Musik- und Kunstlehrer (und die Schulen) in dieser Zeit auf einem Gymnasium erlauben!


    Heute ist Schönberg hinter Beethoven mein Lieblingskomponist - TROTZDEM!!!


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Zitat

    Original von Mignon
    Wenn Schüler, die aus einem "Bildungsbürgerhaushalt" stammen, sich mit 15 eher für "Tokio Hotel" als für J.S. Bach interessieren und im Musikunterricht SMS schreiben, sollte man also nicht verzweifeln, sondern darauf hoffen, dass sie von ihren Eltern (trotzdem) gut erzogen werden und dann, wenn sie selbst Mitte 40 sind, ebenfalls ihre Wohnzimmer mit den Brandenburgischen Konzerten beschallen und von ihren Kindern dann zu hören bekommen, dass "diese Musik ja wohl die voll ätzende Spießermusik für Grufties sei"...


    In diesem Sinne optimistisch in die Zukunft blickend


    Mitte 40?? Das ist aber ein bisschen spät.
    Die Hälfte seines Lebens mit niveauloser Mukke verbringen?


    Also dieses "Abgrenzen" hat bei mir nicht lange angedauert... Schon mit 14 habe ich bemerkt, was richtige Musik ist und was nicht. Heute mit 17 grenze ich mich von meinem Mozart-fanatischen Vater ab, indem ich mehr Haydn höre (obwohl mir natürlich Mozart auch super gefällt) und von meiner Mutter, indem ich mir modernere, dissonante Musik wie Mahler oder Sibelius antue ;)

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Hallo rappy,


    wenn Du unter musikalisch von den Eltern abgrenzen verstehst, statt Mozart Haydn zu hören, dann hast Du mich, so glaube ich, falsch verstanden...


    Du hast Recht, man muss nicht sein halbes Leben schlechte Musik gehört haben, um zu wissen, was gute Musik ist.


    Jedoch, so denke ich, ist es Privileg der Jugend, (oh Gott, das klingt ja so, als ob ich schon auf die 80 zugehe ;) ) schlechte Musik zu hören.


    Es ist aber auch auch ein Privileg, dies noch nicht nachvollziehen zu können...




    Liebe Grüße und einen hoffendlich weiterhin guten Musik LK wünscht Dir


    Mignon :hello:

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

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  • Hallo, Markus!


    Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Man muß sich damit abfinden, daß man in der Schule nichts lernt. Auf keinem Gebiet. Alles was der Mensch lernt, muß er zuhause (oder sonstwo, im Leben) lernen, Schule kann bestenfalls eine Anregung und grobe Orientierung sein.
    Wann hat der Schüler schon mal das Glück einen wirklich guten lehrer vorgesetzt zu bekommen?


    Also, ich finde, das ist wie beim Fernsehen. Wenn man sich selbst Mühe gibt, lernt man da immer was (sogar hin und wieder wichtiges). Ich sehe das mit dem Lernen und Nichtlernen in der Schule längst nicht so negativ, aber auch sehr kritisch.
    Es kommt IMO hauptsächlich auf die Lehrer-Persönlichkeit an. Zum Glück hatte ich auf dem Gymnasium mehrere sehr gute Lehrer, denen ich viel verdanke.


    Zum Musikunterricht speziell muß ich sagen, daß nicht allzu viele Erinnerungen haften geblieben sind. Er war jedenfalls nicht regelmäßig, und ich habe ihn eher durch "Absitzen" verbracht, mit dem Versuch, möglichst wenig darin involviert zu sein... :O
    Kunstunterricht: ditto (war aber viel schlimmer, da mußte man malen).


    Zitat

    (ich weiß, daß ich undankbar bin... habe einigen Lehrern durchaus einiges zu verdanken, trotzdem ist mir das System Schule in seinem gegenwärtigen Aggregatszustand verhaßt)


    Wäre Dir eine gasförmige Schule lieber? :stumm:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard


    Nein, eine flüssige!


    Eine überflüssige...?


    Hallo,


    ach ja..., die Schule!


    Ich kann mich nicht beklagen. Es gab ein Schulorchester, einen Schüler-Eltern-Lehrer-Chor und regelmäßigen Musikunterricht. Die Musiklehrer waren keine großen Pädagogen, aber enorm engagiert. In der Unterstufe hatte jede Gelegenheit, Blockflöte spielen zu lernen. Könnt Ihr euch das vorstellen? 35-40 Kinder in einer Klasse, davon können ungefähr 15 schon Blockflöte spielen, der Rest lernt es gerade? Ich weiß nicht, wie der Lehrer das hingekriegt hat, aber er hat es hingekriegt. Und das finde ich richtig gut.


    In der Oberstufe hatten wir Unterricht bei jemandem, der "Dozent für katholische Kirchenmusik" war. Pädagogisch eine Niete. Aber fachlich erstklassig, wenn man davon absieht, dass er glaubte, 80 Prozent aller Pop-Musik sei unter Drogeneinfluss geschrieben worden... In einer Kleinstadt, auf dem Land, da wird ein Gymnasium mit Chor und Orchester zu einem Kulturfaktor, genau wie die Kirchengemeinden. Und diese Nebenaufgabe hat die Schule, in der ich war, vorbildhaft wahrgenommen.


    Ich glaube, dass ich ein Riesenglück mit meiner Schule hatte.


    Freundliche Grüße


    Heinz

  • hallo und insbesondere Mignon,


    das mit dem privileg der jugend finde ich zumindest fragwürdig ! was für ein privileg ? IMO besteht die gefahr im ausschließlichen hören von pop, rock und techno-musik darin, dass das gehör seine differenzierungsfähigkeit verliert. selbst, wenn man später zur ernsten musik z.b. mit 40 jahren gelänge, man wäre möglicherweise weniger in der lage, alle schönheiten dieser musik wahrzunehmen. genauso finde ich, kann ein 60jähriger auch mal pop-musik zum tanzen und feiern hören, denn es gibt auch gute unterhaltungsmusik, die ihre funktion erfüllt.


    der musiklehrer muss hier seine pädagogischen fähigkeiten beweisen, denn der musikunterricht ist doch für viele die einzige möglichkeit, sich bewusst mit der ernsten musik auseinanderzusetzen. konnte er begeisterung wecken, so hat er betreffende für immer gewonnen, und vice versa ! ich höre gerade schostakowitschs 1. klavierkonzert mit martha. wäre doch gelacht, wenn man damit nicht schüler motivieren könnte :yes:


    gruß, siamak :hello:

    Siamak

  • Ich möchte mich in meinem Statement Rappy anschließen (dabei trifft es sich ganz gut, dass wir im gleichen Musik LK sind :D )
    Natürlich is der Musikunterricht in der Mittelstufe grauenvoll, was aber meiner Meinung nach eher an der Ingnoranz einiger Schüler, als an der Unfähigkeit der Lehrer liegt.
    Bei uns gab es halt in der Mittelstufe das Problem, dass einige von uns Instrumente gespielt haben/spielen...wir konnten dann das Zeugs alles, und der Rest konnte zum großen Teil nich mal Notenlesen...was willst du da als Lehrer machen ??


    Die jetzige Situation ist natürlich klasse ! In unserem Kurs herrscht ein gutes Arbeitsklima, wir verstehen uns eigentlich alle ziemlich gut, gehen öfters zusammen in Konzerte oder die Oper, der Unterricht ist interessant und geht zügig voran, unser Kurs ist einigermaßen "singfähig" was den großen Vorteil hat, dass man die Madrigale, Motetten, Messen etc. die man bespricht auch mal ansingen kann...


    Zu guter letzt bietet der LK, zumindest unserer eine Plattform um eigene Kompositionen vor zu stellen, unsere Lehrerin korrigiert für uns satztechnische Fehler usw.


    Fazit: Ich bin mit meinem Musik Unterricht überglücklich !! und ich werd da noch viel lernen, obwohl es die Schule ist, egal ob fest, gasförmig oder flüssig :P

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  • Hallo Siamak,


    ich halte es für ein Privileg, in seiner Jugend auch einmal Dinge zu tun, über die man sich 20 Jahre später nur noch wundern kann.


    Ich stimme Dir zu, mit musikalischer Früherziehung sollte man so früh wie möglich anfangen. Auch Kleinkindern kann und sollte klassische Musik schon nahe gebracht werden.


    Jedoch denke ich, dass es auch wichtig ist, die Musik seiner Altersgenossen zu hören. Sonst bekommt man Kinder, die ich nicht haben möchte...


    Mit 14 oder 15 ist es insbesondere für Mädchen wichtig, auch einmal in schwärmerischer Liebe für Popstar XY entbrannt zu sein. Dies ist zwar nicht unbedingt unverzichtbar, doch ist es ein entwicklungspsychologisches Moment, das eher förderlich als hinderlich ist.


    Zwar bin auch ich Kritikerin des Mainstream, jedoch zeigt sich immer wieder, wie leicht Kinder zu Einzelgängern werden können, wenn sie andere Musik als die anderen hören, andere Bücher lesen und auch andere Kleidung tragen. Diese Kinder und Jugendlichen haben zwar einen immensen Bildungsvorsprung vor anderen, können sich aber in den Klassenverband nur schlecht einfügen und haben oft wenig Freunde.


    Wenn Du mit 15 ins Klassikkonzert statt zum Popkonzert gehst, wird dich das von anderen Jugendlichen Deines Alters oftmals eher entfernen als näher bringen. (Ausnahmen bestätigen die Regel!)


    Bei Mädchen, so habe ich festgestellt, relativiert sich vieles, bei Jungen kenne ich so einige abschreckende Beispiele, wo mir bewusst geworden ist, dass guter Musikgeschmack in der Jugendzeit auch nur einer von vielen Punkten ist, auf die man in der Erziehung wertlegen sollte...


    Liebe Grüße


    Mignon

    Maybe the nation has found peace from its sins... I. A. a. W.E.B. Du Bois

  • Wenn man Mainstream Musik hören muss um Freunde zu finden, dann sind das auch keine richtigen Freunde. Die kann ich mir auch schenken. Ich höre auch nicht nur Klassik, sondern auch noch einfachere Sachen, da bin ich aber trotzdem einer unter wenigen hier, denn melodic deathmetal ist auch nicht so mainstream.
    Aber trozdem habe ich genug echte Freunde. Man definiert sich nicht über seinen Musikgeschmack, seinen Kleidungsstil oder sein Geld, sondern durch sein soziales Verhalten.

  • Das ist ja Unsinn, meine Freunde hören fast alle andere Musik, aber es gibt genug andere Interessen die Jugendliche verbinden, es muss nicht unbedingt die Musik sein.
    Klassik hören heißt ja außerdem noch nicht andere Kleidung tragen, andere Bücher lesen etc.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Zitat

    Zwar bin auch ich Kritikerin des Mainstream, jedoch zeigt sich immer wieder, wie leicht Kinder zu Einzelgängern werden können, wenn sie andere Musik als die anderen hören, andere Bücher lesen und auch andere Kleidung tragen. Diese Kinder und Jugendlichen haben zwar einen immensen Bildungsvorsprung vor anderen, können sich aber in den Klassenverband nur schlecht einfügen und haben oft wenig Freunde.



    ...woher kennst Du meine Biographie ??? :D;( :wacky:



    Ich habe seit ich denken kann immer nur Klassik gehört, Ausflüge gab es ab und zu in die asiatische und orientalische Musik. An der populären Musik hatte ich nie ein Interesse, ich finde das immer noch alles langweilig und einfach zu weit entfernt von meinem persönlichen Empfinden.


    Ich habe zwar auch Freunde, aber gerade so in der 5 - 9 Klasse war das ganz anders, aber das lag auch an mir, denn ich konnte mit meinen Klassenkammeraden einfach nichts mehr anfangen....
    Ich will jetzt nicht zuweit ausholen, aber mir ist grundsätzlich stets Unverständnis entgegengeschlagen.

  • Zitat

    Original von Mignon
    Zwar bin auch ich Kritikerin des Mainstream, jedoch zeigt sich immer wieder, wie leicht Kinder zu Einzelgängern werden können, wenn sie andere Musik als die anderen hören, andere Bücher lesen und auch andere Kleidung tragen. Diese Kinder und Jugendlichen haben zwar einen immensen Bildungsvorsprung vor anderen, können sich aber in den Klassenverband nur schlecht einfügen und haben oft wenig Freunde.


    Wenn Du mit 15 ins Klassikkonzert statt zum Popkonzert gehst, wird dich das von anderen Jugendlichen Deines Alters oftmals eher entfernen als näher bringen. (Ausnahmen bestätigen die Regel!)


    Hallo,


    Ob man ins Klassikkonzert geht oder nicht, ist abhängig von dem eigenen Bedürfnis, und nicht, ob man dann mehr oder weniger Freunde hat oder nicht.


    Ansonsten finde ich es gerade wichtig, daß man sich zu den eigenen Wertvorstellungen bekennt und dazu steht. Mainstream darf nie eine Ausrede sein.


    Ich bin in meinem Leben nie von der "klassischen Linie" abgewichen, hatte in der Schulzeit in der Tat kaum Freunde, vorallem keine für's Leben, das lag tatsächlich an der unterschiedlichen Interessenlage, die für mich eine Grundlage von Freundschaften ist.


    Jetzt, nach der Schulzeit, finde ich glücklicherweise mehr sozialen Anschluß, was wiederum einhergeht mit Freundschaften, in denen die klassische Musik eine entscheidende Rolle spielt.


    Viele Grüße,
    Daniel :hello:

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