Natürlich bin ich über eine Schostakowitsch-Biografie auf diese Pianistin gestoßen: Maria Judina (auch als Yudina transkribiert) lebte von 1899-1970. Sie entstammte einer jüdischen Familie, trat aber zum orthodoxen Christentum über. Sie galt als wahre Mystikerin, die etwa auch ihre Bach-Interpretationen als klingende Interpretationen bestimmter Bibelstellen verstand.
Relativ bekannt ist die Anekdote, dass Stalin einmal im Radio ein Mozart-Klavierkonzert hörte, das ihn restlos begeisterte. Die Pianistin war Maria Judina. Stalin wollte eine Aufnahme haben - es handelte sich bei der Sendung allerdings um eine Direktübertragung, die nicht aufgezeichnet wurde. Aus Angst, bei Stalin in Ungnade zu fallen, verfrachteten die Zuständigen beim Rundfunk Maria Judina nebst Orchester, Dirigenten und Aufnahmeteam ins Studio - und spielten für Stalin die exklusivste Aufnahme aller Zeiten ein.
Die Geschichte ging allerdings noch weiter: Stalin war so begeistert, dass er Maria Judina einen großen Geldbetrag als Anerkennung schenkte. Maria Judina bedankte sich bei Stalin dafür - freilich nicht ohne hinzuzufogen, dass sie das Geld der Kirche gespendet habe.
Die Legende will wissen, dass, als Stalin starb, die bewusste Platte mit dem Mozart-Konzert auf dem Plattenspieler lag.
Maria Judina favorisierte ein Repertoire, in dem Rachmaninow und Chopin fast ganz ausgespart waren. Dafür interpretierte sie neben Bach -und, immerhin als schon 60-jährige, Stockhausen.
Ich habe eine CD, auf der sie Mussorgskijs "Bilder" spielt und eine weitere mit Werken Bachs. Es sind die sicherlich eigenwilligsten und ungewöhnlichsten Interpretationen, die mir untergekommen sind, (wenn man von jenen absieht, die mit Vorsatz disziplinlos sind).
Mich würde interessieren: Was haltet Ihr von dieser Maria Judina, wie stuft Ihr sie ein und was kennt Ihr an Aufnahmen?