Benedek Istvánffy wurde 1733 in Szentmárton [dem heutigen Pannonhalma] geboren. Pannonhalma ist heute bekannt für das so genannte Tausendjährige Benediktinerkloster, welches im Jahre 1001 geweiht wurde. Hier ein [kleiner] Blick in die Klosterbibliothek:
Ich nehme an, dass sein Vorname Benedek [Istvánffy erscheint auch mit dem Vornamen Benedict] in deutlichem Bezug zu dem Benediktinerkloster seiner Geburtsstadt steht. Leider ist über sein Leben relativ wenig bekannt. Immerhin weiß man, dass sein Vater József Istvánnfy Organist bei den Benediktinern war und daher kann man annehmen, dass so der erste Kontakt zur Musik durch den Vater unvermeidbar war und dass dieser dem Sohn vermutlich auch ersten Unterricht erteilte. Istvánffy hielt sich Zeit seines Lebens zumindest in Transdanubien, der Region um den Bálaton [Plattensee] auf; somit war er zumindest Wien verhältnismäßig nahe, ein Aufenthalt dort ist jedoch nicht nachweisbar. Immerhin aber fanden sich Abschriften Istvánnfys von Messen Joseph Haydns.
Seine musikalischen Studien setzte er mit großzügiger Unterstützung der Familie Széchényi fort. Zudem ist eine Verbindung zum Hause Esterházy nachweisbar – es existieren Abschriften von Werken Gregor Werners, dem Amtsvorgänger Joseph Haydns als Kapellmeister am Esterházyschen Hofe. Möglicher Weise erhielt Istvánffy Unterricht bei Gregor Werner. Nachweisbar ist hingegen, dass der unbekannte Ungar 1766 das Amt des Musikdirektors am Dom zu Györ [nördlich des Bálaton] bekleidete. Dort starb er am 25. Oktober 1778.
Traurig und andererseits spannend ist die Tatsache, dass lediglich zehn Kompositionen von Istvánffy vorhanden sind: Die 1774 komponierte Missa Sancta Dorotheæ, auch als Missa Sanctificabis Annum Quintagesium benannt, sowie die Messa dedicate al patriacha Santo Benedetto, die vermutlich ebenfalls in den 1770er Jahren komponiert wurde. Auffallend auch hier wiederum der Bezug zu St. Benedikt. Hinzu kommen sieben kleinere Kirchenwerke sowie ein Gloria-Satz. Das äußerst dürftige Schrifttum nimmt an, dass er seine Tätigkeit als Komponist lediglich als ergänzende Aufgabe betrachtete. Das absolut hohe Niveau der erhaltenen Werke jedoch veranlasst mich, die These in Zweifel zu ziehen, dass diese zehn Werke das gesamte musikalische Schaffen Istvánffys darstellen sollen. Oder besteht die Möglichkeit, dass diese 10 Werke auch lediglich Abschriften Istvánffys von Werken anderer Komponisten sind? Nein, der Gedanke ist zu schön:
Die Musik Istvánffys ist – so exotisch der Name klingen mag - absolut faszinierend und wird der Ehre Gottes mehr als gerecht. Die Messa dedicata al patriarcha Santo Benedetto besteht aus den klassischen Teilen Kyrie, Gloria, Credo, Et incarnatus est, Et resurrexit, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei und hat die Form einer typischen Missa brevis: So beginnt das Kyrie bereits ohne große Ausschweifungen in medias res, das Credo wird trotz des umfangreichen Textes in knappe zwei Minuten gepackt, hingegen wartet das Et incarnatus est mit einem ausladenden Orgelsolo auf. Im Et vitam venturi saeculi, amen! benutzt Istvánffy dasselbe Fugenthema, wie Mozart [bzw. umgekehrt!] in der Cum sancto spirito-Fuge der c-moll Messe KV 417a. Istvánffys Sanctus hat unüberhörbare harmonische Ähnlichkeit mit Mozarts Gratias agimus tibi - ebenfalls aus der c-moll-Messe. Die Musik ist insgesamt äußerst elegant und für Mozarts Missæ breve wird es allmählich schattig...
Messa dedicata al patriacha Santo Benedetto
Purcell Choir
Orfeo Orchestra
GYÖRGY VASHEGYI
Hingegen ist die Missa Sancta Dorotheae als Missa longa angelegt. Ich bin gespannt auf diese CD:
Missa Sancta Dorotheæ
[Missa Sanctificabis Annum Quintagesium]
Schola Hungarica
Liszt Ferenc Chamber Orchestra, Budapest
LÁSZLÓ DOBSZAY