Johann Christian Bach - Väterlicher Freund und Vorbild von W. A. Mozart

  • Einer der bedeutendsten Zeitgnossen Mozarts - bedeutend für die Musikwelt - insbesondere aber auch für Mozart - war Johann Christian Bach (5.9.1735-1.1.1782), auch "Mailänder" oder "Londoner" Bach genannt. Als jüngster Sohn von Johann Sebastian Bach war er grade mal 15 als sein Vater starb. Seine Erziehung übernimmt von nun an sein älterer Bruder Carl Philipp Emanuel Bach.
    Mit 20 übersiedelt er nach italien und setzt seine musikalischen Studien in Bologna bei Padre Martini fort.
    Mit 25 konvertiert er zum Katholizismus und übernimmt die Organistenstelle am Mailänder Dom, begann aber etwa zur gleichen Zeit Opern zu schreiben.
    1762 übersiedelt er nach London, wo er an einigen Theatern, unter anderem am Kings Theathre tätig ist. Zwei jahre später begründet er mit dem Gambisten Carl Fiedrich Abel die "Bach-Abel Konzerte"



    Johann Christian Bach war ein ausgesprochen produktiver Komponist, der zahlreiche Klaviersonaten, 35 !!! Klavierkonzerte (von denen 6 gedruckt wurden ) ca 90 !! Sinfonien ( teilweise Ouvertüren) 20 Streichquartette sowie über 25 Trios geschrieben hat. Dazu kommen noch die Opern (denen im Tamino Klassikforum ein eigener Thread gewidmet ist) und zahlreiche weitere Instrumentalkonzerte, sowie geistliche Werke.


    Sogar ins Köchel-Verzeichnis hat es Johann Christian Bach (unfreiwillig) geschafft: Bei seiner Europareise , 1764, die auch nach London führte, lernte der kleine Wolfgang Amadeus Mozart, den schon bekannten Bach-Sohn kennen - und man schätzte einander vom ersten Augenblick an - eine gegenseitige Wertschätzung die lebenslang währen sollte. Der jüngere bekam vom älteren bereitwillig Noten zum Studium und Mozart verarbeitete einige Klavier- oder Cembalosonaten seines älteren Freundes zu Mini-Klavierkonzerte - die schließlich die KV Nummer 107 erhielten. Generell könnte man sagen, daß viele musikalische Verzierungen, die als "Mozartismen" bekannt sind, schon bei Johann Christian Bach zu finden sind.


    Glücklicherweise hat sich die diskographische Situation in Bezug auf diesen Komponisten in den letzten 2 Jahrzehnten dochj erheblich gebessert, wennglich isch mich erinnerte, daß schhon in meiner frühesten Jugend einiges auf dem Markt von ihm war.


    Mozart kommentierte J.C.Bachs frühen Tod 1982 in einem Brief an seinen Vater mit den Worten "welch Schaden für die gesamte musikalische Welt"


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Mozart kommentierte J.C.Bachs frühen Tod 1982 in einem Brief an seinen Vater mit den Worten "welch Schaden für die gesamte musikalische Welt"


    Nein!


    Zwischen "Schaden" und "schade" ist ein kleiner Unterschied. Mozart schrieb an seinen Vater am 10. April 1782:


    [...] - sie werden wohl wissen, daß der Engländer Bach gestorben ist? - schade für die Musikalische Welt! [...]


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Sogar ins Köchel-Verzeichnis hat es Johann Christian Bach (unfreiwillig) geschafft: Bei seiner Europareise , 1764, die auch nach London führte, lernte der kleine Wolfgang Amadeus Mozart, den schon bekannten Bach-Sohn kennen - und man schätzte einander vom ersten Augenblick an - eine gegenseitige Wertschätzung die lebenslang währen sollte. Der jüngere bekam vom älteren bereitwillig Noten zum Studium und Mozart verarbeitete einige Klavier- oder Cembalosonaten seines älteren Freundes zu Mini-Klavierkonzerte - die schließlich die KV Nummer 107 erhielten.


    Es ist übrigens die absolute Ausnahme, dass hier drei "größere" Werke unter einer KV-Nr. zusammengefasst werden. Daher hat Mozart, sofern man die frühen Konzerte mit einbezieht, 29 - nicht 27 - Klavierkonzerte komponiert.


    Zugrunde liegen Johann Christian Bachs Sonaten op. 5 Nr. 2, 3 und 4 bzw. 3, 10 und 6 bei Edition Peters.


    Ich mag Johann Christan Bach sehr:


    Johann Christian Bach - der Opernmacher


    Deswegen ist er auch schon bei meinen "Unverzichtbaren" verewigt:


    Hier. Wenn man es nicht besser wüsste, glaubte man, die beiden Opern seien Schwestern von Mozarts Lucio Silla und Mithridate. Die Werke sind ganz großartig, auch in den gezeigten Einspielungen [Absicht! Keine StB! :D ] - ein wunderbarer Sopranus, der von einem weiblichen nicht zu unterscheiden ist.


    Die Ouvertüre zur Oper La Clemenza di Scipione ist auch auf dieser CD enthalten:



    CD 3 - Nr. 1, gespielt von der Capella Coloniensis unter Leitung von Hans-Martin Linde. Jene in der Gesamtaufnahme erscheint mir allerdings etwas frischer und kraftvoller.


    Zudem besitze ich neben den beiden sehr geschätzten Opern noch folgende wunderbare Einspielungen von dem Engländer Bach:



    Johann Christian Bach
    Sinfonien op. 9


    Sinfonie B-Dur op. 9 Nr. 1
    Sinfonie Es-Dur op. 9 Nr. 2
    Sinfonie B-Dur op. 9 Nr. 3


    sowie Alternativfassungen.


    The Hannover Band
    ANTHONY HALSTEAD


    Die Werkgruppe op. 9 veranlasste Johann Christian Bach übrigens als einen der ersten, einen Urheberrechtsstreit anzustrengen. Zwar ging es dabei nicht um "geklaute" musikalische Themen, sondern um den Druck seiner Werke und die Fruchziehung daraus. Irgendwie verständlich...



    Johann Christian Bach
    Klavierkonzerte op. 7, Nr. 1-6


    Klavierkonzert C-Dur
    Klavierkonzert F-Dur
    Klavierkonzert D-Dur
    Klavierkonzert B-Dur
    Klavierkonzert Es-Dur
    Klavierkonzert G-Dur


    The Hannover Band
    ANTHONY HALSTEAD


    sowie:



    Johann Christian Bach


    Ouvertüre zu Adriano in Siria
    Sinfonie für Es-Dur Doppelorchester op. 18 Nr. 1
    Sinfonie g-moll op. 6 Nr. 6
    Sinfonia Concertante für Flöte, Oboe, Violine und Cello
    Sinfonie D-Dur op. 18 Nr. 4


    The Academy of Ancient Music
    SIMON STANDAGE


    Das Eröffnungsthema der Sinfonie für Doppelorchester hat enorme Ähnlichkeit dem jenem aus Mozarts Haffner-Sinfonie [KV 385], wurde aber vorher komponiert [1779]. Auch Anton Eberl hat sich in dieser Reihe angeschlossen. Doppelorchester waren um die 1780er Jahre ziemliche Mode - der Effekt zweier Orchester auf der Bühne ist sicherlich großartig - zu hören ist das allerdings eher weniger. Jedenfalls kann man das aber anhand der vielverwendeten Echos abschätzen. Auch die g-moll-Sinfonie ist ein Modewerk der Zeit, sie war der Grund für die Anschaffung dieser CD. Ganz grandios ist sicherlich die Sinfonia Concertante, auch eine beliebte Spielerei der Zeit!



    Johann Christian Bach


    Fagottkonzert Es-Dur
    Sinfonie Es-Dur op. 6 Nr. 3


    Münchener Kammerensemble
    HENRY ADOLPH


    Mit darauf enthalten ist auch ein Konzert des Bruders Carl Philipp Emanuel Bach [1714-1788] für Klavier, Harpsichord ud Orchester [ebenfalls in Es.Dur].


    Alfred hat übrigens das für mich schönste Komponistenportrait des 18. Jahrhunderts ausgewählt!


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Alfred hat übrigens das für mich schönste Komponistenportrait des 18. Jahrhunderts ausgewählt!


    Kein Wunder, ich glaube nämlich, dass es von Gainsborough ist!


    Da ich die Symphonien op. 6 sehr sehr schätze (vor allem die sechste, seine einzige moll-Symphonie: :jubel: ), möchte ich jetzt eine Oper (La Clemenza di Scipione, 1778 ) oder das einzige Oratorium (Gioas Re di Giuda, 1770) wagen, bin aber unschlüssig, welchem Werk ich den Vorrang geben soll.


    Kennt jemand beide Werke und weiß dazu etwas zu berichten?

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Kein Wunder, ich glaube nämlich, dass es von Gainsborough ist!


    Salut,


    das glaubst Du völlig richtig. Du solltest es, falls es Dir gefällt, im Original betrachten: Derzeit ist es in der großen Mozartausstellung in der Albertina zu sehen. Ich könnte mein Leben lang davor stehen und es betrachten... es hängt, wenn Du unten hineinkommst, linker Hand. Hätte man mich neulich nicht wegtragen müssen, würdest Du es daran erkennen, dass ich mit Salomonbart noch immer davorstehe...


    Die einzige moll-Sinfonie steht natürlich in g-moll, sonst hätte ich sie nicht [zwingend].


    Leider kenne ich Joh. Chr. Bachs Oratorium noch nicht - dafür zwei seiner Opern [eine davon ist eigentlich eine 'Serenata'] - mit der 'Clemenza' jedenfalls machst Du sicherlich keinen Fehler.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Über C.Ph.E. Bach und bekannt bzw. berühmt sein, komme ich hier.
    Denn mit Recht wurde in jenem Thread geschrieben, daß um 1780 mit Bach nur C.Ph.E. statt J.S. gemeint war.
    Ulli behauptete "und J.C".


    Ich entgegnete, daß J.C. damals in Armut gestorben war, was Ulli wieder bezweifelt.
    Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber finde jedenfalls einen Hinweis, daß es möglich wäre in

    Zitat

    Sadly, his popularity faded in the late 1770s, and his health declined following financial troubles. He was soon forgotten after he died in London, aged 46. He is buried in St Pancras' Churchyard.


    LG, Paul

  • Bevor ich diesen Thread mit weiteren Beiträgen fortsetze, möchte ich kurz dort anschliessen wo er unterbrochen wurde:

    Zitat

    Ich entgegnete, daß J.C. damals in Armut gestorben war, was Ulli wieder bezweifelt.


    ARMUT ist durchaus ein relativer Begriff - Wir wissen das aus Mozarts Biographie. Tatsache ist, dass das Interesse an den Bach-Abel Konzerten nachgelassen hatte, sodass sich Bach in finanziellen Schwierigkeiten befand. Dazu kam eine Krankheit deren Verlauf und Ausgang offenbar abzusehen war, denn kurz vor seinem Tod machte er sein Testament.
    Bei Wikipedia ist nachzulesen, daß die englische Königin die Kosten für Bachs Begräbnis übernahm und seiner Witwe die Kosten für ihre Heimreise nach Italien bezahlte, und ihr zudem noch eine jährliche lebenslängliche Rente von 200 Pfund Sterling bewilligte. Ich habe ein wenig Recherchiert - und bin auf verschiedene Ergebnisse in Bezug auf den damaligen Kaufwert dieser Summe gekommen, er dürfte aber in etwa bei heutigen 20.000 Pfund Sterling liegen, knapp 24.000 Euro im Jahr


    Bach war also noch durchaus geschätzt - und man wusste was man seiner Witwe schuldig war.
    Von der Öffentlichkeit war er vermutlich aber bereits vergessen.......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Kommen wir zurück zum lebenden Johann Christian Bach und seinen Werken zurück.
    Für mich ist das gar nicht so einfach, denn fast alles was ich empfehlen wollte ist aus den Katalogen verschwunden.
    Die Naxos Einspielungen der Sinfonien sind meiner Meinung nach eher ein Schden für den Komponisten, auf mich wirken die Werke hier derart dröge und langweilig, daß man weiter gar nichts von J.C. Bach hören will. Dabei ist das eine äusserst temperamentvolle spritzige und doch galant klingende Musik mit dem gewissen "Silberklang" der noch heute oft mit Mozart assoziiert wird. Glücklicherweise finden sich auch in der Wüste Oasen: Die hier oben gezeigte Cd ist eine solche.
    Daran ist nicht zuletzt das Freiburger Barockorchester unter Gottfried von der Goltz schuld, welches eines der wenigen deutschen Ensembles auf "Originalinstrumenten" ist, die mich überzeugen können. Hier ist nicht Aufgesetztes oder Eigenwilliges zu hören, das gewöhnungsbedürftig ist - sondern nur wunderbare Musik, die den Geist des 18.Jahrhunderts überzeugend zu vermitteln weiß...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich empfinde den Komponisten im Konzertwesen inklusive dem Rundfunk unter Wert gehandelt. Die bereits weiter vorne geposteten cpo-Aufnahmen mit der Hanover-Band unter Anthony Halstead sind auch bei mir im Regal und kommen auch von Zeit zu Zeit in den Player.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Schön, daß Alfred JOHANN CHRISTIAN BACH wieder einmal ins Spiel bringt. Es ist nicht ganz verständlich, daß von ihm in diesem Forum relativ wenig die Rede ist. Dabei machten seine "Bach-Abel-Konzerte" ab 1765 in London jahrelang Furore, sie waren in Europa eines der größten Musikereignisse schlechthin. GAINSBOROUGH malte ihn, und vor allem seinen Freund CARL FRIEDRICH ABEL als große Berühmtheiten gleich mehrmals, und MOZART schrieb 1777 voller Bewunderung an JOHANN CHRISTIAN BACH:
    "Ich liebe ihn, wie Sie wohl wissen, von ganzem Herzen und habe Hochachtung für ihn".


    JOHANN CHRISTIAN BACH war auch einer der größten Klaviervirtuosen seiner Zeit, und er hatte auch - nicht zuletzt dank seiner Kompositionen für das Hammerklavier solo - einen nicht unerheblichen Anteil am Durchbruch dieses Instrumentes.


    Besonders gerne höre ich von JOHANN CHRISTIAN BACH


    das Doppelkonzert (Sinfonia Concertante) für 2 Oboen, Violoncello, 2 Hörner, Streicher und B.c. F-Dur, das mir in einer exemplarischen Einspielung durch das LEONHARDT-CONSORT AMSTERDAM UND DEM CONCENTUS MUSICUS WIEN auf Originalinstrumenten vorliegt, mit den hervorragenden Solisten JÜRG SCHAEFTLEIN und KARL GRUBER, Barockoboe, ANNER BYLSMA, Barockcello und CAROL HOLDEN u. THOMAS HOLDEN, Naturhorn vorliegt.



    Ein weiteres Lieblingswerk von mir ist die Sinfonia Concertante für Oboe, 2 Klarinetten, Fagott und Streichorchester Es-Dur in einer ebenfalls erstklassigen Einspielung mit dem Bach-Orchester RIAS Berlin unter GÜNTHER ARNDT und den wunderbaren Solisten GÜNTHER PASSIN, Oboe, JÖRG FÄDLE + Hans Hartmann, Klarinette und HANS LEMKE, Fagott.


    Ebenso gern und oft höre ich seine Symphonie für Doppelorchester für Flöten, Oboen, Fagotti, Hörner und Streicher, Es-Dur op. 18, 1 als englische Ausgabe, und zwar mit dem Orchester meiner Wahl für dieses Werk, d. h. dem ENGLISH CHAMBER ORCHESTRA unter COLIN DAVIS, und die analoge SYMPHONIE (Ouvertüre) D-Dur op. 18,1 in der holländischen Ausgabe, wie auch die Symphonie für Doppelorchester (Ouvertüre zur ital. Serenade "Endimione") D-Dur op. 18, 3 (engl. Ausgabe) ebenfalls unter COLIN DAVIS und dem ENGLISH CHAMBER ORCHESTRA.


    Schließlich noch die Symphonie für Oboen, Hörner u. Streicher (Ouvertüre zur Oper "Zanaida") B-Dur op. 9, 3
    in der Einspielung durch das HURWITZ CHAMBER ORCHESTRA unter EMANUEL HURWITZ.



    Sehr hörenswert finde ich auch JOHANN CHRISTIAN BACH's Kantate für Soli, Chor und Orchester "Confitebor tibi, Domine", in der Einspielung durch das Collegium Aureum, dem Stiftschor Einsiedeln unter P. Daniel Maier OSB, mit Theo Adam, Baß und dem ganz ausgezeichneten Dirigat des stilbewußten ROLF REINHARDT.


    Es gäbe noch sehr viel Interessantes aus JOHANN CHRISTIAN BACH's Schaffen zu vermelden, doch kann darauf dann wieder einmal bei anderer Gelegenheit hingewiesen werden.


    Viele Grüße


    wok

  • Nachdem ich die letzten Woche vorzugsweise mit englischer und Musik des 20 Jahrhunders verbracht habe wende ich mich mit Freude wieder meinem Spezialgebiet, der Wiener und der Mannheimer Klassik bzw. der Vorklassik im allgemeinen zu. Und schon bin ich bei erneut bei Johann Christian Bach (1735-1782) gelandet. Und zwar bei den Sinfonien.
    Wenn man in die Aufnahmen der Camerata Budapest hinein hört könnte man annehmen, Johann Christian Bach wäre ein akademischer Langweiler gewesen , oder aber er müsse um jeden Preis auf Originalinstrumenten gespielt werden um den erwarteten typisch silbrigen Ton zu erzielen. Weit gefehlt: Die Newton Doppel-CD Wiederveröffentlichung mit dem Niederländischen Kammerorchester unter David Zinman bringt die Sinfonien des jüngsten Bach Sohnes zum blühen und leuchten. Man kann deutlich hören, dass hier ein Mozart-Vorbild am Werke war , natürlich mit anderen persönlichen Präferenzen. hier ist gute Unterhaltung und Schönklang das Ziel, mit eingängiger Melodik und Merkmalen des galanten Stiles. Allein die Hörner klingen betörend. Die Aufnahmen entstanden übrigens glücklicherweise nicht - wie bei jpc falsch vermerkt - zwischen 1947 und 1976 sondern zwischen 1974 und 1977 - sind somit also voll in Stereo. Die 15 Sinfonien sind übrigens vielleicht teilweise Umarbeitungen von Opernouvertüren - das 16. Werk ist mit Sicherheit eine Ouvertüre, nämlich "La Calamitá" Vier Takte aus dieser Ouvertüre zitiert Wolfgang Amadeus Mozart im Andante seines Klavierkonzerts Nr 12 KV 414, welches 1782., im Todesjahr von Johann Christian Bach entstand.......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Die - gemessen an seiner Bedeutung - nicht gerade üppige - Johann Christian Bach - Diskographie bekommt mit dieser links abgebildeten BRILLIANT CLASSICS Neuveröffentlichung erfreulichen Zuwachs. Bart van Oort spielt auf einem Nachbau eines Pianoforte von Anton Walter sechs Sonaten op 5.(linke Abbildung) Beim Stöbern in meiner CD-Sammlung fand ich eine weitere CD mit identischem Inhalt und nahezu identischem Cover.(rechtes Bild) Glücklicherweise gibt es dennoch einen kleinen aber entscheidenden Unterschied:
    Bart van Oort benützt einen Hammerflügel (Nachbau), wogegen seine Kollegin Sophie Yates auf einem Cembalo spielt (der Hersteller wird im Booklet nicht angeführt) Beide CDs sind durchaus empfehlenswert, mit dem Unterschied, daß die holländische CD nur unwesentlich mehr als ein Drittel der CHANDOS Ausgabe kostet...Interessant, daß die ersten Klaviere doch noch sehr nach Cembalo klangen, zumindest im Diskant. Nach unten hingegen hat der Flügel doch mehr Körper und der Gesamtklang ist etwas weicher und weniger zirpend. Vom modernen Konzertflügel indes noch Jahre entfernt....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ach wie originell, noch ein Cover mit dem Konterfei Johann Christian Bachs (1735-1782).
    Thomas Gainsborough (1727-1788) hatte den Komponisten gemalt. Das Bild hängt in der National Portrait Gallery in London. Bleibt noch die Frage zu klären, welches ist das Seitenverkehrte, welches das Original? auf der Homepage des Museums wird man fündig, wie es sich gehört sind die Masse very British in inches angegeben : oil on canvas, (1776) 29 3/4 in. x 24 3/8 in. (755 mm x 620 mm) lined, Purchased, 1983



    Es kommt auf den Inhalt an, den ich in diesem Fall äusserst liebe: Harmoniemusiken Nr.1 bis 6 aus dem Jahr 1782
    Ensemble Nachtmusique, geleitet von Eric Hoeprich



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Wiedersehen mit einer alten Bekannten. Diese Aufnahmen wurden 1965 und 1970 gemacht. und zwar an zwei verschiedenen Orten, nämlich im Cedernsaal des Schlosses Kirchheim, bzw im Jagsaal des Schlosses Schwetzingen.
    Das geneigte Zielgruppenmitglied wurde mit edel ausgestatteten Werbekatalogen von harmonia Mundi verwöhnt, es wurden Farbfotos von alten Instrumenten gezeigt, ebenso wie die diversen Aufnahmeorte des Labels, wobei immer wieder die Akustik des Kirchheimer Cedernsaales, sowie die mit Darmsaiten bespannten historischen Streichinstrumente in den Focus der Werbung gestellt wurden. Alles war auf edel-historischen Klang getrimmt, der goldene Klang des Collegium aureum immer wieder betont, sodaß er schon zu hören war, bevor man die Schallplatte überhaupt aufgelegt hatte. Diese Aufnahme ist es, die mein Bild von der musik Johann Christian Bachs prägte. Vermutlich nicht unverständlich, daß ich bis heute dem schrillen Interpretationsansatz, der heute als HIP verkauft wird, sehr kritisch gegenüberstehe.
    Die Aufnahme ist übrigens derzeit sehr günstig zu haben...
    Seit kurzem ist sie in meine Sammlung heimgekehrt, nachdem sie ja im Rahmen der Entsorgung meiner Vinylsammlung aus meinem Archiv verschwunden war...



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zu seinem heutigen Geburtstag habe ich auch eine Sinfonienaufnahme gefunden:




    Heute ist Johann Christian Bachs 280. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Johann Christian Bach ist quasi "mein" Bach. Von allen Mitgliedern der Familie gefallen mir seine Werke am besten. Sie sind im gefälligen galante Stil geschrieben und erinnerten mich schon in meiner Jugend an den Stil Mozarts bei einigen seiner Werke. Kein Wunder - war doch Johann Christian Bach quasi Mozarts erstes Vorbild. Einige Sonaten von Jahann Christian Bach wurden sogar Mozart zugeschrieben, nach dem er zu Schulungszwecken diese zu Klavierkonzerten umgeschrieben hatte.
    Daß dieser Thread soeben wieder aktiviert wurde, passt ausgezeichnet zu unseren Aktivitäten in Sachen "Familie Bach". Wir hatten uns ja erst neulich mit Wilhelm Friedemann Bach und seinen Werken befasst, und sie für interessant und hörenswert befunden. Persönlich liegt mir aber Johann Christian mehr, er ist leicht und elegant, eingängig und ein veritable Vorläufer der Klassik. Hier nun eine CD mit 2 seiner unzähligen Cembalo - bzw Klavierkonzerte.
    Es handelt sich um die Konzerte op 13 Nr 2 (C63) in D-dur und op 13 Nr 4 (C65) in B-dur
    Zwei weitere Klavierkonzerte, die auf dieser CD enthalten sind stammen von einem anderen Bach-Sohn, Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795) bekannt als "Bückeburger Bach". Diese beiden Konzerte (YC90) und (YC91) passen insofern gut auf die CD, weil sie über lange Zeit Johann Christian zugeschrieben wurden.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Hier nun die sechs Sonaten op 16 für Cembalo und Flöte oder Violine
    Wie man sieht, waren die Komponisten der Vergangenheit nicht immer zimperlich, das Endergebnis ist ein völlig anderes.
    Wenngleich ich üblicherweise die Violine der Flöte vorziehe, so ist doch die BRILLIANT Aufnahme einigermaßen gewöhnungsbedürftig - nobel ausgedrückt. Ich kann mich nicht erinnern schon je so ein jaulendes schrilles Instrument der Gattung Violine gehört zu haben wie jene von Lina Uinskyte....
    Ungeachtet dessen werde ich mir diese Aufnahme kaufen - aus Gründen der Komplettierung...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nunmehro bin ich bei meiner Reise zu Mozarts Zeitgenossen zu Johann Christian Bach gelangt - nachdem Wilhelm Friedemann Bach mit seiner eigenwilligen, teils wilden, empfindsamen Musik bereits eine Entdeckung war, bin ich von Johann Christian Bach nicht minder angetan. Die Symphonien der vorliegenden, feinen Naxos-Aufnahme sind sehr eingängig, galant, wie Alfred es zutreffend charakterisiert hat. Die Musik kennt sowohl lichtdurchflutete, heitere, geradezu jubelnde Momente, andererseits jedoch auch eine teils sehr feine, teils tief einschneidende Melancholie. Die Musik ist für mich sehr empfindungsreich, eher schlicht gehalten, keineswegs barock-verschnörkelt oder virtuos gedrechselt. Sie ist jedoch nicht bloß dekorativ, oberflächlich oder gar schematisch, wiewohl eine gewisse Häufigkeit der Wiederholung hier ein stilbildendes Element zu sein scheint. Dies ändert jedoch nichts am Empfindungsreichtum und der Mannigfaltigkeit Johann Christian Bachs. Dass diese Musik auch einen Mozart angesprochen hat, kann ich mir gut vorstellen. Diese hochfeine, differenzierte Gefühlswelt lotet die Camerata Budapest unter Leitung von Hanspeter Gmür vortrefflich aus. Fazit: die Musik ist für mich ebenso mitreißend, erhebend, dabei auch nobel und elegisch und in jedem Fall äußerst hörenswert. Zumindest diese günstige Naxos-Einspielung kann ich jedem Musikfreund nur ans Herz legen.

  • Die Naxos-Aufnahme kenne ich nicht, aber die schon vor Jahren erworbenen cpo-Einspielungen mit der Hanover-Band unter Anthony Halstead sind ebenfalls eine Empfehlung. Als Beispiel hier eine der Aufnahmen:



    Die Opern und vor allen Dingen die Geistliche Musik ist mir noch vollkommen unbekannt; die einzige Opernaufnahme in meinem Regal ist diese hier:



    Ich empfinde die Musik wirklich großartig - wenn man zur Wiener Klassik (und für mich ist Johann Christian Bach dazu zu zählen) einen Draht hat, aber über das Libretto möchte ich gerne den Mantel des Schweigens legen...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Eine musikalisch sehr ansprechende Oper - wie ich finde - ist Johann Christan Bachs "La Clemenza di Scipione" Man hört hier recht gut, wo sich Mozart seine Anregungen holte. Es gibt die Möglichkeit in die Sound Samples hineinzuhören. Lange wird man vermutlich nicht Gelegenheit haben diese Oper zu erwerben, denn sie ist schon seit 2002 am Markt und derzeit im Abverkaufs-Preissegment (14.99 Euro für 2 CDs). Solte sie mal aus den Katalogen gestrichen sein - dann werden die meisten von uns die nächste Neuaufnahme vermutlich nicht mehr erleben.....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Johann Christian Bach war erst 15 Jahre alt, als sein Vater Johann Sebastian starb. Er zog von Leipzig nach Berlin, wo sein 22 Jahre äterer Bruder (Halbbruder?) Carl Philipp Emanuel für seinen Unterhalt und seine weitere musikalische Ausbildung sorgte, aber schon einige Jahre später, man vermutet 1756, finden wir in in Bologna wieder, als Schüler des berühmtem Padre Martini. Er musste zum Katholizismus konvertieren um die angestrebte Organistenstelle am Mailänder Dom zu erhalten, was letztlich auch gelang. Die hier gezeigten 6 Sinfonien op. 3 wurden dem Herzog von York gewidmet, Bach befand sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (1765) also schon in England, komponiert wurden sie vermutlich noch in Mailand. Sie sind an der Grenze zwischen Ouvertüre (als solche wurden sie ursprünglich noch bezeichnet) und früher Konzertsinfonie angesiedelt. Den immer wieder in Beiheften und anderen Publikationen zu findenden Aussagen, Bachs Sinfonien wiesen nicht die Genialität von jenen Mozarts auf widerspreche ich aufs entschiedenste, den galanten "Mozart-Stil" hat er von Johann Christian Bach gelernt, bzw hat ihn dieser desbezüglich beeinflusst. Was soweit ging, daß einige Werke von Johann Christian Bach den Weg ins Köchelverzeichnis fanden.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Johann Christian Bach hatte vorgehabt, den Aufenthalt in London auf ein Jahr zu beschränken. Aber dann waren die Lebensumstände dort derart günstig, dass er blieb und an seine Organistenstelle in Mailand nicht mehr zurückkehrte. Er war inzwischen zum Klavierlehrer der Königin avanciert, eine deutsche Prinzessin, Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, welche den englischen König Georg III (aus dem Hause Hannover, aber in England geboren) geheiratet hatte und so zur englischen Königin wurde. Er ließ seine Cembalokonzerte op 1 hier drucken - als Ehrenbezeugung dem Königshaus gegenüber besteht der Finalsatz des Konzerts No. 6 in D-dur aus Variationen über das Thema "God save the King".
    1764 reiste Leopold Mozart mit seinem Sohn erstmals nach London, wobei die Gelegenheit genutzt wurde Johann Christian Bach zu besuchen - Der 8 jährige Wolfgang und der 29 jährige Johann Christian Bach waren sich vom ersten Augenblick an sympatisch und sie musizierten miteinander. Leopold Mozart - immer ganz praktisch denkend (und daß musste er, die Mozarts waren zu diesem Zeitpunkt nicht wohlhabend - empfahl seinem Sohn diesen Johann Christian Bach als Vorbild - vor allem wegen seines gefälligen Stild, der beim englischen Publikum so gut ankam. Mozart dürfte sich das zu Herzen genommen haben, denn der Einfluß Johann Christian Bachs zieht sich durch sein ganzes Werk....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Am 12. September 2015 (Beitrag Nr 18) hat Musikwanderer auf diese Aufnahme hingewiesen. Ich hatte begonnen sie zu sammeln, habe das Projekt aber damals scheinbar gestoppt, vermutlich, weil ich mich für die (damals )wesentlich günstigeren Aufnahmen von Naxos entschieden habe. Die später erfolgte Zusammenfassung zu einer 5 CD Box habe ich dann entweder übersehen oder es hat mich damals nicht wirklich interessiert. Anschliessend habe ich geglaubt, ich hätte einige CDs dieser Serei in meiner Sammmlung. Ankässlich dieses Thread musste ich feststellen,daß lediglich EINE Folge davon in meinem Besitz war. Meine Befürchtungen, die Box könnte inzwischen bereits gestrichen sein haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Und so bin ich seit heute glücklicher Besitzer dieser Gesamtaufnahem aller Sinfonien von Jahenn Christian Bach. Wobei man hier wieder in die Bredouille kommen kann, denn die Werke Opus 3 wurden vom Komponisten selbst einmal als Sinfonien und einmal als Ouvertüren bezeichnet (hier nun als Sinfonien) Darüber hinaus hat cpo indes auch 3 CDs (derzeit ebenfalls in einer Box zusammengefasst) mit Ouvertüren zu Opern von Johann Christian Bach veröffentlicht. Man sollte gar nicht glauben wie viele Opern er geschrieben hat. Laut der deutschen Wikipedia sind es 12, die englische Wikipedia nimmt nach die Achauspielmusiken dazu - die Liste ist schier gigantisch, birgt aber einen Wermutstropfen; ein gefühltes Drittel davon ist als "verloren" gemeldet. Ich glaube zwar, daß sehr viele sogenannte "verlorene" Werke noch in den Archiven schlummern, aber davon werden wir alle vermutlich in diesem Leben nicht mehr partizipieren können.
    Wenn ich es irgendwie einrichten kann werde ich noch heuer von einigen Sinfonien den subjektiven Vergleich - Naxos vs. cpo ziehen und beschreiben, Und wenn ich es geschickt auswähle, könnte man die alte Aufnahme von Sinfonien mit dem Collegium aureum mit einbeziehen.
    Für die Opern plane ich demnächst einen eignen Thread. Mehr demnächst....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ich habe gestern- wie angekündigt die Sinfonie Nr 1x op 3 in D-dur (satzweise) vergleichend gehört und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
    Die Aufnahme mit der Camerato Budapest unter Hanspeter Gmür (für Naxos) ist handwerklich gut gemacht, sauber musiziert und ohne Beanstandung, allenfalls ein leichter Hang zu Beliebigkeit wäre anzumerken. Die Einspielung mit der Hanover Band unter Antony Halstead (für cpo) unterscheidet sich von der erstgenannten schon dadurch, daß hier Originalinstrumente eingesetzt wurden, es handelt sich also um eine HIP-Aufnahme, diese ist in allen drei Sätzen vom Tempo her um etwa 10 Prozent schneller, spritziger und feiner in der Durchzeichnung. Keine Welten liegen dazwischem aber es ist hörbar.
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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    Der nächste Schritt war logerischerweise der zu den Sinfonien op. 6, die vermutlich 1764 erstmals bei den sogenannten Bach-Abel Konzerten erklungen sind, gedruckt wurden sie als op 6 im Jahre 1770 bei Hummel in Amsterdan. Es gab leider schon verschiedene Werke von Johann Christian Bach, welchen diese Opusnummer verliehen wurde, zudem wurden teilweise die Werkzusammenstellungen geändert. Das cpo Booklet weist auch auf diesen Umstand hin und bezeichnet die eingespielten Sinfonien als "op 6 Nr 1.2 von Hummel"
    Angemerkt sei, daß es die cpo Edition nur mehr als Komplettbox gibt.


    Auch Naxos verwendet für seine Aufnahme glücklicherweise diese Edition, sodaß allfällige Vergleiche leichter zu bewerkstelligen sind. Und hier sind wir schon fast beim Thema angelangt. Aber bevor ich die beiden Aufnahmen gegenüberstelle, ein kurzer Sprung zu op. 6. Ich finde, daß die hier zu hörenden Sinfonien mehr Eigencharakter, Schönheit des Klanges und Ideenreichtun aufweisen. Man kann hier das Vorbild heraushören, welches Mozart einst geprägt hat, aber dennoch auch den etwas anderen Klang (mehr bläserbezogen?)
    Bei den hier gezeigten Aufnahmen ist IMO der Unterschied zwischen Gmürs Lesart, und jener von Halstead besser herauszuhören als bei opus 3 (oder sollte sich mein analytisches Hörvermögen inzwischen durch Training verbessert haben?) Die Aufnahmen mit der Camerata Budapest klingen IM VERGLEICH konventioneller, verbindlicher, gemächlicher. Das ist einerseits durch die fast konsequent eingehaltene längere Spielzeit von 10-15 Prozent verursacht, aber das ist es nicht alleine, das Orchester klingt weicher und weniger durchsichtig, mit einer Spur zuviel Hall.
    Auch Halsteads Aufnahme ist nicht "perfekt", sie hat aber mehr Biß und ist teilweise (zu??) rasant. Auf jeden Fall vermag sie mitzureißen.
    Die Aufnahme ist sehr gut, aber ich kenne welche die mir (noch) besser gefallen - leider aber nur Einzelveröffentlichungen von Sinfonien - keine Gesamtaufnahme.
    An sich ist aber J. C. Bachs Musik - ählich wie jene Mozarts - nahezu unzerstörbar, sie wird immer gefallen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich bin glücklicher Besitzer einer WDR-Radioaufnahme von "Lucio Silla", mit sehr guten Sängern und der Cappella Coloniensis.
    Die CDs seiner Sinfonien unter Halstead besitze ich auch und höre sie regelmäßig!

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hallo,


    auf der CD ist ein Werk von Johann Christian Bach enthalten


    Track 1-3, Sinfonie g-Moll, op. VI, 6


    Allegro – das ist kein Spätbarock mehr (es könnte eine Ouvertüre zu einer „noch unbekannten“ Oper von Mozart sein); ein dramatischer Spannungsaufbau ist gut zu hören.


    Andante piu tosto adagio – der Satz hinterlässt einen etwas rezitativähnlichen Eindruck (nur vom Klang her, ohne ein Rezitativ zu sein).


    Allegro molto – die Orchesterbegleitung zu einem sanglichen Thema (ab- und aufwärts) für eine profunde Altstimme.



    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler


  • Allegro – das ist kein Spätbarock mehr (es könnte eine Ouvertüre zu einer „noch unbekannten“ Oper von Mozart sein)


    Natürlich ist Johann Christian Bach kein Spätbarock mehr - er ist der Vorklassik oder Frühklassik zuzuzählen.
    Spätbarock ist Johann SEBASTIAN Bach, darauf hat mich vor Jahren ein ehemaliges Mitglied namens Big Berlin Bear aufmerksam gemacht, der ein vorzüglocher Kenner der Barockmusik (und nicht nur !!) war.


    Die Ähnlichkeit mit Mozart erklärt sich daraus, daß der sehr junge Mozart sich Anregungen bei Johann Christian holte. Die beiden waren trotz des Altersunterschides so etwas wie befreundet.
    Auch wenn es die Opernaufnahme aus Beitrag Nr 19 "La Clemenza di Scipione" (1778) nicht mehr zu kaufen gibt, dort kann man aber dennoch hineinhören
    Mozart holte sich bei Johann Christian Bach seine Anregungen - nicht umgekehrt.


    Dies verdanken wir unter anderem Leopld Mozart der seinem 8 Jährigen Sohn anlässlich der Londoner Reise 1764 dazu riet sich an Johann Christian Bachs (der damals ein junger Mann von 29 Jahren war) zu orientieren. Daß sich die beiden "jungen Männer" von Anhieb verstanden darf wohl als Glücksfall der Musikgeschichte gesehen werden......


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Momentan, wo der Sommer mir sehr zu schaffen macht, höre ich vorzugsweise "klassische Unterhaltungsmusik" Mit Johann Christian Bachs zweisätzigen Klsviersonaten für vier Hände auf zwei Klavieren, jeweils Nr 5 und 6 aus op 15 und op 18 ist man hier bestens bedient.
    Genau das soll diese Musik sein: Unterhaltungsmusik ohne doppelten Boden und künstlichem Tiefgang. Schon Lepold Mozart erkannte treffsicher die Kombination von Engängigkeit einerseits, und hoher Qualität andrerseits in J.Ch.Bachs Werken, und empfahl seinem Sohn Wolfgang, sich an diesem Komponisten zu orientieren.


    Man sollte nicht glauben, daß es - meines Wissens nach - bis heute kein vollstöndiges Werkverzeichnis von Johann Christian Bach gibt (??)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Hitze des Sommers ist der strengen Kälte des Winters gewichen, und es gibt wenig, was Herz und Gemüt so erwärmen kann wie die überaus anmutigen, graziösen, feinmoussierenden, sonnengetränkten, edlen Klänge von Johann Christian Bachs Klavierkonzerten. Die Aufnahme, die ich höre, wurde bereits genannt - ich zeige sie hier nochmal. Ein ganz wundervolles, beseeltes Zusammenspiel von Orchester und historischem Soloinstrument, das zu einem großen Vergnügen wird. Ein würdiger musikalischer Beginn des noch jungen Jahres 2019. Diesem Komponisten wünschte man noch viel mehr Zuhörer - und noch viel mehr Einspielungen.


  • Zu den Sinfonien op. 3 Nr. 1-6 gibt es auch noch eine ältere wunderbare Philips-Aufnahme der ASMiF unter Neville Marriner:

    51qu-IKAUrL._SX425_.jpg

    "Digital Classics" ist natürlich Quatsch, die Aufnahme stammt von 1/1970. Da oben müsste "Living Baroque" stehen.

    So hat man mit den bereits in Betrag #10 verlinkten op. 6, 9, 18 unter dem jungen David Zinman, die ich in dieser, vielleicht verbreiteteren Ausgabe besitze

    eine schöne, fast vollständige Alternative zu den HIP-Einspielungen von Anthony Halstead.

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

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