Gregorio Allegri: MISERERE

  • Allegris Miserere dürfte zu den berühmtesten Psalmvertonungen überhaupt zählen.



    Gregorio Allegri (1582-1652)


    Welche Aufnahmen würdet ihr empfehlen?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Salut,


    das Werk gehört ja bekanntlich hier hinein:



    Wenn ich nicht irre, ist es jenes Werk, dass der 14jährige Mozart in der Sixtinischen Kapelle [angeblich einmal] hörte und dann auswendig niederschrieb - was [auch angeblich] verboten war. So streng aber kann das Verbot nicht gewesen sein, denn Vater Leopold berichtet sogar brieflich darüber nach Hause:


    Allein wir haben es schon. Der Wolfgang hat es schon aufgeschrieben, und wir werden es mit nach Hause bringen [...] [11. April 1770]


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • bis jetzt habe ich leider nur eine Aufnahme - aber wenigstens wird mir da wieder etwas zurück ins Gedächtnis gerufen:






    The King's Choir of King's College



    die Aufnahme hat nur gute Kritiken bekommen und ich muß auch sagen, dass mir das ganz gut gefallen hat.
    Ist halt eher eine CD um das Repertoire des Chores zu demonstrieren.


    Beonders nett ist auch der "Song for Athene" von Arvo Pärt, dieser nette Choral wurde u.a. bei den Beisetzungsfeierlichkeiten für Lady Diana gesungen.



    Aber zurück zu Allegri, eine Aufnahme die ich mir unbedingt zulegen will ist diese hier:




    Allegri: Miserer / Motteten
    A Sei Voci / Farbre Garrus



    ich habe davon 2 Motetten auf einer Sampler CD und das war wirklich überirdisch, aber dieses Ensemble ist sowieso spitzenklasse, ich denke da nur an das Requiem von d'Helfer...


    :jubel::jubel::jubel:



  • Hallo Matthias,


    auf dieser CD sind zwei Versionen vom berühmten Miserere drauf. Die "gewöhnliche" und eine mit barocken Verziehrungen. Man meint, zwei verschiedene Stücke zu hören.... :rolleyes: Der barocken Version fehlt alles, was dieses Stück normalerweise auszeichnet, die Innigkeit, der Schmerz...


    Es gibt sicher auch bessere Aufnahmen vom Miserere. Leider gibt es gelegentlich leichte Intonationstrübungen im Ensemble. Schlimmer aber noch ist, dass es das Ensemble es nicht versteht, Karfreitagsstimmung zu schaffen.


    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Nicht uninteressant ist diese Aufnahme ( trotz des wunderlichen Covers... :rolleyes: )



    Hier wird der Allegri- Variante eine Werkfassung beigegeben , die aus einer Zusammenstellung ( ?(?( ) vom Allegri - Misere und einem sehr änlich klingenden Miserere des Sistina- Kapellmeisters Tomaso Bai besteht. Für nähere Erläuterungen der Hintergründe wäre ich sehr dankbar.


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Eine Aufnahme aus der Capella Sistina existiert meines Wissens derzeit nicht und sie dürfte unter den Bedingungen, die da herrschen, auch nur schwer realisierbar sien; wenn, dann allenfalls nachst..., aber die akustischen Rahmenbedingungen sind in S. Maria Maggiore
    ganz ähnlich und die "Tallis Scholars" haben hier ganz eideutig die "Nase
    vorn". Empfehlenswert: die Eisnpielung gibt es als CD und auch als DVD:



    Hallo Thomas, also eigentlich solltest du die Scheibe ja kennen ! 8)

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Eine Aufnahme mit der wir zufieden sind wurde 1980 eingespielt von den The Tallis Scholars unter Peter Phillips.



    Auch die von Thomas erwähnte Aufnahme der A Sei Voci unter Farbre Garrus haben wir kürzlich gekauft und gefällt auch uns weniger als die der Tallis Scholars, doch ganz so arg sehen wir die Interpretation mit A Sei Voci nicht. Sie singen streng doch recht klar mit genügend Ausdruck. Zudem sind ergänzend zum Miserere Messen und Motetten eingespielt, die doch recht selten auf Tonträger zu finden sind.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Zitat

    Original von Ulli
    Wenn ich nicht irre, ist es jenes Werk, dass der 14jährige Mozart in der Sixtinischen Kapelle [angeblich einmal] hörte und dann auswendig niederschrieb - was [auch angeblich] verboten war.



    Ohne die Leistung (falls die Geschichte denn stimmt) des jungen Mozart schmälern zu wollen, so muß man doch sagen, dass er sich eigentlich nur rund zwei dutzend Takte hat merken müssen, die noch dazu sehr eingänglich sind.


    Das Miserere von Allegri ist aufgebaut wie folgt:
    erster vertonter Vers des Psalms: 5stimmig (2 Soprane, Alt, Tenor, Baß)
    nächster: gregorianisch
    nächster: 4stimmig (ohne Tenor)
    nächster: gregorianisch


    Dieser Ablauf wiederholt sich dann immer wieder, an den Noten ändert sich nichts, sie werden lediglich an den Text angepasst. Nur der allerletzte Vers bringt statt Gregorianik die beiden Chöre zusammen (dann 9stimmig). Alles was man sich merken muß sind also die paar Takte vom 4- bzw. 5stimmigen Teil und den 9stimmigen Schlußvers. Die Gregorianische Formel ist immer die gleiche, der Text war überall nachzulesen (wenn man ihn nicht sowieso auswendig kannte).



    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Was doch ein gutes Marketing, oder?


    :hello:

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • ... wahrscheinlich würde ich daher mit Sicherheit sagen: Die Mozart-Geschichte vom nachher "auswendig aus dem Kopf aufschreiben" stimmt!


    Ich dachte früher auch immer:
    Wow! Beeindruckend - ein hochkomplexes mehrstimmiges Renaissance-Werk mit mehr als 10 Minuten Aufführungsdauer und dann fehlerfrei aus dem Kopf nach dem Konzert aufschreiben!
    Beim Hören des "Miserere" fiel mir dann auch auf, dass hier derselbe Ablauf mehrfach (fast) identisch wiederholt wird.
    Klar - genau das hat dem hochbegabten 14-jährigen Mozart beim Hören ja geholfen, sich alles ganz genau zu merken. Gerade, wenn man wie er ein absolutes Gehör und dazu dieses untrügliche Gespür für musikalische Zusammenhänge hat, müsste das so auch machbar gewesen sein.
    Mit jedem weiteren Durchgang während des Vortrags konnte er so noch unklare Passagen in seinem Kopf korrigieren, bis er zum Ende des Konzerts dann die richtige Version komplett "verinnerlicht" hatte - trotz allem eine ganz enorme Leistung!
    Später hat er doch mal gesagt: "Komponiert ist schon alles, nur aufgeschrieben noch nicht" - diese Fähigkeit hat ihm auch in Rom gute Dienste geleistet...
    Allerdings wage ich zu behaupten, dass er dasselbe Kunststück nach einmaligem Anhören eines ungefähr ebensolangen Stückes von z. B. Palestrina oder Josquin nicht hingekriegt hätte (i. d. R. viel komplexere Stimmführungen und meist auch keine Wiederholungen, jedenfalls nicht in dem Maße).


    Davon abgesehen finde ich Allegris Meisterwerk übrigens ganz wunderbar (gerade durch die Wiederholungen kann man die schönen Passagen und Wendungen ja besonders genießen) - ich habe auch die Aufnahme mit den Tallis Scholars - auf der CD ist auch noch Palestrinas "Missa Papae Marcelli" drauf und die Kombination beider Stücke finde ich unschlagbar, gerade in der Interpretation durch die Tallis Scholars!
    Sehr zu empfehlen!

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo,


    eine der klangschönsten Einspielungen des "Miserere" ist für mich die vom Choir of New Oxfort College, England:



    Der Chor begeistert durch eine beeindruckende Dichte und Glätte, die ich auf den meisten anderen Aufnahmen vermisse..


    (Übrigens befindet sich auf dieser CD auch die beste Einspielung des "Agnus Dei" von Samuel Barber. Ein oft gesungens Stück, leider häufig unbefriedigend..)



    Grüße, der Thomas.

  • Zitat

    Original von Ulli
    Wenn ich nicht irre, ist es jenes Werk, dass der 14jährige Mozart in der Sixtinischen Kapelle [angeblich einmal] hörte und dann auswendig niederschrieb - was [auch angeblich] verboten war.


    Ich kenne jene Geschichte in eine etwas geänderte Version.
    Nächster Tag, als Mozart wieder in der Kapelle war, wurde er böse. Er "entdeckte" beim Abschreiben einen Fehler gemacht zu haben.
    Weißt Du mehr darüber?


    LG, Paul

  • Waaas...? Schon wieder ein Fehler? :evil:


    Nee... davon weiß ich nichts. Ich kann evtl. am Wochenende mal versuchen, etwas in meinen Büchern zu finden.


    Vorab: Ich halte es für durchaus plausibel, das Stück zweimal [also an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, da es ja nur einmal täglich gesungen wurde] hören zu müssen, um es vollständig aufnotieren zu können [immerhin aus dem Gedächtnis und nicht "live" während des Hörens - das wäre sonst eine Misere ré mineur geworden].


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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