ausgehend von den Begriffen rubato und portamento möchte ich jene minimalen Bereiche interpretatorischer Freiheiten herausfinden, die nicht nur "legal" sind, sondern auch zum speziellen Ruf eines Interpreten beitragen.
Rubato - als sehr umstrittener Begriff bedeutet (ich muß IMO dazufügen) ursprünglich, daß nur das Tempo der Melodie verändert wird, nicht die Begleitung. (Chopin beschreibt, daß die rechte Hand das rubato spielt und die linke Hand unverändert bleibt) Man sollte zwei zeitliche Abläufe unabhängig voneinander spielen, eine Verzögerung des Tempos muß auch wieder ausgeglichen werden.
in allgemeiner (romantischer) Ansicht bedeutet es eine willkürliche Veränderung des Tempos.
mit portamento sind jene Freiheiten gemeint, die Sänger meistens bei größeren Intervallen anwenden - der Ton wird nicht direkt angesungen, sondern von unten.
eine geschmackvolle Anwendung dieser Mittel macht IMo einen großen Künstler aus.
in diesen Thread gehört für mich auch die schmale Grenze zwischen Kunst und Kitsch.
Meiner Überzeugung nach ist auch kein großer Unterschied zwischen einer ausgezeichneten Interpretation und einer Parodie. (also müßte ich ein ausgezeichneter Wagner Interpret sein :], so ganz stimmt es doch nicht...)
Wie genau können wir das herausfinden und analysieren, was die Großen so
einzigartig macht?
Manchmal hört man als Musiker:es wäre heute unmöglich oder undenkbar, so zu spielen wie z.B: Casals (ich meine nicht, daß es nicht machbar ist! aber es würde nicht akzeptiert...)
und es fällt mir schwer, bestimmte Merkmale seines Spiels herauszufiltern und mir das Ergebnis vorzustellen.