Lieber Forianer,
die "Wagnerianer" trau ich ich nach diesem Titel erst gar nicht anzusprechen, aber ein wenig Wahrheit ist schon drin im Titel
Wagner ist IMO ein Phänomen, daß man nicht nur eindimensional, auf den Komponisten beschränkt betrachten kann, sondern man muß auch den Textdichter sehen: "Wallende Woge was weiß ich was da wallt"
[tIMG]http://www.cs.princeton.edu/~s…r.jpg;l;257;411;*;Richard Wagner[/tIMG]Waren die Texte schon zu ihrer Entstehung ein wenig geschraubt und schwülstig (das 19. Jahrhundert war aber derlei durchaus gewohnt), wie entsetzlich müssten sie eigentlich in unserer Zeit, wo schon Texte von Schubert-Liedern teilweise als zu artifiziell empfunden werden, auf die Mehrheit der Zuhörer wirken.- Doch weit gefehlt: Wagner erfreut sich ungebrochener Beliebtheit.
Man könnte dies nun auf die Musik reduzieren, aber nein es entstand ein regelrechter Kult. Wer weiß heute schon, daß der "Wikingerhelm", wie man ihn heute fast überall kritiklos als "historisch" akzeptiert, der mit den beiden seitlichen Hörnern, ein "Designereinfall" eines Kostümbildners für eine Wagneroper war.
Natürlich reizte das andererseits die Parodisten und Schauspiele, viele ältere Filme, die sonst eher belanglos sind, zeigen solche Szenen, beispielsweise Annie Rosar (Burgschaupielerin, welche aber auch in zahlreichen seichten Filmkomödien mitwirkte) in einer Rolle als Opernsängerin, mit dem Helm auf dem Kopf Wagnersche Urlaute von sich gibt, wobei ein Hund immer erbärmlich zu jaulen beginnt
Auch die Anzahl der Feinde ist nicht unbeträchltlich. Es gab sie von Anfang an, und ihre Zahl ist stabil geblieben. Ein Zeichen dafür, daß man Wagner eigentlich durchaus ernst nimmt.
Wenn man sich die Vorlagen zu den Textbüchern hernimmt, so sind sie durchwegs im frühen Mittelalter angesiedelt, auch die Sage vom fliegenden Holländer ist uralt. Lediglich Die Meistersinger weisen ins 16. Jahrhundert. (Rienzi und Liebesverbot sind IMO kein typischer Wagner).
Gibt es hier ein spezifisches Interesse? Wohl kaum. Die meisten anderen Opern, die in dieser Zeit angesiedelt sind verstauben irgendwo in den Archiven.
Also ist es doch lediglich die Musik? IMO ebenso unwahrscheinlich,Musik und Text bilden bei Wagner eine Symbiose, wie selten an anderer Stelle in der Geschichte der Oper, verstärkt durch Leitmotive...
Aber vielleicht ist das des Rätsels Lösung.
Wie gesagt, widmet sich dieser Thread nicht, wie sonst gewohnt, speziellen Einspielungen, oder Werken, sondern der Frage, was Wagners Wirken und Werk so einzigartig macht, und was so polarisierend an diesem Komponisten und seinem Werk wirkt .
Freundliche Grüße aus Wien
Alfred