Edouard Victor Antoine Lalo - 1823-1892

  • Hallo,


    ich dachte mir, dass ich heute mal einen kleinen Thread zu diesem Komponisten starte, da ich Lust bekommen habe, mir heute seine Symphonie espagnole anzuhören.


    Lalo war ein französischer Komponist, welcher Wurzeln in Spanien hatte. Er wurde am 27.Januar 1823 geboren und verstarb im Alter von Neunundsechzig am 22.April in Paris.


    Mit 10 Jahren ging er ans Konservatorium in Lille, seine Heimatstadt, und erhielt dort Violin-, Violoncello- und Kompositionsunterricht. Als er 1839 nach Paris zog, studierte er bis 1847 Violine bei Francois-Antoine Habeneck; zusätzlich nahm er weiterhin Privatstunden in Komposition.


    Lalo's spanische Herkunft geht ins 16.Jahrhundert zurück - damals wanderte die Offiziersfamilie nach Frankreich aus. Diese Tradition der Offizierslaufbahn sollte stets fortgesetzt werden - als der junge Lalo sich schon früh zur Musik wandte, bekam er keine materielle Unterstützung seiner Familie.
    Somit musste er sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen - er gab Unterricht oder spielte kurzzeitig als Orchestermusiker. Aktiv war er auch als Bratschist im Armigaud-Quartett.


    Mit der Heirat der Altistin Julie Bernier de Maligny öffneten sich ihm weitere gesellschaftliche Kreise und nachdem er ab 1870 auch kompositorische Erfolge feierte, trat Lalo in die Société national de musique ein, was ihm bedeutende Kontakte zu Musikern wie Pablo de Sarasate einbrachte.


    Sein größter aber auch letzter Erfolg war die Uraufführung seiner Oper Le Roi d'Ys 1888.



    Was kennen die Taminos von diesem Komponisten? Gibt es noch erwähnenswertes zu berichten und zu ergänzen?
    Was könnt ihr für CDs empfehlen?


    Legt euch ins Zeug und lasst euch mal wieder zum Hören animieren :hello:


    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • hallo, maik,


    ja, lalo ... :rolleyes: das ist für mich ein komponist zwischen entsetzlicher langeweile (cellokonzert) belanglosigkeit, hübscher, harmloser musik mit netten melodischen und instrumentalen einfällen und effekten (symphonie espagnole) und großen, hochspannenden werken (klaviertrio; oper) ... wie dies unter einen hut zu bringen ist, kann ich mir nicht erklären.


    aber man soll die komponisten ja nach ihren besten werken bewerten ...:yes:


    lg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo,


    Insgesamt mag ich Lalo sehr gerne. Neben seinen Konzerten, wie dem Cellokonzert, dem Klavierkonzert, seinem 1. Violinkonzert F-Dur, dem "russischen" Konzert, Einzelwerken und natürlich auch seiner Symphonie Espagnole, mag ich seine Symphonie g-moll sehr gerne. Sehr komprimiert aber treffend. Daß volkstümliche Elemente einfließen, erhöht für mich zwar Einprägsamkeit aber auch Witz und Spielfreude.


    CD-Empfehlungen:
    Eine Gesamtaufnahme der Werke für Violine und Orchester mit Thomas Christian und der WDR Rundfunkorchester Köln unter Stefan Blunier bei Sony Classical:




    Hier eine empfehlenswerte Aufnahme der g-moll Symphonie bei EMI mit Sir Thomas Beecham und dem Orchestre National de la Radiodiffusion Francaise:



    Das 1. und 2. Violinkonzert (Symphonie Espagnole) mit Augustin Dumay und Michel Plasson, der das "Capitole de Tolouse" - Orchester leitet.



    Ansonsten ist Oistrach wieder eine gute Wahl für die Symphonie Espagnole. Z.B. hier:



    Viele Grüße,
    Daniel :hello:

  • Hallo Jörg,


    Zitat

    belanglosigkeit, hübscher, harmloser musik mit netten melodischen und instrumentalen einfällen und effekten (symphonie espagnole)


    ich finde die Symphonie espagnole op.21 mit den letzten Punkt gut beschrieben (nette melodische und instrumentale Einfälle und Effekte). Die Ersteren sind mir nicht in den Sinn gekommen, allerdings wage ich mich gerade das Wort Belanglosigkeit (noch) nicht in den Mund zu nehmen - wenn es um klassische Musik geht. Dazu bin ich viel zu unerfahren.


    Zudem ist dies das bisher einzige Werk, dass ich von Lalo kenne.
    Komplett mit Heifetz (RCA Victory Symphonie Orchestra, William Steinberg) - den 1.Satz mit Vadim Repin und auch Maxim Vengerov. Hat mir alles gefallen.
    Wenn ich jetzt nichts verwechsel, dann ist mir nur der 2.Satz (oder eben der 3.) etwas zu träge.


    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo,


    Von Lalo kenne und besitze ich lediglich ein Werk, natürlich sein Streichquartett op. 45 (dies ist das Streichquartett op. 19, allerdings mit geändertem Finalsatz).



    Ich habe die CD wegen dieses Threads nach langer Zeit wieder herausgekramt und gerade angehört, wollte über jeden Satz berichten - aber leider unterscheiden sich die Sätze nicht hinsichtlich folgender Urteile:


    Das Werk wirkt auf mich so, als wäre einer der Streichquartettmusiker nicht dabei; die Füllung fehlt, der Klang ist zu dünn. Aber auch horizontal passiert wenig. Die Themen / Melodien sowie Bearbeitungen sind langweilig. Da Lalo ein bekannter Name ist, muss die Stärke auf anderem Gebiet gelegen haben.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Ich schätze das Werk sehr, und da ich gerade diesen Thread ausgraben konnte, dachte ich schreibe ich ein paar Sätze dazu.
    Das ist sehr angenehme - ja leichte Musik. Schöne Melodiebögen und interessante Themenköpfe verleihen dem Werk Ohrwurmcharakter. Es ist aber bei weitem keine leichte Kost und sollte nicht einfach als reine Ohrwurmmusik abgetan werden. Noch dazu scheint es nicht jedem Geiger vergönnt zu sein dieses Stück mit Vollendung zu spielen.


    Ich habe einige verschiedene Aufnahmen:



    HIervon bevorzuge ich die Direktheit und Energie der Tetzlaff-Aufnahme, was wohl auch daran liegt, dass sowohl Ozawa als auch Barenboim eine recht dröge Orchsterführung haben in diesen vorliegenden Aufnahmen - Perlman und Mutter soilen schon gut kommena aber gegen diese etwas schleppende Dirigierpolitik nicht wirklich an.


    :hello:

  • Klingsors Reaktion auf Lalo ist sehr charakteristisch: Jene Werke, die Lalo Berühmtheit eingebracht haben, sind in Wirklichkeit brillant gemachte, aufgeblasene Petitessen. Aber zumindest zwei Werke zeigen, daß dieser Lalo doch mehr konnte:
    1) Die Oper "Le roi d'Ys" ist mit ihrer fließenden Harmonik und der deklamatorischen Melodik eine der Brücken, die von Wagner zu Debussy führen. Eine schöne, technisch leider nicht perfekte Aufnahme wäre diese hier:


    Ziemlich interessant ist auch das Ballett "Namouna", das fast ein wenig nach Satie klingt. Empfehlenswert ist hier vor allem die komplette Einspielung unter David Robertson:

    Für all jene, deren Augen nicht briefmarkengestählt sind: Es ist eine CD des Labels Naive und kann über Frankreich problemlos bezogen werden.
    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin,


    danke für den Hinweis auf die Gesamtaufnahme der Oper "Le roi d'Ys"!


    Eines der ersten Werke, die ich von Lalo hörte, war nämlich die spannende Ouvertüre zu dieser Oper auf einer CD, die eine Sammlung französischer Opernouvertüren des 19. Jahrhunderts enthielt. Es spielte das Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung des famosen Ernest Ansermet.


    Und beim Hören der Ouvertüre von "Le roi d'Ys" wurde ich sofort hellhörig - das grandios gesteigerte Finale finde ich klasse, genauso wie die lyrischen Momente (Solocello?) im Mittelteil - ich hatte mir vorgenommen, mir irgendwann einmal eine Gesamtaufnahme dieser so vielversprechend beginnenden Oper zuzulegen - aber groß scheint die Auswahl dazu ja leider nicht zu sein... :(


    Kann es übrigens sein, dass Lalo kurz nach Beginn der Ouvertüre ein Zitat aus Tannhäuser verwendet?
    Frage ich mich beim Hören dieser hymnischen Stelle immer wieder - aber ich bin kein so großer Wagner-Experte... sollte dem so sein, handelt es sich auf jeden Fall um eine echte Hommage Lalos an Richard W.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Lalos Symphonie espagnole ist immerhin das bekannteste französische Violinkonzert des 19. Jahrhunderts. Insbesondere sein Kopfsatz ist nicht uninteressant. Lalo hat ihn dem 1. Satz der 5. Sinfonie Beethovens nachgebildet. Für das Beethovensche Schicksalsmotiv steht hier der pochende Initialrhythmus aus Duolen und Triolen, aus dem Lalo schließlich eine Art Habanera entstehen lässt. Die übrigen Sätze folgen nicht der klassischen Sonatenform und enthalten in Rhythmik und Melodik südspanische Zigeunermusik.


    Loge

  • Eine phantastische Einspielung von "Le Roi d'Ys" wäre diese, leider vergriffene und im Privatkauf bei Amazon überteuerte Aufnahme mit dem wunderbaren Armin Jordan:


    Le Roi d'Ys
    Légende bretonne
    Opéra en trois actes et cinq tableaux (1875 - 1878, 1886)



    :jubel:


    Davidoff 67.gif

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Heute jährt sich sein Todestag zum 120. Mal:


    Édouard Victor Antoine Lalo (* 27. Januar 1823 in Lille; † 22. April 1892 in Paris), französischer Komponist.



    Sein größter Erfolg war die Uraufführung seiner Oper Le Roi d’Ys im Jahre 1888. Seine große Bedeutung wurde jedoch erst Jahre nach seinem Tod deutlich.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Schön, daß Harald Kral auch den 120. Todestag dieses interessanten französischen Komponisten nicht vergessen hat!


    Mit seiner Oper "LE ROI D'YS", seiner KAMMERMUSIK, (Violoncello-Sonate, Klaviertrio, Streichquartett!!), seinen LIEDERN, und vor allem seinen INSTRUMENTALWERKEN, (Cello-Konzert, Violinkonzerte), schuf VICTOR ANTOINE ÉDOUARD LALO durchaus Beachtenswertes. Viele seiner Werke zeichnen sich durch eine reiche Melodik und einprägsame, häufig folkloristisch gefärbte Rhythmen aus. Besonders hörenswert sind wohl seine höchst anspruchsvollen, virtuosen Violinkonzerte, vor allem sein VIOLINKONZERT D-MOLL OP. 21, die SYMPHONIE ESPAGNOLE, ein fünfsäztiges Werk, das er bekanntlich dem großen Geiger PABLO DE SARASATE 1874 widmete, dem er schon sein erstes VIOLINKONZERT OP. 20 F-DUR gewidmet hatte, und der ihn dann zu einem zweiten Violinkonzert op. 21 inspirierte, und der es bei der Uraufführung am 07. 02. 1875 in Paris auch mit großem Erfolg spielte. In diesem Werk wird die besondere Liebe LALOszur Violine, angeregt durch den Ausnahmegeiger DE SARASATE spürbar, und es kommt in den fünf Sätzen eine ganze Palette verschiedenster Gefühle und Stimmungen, häufig mit spanischem Einschlag, zum Ausdruck: tänzerisches, feurig-spanisches, dramatisches, melancholisches, leidenschaftliches, zärtliches.


    Diese Vielfalt dieses Werkes kommt vor allem in der Einspielung bei CBS durch den fantastisch aufspielenden und gestaltenden ISAAC STERN und dem kongenialen EUGENE ORMANDY mit seinem PHILADELPHIA ORCHESTRA zur Geltung. Sein kraftvolles, lebendiges, expressives, unverwechselbares Spiel ist der richtige Ansatz für die Wiedergabe dieses Werkes, dessen verschiedenen Stimmungen er sich stets anpaßt und unterordnet. Auf dieser alten LP ist ISAAC STERN übrigens auch noch mit MAX BRUCH's 1. VIOLINKONZERT OP 26 zu bewundern, das ich ähnlich sinnlich-introvertiert bisher nur noch mit HERMAN KREBBERS auf dessen wunderbarer GUANERI DEL GESÚ, in einer Aufnahme bei FONTANA mit dem EUROPA-ORCHESTER unter HEIN JORDANS hörte.


    Gruß


    wok

  • Heute möchte ich hier daran erinnern, dass Eduard Lalo am 27. Januar 1823 in Lille geboren wurde.

    Wir begehen heute seinen 192. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und heute möchte ich an seinen Geburtstag erinnern, der am 22. April 1892 war und wozu ich diese CD ausgesucht habe:


    Heute ist die 123. Wiederkehr von Édouard Lalos Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).