Te Deum - ein hymnischer Lobgesang

  • Hallo,


    ich möchte die Thread-Reihe über Vertonungen von kirchlichen "Standardtexten" nun mit dem Te Deum fortsetzen. Allgemeine Threads gibt es schon zum Ave Maria, zum Magnificat , zu den Psalmen ganz allgemein, zum Requiem und zum Ordinarium Missae. Dazu noch etliche Threads zu speziellen Werken dieser Gattungen, deren Auflistung ich mir auber spare.


    Das Te Deum, oder auch ambrosianischer Lobgesang genannt, wurde (und wird) an besonderen Festtagen des Kirchenjahres gesungen, aber auch zu speziellen Anläßen wie Priesterweihen, Bischofswahlen oder auch eher weltlichen Gegebenheiten wie Friedensfeiern oder Fürstenhochzeiten.


    Der Text geht auf das vierte oder fünfte nachchristliche Jahrundert zurück, der Autor ist unbekannt. Er beginnt mit dem Lob Gottes und dem Sanctusruf und endet mit Versen aus verschiedenen Psalmen.


    Am bekanntesten ist wahrscheinlich die Vertonung von Marc-Antoine Charpentier, d.h. eigentlich nur der Beginn des Stückes, der sich quasi verselbstständigt hat. Welche Versionen kennt und schätzt ihr noch?


    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo Thomas!


    Wie ich dir ja schon geschrieben habe, erreicht mich im nächsten Monat Berlioz' Te Deum.
    Bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet!


    Jean Baptiste Lullys Te Deum kenne ich und schätze es. Besonders den kurzen letzten Satz In Te Deum, speravi - der für mich besonders mit den Trompetenfanfaren (ich hoffe, man kann das so nennen) einen Höhepunkt bildet. Selbige 'Fanfaren' kommen auch noch vorher im Werk vor - ich glaube im 3.Satz, weiß es aber nicht genau - allerdings sind sie dort nicht so herausstechend und imposant wie im letzten Satz.


    Dann kenne ich noch das Te Deum von Dvorák.
    Gleich der Beginn stellt mit den Pauken eine Besonderheit dar. Man denkt nicht wirklich, dass da jetzt etwas Geistliches folgt - dann dieser Kontrast mit den einsetzenden Streichern...Ich find es herrlich, weil es irgend etwas hat.
    Es gibt so einge bombastige Stellen, aber eben auch sehr sanfte Stellen - besonders in den Soli. Eine sehr gute Mischung.
    Sehr gut ist auch der Umschwung im ersten Satz, vom Solo zum Chor - irgendwie abrupt wird es wieder gewaltig, es endet in Fanfaren der Trompeten, die nahtlos in den 2.Satz überleiten und in ein männliches Solo führen - verzeiht den komischen Ausdruck.



    Geplant ist, dass ich im Laufe des Jahres vielleicht noch Bruckners Te Deum kennen lerne. Der Rest dann eher spontan. Ich hab ja Zeit.



    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Da wäre natürlich an exponierter Stelle Anton Bruckners "Te Deum" zu nennen,
    das zu den Werken zählt, die mir die Musik des nachbarocken Zeitalters erschlossen haben. Bruckner selnst hielt die Komposition für die "Krone meines Schaffens" und der Siegeszug des Werkes um die Welt noch zu Lebzeiten des Meisters war einer der wenigen großen, uneingeschränkten Erfolge des von Publikum und Kritik nicht eben verwöhnten Komponisten.


    Trotzdem gestalteten sich die Bedingungen für die erste Aufführung, wie das bei Bruckner häufig der Fall war, eher schwierig. Anstelle des Orchesters agierten zwei Klaviere am 2. Mai 1885 im Kleinen Musikvereinssaal mit Solisten, dem Chor des Wiener akademischen Richard Wagner-Vereins unter Leitung des Komponisten. Ein Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde am 10. Januar 1886 brachte die erste öffentliche Aufführung unter Hans Richter mit Orchester. Völlig begeistert zeigte sich Bruckner über die vom "wunderbaren Director" Siegfried Ochs geleitete Aufführung am 31. Mai 1890, zu der er nach Berlin reiste. Von da aus trat das Werk seinen Siegeszug um die Welt an.


    Umso erstaunlicher ist hier das Fehlen einer wirklichen Referenzaufnahme
    zu beklagen: Von der solistischen Seite her ist folgende Einspielungen zu empfehlen:



    Der hier agierende Opernchor jedoch wird dem Charakter des Werkes NICHT gerecht: Bruckner ist nicht Verdi.


    Brauchbar ebenfalls die Einspielung Barenboims aus 1980 mit Jessye Norman als "Stimmführerin" und einem hier recht werkgetreu und sensibel agierenden Daniel Barenboim.



    Auf dne "großen Wurf " jedoch muss man wohl weiterhin warten...

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo BBB


    ja, mit Jochums Bruckner-Te Deum ist mir auch etwas unwohl zumute. Ich finde die Aufnahme in Chor und Orchester etwas zu brutal/brachial und apokalyptisch. Besser hat mir die Aufnahme mit Karajan gefallen, aber Du sagtest schon einmal an anderem Ort, daß Du sie wegen des Tenors P.Schr. nicht magst, gell? Aber mir gefällt Karajans Aufnahme (an die wirklich gute alte Aufnahme des Verdi-Requiems gekoppelt) sowohl chor- und orchestermässig besser als die Jochumaufnahme und mit den Solisten bin ich auch zufrieden. Ich harre aber auch auf eine "neue Referenz".


  • Hallo liebe Forianer!


    Bruckners Te Deum ist das erste, welches ich kennen und schätzen lernte - und um bei der Wahrheit zu bleiben bisher auch das einzige (Charpentiers kenne ich dagegen nur auszugsweise). Ich kann noch nicht einmal sagen, welche Aufnahme ich beitze, da ich dieses Werk noch auf MC besitze, die noch alle bei meinen Eltern verweilen.


    @BBB
    Ich hörte aber einmal die bei hyperion erschienene Aufnahme (Corydon Singer - Corydon Orchestra - Matthew Best). Sie konnte mir zumindest was das Orchester betraf, gut gefallen. Was Chor bzw. Sänger betrifft, daran vermag ich nicht mehr zu erinnern. Aber insgesamt hatte mir die Aufnahme gut gefallen.


    Maik
    Eigentlich Ehrensache auch für meine Seite, daß ich das Dvorak Te Deum kennen lernen müsste. :)


    LG
    Wulf

  • aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts gibt es eine ganze Menge Vertonungen.


    die beiden berühmtesten wurden ja schon genannt, das Te Deum Lullys und Charpentiers.
    Doch allein Charpentier schrieb schon mehrere Vertonungen des Lobgesangs. Die berühmteste ist ja H.146, doch ist z.B. das Te Deum H.147 auch sehr schön, allerdings ohne Paucken und Trompeten:



    Charpentier: Musique Sacrée Vol.3
    Le Concert Spirituel / Niquet


    Te Deum H.147
    Messe H.1
    Canticum Zachariae H. 345


    Dann nicht zu vergessen das wunderschöne Te Deum von Guillaume Bouzignac, einem Musiker aus der Epoche Louis XIII, der jedoch nie am Hofe tätig war und dessen Musik sich von allem anderen aus dieser Zeit extrem unterscheidet.



    Bouzignach: Te Deum / Motets
    Les Arts Florissants / Christie


    für mich eine der grandiosesten Aufnahmen frühbarocker Vokalmusik!


    dann ein weiteres Te Deum, diesmal von Jean Gilles, ebenfalls nicht in Verbindung zum Hof des Sonnenkönigs.



    Jean Gilles: Te Deum / Motetten
    Le Concert Spirituel / Niquet

    Natürlich darf auch das schönste Te Deum in der Nachfolge Lullys und Charpentiers nicht fehlen:



    Michel Richard Delalande: Te Deum / Grands Motets
    Les Arts Florissants / Christie


    Diese Vertonung folgt dem Ideal Lullys und ist dementsprechend pompös und erfüllt alle Erwartungen an eine Pompmotette für Versailles.


    Ein ähnliches Te Deum gibt es noch von Jean Baptiste Gervais, doch ist dieses wunderbare Werk bisher nicht auf CD erschienen. Es gibt lediglich eine Aufnahme auf LP.


    Von Campra und Desmarest existieren ebenfalls Vertonungen.

  • TB:


    Richtig: Peter Schreiers Tenor-Stimme, (als Knabenalt gefiel er mir besser !), ist mir ein Greuel. Wo Jochum ZU brachial losdonnert, ist Karajan zu mild.
    Er nimmt dem Werk ALLES von seiner Schärfe, seinen Zick-Zack-Linien und seinen manchmal beängstigenden Steigerungen.


    Wulf:


    Die Aufnahme der Corydons ist in jeder Hinsicht gutes Mittelfeld, sehr schönes Klangbild des Chores aber insgesamt zu kontrastarm.


    Völlig ausser Konkurrenz und demzufolge auch ausserhalb einer möglichen
    Wertung läuft Celibidache, der das herrliche Werk einfach nur ermüdend langweilig daherkommen lässt.


    Die Barenboim-Einspielung, übrigens gekoppelt mit einer bemerkenswerten
    1. Sinfonie empfehl ich schweren Herzens als Referenz.


    "Wunschkandidat" als Dirigent wär für mich Maris Janssons, dem ich zutraue, die "Pranke des Löwen" ebenso erlebbar zu machen wie die mystischen Versenkungen. Als Chor sollte der "Dresdner Kammerchor" agieren, das Orchester ist mir nicht so wichtig. Und Thielemann: der könnte es ebenfalls "packen" !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Vielleicht wären bei Bruckner auch Dirigenten geeignet, die bisher sehr gute Symphonienzyklen eingespielt haben. Ich denke da v.a. an Skrowaczewksi. Oder hat der bereits das Te Deum eingespielt?
    Oder Georg Tintner. Hatte dieser das Te Deum mal eingespielt??

  • hallo,


    sehr schön auch das te deum verdis aus den quattro pezzi sacri ...


    ein umfangreiches te deum hat auch walter braunfels geschrieben, das ich allerdings bis auf die beiden letzten sätze recht mittelmäßig finde ...


    dann auch zu erwähnen das dettinger und das utrechter te deum von händel ,


    j. haydn hat ebenfalls zwei verfaßt


    auch von purcell gibt es mindestens eines, ebenso von mozart


    das wären jetzt erstmal auf die schnelle die, die ich neben den bereits erwähnten mal nennen möchte
    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • für den evangelischen Gottesdienst dürfte da wenig Bedarf gewesen sein... und die Stadt Leipzig hatte wohl auch kaum Grund so ein Werk in Auftrag zu geben.
    Wurde so etwas doch nur bei erfolgreichen Feldzügen, Geburten oder Genesungen von Fürsten gesungen.


    Im Grunde ist ein Te Deum im Barockzeitalter massivste Propaganda der Staatsführung.
    Am Hofe August des Starken in Dresden gibt es das hingegen wieder öfter, Zelenka, Hasse....


    ...nur so eine Vermutung


    :hello:

  • hallo, da dürftest du nicht unrecht haben, aber andererseits hätte es sich doch vielleicht fürs reformationsfest angeboten oder im rahmen der fürstenhuldigungen, die bach ja nun auch vollzogen hat. oder ist der 'impetus' des textes irgendwie zuuu katholisch?
    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Bruckner: Te Deum


    Skrowaczewski kann ich mir nicht so gut vorstellen und Georg Tintner ist siet 1999 tot. Der Dirigent, hier ist das Problem, sollte nicht nur ein veritabler Orchesterkenner sondern auch von Chorleitung etwas verstehen.
    Gefragt sind hier: packender Zugriff, aber ohne diese brutale Vorgehensweise
    a la Jochum und ein GESPÜR FÜR GEWICHTUNGEN.
    Insgesamt erfordert das Werk andere Herangehensweisen als Bruckners Sinfonik. Nachdem Boulez eine veritable "Psalmensinfonie" Strawinskis vorgelegt hat, wär der auch noch ein "Kandidat"....

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat von BigBerlinBear

    Richtig: Peter Schreiers Tenor-Stimme ist mir ein Greuel.


    Hallo BBB,


    So weit will ich nicht gehen, sondern sein Timbre liegt mir nicht. Aber das habe ich ja auch mit Werner Krenn. Also ganz persönlich.


    LG, Paul

  • Zitat

    Der Dirigent, hier ist das Problem, sollte nicht nur ein veritabler Orchesterkenner sondern auch von Chorleitung etwas verstehen.


    Nun, das liegt auf der Hand. Der Skrowaczewski -Vorschlag war von mir auch eher als Frage gedacht, da ich einfach nicht weiß, wie viel dieser von Chorleitung versteht. Aber Deiner Antwort zu entnehmen, nicht viel :stumm:


    Zu Tintner: Deswegen schrieb ich ja HATTE! :)

  • Zitat

    klingsor schreibt:
    aber andererseits hätte es sich doch vielleicht fürs reformationsfest angeboten oder im rahmen der fürstenhuldigungen, die bach ja nun auch vollzogen hat. oder ist der 'impetus' des textes irgendwie zuuu katholisch?


    Hallo klingsor,


    ich würde den Text (also die Aussage an sich) des Te Deum nicht als zu katholisch bezeichnen, sondern eher die Tatsache, dass er auf lateinisch ist - und diese Sprache wurde und wird in protestantischen Gottesdiensten ja nur sehr begrenz verwendet.
    Meines Wissens war es zu Bachs Zeiten lediglich üblich, das "Kyrie eleison" (ok - das ist griechisch) und das "Gloria" im Gottesdienst auf lateinisch zu singen - wenigstens ab und an. Bach hat ja auch ein paar sogenannte "lutherische Messen" komponiert (BWV 233-236), die jeweils "nur" aus Kyrie und Gloria bestehen (hoffe, dass ich das so richtig im Gedächtnis habe).


    Und für alle lateinischen Messteile (und natürlich viele wichtige gregorianische Choräle) hatte Luther ja sowieso deutsche Übersetzungen verfasst, die entsprechend regen Praxis-Gebrauch fanden.
    So gibt es für den Te Deum-Text ja auch das "Großer Gott, wir loben dich", so dass ich einfach mal sagen würde, dass für Bach die lateinische Textversion sowieso nie zur Komposition in Frage gekommen wäre.


    Zwei Ausnahmen gibt es bei Bach aber dennoch:
    Das Magnificat (auf lateinisch) hängt wohl mit Traditionsgründen zusammen: Schließlich hat Luther auch hier mit seinem "Meine Seel' erhebt den Herrn" eine berühmte und so auch vielfach vertonte deutschsprachige Fassung vorgelegt, so dass Bach hier ohne Weiteres auf den lateinischen Text hätte verzichten können. Es war aber meines Wissens Tradition in Leipzig, diesen Gesang nach wie vor auf Lateinisch zu singen (in der "Ur-Version" [zur Weihnachtszeit] wird dieser Text ja unterbrochen von deutschsprachigen Choraleinschüben).


    Und die komplett lateinische h-moll-Messe schließlich ist -als Ausnahmewerk in Bachs Oeuvre in vielerlei Hinsicht- für den sächsischen Hof in Dresden gedacht gewesen und der war ja (zweckmäßigerweise) katholisch.


    Und für Bach als Thomaskantor gab es eigentlich auch keinen Anlass, ein Te Deum zu verfassen - eine protestantische, bürgerlich geprägte Stadt hatte für Aufführungen solcher Kompositionen wenig Gelegenheiten - das Reformationsfest war sicher keine davon (da musste mit Sicherheit etwas Deutschsprachiges geboten werden ;) )


    Telemann hat ja beispielsweise auch kein Te Deum verfasst - er war als Bedienter in Magdeburg und dann natürlich in Hamburg eben auch nicht in dem höfischen Umfeld, in dem man solche Kompositionen erwartete.


    In Köthen (also als Angestellter eines Fürstenhofes) hat Bach wohl während seiner Dienstzeit (glücklicherweise) keine militärischen Querelen miterleben müssen. Der siegreiche Ausgang solcher Vorkommnisse wurde damals ja perverserweise sehr gerne mit einem Te Deum begangen, um Gott für "von oben geschenkte" Siege zu danken - dieses Einspannen von religiösen Aspekten in militärische und machtpolitsche Vorgänge finde ich zum :kotz: - aber so war man damals halt eben drauf, leider :(
    Hätte es zu der Zeit in und um Köthen eine solche wie auch immer geartete Auseinandersetzung gegeben, die zudem auch noch positiv für den Köthener Hof ausgegangen wäre, dann wäre dies möglicherweise eine Gelegenheit für Bach gewesen, den Auftrag zur Vertonung eines festlichen Te Deums zu bekommen (ziemlich viel Konjunktiv, ich weiß...)


    Ganz anders Händel, der ja mit seinen hier im Thread schon erwähnten Utrechter und Dettinger Te Deum genau diese Rahmenbedingungen zur Komposition dieser Werke vorfand:


    Komponiert zum Ruhme Englands und zur Verherrlichung der Macht des englischen Königshauses aufgrund erzielter politischer (und kriegerischer) Siege.
    Allerdings hat die Anglikanische Kirche das Lateinische ja ebenso aus dem Gottesdienst verbannt, wie die Lutheraner und so ist es nur konsequent, dass diese beiden Werke eben auf englisch daherkommen.
    Ich ignoriere einfach mal den Anlass der Entstehung: Es ist trotzdem schöne und festliche Musik :jubel:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Salut,


    "mein" Te Deum ist natürlich jenes bruchteilhaft bekannte von Mark-Anton Zimmermann [Charpentier]. Es war das erste Stück Musik, mit dem ich arbeitender bze. ausübender Weise als Chorist ist Sopransolist in Berührung kam. Das war Mitte der 1980er Jahre. Ich habe es natürlich penibel abgeschrieben - einfach aus Lust an der Freud - und so begann das Drama giocoso mit dem Komponieren. Charpentiers Te Deum ist quasi "Schuld" an allem... :rolleyes:


    Natürlich muß ich als Vertreter der Mozartfraktion dessen Te Deum KV 141 [66b], komponiert so in etwa gegen Ende 1769 als als 13- beinahe 14jähriger, erwähnen.


    Das Werk ist beispielsweise hier erhörbar:


    in Kombination mit Joseph Haydns "großer Orgelsolomesse". Dagegen verblasst das Werk Mozarts ziemlich, zudem es kaum in "seinem" Stil verfasst ist. Ich halte es nicht für sonderlich nennenswert, dieser Hinweis sei genug.


    Grundlegend ist die angeführte Einspielung ohnehin eher gruselig: Das Münchner ResidenzOrchester [Kammler] ist recht ordentlich, die Augsburger Domsingknaben allerdings sollten einmal Gesangsunterricht nehmen. Ich mag ja Knabenchöre schon überaus gerne, aber das... 8) ...und dann noch von der DHM verlegt, wundert mich doch genauso überaus.


    Dennoch ist die Inbrunst dieser Darbietung durchaus rührend - ab und zu höre ich schon gerne in die Haydn-Messe hinein.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    die Augsburger Domsingknaben allerdings sollten einmal Gesangsunterricht nehmen.


    Völlig damit einverstanden. :yes: :yes: :yes: :jubel: :jubel: :jubel:


    PS Lieber öfters :D

  • Ja, auch der liebe Herr Pärt hat ein Te Deum geschrieben - in diesem Fall für 3 Chöre, Orchester und Tonband.



    Eigentlich könnte man sagen, dass dieses Werk auch einfach typisch für Pärt ist: Er orientiert sich an den alten gregorianischen Gesängen und verarbeitet diese in seinem ganz eigenen Stil im Chor.
    Aber schon von Anfang an zeichnet sich dieses Werk durch eine großere innere Ruhe aus. Pärt schafft mithilfe von Streichern und Tonband ein Klangfundament auf dem sich der ganze Gesang entfalten kann.
    Ist wirklich empfehlenswert einmal reinzuhören (wenn man Pärt mag).


    Benjamin

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Wie ich gerade feststelle, gibt es hier noch keinen Beitrag zum meiner Meinung nach monumentalsten Te Deum der Musikgeschichte - das, wie so oft, wenn es um Stichwörter wie "bombastisch" oder "gigantisch" geht, natürlich von Hector Berlioz (1803-69) komponiert wurde. Für mich ist er der Spezialist für musikalischen Gigantismus überhaupt - der Mann hatte wenigstens noch Visionen... :D


    Sein ca. 50-minütiges Te Deum entstand Mitte des Jahres 1849 und zunächst fand sich für das groß dimensionierte Werk kein Aufführungsanlass.
    Ich habe mehrfach gelesen, dass Berlioz eventuell gehofft hatte, das Te Deum anlässlich der Kaiserkrönung Napoléons III. im Jahre 1852 zur Urauffühurng bringen zu können -was zweifellos ein würdiger Anlass gewesen wäre- aber tatsächlich kam es dann erst am 30. April 1855 in der Pariser Kirche Saint-Eustache zur Uraufführung.
    Anlass war (immerhin) die am Folgetag in Paris beginnende Weltausstellung - eine im Zeitalter der mit Macht wuchernden Industrialisierung Europas geradezu als Mega-Ereignis zu bezeichnende Veranstaltung (für eine der folgenden in Paris stattfindenden Weltausstellungen in den 1880er Jahren wurde immerhin mit dem Eiffelturm das Pariser Wahrzeichen schlechthin aus dem Boden gestampft!)
    Der junge Georges Bizet wohnte der Uraufführung bei und war schwer beeindruckt - möglicherweise inspirierte ihn Berlioz' Te Deum nur wenige Jahre später zur Komposition seines einzigen Kirchenwerks - ebenfalls ein Te Deum.


    Die Uraufführung war - nicht selbstverständlich für den krisenerprobten Berlioz - ein regelrechter Triumph: Das monumentale Werk entsprach dem Zeitgeschmack, der von ungebremstem Fortschrittsglauben und einem ständigen "Schneller - Höher - Weiter" geprägt war.
    Die Partitur war Queen Viktorias' musikbegeistertem Gatten Prinz Albert gewidmet und erschien sogleich im Druck und wurde vor allem von gekrönten Häuptern bestellt....


    950 Musiker spielten und sangen unter Berlioz' Leitung an jenem 30.04.1855 und aufgrund des großen Erfolges wurde das Te Deum dann auch (zumindest in einigen Teilen) zum Abschluss der Weltausstellung im Palais de l'Industrie am 16. November 1855 mit diesmal sogar 1.250 Ausführenden erneut gegeben... (DEN Sound hätte ich zu gerne live gehört!) :wacky:


    Berlioz bezeichnete sein Te Deum immer als "Bruder" seines Requiem: "Das Requiem hat einen Bruder und zwar einen Bruder, der ihm würdig ist".


    Ich bin ganz dieser Ansicht - würde für mich persönlich sogar das Te Deum über das Requiem stellen, an dem mich nämlich die unökonomische und irgendwie auch dramaturgisch ziemlich ungeschickte Tatsache stört, dass die überwältigenden Raumklang-Effekte mit den zusätzlichen Schlagwerken und Bläsern aus verschiedenen Ecken des Raumes und der Einsatz eines noch größeren Chores lediglich an 2 Stellen des Riesenwerks (noch dazu in der Mitte desselben) stattfinden. Was sollen denn z. B. die Chormassen machen, die für den Rest des Werkes laut Partitur nicht mehr benötigt werden, nach Berlioz' Ansicht in der Zwischenzeit tun? Rumstehen und dekorativ aussehen oder wie? :no:
    Naja - ist halt eine Messe (wenn auch für Tote :] ) und keine Oper. Da kann man nicht mit dramaturgischen Aspekten argumentieren (aber gerade bei Berlioz ist das vielleicht gar nicht mal so deplaziert!)


    Der Vorwurf, das sowohl sein Requiem als auch Te Deum eigentlich mehr weltlichen als kirchenmusikalischen Charakter hätten, ist daher begreiflicherweise auch nie ganz verstummt.


    Das Te Deum wiegt die von mir oben kritisierten "Mängel" des Requiem aber auf: Eine homogenere Besetzung - die einzelnen Sätze fügen sich wesentlich harmonischer zu- und aneinander. Sie alle eint der festlich-hymnische Charakter und die ähnliche Dimensionierung.


    Berlioz teilt den traditionellen lateinischen Text in 6 Einzelsätze auf und versieht sie mit Zusätzen wie Hymne und/ oder Prière (Gebet):


    I. Te Deum laudamus (Hymne)
    II. Tibi omnes (Hymne)
    III. Dignare (Prière)
    IV. Tu, Christe, Rex gloriae (Hymne)
    V. Te ergo quaesumus (Prière)
    VI. Judex crederis (Hymne et Prière)

    Dazu gibt es noch zwei optional einzufügende Instrumentalstücke:
    Ein Prélude und der Marche pour la présentation aux drapeaux (Marsch zur Präsentation der Fahnen), die beispielsweise zu Beginn und am Ende des Te Deum gespielt werden können. Gerade der Marsch (der Titel sagt es schon) mit seinen betont militärischen Aspekten (viel Schlagwerk ist hier vorgesehen) rückt das Te Deum aber in diese militärisch-siegestrunkene Ecke, für die der Te Deum-Text ja oft missbraucht wurde und die mich ziemlich stört! X(
    Aber so war man damals halt drauf und unabhängig davon ist der Marsch schon ein echtes Prunkstück (unter anderem mit 12 [!!!] Harfen zum Erzielen einer größtmöglichen Klangfülle :yes: )


    Die Besetzung des Te Deum sieht einen Solo-Tenor, zwei Chöre à 3 Stimmen (Sopran, Tenor, Bass), einen Kinderchor, sowie großes Orchester und Orgel vor.


    Der fünfte Satz, das "Te ergo quaesumus" ist -hier folgt Berlioz ganz traditionellen Vorgaben!- ein herausstechender Ruhepunkt, der weniger pompös daherkommt. Berlioz unterstreicht das auch dadurch, das in diesem Satz die einzige Solistenstelle vorkommt: Der Satz ist eine vom Chor lediglich kurz unterbrochene, ausdrucksvolle Tenor-Kantilene. Am Ende dieses Satzes gibt es -quasi als Nachwort- noch eine zarte a-cappella-Stelle der Chormassen, was ebenfalls mächtig Eindruck macht! Interessant die Parallele zum Requiem, in dem ebenfalls lediglich ein Satz von einem Solo-Tenor bestritten wird.



    Gerade der Einsatz einer großen und klangprächtigen Orgel verleiht dem Te Deum meiner Meinung nach einen ganz besonderen Pluspunkt:
    Das klingt einfach fantastisch, wenn sich die mächtige, mit vollem Werk gespielte Orgel mit den Chormassen und dem riesigen Orchester mischt, bzw. sich Orgel und Orchester als klangtechnisch gleichberechtigte Partner gegenüber stehen! :jubel:
    Schade, dass im Requiem von Berlioz keine Orgel vorgesehen ist: Der Effekt bei Ausführenden und Publikum ist umwerfend!
    Und gerade die großen Kirchen und Konzertsäle unserer heutigen Zeit können doch mit so schönen, bei Chorkonzerten (und auch sonst) viel zu selten genutzten Konzertorgeln aufwarten - das Te Deum stellt eine exzellente Gelegenheit dar, diese mal so richtig effektvoll zum Einsatz zu bringen!


    Das Wort "Der Kaiser spricht mit dem Papst", das in Bezug auf diese Konstellation (Kaiser = Orchester; Papst = Orgel) im Te Deum von Berlioz gerne zitiert wird, illustriert sehr eindrücklich die musikalische Macht und Würde, die da erklingt!


    Ich hatte nun schon zweimal Gelegenheit, dieses schöne Stück mitsingen zu dürfen (wir waren allerdings "nur" ca. 230 Choristen plus ca. 40-köpfigem Kinderchor :] ) und es erzeugt schon Gänsehaut, wenn man da mitten im rauschenden Klanggeschehen steht - ein überwältigendes Erlebnis, diese Klangmassen erleben zu können, schon rein physikalisch gesehen - an manchen Stellen fühlt man die musikalische Wucht förmlich...
    Daher ist es meiner Ansicht nach auch sehr problematisch, dieses Stück auch nur annähernd authentisch auf CD zu bannen - das kann immer nur ein matter Abglanz einer Live-Aufführung werden.
    Solche Werke muss man im Konzert erleben (im wahrsten Sinne des Wortes) - so etwas wird Niemanden unbeeindruckt lassen.


    Berlioz stellte den traditionellen Text des Te Deum laudamus teilweise erheblich um - so, wie es seinen dramaturgischen Absichten am ehesten entsprach. Hier findet die erwähnte Kritik an der mangelnden "Kirchlichkeit" des Werkes wohl noch am ehesten ihre Rechtfertigung.


    So steht bei Berlioz die eigentlich in der Mitte des Te Deum-Textes angesiedelte Textstelle "Judex crederis esse venturus" (Als Richter glauben wir, wirst Du kommen) dann auch am Ende seines Werks und er macht daraus einen effektvoll-bombastischen Schluss-Satz (das Requiem endet ja längst nicht so spektakulär), der aus dem dramatischen Aspekt des drohenden Weltgerichts am Jüngsten Tag gespeist wird, dann aber in strahlend-zuversichtlichem Jubel der Gläubigen endet!
    Gerade diesen Satz (und das Tibi omnes) nannte Berlioz in Bezug auf die Wirkung auf das Publikum "babylonisch, ninivetisch" - der Mann verstand es (auch), mit Worten umzugehen :D


    Ich besitze zwei Aufnahmen des Te Deum:


    Aus dem Jahr 1981:



    Francisco Araiza (Tenor), Martin Haselböck (Orgel),
    London Symphony Chorus, London Philharmonic Choir, Wooburn Singers,
    European Community Youth Orchestra, Leitung: Claudio Abbado



    Aus dem Jahr 1999:




    Roberto Alagna (Tenor), Marie-Claire Alain (Cavaillé-Coll Orgel der Madeleine, Paris), Choeur de l'Orchestre de Paris, Choeurs de l'enfants de l'Union Européenne & Maîtrise d'Antony, Orchestre de Paris, Leitung: John Nelson


    Persönlich würde ich die letztere der beiden Aufnahmen empfehlen (Abstriche bezgl. der Akustik müssen bei Werken dieser Dimension immer gemacht werden - vieles "verschwimmt" halt bei solchen Klangmassen und die Hall-Akustik des Kirchenraums trägt ihr übriges bei...) - aber nicht zuletzt die Tatsache, dass man die beiden oben erwähnten, selten zu hörenden Instrumental-Sätze hier einmal mitgeliefert bekommt, spricht sehr für die Aufnahme!!!
    Und Madame Alain an der großartig klingenden Cavaillé-Coll Orgel ist der doch sehr "anglikanisch" klingenden Orgel* in der Abbado-Einspielung deutlich überlegen :jubel:


    * Der Klang solcher englischer Orgeln ist an sich ja kein Makel - aber bei einem solchen Werk muss es einfach nach Cavaiilé-Coll klingen ;)

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Nachdem jetzt mit Berlioz eine der wohl umfangreichsten und "üppigsten" Te Deum-Vertonungen der Musikgeschichte gewürdigt wurde, möchte ich als "Kontrastprogramm" auf eine der kürzesten Vertonungen eingehen, nämlich die von Ulli weiter oben schon erwähnte Te Deum - Version von W. A. Mozart.


    Zitat

    Original von Ulli:
    Natürlich muß ich als Vertreter der Mozartfraktion dessen Te Deum KV 141 [66b], komponiert so in etwa gegen Ende 1769 als als 13- beinahe 14jähriger, erwähnen. [...] in Kombination mit Joseph Haydns "großer Orgelsolomesse". Dagegen verblasst das Werk Mozarts ziemlich, zudem es kaum in "seinem" Stil verfasst ist. Ich halte es nicht für sonderlich nennenswert, dieser Hinweis sei genug.


    Es überrascht mich etwas, dass Ulli dieses kleine Meisterwerk so schnell abhandelt (ich weiß: Bei Mozart interessiert ihn vor allem das Opern- und das kammermusikalische Schaffen, das hat er mal an andere Stelle kundgetan) - mir jedenfalls hat das knapp achtminütige Werk immer schon gut gefallen!


    "In der Kürze liegt die Würze" könnte man -gerade im Gegensatz zu Berlioz' Te Deum- hier wohl sagen ;)


    Ich bewundere die Tatsache, wie Mozart den doch einigermaßen umfangreichen lateinischen Te Deum-Text in dem kurzen Werk unterbringt, ohne dass es gehetzt wirkt. Es wird auch kein Vers aus Zeitgründen weggekürzt und die Praxis, die in Mess-Textvertonungen zu dieser Zeit gern geübt wurde, nämlich im Gloria oder Credo aus Zeitersparnis verschiedene Verse auf mehrere gleichzeitig erklingende Stimmen aufzuteilen, entfällt in KV 141 auch. Mozart zeigt hier bereits seine Fähigkeit, in aller Kürze treffende musikalische Aussagen zu komponieren, denen nichts mehr hinzuzufügen ist! :jubel:
    Bis zu seinem Ave verum aus dem Jahr 1791 wird sich daran auch nichts ändern. :yes:


    Der Text wird gut verständlich deklamiert und am Ende ist sogar noch Zeit für einen etwas längeren Fugato-Teil (Textstelle: In te Dominum speravi), wie es damals wohl alter Brauch war.
    Ebenfalls der Tradition entspricht die Einfügung eines (wenn auch kurzen) langsamen Teils an der Textstelle "Te ergo quaesumus".


    Keine Ahnung, warum der langsame Teil immer ausgerechnet an dieser Stelle eingeschoben wird (evtl. weil hier im Text eine Bitte an Gott vorgetragen wird, während sonst eher Lobpreisungen erklingen?), aber diese Tradition, an die sich natürlich auch Mozart-Zeitgenossen (wie Joseph Haydn) bei ihren Te Deum-Vertonungen halten, wird sogar im 19. Jahrhundert unverändert fortgeführt. Siehe z. B. die entsprechende Textbehandlung bei Bizet und Berlioz.


    Mir persönlich gefällt Mozarts Te Deum vor allem wegen des fröhlich-unbekümmert frischen Charakters des Stücks.
    Da ist nichts martialisch-pathetisches, nichts erinnert an militärische Siegesfeiern. Es ist einfach ein jugendlichen Überschwang atmendes Gotteslob, voll kindlichen Vertrauens.
    Genauso sollte der lateinische Text meiner Meinung nach umgesetzt werden (in dem von Krieg und Militär nie die Rede ist!)


    Und der Beginn von KV 141 ist ein echter Ohrwurm!
    Entgegen Ullis Urteil finde ich gerade dieses Eingangsthema ganz typisch mozartisch! :jubel:
    Das markant-rhythmische Thema zieht sich durch den gesamten ersten Teil des Te Deums.


    Insgesamt teilt Mozart sein Te Deum in 4 Abschnitte auf:


    1. Te Deum laudamus
    2. Te ergo quaesumus
    3. Aeterna fac cum sanctis tuis
    4. In te, Domine, speravi


    Es handelt sich bei dieser Te Deum-Vertonung übrigens um ein reines Chorwerk. Für Solisten war -wohl aufgrund der Kürze des Werks- nicht auch noch Platz ;)


    Ich habe mehrere Aufnahmen des Werks - empfehlen möchte ich hiermit ausdrücklich eine Einspielung aus dem Jahr 1994, die in Kombination mit mehreren weiteren "kleinen" Kirchenwerken Mozarts erfolgte und allein deshalb schon interessant ist, weil man hier viel Schönes und selten zu Hörendes gleich "mitgeliefert" bekommt:



    Es singt der Arnold Schoenberg Chor, dazu der Concentus musicus Wien unter der Leitung von N. Harnoncourt.
    Eine sehr frische Einspielung, die sich mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit direkt auf den Hörer überträgt.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo!!


    Te Deen/ oder Te Deums höre ich sehr gerne. Sie sind ja meist pompös und prunkvoll, daher liebe ich diese Gattung ungemein.


    Ich besitze schon einige Vertonungen des Te Deum-Textes aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen und ich muss sagen, dass mir die französische Barockmusik am meisten zusagt, und das nicht nur beim Te Deum.


    Überhaupt gefällt mir die französische Kirchemusik des Barock am allerbesten, was geistliche Werke anbelangt.


    Lully, Charpentier, Delalande uva haben herrliche Musik für die Kirche geschrieben, die ich sehr, sehr gerne höre.


    LG joschi


  • Ich habe diesen Thread nun gerade erst entdeckt und da ich damals im Chor des Orchestre de Paris mitgesungen habe, möchte ich nur folgendes ergänzen:


    Die Aufnahme wurde nicht in einer Kirche gemacht, sondern im Saal der Mutualité in Paris. Sowohl die Orgel als auch Roberto Alagna wurden später dazugeschnitten, wir haben sie nicht zu Gesicht bekommen.


    Aber Chor und Orchester waren gleichzeitig da :stumm:


    und zu Herrn Nelson sag ich lieber nichts :stumm:


    aber das Werk, das ist wunderschön


    Liebe Grüsse sendet LaCastafiore

  • Hallo!!


    Ich möchte euch jetzt meine liebsten Te Deum-Einspielungen vorstellen, der Schwerpunkt wird auf der französischen Barockmusik liegen!!


    Das allerschönste Te Deum hat Lully geschrieben, ich liebe dieses Werk sooo sehr, dass ich es fast jede Woche höre (und das heißt was!!)



    Te Deum & Dies irae
    Smith, Bessac, Vandersteene, Devos, Huttenlocher,
    L'Ensemble vocal "A Coeur Joie",Orchestre de
    Chambre Jean-Francois Paillard, Paillard


    Ein so pompöses Werk wie das Te Deum habe ich selten gehört. Die Interpretation ist perfekt! Die Solisten, vor allem Huttenlocher (Mit dem schönen Basssolo im "Patrem immensem majestatis" sind ebenfalls spitzenklasse. Ein Aufnahme, die eigentlich bei meinen Unverzichtbaren stehen müsste (Wird sie auch bald)



    Le Concert Spirituel, Niquet
    Ebenfalls eine sehr schöne Aufnahme, aber bei weitem nicht so prunkvoll und pompös. An manchen Stellen meint man gar, es handle sich um verschiedene Werke!



    Jean Michel Delalande
    Te Deum
    Super flumina Babilonis;Confitebor tibi Domine


    Diese Aufnahme unter Christie ist die beste die man von diesem Wunderschönen Werk nur kriegen kann. Das Werk an sich ist sehr gut, aber an Lullys Te Deum kommt es nicht heran (keines kommt da ran :stumm:)


    Natürlich muss auch Charpentiers Te Deum rein:

    Archibald, Boer, Newman, Reynolds,
    Aradia Ensemble, Mallon


    Leider Gottes meine einzige Aufnahme von MA Charpentiers Te Deum, die mir nicht sonderlich zusagt, aber das Werk an sich muss schon toll sein, wenn mir schon eine eher schwache Interpretation das Werk näher gebracht hat!


    Auch die´Bouzignac Te Deum-Aufnahme habe ich:

    Les Arts Florissants, Christie


    Bouzignacs ungewöhnliche Tonsprache macht dieses Werk zu einem sehr interessanten und bewundernswerten Werk, und die Interpreten sagen eh schon alles! :D :]


    Nun aber weg von Frankreich, gehn wir nach England zu GF Händel!

    Dettinger Te Deum 1743 HWV 243
    Te Deum HWV 242 (1722)


    Sehr schöne Aufnahme, allerdings wird hier englisch und nicht latein gesungen. Vor allem das Dettinger Te Deum gefällt mir sehr gut!


    Auch das Mozart´sche Te Deum kenne ich natürlich (aus der Brilliant-Box) und es gefällt mir sehr gut, allerdings ist es mMn viel zu kurz!


    So das war mal ein kleiner einblick in meine Te Deum-Welt!


    LG joschi

  • Guten Tag


    hab noch ein "Te Deum" bei mir gefunden:



    Als Einspielung des berühmten "Te Deum" von M-A. Charentier schätze ich diese



    Aufnahme.


    Habe noch das "Utrecht Te Deum" in dieser



    Einspielung.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Ebenfalls sehr hörenswert das Te Deum von Gossec.



    Leider ist die Box in der es enthalten ist, schon Jahre ausverkauft.



    "Musiques et Revolution" hieß sie, wurde wohl zur 200 Jahr Feier in Frankreich für kurze Zeit bei ERATO herausgebracht
    (3 CD's voller patriotischer Hymnen von Gossec, Mehul, Paisilello, Cambini etc. *ächz*) und eben Gossecs Te Deum.


    Natürlich prunkvoll, sehr militärisch und irgendwie eher eine Karikatur - leider weiß ich nichts über die Umstände der Komposition, da ich es schon seltsam finde, dass es überhaupt in so einer Box auftaucht - zumal es mit dem "Domine salvum fac regem" schließt - die königliche Motette mit der jede Messe am Hof vor dem König beendet wurde.



    aber was soll's spätestens 2089 wird die Box bestimmt wieder aufgelegt :D

  • Hallo, Joschi!



    Da schließe ich mich voll und ganz an! :yes:


    Das Lully-Werk ist auch mein Lieblings-Te Deum. Und ich habe die selben beiden Aufnahmen.


    --------------------------


    Überraschenderweise ist es mir tatsächlich vor kurzem passiert, daß mir ein Werk von Berlioz gefallen hat. ?(


    Schuld ist diese CD, die mir TB sicher mit einem derartigen Hintergedanken zum Ausleihen empfohlen hat:



    Ich bin baff.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Da hat doch tatsächlich noch keiner das Te Deum von Bizet erwähnt...


    Ich hab es vor Jahren mal gesungen und zitiere aus dem damaligen PRogrammheft:


    G. Bizet erhielt 1857 den Prix de Rome und verbrachte mit diesem Stipendium drei glückliche Jahre in Rom. Von hier aus bewarb er sich mit dem Te Deum um den Rodrigues-Preis, mit dem er ein Schweiz-Reise finanzieren wollte. Ein Erfolg war dem jungen Studenten nicht beschieden: dem Neunzehnjährigen wurden die 1500 Francs nicht zuerkannt, obwohl nur eine einzige Komposition konkurrierte.
    Das Te Deum für Sopran- und Tenorsolo, gemischten Chor und Orchester blieb Bizets einziges geistliches Werk und wurde erst 1971 in Berlin uraufgeführt. Der Misserfolg mag auf die fehlende Beachtung der liturgischen Form zurück zu führen sein. Bizet betont die lateinischen Worte des Eingangsverses demonstrativ französisch: Te Deum laudamus. Synkopisierung und schwelgende Kantilenen in den Solostimmen deuten auf die italienische Oper. Im April 1859 schreibt Bizet nach Paris: "Mein Te Deum ist fertig, ich brauche es nur noch zu orchestrieren. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Bald finde ich es gut, bald wieder abscheulich. Wenn etwas sicher ist, dann dass ich nicht für die Kirchemusik geschaffen bin. Ach schreib ich lieber keine Messe. Ich plane eine dreiaktige italiensche Oper, das mag ich lieber."
    Bizets Te Deum ist keine liturgische geistliche Musik, wohl aber trotz seines distanzierten Verhältnisses zur Kirchenmusik als freie Motette ein gelungenes Beispiel stilisierter Kirchenmusik von unbestreitbar hohem Rang.


    LG
    Rosenkavalier

  • Der letzte Satz der dritten Sinfonie von Darius Milhaud ist der ambrosianische Hymnus (der nicht von Ambrosius stammt)



    Milhaud hat das Werk 1948 im Auftrag des Französischen Rundfunks geschrieben, der eine Musik zur Feier des alliierten Sieges wollte. Der Chor setzt im 4. Satz nach einem dreitaktigen Orchestervorspiel ein, die Form des Satzes ist ein freies Rondo, bei dem die Solostimmen in den Zwischenspielen erscheinen (Reihenfolge: Alt - Tenor - Bass - Sopran). Der Stil ist feierlich dramatisch, die Sinfonie endet erhaben in einem strahlenden Es-Dur


    LG Peter

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