Giuseppe Anselmi- ein großer Unbekannter

  • Hallo!!


    Möchte euch heute mal Giuseppe Anselmi vorstellen, einen Tenor, der mir bis vor kurzem völlig unbekannt war. Nun aber hab ich ihn auf der Great Voices gehört und bin begeistert von seiner Stimmkraft und seinem schönen Timbre.


    Geboren wurde er nahe Catania im Jahre 1876. Er war schon als Kind musikalisch sehr begabt, er war ein hochbegabter Geiger.
    Im Alter von 12 Jahren trat er in Konservatorium Neapel ein, um Klavier, Geige und Komposition zu studieren. Warum er zum Gesang wechselte ist nicht bekannt.
    Doch schon mit 16 schloss er sich einer fahrenden Operettentruppe an und trat ohne Ausbildung als Tenor auf.
    Giulio Ricordi, der Verleger, hörte ihn und ermutigte ihn seine Stimme ausbilden zu lassen. Er tat das und wurde Schüler von Manchinelli.


    Im Jahre 1896 debütierte er an der Königlichen Oper in Athen als Turiddu. In den nächhsten Jahren sang er in Smyrna, Alexandria und Athen, manchmal fünf mal pro Woche.
    In Italien, wo er 1900 debütierte (Genua als Rodolfo, dann als Herzog von Mantua und als Edgardo di Ravenswood) baute er sein Repertoire auf, dass aus veristischen Partien von Giordano, Mascagni (er sang einige Uraufführungen von deren Opern), Puccini, Cilea und Leoncavallo bestand.


    Ebenso begeisterte er als lyrischer Tenor in Opern von Donizetti und Verdi, sowie im französischen Fach.


    Im Alter von 40 Jahren zog er sich von der Bühne zurück und starb 1929.


    Hier noch die Aufnahmen der Great Voices Edition:
    Va godendo vezzoso e bello- Händel-Serse
    Dalla sua pace
    Il mio tesoro (beide Don Giovanni)
    Angelo casto e bel- Donizetti- Duca di Alba
    Sogno soave- Don Pasquale
    Di pescatore ignobile- Donizetti- Lucrezia Borgia
    Una vergine, un angelo- Donizetti- La Favorita
    Fra poco a me ricovero- Lucia di Lammermoor
    Mi par d´udir ancora- Bizet- Die Perlenfischer
    O natura
    Ah non mi ridestar (beide Massenet Werther)
    Amor ti vieta (Giordano- Fedora)
    O mia Marcella
    O santa liberta (beide Giordano- Marcella)
    Donna non vidi mai-Puccini- Manon Lescaut
    Recondita armonia- Tosca
    Dai campi dai prati- Mefistofele (Boito)
    Ah Sorgi o luce in ciel- Gounod- Romeo et Juliette
    Adieu, Mignon (Thomas- Mignon)
    De miei bollenti spiriti- La Traviata
    Quando le sere al placido- Luisa Miller


    Ich hoffe ihr findet Gefallen an dieser wunerschönen Stimme.


    LG joschi

  • Hallo Joschi,


    Giuseppe Anselmi ist mir seit einigen Tagen kein "großer Unbekannter" mehr - ich habe allerdings von ihm bisher nur die Aufnahme von "Quando le sere al placido" aus der "Luisa Miller" gehört.


    In seiner Art zu singen, den dynamischen Abstufungen und den Rubati höre ich noch Anklänge an Fernando de Lucia, allerdings hat er ein schöneres Timbre, das in seiner elegischen Färbung machmal an den jungen Caruso erinnert. Auf mich wirkt er wie eine Mischung aus beiden, was wohl angesichts seiner biographischen Daten nicht verwundert.


    Mich hat er jedenfalls auch sehr beeindruckt, daher hole ich diesen Thread gern aus der Versenkung hervor.


    Die größten Erfolge soll er in Spanien am Teatro Real gehabt haben; Jens Malte Fischer zieht Parallelen zu Tito Schipa, auch was die immense Musikalität Anselmis angeht: Ursprünglich wollte Anselmi Violinist werden und ist auch noch während seiner Opernkarriere mit diesem Instrument aufgetreten.


    Eine sehr schöne Stimme und vor allem auch sehr nuanciertes, phantasievolles Singen; ich werde jedenfalls nach weiteren Aufnahmen Ausschau halten!


    :hello: Petra

  • Liebe Schellack-Freunde,


    Anselmi ist vor allem stark, wenn er Töne ausspinnen kann und sie aus der Mezza voce ins Piano führen kann (fast an M. Caballé erinnernd) - dann spielt er auch sein verschattetes, reizvolles Timbre aus. Auch im Ziergesang vermag er durchaus zu überzeugen.
    Allerdings ist sein Umfang sehr begrenzt und seine Intonation häufig unsicher. In diesem Punkt kommen ihm auch die Tempi der Aufnahmen nicht entgegen - etwa das gehetzte Dalla sua pace. Die Höhe klingt häufig angestrengt, die Tiefe gequält. Aber in der Mittellage gibt Anselmi Anschauungsunterricht für die Möglichkeiten der Tenorstimme, wenn man nicht immer nur die dicken Tonlieferanten hören will.


    LG,


    Christian

  • Ich wollte noch anfügen: Die für mich exemplarische Aufnahme Anselmis ist Sogno soave e casto. Ein etwas verpatzter Sprung in die Tiefe ist zu hören, aber ansonsten ein Muster an Finesse, Atemkontrolle und Phrasierungskunst.


    LG,


    Christian

  • Anselmi wurde in Spanien (wie auch Schipa) wie ein Gott verehrt. Kann mich allem bisher anschließen. Begrenzter Stimmumfang, schönes Timbre (soll auch gut ausgesehen haben!) - ab und zu hat man das Gefühl als würde er den Ton nicht gut genug stützen, manchmal nciht ganz lupenreine Intonation. Hat auch schöne Aufnahmen von neapolitanischen Liedern gemacht "Ammore è femmena" zB.

  • Giuseppe Anselmi

    Anselmi wurde in Spanien (wie auch Schipa) wie ein Gott verehrt. Kann mich allem bisher anschließen. Begrenzter Stimmumfang, schönes Timbre (soll auch gut ausgesehen haben!) - ab und zu hat man das Gefühl als würde er den Ton nicht gut genug stützen, manchmal nciht ganz lupenreine Intonation. Hat auch schöne Aufnahmen von neapolitanischen Liedern gemacht "Ammore è femmena" zB.

    Ich hatte vorhin im Schellackarchiv des Forums geblättert, während ich Aufnahmen neapolitanischer Lieder mit Fernando de Lucia genoss. Der Beitrag La Giocondas brachte mich dann auf Giuseppe Anselmi, von dem ich nun ein Recital (erschienen bei Bongiovanni, Vol. 2) mit überwiegend neapolitanischen Liedern höre. Ich hatte fast schon vergessen, wieviel kleine Perlen der Gesangskunst sich dem Hörer hier offenbaren.


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano