• Liebe Taminos,


    Eigentlich hatte ich vor, das Buch "Kleine Geschicht der Oper" von Schmierer zu empfehlen. Weil ich aber finde, dass das Thema Opern-Literatur einen eigenen Thread verdient hat, eröffne ich einen.


    Hier geht es nicht um Bücher, die im wesentlichen bloße Inhaltsbeschreibungen liefern, wie z.B. die Opern-Führer von Reclam und Harenberg. Was hier interessiert sind Werke, in denen der Leser etwas über den Opernhintergrund erfährt: Operngeschichte, Beschreibung von Epochen, Sängern, Gesangstechni usw.


    Zur Operngeschichte möchte ich vorweg zwei Bücher empfehlen, die das Thema gewissermaßen von beiden Enden her erschließen:


    Das erste ist nicht nur ein Buch, sondern eine Bücher-Reihe. Der Opernführer für Fortgeschrittene von Ulrich Schreiber, leider teuer.



    Der Titel sagt, an wen sich die Reihe wendet. Für das vertiefte Eindringen in ein Werk gibt es, abgesehen von Spezialliteratur, nichts Besseres. Leider ist der Schreibstil meiner Ansicht nach zumindest gewöhnungsbedürftig. Irgendjemand nannte diesen einmal Adorno-Bildungsstil. Das passt, positiv wie negativ, und verleidet mir etwas das Schmökern.


    Das zweite empfehlenswerte Buch zur Opern-Geschichte ist ein Büchlein aus der Reclam-Reihe von Elisabeth Schmierer.



    Frau Schmierer gelingt es, auf kurzem Raum einen hervorragenden Überblick zu geben und zudem interessante Informationen zu liefern. Aufgrund einer Empfehlung im Fono-Forum neugierig geworden habe ich das Buch ohne große Erwartungen gekauft und wurde positiv überrascht. Es ist wirklich zu empfehlen.


    Das dritte Buch, das ich empfehlen möchte, behandelt ein ganz anderes Thema. Marita Knobels Ratgeber für Opernsänger, nach kurzer Zeit bereits in 8. Auflage:



    Es wendet sich an den jungen, evlt. noch studierenden Sänger und informiert über viele, man möchte fast sagen alle, für den heutigen Opernbetrieb relevante Themen: die richtige Ausbildung, die Suche nach einem Gesangslehrer, das Vorsingen, das erste Engagement, Stimmhygiene, Verträge. Wer wissen will, wie es im heutigen Opernbetrieb wirklich zugeht, greife zu diesem Buch.


    Operngeschichte ist immer auch Sängergeschichte. Kestings und Fischers Werke sind für mich unverzichtbar:





    Was für Bücher könnt ihr empfehlen?


    Thomas

  • Hallo,
    es gibt eine Reihe von Opernbüchern,die auch die Texte enthalten,
    aber in Originalsprache und wortgetreuer Übersetzung.
    Der größte Teil jedoch besteht aus Dokumentationen und
    Geschichte der jeweiligen Oper.Außerdem:Besprechung der
    Tonaufnahmen des Werk's und eine Auflistung der Gesamtaufnahmen.


    rororo opernbücher
    Leider vergriffen.Vieleicht hat jemand einen Draht zum Verlag
    und kann vorschlagen,diese bemerkenswerten Bücher wieder
    aufzulegen.


    Gerade bei eBay zu haben:Joseph Gregor: Kulturgeschichte
    der Oper.(7,00€) Auch bei amazon.


    Oskar Bie: Die Oper (Piper Verlag)3,00€


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    solche Bücher schätze ich auch und die erwähnte rororo-Reihe war allein wegen der ganzen Essays und Zusatzmaterialien spitze (habe auch leider nur 3 Bande, aber immerhin)


    Eine ähnliche Reihe (vielleicht nicht ganz so anspruchsvoll), die Serie "Opern der Welt" von Kurt Pahlen nämlich, mag ich aber auch.


    Gerade wenn man eine Oper noch nicht (oder noch nicht so gut) kennt, kann man sich hier anhand des (zweisprachigen) Librettos plus parallel dazu enthaltenen musiklischen Kommentaren (mit zahlreichen kurzen Notenbeispielen) immerhin einen guten Einstieg verschaffen.
    Auf diesem Weg habe ich gleich beim ersten Anhören einer Oper schon eine Menge Zusatz-Infos und Hintergrundfakten.
    Und in jedem Band ist eine wirklich sehr ausführliche Beschreibung der Entstehungs- und Uraufführungsgeschichte der jeweiligen Oper. Spannend, verständlich und nicht so hochtrabend fremdwortgespickt geschrieben (da hat Herr Pahlen ein echtes Händchen für, man merkt ihm die ehrliche Begeisterung für das Metier "Oper" an!)


    Das Schöne: Die Serie ist mittlerweile schon ziemlich umfangreich (sie erscheint seit nunmehr mindestens 25 Jahren in loser Folge - und wechselnden Verlagen) - das Standardrepertoire von Mozart bis Bernsteins "West Side Story" ist mittlerweile gut vertreten.


    Ein Beispiel:



    Ich mag die Reihe und schmökere immer wieder gerne drin!
    Gerade die Kombination der ausführlichen Hintergrundstories mit dem vollständigen Libretto (wenn erforderlich eben auch in der Originalsprache!) plus die musikalischen Hinweise direkt an Ort und Stelle im Libretto-Teil machen diese Opernbücher derzeit konkurrenzlos in ihrer Art.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo Marc


    Zitat

    (sie erscheint seit nunmehr mindestens 25 Jahren in loser Folge - und wechselnden Verlagen)


    Es ist immer der Schott-Verlag, der aber offenbar von einem Eigner zum nächsten wandert (oder gewandert wird).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Thomas,


    die Empfehlung für den "Operführer für Fortgeschrittene" (der mittelweile auch abgeschlossen ist, der letzte Band (20. Jhd. Teil II) ist in diesem Frühjahr erschienen) kann ich nur unterstützen. Etwas besseres findet man in dieser Form in deutscher Sprache jedenfalls nicht, noch ausführlicher ist "Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters", aber eben auch wesentlich teurer. Der "Schreiber" liest sich zwar nicht weg wie ein Schmöker, aber Adorno ist insgesamt doch deutlich schwerer zu verstehen.


    Nachdem ich Anfang der 90er die dreibändige Erstausgabe von Kestings "Großen Sängern" durchgearbeitet hatte, suchte ich nach den vom Autor dauernd zitierten englischsprachigen Werken. Mittlerweile, nach jahrelanger und mühevoller Suche, habe ich sie gefunden und empfehle sie uneingeschränkt:


    Michael Scott: The Record of Singing


    Ursprünglich als Text für die vier LP-Großboxen der EMI-Serie "Record of Singing" gedacht, wurde die Sängerübersicht Michael Scotts von den Anfängen der Schallauszeichnung bis 1925 als zweibändige Buchausgabe aufgelegt. Eleganter Stil, aber teilweise auch umstrittene Wertungen.



    John B. Steane: The Grand Tradition



    Der Grandseigneur der "Grammophone"-Rezensenten legte 1974 ebenfalls eine Übersicht über die Sänger klassischer Musik vor, die allgemein in höchsten Tönen gelobt wurde. Ein klassisches Werk angelsächsischer Gesangsauffassung (Bevorzugung der klassischen italienischen Belcanto-Gesangsstils, Ablehnung des "Bayreuth Bark" und des sentimentalen Gefühlsüberschwanges bei der Interpretation des italienischen Verismo).


    Alan Blyth (Hrsg.): Opera On Record (3 Bände)


    Das von Kesting immer wieder zitierte Mammutwerk wird antiquarisch mittlerweile zu Fantasiepreisen gehandelt (bis zu 700 US-Dollar), ist aber wohl immer noch die umfassendste Bestandsaufnahme von Operngesamtaufnahmen wie Einzelplatten der Schellackzeit.



    Wer sich für die Liveaufnahmen aus der großen Zeit der Metropolitan Opera New York interessiert, dem seien die beiden nachfolgenden Bände (Paul Jackson: "Saturday Afternoons At The Old MET" und "Sign Off For The Old MET") empfohlen, die noch im normalen Buchhandel erhältlich sind:




    Paul Jackson berichtet in diesen reich bebilderten Bänden (Bühnenbilder, Programmhefte, Sängerfotos) nicht nur, wie es zum Engagement der "Texaco" für die Radioübertragung von Opernaufführungen aus dem "Golden Horseshoe" kam, sondern er rezensiert auch noch ausführlich fast alle erhaltenen Mitschnitte von 1931 bis 1966. Eine Fundgrube für den Sammler!



    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Zitat

    Gerade bei eBay zu haben:Joseph Gregor: Kulturgeschichte


    Hallo Herbert,


    Ist dies geschrieben von dem ungarischen Baß Jozsef Gregor? Denn dann bin ich ja interessiert.


    LG, Paul

  • Hallo Paul,
    nein,dieser Joseph Gregor (1888-1960)war Österreicher.
    Er war Theaterwissenschaftler,schrieb Libretti für R.Strauß
    und verfaßte zahlreiche Bücher über's Theater.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Ich zweifle ob es hier gehört, aber zeige es trotzdem.
    Gestern bekam ich als verspätes Geburtstagsgeschenk dieses Buch



    Die Hochzeit des Figaro von Lotte Reiniger.


    Bilder mit aus schwarzem Papier geschnittenen Silhouetten. Laut meiner Kusine (von ihr bekam ich dieses Geschenk), hat Frau Reiniger Silhouetten für vier Mozartopern gemacht: die Zauberflöte, Figaros Hochzeit, Cosi und Don Giovanni. Es sollte auch eine DVD geben, worauf Films mit diesen Silhouettenopern sind. Die bekomme ich dann nachträglich.


    LG, Paul

  • Ich habe mir zwischen der Figaro-Radio-Übertragung und der Don-Giovanni-Fernsehübertragung das Buch von Stefan Kunze über "Mozartopern" gekauft. Finde es sehr interessant, es geht weit über eine inhaltliche Darstellung hinaus, weil ins musiktheoretische hinein. Ich verstehe naturgemäss nicht alles, weil ich in Musiktheorie (noch) nicht so bewandert bin. Und bei vielen Stellen wäre es enorm hilfreich, eine Partitur zur Hand zu haben (werde mir mal so eine Taschenpartitur ausborgen, falls ich die im hiesigen Konservatorium finde - aber spätestens ab heuer müssten sie doch die drei da Ponte- Opern haben...), um die dargelegten Beispiele auch richtig (und in grösserem Kontext) nachvollziehen zu können. Aber ich finde, es ist ein anspruchsvolles Buch, dass man nicht einfach so mal durchschmöckert - oder doch, klar, das kann man auch - aber vor allem dient es eben einer profunderen Auseinandersetzung mit dem musikdramatischen Werk Mozarts. Das ich übrigens für das absolut beste dieser Gattung halte, aber das nur nebenbei... :pfeif:


    noch bin ich nicht so firm mit dem Bilder hier reinstellen, aber wenn man nach dem Autor googlet, müsste man auf das Buch stossen. Kostenpunkt ist halt um die 30 Euro, aber man hat was fürs ganze Leben!

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  • Hallo Du Reisende!


    Das Buch von Stefan Kunze kenne und schätze ich auch seit Jahren - da kann man sich jedesmal richtig festlesen :yes:


    Ich gebe Dir Recht, dass es am hilfreichsten ist, wenn man entweder die besprochenen Mozart-Opern sehr gut kennt (und die im Text besprochenen Stellen damit quasi vor dem "inneren Ohr" abrufen kann) oder man sich tatsächlich parallel ein bissel mit der Partitur beschäftigt.
    Ein Gewinn ist das auf jeden Fall...


    Das Buch ist bei Reclam schon in den 1980ern erschienen - damals mit anderem Cover, aufgrund des Preises habe ich es mir aber auch erst später zugelegt - in der hier abgebildeten blauen "Taschenbuch-Version".


    Wer sich für mehr Infos und Fakten (plus zahlreiche musikwissenschaftliche Aspekte) über Mozarts Opern interessiert, als in gewöhnlichen Opernführern drinsteht, findet hier viele interessante Dinge in verständlicher, auch für Laien nachvollziehbarer Sprache!
    Es werden tatsächlich alle Mozart-Opern behandelt, die frühen Werke sind allerdings deutlich knapper behandelt, als die späten (ab Idomeneo aufwärts).


    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Ich empfehle zur Geschichte der Oper auf Disk:



    Wesentlich ausführlicher als zB "Opern auf Schallplatten" von Löbl/Werba, die doch oft sehr schlagwortartig sind und interessant wegen der amerikanischen Sicht gerade aufs deutsche Repertoire und (anders als Löbl/Werba) immer noch erhältlich.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo Marc,


    genau das meinte ich, vielen Dank fürs reinstellen!!!

  • "Kein Schwert verhieß mir der Vater", die Autobiografie von Jess Thomas, enthält einen Teil mit der Besprechung von ca. 30 Opern. Neben einer kurzen Schilderung der Handlung erklärt Th. die Besonderheiten des jew. Werks aus der Sicht des Sängers und gibt einen Überblick über bedeutende Inszenierungen an denen er als Tenor beteiligt war. Sehr interessant.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Unentbehrlich für alle Opernfreunde: alle wichtigen Opernfiguren jetzt in einer erweiterten Neuausgabe »In der Flut von Opernbüchern eine erfrischende Abwechslung ... die zu lesen ganz einfach Spaß macht. ... Ein Buch, das Anfänger neugierig auf die Kunstform und Kenner schmunzeln machen kann.« Opernwelt Sie leiden und sie lachen, sie lieben sich, streiten, vergewaltigen und töten; und sie singen die ganze Zeit dabei: Figuren, die in Opernhäusern auf der ganzen Welt ihr Publikum fesseln und begeistern. Dieses ABC der Opernfiguren stellt alle wichtigen Handlungsträger aus vier Jahrhunderten vor, von Monteverdis ersten Meisterwerken bis zu Philip Glass. Die Autoren zeichnen die Verhaltensweisen und Handlungen der Figuren nach, charakterisieren die singenden Helden und zeigen, wie sich ihre Interpretation und Wesensbeschreibung im Laufe der Operngeschichte gewandelt hat. Mit einem Verzeichnis der Komponisten und ihrer Opern sowie einem Figurenregister. Die Neuausgabe erweitert das Repertoire der Figuren insbesondere im Hinblick auf barocke Opern und bedeutsame Kompositionen des 20. Jahrhunderts, aber auch durch den Rückgriff auf das Musiktheater des 19. Jahrhunderts.
    (Aus dem Vorwort; erschienen im dtv- Verlag, Autoren: Silke Leopold und Robert Maschka)

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Zitat

    Original von MarcCologne


    Eine ähnliche Reihe (vielleicht nicht ganz so anspruchsvoll), die Serie "Opern der Welt" von Kurt Pahlen nämlich, mag ich aber auch.


    Gerade wenn man eine Oper noch nicht (oder noch nicht so gut) kennt, kann man sich hier anhand des (zweisprachigen) Librettos plus parallel dazu enthaltenen musiklischen Kommentaren (mit zahlreichen kurzen Notenbeispielen) immerhin einen guten Einstieg verschaffen.
    Auf diesem Weg habe ich gleich beim ersten Anhören einer Oper schon eine Menge Zusatz-Infos und Hintergrundfakten.
    Und in jedem Band ist eine wirklich sehr ausführliche Beschreibung der Entstehungs- und Uraufführungsgeschichte der jeweiligen Oper. Spannend, verständlich und nicht so hochtrabend fremdwortgespickt geschrieben (da hat Herr Pahlen ein echtes Händchen für, man merkt ihm die ehrliche Begeisterung für das Metier "Oper" an!)


    Ich finde die Reihe ganz nützlich, wenn man einen schnellen und nicht besonders intensiven Einstieg in eine Oper haben will. Sieht man genauer hin, so entdeckte man eine Reihe von "Stockfehlern", die einem erfahrenen Dirigenten (in seinem Freischütz-Führer, den ich gerade auf dem Schreibtisch liegen habe, nennt er etwa A-C-Es-Fis einen "verminderten Dreiklang" (S. 14)) nicht unterlaufen dürften. Über einige Ein- und Wertschätzungen kann man sich trefflich streiten, das finde ich auch so in Ordnung, nicht aber darüber, dass seine Kenntnis der Sekundärliteratur allenfalls bis in die 50er reicht, wie man sich etwa anhand seiner Darstellung der "Bruchtheorie" in Mozarts "Zauberflöte" vergewissern kann. Gerade auch der "Anfänger" sollte das Recht auf eine historische Darstellung haben, die vielleicht nicht dem aktuellen, aber doch dem Stand der letzten 10 Jahre entspricht.

    Zitat


    Gerade die Kombination der ausführlichen Hintergrundstories mit dem vollständigen Libretto (wenn erforderlich eben auch in der Originalsprache!) plus die musikalischen Hinweise direkt an Ort und Stelle im Libretto-Teil machen diese Opernbücher derzeit konkurrenzlos in ihrer Art.


    Ich stimme darin überein, dass Opernführer dem von Pahlen gewollten Anspruch (normalsprachliche Diktion, ausführliche Information über Handlung und Musik, über Entstehungs- und Wirkungsgeschichte) entsprechen sollten - und sich nicht auf eine einfache Schilderung der Handlung beschränken sollten.


    Der inzwischen entstehenden Reihe von Bernd Oberhoff ("Psychoanalytische Opernführer") - Beispiel
    ist Pahlen auf jeden Fall vorziehen.


    Es grüßt Peter


  • Den Kesting finde ich beträchtlich besser als den Fischer, und ich hoffe, dass gelegentlich mal eine aktualisierte Neuauflage heraus kommt. Sehr angenehm finde ich beispielsweise Kestings Meinungsfreudigkeit im Kapitel "Fischer-Dieskau". Man muss das ja nicht teilen, aber ich finde es gut, dass er sich klar positioniert.


    Grüße


    Heinz

  • Sehr interessant ist dieses Buch:


    Es beschäftigt sich mit der Kunst des Gesanges als solcher, nicht mit einzelnen Interpreten.


    Im ersten Teil des Buches werden theoretische Grundlagen erörtert ("Körperhaltung und Atem", "Kehlkopf, Ohren und Nase", "Klang, Resonanzen und Register" heißen die Kapitel).


    Im zweiten Teil geht es um die Praxis des Singens, zunächst mit einem kleinen ABC ("Akustik des Saales", "Altus", "Atemstütze", "Gedecktes Singen", Klassifizieren der Singstimme", "Legato", "Maske", "Obertöne singen", "Registrieren der Sängerstimme", "Stimmumfang", "Verzierungen", "Voix mixte" heißen einige besprochene Punkte). Sodann mit Beispielen aus der Unterrichtspraxis der Autorin - für mich weniger interessant.


    Im dritten Teil erzählt die Autorin die Geschichte der Oper, des Liedes, des Oratoriums und der Passion mit dem Blickwinkel auf die Entwicklung der Gesangstechnik unter Berücksichtigung bestimmter Pädagogen.


    Das Buch lässt sich für einen interessierten Laien gut lesen (mal abgesehen von den anatomischen und physiologischen Einzelheiten), hat 268 Seiten und kostet 18,50 Euro. Natürlich handelt es sich bei dem Buch angesichts der doch recht knappen Seitenanzahl nicht um ein umfassendes Kompendium, bleiben Fragen offen. Gelernt aber habe ich viel. Darum möchte ich das Buch hier empfehlen.


    Thomas

  • Meine Empfehlung:


    Eckhard Henscheid:
    "Verdi ist der Mozart Wagners - ein Opernführer"


    erschienen in erweiterter Ausgabe 1992 bei Reclam.


    Im Grunde ist dieses Buch Pflichtlektüre. Schon die Überschrift des Kapitels über "Un Ballo in Maschera" stellt eine perfekte Inhaltsangabe der Oper dar: "Das dreizehnte Addio war tödlich".


    Ein anders Beipiel als Leckerbissen zum Appetitmachen:
    "...so kann man Mozart nun wirklich nicht mehr spielen: mit nur zwei
    Sturmspitzen, einer völlig konfusen Hintermannschaft und einer
    ersatzgeschwächten Streicherreihe..."


    Darüber hinaus erfährt der geneigte Leser am Rande, welche Oper 1925 im großen Sendesaal des Schlachthauses von Merseburg uraufgeführt wurde. Für die Intendanten der Opernhäuser unter uns gibt es "die kleine Opern-Geographie", in der diese Verwalter knapper Kassen es lernen, auf Grund einfacher Erdkundekenntnisse die richtigen Sparprogramme auf Bretter zu bringen, und für alle angehenden dramatischen Sänger die Untersuchung
    "Das letzte Schnauferl - Formen des großen Abgangs".


    Wer all das und noch viel mehr gelesen hat, hört und schaut sich künftig jede Oper nur noch mit tiefstem Misstrauen an - er liebt sie dafür um so mehr. Versprochen!


    Gruß
    Pylades

    Einmal editiert, zuletzt von Pylades ()

  • Liebe Opernfreunde,


    einen Hinweis und eine Frage habe ich für euch. Zunächst der Hinweis:


    Oben hat GiselherHH die Bücher von Paul Jackson zu den Radio-Opern der MET empfohlen. Mittlerweile ist der dritte, die Zeit von 1966-1976 behandelnde Band erschienen:



    Nun die Frage:


    Das Standardwerk zu Opernsängern im deutschen Sprachraum ist zweifellos das oben abgebildete Buch von Jürgen Kesting. Es ist ursprünglich in drei Bänden (Düsseldorf, Claassen, 1986, 2.094 Seiten), später in einem Band (München, Cormoran, 1993, 1.156) erschienen.


    Die deutlich größere Seitenzahl der drei Bände lässt mich vermuten, dass die Ausgaben sich inhaltlich unterscheiden. Trifft das zu? Wenn ja, inwiefern unterscheiden sich die Ausgaben? Konkret interessiert mich: Kommen in der Claasen-Ausgabe nur noch mehr Sänger vor als in der Cormoran-Ausgabe oder gibt es auch inhaltliche Änderungen? Ist die Cormoran-Ausgabe also ein unbelassener Ausschnitt oder ist der Inhalt gekürzt? Findet sich beispielsweise das Caruso-Kapitel der Cormoran-Ausgabe genau so in der Claasen-Ausgabe? Angemerkt sei, dass die Claasen-Ausgabe recht teuer ist. Aktuell wird sie gebraucht für 220 Euro angeboten.


    Thomas

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  • Guten Morgen


    als Lokalpatriot möchte ich auf dieses Buch hinweisen:



    448 Seiten, zahlreiche, teils farbige Abbildungen. :jubel: :jubel:



    Gruß aus
    Schwetzingen


    Bernhard

  • Zur Operngeschichte ein Buch, das leider nur noch antiquarisch erhältlich ist:


    Anna Amalie Abert, Geschichte der Oper
    Kurzinhalt, zitiert von amazon:
    Die Autorin zieht mit der Geschichte der Oper, die Summe ihrer mehr als fünzigjährigen Auseinandersetzung mit dem Gegenstand. Dargestellt wird die Entwicklung der nationalen Schulen der italienischen, französischen und deutschen Oper, wobei die wechselseitigen Einflüsse ausführlich analysiert werden. Weitere Kapitel gelten der national-romantischen Entwicklung des 19. Jahrhundert in Ost- Nord- und Westeuropa. Fortgeführt wird die Operngeschichte bis in die Neuzeit.Zahlreiche Notenbeispiele tragen zur Verdeutlichung bei."


    IMO kein Buch, um es von vorn bis hinten durchzulesen, aber ein hilfreiches Kompedium für einzelne Themen.



    Dann zwei sehr unterhaltsame Bücher von Dieter Zöchling, die anhand fiktiver Prozesse Opernhandlungen weitererzählen:


    Freispruch für Tosca - Jago soll hängen


    und


    Don Giovanni soll leben. Opernhelden vor Gericht


    Beide noch erhältlich über amazon.


    (Hilferuf an den zuständigen Mod - ich kann Bücher nicht verlinken...)



    :hello:

  • Ich wurde gebeten dieses Buch zu besprechen, was ich an dieser Stelle gerne tue.



    Marcus Felsner
    OPERATICA
    Annäherungen an die Welt der Oper
    Verlag: Königshausen und Neumann
    Euro 19.90



    Dieses Buch nimmt vermutlich in der Literatur zum Thema Oper eine Sonderposition ein, da es sich mit verschiedenen Perspektiven des Phänomens "Oper" befasst.
    Weder ist es aber ein Opernführer, noch ein Opernlexikon, allumfassendes Kompendium oder dergleichen.


    In gewisser Hinsicht wird Patchwork geboten, was aber durchaus seine Reize haben kann: Von überall etwas.....


    Im sympatisch bescheiden formulierten Vorwort schreibt der Autor unter anderem:


    Zitat

    "Diese Betrachtungen sollen Antworten auf Fragen rund um das Erlebnis der Oper liefern. Der junge Liebhaber wird hoffentlich die eine odere andere interessante Entdeckung machen, der Coneusseur wird wohl die Nase rümpfen...."


    Nun, ich glaube es wird auch veritable Opernkenner geben, die dieses Buch mit Genuss lesen.


    Wie gesagt ist die Zahl der Themen relativ groß, wenn man die Seitenanzahl (292) in Betracht zieht.


    Es wird kurz die Geschichte der Oper gestreift, die Frage nach dem Sinn der Oper gestellt, das Thema Oper und Schallplatte, bzw Medien , kurz angerissen. Auch das Problem "Inszenieren gegen die Oper " findet sich hier, desgleichen Anmerkungen über Publikum und Kritiker. Ein eigenes Kapitel(chen) ist der Technik des Singens gewidmet, Stimmgattungen und sonstige Einteilungen, etc. Traditionen in den großen Opernstädten werden kurz vorgestellt etc.
    Dann folgt mein Lieblingskapitel, welches sich mit Lebenslauf und Charaktereigenschaften berühmter Opernsänger, wahren Begebenheiten und Anekdoten dieselben betreffend, befasst.
    Dieses Kapitel - wie überhaupt das ganze Buch - ist hauptsächlich auf große Stimmen der Vergangenheit fokussiert. Patti, Caruso, Flagstad, Björling - und ihre Zeitgenossen. Jede dieser Beschreibungen endet mit den Worten: Nie wieder wird es eine(n) wie sie (ihn) geben....
    Es werden aber auch "Jahrhunderteinspielungen" von Opern empfohlen - wobei die meisten aus der Mono- bzw Schellackzeit stammen


    Ein weiteres Kapitel befasst sich mit Toscanini - was natürlich bedeutet, daß auch Furtwängler und andere Zeitgenossen eingebunden werden.


    Ferner beinhaltet das Buch die Analyse der Oper "Simon Boccanegra"
    Sie wurde deshalb gewählt, weil sie eigentlich auf alles verzichtet, was eine erfolgreiche Oper braucht - und sich dennoch auf den Spielplänen gehalten hat.


    Ich jedenfalls hatte vor das Buch "anzulesen" - wie das bei Besprechungen allgemein üblich ist - aber entgegen diesem Vorsatz habe ich es von Anfang bis zum Ende - mit Vergnügen - durchgelesen.


    mfg aus Wien


    A.S.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Wunsch nach einer Neuauflage wurde erhört. Jürgen Kesting hat sein Sängerkompendium auf den neuesten Stand gebracht. Leider ist das Buch mit 268 Euro sehr teuer, dafür hat es aber auch 2.614 Seiten:


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  • Lieber Thomas,


    ich besitze diese Neuerscheinung schon. Im Thread "Papst Kesting" habe ich über das Werk eine Rezension verfasst.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Dieses Lexikon steht bei mir nicht nur im Schrank, es wird fast täglich benutzt:



    Reclams Lexikon der Opernwelt:
    6 Bde. (Broschiert)
    von Rolf Fath


    ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


    Da auch in diesem Bereich die moderne Technik ihren Einzug gehalten hat, habe ich inzwischen dieses Lexikon auch als CD-Rom:


    [timg]http://ecx.images-amazon.com/images/I/512EJD3AS6L.jpg;l[/timg]


    Reclams Opernlexikon,
    1 CD-ROM
    Für Windows 95/98/Me/NT/2000/XP
    Mitarbeiter: Fath, Rolf
    Directmedia Publishing,
    CD-ROM


    Der Inhalt ist identisch mit dem 6-bändigen Opernlexikon, der Zugriff ist ungleich schneller und einfacher!


    Zitat

    Kurzbeschreibung
    "Reclams Opernlexikon" ist die derzeit umfassendste und aktuellste Datenbank zur Welt der Oper. Die CD-ROM basiert auf dem sechsbändigen "Lexikon der Opernwelt" (1998 ) des bekannten Theaterwissenschaftlers und Musikkritikers Rolf Fath, das für die vorliegende Ausgabe aktualisiert und ergänzt wurde.
    Das Lexikon enthält Inhaltsangaben, Charakterisierungen und Auskünfte zur Werk- und Wirkungsgeschichte von 350 Opern sowie Basis-Informationen zu 700 weiteren Opern. In eigenen Artikeln vorgestellt werden 750 Komponisten und mehr als 2.700 Librettisten, Sängerinnen und Sänger, Dirigenten, Regisseure und Bühnenbilder. Die 300 wichtigsten Spielstätten, Opernhäuser und Festivals werden beschrieben, rund 300 Fachbegriffe erläutert, 2.800 Arien, Rezitative und Chorstücke sowie über 2.300 Rollen der großen Opern verzeichnet.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Immer lesenswert - mit einem Schmunzeln:



    Gehört bei jedem Opernbesuch in die Tasche!


    LG


    :baeh01: :baeh01:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vielelicht ein Tipp für Wagner-Liebhaber, für Interessierte an Wagner-Rezeption, Theather-, Inszenierungs- und Gesellschaftsgeschichte, sowie Bühnenbild, dieses gut geschriebene und schön bebilderte Buch von Philippe Olivier:



    Von den Inszenierungen des Meisters selbst, über die Cosima-Jahre, die NS-Zeit, Neu-Bayreuth bis hin zu den Ringen von Chereau, Hall, Flimm usw.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

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