Peter von Winter [1754-1825]


  • Vermutlich am 28. [?] August 1754 in Mannheim als Sohn eines Brigadiers am kurfürstlichen Hof geboren, zeigte Peter von Winter bereits früh musikalisches Interesse und Talent: Bereits im Alter von 10 Jahren wirkte er im Hoforchester als Violinist mit. Seine ersten musikalischen Betreuer und Lehrer waren demzufolge Musiker des Hoforchesters, deren Namen heute fast alle vergessen sind. 1773 wird von Winter als Kontrabassist erwähnt, ab 1776 gehörte er als festes Mitglied zu den Violinisten des Mannheimer Hofensembles. Sein Vater starb früh [1772], so dass er mit dieser Anstellung auch seine Mutter mitfinanzieren musste, was wohl nicht immer einfach war. Man nimmt an, dass er sich überwiegend autodidaktisch mit der Musik beschäftigte, denn erst seit 1775 ist die musikalische Förderung durch Abbé Joseph Vogler nachzuweisen. Dennoch lehnte es Winter später ab, als dessen Schüler dargestellt zu werden. Durch seine vielfältige Tätigkeit im Mannheimer Hoforchester lernte Winter die Werke Jommellis, Bendas, Holzbauers usw. kennen.


    Leopold Mozart schickt am 10. September 1778 dem Sohn eine Liste der Mannheimer Musiker nach Paris, darin sind Namen wie Cannabich [Vl.] , Toeschi [Vl.] , Wendling [Fl.] , Ramm [Ob.], Holzbauer [Fg.], Tausch und Tausch jun. [Clar.] und eben auch Winter unter den Violinisten zu lesen. Ziemlich sicher sind sich Peter von Winter und Wolfgang Amadeus Mozart in Mannheim begegnet.


    1778 heiratet Peter von Winter und übersiedelt als Inventar zusammen mit der Hofkapelle nach München: Kurfürst Carl Theodor tritt – politischen Zwängen folgend - den Posten des 1777 verstorbenen Max III. Joseph von Bayern an. Christian Cannabich, ein guter Freund der Familie Mozart, wird Konzertmeister und Operndirektor, Peter von Winter wird zum Orchesterdirektor ernannt. Während sich von Winter in seiner Mannheimer Zeit offenbar nahezu ausschließlich Instrumentalkompositionen widmete, will er nun auch als Opernkomponist auftreten. Dazu bedarf es noch einiger Vorübungen: offenbar um einige kompositionstechnische Defizite zu beheben, reiste er 1780/81 zusammen mit dem Clarinettisten F. Tausch nach Wien, wo er bei Antonio Salieri studierte, vor allem die italienische Kunst der Behandlung von Gesangsstimmen.


    Zwischen Mozart und von Winter scheint es vermutlich bereits seit Mannheim einige Differenzen zu geben. So schreibt Mozart am 22. Dezember 1781 aus Wien an den in Salzburg sesshaften Vater:


    […] Ich bin noch ganz voll Zorn und Wuth über die schändlichen lügen des Erzbubens Winter […].


    Insbesondere, als es um Mozarts Ehelichung mit Constanze geht, kommt es offenbar zum Zerwürfnis mit von Winter, der angeblich Constanzes Vormund allerhand dinge […] in die ohren geschrien haben muss. Konkret wird Mozart einige Zeilen später:


    […] – der Winter, wenn er den Nammen eines Mannes |: den er ist verheyrathet :| oder doch wenigstens eines Menschen verdiente, so könnte ich sagen, daß er immer […] mein gröster feind war. […] unter allen hundsfütereyen die Winter sagt, ärgert mich nichts als daß er meine liebe konstanze ein luder heißt.


    Den Schlußzeilen des Briefes ist noch zu entnehmen, dass Winter Mozart offenbar empfohlen hat, nicht zu heiraten und – da er [Mozart] über ausreichendes Einkommen verfüge – stattdessen eine Maitresse zu halten.


    Endlich aber konnte Peter von Winter 1782 mit seiner ersten Oper aufwarten: Helena und Paris, sie wurde in München uraufgeführt – allerdings erfolglos. Noch einige Opernversuche missglückten - zwischenzeitlich war er dennoch 1787 zum Vizekapellmeister und damit zum Leiter der Hofmusik in München aufgestiegen - bis ihm 1796 mit dem Unterbrochenen Opferfest in Wien der dauerhafte Durchbruch gelang. Ein knappes Jahr später produzierte er mit Emanuel Schikaneder die heroisch-komische Oper Das Labyrinth oder: Der Kampf mit den Elementen, der zweite Teil der Zauberflöte [mit denselben Figuren]. Die Uraufführung fand am 12. Juni 1797 in Wien statt. 1798 wurde er zum Hofkapellmeister ernannt. Das änderte jedoch nichts an den Misserfolgen seiner folgenden Opern Elisa [1798, Wien], Der Sturm [1798, München] und Maria von Montalban [1800, München]. Hingegen hatte sein Werk Der Bettelstudent, komponiert bereits 1785, im Jahre 1802 in Berlin eine glänzende Aufnahme. Peter von Winter ließ sich beurlauben, um in London mit vier neuen italienischen Opern größere Erfolge zu feiern, auch in Paris gab er zwei Opern – die allerdings nicht ganz so gefielen. Dennoch galt Winter nun in Europa als Komponist von hohem Rang. Seine Opern wurden in Bern, Amsterdam, Budapest, Warschau, St. Petersburg und Stockholm gerne und oft gespielt.


    Im Jahre 1811 entschloss sich Peter von Winter, Gründungsmitglied der Musikalischen Akademie in München zu werden. Im gleichen Jahr begegnet er Constanze Mozarts Cousin: Carl Maria von Weber. Erst 1814 – zum 50. Dienstjubiläum – wird Peter von Winter durch Verleihung des Zivildienstordens zu Peter von Winter.


    Nach längerem Leiden starb Peter von Winter wenige Monate nach seinem Lehrer Antonio Salieri im damals beachtlichen Alter von 71 Jahren am 17. Oktober 1825 an Marasmus und Verhärtungen im Unterleib in München. Seinem Wunsche entsprechend wurde sein Leichnam vor der Bestattung in einem feierlichen Trauerzug durch die Stadt gekarrt.


    * * *


    Auf der Suche nach einer Einspielung des zweiten Teils der Zauberflöte [Das Labyrinth oder: Der Kampf mit den Elementen] erwarb ich vergangenes Jahr diese Einspielung seiner Oper Maometto:



    Tragisches Melodram in zwei Akten


    Es handelt sich dabei um eine Liveaufnahme der Festspiele „Rossini in Wildbad“. Und ebenso klingt auch diese Musik – wer großartige Janitscharen- oder Türkenmusik erwartet, wartet vergebens [wie ich]. Hingegen findet man ganz reizende „rossinische“ Melodik und Koloraturen. So ganz grün bin ich mit diesem Werk noch nicht, da es extrem heroisch gestaltet ist – die großen Finale, Chöre und mehrstimmigen Sologesänge hingegen sind wirklich einzigartig! Großes Musiktheater.


    Es wird aber dennoch Zeit, das der zweite Teil der Zauberflöte endlich auf CD erscheint…


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • hallo, ich habe eine cd von v. winter mit sinfonien und klarinettenkonzerten unter dem verdienstreichen klöcker bei orfeo ...


    insgesamt recht hübsche musik, aber insgesamt doch ziemlich blass und eher dutzendware. interessant, daß die oper doch recht ansprechend sein soll ... so ein großformat hätte ich ihm nicht zugetraut ...


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Salut!


    Vermutlich meinst Du diese CD:



    auf der auch die Arie "Torni al tuo sen la calma" enthalten ist.


    Es ist auch die einzige CD, die bei jpc neben der Oper angezeigt wird.


    Und in dieser 5er-Box befinden sich auf Vol. IV ebenfalls Werke von Peter von Winter:



    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo zusammen,


    zur Archivierung, aus "gerade gehört"... :)


    Der gut neunjährige Dornrösschenschlaf scheint meine Eindrücke zu unterstreichen... :stumm::untertauch:


    Peter von Winter (1754-1825)
    Symphonie Nr.1 "Sinfonie a grand Orchestre"
    + Ouverture a grand Orchestre op. 24; Entr'Actes Nr. 3, 5, 6; Sinfonia "Schweriner"

    RO München, Johannes Moesus
    CPO, DDD, 2009


    Entgegen der Pressestimmen hinterlässt diese Produktion bei mir zunächst keinen nachhaltigen Eindruck. Zwar spielt das Rundfunkorchester München unter Johannes Moesus sehr sauber, engagiert und fehlerlos, jedoch vermögen die enthaltenen Werke mich nicht zu faszinieren. Geboten wird nett und gefällig komponierte Klassik, ganz im Geiste ihrer Zeit. Als Referenz blitzt für mein Empfinden an einigen Stellen Beethoven auf. Verständlicherweise nicht so prominent, wie im Falle Ferdinand Ries - allerdings qualitativ auch nicht so gelungen. Peter von Winter war zu seiner Zeit sicher ein durchaus geschätzter Komponist. Heute ist von dieser Bekanntheit nichts mehr übrig und diese Produktion, so verdienstvoll sie grundsätzlich auch sein mag, liefert aus meiner Sicht keine wesentlichen Argumente, dass dies anders sein müsste.
    In klanglicher Hinsicht ist die Einspielung sehr guter Rundfunk-Standard, gekennzeichnet durch ein frisches und transparentes Aufnahmebild.
    Eine generelle Empfehlung möchte ich nicht aussprechen. Diese Scheibe scheint mir allenfalls für Sammler (dieser Epoche) eine gewisse Berechtigung zu besitzen.


    Viele Grüße
    Frank