Die ersten ca. 20 Jahre der Tonbandmusik haben eine Fülle an Klassikern hervorgebracht. Eine umfassende Vorstellung übersteigt meine momentanen Kenntnisse und Fähigkeiten.
Nachdem bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit elektronischen Medien diverser Art kompositorisch gearbeitet wurde, brachte das Tonband knapp vor 1950 eine neue Speichermöglichkeit die leichter handhabbar war als ältere Medien. Außerdem wurden eine Reihe von Klangverarbeitungsschritten (rückwärts/schneller/langsamer spielen, ringmodulieren, ...) typisch für die Arbeit mit dem neuen Medium.
Zunächst stehen sich zwei Schulen gegenüber, Paris, ausgehend vom aufgezeichneten Klang, mit dem Theoretiker Schaeffer, der die Klänge einteilte und Köln, ausgehend von der (seriellen) musikalischen Konstruktion und zuerst nur rein elektronische Klänge verwendend (Sinuston, Rauschen, Knacks).
Von den pariser Klassikern kenne ich nicht viel:
Pierre Henry
Orphée (1953)
Variations pour une porte et un soupir (1963)
Die kölner Serialisten sind schon eher mein Spezialgebiet:
Karel Goeyvaerts
Nr. 4 met dode tonen (1952)
Nr. 5 met zuivere tonen (1953)
Nr. 7 met convergerende en divergerende niveaus (1955)
Karlheinz Stockhausen
Studie I (1953)
Studie II (1954)
Gesang der Jünglinge (1959-60)
Gottfried Michael Koenig
Klangfiguren I/II (1955-56)
Essay (1957-58 )
Funktion Gün/Gelb/Orange/Rot/Blau/Indigo/Violett/Grau (1967-69)
Bereits in Stockhausens "Gesang" werden die synthetischen Klänge mit aufgenommenen konfrontiert (Knabenstimme). Auch was die Konstruktion betrifft, ist beiweitem nicht alles, was im Kölner Umfeld entstand, streng seriell. Erst einmal ein wenig "Umfeld":
Henri Pousseur
Scambi (1957)
György Ligeti
Artikulation (1958 )
Stark ist Italien in diesen Jahren:
Franco Evangelisti
Incontri di fasce sonore (1956/57)
Luciano Berio
Thema – Omaggio à Joyce (1958 )
Momenti (1960)
Visage (1961)
Luigi Nono
Ricorda cosi ti hanno fatto in Auschwitz (1965)
Contrappunto dialettico alla mente (1968 )
Die wichtigste Figur aber, vor allem für die Weiterentwicklung der Tonbandmusik über 1970 hinaus ist:
Iannis Xenakis
Diamorphoses (1957)
Concret PH (1958 )
Bohor (1962)
Hibiki Hana Ma (1969-70)
Was hier noch fehlt ist Amerika mit Cage, Babbitt und Tenney.
Soviel einmal vorweg, nähere Beschreibungen und hoffentlich auch Diskussionen später.
(Übrigens habe ich nur reine Tonbandstücke ohne Mitwirkung von Sängern/Instrumenten angegeben)