Mozart: '...di sei pezzi' - Das Divertimento KV 563

  • Salut,


    nach Abschluß der grandiosen Sinfonien-Trias, zwischen einigen Kanonstudien und vor dem Klaviertio G-Dur [KV 564], den letzten beiden Quartetten [KV 575 und 590], den letzten beiden Quintetten [KV 593 und 614] vollendet Mozart am 27. September 1788 ein Streichtrio - eines in Es-Dur, KV 563: Sein einziges, wenn man von der 2sätzigen Sonate [bestehend in einem Adagio und einem Menuett nebst Trio] B-Dur für 2 Violinen und Bass KV 266 [271f] absieht.


    Betitelt hat Mozart es in seinem Verzeichnüß aller meiner Werke mit


    Ein Divertimento à 1 Violino, 1 Viola e Violoncello; di sei pezzi.


    Das hat nichts mit Bären zu tun, sondern weist nur daraufhin, dass es gar in sechs Sätzen [Stücken] besteht:


    1. Allegro [C] Es-Dur
    2. Adagio [3/4] As-Dur
    3. Menuetto und Trio. Allegro Es-Dur
    4. Andante [2/4] B-Dur
    5. Menuetto Allegretto mit 2 Trios Es-Dur
    6. Allegro [6/8] Es-Dur


    Das Werk komponierte Mozart für seine "Hausbank" Michael Puchberg; aus Dankbarkeit für das Vertrauen und die Gütigkeit des Logenbruders. Auch das Klaviertrio E-Dur KV 542 [kurz zuvor entstanden] ist vermutlich für Puchberg komponiert worden. Vielleicht hat die Zahl drei hier eine besondere Bedeutung? Für mich von KV 563 am schönsten ist das 2. Thema des ersten Satzes ab Takt 26 - das könnte ich endlos hören. Eine der wenigen wirklich freudvollen Stellen in Mozarts "Spätwerk" - obwohl auch hier wieder so eine Sehnsucht durchschimmert.


    Mozart hat das Werk auf seine Berlinreise mitgenommen und ließ dieses Wunderwerk am 16. April 1789 in Dresden spielen: [...] ich gab bei dieser kleinen Musik das Trio welches ich Hr. v. Puchberg schrieb, - es wurde so ganz hörbar executirt. Da klingt förmlich die Begeistrung Mozarts durch...


    Ein knappes Jahr später wird es wieder gespielt: Morgen freytag hat mich graf Hadick gebeten ihm des Stadlers Quintett, und das Trio so ich für Sie geschrieben, hören zu machen, ich bin so frey Sie dazu einzuladen; [...].


    Vielleicht ist Mozart durch seine Bearbeitungen der Bachfugen für Streichtrio auf die Idee zu diesem Werk gekommen? Jedenfalls liess er einen früheren Versuch in G-Dur [KV 562e] nach 100 Takten [vollständiger Exposition also] liegen... ;(


    Hubert Unverricht fasst zu KV 563 zusammen:


    [...] An Größe, Geschlossenheit und Ausdruckskraft kommt kein Streichtrio des 18. Jahrhunderts diesem Werk Mozarts gleich [...] In diesem seine Zeit überragenden Werk ist genial alles zusammengefaßt, was bis dahin im Streichtrio als Sonderbildungen entstanden war; und in nuce ist vorwegnehmend bereits vorhanden, was erst in späteren Trios wirksam werden sollte. - zum Beispiel knüpft der junge Beethoven mit seinem ebenfalls in Es-Dur komponierten Streichtrio op. 3 unmittelbar an. Vielleicht kennt auch jemand das Streichtrio Es-Dur von Ermanno Wolf-Ferrari [1893]? Schubert D929?


    Mozart selbst bezeichnet das Werk einerseits als Divertimento, was fraglos richtig ist, denn der Aufbau spricht ganz dafür: 6 Sätze, darunter 2 Menuette und 2 langsame Sätze, umschlossen von zwei schnellen Sätzen. Es ist aber reinste Kammermusik, keine belustigende Freiluftmusik - wie für Divertimenti dieser Zeit üblich. Somit ist es durchaus schlüssig, wenn Mozart umschwenkt und das Werk fortan als Trio bezeichnet. Aber es wird wohl eine großartige Mischform bleiben.


    Das vollendetste, feinste Trio, das je in dieser Welt hörbar geworden ist.
    [Alfred Einstein]


    Wenn ich es genießen will, dann mit dem Grumiaux-Trio [Arthur Grumiaux, Georges Janzer, Eva Czako]. Es lohnt sich übrigens auch durchaus, nach einer Einspielung von KV 562e [dem G-Dur-Fragment] zu suchen. Ich habe es, finde es aber in meinem Wust nicht...



    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Moin,


    wie dumme Fragen an Ulli ihn gleich provozieren einen neuen Thread zu hören. :pfeif: :pfeif:. Ullis Beitrag gibt übrigends mehr her als mein Reclam Kammermusikführer. :jubel: :jubel:


    Mir war dieses Werk völlig unbekannt, bis ich diese Woche folgende CD wegen des Figaros für Streichquartett erworben habe.



    Ich bin von Werk und Interpretation (Benjamin Schmid Violine, Antoine Tamestit Viola, Jan Vogler Cello) völlig begeistert und höre quasi zur Zeit nichts anderes.


    Im Beiheft heisst es noch

    Zitat

    Erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wurde das Meisterwerk, ein wirklicher "Mount Everest" der Kammermusik, wieder vom Sockel des "Unspielbaren" gehoben und in das Triorepertoire eingegliedert.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Habe beim Suchen folgende Aufnahmen gefunden.


    Die Grumiaux-Aufnahme befindet sich hier drauf versteckt:




    Sehr interessant von den Protagonisten her klingt auch diese Aufnahme:



    Kremer, Kashkashian, Ma


    Ich muss allerdings gestehen, dass ich noch niemand von den Dreien mit Mozart gehört habe.


    Dann gibt es noch Aufnahmen mit:
    Trio Echnaton
    Leopold String Trio
    Arnold-Schönberg-Trio
    Gaede Trio


    Diese Trios kenne ich alle nicht.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Salut,


    das G-Dur-Fragment KV 562e [Anh. 66] gehört unbedingt dazu. Wer sucht, der findet. In der Complete Mozart Edition 1991 ist es weder bei den Raritäten [Fragmente etc.], noch bei den Streichtrios- und duos enthalten. Da schaute ich natürlich zuerst nach. Sinniger Weise habe ich es in Vol. X Kammermusik für Streicher und Bläser entdeckt. Darunter befinden sich Bläserquartette und -quintette sowie auf CD 3 zehn Einzelsätze und Fragmente, darunter KV 562e, gespielt bis zum Wiederholungszeichen [und wiederholt] von Kenneth Sillito [Vl.], Robert Smissen [Vla.] und Stephen Orton [Vc.], Mitglieder der Academy of St. Martin in the Fields. Das sollte man nicht auslassen.


    Gidon Kremer übrigens halte ich für einen durchaus lohnenswerten Mozartinterpreten.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Moin Ulli,


    Zitat

    Für mich von KV 563 am schönsten ist das 2. Thema des ersten Satzes ab Takt 26 - das könnte ich endlos hören.


    Ist das das aufsteigende Violinthema nach ca. 50 sec. (Sorry, aber habe nur 10 Finger, deswegen komme ich nicht bis Takt 26, vielleicht sollte ich mir mal die Noten gönnen)?


    Das ist wirklich wunderschön. Ganz toll finde ich aber auch den Beginn des 6.Satzes.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

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  • Salut,


    es ist das Thema mit den Vorhalten á la Spatzenmesse [die kennst Du aber nicht, gell?] Das mit dem 6. Satz kann ich gut nachvollziehen - er ist ja auch ähnlich wie Dein Favoritsatz aus KV 516, dem Allegroteil des Schlußsatzes.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Radagast


    Ist das das aufsteigende Violinthema nach ca. 50 sec. (Sorry, aber habe nur 10 Finger, deswegen komme ich nicht bis Takt 26, vielleicht sollte ich mir mal die Noten gönnen)?


    ...ist bei mir bei 0'52" / 0'53" von insgesamt 8'28".


    :hello:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ja, das passt.


    Der 2. Satz [As-Dur] hat auch so eine phänomenale, diesmal schmerzliche, Stelle. Aber ich muß ehrlich gestehen, dass mir derzeit die 2. Sätze bei den späten Haydn-Quartetten etwas besser gefallen. Ich habe den Eindruck, da steckt mehr drin... :rolleyes:


    Was meinst Du eigentlich mit:


    Zitat

    [...] einen neuen Thread zu hören [...]


    ?(


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli


    ...ist bei mir bei 0'52" / 0'53" von insgesamt 8'28".


    Es ist vermutlich die Stelle (ohne dass ich jetzt nachhören könnte); die ich mental unter "klingt wie Schubert" (Vorschlag und in Terzen?) abgespeichert habe...?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Salut,


    wie Schubert klingt das für mich nicht. "Café-Haus-Musik" trifft es besser. Violine und Violoncello spielen im weitesten Sinne in [umgekehrten] "Terzen" - es íst eine Oktave plus eine Sexte... [Vc f' - VL. d''']


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Uups, klarer Fall von geistiger und tippender Inkompetenz verstärkt durch noch kein Frühstück. Ach ja, und die kalte Dusche zum Wachwerden fehlte auch noch.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Und ich dachte schon, ich hätte ein neues Tamino-Update mit integrierter Voice-Box verpasst.


    :D


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    wie Schubert klingt das für mich nicht. "Café-Haus-Musik" trifft es besser. Violine und Violoncello spielen im weitesten Sinne in [umgekehrten] "Terzen" - es íst eine Oktave plus eine Sexte... [Vc f' - VL. d''']


    Terzen und Sexten klingen für mich als Nichtmusiker gleich ;) ...klar, wie Kaffehausmusik. Aber ein gut Teil Schubert klingt (im Ggs zu Mozart) wie etwas melancholisch angehauchte Kaffeehausmusik, daher passt das schon.


    Ich besitze eine Aufnahme mit L'Archibudelli (alte Instrumente), die ich gestern gehört habe und eine historische Heifetz/Primrose/Feuermann (ca. 1941), die man mal gehört haben sollte (obwohl die meisten hier deren Zugang wohl unidiomatisch finden werden - keine Spur von Kaffehaus-Gemütlichkeit).


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Terzen und Sexten klingen für mich als Nichtmusiker gleich ;)


    Das geht nicht nur Nichtmusikern so - besonders wenn sie auseinandergezogen [also zusätzlich noch oktaviert sind], ist es manchmal schwierig, das auseinanderzuhalten. Im Prinzip ist es ja eh dasselbe [nur umgekehrt]. Aus demselben Grund z.B. kam ich nie drauf, warum das "Quinten-Quartett" wegen des ersten Satzes so heißt. Erst als ich die Noten sah, war es mir klar. :O Ich hatte an die Cello-Quinten im letzten Satz gedacht, aber das gibt es ja öfters bei Haydn...


    Zitat

    ...klar, wie Kaffehausmusik. Aber ein gut Teil Schubert klingt (im Ggs zu Mozart) wie etwas melancholisch angehauchte Kaffeehausmusik, daher passt das schon.


    Die Bezeichnung Kaffeehausmusik sehe ich keineswegs negativ, sie ist für mich immer mit Positivem verbunden - und sie muß auch nicht als "leichte Muse" abgestempelt werden.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Salut,


    durch einen bärigen Zufall hatte ich Gelegenheit, diese Einspielung zu hören:



    Der Instrumentenklang entspricht beinahe meiner Idealvorstellung :jubel: :jubel:


    Ich habe allerdings den Eindruck, dass das Cello in den tiefen Lagen [vielleicht aufnahmetechnisch bedingt?] irgendwie verschmiert klingt!? Das wäre zunächst der einzige "Makel", ansonsten ein wirklich ganz wunderbare Einspielung, die ich sehr empfehlen kann.


    Zudem wird für all jene, die sich zwar für den Gesang nicht erwärmen können, dennoch aber auf die zauberhaften Opernmelodien nicht verzichten mögen, eine sehr gute Streichquartett- [?] -fassung der Nozze di Figaro angeboten.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo!


    Ich kenne Mozarts Streichtrio leider noch nicht.
    Ich suche nach einer preiswerten CD zum kennenlernen, habe aber keine gefunden. Gibts sowas?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius


    Ich suche nach einer preiswerten CD zum kennenlernen, habe aber keine gefunden. Gibts sowas?


    Salut,


    was ist für Dich preiswert? Für 4,99 € gabs NIXOS, aber das hier könnte eigentlich gut sein:



    Da wirst Du Yo-Yo Ma, Gidon Kremer, Kim Kashkashian und Daniel Phillips [2. Geige in KV 546] hören können. Mit von der Partie ist Adagio und Fuge c-moll KV 546 als Darbietung für StrQ. Wenn Du nur 7 Euro drauflegst, mußt Du auf KV 546 verzichten, hast aber sicher eine von mir "abgesegnete" Einspielung, die Dir ganz arg sicher gefallen wird. Und falls nicht, kannst Du sie mir immer noch schenken, ich habe sie ja nicht im Original, sondern konnte nur [vollständig] hineinhören.


    In der Complete Mozart Edition, von der Du Teile der Neuauflage besitzt, dürfte auch das bosartige Trio spielen... ich habe diese Einspielung und heiße sie hervorragend.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, Ulli!


    Zitat




    Hm, so in Naxos-Preislage oder darunter scheint es wirklich nichts zu geben.
    Dafür kriegt man hier für 10 Euro drei große Namen.
    Ich könnte es auf meinen Weihnachts-Zettel setzen. 8)


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Moin,


    ich habe letzte Woche noch in eine Aufnahme des Leipziger Streichtrios reingehört, und kann diese gar nicht empfehlen.


    Pius,
    mich würde auch die Kremer und Co. Aufnahme interessieren, möchte Dir aber nochmal die Aufnahme vom Moritzburg-Festival sehr ans Herz legen. :jubel: :jubel: :jubel:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

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  • Hallo!


    Es hat nicht mal bis Weihnachten gedauert. Ich habe die CD jetzt und habe mir das Streichtrio zum ersten Mal angehört.
    Und nun habe ich ein neues (mit deutlichem Vorsprung) Lieblings-Streichtrio! :yes:
    Das ist ein Werk, das man bei Mozarts Kammermusikschaffen nicht übergehen darf! Es wundert mich, daß es verhältnismäßig unbekannt ist bzw. es wenig Einspielungen gibt.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Dieses "Vergnügen" zählen nicht wenige Musikwissenschaftler zum Höhepunkt der Gattung Streichertrio.
    Wohl zu recht.
    "Ein Unikum" hat der Musikwissenschaftler und Mozart-Kenner Alfred Einstein das Streichtrio Köchelverzeichnis 563 einst genannt: ein Divertimento, das alles andere als leichte Unterhaltung ist, vielmehr ein ausgewachsenes Kammermusikwerk voller Finessen, sehr anspruchsvoll für Interpreten und Zuhörer.
    Es handele sich um „das vollendetste, feinste Trio, das je in dieser Welt hörbar geworden ist.“
    Nebenbei: Geschrieben in Es-Dur wie bei der Ouvertüre zur Zauberflöte.


    Ich bin vor Jahrzehnten durch Zufall darauf aufmerksam geworden, als in einer Zeitschrift Jürgen Kesting gefragt wurde, was er für Musik auflegen würde, wenn er morgens um zwei Uhr noch nicht schlafen gehen wolle.
    Seine Antwort: In so einer Stimmung spiele ich leise Mozarts Divertimento in Es-Dur mit Stern, Zukerman und Rose.



    Das war ein Dilemma für mich, denn diese Aufnahme war in den 80iger Jahren einfach nicht herzubekommen.
    Also begann meine Sammlung mit dieser Einspielung:



    Ich muss gestehen, sonderlich glücklich bin ich damit nicht geworden, lag es an mir, an der damaligen Hifianlage oder der CD selber? Wohl an allen drei Gründen gemeinsam.


    Trotzdem wurde diese Einspielung im Lauf der Jahre immer mal wieder aufgelegt, bis mir das Werk zumindest sehr vertraut wurde.


    Fortsetzung folgt.

  • Lieber Karl, Deinen neuen Thread zu Mozarts KV 563 habe ich mit dem bereits bestehenden zusammengeführt.
    Liebe Grüße vom Thomas
    :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Thomas,


    ich muss gestehen, ich habe meinen Beitrag mehr durch Zufall wiedergefunden.


    1. Gibt es für diese Fälle der Moderation die Möglichkeit der Benachrichtigung per PN?


    2. Keine Frage, daß er hier richtig eingeordnet wurde, allerdings hätte ich mit der Suchfunktion zu KV 563 hier zig Seiten durchforsten müssen, um diesen Thread zu finden. Auf der ersten gelisteten Suchseite war er bei mir nicht, daher bin ich davon ausgegangen, das es keinen eigenen Thread hierzu gibt. Mein Wunsch: Threadüberschriften sollten bei der Stichwortsuche 1.Priorität haben.


    Zurück zum Thema:


    Am Divertimento KV 563 erkenne ich sehr deutlich die geänderten Gesamtumstände, die uns HiFi-Klassikliebhaber innerhalb eines Zeitraumes von knapp 30 Jahren widerfahren sind.


    Damals in den 80iger hatte ich vor Ort 3 Musikläden zur Auswahl, deren Bestand an Klassik CDs nicht über das Standardsortiment hinausging. Wenn man einen speziellen Wunsch hatte, wurde "schon leicht genervt" bei den vorhandenen Lieferanten nachgeschaut, ob es was zum Divertimento KV 563 gab.


    Fragen wie "Wie heißt das, Tifertimedo?" gehörten dazu.


    Falls was gefunden wurde, kam die Frage: Soll ich das bestellen, sie müssen es aber kaufen?


    Bei den üblichen Preisen von 20 DM aufwärts ließ ich es dann grundsätzlich bleiben, so blieb meine Sammlung über mehrere Jahre ohne Zuwachs.


    Und wie angesprochen, mir gefiel die erste CD zu KV 563 nicht sonderlich.


    Aber auf Grund der hervorragenden Beurteilungen des Stückes war klar, daß ich immer mal wieder nach anderen Einspielungen suchen würde.


    In Nachgang würde ich sagen, so habe ich mich diesem Werk ganz langsam und mit viel Ausdauer genähert.


    So ist das heutzutage nicht mehr.


    Man kann sich sehr schnell und ausführlich über alles informieren und anschließend die Preisangebote sortieren.


    Die fast unbegrenzte Beschaffbarkeit über das Internet erlaubt es nun, meist innerhalb weniger Wochen selbst seltenste Aufnahmen zu bekommen.


    Das ist gut und schlecht.


    Für mich schlecht, weil ein zähes Reifen im Umgang mit dem Stück etwas verloren geht.



    Nette Grüße


    Karl

  • Es hat dann doch länger gedauert, bis ich eine zweite Aufnahme vom Divertimento erwerben konnte:



    Das Bell' Arte Ensemble Stuttgart, bestehend hier aus 3 Musikprofessoren, hat das Werk 1985 eingespielt.


    Endlich hatte ich eine erste Vergleichsmöglichkeit, wobei mir bald auffiel, wie die wechselnde Führung der drei Instrumente die innerliche Geschlossenheit des Stückes beeinträchtigen kann, wenn der Kontrast zu stark wird.

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  • Zum Millenium fand ich in Deutschland dann bei ebay die Aufnahme von Stern, Zukerman und Rose als LP.


    Nach Erhalt sofort digitalisiert und auf CD gebrannt.


    Allerdings mit den üblichen Knacksern, die einem den Spaß doch etwas verleiten können.


    Kestings Einschätzung hinsichtlich der künstlerischen Qualität konnte man sofort folgen, eine lebendige, sehr kräftige Darbietung ohne Fehl und Tadel. Eine echte Referenz für künftige Vergleiche.


    Einige Jahre später dann bei der üblichen Recherche nach KV 563 fand ich die CD Pressung - in einem Shop in Amerika.



    Da waren fast 20 Jahre vergangen, seit ich auf das Werk aufmerksam geworden war.


    Es dauerte allerdings noch Wochen, bis das wertvolle Gut nach sofortiger Bestellung endlich seinen Zielort erreichte und ich den kleinen Schatz stolz in Händen hielt. Die Postwege in den USA wie auch die zollrechtliche Behandlung in Deutschland sind ein Thema für sich.


    Es ist ein sehr sehr schönes Gefühl für einen Musikliebhaber und -sammler, wenn nach so langer Zeit das gesuchte Stück gefunden ist, das hat sich in dieser Art und Weise bei mir nicht mehr wiederholt.

  • Man findet bei Liebhabern dieses Stückes immer mal wieder den Verweis auf die Aufnahme mit


    Jascha Heifetz, William Primrose and Emanuel Feuermann von 1941.


    Ich muss feststellen, das ist ein schöner Abgleich mit "moderneren" Werkauffassungen aus heutiger Zeit, dieser süßliche Klang ist allerdings nicht mein Ding.


    Dreh- und Angelpunkt meiner Bewertung bleibt die Version mit Stern, Zukerman und Rose.


    Um das Jahr 2005 wurde dann diese CD erstanden:




    Das Trio Echnaton besteht aus dem Geiger Wolfram Brandl, dem Bratscher Sebastian Krunnies (beide seit 2000 Mitglied der Berliner Philharmoniker) und dem Cellisten Frank-Michael Guthmann (seit 2001 stellvertretender Solocellist der Bamberger Symphoniker).


    Eine gefundene Bewertungen dazu:


    Das Trio Echnaton reiht sich in die den erlauchten Kreis der Streichtrioformationen ein, die sich mit diesem Gipfel der Kammermusikliteratur beschäftigen.
    Meisterhaft, wie die drei gleichberechtigten Streicher diese Dramaturgie in Tempo, Klangfarbe und Dynamik umgesetzt haben.


    Meine Meinung:


    Eine äußerst ausgewogene, elegante und schöne Streichertriodarbietung mit der Folge, daß durch die vollzogene Glättung der Reiz des Stückes verlorengeht.


    Bleibt aber hinsichtlich der vielfältigen Möglichkeiten, was man aus der Partitur machen kann, als sehr geeignetes Anschauungsobjekt in der Sammlung.

  • Wieder einige Jahre später stieß ich auf diese CD von 2011



    vom HERMITAGE STRING TRIO, gegründet 2004, bestehend aus


    Boris Garlitsky, violin
    Alexander Zemtsov, viola
    Leonid Gorokhov, cello


    Die Instrumente sind dunkler und kräftiger abgestimmt als bei den vorangegangenen Trios, meiner Erfahrung nach recht üblich bei osteuropäischen Musikern.


    Es geht frisch zur Sache, nicht ganz so an die Grenzen gehend wie bei der Referenz, aber in ebenso hoher Geschlossenheit. Man merkt, die Drei spielen schon länger zusammen und sind aufeinander eingestimmt.


    Wer gegenüber der Referenz etwas mehr Grundtonfülle/-wärme und einen Tick weniger Verve sucht, kann und wird hier Gefallen finden.


    Paßt in ihrer Originalität deshalb ebenfalls in die Sammlung.

  • Es bleibt nicht aus, daß sich im Lauf der Jahre ein eigener Hörgeschmack bezüglich einzelner Stücke oder Komponisten herausschält.


    So geht es mir jedenfalls.


    Für Mozart braucht es für mich - lassen wir die vom Thema her ernsten Stücke mal weg - eine gewisse Leichtigkeit und Unbeschwertheit, was sich zuallererst bei der Intonierung bemerkbar macht. Das Musizieren bei diesem Trio sollte ferner einem Ballspiel unter Kindern gleichen, wo man Werfen und Fangen übt.


    Eine solche Aufnahme fand ich 2011 beim belgischen Trio Fenix, es ist die erste CD dieses 2006 gegründeten Streichertrios:



    Eine lebhafte Grundstimmung mit mitteleuropäisch abgestimmten Instrumenten, etwas heller, etwas schlanker, sehr gut passend zum Stück.


    Man nähert sich dabei mutig den tonal gesetzten Grenzen der Instrumente ohne daß es zu sehr quietscht.


    Eine der wichtigsten Herausforderungen des Stückes wird damit angenommen und sehr gut umgesetzt.


    Alles in allem weniger rauhbeinig und dafür graziler als bei Stern, Zukerman und Rose.


    Von daher würde ich die Referenz eher nachmittags und diese Aufnahme spätnachts hernehmen.

  • Ich muss gestehen, es gab noch eine Aufnahme, eine Denon CD von 1984, die ich immer haben wollte, wenn mich die Verfügbarkeit bzw. der Preis nicht lange zurückgehalten hätte:


    MOZART STRING TRIO:
    Jean-Jacques Kantorow, violin
    Vladimir Mendelssohn, viola
    Mari Fujiwara, violincello


    kantorov8kp2r.jpg


    Kantorow kenne ich von einer Raveleinspielung, wo er eine eigenartig kühle und dissonante Atmosphäre entstehen läßt.


    Entweder man mag es oder man legt es schnell weg.


    Deshalb war ich natürlich sehr gespannt, wie es mit dem Trio bei Mozart ausgeht.


    Die Aufnahme scheint auf einer größeren Bühne mit mehr Abstand zu den Mikros entstanden zu sein, die bisherigen Einspielungen sind dagegen direkter und intimer gewesen.


    Wie fast erwartet, hat diese CD einen ganz eigenen künstlerischen Reiz und Charme.


    Eine recht grazile und fragile Angelegenheit.


    Sollte deshalb in keiner Sammlung zu KV 563 fehlen.

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