Liebe Opernfreunde
Masochisten, die es leid sind sich in strengen Kammern auspeitschen zu lassen oder die von ausgedrückten Zigarettenkippen auf dem Rücken genug haben empfehle ich sich die derzeit laufende Inszenierung von den Salzburger Festspielen anzusehen - sie werden auf ihre Rechnung kommen.
Bevor wir zu den musikalischen "Genüssen" kommen - ein Wort zur Ausstattung:
Das weisse Universalbühnenbild, welches sich andauernd dreht, ansonst aber keine optischen Akzente bietet, ausser daß es eben weiß ist, und sich Türen und verschiebbare Wände darauf befinden ist sowohl für Don Giovanni, als auch sämtliche anderen Mozart-Opern, Werke von Verdi, Meyerbeer,Wagner, Lortzing und Strauß gleichermaßen bestens ungeeignet: Lieb- geschmack- und ausdruckslos.
Die Kostüme IMO von erlesener Hässlichkeit passen sich wohltuend ins Gesamtkonzept ein. Kein Stück passt zum Anderen, die Gemeinsamkeit, die stilistische Einheit ist jedoch dadurch gegeben, daß alle gleichermaßen unvorteilhaft wirken und die Körperformen ihrer Träger(innen) unterstreichen - nicht immer zum Vorteil der Trägerinnen.
Lobend erwähnen möchte ich auch noch die Regieeinfälle, wie Reinemachfrauen oder schnurspringende Kinder auf der Bühne.
Einiges wurde aber (offensichtlich wegen des großen Erfolges) von La Traviata übernommen, beispielsweise das Agieren der Darsteller auf allen vieren......
Sehr erotisch und bühnenwirksam auch die Models in ihrer Unterwäsche - auch wenn einige Mitwirkenden einige Jährchen zu alt und einige Kilo zu schwer für diesen Job schienen.......
Das gut aufgelegte Geldadel-Publikum applaudierte voller Inbrunst in die Registerarie hinein und bewies auf dies Weise seine Kompetenz und Sachkenntnis......
Das war also das vielbeschworene Elitepublikum, dem solche Aufführungen gefielen..... - oder hoffte man auf diese Weise die Arie abzukürzen ? Ich weiß es nicht.
Das Dirigat war eher lieblos, aber bei weitem nicht so schlecht, wie manche Zeitungen behaupteten.
Stimmlich möcht ich nicht ins Detail gehen - es lohnt nämlich nicht.
Die over-all Performance war allenfalls unterer Durchschnitt. - zumindest wenn man die Einspielungen der letzten 30 Jahre im Ohr hat.....
Dennoch: Alles in allem eine gelungene Parodie des Werkes, welche jugendliche Opernfreunde, die Don Giovanni das erste mal sehen - und zwar in dieser Aufführung - wirkungsvoll von Mozart - und vom gesamten Genre "Oper" wirkungsvoll fernhält.....
Eine gelungene szenische Umsetzung, bei der nur eines stört:
Mozarts verstaubte Musik - man sollte sie weglassen....
Beste Grüße aus Wien
Alfred