Karikaturen in der Musik

  • Das Mittel der Karikatur ist ja ein sehr schönes, um die Besonderheiten eines anderen jemanden aus seiner Sicht vor die Nase zu halten. Dies dann bitte schön humorvoll. Nun, in der Musik hat jeder Komponist auch so seine Besonderheiten, die man sicherlich auch humorvoll herausarbeiten kann. Der Humor ist eine nicht zu unterschätzende Komponente in der Musik. Daher meine Frage:


    Gibt es Stellen, die Ihr kennt, wo sich bspw. ein Mozart mit den Mitteln der Musik über einen Händel lustig macht oder über Bach? Oder ein Mahler über den Bruckner? Ganz große Komponisten verstehen es wiederum, sich auch über sich selbst lustig zu machen (wie es Bruckner z. B.im Scherzo der 7. möglicherweise tut). Auch so etwas darf genannt werden.


    Auch wenn dies sicherlich oftmals sehr subjektive Eindrücke sind, wäre es doch sehr interressant, von solchen Eindrücken zu lesen.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Salut,


    mir will jetzt ad hoc nicht einfallen, dass direkt ein Komponist auf die Schippe genommen wurde... das wird man am ehesten im 19. und 20. JH finden, aber es gibt schon einige "Karrikaturen in der Musik":


    Mozart z.B. komponiert ein "Caro mio Druck und Schluck", eine Persifalge auf die Italiänische Oper - und komponiert hernach noch einige davon. Dann zitiert er Zeitgenossen und auch sich selbst in Opern. Das Don-Giovanni-Finale enthält einen sehr großzügig bemessenen Anteil aus der Cosa rara von Martín y Soler: Zum einen ist es das Ansichreißen von schmissiger Musik, die zwangsläufig zum Erfolg führt [außer in Wien], zum anderen - wenn man sich die Instrumentation näher anschaut - die reinste Verballhornung. Der "Musikalische Spaß" ist nicht zu vergessen: Hier stichelt Mozart gegen die Instrumentalisten und komponiert so, wie es oftmals [auch heute noch] klingt, wenn hochnäsige ungeübte Musiker was zum Besten geben.


    Louis Spohr komponierte eine "historische Sinfonie": 1. Satz: a la Händel, 2. Satz a la Haydn und Mozart, 3. Satz a la Beethoven, 4. Satz: ganz modern. Sehr witzig, da stets romatisiert und absolut übertrieben, aber auf die Dauer eher nervtötend.


    Carl Ditters von Dittersdorf nimmt die einzelnen Musikstile der Nationen in seiner Sinfonie nazionale nel gusto di cinque nazioni aufs Korn: 1. Satz: Tedesco, 2. Satz: Italiano, 3. Satz: Inglese, 4. Satz: Franceso - auch wirklich empfehlenswert, man muß sich aber schon in den Stilen ein wenig "auskennen", sonst ist es witzlos [im Sinne von geistlos].


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Dass Mozart so einen "Spaß" auch in musikalischer Hinsicht getrieben hat, spricht sehr für ihn :D Auch der Humor ist ein Weg, die Welt zu beschreiben! Wie mag es sich wohl anhören, wenn Bach witzig oder auch beißend ironisch wird?

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Salut,


    der Humor bei Mozart gehört schon absolut dazu - es ist nur manches Mal schwierig, ihn [heute] nachvollziehen zu können. Dabei spielt der Zeitgeist eine gewichtige Rolle. Sehr viel humorvoller ist natürlich Joseph Haydn, der spricht direkt mit dem Publikum, also auf einer direkten und nicht [unbedingt] geistigen Ebene. Mozarts "Gags" sind da irgendwie "elitärer", wenn er auch ansonsten sich eher vulgär geäußert hat. Im übrigen das, was Alfredo il magno andern Orts kritisert... :P


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich glaube zu verstehen, was Du meinst. Hesse trift dies vortrefflich im Steppenwolf, wenn von er Mozart spricht.


    Im Scherzo der 7. Bruckners sehe ich ihn (Bruckner) so breit grinsen wir sonst nirgends.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

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  • Wen?


    Bruckner, Mozart, Hesse oder den Steppenwolf?


    :D


    Naja, das werde ich demnächst selbst herausfinden. Erinnere mich daran!


    LG
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Die Musikszene in Rossinis "Barbier von Sevila" wurde
    gelegentlch mit frei gewählten Werken bestückt,
    also nicht mit der dafür vorgesehenen Originalversion
    der Musik.


    In einer mir bekannte Version wurde eine Komposition
    von Paisello (dem Komponisten der ersten Version des "Barbiers")
    eingefügt, an Hand derer der alternde Dr. Bartolo den
    "wunderbaren Stil vergangener Zeiten" demonstrieren will-
    und ihn schauderhaft manieriert und betont "altmodisch"
    vorträgt - Eine Nummer zum Lachen....


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    unter dem Gesichtspunkt, dass ja der Komponist ohnehin seine Agenten in der Oper karrikiert, nämlich überzeichnet, hat der Thread eine ganz andere Bedeutung...


    :D


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • eine wirklich wunderbare Komposition in dieser Art ist "Les Amours de Ragonde" von Jean Joseph Mouret.



    Mouret: Les Amours de Ragonde (1714)
    Les Musiciens du Louvre - Minkowski


    Es ist eine grandiose Parodie auf die berühmtesten Opernszenen Lullys.
    Das ist musikalische Karikatur vom Feinsten (die sich einem natürlich nur dann in ihrer Gänze erschließt, wenn man die originalen Werke kennt)
    Aber selbst wenn man Lullys Werke nicht so in und auswendig kennt (wie ich :D ) oder die damaligen Zeitgenossen, ist dieses Werk ein absoluter Spaß!




    Die Geschichte dieser Komödie ist schnell erzählt. Die alte Schabracke Ragonde wills nochmal wissen, sie hat sich den jungen, naiven und vor allem rückgradlosen Colin ausgesucht.
    Der liebt natürlich eine andere - Ragondes Tochter - denn bevor man Ragonde lieben würde, würde man eher aufs andere Ufer wechseln....


    Ein anderer Verehrer der Tochter bietet der Alten an, sich an Colin für sie zu rächen - und so locken sie ihn bei Mitternacht in einen Wald.
    Dort wird er dann von Kobolden und Dämonen überfallen.
    Die Geister (verkleidete Burschend es Dorfes) machen ihm solche Angst, dass er bereit ist alles zu schwören.
    Ragonde tritt auf und erpresst ihn - sie wird die Geister verjagen, wenn er sie heiratet.
    In dieser Szene wird dann der Monolog der Armide verulkt - absolut genial gemacht und der absolute Höhepunkt des Werkes :D:D:D


    Am nächsten Tag wird schon die Hochzeit vorbereitet. Doch Colin bricht in Tränen aus und beneidet seinen Rivalen um sein Glück, der nun die Tochter Ragondes heiraten wird.
    Ragonde bleibt aber hart, sie droht vielmehr damit die Höllengeister erneut zu rufen.
    Colin ist so feige, dass er sie auf Knien anfleht es nicht zu tun - und er schwört der Alten ewige Treue.
    ´Die Hochzeit wird gefeiert!!



    :D fies aber gut.