Akiko Suwanai - Aufschwung mit der Violine

  • Hallo Taminos und Paminas!


    Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, dass hier so wenig über diese Geigerin berichtet wird - oder sie wenigstens jemand mal hört.
    Meiner Meinung nach verpasst ihr da gehörig was - besonders solche, die Geiger/innen und Violinkonzerte mögen oder gar exzentrisch lieben!



    Akiko Suwanai wurde im Februar 1972 geboren (7. oder 9.) - mit drei erhielt sie in Tokio, ihrer Geburtsstadt, den ersten Violinunterricht. Seit 1981 folgten ihre ersten Auszeichnungen - 1990 erreichte sie dabei den Höhepunkt, den Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb als Erste und somit jüngste Preisträgerin in der Geschichte dieses Wettbewerbs zu gewinnen.
    Zudem gewann sie weitere renommierte Preise - den 35.Internationalen Paganini-Violinwettbewerb, den 4.Internationalen Japan-Wettbewerb und den Internationalen Queen-Elizabeth-Wettbewerb.


    Frau Suwanai dürfte sogar etwas für unsere russisch ausgerichtete Fraktion etwas sein, da sie auch mit Rozhdestvensky und auch Svetlanov zusammengearbeitet hat.


    Der Threadtitel ist von ihrer 1995 erschienen Autobiografie ausgeliehen.
    In dieser soll es besonders um die Zeit nach 1992 gehen, nachdem sie ihre erfolgreiche Japantournee und Konzerttätigkeit in Japan abbrach und sich wieder ihrem Studium widmete.
    Es geht hierbei um ihre Lernerfahrungen durch den Unterricht, durchs Geigen selbst und durch Herrn Isaac Stern, der ihr Stoff zum nachdenken lieferte, genauso wie Louis Krasner - beide schärften die Sinne Suwanais durch kurze Bemerkungen, aus denen die junge Frau zu lernen gedachte.


    Große Begeisterung empfindet sie aber für einen ganz bestimmten Geiger - es sei sein wundervoll expressiver Stil, welcher ihn so auszeichnet. Sie redet von keinem geringerem als Jascha Heifetz.


    Suwanai war und ist ein sehr lernbegieriger Mensch - sie greift gerne auf Aufnahmen anderer Geiger aus Gegenwart und Vergangenheit zurück, um von jedem Geiger-Typ zu lernen.
    Sicherlich nicht als Nachahmung zu verstehen...



    Ich versuche mir ganz allmählich ihre Aufnahmen anzuschaffen.
    Ihr Debüt befindet sich schon in meinem Besitz: Bruchs 1.Violinkonzert und Schottische Fantasie.
    Im Juli 1996 fanden die Aufnahmen in einer Kirche statt und nach einem jeden Satz entbrannte dem Orchester und allen umstehenden ein heißer Jubelquell. Überschwänglicher Beifall - und das sicher nicht von nichtigen Laien, denn im Orchester des Saint Martin in the Fields gab es auch viele 'Altgediente', die sicher schon vielen Geigern lauschen konnten und auch ein Herr Marriner zeigte sich von ihrem Können entfesselt.
    Letztlich entstand eine atemberaubende Aufnahme - wie ich finde.



    Mensch...ich hoffe, dass ich euch noch mit Erfolg auf diese Geigerin geschuppst habe.
    Später werde ich noch etwas zu meinen anderen Aufnahmen sagen, aber vielleicht hat ja doch noch jemand eine CD im Regal versteckt und möchte sich hier zu Worte melden :hello:



    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo allerseits,


    ich merke schon. Es scheint niemand etwas zu haben, aber einige haben vorbeigeschaut.


    Zunächst möchte ich noch einmal auf Suwanais erste CD-Einspielung zu sprechen kommen.
    Es handelt sich um Max Bruchs 1.Violinkonzert in g-Moll op.26 sowie die Schottische Fantasie op.46.


    Es spielt die Academy of St Martin in the Fields unter Leitung Sir Neville Marriner.
    Wie im Einführungsbeitrag erwähnt, fanden die Aufnahmen in einer Kirche im Jahre 1996 statt - Suwanai war also doch schon recht reife 24Jahre alt.
    Mir kommt es so auch vor, als wirkt sie reif, nicht so verspielt, wie zum Beispiel manchmal Hilary Hahn - was ich allerdings keinesfalls als schlecht ansehe, nur kommt es mir im Innern (deshalb schwer zu beschreiben) so vor, als wahre Suwanai eine gewisse Distanz zum Werk - sie steht drüber, sozusagen. Sie weiß was sie spielt, achtet den Komponisten, legt Gefühl hinein und Liebe zur Musik und zu ihrem Instrument.
    Wie gesagt, das alles möchte ich Hahn, die ich ebenfalls sehr gerne höre, nicht abstreiten, allerdings wirkt Suwanai in ihrem Spiel souveräner - keine Ahnung, als Laie und verschriebener Gefühlsbetontermusikhörer ist es nicht leicht, so etwas jemanden nahe zu bringen.


    Aber gut, nun mal weg von Akiko Suwanais Spiel an sich und hin zum Werk: das 1.Violinkonzert Bruchs.
    Im Einführungsbeitrag erwähnte ich schon, dass ich diese Einspielung für atemberaubend halte. Das möchte ich nicht einfach so stehen lassen, sondern versuchen, es mit meinen bescheidenen Mitteln und Fähigkeiten zu begründen. Natürlich alles rein subjektiv - gerade bei mir als Hörer, der sowieso darauf achtet, wie das Werk WIRKT...


    Suwanai, das Orchester und Marriner bringen einem dieses Konzert in wundervoller Art näher - man merkt förmlich, dass jeder hochkonzentriert ist, besonders aber, wie gesagt, Suwanai.
    Ihr Spiel ist einerseits so intensiv und drückend - im Sinne von...von...tiefgehend könnte man auch sagen, dann ist aber auch wieder so sanft und gefühlsbetont - und das kuriose ist, dass ich beides im ersten Satz teilweise gleichzeitig verspüre.
    Da rührt es mich fast bis zu den Tränen und muntert mich auf und bewegt mein Herz einfach freudig...
    Mit dem Orchester zusammen gelingen tolle Stimmungswechsel und insbesondere der Stimmungsaufbau zum Start im dritten Satz ist meiner Meinung nach hervorragend gelungen. Wenn man richtig bei der Sache ist, dann kann man nichts anderes als sich dieser Liebe hingeben und im Körper erleben, wie es brodelt und langsam anfängt überzukochen.



    Das mag zum Violinkonzert reichen...eine wirklich lohnende Aufnahme! Vielleicht vergleiche ich sie irgendwann einmal mit Heifetz - das dürfte sicherlich einige interessieren.


    Jetzt aber noch zur Schottischen Fantasie.
    Was für ein Anfang. Wirkt fast etwas düster und gespenstig, wo sich langsam ein Lichtschein durchkämpft - wie durch dicke und dichte Rauchschwaden, bis es sich dann leichter hindurch wuseln kann - dabei geht nichts von der anfänglichen Intensität verloren. Im Adagio dann Aufhellung - der Beginn spiegelt für mich den Frühling wider: Blumen, die morgens langsam die Köpfe heben und sich dem Lichte wenden, wodurch sich ihre Blüten öffnen. Man könnte es vielleicht auch als träumerisch verwenden - hier gefällt mir aber die Orchesterleistung viel besser als Suwanais, weil es diese Stimmung zu herrlich herüber bringt. Ja, natürlich ist es die Solovioline, aber irgendwie würde ich mir ganz persönlich diese fast noch mehr in den Hintergrund wünschen und etwas dezenten - das mein Kritikpunkt, aber der ist wirklich total subjektiv. Zumal es nicht durchgängig so sein sollte, aber an einigen Stellen schon.
    Zum Scherzo fällt mir ehrlich gesagt nicht so viel ein - es ist halt aufgewühlt und richtig gut interpretiert :D An vielen Stellen springt einen diese gesamte Freude der Ausführenden regelrecht an.
    Den Auftakt in das Finale finde ich irgendwie etwas zu aggressiv von Suwanai gewählt. Danach kommt eine Stelle (kurz vor 1,30min) wo ein etwas seltsamer Klang entstanden ist - könnte aber auch an meiner Anlage liegen. Wirkt hier verschwommen - das trifft es ganz gut, aber könnte eben auch auf die Anlage zurückzuführen sein.
    Ansonsten empfinde ich das hier gewählte Tempo teilweise als etwas zu träge - klebrig trifft es da noch besser. Aber sie bleiben nicht durchgehend kleben, sondern lösen sich auch mal davon, nur wirkt es deshalb gerade so, als renne man mal auf Betonboden und dann durch einen Buddelkasten mit aufgelockertem Sand.
    Auch wenn es mir so vorkommt, als hätten sie nach dem Scherzo alle etwas nachgelassen, bringt es das Finale doch noch zu einem guten Ende und lässt alle fröhlich nach Hause gehen...



    Tschö :hello:
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Juten Tach auch mal wieder bei der mir wichtig erscheinenden Akiko Suwanai!


    Ich möchte heute etwas kürzer auf eine zweite Einspielung zu sprechen kommen - die eigentlich unterschiedlicher für mein Empfinden nicht sein könnte.
    Licht und Schatten - wenn der Schatten auch nicht so sehr düster ist, dafür erscheint das Licht umso greller!


    Es handelt sich um die Einspielung Mendelssohns Violinkonzert e-Moll op.64 und Tschaikowskijs Violinkonzert D-Dur op.35.
    Beginnen möchte ich mit Mendelssohns Werk:


    Wie mir jetzt erst auffällt, beginnt das Tschechische PO unter der Leitung Ashkenazys sehr interessant - Suwanai tastet sich aus dem akustischen Hintergrund langsam nach Vorne. Sie spielt nicht hervorgehoben, sondern 'auf einer Ebene mit dem Orchester'.
    Im Vergleich dazu Hilary Hahn: imposant als Leiterin. Eine schöne Herangehensweise, allerdings beeindruckt mich Hahn mehr.
    Hilary Hahn dient mir als einziger Vergleich dieser Einspielung Suwanais. Und hier liegt so ein bisschen auch das Problem, denn H.Hahn spielt sehr frisch und lebendig, einfach ohne Ängste und Skrupel. Akiko Suwanai legt dagegen von Beginn an eine gewisse Ruhe und 'Verzögerung' hinein. Klanglich sicherlich alles sehr schön - die Technik kann ich nicht beurteilen, aber es hört sich ja net schlecht an - nur mir halt etwas zu träge.
    Es zieht sich (leider) durchs ganze Stück hindurch, was mir gerade am Finale sehr unpassend erscheint - etwas mehr wäre hier sehr angebracht. Vielleicht soll und will sie Souverän wirken - das schafft sie ja auch, allerdings geht ihr bei diesem Werk viel 'Leben' verloren.
    Absolut passend ist dafür diese gefühlvolle Interpretation im 2.Satz - hier wirkt dieses schleppende Tempo sehr wohltuend, da hier die nötige Ruhe angebracht erscheint. Durch diese Ruhe fühlt man sich gestreichelt und unglaublich lieb umwoben von feinster Seide - ich stelle mir da so das Bild vor, wie solch ein zarter und leicht durchsichtiger Stoff herab schwingt und in einer atemberaubenden Eleganz auf der Haut entlang gleitet...solch eine Sanftheit empfinde ich im 2.Satz. Und das ist bei Akiko Suwanai auch ganz klar mein Höhepunkt.


    Insgesamt gefällt mir Hilary Hahn besser - weil sie lebendiger und aggressiver an das Werk herangeht, aber im 2.Satz kommt Suwanais Zurückhaltung richtig zur Geltung!



    Zeitvergleich zw. Suwanai und Hahn:


    Suwanai - I.13,03min; II.8,25min; III.6,25min
    Hahn - I.12,01min; II.8,11min; III.5,56min







    Als zweites Stück präsentieren uns Ashkenazy und das Tschechische PO mit Suwanai Tschaikowskijs Violinkonzert.
    Das dürfte sicherlich eins der am meisten 'abgelutschten' Werke sein - doch mit Suwanai wurden mir manch neue Phrasen bewusst, welche sie so herausgearbeitet hat, wie ich es bisher noch nirgends wo gehört habe.


    Die Trägheit aus Mendelssohns Konzert hat sie hier nach meinem Empfinden zwar noch nicht vollständig abgelegt, allerdings gelingt es ihr hier mehr Feuer zu versprühen!


    Bei etwa 2,48min legt eine sehr extrem 'punktierte' (keine Ahnung ob dort wirklich punktierte Noten sind, aber in ihrem gespielten Rhythmus wirkt es so) Phrase vor - diese wiederholt sich ja im Laufe des Werkes einige Male und wer sie hört weiß welche ich meine - das ist die erste Neuheit für mich gewesen. Diesen stark heraus gespielten Rhythmus so sehr zu betonen, bringt gleich neues Leben und Akzente ins Werk hinein und mir gefällt es sehr gut! Für mich zeugt dieser Ansatz von Frische und Mut (da ich es sonst nur zurückhaltend kenne).
    Kurz bevor es dann zum Hauptthema mit den Trompeten übergeht (beschrieb ich ja im Thread zu Tschaikowskijs Konzert selbst), treiben sich Suwanai und Orchester sehr schön gegenseitig an - ein kleines Kräftemessen zwischen der Solisten und dem vereinten Orchester.
    Die Trompete selbst im Hauptthema gefällt mir gut - das ist ja manches Mal eine kleine Tragödie, wenn diesem Instrument hier so ein bisschen das Fundament fehlt.
    Wiederum geht Suwanai den zweiten Satz mit ungemein viel Gefühl an - und auch hier verbreitet dies, gerade zu Beginn des Satzes, eine kleine Gänsehaut. Diese Stimmung trägt sie hindurch durch diesen Satz, baut damit die Spannung sehr schön mit dem Orchester zum Ende hin auf und platzt dann schwungvoll, aber nicht hektisch in den dritten Satz.
    Hier geht es nach der kurzen und wieder etwas ruhigen Einleitung spritziger zu. Irgendwie hört es sich konzentriert an, wie sich Akiko Suwanai selbst hoch steigert, um dann diesen aufgeweckten Stil herüberzubringen. Das Orchester trägt natürlich seinen Teil dazu bei - Suwanai 'wurschtelt' diese schnellen Stellen ruhig durch, das Orchester setzt fulminant im Kontrast dazu ein. Wurschteln ist nicht negativ angehaucht...geht eher um die Schnelligkeit, dennoch ist's sauber, denke ich jedenfalls.
    Ich hab jetzt keine andere Aufnahme im Ohr, aber hier bei Ashkenazy lebt der letzte Satz von den extremen Gegensätze, wie ich eben auch schon am Beispiel versuchte zu beschreiben. Teils ruckartige Wechsel von laut zu leise und verzögernd hin zu davoneilend.
    Das Finale lässt einen dann noch mal herrlich mitgehen - ca. die letzte Minute treibt einen hinauf zum Gipfel, allerdings scheint es mir insgesamt ein 'ruhiges' Tempo zu sein, mit welchem die Tschechen, Ashkenazy und Suwanai hinauf schreiten - natürlich diesem Finale entsprechend, also im Vergleich zu anderen. Dabei sind sie sehr betont an manchen Stellen, als wenn sie da einen kleinen Sprung nach oben unternehmen, um noch einmal anzuziehen und letzte Reserven auszupacken. Letztlich endet alles in einem Sprint - und die Erleichterung das kleine Ziel erreicht zu haben...



    Wenn ich auch hier eine kleine Zusammenfassung mache, dann lautet diese, dass Suwanai mit dem Orchester eine hervorragende Einspielung abliefert, welche Schwung und Elan mit Gefühl, Sanftheit und auch manch neuem Interpretationsansatz verbindet - letzteres natürlich auf meine bisherigen Kenntnisse bezogen.



    Gruß, Maik :hello:


    PS: Der Tschaikowskij gehört neben Pinchas Zukerman zu meinen absoluten Favoriten bei diesem Konzert!
    PSS: Hupps...na ja. Ich fand es dennoch nicht so ganz detailliert...

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Guten Mittag!


    Aufgerüttelt und angetrieben durch den Thread unserer 'Hundert bedeutenden Interpreten' und dessen "Abspaltungen", will ich heute eine weitere Aufnahme vorstellen.


    Akiko Suwanai spielt zusammen mit dem Budapest Festival Orchestra unter dem Dirigat Iván Fischers.


    Im Gegensatz zu der von mir geschätzten Hilary Hahn brachte es Akiko Suwanai schon fertig, Dvoráks Violinkonzert auf Konserve festzuhalten...
    Beginnen werde ich allerdings mit Pablo de Sarasate.
    Zwei kleinere (von der Länge her gesehen) Werke sind mit auf die CD gebannt:


    Zigeunerweisen, op.20
    Ein aggressiver Start - passt irgendwie zu meiner Vorstellung eines aufgewühlten Zigeunertrupps, welcher umherzieht und dabei für manch Furore sorgt (schon klar...wahrscheinlich klassisches Denken über die 'Zigeuner').
    Anschließend folgt allerdings ein leicht melancholisches Spiel vornehmlich durch die Violine, sanft begleitet durchs Orchester. Als erhebe sich aus diesem Trupp eine klagende, weinende Stimme - vielleicht steckt auch etwas Mahnendes dahinter.
    Dann erfolgt ein rasanter Stimmungswechsel, wieder hin zum tänzerisch leichten und fröhlichen. Mir als Laien erscheinen jetzt einige schwierige Passagen für die Violine aufzutreten - spielen, zupfen: im Wechsel, zugleich...Suwanai hat es meiner Meinung nach sehr locker herübergebracht, wodurch dieser Tanzcharakter sehr schön vertieft wurde...


    Carmen Fantasie, op.25
    Meiner Meinung nach ein bekannteres Werk (!?), welches mir persönlich aber nicht so zusagt.
    Es ist mir irgendwie zu viel 'Schmalz' drin - und bei allem Können Suwanais, aber auch sie wird diesen irgendwie nicht los. Jemand, der das Stück schätzt, mag dies sicherlich anders sehen, doch deshalb bleibe ich hier ja im subjektiven Bereich!
    Irgendwie fällt es mir schwer, zu dem Stück etwas zu schreiben...liegt es an der Ablehnung? Es sind schöne Passagen drin - gerade der Mittelteil (dürfte wohl das Hauptthema sein). Da wirkt es für mich dann auch mal nicht so (mir fällt kein anderes Wort als/für schmalzig ein...) [hier kommt das Wort hin, welches mir gerade nicht einfällt].
    Den "Schmalz" verliert das Stück für mich richtig aber erst zum Schluss hin - es wird lockerer und geht etwas zackiger von der Spielweise her zu. Das passt mir schon eher! Man merkt Spielfreude und auch die musikalische Lust - neben diesem ruhigen, gleitenden, aber klebenden Charakter des Beginns ein purer Genuss.


    Zu Suwanai selbst etwas zu sagen fällt mir schwer - ich kenne beide Stücke nur mit ihr. Allerdings gefällt mir sehr gut, was sie eben auch technisch (dem Laienohre nach) bei den Zigeunerweisen leistet. Zudem verspürt man an den lebendigen Stellen, aber eben auch an den melancholischen (Zigeunerweisen...), das sie mit dem Herzen dabei ist.



    Bevor es zu Antonín Dvoráks Violinkonzert op.53 kommt, gibt es noch die Mazurek op.49.


    Ein sechsminütiges Werk, wirkt leicht angelehnt an den Charakter Sarasates Zigeunerweisen.
    Lebhafte Auskostung der Freude mit anschließendem pausieren in sanften Klängen - das wechselt ein paar Mal hin und her und endet letztlich in einem recht aggressiven Tonfall - erzeugt auch durch den ruckartigen Wechsel der Lautstärke...
    Ich halte es für ein (sehr) nettes Stück für Zwischendurch.


    Dvoráks Violinkonzert...ich selbst stehe diesem Werk immer zweigeteilt gegenüber. Mal ist es das Mauerblümchen, dann wieder viel geliebtes und geschätztes Konzert - aber eines steht fest: Wenn ich zu Akiko Suwanai greife, dann packt es mich! Zweimal hat mich diese packende Interpretation schon wieder herangeführt an dieses Werk - welches sicher eine viel schlechtere Wertschätzung erfuhr als nur ein Mauerblümchen...
    Es ist genau die schon erwähnte Art, welche mich von den ersten Klängen ergreift und fesselt - Spielfreude, die von der Solistin und dem Orchester herüber in mein Zimmer schwappt.
    Gerade merkt man dies in kleineren Steigerungen von ruhigen, sanften Stellen zu schwungvolleren.
    (Womit ich nicht gerechnet hätte, tritt gerade beim Hören wieder ein: das Mitgehen mit der Musik, das Ergriffensein...sie haben es wieder geschafft.)
    Es tut mir wahnsinnig Leid, aber mich packt dieses Werk gerade so, dass mir nichts anderes mehr einfällt - Spielfreude, mitreißende Stimmung und Atmosphäre, ein tolles Werk...
    Es gibt einen nahtlosen Übergang vom ersten in den zweiten Satz - kein Absetzen, kein gar nichts...einfach in besinnlichster Ruhe hinübergeleitet.


    Sicherlich müsste man gerade zum Hauptwerk der CD mehr sagen...wie spielt sie, was passiert etc.pp. - aber erstens fällt mir so etwas generell schwer und nehmt doch einfach mein Erleben als größtes Lob, das ich dieser Interpretation zusprechen kann. Jene, die schon ähnliches erlebt haben, werden mir da sicher beipflichten, dass tausend Worte weniger bewirken, als einfach still sein und genießen - und genau das werde ich jetzt mit dem restlichen zweiten Satz und kompletten dritten machen...



    Für meine unvollkommene Sprache und Wortwahl mein herzliches Beileid...jenen, die sie gelesen haben.


    Bis zur nächsten CD...eine hab ich noch ;)
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • So, liebe LESER! Auf geht es für mich zur zunächst letzten Runde mit dieser Dame, denn ich komme zur letzten mir vorliegenden CD:



    Akiko Suwanai
    City of Birmingham Symphony Orchestra
    Sakari Oramo


    Zu William Waltons Violinkonzert h-Moll kann ich ehrlich gesagt nichts schreiben - ich habe es zwar einige male gehört, allerdings ist mir dieses Werk nicht gerade sehr eingängig und so wirklich gefallen konnte es mir auch nicht...Von daher fällt mir jeder Kommentar - gerade auch in Bezug auf Suwanai schwer.


    Jean Sibelius' Violinkonzert d-Moll op.47 hört sich dagegen schon ganz anders!
    Das von mir schon oft gelobte sanftmütige Spiel sticht für mich auch hier heraus...Als Vergleich steht mir Sergij Khachtryan unter Emmanuel Krivines Leitung zur Verfügung. Beide Aufnahmen gefallen mit sehr, aber Suwanai vermittelt mir mehr Ruhe und an einigen Stellen auch die bessere Stimmung, den schöneren Stimmungsbogen.



    Wenn ich so mein persönliches Fazit ziehe, dann fällt es so aus, dass Tschaikowskij und Bruch die Höhepunkte sind.
    Ansonsten liefert Suwanai für mich sehr gefällige, aber nicht immer vom Hocker reißende Einspielungen - schöner Klang und innere Ruhe zeichnen sie für mich aus!


    In der Hoffnung, dass dieser Thread nun nicht sinnlos im Nirwana des Forums verstauben wird und der ein oder andere Mal seinen Senf hier dazu gibt,


    grüßt euch
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Hallo,


    ich bin zufällig auf einen Ausschnitt aus der von ihr 1990 beim Tschaikowsky-Wettbewerb gespielten Chaconne von Bach aufmerksam geworden ( einfach bei youtube "Suwanai Bach" eingeben) Ich finde ihr Spiel auf Anhieb sehr ernsthaft und tiefgründig.


    Kann jemand zu dieser, ich glaube ihrer einzigen Bach-Aufnahme, etwas sagen?


    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo Maik,


    zunächst einmal ganz herzlichen Dank für Deinen sehr interessanten und umfangreichen Bericht über Akiko Suwanai! :jubel:
    Zu meiner Schande muss ich - Violinmusikliebhaberin - gestehen, dass ich bislang noch nichts von ihr hörte. Doch das soll sich umgehend ändern! :yes:


    Bei jpc habe ich mich durch die ersten beiden Aufnahmen durchgeschipselt (zur dritten geposteten lag leider keine Hörprobe vor) - und bin sehr beeindruckt, einfach grandios! :jubel: :jubel: :jubel:







    Woran liegt es aber, dass Akiko Suwanai so wenig bekannt ist?
    Eines ist jedenfalls schon jetzt ganz gewiss: auf meinen Weihnachtswunschzettel wird auch Akiko Suwanai stehen.


    In der Hoffnung, dass Du noch einige Taminos und Paminas auf diese hervorragende Künstlerin aufmerksam machen kannst verbleibe ich,


    mit lieben sonntäglichen Grüßen aus Kassel,
    diotima.

  • Guten Abend lieber Maik,


    vielen Dank für die informativen Hinweise zu dieser vorzüglichen Künstlerin, die ich vor Jahren hier in Freiburg im Konzertsaal der Musikhochschule erlebt habe und vorher auch gar nicht kannte. Dies war eines von den Konzerten, die mir am meisten unter die Haut gingen, so intensiv war die Gestaltung der Violinsonate von Leos Janacek. Mimik und Gestik waren dabei wie inexistent. Alles war Musik. Absolut souverän interpretiert. Besser geht nicht. Ich gehe seit über 40 Jahren schon immer mal wieder ins Konzert, aber so einen starken Eindruck hat ein Konzert nur wenige Male auf mich gemacht. Um Akikio Suwanai mal wieder life erleben zu können würde ich weit fahren.
    Übrigens habe ich eine Philips-CD von 1999 in meiner Sammlung, die 1998 in England aufgenommen wurde, mit eben der Janacek-Sonate und Stücken von Dvorak und Brahms. Eine Kostbarkeit, weil dieser Titel auf der Webseite http://www.universalmusic.nl nicht mehr verzeichnet ist.
    Grüßle aus Freiburg
    backwoods