Euere liebsten männlichen Altisten

  • Hallo,


    gewiss, dieser Thread überschneidet sich naturgemäss wieder mit einigen anderen Threads. Und auch der Begriff "Altus" lässt sich nicht wirklich zu dem des Countertenors abgrenzen. Dazu gibt es schon einen Thread der toll begann aber dann verhungerte:


    http://tamino-klassikforum.at/thread.php?threadid=1144


    Im Rahmen der verschiedenen Bach-Kantaten-Threads wurde natürlich auch schon viel über männliche, erwachsene Altisten geschrieben.


    Im Idealfall sollte dieser Thread eine Art kleine Enzyklopädie der männlichen Altisten werden, was dann natürlich nicht nur Euere "liebsten" Altisten wären, sondern auch die, die Ihr lieber nicht hören wollt.


    Bitte hier keine Grundsatzdiskussion darüber führen, ob es sinnvoll oder gar verlogen ist, in einer Bach-Kantate einen erwachsene männlichen Altus einzusetzen aber auch eine weibliche Sopranistin in der Einspielung zu haben. Mir persönlich ist eine Altistin immer lieber in einer Bachkantate, aber meine meisten Lieblingsdirigenten setzten nun mal häufig einen männlichen Altus ein. Man ist gezwungen, sich damit abzufinden. Aber auch ein Altus kann verblüffend sinnlich und schön in meinen Ohren klingen, so daß es abzuwägen gilt, welcher männlicher Alt mir bei Bach zusagt und von wem ich besser die Finger lasse. Zudem wollen wir uns nicht nur über Bach unterhalten. Wir haben mittlerweile viele hervorragende männlcihe Altisten, die es wünschenswert erscheinen lassen, beispielsweise in einer Händel-Oper auch männliche Rollen wirklich von Männern in entsprechender Stimmlage singen zu lassen. Mein "Damaskuserlebnis" diesbezüglich hatte ich vor einigen Wochen, als ich in der Oper Frankfurt Händels Agrippina sah, in der mich William Towers als Ottone restlos überzeugt hat.


    Also: Namen gibt es viele, zum "Alt-Superstar" wurde nur einer hochgejubelt, da gibt es noch diesen HIP-Dirigenten, der früher Alt sang, Harnoncourt, Herreweghe, Gardiner, etc., sie alle haben im Laufe ihrer Karriere mit vielen männlichen Altisten zusammengearbeitet... welche sind gewöhnlich fantastisch und welche sind nicht unbedingt mit Genuß anzuhören. Welche Arien, Duette, Rezitative, etc. eignen sich besonders für männlichen Alt und welche sind unbedingt eher mit einem weiblichen Alt zu besetzten.... wobei: da verlassen wir schon wieder das Feld der "Altisten-Enzyklopädie"...


    Also: Vorschlag: Äussert Euch zum Thema wie Ihr wollt, aber wenn Ihr einen speziellen Sänger mit einem Thread würdigen wollt, so nennt ihn in der Überschrift und äussert Euch zu ihm etwas ausführlich, mit Verweisen auf eingespielte klingende Beispiele.

  • Seit ich die "berühmte" MP-Aufnahme von Harnoncourt hörte, bin ich komplett entzückt der Stimme Paul Esswoods. Weil auch der vielgerühmte James Bowman da sang, konnte ich gut vergleichen.
    Noch immer ist er für mich NUmmer 1, obwohl es inzwischen sehr schöne Counter-Tenors gibt.
    Nicht so schön, aber ein Favorit ist auch der Pionier Alfred Deller.


    LG, Paul

  • Dominique Visse
    Vor allem wegen seiner Interpretation des Alessandro in der von mir seit Jahren heißgeliebten Einspielung von Hasses Opera seria "Cleofide" (bei CAPRICCIO erschienen, Emma Kirkby singt die Titelrolle)


    Monsieur Visse klingt hier einfach überirdisch schön: Eine helle, tragfähige Stimme, fast schon "knabenhaft weiß" zu nennen - wie ein singender Engel :angel:


    Ich habe noch ein paar andere Aufnahmen, wo er im Ensemble mitwirkt (u. a. als Elviro in Cavallis "Serse" - bei harmonia mundi France), aber als Alessandro gefällt er mir einfach am besten! :jubel:


    Derek Lee Ragin
    Vor allem wegen seiner Interpretation des Poro in der von mir seit Jahren heißgeliebten Einspielung von Hasses Opera seria "Cleofide" :D:D


    ... aber auch in der Tamerlano-Einspielung unter Gardiner und noch in einigen anderen Opernaufnahmen gefallen mir seine ambitionierte Interpretation und der äußerst charakteristische Klang seiner Stimme sehr gut.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Gute Idee! - selbst wenn ich bis jetzt verzweifelt nach weiblichen Altisten gesucht habe (ok, billiger Schmäh)


    Die Debatte Altist oder Countertenor sollte man getrost vergessen - das ist primär persönliche Präferenz des Sängers oder des Covergestalters der Plattenfirma (teilweise voneinander abweichend). Zum Fan dieser Stimmgattung wurde ich übrigens durch den wunderbaren Film "Farinelli" von Corbiau (vorher wusste ich nicht mal, dass es Altisten gibt).


    Zu Alfred Deller:
    Ein wunderbarer, ausgesprochen feinfühliger Sänger, der mich besonders bei englischen Lautenliedern (Dowland, Purcell, u.a.) beeindruckt.
    Bei Operninterpretationen sind ihm die jüngeren Kollegen - insbesondere dank besserer Ausbildung - in aller Regel jedoch überlegen.


    Einzelvorstellungen demnächst.

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  • Hallo ihr,
    ich mag die Stimme von Michael Chance, beispielsweise in der Arie "Es ist vollbracht" in Bachs Johannespassion. Diese schlanke, fast fragile und reine Männerstimme ist in solchen Momenten wirklich schön - andererseits ist der Mittelteil dieser Arie genau wieder das Problem von Michael Chance. Das "Der Herd aus Juda kommt mit Macht" mit schnelle Streicherakkorden ist einfach zu wuchtig für seine Stimme, da bräuchte man dann eine richtige Altistin.
    Ich kenne zwar noch einige andere Altisten, allerdings konnten die mich alle nicht so überzeugen, da ich persönlich auch wirklich in den wenigsten Stücken eine solche Stimme schön finde.


    Liebe Grüße,
    momo

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor

  • Ein durchaus dankbares Thema... Für mich die schönste männliche Altstimme, die zur Zeit zu erleben ist: der Kiedricher Andreas Scholl, beweglich, ausgeglichen in den Registern, tolle Höhe - und immer auch interpretatorisch glänzend. Völlig anders die Haltung des Sängers z. B. bei seinen Bachkantaten und dann bei seinen Händel-Aufnahmen. Ich kenne keine Scholl-Aufnahme, die mir nicht auf Anhieb gefallen hätte: die beiden Bach-Passionen, das Weihnachtsoratorium, die h-moll-Messe, aber auch der Messiah oder Salomon ist herausragend, genauso, wie seine Solo-CDs mit deutschen Barockliedern, englischen Folksongs oder deutschen Barockkantaten - ich kann sie alle empfehlen.


    Von den älteren Fachvertretern schätze ich René Jacobs sehr - für mich die sinnlichste Altstimme überhaupt. Hier würde ich besonders den "Serse" von Cavalli herausheben wollen, eine Aufnahme, die einst für mich zu einem Urerlebnis mit dieser Musk wurde - und zu einer Faszination geführt hat, die mich nie wieder losgelassen hat. Aber auch die Solo-CDs von Jacobs sind hörenswert, egal, ob die "Air des Cours" oder die Sammlung "Amarilli, mia bella".


    Nehme ich jetzt mal als Komponisten Händel heraus, gibt es eine Menge guter Altisten in den entsprechenden Rollen - aber natürlich hat auch eine Frauenstimme hier ihre Berechtigung: ich würde auf Sängerinnen wie Ewa Wolak, Vivica Genaux, Patricia Spence und (ohja) Marilyn Horne nicht verzichten wollen. Wer vor letzerer nicht gleich reissaus nimmt, dem sei das Album mit vor allem Händel ("Recital" bei Erato) empfohlen. Bei allen Einwänden, die man anbringen kann: das ist irre, was die Sängerin da an Können vorführt! Und die genannten Damen verfügen alle über etwas, was die Herren in dieser Lage eben nicht haben, männlich, markante Tiefe, die mitunter wirklich glauben macht, da singe ein Typ. Interessanter Kontrast: in der Neu-Einspielung von "Orlando furioso" von Vivaldi bietet die Altistin Marie-Nicole Lemieux einen mitunter zum verwechseln ähnlichen Horne-Klang, während Phlippe Jaroussky (für alle Fans der hohen Männerlage: merken!!! - Kantaten von Vivaldi empfehle ich sofort) einen ganz schlanken, mädchenhaften Sopranklang bietet, toll!


    Erwähnt werden soll noch David Taylor, den finde ich auch spannend ("Lamento" mit Musik u. a. von Schütz und Buxtehude), dann der sehr bewegliche David Daniels und der beeindruckende Lawrence Zazzo.


    Mein Problem sind die älteren Engländer: ich mag Paul Esswood gerne, wirklich, finde seinen Monteverdi auch hörenswert, toll die Aufnahmen von Pro Cantione Antiqua, aber seinen Bach finde nicht überzeugend: dieses krähende, in der Höhe dann diese Anstrengung, es ist nicht meins... (dazu noch diese schlecht intonierenden Knabestimmen als Sopran... aber gut, das gehört hier nicht hin), ebenso James Bowman: bei Cavalli nicht schlecht, aber in "Ariodante" (Händel/Leppart) eigentlich nicht akzeptabel.


    Out of Order: Alfred Deller - ob Shakespeare-, oder Folksongs, immer wieder schön und: ohne seine Pionierarbeit wäre die Musikwelt gewiss ärmer.


    Nun, ob also weiblicher oder männlicher Alt ist sicher auch eine Geschmacksfrage, ich kann mit beidem nebeneinander gut leben. Und deshalb will ich noch einen Namen anbringen, der da nicht fehlen darf: Elisabeth Popien, die Altistin des Ensembles "Cantus Cölln". Eine runde, warme Altstimme, dabei schlank und elegant - wenn Elisabeth Popien bsplsw. "Ach, das ich Wassers genug hätte" singt, müssen sich die Herren, die dieses berühmte Lamento gesungen haben, schon arg anstrengen. Gleiches gilt für Bach-Kantaten. Die Ausdruckstiefe und das technische Können von Elisabeth Popien gehört zum Stärksten, was im Moment in diesem bereich zu erleben ist. Und das sagt ein echter Fan von männlichen Altstimmen...

  • Als Counter der ersten Generation in Europa leider total unbekannt: Russel Oberlin.


    Singt in Bernsteins "Messias". Hat auch den Oberon in der Uraufführung von Brittens "Sommernachtstraum" gesungen, da Deller krank wurde.


    Später wählte ihn Strawinsky aus, unter siener Leitung die Türkenbaba zu singen.


    Es gibt einige sehr schöne Schallplatten von ihm, u.a. mit Arien aus Händel-Opern, in denen Deller nicht gerade überzeugend ist.

    Amneris

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  • Hallo!


    Diese Weihnachts-CD habe ich nun wieder hervorgekramt:



    Bei BWV 133 gefällt mir Derek Lee Ragin als Altus recht gut.
    Was meinst Du, Markus?


    Spontan fällt mir noch diese CD ein:



    Gerard Lesne gefällt mir hier sehr gut.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Den thred über Taminos liebste weibliche Altistinnen hab ich offensichtlich verschlafen, also bleibt mir wieder mal nur die unattraktive "Resteverwertung" übrig. Richtig glücklich bin ich leider mit den wenigsten Altisten, es gibt unter ihnen Timbres, denen länger als 5 Minuten zu lauschen eine herbe Zumutung ist.Besonders grässlich Jochen Kowalski, der in Monterverdi/Gardiners "Orfeo"
    ursprünglich die "Messaggiera" (Unglücksbotin) singen sollte, jedoch nach wenigen Takten von einem sichtlich entnervten, unglücklichem Dirigenten aus dem Studio geworfen wurde... Als "Kompromiss-Kandidaten" kann ich Andreas Scholl und mit grösseren Abstrichen, Michael Chance akzeptieren...


    Ausseroderntlich positiv viel mir bei der Aufnahme von Antonio Lottis Vesper-Psalmen der junge Altist David Erler auf, der für einen Altisten über eine erstanulich dunkel timbrierte männliche Stimme verfügt und bei mir nicht das Gefühl erzeugt, einer "verhinderten Frau" oder einem um wesentliche Merkmale
    reduziertem Mann zu lauschen.



    Zitat

    Singt in Bernsteins "Messias".


    Hat Bernstein irgendwann Händels "Messiah" eingespielt oder sollte hier doch "Mass" gemeint sein ?

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich finde Charles Brett sehr gut. Der klingt anders als alle anderen, sehr interessant. Der gibt sehr oft den Alt bei den Aufnahmen der Bachkantaten unter Herreweghe.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Den thred über Taminos liebste weibliche Altistinnen hab ich offensichtlich verschlafen


    Wenn er von Joschi organisiert ist, hast Du nichts verschlafen. Er ist z.Zt. ins Heer. Darum hat er noch keine Zeit.


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von BigBerlinBear


    Hat Bernstein irgendwann Händels "Messiah" eingespielt oder sollte hier doch "Mass" gemeint sein ?


    Oh ja, das hat er, ist bei Sony/CBS erhältlich.
    Aber die Aufnahme ist so grauselig, daß wir sie wirklich ganz schnell vergessen wollen! Zumal Bernstein die Reihenfolge eigenmächtig verdreht und victorianische "Verschönerungsmaßnahmen" dirigiert :no:


  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Hallo,
    ich mag keine männlichen Altisten,
    aber weibliche Bässe mag ich auch nicht.


    :hello:Herbert.


    Du und Siegfried, Ihr Spezialisten, habt Euere Meinung schon weiter oben kundgetan. Sollte eigentlich genügen :angry: :angry:

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    ich mag keine männlichen Altisten, aber weibliche Bässe mag ich auch nicht.


    Wie klingen die denn, Herbert? Ihr Timbre?

  • Guten Tag


    Auf einigen neuen CDs






    habe ich in letzter Zeit den jungen Countertenor Philippe Jaroussky kennen und schätzen gelernt :jubel: :jubel:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Philippe Jaroussky gefällt mir auch ausserordentlich gut. Neben den Solo-CDs würde ich auch unbedingt die Gesamtaufnahme von Vivaldis "Orlando furioso" empfehlen: transgender einmal anders: während Marie-Nicole Lemieux mit brustig-männlicher Tiefe die Titelpartie interpretiert, lässt Philippe Jaroussky einen fast weiblich-hellen Sopranklang hören, der an einigen Stellen wirklich vergessen macht, dass da ein Mann singt.

  • Hallo allerseits,


    das ist sicher Geschmackssache - ich höre am liebsten Altisten, die nicht so ausgeprägt nach "Altus" klingen und eher ein etwas neutraleres Timbre haben. Hier möchte ich Kai Wessel und vor allem Andreas Scholl nennen, der mir bisher in jeder Aufnahme gefiel, die ich gehört habe. Michael Chance dagegen finde ich unerträglich - dann lieber einen weiblichen Alt.


    :hello: Andreas

  • Halllo,


    mein Favorit ist KS Jochen Kowalski, der nicht nur alte Musik interpretiert, sondern auch Kunstlieder, Operette und Salonmusik.


    Doch trotzdem bin ich immer noch mehr für einen reinen Alt. Wenn z.B. in der Fledermaus der Orslowsky von einem Counter gesungen, finde ich das nicht so toll. Vielleicht weil es meine Rolle ist.


    Im Film über Farinelli, wurde eine Alt- und ein Counter gemischt, sehr clever. Doch heute fallen die Damen nicht mehr so schnell in Ohnmacht, beim Anhören eines Counters.


    LG

  • Hallo!!


    Countertenöre gefallen mir im Allgemeinen sehr gut. Ihre Stimmen lassen den Zauber der Barockoper ein bisschen intensiver erleben.


    Alfred Deller
    und
    Andreas Scholl, wenn man ihn als Alt zählen darf!


    LG joschi

  • Zitat

    Original von musika
    Mein Favorit ist KS Jochen Kowalski, der nicht nur alte Musik interpretiert, sondern auch Kunstlieder, Operette und Salonmusik.


    Kowalski war für eine relativ kurze Zeit richtig gut. Live habe ich ihn als Giustino von Händel und mit dem Oberon in Brittens "Midsummermarriage" gehört.


    Nicht so gelungen fand ich seine Ausflüge in den Bereich des Kunstliedes. Weder die "Müllerin" noch die "ferne Geliebte" fand ich wirklich überzeugend. Das hatte mehr was exotisches...


    Und aus seinen Wünschen nach der "Hänsel und Gretel" Hexe ist wohl genausowenig was geworden, wie sein Ziel, mal den Octavian singen zu können...

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  • Sah ihn 1993 in Schwetzingen in einer Aufführung von "Julius Cäsar in Ägypten" der Komischen Oper Berlin"; damals noch :jubel: :jubel:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Ich bin kein grosser Freund der Countertenöre. :no:
    In den Anfängen der neuzeitlichen historisch
    desinformierten Aufführungspraxis hoffte man
    durch falsettierenden männlichen Gesang den
    Tessituren der virtuosen Kastraten näher zu rücken,
    bloß erwies sich diese Ansicht als ein Fehler.
    Die wenigsten Countertenöre von heute
    hören sich an wie echte weibliche Sopranos oder Alti. :untertauch:
    Und schon gar keiner kommt so kräftig und strahlend
    `rüber wie die manipulierte synthetische Stimme "Farinellis"
    aus dem gleichnamigen Film. So frage ich mich des öfteren:
    was soll der ganze Hype um die Counters?? :no:?(


    Trotz der kritischen Haltung befindet sich in meinen Schränken
    eine erhebliche Anzahl von CDs mit dieser Art Gesang,
    ist nun mal unumgänglich bei einer Schwäche für Barock.
    Die wenigsten davon sind verständlicherweise Soloalben.


    Vor nicht so langer Zeit habe ich Andreas Scholl und
    Philippe Jaroussky auf der Bühne erlebt.
    Scholl`s kristallklare, ätherische und im höchsten Masse
    artifizielle Töne ließen mich nicht unbeindruckt. Ich kaufte
    mir danach sogar zwei seiner CDs /mit deutschen und englischen Barockliedern/, die ich aber vergleichsweise selten höre.
    Ph. Jaroussky ist sicherlich rein optisch recht
    bühnenwirksam, hört sich aber manchmal an wie
    eine Parodie auf (junge) Anne-Sofie von Otter.
    Sein Stimmumfang ist nicht besonders groß und irgendwie
    habe ich den Eindruck, dass er alles ziemlich gleich artikuliert,
    ob es nun Monteverdi, Händel, Bassani oder Vivaldi wäre,
    zumindest auf Dauer hört sich so eine Stimme eintönig an
    und man wird schnell müde.

  • Zitat

    Original von wolkenstein
    Die wenigsten Countertenöre von heute
    hören sich an wie echte weibliche Sopranos oder Alti.


    Ja, das stimmt wohl. Aber auch Kastraten hatten sich nicht so angehört [was jedenfalls die Aufnahmen von Moreschi beweist] und sollten es auch nicht. Aber: Hast Du mal Jörg Waschinski getestet?


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Ja, das stimmt wohl. Aber auch Kastraten hatten sich nicht so angehört [was jedenfalls die Aufnahmen von Moreschi beweist] und sollten es auch nicht. Aber: Hast Du mal Jörg Waschinski getestet?


    :hello:


    Ulli


    Ja!! Super Beispiel! Könnte selber drauf kommen. :] :]
    Waschinski ist ein waschechter "männlicher Sopranist".
    Kräftige, reine, fließende Stimme, perfekte
    Technik (sehr ähnlich dem synthetischen Gebilde aus
    dem o. g. Film). Habe seinen Auftritt in Bonn vor ca. 1 Jahr
    leider verpasst. Dabei habe ich mehrere Aufnahmen, die unter
    seiner Beteiligung entstanden sind, z. B. die "La Passione" von
    Myslivecek, "Giob" von Dittersdorf`s usw.
    Gerade "die Passion" in den Player eingeworfen,
    echt beeindruckend! =)


    p.s.
    Apropos, Moreschi hört sich an wie eine meiner älteren Tanten
    (Gott hab` sie selig), wenn sie mal einen Psalm anstimmte.


    Besten Gruß


    :hello:

  • Zitat

    Original von wolkenstein


    p.s.
    Apropos, Moreschi hört sich an wie eine meiner älteren Tanten
    (Gott hab` sie selig), wenn sie mal einen Psalm anstimmte.


    Nichts gegen Deine Tanten :D - aber Moreschi war vermutlich ebenso alt wie sie, als die Aufnahmen der Capella Sistina entstanden ....:stumm:



    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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