Stokowski - der Klangmagier

  • Erstaunlich, dass bislang noch kein Beitrag zu Stokowski in diesem Forum vorliegt:


    Leopold Stokowski (1882 - 1977) war ein Dirigent und Arrangeur klassischer Musik. Ursprünglich Organist, wurde er einer der umstrittensten, aber auch erfolgreichsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Stokowski leitete schätzungsweise 2000 Uraufführungen. Er wurde als "Klangzauberer" gefeiert und für seine Eingriffe in den Notentext oder die ursprüngliche Orchesteraufstellung geschmäht. (so u.a. bei Wikipedia zu lesen)

    Was sind denn seine wichtigsten Aufnahmen? Welche klingen auch am Besten? Was sollte man kennen?

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

    Einmal editiert, zuletzt von a.b. ()

  • Was??? Kein Stokowski-Thread, wie kann das sein... muß ich gleich mal nachsehen...


    Ich habe noch viele Stokowski-Aufnahmen auf meinem imaginären Wunschzettel, eine, die mir lieb und teuer ist, ist das fünfte beethovenische Klavierkonzert in der Studioeinspielung mit Glenn Gould und dem "American Symphony Orchestra" (nie wieder was davon gehört!?) (1966)



    weitere Empfehlungen folgen.

  • Hallo,
    Stokowski war zwar damals schon ein"Stardirigent",
    was meistens negativ bewertet wird,
    aber er hat sehr viel geleistet für die popularisierung
    klassischer Musik.Orgelwerke von Bach wären ohne
    seine Orchesterbearbeitungen garnicht so bekannt
    geworden,wie sie heute sind.Er war auch oft der
    Dirigent ,wenn Rachmaninow seine Klavierkonzerte spielte.
    Er hat damals moderne Werke von Strawinsky und
    Bartok aufgenommen,und er hat sich für die amerikanische
    Musik eingesetzt.Außerdem ist für mich seine Aufnahme
    von Rimsky-Korssakows Scheherazade die schönste,die
    ich kenne.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Außerdem ist für mich seine Aufnahme
    von Rimsky-Korssakows Scheherazade die schönste,die
    ich kenne.


    Auf welche Aufnahme beziehst Du Dich da? Danke!

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo a.b.


    die Aufnahme,mit Erich Gruenberg,Violine und dem


    London Symphony Orchestra ist von DECCA (1965).


    Nur noch F.Reiner ist für mich ähnlich großartig.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn


    die Aufnahme st von DECCA (1965).


    Ist das in der 5CD-Box von der DECCa Vol I. enthalten. Ist diese Box empfehlenswert?

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo,a.b.


    das weiß ich nicht.Ich habe die CD vor ca.20 Jahren


    gekauft.Da sind noch das Capriccio espagnol und die


    Polowetzer Tänze drauf.


    (Vielleicht kannst Du bei jpc nachschauen)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    American Symphony Orchestra


    Hallo ThomasBernhard,
    das American Symphony Orchestra wurde 1962 von Stokowski gegründet.
    Sein Stamm waren ehemalige Mitglieder des längere Zeit vorher aufgelösten NBC-Symphony Orchestras, die bis 1961 stellenweise in dem dann auch aufgelösten Orchester "The Symphony of the Air" eine Heimat gefunden hatten.
    Ergänzt wurde dieser Stamm mit jungen Nachwuchskünstlern und die allereste Aufnahme dieses neuen Orchesters war die "Negro Folk-Symphony" von William Dawson, natürlich unter Stokowskis Leitung.
    Das Orchester existiert immer noch ( und zwar in New York) und steht heutzutage unter der Leitung von Leon Botstein.


    Hallo Hebert Henn,


    ja,ja, die Scheherazade mit Gruenberg unter Stokowski!
    :jubel: sage ich da nur.
    Absolut großartig, übrigens war dies die erste Aufnahme, welche DECCA damals in Ihrer neuen "Phase 4" Technik machte, also eine Aufnahme mit damals unüblich vielen Mikrophonen, Stokowski war ja Zeit seines Lebens immer an den neuesten Trends im Aufnahmesektor interessiert.Ich denke allerdings, daß die Aufnahme schon um 1963 entstand.


    Übrigens habe ich die allerersten Stereo Versuchsaufnahmen von 1930/31 mit dem Philadelphia Orchestra unter Stokowski.
    Man hört Ausschnitte aus den Bildern einer Ausstellung von Mussorgski sowie Ausschnitte aus dem Prometheus von Skrjabin.
    Erstaunlich guter Sound- es wurde auf Draht aufgenommen- und ungeheuer klangsinnlich gespielt.


    Besten Gruß,


    Michael

  • hallo, rundum alles, was st. eingespielt hat, ist empfehlenswert; auch die hier angesprochenen decca-boxen!!! ich schätze ihn als einen meiner allerliebsten dirigenten, großartige interpretationen, voller enthusiasmus, klangsinnlichkeit, gestaltungswillen....GRANDIOS ..da vezeihe ich ihm auch mal kleinere übergriffe in den notentext (was ich generell natürlich nicht gut finde; aber mnanchmal gewinnt das werk auch dadurch) ..und vor allem: es macht SPASS!!!!


    :jubel:


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Ich erinnere mich, daß ich mal eine Musiccassette besaß, auf der Stokowski als 92-jähriger (wenn ich mich korrekt entsinne) Mahlers 2. dirigierte.


    Ich fand die Interpretation damals sehr gelungen und würde mich deshalb interessieren, ob jemand die Aufnahme kennt und ob sie gar momentan erhältlich ist.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • @ Norbert:


    Diese Aufnahme der II. Mahler gibt es in der RCA "Stokowski Stereo Collection" - und das Alter stimmt auch, denn sie entstand 1974.


    Ich habe diese Aufnahme schon länger nicht mehr gehört, muss aber sagen, dass sie mir im Gegensatz zur herrschenden Meinung nicht übermäßig gefällt. Obwohl ich im Grunde ein großer Stokowski-Verehrer bin - aber es gibt immer wieder Intonationsprobleme, auch die dynamische Disziplin lässt zu wünschen übrig und insgesamt wirkt das Stück sehr statisch - aber wie gesagt, die Mehrheit der Stokowski-Fans betet diese Aufnahme an - ich bevorzuge dann doch die IV. Mendelssohn die er als 95jähriger aufgenommen hat oder seine Eroica von 1974, die ich für eine der gelungensten Einspielungen dieses Werks überhaupt halte.


    Und natürlich sein Debussy und Ravel.


    In der EMI-Serie "Classical Archives" gibt es überdies eine faszinierende DVD mit Beethoven V und Schubert 8 von 1969 und Wagner Meisersinger-Vorspiel und Debussy Prelude von 1972, demselben Konzert aus dem auch die umwerfende CALA-CD mit der I. Brahms kommt, die für mich den Gipfelpunkt der Stokowski-Schwelgerei darstellt.


    HG,
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Hallo Stokowsky-Freunde,


    früher war ich auf jede Rundfunkaufnahme mit Stokowsky scharf und habe diese mitgeschnitten.
    Auf CD habe seltsamerweise wenig mit Leopold Stokowsky - das hat folgende Gründe:
    1. Die DECCA-Stereo-CD-Boxen enthalten immer verschiedene Komonisten - so eine Kunterbuntzusammenstellung schätze ich gar nicht, wenn die Aufnahmen auch interessant sein mögen.
    2. Stokowsky ist sehr alt geworden, daher gibt es auch jede Menge MONO-Aufnahme-Boxen auf CD mit ihm - ich meide bekannterweise Mono.
    3. Meistens habe ich ein mit Stokowsky interpretiertes Werk auf CD schon in anderen TOP-Aufnahmen - Stokowsky war somit uninteressant. Sein CD-Repertoire wird von anderen Dirigenten bereits abgedeckt.


    Die Rachmaninoff-Klavierkonzerte mit Rachmaninoff am Klavier und Stokowsky habe ich mal auf LP besessen, aber der Sound war grässlich, sodaß ich mich schnell wieder davon getrennt habe. Auch "Rachmaninoff himself" konnte mich gegenüber vielen neuen Aufnahmen gar nicht überzeugen.


    Eine Einzel-CD mit dem London SO enthält Bearbeitungen von Bach´s Toccata und Mussorgsky´s Eine Nacht auf dem kahlen Berge (von Stokowsky instrumentiert) und seine Symphonische Synthese aus "Boris Godunow"; diese ist mir durch den stürmischen und gegenüber der Rimsky-Korsakoff-Version vergleichsweise rüden Zugriff gut in Erinnerung.
    :D Stokowsky läßt hier richtig die Fetzen fliegen.
    Trotzdem mag ich dieses Werk in der R.K.-Fassung mit Solti auf Decca lieber, denn Solti läßt es hier mindestens genauso krachen. Da hat auch diesesmal Roshdestwensky mit dem Orchestre de Paris (EMI) keine Change.


    Die Mussorgsky-Aufnahmen sind in der Decca-Box Vol.2 enthalten:

    Recordings Vol. 2 1964-1975
    Beethoven:Symphonien Nr. 5, 7,9;Egmont-Ouvertüre
    +Schubert:Symphonie Nr. 8
    +Brahms:Symphonie Nr. 1
    +Wagner:Orchesterstücke aus Walküre, Götterdämmerung,
    Rheingold, Siegfried, Meistersinger
    +Rimsky-Korssakoff:Scheherazade;Capriccio espagnol
    +Tschaikowsky:1812-Ouvertüre;Slawischer Tanz
    +Mussorgsky:Nacht auf dem kahlen Berge; Symphonische
    Synthese aus "Boris Godunow"
    +Borodin:Polowetzer Tänze

    London PO, New PO, London SO, Royal PO,
    Suisse Romande Orchestra, Stokowski
    DECCA 6 CDs Aufnahmen 1964-1975 Stereo ADD 39,95€


    :hello: Der TIPP von Herbert mit der Sheherazade ist interessant.
    Diese ist in o.g.Decca-Box auch enthalten.
    :D Sollte ich von meinem Grundsatz solche Kunterbuntzusammenstellungen nicht zu kaufen doch mal abweichen ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Norbert,


    Zitat

    Original von Barockbassflo
    @ Norbert:


    Diese Aufnahme der II. Mahler gibt es in der RCA "Stokowski Stereo Collection" - und das Alter stimmt auch, denn sie entstand 1974.


    Ich habe diese Aufnahme schon länger nicht mehr gehört, muss aber sagen, dass sie mir im Gegensatz zur herrschenden Meinung nicht übermäßig gefällt. Obwohl ich im Grunde ein großer Stokowski-Verehrer bin - aber es gibt immer wieder Intonationsprobleme, auch die dynamische Disziplin lässt zu wünschen übrig und insgesamt wirkt das Stück sehr statisch - aber wie gesagt, die Mehrheit der Stokowski-Fans betet diese Aufnahme an - ...
    HG,
    Flo


    ...ich kann mich da dem Barockbassflo nur anschliessen: ich weiss nicht, wo der Ruhm dieser Aufnahme herrührt, aber die Mahler 2 von Stokowski finde ich auch nur wenig inspirierend/inspiriert. Ausserderm gibt es, abgesehen von o.a. Mängeln, wenigstens auf meiner LP-Ausgabe, eklatante Aufnahmemängel (Teile wirken, als wären sie in unterschiedlichen Räumen aufgenommen worden).


    Gruß
    Uwe

  • Hallo Flo,
    hallo Uwe,


    danke für Eure Beiträge.


    Ich werde auf jeden Fall intensiv in die Aufnahme hineinhören, bevor ich sie mir u.U. zulege.
    Es ist bestimmt mehr als zehn Jahre her, daß ich die Aufnahme hörte. Damals kannte ich "meinen Mahler" längst nicht so gut wie heute.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Kenne zwar bisher kaum etwas mit Stokowski (u.a. da mich typisches "Orchestral Spectacular" Repertoire einfach nicht interessiert), aber eine großartige Aufnahme, wohl eine der besten des Stücks ist seins von Brahms' 1. Serenade, wiederveröffentlicht bei MCA, urspgl. American Decca, guter früher (ca. 1960) Stereoklang (entweder als Doppelpack mit der erwähnten Negro Folk Symphony, häufig aber auch einzeln für ca. 1-3 EUR erhältlich).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Sehr gewöhnungsbedürftige Tempi bei Tschaikowskys 4. Sinfonie (bei youtube gibt es einen Ausschnitt eines Konzerts von 1965).


    Wer kennt Stokowski-Tschaikowsky-Aufnahmen auf CD?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bald erscheint folgende CD auf dem Markt:



    Francesca da Rimini und Hamlet, 1958


    Es gibt zumindest die Francesca da Rimini aber bereits in einer neueren Aufnahme von 1974:



    ----------


    Allgemein wundert mich, daß Stokowski in unseren Dirigenten-Rankings und auch sonst im Forum ein absolutes Schattendasein führt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Habe mich die letzte Zeit ein wenig mit den Bearbeitungen Stokowskis beschäftigt, und kann nur sagen, daß sie mir zusagten.



    Bei Wagner hat er m. E. weniger wirklich bearbeitet als einfach "symphonische Synthesen" aus den Opern gemacht, was grad für Einsteiger nicht schlecht ist.



    Gefallen haben mir auch die "Bilder einer Ausstellung" in seiner Orchestrierung.



    Wer Karl Richter nicht mag, sollte sich Stokowskis Bach nicht antun. Die "Air" ist noch romantischer als schon beim extremsten Un-HIP. Von BWV 565 ganz zu schweigen. :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Joseph II.,


    bezüglich der Wagner-Stokowski-Serebrier-Naxos-CD kann ich mich Deiner Beurteilung und Begeisterung nur voll und ganz anschließen. Interpretatorisch wie klangtechnisch allererste Güte.
    Allerdings gibt es auch mit Stokowski selber Wagner-Aufnahmen und zwar bei Decca und RCA.


    Die auch schon von teleton weiter oben genannte Decca-Box enthält insbesondere einen unglaublichen Walkürenritt, der zu den Glanzzeiten des London Symphony Orchestras im Jahre 1966 aufgenommen wurde und das in der ziemlich abgefahrenen Phase4-Technik. Eine derartige klangliche Vielfalt, Wucht und mitreißende Wirkung erlebt man selbst bei diesem Stück sonst nicht. Allein der Streicherklang ist einmalig.


    Dazu gibts dann noch Sonnenaufgang und Siegfrieds Rheinfahrt, Siegfrieds Tod und Trauermarsch, Einzug der Götter in Walhall und Waldweben aus derselben Aufnahme-Session. Auch wenn es teilweise sehr eigenwillig und modifiziert klingt, ist es immer faszinierend zu hören und nie langweilig bzw. belanglos.


    Außerdem enthält die Box die unfassbaren LSO-Aufnahmen von Scheherazade, Nacht auf dem kahlen Berge und Slawischer Marsch sowie eine der allerbesten Beethoven 9-Aufnahmen, die ich je gehört habe (allein der erste sowie der letzte Satz sind die ganze Box wert).
    Diese Box sollte man sich besorgen, solange es sie noch gibt.



    :lips:A g o n

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Die von JosephII abgebildete Naxos-CD mit den Stokowski-Wagner-Bearbeitungen Symphonic Synthesis unter Serebrier habe ich auch.
    Diese Interpretation ist sehr sauber und gut; auf Details bedacht und soweit angemessen; zudem in TOP-aktueller Klangqualität.
    Aber bei Stokowski am Pult hätte das doch ganz anders geklungen.


    Auch auf dieser CD finden sich seine Bach-Bearbeitungen mit dem "sauberen" Serebrier:



    Naxos, 2005, DDD


    :yes: Aber wenn ich mir Stokowski mit den gleichen Werken (soweit vorhanden) auf seiner Decca-Aufnahme anhöre, dann liegt doch eine ganz andere Welt vor - er macht ganz anderen Dampf!


    Die Symphonische Synthese aus Boris Godunow ist auch auf Decca dabei.
    Da ist schonmal klar, dass die von Joseph gezeigte CD mit dem braven Mathes (M.Bamert) keinesfalls mit der unbändigen Stokowski-Aufnahme mithalten kann.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Unbedingt empfehlen kann ich folgende CDs:





    Absolut ein-ma-lig!




    Über diese Aufnahme wurde ja hier schon einiges gesagt. Ich finde sie hervorragend und kann mich durchaus mit der "Gangart" von Gould und Stokowski anfreunden. Selten dürfte man bei Beethoven einen wärmeren Orchesterklang gehört haben.





    Eine "Turandot", wie man sie sich kaum besser wünschen kann!





    Die "Boris Godunov"-Auszüge mit Rossi-Lemeni sind überwältigend.





    Diese Opernszenen sind echte Raritäten aus Stokowski Repertoire und wurden erst kürzlich auf CD veröffentlicht.





    Die Stücke von Enesco und Smetana (Ouvertüre von "Die verkaufte Braut") sind ein wahrer Ohrenschmaus, auch wenn das Orchester für manchen Hörer zu sehr nach "Hollywood" klingen dürfte.





    Einen solch jugendlich-schwungvollen Brahms (Symphonie Nr. 4) hört man auch nicht alle Tage.





    Allein schon die Dvorak-Serenade lohnt die Anschaffung dieser CD.





    Effektvoller Wagner im (zugegebenermaßen) knalligen Sound.





    Auch wenn der Soundtrack zu "Fantasia" klangtechnisch nicht befriedigen kann, so enthält er doch Stokowskis überzeugendtste Einspielung des (stark bearbeiteten) "Sacre" - auch für Strawinsky-Einsteiger geeignet!




    Vor den zwei folgenden Aufnahmen muss ich jedoch ernstlich warnen. (Bei der Unzahl von Einspielungen, die Stokowski gemacht hat, verwundert es nicht, daß eben auch einige "Gurken" darunter sind.):



    Langweiliger und verhaltener wurde Wagner wohl selten gespielt.





    Bei den Carmina Burana wussten die Beteiligten wahrscheinlich nicht, was sie hier eigentlich gesungen und gespielt haben...




    ...und für alle, die sich etwas genauer über den Maestro informieren möchten, sei noch dieses Buch empfohlen:


  • Vor einigen Monaten kaufte ich diese Box


    Der Inhalt ist sehr unterschiedlich. Glières 3. Sinfonie beispielsweise gibt's bei CHANDOS unter Downes oder auch in einer TELARC-Aufnahme unter Botstein besser. Auch vieles andere in dieser Box ist - vor allem auch von der orchestralen Seite her - enttäuschend.



    Da ist diese Zusammenstellung hier, die Agon in diesem Thread bereits vor zwei Jahren lobend erwähnte, deutlich besser.


    Stokowski war ein ganz eigenartiges Phänomen in der Musiklandschaft, der nicht nur interpretiert, gerne auch um-interpretiert und umgearbeitet hat. Dabei ist nicht alles geglückt. Aber nicht meckern jetzt. Seine Bach-Bearbeitungen für's großformatige Orchester sind spitze. Und eine - naja - so krasse und heftige Darbietung des Slawischen Marsches von Tschaikowsky gibt's auch nur von ihm :thumbup: .


    Grüße,


    Garaguly

  • Meine Lieblingsaufnahme dieser Symphonie :jubel:


    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Gerade höre ich den Livemitschnitt von Bizets "Carmen", den Stokowski 1946 dirigiert hat.*


    Die Aufführung wurde in Englisch gesungen und ihr liegt die Dialogfassung (also nicht die Rezitativfassung) zugrunde. Das Ganze klingt eher wie eine Tonspur zu einem Hollywoodmelodram :love: , bereitet mir aber viel Freude beim Zuhören. Wenn ich das ganze Werk gehört habe, werde ich mich hier weiter dazu äußern.



    *Den gibt es bei premiereopera.com zu erwerben. Leider liegt kein ordentlicher Besetzungsplan bei. Ich weiß lediglich, daß Ramon Vinay den Don Jose singt.

  • Carmen (engl.)
    Aufnahme: 11.6.1946, live, Hollywood Bowl
    Dirigent: Leopold Stokowski
    Hollywood Bowl Orchestra
    Hollywood Bowl Chorus


    Carmen: Winifred Heidt
    Don José: Ramon Vinay
    Escamillo: James Pease
    Micaëla: Nina Koshetz



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dank der hilfreichen Information von Harald Kral (vielen Dank!) können nun also folgende Angaben zu Stokowskis Carmen gemacht werden:


    Carmen (engl.)
    Aufnahme: 11.6.1946, live, Hollywood Bowl
    Dirigent: Leopold Stokowski
    Hollywood Bowl Orchestra
    Hollywood Bowl Chorus


    Carmen: Winifred Heidt
    Don José: Ramon Vinay
    Escamillo: James Pease
    Micaëla: Nina Koshetz


    Sängerisch sticht Nina Koshetz als Micaela hervor, während Vinays Stimme Geschmackssache ist. Mich überzeugt er vor allem im vierten Akt, wo er dramtisch etwas mehr aufdrehen darf. Winifred Heidt als Carmen dürfte mehr Sinnlichkeit ausstrahlen und Peases Escamillo könnte für meinen Geschmack mehr Machotum verbreiten.


    Das Klangbild erinnert - wie schon gesagt - an die Tonspur alter Hollywoodfilme und auch das Gehörte (vor allem die gesprochenen Dialoge) entsprechen dieser Vorstellung. Hinzu kommt noch, daß Englisch ja nicht die Muttersprache aller Beteiligten Sänger war, so daß sich manch fremder Akzent in die Aufnahme mischt. Das alles ist recht reizvoll und auf unterhaltsame Weise altmodisch und klischeebehaftet; wobei ich das absolut nicht negativ meine. Es macht wirklich Spaß diese "Carmen" aus Großvaters Zeiten zu hören und ich bedaure mal wieder zutiefst, daß es von Stokowski so wenig Opernaufnahmen gibt. Sicherlich gibt es tiefgründigere und sängerisch und natürlich auch klangtechnisch überzeugendere Aufnahmen, aber ich mag diesen Mitschnitt sehr wegen seiner Lebendigkeit (mir fällt kein besseres Wort ein): man sieht das Operngeschehen regelrecht vor sich und lebt, liebt und leidet mit den Figuren. Und das ist, finde ich, ein großes Kompliment.



  • Stokowski sorgt in der Tat immer noch für Überraschungen! Völlig erstaunt habe ich obige "L´Orfeo" Aufnahme entdeckt und bin gerade dabei, sie mir zu Gemüte zu führen.
    Der erste Eindruck - trotz mangelnder Tonqualität - ist, daß hier ein wesentlich gröberer Stil gepflegt wird als man das erwarten würde. Der Klang ist hier auf "große Oper" ausgelegt, was aber recht gut funktioniert. Das Werk selbst ist stark gekürzt und nimmt sich in dieser Fassung nicht viel Zeit, um die Handlung vor dem Publikum auszubreiten. Wenn ich das ganze Werk gehört habe, werde ich gerne noch weitere Eindrücke schildern.
    Hier noch die Besetzung:
    Orfeo - Gerard Souzay
    Euridice - Judith Raskin
    Messaggiera - Regina Sarfati
    Caronte - Andrew Frierson
    Plutone - Joshua Recht
    New York City Center Opera, 1960


    Auf einer zweiten CD sind noch weitere Einzelaufnahmen mit Gerard Souzay zu hören (ohne Stokowski).
    Laut Internet gibt es auch noch einen äußerst seltenen Live-Mitschnitt von Monteverdis Marienvesper unter Stokowskis Leitung. Die wird aber - wenn überhaupt - momentan wohl nur über dubiose Downloads angeboten.

  • Nach dem Anhören des "L´Orfeo" kann ich noch folgende Anmerkungen machen: Aufgrund der mangelhaften Tonqualität ist diese Aufnahme nicht für das erste Kennenlernen mit diesem Werk geeignet. Trotzdem bekommt man etwas von der Wirkung von Gérard Souzays noblem Bariton zu hören/spüren. Er ist das unbestrittene Zentrum dieser Produktion, die man gerne in besserer Klangqualität und auch mit einem ausführlicherem Booklet erleben möchte. (Immerhin handelt es sich hier nicht um eine Niedrigpreis-Aufnahme.)
    Stokowski scheint sich mit Monteverdis Musik wohl zu fühlen und präsentiert eine ansprechend-dramatische Lesart des Werkes. (Erneut möchte ich anmerken, daß es ein Jammer ist, daß es - legal oder auch "halblegal" - so wenig Opernmitschnitte unter seiner Leitung gibt.)

  • Heute vor 130 Jahren wurde er geboren:
    Leopold Anthony Stokowski (* 18. April 1882 in London, England; † 13. September 1977 in Nether Wallop, Hampshire, England, eigtl. Leopold Antonin Stanislaw Boleslawowicz Stokowski) war ein englischer/amerikanischer Dirigent und Arrangeur klassischer Musik.



    Als „Klangzauberer“ gefeiert und für seine Eingriffe in den Notentext oder die ursprüngliche Orchesteraufstellung geschmäht, entwickelte er über Jahrzehnte hinweg einen eigenen, sehr typischen Orchesterklang. Durch seine Mitwirkung in Walt Disneys Film Fantasia wurde er zur Legende.
    95 Jahre alt ist er geworden! Er schuf zwischen 1917 und 1977 über 700 Tonaufnahmen und beeinflusste u. a. in der Stereophonie und bei Aufnahmen auf Langspielplatte technische Entwicklungen mit.


    Zitat

    (Erneut möchte ich anmerken, daß es ein Jammer ist, daß es - legal oder auch "halblegal" - so wenig Opernmitschnitte unter seiner Leitung gibt.)


    Hier eine Liste der von ihm hinterlassenen Opernaufnahmen:
    1932 - Gurre-Lieder / Schönberg
    1946 - Carmen / Bizet
    1952 - Boris Godunow / Mussorgskij
    1953 - Amahl and the Night Visitors / Menotti
    1954 - Samson et Dalila / Saint-Saëns
    1960 - Carmina burana / Orff
    1960 - Il Prigioniero / Dallapiccola
    1960 - L'Orfeo / Monteverdi
    1961 - Turandot / Puccini
    1967 - L'Histoire du Soldat / Strawinsky


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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