Falsch verstanden...

  • Hallo!


    Ich höre in letzter Zeit wiederholt die MEISTERSINGER.


    Da singt, wie ich jetzt nachlas, der Herr Fritz Kothner:


    "Was euch zum Liede Richt' und Schnur,
    vernehmt nun aus der Tabulatur."


    Ich habe aber immer verstanden:


    "Was euch zu liederlich und stur..."


    Ist es euch schon ähnlich ergangen? Habt ihr eigene Beispiele für solche Verhörnisse? Ich finde solche Missverständnisse sehr amüsant. Es gibt sogar schon ein Buch dazu, Titel "Der weiße Neger Wumbaba" (nach der Claudiusschen Liedzeile "Der weiße Nebel wunderbar".


    [Ich frage mich gerade, ob das das richtige Forum ist. Kann es ansonsten jemand verschieben?]

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Der Schriftsteller Ernst Jünger (1895-1998 ) hatte in seinen letzten Lebensjahren große Probleme mit dem Gehör, konnte sich aber erst kurz vor seinem 100. zur Anschaffung eines Hörgeräts entschliessen.


    Einmal war in einer Diskussionsrunde, an der Jünger beteiligt war, von einem Buch Erich von Dänikens und dem sogenannten "Fliegenden Gott von Palenque" die Rede:


    Jünger: "Wie heisst das ? "Der Fliegengott" von Paul Lincke ? Seltsam, das kenn ich garnicht, obwohl ich vor 1914 die meisten Werke Linckes in Berlin hörte".... :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich erinnere mich an eine Aufnahme des Weihnachtsoratoriums von J.S. Bach (kann leider nicht mehr genau sagen, in welcher Aufnahme das genau war).
    Dort lautet der Text in einem Choral im zweiten Teil:


    Schaut hin, dort liegt im finstern Stall,
    Dess' Herrschaft gehet überall.
    Da Speise vormals sucht ein Rind,
    Da ruhet jetzt der Jungfrau'n Kind.


    Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber auf dieser CD hört man das "p" in der "Speise" wirklich extrem schlecht. Ich kannte den Text, als ich das hörte, hörte mir die Stelle danach noch etwa 10mal hintereinander an und konnte leider beim besten Willen nicht das Wort "Speise" hören, so sehr ich mich bemüht habe. ;)


    Viele Grüße

  • Die Chorleiter wissen schon, warum sie immer auf deutliche Konsonantenaussprache drängen... :D

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Gerne absichtlich gesungen in Bachs Passionen von "lustig" aufgelegten Choristen - auch in Aufführungen:


    - Wir habe ein Gesäß... (Wir haben ein Gesetz...)


    - ...denn es ist Ostgeld. (...denn es ist Blutgeld.)

    Amneris

  • ... zumindest während (langweiliger) Proben gerade deutschsprachiger Werke (wenn die anderen Stimmen endlos allein was singen und üben sollen), denken wir uns im Tenor recht gerne mal ein paar "Text-Alternativen" aus, die wir aber aus Respekt vor der Komposition dann doch nie (laut) singen.....


    Spontan fallen mir da ein:


    -Des Kaisers Frontlicht (statt "Des Kaisers Freund nicht" - JoPa)
    -Nicht diese, diese nicht! Nicht diese, sondern Barbara! Barbara aber war ein Mörser (statt "Barrabas aber war ein Mörder!" - JoPa)
    -Ach Jesu, Jesu setze mir selbst den Dackel bei (statt "... mir selbst die Fackel bei" - WO)
    -Stern im Morgenmantel (statt "... im Morgenlande" - WO)
    -Geld, Brei auch und Möhren (statt "Gold, Weihrauch und Myrrhen" - WO)
    -Dankt mit Falten (statt "Fallt mit Danken" - WO)
    -Herr, wenn die stolzen Feinde stauben, so gib, dass wir sie feste saugen (statt "Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben, so gib, dass wir im festen Glauben..." - WO)


    ... man kann in langen Chorproben eine unglaubliche Kreativität entwickeln :D


    Ob man das alles im Konzert auch verstehen würde, wenn es tatsächlich gesungen würde??


    Jedenfalls finde ich es witzig, dass es in anderen Chören ähnlich Kreative gibt... :hello:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Herrlich.


    In dem aus der Jugendwanderbewegung stammenden Lied "Wilde Gesellen" heißt es "Zieh'n wir dahin, bis das Herze uns steht, ehrlos bis unter den Boden". Der große deutsche Sänger Heino ist über den Text etwas anderer Ansicht: In seiner Aufnahme sind die wilden Gesellen nur bis unter die Testikel ehrlos :D

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)


  • :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Grandios. Ich hab sowas früher auch immer gesungen - manchmal heute noch, wenn ich so für mich mitsinge... mehr davon!


    Ich meine aus Erfahrung, dass das Publikum es nicht bemerkt, wenn einzelne Chorsänger solches singen. Dumm nur, wenn der Chornachbar auf einmal völlig grundlos losprustet... :rolleyes:


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Sagitt meint:


    was für ein absolutisches Gehör braucht man, um unter ca. 100 Sängern ( plus) Dackel statt Fackel zu hören.
    Und: den Nachbarn hört man doch nur, wenn man das Stück nicht kennt und so leise singt, um sich am Nachbarn zu orientieren.


    Ja,Losprusten im Chor wäre fatal.


    Gab es das denn schon einmal ?


    Erinnert mich irgendwie an die Scene aus der Blechtrommel, in der Oskarsche aus einem Militärmarsch einen Tanz macht.


    Wäre mal eine ganz neue Erfahrung eines Werkes

  • Der schöne Choral "Allein Gott in der Höh sei Ehr", hat die Schlusszeile:


    "All Fehd hat nun ein Ende"


    woraus wir obligatorisch


    Alfred hat nun ein Ende


    machten ! :untertauch:



    (Lieber Alfred, nix für ungut; dergleichen geschah lange, bevor wir uns bei "Tamino" zusammenfanden ! :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Apropos Konsonanten-Aussprache beim Chorgesang....Man muss beim Deutschen Requiem nur genau hinhören: "....denn sie sollen geröstet werden"...


    Beste (G)rüsse!


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)


  • ...Du meinstes "All fête..."


    ;(

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Nee Ulli, von französisch hatte bei uns keiner auch nur die geringste Ahnung !


    :baeh01:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • á propos "französisch":


    in diesem Thread verstand ich zunächst:


    Bonü-sellmong...


    ?( :D


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    es ist meine Eigenart, Neuerwerbungen ersteinmal ohne absolviertes Librettostudium zu hören.


    Die Arie "Forte in Schampoo" :D die richtiger Weise Forte inciampo [al suo furore] heißt, stammt aus Händels FERNANDO.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich habe mal eine Geschichte aus einer Freischütz-aufführung parat:


    In der Wolfsschluchtszene heißt es: Das rechte Auge eines Luchses.


    Der Sänger hatte einen Texthänger und wiederholte ganz theatralisch: Das rechte....das rechte, in der Hoffnung der Souffleur sagt ihm ein.


    Der Souffleur: Eines Luchses
    Sänger (hört nix): Das rechte Auge...
    Souffleur (lauter): eines Luchses
    Sänger (hört no immer nix): Das rechte
    Souffleur (brüllt, so dass es in den ersten Reihen schon gehört wird): eines Luchses
    Sänger: DAS IST LUXUS!!! :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    LG Joschi

  • Ich hörte vor vielen Jahren mal ein wunderschönes Lied von Beethoven im Radio, das ich ob des wiederholt gesungenen "All Deine Liebe" ebenso benamste. Nachdem ich das aber in keinem Laden finden konnte, hab ich mittlerweile mit "Adelaide" ein verblüffend ähnliches auftreiben können.


    :untertauch: :D


    Gruß
    Sascha


  • Komplett heißt der Schluss der ersten Strophe dieses Chorals:


    Nun isst Gottfried ohn Unterlass,
    Alfred hat nun ein Ende.


    So jedenfalls haben wir es als Kinder gesungen (bei uns zu Hause wurden ständig Kirchenlieder angestimmt), aber wie soll man das auch anders singen, wenn einer der Brüder Gottfried heißt, und nicht "Groß Fried"...


    Alfons

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  • Nicht zu vergessen sind übrigens die 'Weichtiertrauergeister', für die sich schon J.S. Bach und Buxtehude sehr begeistern konnten, auch wenn mir bisher noch nie eins über den Weg gelaufen ist und ich in einschlägigen Werken der Zoologie auch noch nicht fündig geworden bin - sind halt wahrscheinlich doch nur Geister. ;)


    Viele Grüße

  • In dem Opernintermezzo"Pimpinone" von Telemann singt Reiner Süß am Ende einer Arie "Oh Seelige im Kino". Dachte ich jedenfalls. Es sollte in Wirklichkeit heißen "Oh selige Empfindung". Das ging mir allerdings erst nach Jahren des Rätselns in einer plötzlichen Erleuchtung auf. Übrigens nichts gegen wunderbaren Reiner Süß: vielleicht hätte ich meine LPs nur ein bisschen häufiger von Staub reinigen sollen...

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Im Schlusschor der 9. Beethovens gibt es die schöne Textzeile:


    "Räudig wie ein Fell von Ziegen" ;)

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Apropos weißer Neger wumbaba:


    Es begab sich zu der Zeit, als unsereins gerne Lewis Carroll und Ernst Jandl las und herauszufinden suchte, ob die deutsche Sprache, die so gerne zusammensetzt, beim Auseinandernehmen noch mehr Erkenntnisse zutage fördert als die Entdeckung so seltsamer Maßeinheiten wie den Bind Estrich oder unbekannte Pferderassen wie die Blumento Pferde.


    Da fiel mir das sehr bekannte Lied in die Hände, das für mich heute zu den ganz Großen der deutschen Dichtung samt Tonschaffen gehört, von uns aber natürlich auch gerne verballhornt wurde. Das Resultat ging in etwa so:


    Der Mond ist.
    Aufgehangen die goldnen Sternlein.
    Prange nahm Himmel.
    Hell und klar der Wald steht.


    Schwarzsund schweiget
    Zum Aussehn, wie's entsteiget
    dem heißen Nebel. Wunderbar!


    Das Schuhaus Bally Prange erklärte sich damals für unschuldig am Verschwinden des klaren Himmels.


    Nun wohl. Schon Cicero wusste, warum er lieber nicht germanisch sprach.


    :hello: Rideamus

  • Dazu fällt mir das immer wiederkehrende schöne Weihnachtslied ein, "Stille Nacht", dort heißt es in der zweiten Strophe:


    Stille Nacht, heilige Nacht,
    Gottessohn, Owie lacht. -
    Lieb aus deinem göttlichen Mund usw.


    kann mir mal jemand sagen wer Owie ist?


    Liebe Grüsse

  • Schau mal 5 Postings über Deinem ;)

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Cher Cousin!


    Da kommt mir eine Szene vor Augen, in welcher Strauss und, sagen wir, Hofmannsthal im Jenseits und Caipi-Rausch das Bücherregal der gemeinsamen Zelle neu einsortieren, während sich nach Mackay folgender Dialog entspannt (Strauss fängt an):


    "Au, Phoebe! Die Funke, die schale!"
    "Ähm...Mohr zum Wundt?"
    "Und Rinke beim Freud."
    "Benn, Mahler, Deinard?"
    "Tsss..., geh! Schund!"
    "Und Twain?"
    "Tussi."
    "He! Pssst..."
    "So wie Mackay."
    "Leise, Du!!!"
    "Mann?...Lächerlich."
    "Und Dahn, Trenker, Eich, Schell?"
    "Pitú!!!"
    "Und still!"
    "Gleich!! Mir!!"
    "Petrarca...! Hamsun...!
    "Schnaps her!!!!!"
    "Der trunkne Zecher..."


    Verachte sie nicht so sehr.



    audiamus



    .

  • Cher Cousin,


    ich fürchte, das ist mir zu hoch, denn mir fehlt offensichtlich die Referenz.


    Schade eigentlich, denn sie scheint sehr angeregt und anregend variiert zu sein.


    Hilfst Du einem Strauss-Penner auf die etwas zu stummeligen mentalen Beine oder soll ich Dir eine heimliche Aufforderung schicken?


    Merci


    :hello: Rideamus

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