Wovon hängt die Berühmtheit einer Stimme ab?

  • Hallo Forianerinnen Und Forianer,
    es würde mich einmal interessieren,wie es zu erklären ist,
    daß die Berühmtheit einiger Gesangskünstler im Forum
    so unterschiedlich ist,bzw.nicht nach dem Können der
    Betreffenden beurteilt wird.Hier sind einige Beispiele :


    C.Bergonzi,der letzte große Verdi-Tenor,7 Beiträge,
    L.Pavarotti,einer der drei Tenöre , 64 Beiträge,


    G.London,der große Heldenbariton , 3 Beiträge,
    L.Warren,der große Verdibariton , 7 Beiträge,
    D.Fischer-Dieskau ,Bariton für alles, 63 Beiträge,


    Ch.Ludwig,Opern,Oratorien u.Lieder Säng.6 Beiträge,
    J.Norman,Opern u.Liedersängerin, 3 Beiträge,
    V.de los Angeles,Allessängerin, 5 Beiträge,
    A.Netrebko,schöne Sängerin, 68 Beiträge,
    R.Raimondi ,Bass, 0 Beiträge,
    C.Siepi , Bass , 5 Beiträge,
    F. Corelli, Tenor, 4 Beiträge,
    R.Kollo,"Heldentenor", 67 Beiträge,
    F.Wunderlich ,lyrischer Tenor, 51 Beiräge.




    Ich könnte die Reihe fortsetzen ,aber ich habe keine Lust
    mehr.Vielleicht kann ja jemand erklären,woher diese großen
    Unterschiede kommen.Ich denke mir,daß die Berühmtheit sehr
    oft nicht vom Können oder der Stimmschönheit der Sängerin
    oder des Sängers abhängt,sondern von außermusikalischen Kriterien.
    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Bariton für alles ist gut... :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Im Ernst: ich kann es mir nicht erklären. Ausser, dass auch Taminer Menschen sind, die nicht absolut ausschließlich nach künstlerischen Kriterien urteilen. Es spielt nun eben auch hier Symphatie eine kleinere oder größere Rolle. Und manche Sänger scheiden die Geister, auch durch eigenes Vermarkten bzw Verhalten. Und letztlich spielt auch die "Vorliebe" bei Stimmen eine Rolle, mich persönlich zum Beispiel berühren die Stimmen von Prey und Hampson einfach viel öfter und viel direkter als die Stimmen von Quasthoff und Fischer Dieskau. Um jetzt nur vier Beispiele herauszunehmen. (Was aber nicht heisst, dass es nicht von Prey und Hampson Interpretationen gibt, die ich nicht schätze bzw von Quasthoff und FieDie welche, die mich berühren. Aber das ginge wieder zu sehr ins Detail)

  • Ich glaube, allgemein anerkannte Sänger und Sängerinnen, über die es nicht einmal Skandale zu erzählen gibt, werden weniger stark, weil weniger kontrovers, diskutiert. Interpreten, die viel Werbung machen - mehr als ihrer tatsächlichen Leistung entspricht :stumm: -, die vielleicht auch noch schön sind :D, können doch hinsichtlich ihrer Sangesleistung viel lustvoller zerpflückt werden! ;)

  • Die Berühmtheit kann auch nicht von auergewöhnlichen


    Leistungen abhängen.Ich habe z.B. vor einiger Zeit einen


    Thread über Magda Olivero eröffnet,eine Sängerin mit


    ganz außergewöhnlich schöner Stimme.Sie wurde mit


    65 Jahren als Tosca an die "Met" verpflichtet,und hat


    mehr als 80 Opern-Gesamtaufnahmen auf Tonträger


    hinterlassen.Sie ist 1910 geboren,und lebt auch noch.


    Das ist doch alles außergewöhnlich,oder?


    Es sind 0 Beiträge entstanden.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zu jemand, den ich nicht kenne, kann ich nichts sagen. Um sie /ihn kennenzulernen, brauche ich einige Aufnahmen. Aufgrund meiner sehr beschränkten finanziellen Mittel komme ich schon mit dem, was seit langem auf meiner (geistigen) Liste steht, nicht nach.


    Nochmal: ich denke, wir unterscheiden uns nicht soooo sehr von, wie soll ich das beschreiben, dem Klassikmarkt? der Klassikhörerschaft? den Experten? Das heisst, auch hier sind gewisse Sängerinnen und Sänger einfach bekannter.
    Das gewisse Themen und/oder Personen mehr, andere weniger Reaktion auslösen, ist meiner Meinung nach weder böse Absicht, noch ein besonders spezielles Taminoproblem und eigentlich für mich auch nicht weiter schlimm. Wenngleich auch ich in einigen Fällen gerne mehr Diskussion hätte, bei den drei Pintos zum Beispiel. Aber so sind Foren nunmal.

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  • Es kommt natürlich auch immer darauf an, wo jemand berühmt ist - die Süddeutsche Zeitung hatte mal eine schöne Artikelreihe in ihrem Magazin mit dem Tiel "weltberühmt in - " und dann Weißrussland, Rumänien etc.


    Cum grano salis gilt das natürlich auch für Sänger - wenn man sich nicht gerade in einem Umfeld von totalen Opernfanatikern bewegt ist außerhalb von Wien der Name Piccaver sicher kein Begriff. Ähnliches dürfte für meinen Abgott Heinrich Schlusnus außerhalb der deutschen Schellacksammlerszene gelten. Und vieles hängt auch einfach vom Zufall ab - ich selbst z.B. bin einfach noch nicht dazu gekommen, mir die Verdiplatten von Carlo Bergonzi anzuschaffen und anzuhören - im Moment liegt einfach mein Schwerpunkt woanders...


    Oft ist es auch so, dass man schlicht nicht viel zu einem Sänger zu sagen hat - zu Fritz Wunderlich habe ich zum Beispiel nichts von Interesse anzumerken - dass ich ihn für eine Jahrhunderterscheinung halte dürfte wohl weder außergewöhnlich sein noch irgendwen interessieren. Und mehr kann ich dazu auch nicht sagen...


    Und auch der gute alte Spruch "aus den Augen, aus dem Sinn" hat einen wahren Kern - wenn ein Sänger oder eine Sängerin in den Medien auftaucht und Teil der aktuellen Debatte ist schreibt es sich einfach leichter über ihn - alles andere setzt viel fundiertere spezielle Beschäftigung voraus.


    Und dafür reicht's halt oft nicht, leider.
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)


  • Salut,


    sieht ganz danach aus, als würden die Taminos die lebenden und aktuellen Sänger bevorzugen. Die "Lösung" ist sicherlich mitunter darin zu suchen, dass man zu lebenden Sängern einen größeren Bezug aufbaut, als zu toten - obwohl beide Gruppen beinahe gleich unerreichbar für den Hörer sind [von Konzerten mit anschließenden Autogrammstunden mal abgesehen].


    Zudem glaube ich fest, dass die [zumindest vermutete!] üble Klangqualität mancher Aufnahmen von vor 1960 [?] eher abschreckt.


    Dazu kommt, dass selbstverständlich lebende Künstler durch entsprechende Werbung, neue "bahnbrechende" Interpretationen sowie deren Auftritte usw. ohnehin mehr im Focus stehen und so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen - wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre...


    Wer sich mit [lange] toten Interpreten beschäftigt, gehört auch noch innerhalb unserer Randgruppe in eine weitere - Aber bis jetzt hat noch jeder Topf einen passenden Deckel gefunden.


    Jessye Norman hat sich irgendwie unsichtbar gemacht... :rolleyes:


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo


    Ich glaube das hat mit "Berühmtheit" allein nichts zu tun, zudemn Sagt die Anzahl der Beiträge nichts über die Qualität der Diskussion.


    Viel beliebte Stimmen sind einfach führ einen Thread in Sinne von Auseinandersetzung nicht oder nur unzureichend geeignet - weil nämlich ein allgemeiner Konsens herrscht , daß es sich un´m eine "wundervolle Stimme" handelt.


    Eines unserer Mitglieder (Chr. Glaus) verließ anscheinend das Forum, nachdem er beanstandet hatte, daß immer wieder Sänger in den "Schmutz" gezogen würden - man solle doch GUTES über die Sänger schreiben. Aus meiner Sicht funktioniert das nur in Einzelfällen - Forianer und Kritiker lieben es nun mal spitze Bemerkungen zu machen, böse Anekdoten zu erzählen und Vergleiche zu ziehen.


    Letztlich ist hier auch die Tonträgerindustrie ein "Zensor".
    Viele einst hochberühmte Stimmen sind heute kaum auf CD verfügbar.
    Diese Stimmen sind somit für viele gar nicht verfügbar.


    Ich habe mich bemüht, den Vokalteil des Forums -, er war vor 2 Jahren kaum vorhanden - signifikant zu erweitern und zu forcieren. Im Prinzip ist mir das auch schon gelungen - aber alles hat seine Grenzen - und braucht überdies Zeit sich zu entwickeln.


    Es ist eine von mir des öfteren beobachtete Tatsache, daß sehr oft Laien - auch wenn sie wenig davon versehen - sich zum THema Klavierinterpretationen äussern.
    Jedoch bei Stimmen - da hält sich jeder zurück. Man kann ja auch beobachten wie bekannte Kritiker aus dem Spezialgebiet Vokalbereich - wenn sie vor die Aufgabe gestellt werden, einen NEUE Stimme einzuschätzen - kneifen - oder sehr zurückhaltend agieren.
    Hier sind die Geschmäcker oft grundverschieden - und niemand will sich blamieren.


    Tamino ist - trotzdem es in den letzten Monaten enorm gewachsen ist - noch immer zu klein um den gesamten Bereich singender Interpreten auszuleuchten. Aber das kommt schon noch.....


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Herbert,


    Alfred hat m.E. Recht damit, wenn er sagt, dass sich allgemein beliebte Sänger wenig für solche Threads eignen. Das hat nichts mit mangelnder künstlerischer Qualität oder Bedeutung zu tun, sondern eben mit der allgemeinen Beliebtheit. Natürlich könnte ich auch einen hymnischen Beitrag auf Carlo Bergonzi, einen meiner Lieblingssänger, schreiben, von seinem wundervollen klingenden passagio schwärmen, seiner stimmlichen Eleganz und seiner Stilbewußtheit, die von einem gewissenhaften Studium nicht nur der Partitur, sondern auch des historischen Umfeldes des Werkes herrührt. Ich könnte noch von einzelnen Aufnahmen schreiben, z.B. von der 1963er New Yorker Aida unter Solti, wo er - in Übereinstimmung mit Verdis Partitur und im Gegensatz zu den allermeisten auf Platten festgehaltenen Tenören - am Schluss von "Celeste Aida" das hohe B nicht fortissimo heraushaut, sondern dort ein technisch wahnsinnig schweres Diminuendo singt, das ihm allerdings nur fast gelingt. Aber wirklichen Diskussionsstoff, wirklich kritisches Potential birgt dieser Thread nicht. Dafür ist Bergonzi nicht umstritten genug, im Gegensatz etwa zu Pavarotti, Netrebko oder Fischer-Dieskau. Über die drei Letztgenannten läßt sich trefflich und auch sehr polemisch streiten, über Bergonzi eben nicht. Und das begrenzt eben das Potential eines Threads.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Guten Abend,


    Ich bin ganz neu hier bei Tamino, aber ich habe den Eindruck, dass zwischen "Berühmtheit einer Stimme" und "Popularität im Tamino-Forum" doch ein gewisser Unterschied besteht. Nach ein bisschen Herumgesuche habe ich nicht soviele Threads über insbesondere italienische Oper gefunden, selbst Maria Callas kommt ein bisschen kurz. Und kein Thread über meine Lieblingssängerin Leontyne Price ! Keiner über Rosa Ponselle !


    Beste Grüsse,


    Jürgen

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  • Hallo JuergenB,


    Du hast ja die Chance,einen Thread zu eröffnen.


    Es fehlen noch viele,außer L.Price,oder R.Ponselle,


    z.B.: Z.Milanow,A.Cerquetti,L.Gencer,E.Rethberg,


    M.Cebotari,R.Stevens,J.Madeira,um nur enige zu


    nennen.Aber Alfred und GiselherHH,das habe ich


    eingesehen,haben recht.Wenn eine Sängerin oder


    ein Sänger "nur" hervorragend ist,und wenn das alle


    wissen,bietet sich ja kein Ansatz zur Diskussion.Dann


    kann man nur eine Biographie erstellen,und fertig.


    (Caruso hat auch nur 12 Beiträge,und Kollo 67)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    Ich kann nicht einsehen, warum man über Sänger nicht genauso kontrovers diskutieren kann wie z.B. über Pianisten. Selbst der Bergonzi-Thread ist keine einzige Lobeshymne: Es wird völlig richtig angemerkt, dass seine Stimme für Manrico oder Radames nicht ideal war - er has diese Rollen trotzdem gesungen, aber von anderen wurden sie eben besser gemeistert (von Björling zum Beispiel). Ausserdem ist das letztlich auf sehr hohem Niveau auch Geschmackssache: Bergonzi ist ein technisch hervorragender, aber eben auch immer "kultiviert" bleibender Sänger. Die Elektrizität mancher del Monaco oder Corelli-Aufnahme (die man auch vulgär finden kann) findet man bei ihm nicht, den stimmlichen Sex-Appeal von Pavarotti auch nicht.


    Wer das Buch von Kesting kennt wird feststellen, das es auch an den besten etwas zu bekritteln gibt. Was Sänger von Instrumentisten vielleicht unterscheidet ist, dass sie in gewisser Weise direkter ihre Haut zu Markte tragen, weil die Stimme eben ist, wie sie ist. Aber auch hier sollte man vorsichtig sein, und ich persönlich kann nicht so genau unterscheiden, was "Naturgabe" und was Ausbildung und Gesangstechnik ist. Nimmt man das Beispiel Maria Callas, so war diese stimmlich wahrscheinlich ursprünglich weniger üppig ausgestattet als z.B. Tebaldi, aber durch die dramatische Kraft ihrer Interpretationen hat sie sie eben doch übertroffen.


    Beste Grüsse,


    Jürgen


  • Was du hier aufzählst sind objektive Beobachtungen dir man nur hinnehmen und akzeptieren kann. Diskussionsstoff bieten sie jedoch nicht da IMO eigentlich alles darüber bescheid wissen und es daher keine Diskrepanzen in den Meinungen der Forianer gibt.
    Andererseits sind diese Meinungen bei "heutigen" SängerInnen noch nicht so allgemeingültig und abgesteckt. Bei z.B. einer AN kann man Wochenlang darüber diskutieren ob man ihre Stimme nun "unschlagbar schön" oder "einfach nur langweilig" findet ( auf mehr oder weniger hohem Niveau :evil: ).
    Bei einer Maria Callas wissen alle das ihre Stimme vielleicht nicht die absolute Klangschönheit hatte, aber sie das ohne Frage durch ihren Ausdruck wettmachte.


    Man könnte ja vielleicht einen Thread eröffnen in dem man fundiert über Idealbesetzungen in verschiedenen Opern sprechen kann. Hier könnte man, mMn, äusserst angeregt diskutieren warum man diese/n SängerIn für diese oder jene Rolle passend findet.
    In den Einzelsängerthreads wird es bei Allzeitgrößen IMO nie zu einer Diskussion kommen da über Vorzüge und Nachteile der jeweiligen Stimmen einfach "zu" viel allgemein Bekannt ist.


    LG,
    Michael

  • Es gibt mehr Beiträge zu den Sängern die - teils ob ihrer Medienpräsenz, teils aus anderen Gründen - mehr polarisieren.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Es fehlen noch viele,außer L.Price,oder R.Ponselle,
    z.B.: Z.Milanow,A.Cerquetti,L.Gencer,E.Rethberg, Cebotari,R.Stevens,J.Madeira,um nur enige zu nennen.Aber Alfred und GiselherHH,das habe ich eingesehen,haben recht.Wenn eine Sängerin oder ein Sänger "nur" hervorragend ist,und wenn das alle wissen,bietet sich ja kein Ansatz zur Diskussion.Dann kann man nur eine Biographie erstellen,und fertig.


    Hallo Herbert,


    Da nennst Du ja fast vergessen Personen. Cerquetti z.B. ist - qua Tonaufnahme - Praehistorie.
    Du mußt fair bleiben. Beschränke Dich auf Sänger ab 1950. Warum nanntest Du zB nicht Erna Berger, Rita Streich (ich hoffe ihr einen Thread widmen zu können), Maria Stader, Erika Köth... um nur einige hochberühmte deutsche Sängerinnen zu nennen?


    LG, Paul

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  • Sagitt meint:


    Eine kleine Geschichte dazu: diese Woche machte ich eine Einführung in die Cosi mit zahlreichen Aufnahmen. Bei Blochwitz als Ferrando horchten alle Teilnehmer auf, wer war das denn, der singt ja wunderbar.
    Ich durfte mal wiederr erzählen, dass war ein hervorragender Tenor, der heute fast vergessen ist, von dem viele wichtige Aufnahmen gestrichen sind ( zB die schöne Müllerin).
    Die Qualität seines Gesangs hat keine nachhaltige Wirkung erzeugt.


    Ja, was genau begründet den Kult-Status eines Wunderlich und lässt so viele lyrische Tenöre dahinter verschwinden ? Ist es vielleicht der Umstand, dass wirklich lyrischer Gesang nicht geschätzt wird. Denn Blochwitz teilt das Schicksal mehr oder weniger mit Protschka,Schade,Trost,Güra,Elsner,auch Pregardien.

  • Hallo,


    Inzwischen wurde einiges Interessante geschrieben.


    Unter anderem, daß viel Sänger noch nicht erwähnt wurden.
    Das finde ich sehr erfreulich, weil das Forum dadurch länger Gesprächsstoff hat und später stirbt - nicht auszudenken, wenn alle Mitglieder einst alle Themen abgehakt haben werden.....


    Es gibt aber einen weiteren Grund:


    Als das Forum im Juli 2004 seine Pforten öffnete (19 Mitglieder am ersten Tag) gab es kaum Opernfreunde unter ihnen, es gab keine alte Musik, obwohl BBB sich redlich bemühte, keine Mozartianer -trotz meiner Bemühungen, keine Oper, keine Orgel etc. Das Forum war eines mit Schwerpunkt Bruckner, Mahler, Brahms und etwas Wiener Klassik.
    Nach und nach gelang es mir die einzelnen Bereiche einzuführen, bzw Mitglieder anzuwerben, die die neuen Berreiche abdecktne. Das Opernforum war eine Nacht und Nebel Aktion von mir persönlich - Ich richtete es ein, obwohl wenig Interessenten da waren (etwa 5-10 inzwischen). Die Aktion war indes ein voller Erfolg. Sie Brachte uns neue Mitglieder, neue Threads und mehr Traffik. Dennoch - Hier ist noch Ausbaubedarf gegeben.


    Man sollte jedoch das Tempo IMO nicht forcieren - Interessierte Mitglieder möchten vielleicht CDs von Sängern die hier besprochen werden kaufen um mirreden zu können. Hier sollte man den Bogen nicht überspannen - Die finanziellen und auch zeitlichen Resourcen der meisten unter uns sind doch irgendwie begrenzt.


    Zitat

    Ja, was genau begründet den Kult-Status eines Wunderlich und lässt so viele lyrische Tenöre dahinter verschwinden ?


    Zwei Dinge:
    Eine veritable Jahrhundertstimme


    UND


    sein früher tragischer Tod


    Wäre er noch am Leben, und hätte seine Alterskarriere ähnlich gestaltet, wie die (fast schon "berüchtigten" ;) ) 3 Tenöre - wer weiß was wir heute über ihn schrieben .....


    Peter Anders hate auch einen Tragischen vorzeitigen Tod - allerdings sind seinen Aufnahmen aus der Mono - ja sogar aus der Schellack Ära...


    Bei Caruso wieder liegt die Sache so, daß eine Ikone der Jahrhundertwende um 1900 bis in unsere Zeit herübergerettet wurde.
    Es handelt sich hier IMO um reine Nostagie, ich kann mir nicht vorstellen , daß die Trichteraufnahmen ein reales Abbild seiner Stimme widerspiegeln



    mfg


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist es wohl die PERSÖNLICHKEIT eines Sängers die auch zur Berühmheit beiträgt.
    Da kommt jemand auf die Bühne, Podium
    und da ist wer, das spürt man glaube ich doch als
    Liebhaber von Stimmen sofort.
    Entweder man hat das "gewiße ETWAS" oder nicht,
    klingt einfach ist es auch, aber es hat leider nicht jeder...
    Heute kommt natürlich auch das Aussehen dazu.
    Ein Beispiel von den Salzburger Festspielen 1962 dort hatte
    ich das Glück "Il Trovatore" zu erleben.
    Da wimmelte es von berühmten Stimmen auf der Bühne!
    Price, Simonato, Corelli, Bastianini, Karajan....
    Es war eine "Gänsehaut" Vorstellung dies Dank der
    4 Sänger Persönlichkeiten und DANK KARAJAN.


    :hello:

    mucaxel


  • Ich würde unbedingt noch sein "Singen" an sich betonen wollen. Seit ich den "Salzburger Liederabend" kenne, kann ich gar nicht genug von seiner Phrasierungskunst und der Natürlichkeit bekommen. Der einzige Tenor, der in 100 Jahren Schallplattengeschichte in dieser Hinsicht ähnlich vollkommen war (bei vergleichbar prachtvollem Stimmmaterial), war Björling. Über Wunderlichs weitere Karriere zu spekulieren bringt nichts, obwohl es sehr amüsant wäre :D. Er wäre aber aus meiner Sicht auch mit einem viel späteren Tod eine sängerische Ausnahmeerscheinung geblieben, allerdings evt. mit weniger "Trubel" um den ganzen Künstler...je nach Verlauf der Karriere halt.


    Zu Caruso: Die Aufnahmen können sicher nur eine Ahnung der "Stimme" an sich transportieren, zusammen mit den legendären allbekannten Fakten kann man das dann sicher genußvoll hören (ich kann es zumindest :D), die entsprechenden sekundären Hörzentren dichten hinzu, was die Technik vorenthält. ;). Jedoch wird auch seine sängerische Gestaltung gut transportiert und die ist sicher auch in einigen Rollen herausragend und ziemilch gut beurteilbar.


    Gruß
    Sascha

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  • Liebe Forianer!
    Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber ich glaube, einen Hauptgrund für das "mangelnde Interesse" an bestimmten Stimmen hat Alfred bereits genannt: Nicht jeder - so auch ich- verfügen über das nötige Kleingeld und vor allem auch den Platz, sich eine riesige Sammlung an CD's etc. anzuschaffen, von Schellacks ganz zu schweigen, denn dazu bräuchte ich ja eine eigene Anlage zum Abspielen. Ich kann es mir einfach nicht leisten, zig Einspielungen ein und derselben Oper zu kaufen, um dann Stimmvergleiche anzustellen, so reizvoll das auch sein mag. Ich preise mich schon glücklich, von meinen Lieblingsopern wenigstens eine Gesamtaufnahme zu besitzen. Ja, und da wähle ich dann natürlich eine Besetzung, die ich kenne und kaufe nicht die "Katze im Sack". Callas, Bergonzi u.a. kenne ich daher nur aus dem Radio. Oper findet für mich in erster Linie live statt, daher kenne ich die Sänger am besten, die oft in Wien auftreten - das sind ja gottlob nicht die schlechtesten. Außerdem beurteile ich eine Stimme aus dem Bauch heraus - "Berührt sie mich oder nicht?" und das hat meiner Meinung nach nichts mit Technik zu tun. Wahrscheinlich werde ich jetzt geprügelt, wenn ich sage, dass mich der berühmte Alfredo Kraus immer völlig kalt gelassen hat. :stumm: Natürlich WEISS ich, dass er zu den Größten zählt, eine tolle Technik hatte usw. usw., aber das ändert nichts daran, dass er bei mir eben nie die berühmte Gänsehaut erzeugt hat. Die hatte ich oft bei Sängern, die von
    der Klasse her sicher weit unter ihm standen (Araiza z.B.) Auch der momentan viel gerühmte Joseph Calleja löst bei mir nix aus, sehr wohl aber Florez und Villazon. Außerdem - und das klingt jetzt sicher ketzerisch in vielen Ohren - geht's mir in der Oper nicht um die Perfektion, sondern um das Timbre (und das ist Geschmackssache) und die Glaubwürdigkeit. Und wenn jemand einen derart hinreißenden Romeo singt und spielt wie RV, ist's mir herzlich wurscht, ob er im Duett den Spitzenton am Schluß gesungen hat oder nicht. (Was ihm viele angekreidet haben.)
    Langer Rede kurzer Sinn: Ich denke, dass viele zu den meisten Sängern, die hier im Mittelpunkt der Diskussion stehen, einfach nichts (oder nichts Profundes) zu sagen haben. Umso interessierter lese ich die Postings der "Wissenden", und ich habe schon in den wenigen Tagen eine Menge gelernt. DANKE! :hello:
    lg aus Wien von Severina

  • Zitat

    Original von severina
    Wahrscheinlich werde ich jetzt geprügelt, wenn ich sage, dass mich der berühmte Alfredo Kraus immer völlig kalt gelassen hat. :stumm: Natürlich WEISS ich, dass er zu den Größten zählt, eine tolle Technik hatte usw. usw., aber das ändert nichts daran, dass er bei mir eben nie die berühmte Gänsehaut erzeugt hat.


    O, das kann ich ganz gut verstehen. Ich "ekele" mich vor Caballé. Sie singt m.E. zu ölig, zu geschmeidig, zu poliert. Kurz, wie ein Robot.
    Und offenbar hast Du noch nicht gelesen was von Elisabeth Schwarzkopf und DFD geschrieben wurde, Um von Frau AN zu schweigen.


    Nein, wir haben hier - Gott sei Dank - verschiedene Geschmäcker und verschiedene Meinungen. Und Du sagtest uns das sehr anständig. Also ein würdiges Mitglied.


    LG, Paul


    PS Das Timbre ist bei mir fast maßgebend :yes:

  • Zitat

    Ich "ekele" mich vor Caballé. Sie singt m.E. zu ölig, zu geschmeidig, zu poliert. Kurz, wie ein Robot.


    Furchtbare Fehleinschätzung!!! ;)


    Es kommt schon gelegentlich vor, dass sie ihre lyrischen Piano-Qualitäten geradezu auskostet. Aber um Gottes Willen, dazu war sie mit dieser Stimme geradezu verpflichtet! Und sie war sehr wohl in der Lage, klar skizzierte, und falls nötig auch dramatische Rollenporträts abzuliefern (so akzeptiere ich sie nach Jahrzehnten der Monogamie als einzige Vollwertige Norma-Alternative ;) ).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Paul,
    "Roboter" - das ist genau der Ausdruck, den ich nicht zu verwenden wagte. :stumm: Aber für mich war AK immer so eine Art singender Roboter - zu perfekt, um (mich) zu berühren. Die Caballe `mag ich ganz gerne, besonders ihren Humor. Aber Gott sei Dank sind die Geschmäcker verschieden, sonst wäre es ja langweilig!
    lg Severina

  • Sagitt meint:


    wir diskutierten schon irgendwo hier mal darüber. Geschmack ist zu wenig. Stimmen berühren uns in unserer Persönlichkeit. Da diese verschieden sind, berühren uns eben verschiedene Stimmen.
    Hinzu kommt eine Auffassung von der Rolle. Aus verschiedenen Elementen bildet sich dann das, was wir als " Geschmack" bezeichnen.


    Ich empfinde zB die Caballe ganz anders als Paul. Ich hatte ihr mal einen thread gewidmet. Wenn wir darüber streiten, müssten wir natürlich den Zeitraum bestimmen, da die Caballe auf internationalem Niveau seit deutlich über dreissig Jahren singt und sich meine Favoriten alle in den siebzigern ergeben haben. Eine grossartige Violetta, eine sehr sehr gute Fiordiligi, eine sehr sehr gute Lucia oder auch Mimi.Aber,das was ich als Pianissimo-Qualität schätze oder als grossartiges Legato, wird ein anderer vielleicht als " ölig" verdammen.
    Da muss man sich nicht einigen wollen. Das kann nebeneinander stehen bleiben.

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  • Lieber Hans,


    Du schriebest da sehr weise Worte.


    Ich weiß, daß ich bei Caballé nicht objektiv bin. Denn ich sehe ihr immer wieder, als ich ihre Stimme höre, als eine "ausgezehrte" Violetta. Jenes Bild kann ich leider nicht vergessen.
    Dazu kommt, daß ich lieber mehr Emotion in einer Stimme höre. Callas fand ich da exemplarisch.
    Und drittens, und das ist tatsächlich seeehr persönlich, gefällt das Timbre ihrer Stimme mir nicht.


    Hab meinen Dank für Deinen Beitrag.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    wir diskutierten schon irgendwo hier mal darüber. Geschmack ist zu wenig. Stimmen berühren uns in unserer Persönlichkeit. Da diese verschieden sind, berühren uns eben verschiedene Stimmen.
    Hinzu kommt eine Auffassung von der Rolle. Aus verschiedenen Elementen bildet sich dann das, was wir als " Geschmack" bezeichnen.


    Sehr treffend beschrieben! Daraus ergeben sich sicher auch solche Diskrepanzen wie die in der Beurteilung von Wunderlich und Blochwitz.
    Ich schätze, wenn es um die Besetzung lyrischer Tenorrollen geht halt solche, die eigentlich lirico-spinto-Tenöre sind, worunter ja sowohl Wunderlich als auch Björling zu zählen wären, aber bestimmt nicht Blochwitz. Andererseits führt Dein unermüdlicher Einsatz für Ihn durchaus dazu, dass ich immer mal wieder Ausschau nach einer Aufnahme von Ihm halte, um reinzuhören. ;)


    Zitat

    Original von musicophilIch weiß, daß ich bei Caballé nicht objektiv bin. Denn ich sehe ihr immer wieder, als ich ihre Stimme höre, als eine "ausgezehrte" Violetta. Jenes Bild kann ich leider nicht vergessen.


    Da gibt es in der Tat unabhängig von der persönlichen Affinität des Timbres noch die Frage, ob man den puren Schöngesang oder die Interpretation der Rolle in den Vordergrund stellt (im Idealfall sollte natürlich beides ausgewogen vorhanden sein).
    Für mich ist aber ebenfalls die Caballé - jetzt rein auf Tonträger betrachtet - keine infragekommende Violetta, weil ich das einfach nicht mit Ihrem Stimmtypus in Kongruenz bringe. Ebenso sieht es selbst bei von mir geschätzten Sängern aus: Kurt Moll wäre nie ein überzeugender Hagen (ich fand schon den Hunding nicht restlos überzeugend), ebenso wie Jon Vickers sicherlich als Nemorino nur 13te Wahl ist und auch Björling nie ein Vollblut-Otello gewesen wäre. Hier passen einfach Timbre und Persönlichkeit der Sänger nicht zur Rolle.


    Gruß
    Sascha

  • Sagitt meint:


    Eine Stimme nicht zu " mögen" ist ein nicht hinterfragbares Werturteil.


    Über die Rolle der Violetta hingegen kann man sich austauschen. Ich sehe diese als ziemlich schwer darstellbar an. Leichtlebig und ein wenig trotzig im ersten Akt, sehr,sehr verletztlich im zweiten Akt, im dritten ebenso und mit einer Dramatik im Angesicht des Todes.


    Bei diesem Rollenverständnis kann mir die Callas nicht gefallen. Sie ist die grosse Leidende. Aber stark im Leiden. Das ist Violetta nicht, die ist zerbrechlich und zerbricht ja auch. Callas ist eine Medea, im Leiden eine Furie.


    Von der Rolle her finde ich die Caballé ziemlch ideal. Die zarten Anteile bringt sie sehr gut herrüber ( queen of pianissimo), aber ihre Stime hat bei Bedarf immer die Kraft, die Traviata auch braucht.


    Eine Stimme nicht zu mögen, ist etwas ganz Anderes.

  • Purer Schöngesang reicht mir persönlich nicht, mir ist die Interpretation sehr wichtig, ich will einem Sänger glauben, was er singt. Da bin ich sogar eher bereit, bei einer Stimme "Abstriche" zu machen, wenn mich die Rollengestaltung mitreißt. Luis Lima z.B. war stimmlich sicher nie ein optimaler Don Jose, aber trotzdem zählen die "Carmen"-Aufführungen mit ihm zu den packendsten in meinem immerhin auch schon 30 Jahre währenden Opernleben.
    Im Übrigen kann ich nur unterschreiben, was Sagitt, Paul und Sascha gesagt haben!
    lg Severina

  • Sagitt meint:


    In der Fachsprache wird der Jugendliche Heldentenor mit tenore lirico für die eher leichteren und tenore lirico spinto für die dramatischeren Partien bezeichnet.


    Soweit wikipedia und als Beleg werden Rollen wie Don Carlos oder Radames aufgeführt.


    Also ein solcher Spinto-Tenor war Bochwitz nie. Aber die Frage ist doch, welche der Mozart-Tenor-Rollen in dieses Schema passen ?


    Das Bübchen Ottavio sicher nicht, der zarte Ferrando sicher auch nicht, eigentlich auch nicht Tamino- immerhin ein Jüngling, am Anfang der Oper noch schwärmerisch-unerfahren.


    Da liegt doch der Hase im Pfeffer. Diese Rollen werden oft mit zuviel " Druck" gesungen.Ich habe gerade wieder einen solchen Tenor gehört, Gedda, 1974 als Ferrando. Er konnte durchaus leise singen. Aber verlor dabei Stimmfarbe. Das ist bei den genannten,insbesondere bei Blochwitz eben anders. Das ist dann eine andere " Farbe" durch die Hinzunahme der Oberstimme ( perfekt von Fischer-Dieskau kultiviert).


    zu Caballé noch eine Anfrage, Sascha. Kennst Du die Aufnahme oder äusserst Du Vermutungen ? Ich glaube, die Caballé hat ihr Ansehen durch ihre Aktivitäten selbst ein wenig beschädigt, aber in den siebziger Jahren hat sie grossartige Aufnahmen gemacht. Man muss die Stimme nicht mögen, aber nachdem man sie gehört hat.

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