Frage zu Josef Metternich

  • Ein Neuling fragt: Leider besitze ich von dem großartigen Sänger Josef Metternich nur sehr wenige (Opern-)aufnahmen. Wer kennt sich besser darin aus und weiß, welche Aufnahmen es von J.M. noch gibt?
    Ich habe eine Aufnahme aus dem Jahre 1950 (Berlin) mit J.M. als Rigoletto und Rudolf Schock; Rita Streich, Fritz Hoppe und weiteren.
    Gruß in die Runde (falls vorhanden)
    sixtinus

  • Hallo sixtinus,


    von Metternich kann man noch sehr empfehlen :


    Macbeth,auch eine Live-Aufnahme,mit M.Mödl als Lady.


    Ferner, Der fliegende Holländer und Lohengrin.


    In Salome als Jochanaan,oder in Hoffmanns Erzählungen.


    Alles bei jpc erhältlich.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Kann Herbert nur zustimmen. Insbesondere der Lohengrin ist ganz hervorragend. Metternich dürfte als Telramund auch "prominenteren" Kollegen mindestens ebenbürtig sein. Dazu Frick und Schock in einer seiner besten Aufnahmen. Kostet gerade mal knapp 8 €.


    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Es gibt auch eine großartige Live-Aufnahme von :


    "Un Ballo in Maschera "von der Met.Die einzige Aufnahme


    in der Metternich italienisch singen muß.


    Den Scarpia in"Tosca"sollte man auch nicht vergessen,


    von dem es mehrere Rundfunkaufnahmen gibt.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Sehr verdient um die Wiederveröffentlichung alter Metternich-Einspielungen hat sich die Wiener Schallplattenfirma PREISER


    Hier zwei Beispiele:



    [jpc]2820601 [/jpc]


    Beim zweiten Beispiel liefert jpc sogar Hörproben (einfach nur auf das Cover klicken uind dann zu den Hörproben gehen....


    ICh finfe übrigens, daß Metternioch es verdient hat im öffentlichen Bereich zu sein - nicht im Tritsch Tratsch. Daher verschiebe ich diesen Thread ins Schellack-Forum


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo, Alfred, Misha, Herbert,
    recht herzlichen Dank für die interessanten Hinweise zu Josef Metternich.Ich finde die gewaltige Stimme dieses "kleinen" Mannes einfach grandios. Ich werde mich bemühen, meine CD's in der vorgeschlagenen Richtung zu erweitern. Nochmals Danke.
    sixtinus

  • Bei jedem Hören ergreift mich wieder diese tragische, einfühlsame Stimme - für mich ist Metternich der Holländer schlechthin. Gänsehaut ohnegleichen.

  • Hallo Sixtinus,
    in den letzten Jahren sind eine ganze Menge Aufnahmen mit Josef Metternich wieder zugaenglich geworden. Hier ist der Link zu einer Web-Seite, genaugesagt zum Label Walhall, bei dem die allermeisten Opernaufnahmen neu herausgebracht wurden:
    http://www.gebhardtmedien.de/9…rnity-series,index,0.html


    Es gibt da ganz wunderbare Aufnahmen, die allerbeste ist der Macbeth unter Keilberth von der Berliner Staatsoper 1950. Von den beiden Maskenball-Aufnahmen ist, zumindest fuer Metternich-Fans, die Aufnahme des Bayerischen Rundfunks mit der Nilsson unter Erede zu empfehlen. Beim MET-Livemitschnitt klingt Metternich etwas eingeschuechtert.
    Ansonsten: eine grosse Ueberraschung war der Arabella-Mitschnitt aus Berlin mit Christl Goltz, der erst kuerzlich wieder aufgetaucht ist.
    Die Aufnahmen sind bei jpc zu wenig Geld zu beziehen, sind recht gut gefertigt (und sind den eventuelle parallel bei Cantus/Line erhaeltlichen Versionen vorzuziehen). Die CD-Boxen beinhalten allerdings nur ein Track-Listing und eine Zusammenfassung der Handlung, keine weiteren Informationen.


    Gruss,
    Stefan

    Stefan

  • Hallo,


    habe mir die gerade Erstveröffnetlichung des Chenier mit Metternich, Schech unter Sawallisch geholt. Abgesehen davon, dass ich diese Oper leider bisher nicht kannte und ich ganz begeistert bin, kann ich diese Aufnahme nur empfehlen. Metternich ist in Top-Form!!!!


    LG,


    Knuspi

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  • Hallo zusammen,


    Die Stimme Josef Metternichs hat mich schon zu Grundschulzeiten sehr beeindruckt mit der Aufnahme des Fliegenden Holländer unter Fricsay.


    Nachdem viele wichtige Aufnahmen aber in den fünfziger Jahren
    entstanden sind, sei mir die Frage gestattet, warum dieser thread bei den Schellackschätzen steht?


    :hello:


    Elisabeth



    PS Herzlichen Dank an die Moderation für das Verschieben dieses threads ins Sängerforum!

  • Hallo Elisabeth,


    habe ich gerade eben einmal nachgelesen. Das kann ja nur ein Irrtum sein.
    Metternich war - soweit ich mich erinnern kann - noch bis Ende der 60er Jahre aktiv. Ich kann mich an eine DaCapo-Sendung mit Everding erinnern, in der er davon sprach, dass er nun Unterricht gibt. Hier in Wiesbaden war bis vor wenigen Jahren Eike Wilm-Schulte engagiert, der einer seiner Schüler war.


    Liebe Grüße


    Emotione

  • Zitat

    Original von Elisabeth
    Nachdem viele wichtige Aufnahmen aber in den fünfziger Jahren
    entstanden sind, sei mir die Frage gestattet, warum dieser thread bei den Schellackschätzen steht?


    Eine ganze Menge von Metternichs Aufnahmen sind eben noch auf 78ern rausgekommen. Ich habe ein paar davon.


    :hello:
    M.



  • Bei Gebhardtmedien ist eine 3-er-CD-Box herausgekommen mit Arien und Szenen von und mit Josef Metternich:


    Josef Metternich - Rare and Unreleased Recordings
    3 CDs
    Arien & Duette von Meyerbeer, Lortzing, Verdi, Gumbert,
    Tschaikowsky, Leoncavallo, Mascagni, Strauss, Lincke, Giordano,
    Hindemith, Korngold, Wagner


    Josef Metternich, Marianne Schech, Elfride Trötschel,
    Peter Anders, Josef Greindl, Bernd Aldenhoff, Annelies Kupper,


    RIAS SO, Bayr. Staatsopernorchester,
    Ferenc Fricsay,
    Richard Kraus, Eugen Jochum
    Label: Gebhardt , ADD/m, 48-57


    jpc-Bestellnummer: 5564664
    Beim Werbepartner für 19,99 zu bestellen

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Meine Lieben!


    Bei Josef Metternich fallen mir in seine Opernaufnahmen der italienischen Oper, in deutscher Sprache, aber auch sein Tenor - Partner Rudolf Schock ein, jedoch nicht nur dieser.



    Die italienische Oper, in deuscher Sprache kam in solch blendenden Gesamtaufnahmen heraus, und sie wurde ja auch in den Opernhäusern so gesungen, auch in Wien, an der Staatsoper sogar bis 1956.



    Ich selbst schätze ihn aber auch in der Operette. Eine besonders gute Aufnahme ist diese:


    wo er als Tenor angegeben wird. Sachen gibts?


    Dass Josef Metternich nicht nur in München und Berlin sang, weiß man heute kaum, aber er sang auch an der MET in New York.



    Am 21.2.2005 ist Josef Metternich in Feldafing gestorben.

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  • Im neuen Wiener Merker (3/2009) berichtet Oskar Hillebandt in einem berührenden Interview über seine Zusammenarbeit und freundschaftliche Beziehung zum großen Bariton Josef Metternich. Auszug aus dem Interview: " Der Februar 2005 wird mir immer in schmerzlicher Erinnerung bleiben. Ich nahm kurz vor seinem 90. Geburtstag in Feldafing bei München Abschied von einem der großartigsten Sänger und Pädagogen dieser Welt und es fiel mir nicht leicht, auf Wunsch der Familie an seinem Grab zu singen...."
    Noch eine persönliche Begegnung, die wir selbst mit Josef Metternich hatten. 1997 bei der Einweihung der Gottlob-Frick-Gedächtnisstätte. Plötzlich stand ganz hinten im Saal ein kleiner, zartgliedriger Mann. "Mein Gott das ist doch" entfuhr es mir und er war es wirklich der große, unvergessliche Josef Metternich. Unangemeldet hatte er sich von seinem Sohn nach Ölbronn fahren lassen. Er meinte, heute dabei zu sein, wäre er seinem Freund Lobl, mit dem er unzählige Mal auf der Bühne stand und mit dem ihn eine herzliche Freundschaft verband, schuldig. In einer nachfolgenden Diskussion, die ich moderieren durfte, taute er auf und berichtete über seine Zusammenarbeit mit Frick und Anekdoten vom und um den Lobl. (siehe auch "Heiterkeit und Fröhlichkeit" im Thread Feuileton und Satire.) Das war das letzte Zusammentreffen mit dem Künstler. Sein in Ton verewigter Händeabdruck ist eine der Preziosen in der Gedächtnissstätte und erinnert an den kleinen aber doch menschlich und künstlerisch so großen Josef Metternich.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Nicht nur Elisabeth kennt Metternich als Holländer seit ihrer Grundschulzeit - Mein Muisklehrer antwortete mir auf meine Begeisterung für den Holländer von Theo Adam - ich sollte mir einmal die Aufnahme mit Metternich anhören - was ich dann auch tat - und seit damals immer wieder und nicht nur wegen Metternich.



    Eine weitere meiner Lieblingsaufnahmen ist die Salome unter Moralt mit der Wegener in der Titelrolle - und wieder ist Metternich, hier als Jochanaan, großartig.



    Nicht zu vergessen ist die Aufnahme von Hänsel und Gretel unter Karajan



    und der Querschnitt der Arabella (hier als Mandryka neben der Schwarzkopf in einer seiner Prachpartien).


    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. (Friedrich Nietzsche)

  • Apropos Metternich:


    Es gab vor – und nach! – der Zäsur „Nachkriegszeit“ (seit den späten 1940ern) im deutschen Sprachraum keine opernhistorische Situation, in der zwei Baritone von Rang, durchwegs deutsch singend, das Fach des italienischen Baritons, vorzugsweise der Verdi-Charakteristik, vertraten und dabei Spitzenrang verkörperten: Josef Metternich und Marcel Cordes. Metternich war der Ältere, seine Karriere begann noch im Weltkrieg. Cordes startete (nach einem Beginn als Tenor) ein gutes Jahrzwölft später. Metternich hatte nicht nur den Arrivierten-Vorsprung, sondern auch alle die Verbindungen, Engagements, Resonanzen und Präsenzen, die sich Cordes erst erwerben musste. Von etwa Mitte der 1950er bis Ende der 1960er wirkten (in des Wortes doppelter Bedeutung) beide zeitgleich und antipodisch. Bemerkenswert daran sind vor allem zwei Aspekte:


    1.
    Kein Bariton deutscher Herkunft oder Wirkungskreises seit dem bedeutenden „Italiener“ der Schellackzeit Josef Schwarz und erst recht keiner nach dem Bühnenabschied der beiden, also seit den 1970ern, verkörperte auch nur annähernd die Italianità, die Vokalpracht und die sängerische Qualität dieser beiden so autentisch, effizient und faszinierend. Man vergleiche Aufnahmen italienischer Opernwerke etwa von Schlusnus, Rehkemper, Bronsgeest, Hüsch, Ziegler, Fleischer, Ahlersmeyer, Schmitt-Walter, Schellenberg, Schöffler, Rothmüller, Gonszar (oder gar Prey): Keiner wies den Sound, die Flexibilität, das Feuer, die Farben, den Effekt des typischen Belcanto- und Verdi- oder auch Verismo-Baritons mediterraner Provenienz auf. Reinmar und Janssen kamen dem Ideal mit klassischer Tonbildung und Legatokunst nahe, repräsentierten aber ganz und gar „deutsche Schule“, Domgraf-Faßbaender klang als einziger wie ein Italo-Bariton, verfügte als typischer Spielbariton aber über wenig dramatisches Gewicht (kommt auf Tondokumenten allerdings wirksam heraus).


    2.
    Die beiden waren, obschon in ähnlichen und teilweise deckungsgleichen Repertoires erfolgreich, sehr unterschiedliche Sänger mit grundlegend verschiedenen Tmbres und Gesangsstilen. Metternich ist etwa in der Nachfolge eines Mario Sammarco oder auch Mariano Stabile einzuordnen – mit metallischem Ton und strahlender Höhe, dabei auffällig „offen“ in der Tonbildung, sehr extrovertiert in Attacke und Anschlag, auf durchschlagende Vibranz orientiert, immer mit vollem Ton agierend, darum mit dem Spitznamen „Schmetternich“ zutreffend charakterisiert. Er war kein Belcantist, kein in fließendem Legato und mit durchgebildeter MezzaVoce, gar mit varianter Farbenpalette agierender Traditionalist, sondern ein (wenn der übertragene Begriff gestattet ist) „Verist“, also dramatischer Charakterbariton. Obwohl er auch lyrische Partien, etwa Wolfram oder Conte Almaviva, im Repertoire hatte, verfügte er über kaum über ein tragendes Mezzoforte und nicht über eine Skala dynamischer, an- und abschwellbarer Tonwerte. Er sang immer aus voller Brust, bei Ausbrüchen und Zielnoten konsequent forte/fortissimo. Seine Tonfülle und Ausdrucksintensität machten ihn auch zur tragfähigen, oft begeisternden Besetzung für nicht-italienische Chrakterpartien, sogar Wagner-Heroen (Holländer, Telramund, Kurwenal, Amfortas). Seine Wirkung aufs Gehör kann man als „exuberant“, oft genug als „glanzvoll“ apostrophieren.


    Marcel Cordes war deutlich näher an Gesangskriterien positioniert, die im engeren Sinne als „italienisch“, jedenfalls als "klassisch" gelten können. Er sang grundsätzlich mit „gedecktem“ Ton, attackierte selbst extreme Noten am Rande des Systems aus der Hochstellung des Gaumensegels, was trotz seiner Herkunft aus dem Tenorfach zu weicher, fülliger Klangfärbung führte. Obwohl Cordes um äußerster Wortverständlichkeit willen zu fast überpointierter Artikulation neigte, brachte er das Kunststück fertig, den Tonstrom stets in vorbildliches Legato einzubetten. Seine in der Expansionskraft noch über Metternich hinausgehende Höhe ist deshalb nicht strahlend-vibrant, sondern voll, breit, gerundet, schwingend. Die mitreißende Wirkung einer Verdi-Kantilene folgt bei Metternich meist aus verschwenderischem, vor allem: ungewöhnlich offenem Ressourceneinsatz mit klirrendem, loderndem Metall, bei Cordes aus der Entfaltung ungewöhnlicher Klangpracht und meisterlichem Einsatz dynamischer Tonwerte wie auch vielfältiger Farbsetzungen.


    Stimmlich ist Metternich ein Naturereignis. Sängerisch hat Cordes einige Pfunde mehr zu bieten – namentlich beim Einsatz einer souverän geführten farbreichen Mezzavoce, verstärkt durch die Fähigkeit, den Stimmeinsatz durch Nutzung vielfältiger Resonanzen des Kopfbereichs selbst im zartesten Piano mit Klangfülle anzureichern. Um ein bescheiden-beiläufiges Beispiel zu bemühen: Millöckers Operetten-Canzone „Dunkelrote Rosen“. Man vergleiche beider Aufnahmen. Metternich dröhnt die „schöne Frau“, eine Dame von Adel, mit vollem Telramund-Ton an; sein „.. bring ich, schöne Frau!“ kommt auf großem Atem mit metallisch-schallendem Ton – die Dame wird förmlich niedergeschmettert. Cordes phrasiert auf atmendem Portamento, mit varianten Farbsetzungen; sein klangreiches Mezavoce umgarnt, umfängt mit einer dosierten Prise Eros. Stimme versus Gesang? Insofern ist Cordes, ungeachtet des oft überrumpelnden Effekts der Metternich-Stimme, der um Nuancen „italienischere“ = sängerisch definierte der beiden Baritone. Der eine mehr Vokalist, der andere mehr Cantarist.


    Warum dieser breite Charakterisierungsversuch? Weil Josef Metternich von Beginn des CD-Zeitalters an mit allen seinen Einzelaufnahmen, Gesamteinspielungen, Rollenportraits allseits in Vielfalt dokumentiert, mit einem Strauß von Recitals und Sängerportraits – von EMI und DG bis Preiser und Gebhardt – auf dem aktuellen Tonträger greifbar war und ist, Marcel Cordes aber weitghend historisiert und ignoriert, einem heutigen gesangsinteressierten Publikum in geradezu provokanter Weise vorenthalten wird. Dem ist dringend abzuhelfen. Auch Metternich-Fans (zu denen sich der Unterzeichner zählt) werden eine Wiederentdeckung des bedeutenden, ihrem Star ebenbürtigen Sängers begrüßen. Sie steht bevor – s. Forum-Spazio zu Marcel Cordes.


    Für die Aufmerksamkeit dankt KUS

    Gilt es des Lebens höchsten Preis um Sang mir einzutauschen ...

  • Lieber KUS,


    was Du geschrieben hast, entspricht ziemlich genau meiner


    Meinung über die beiden Baritone; wobei ich noch sagen möchte, daß


    Metternich nicht die stimmliche Charakterisierungskunst von Cordes


    besaß.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Kus,


    besser und fundierter kann man die Unterschiede zwischen Metternich und Cordes kaum herausarbeiten. Auf ganz kurzen Nenner gebracht:
    Metternich hatte die dramatischere, ungeheuer direkt und voll ansprechende Stimme. Durch seine Lungenkrankheit hatte er sich eine Art Stautechnik erarbeitet, die diese glanzvolle sängerische Attacke erst ermöglichte. Nie wieder habe ich zum Beispiel das Operettenlied "Dunkelrote Rosen" oder die "Spiegelarie" aus " Hoffmans Erzählungen" mit solcher Verve und sängerischer Inbrunst gesungen gehört. Einfach fabelhaft. Deshalb ja auch sein etwas despektierlicher Spitzname "Schmetternich." Wobei die Grenzen beim Telramund, großer Einbruch in München und erst recht beim Sachs erreicht waren. Marcel Cordes hatte die weichere, einschmeichelndere Stimme, mit wunderschönem Timbre und Schmelz. Er hat klug seine sängerischen Möglichkeiten erkannt und daher mit Ausnahmen dramatischere Partien ausgelassen. Dafür als deutscher Sänger in der Spieloper brilliert und im italinischen Fach den Vergleich mit großen Italienern bravourös bestanden.
    Großes Kompliment an Dich, dass Du an Cordes erinnerst und darüber hinaus dieser Sänger sogar noch durch Ausgrabung von Aufnahmen durch Dich "wieder aufersteht" Er hat diese Würdigung auch im Vergleich mit dem großen Metternich verdient.
    Herzlichst
    Operusl

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Nachtrag zu Metternich:
    JM im (hoch)dramatischen Fach


    Danke für die zustimmenden Ergänzungen. Sie bringen mich auf einen Aspekt, den ich beim Vergleich Metternich-Cordes vernachlässigt hatte: Der „italienische“ Bariton JM im dramatischen und hochdramatischen Fach.


    Wir haben grandiose Beispiele rollenerfüllenden dramatischen Singens von Metternich auf Tonträgern. Von Wagner vor allem Holländer und Telramund. Beim BR schmort (neben so vielem wichtigem Sonstigem) ein Gesamt-Amfortas. Von der Met-NYC gibt es live einen Kurwenal, aus München live den Kothner, vom NRD-Radio den Donner. Meines Wissens hat Metternich aber seine beiden großen Partien für hochdramatischen oder Heldenbariton – Holländer und Telramund – auf der Bühne live nicht gesungen. Den Gunther? Dafür aber oft Heerrufer und Wolfram. Den Herrufer hat er glanzvoll intoniert, wie man es zuletzt von Weikl, dann kaum mehr zu hören bekam. Mit dem Wolfram hatte er aber große Mühen, vor allem in 3. Aufzug – weil er eben kein schwebendes Piano, auch kein atmend-schwingendes, moduliertes Mezzoforte hatte, sondern sich mit seltsam körperlos-sandigen Halbstimme-Tönen durchschlug. Das ist nicht abfällig gemeint, sondern einfach eine Beschreibung.


    Ähnlich der Bestand in anderen Repertoires, soweit nachprüfbar. So bei Richard Strauss: Auf Platten ein aufregend-schallkräftiger Jochanaan. Live aus der BayStOper ein spannender Barak, aus der Met und aus München, auch aus den EMI-Studios, ein geradezu herausfordernd-klangprächtiger Mandryka. Mir ist aber nicht bekannt, dass bzw. ob Metternich den Jochanaan auch live gegeben hat. Andere R.Strauss-Partien hat er anscheinend gar nicht angefasst, jedenfalls liegen keine Tondokumente vor – so Orest, Faninal, Musiklehrer, Barbier, Stadtkomandant, Graf/Olivier, nicht zu reden von Altair, LaRoche, Jupiter. Er sang in München den Shaklovitij in der „Chovanshtshina“ (leider ohne Tondokument), in einem Ausschnitt (mit dem jungen FiDi) auch Falstaff, diesen aber wohl kaum auf der Bühne. Gibt es sonst Beispiele für Bühnenauftritte im dramatisch-schweren, also Heldenbaritonfach?


    Es scheint doch so, als seien Metternichs scharfkonturierte, in Tongebung und Charakterisierung oft überwältigende Interpretationen solcher Partien vor allem (oder ausschließlich?) Studio-Produkte. Im italienisch-französischen, auch slawischen Fach war er mit schwereren, dramatisch-dunklen Bühnencharakteren natürlich ideal besetzt: Amonasro, Jago, Scarpia, Rance, Tonio, Alfio, Offenbachs Bösewichter und diverse Verismo-Partien wie Gérard in „Andrea Chénier“.


    Meine Frage ist: Weiß jemand von Euch, ob und in welchem Ausmaß Metternich die wirklich schweren Bariton-Heroen auf der Bühne live geboten hat? Wenn ich mich im Hinblick auf Holländer, Telramund, Gunther irren sollte – wieso dann kein Sachs, Wanderer oder Alberich (für den er stimmtypisch ideal gepasst, in deren Basso-Tessitura er sich allerdings kaum wohlgefühlt hätte)? – Dankbar für Hinweise grüßt


    KUS

    Gilt es des Lebens höchsten Preis um Sang mir einzutauschen ...

  • Lieber Klaus,


    danke für Deinen fundierten Beitrag zum Thema Metternich - live und auf Tonträgern.


    Ich kann zu Deinen Ausführungen nicht viel sagen, nur dieses:

    1.) Metternich hat den Holländer auf der Bühne gesungen - und zwar im Covent Garden, London (Debut 1951)


    2.) Bei der japanischen Erstaufführung der "Salome" sang Josef Metternich den Jochanaan (Osaka 1962)


    3.) An der Pariser Oper hat er mehrfach den Alberich gesungen (1959, 1962)


    4.) Auf dem Falstaff-Ausschnitt mit dem jungen Fischer-Dieskau singt dieser den Falstaff und Metternich den Mr. Ford (München 1960).


    LG


    :pfeif:(Irrtum vorbehalten)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    es gibt aber auch das Duett Falstaff-Ford, in dem Metternich den


    Falstaff singt und Fischer-Dieskau den Ford.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Dr. Ommer nennt in seinem Schallplatten-Lexikon die folgende Besetzung:


    Aufnahme: 1960, Studio
    Dirigent: Meinhard von Zallinger
    Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks
    Chor des Bayerischen Rundfunks


    Alice Ford: Claire Watson
    Falstaff: Dietrich Fischer-Dieskau
    Mr. Ford: Josef Metternich
    Mrs. Quickly: Hertha Töpper


    [Giuseppe VerdiZeno.org: A. Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen, S. 19924]


    Aber ich sagte ja schon:


    :pfeif:(Irrtum vorbehalten)


    LG Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    das Duett Falstaff-Ford mit Metternich- Fischer-Dieskau, welches ich


    meine, war von der DGG und entstand in den frühen 50er Jahren.


    :hello:Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Lieber Harald!


    Das sind ja ganz erhellende und zugleich hochwichtige Informationen. Ich muss meines oberflächlichen Hirnspeicher-Status wegen um Nachsicht bitten. Wie mir erst nachträglich bewusst wird, hatte ich den Londoner Holländer aus dem Kutsch-Riemens schon gewusst, aber anscheinend nicht ordentlich abgespeichert.


    Ergänzend muss natürlich auch der Kepler in Hindemiths "Harmonie der Welt" (UA 1957 Prinzregententheater München, mit M.Cordes als Tansur) unter die Heldenbaritonpartien gezählt werden - auch so ein Dokument, das im Funjkarchiv staubt und nicht herausgebracht wird, obwohl etwa "orfeo" prädestiniert dafür wäre. Vermutlich tun die's wieder mal nicht, weil Wunderlich nicht drin ist.


    Den Verdi-Falstaff hat Metternich aber eben doch nur in der RIAS-Aufnahme der großen Szene mit Ford (FiDi) gegeben, auf der Bühne nicht. Vom Jochanaan in Osaka berichtet keine mir bekannte Quelle - woher hast Du denn d i e Info? Den Alberich schließlich betrachte ich als kleine Sensation - das hätte ich mir nicht vorstellen können! Was für ein Verlust für die Tonträgerkataloge. Aber Telramund - das war (leider) nur Studio, oder? In Sachen Mandryka habe ich mich bzgl. Met-live wohl auch getäuscht - es war eine Radioproduktion. In den nächsten Tagen habe ich die große Met-Chronologie wieder verfügbar; mal schauen, was sich da noch findet.


    Auch von JM also noch nicht gehobene Schätze. Es gibt weiterhin zu tun. Grüße, Dein KUS

    Gilt es des Lebens höchsten Preis um Sang mir einzutauschen ...

  • Lieber Klaus,


    leider kann ich Dir nicht mehr infos liefern. Metternich gehört nicht zu meinen Sammelschwerpunkten, die von Dir genannten Komponisten (Strauss, Wagner...) erst recht nicht.


    Es gibt aber noch einen "Friedenstag" mit Metternich, München 1961 unter Keilberth.
    Ausserdem sagt man mir, dass er in der Münchener "Salome" in dieser Zeit öfter den Jochanaan gesungen hat....


    Unter Sammlerkreisen kursiert auch eine "Salome" aus Italien, eine Radio-Übertragung der RAI von 1960. Da wird auch Metternich angegeben, angeblich ist er es nicht, sondern soll wegen Indispostion durch Hans Braun ersetzt worden sein(???).
    Andere Sammler behaupten, es wäre doch Metternich, die Aufzeichnung soll aus 1958 sein, keine Ahnung was daran stimmt oder nicht!


    Viele Grüße


    Harald :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nochmals Dank, lieber Harald!


    Nur noch ein Nachhaker: Was ist mit "es gibt" gemeint, wenn Du auf einen "Friedenstag" mit JM unter Keilberth hinweist? Weißt Du von einem Mitschnitt? Wenn ja, welches Label? Lohnt sich da eine Net-Recherche?


    Ansonsten: Ich habe mal die beiden Großbände der Met-Annalen 1883-1985, glänzend ediert und prachtvoll präsentiert, aus meinen derzeit noch über 100 staubigen Kartons+Kisten (Rückführung aus Umbrien) ausgegraben. Dort wird Metternich mit folgenden Partien, alle noch in the Old House, genannt:


    S e a s o n s 1 9 5 3 - 1 9 5 6
    Amonasro (1mal)
    Conte di Luna (1mal)
    Renato (4mal)
    Don Carlo di Vargas (8mal)
    Tonio (1mal)
    Wolfram (3mal)
    Kurwenal (4mal)
    Amfortas (1mal)


    Zwei interessante News für mich: 1. JM sang nicht, wie es immer heißt, aufgrund glanzvoller Met-Auftritte im deutschen Fach, quasi mit Bings Ausnahmegenehmigung dann dort auch mal Italiener - es war nach der Anzahl der Partien anscheinend umgekehrt. 2. Die Zahl seiner Auftritte in immerhin drei Seasons war eher bescheiden, mehrheitlich eher "Schnupper"-Debüts, außer in Forza. Und aus den Daten wäre weiterhin zu folgern: Das Angebot des Bing-Scouts (früheren Münchner Tenor-Stars + u.a. Uraufführungs-Flamand in "Capriccio") Horst Taubmann an Marcel Cordes, mit deutschen Partien wie Mandryka an die Met zu kommen, war offenbar eine Metternich-Nachfolge-Option. Das ist nicht ganz unwichtig für Hinweise im CD-Editions-Booklet, an dem ich gerade werkele.


    Dank & Grüße, KUS

    Gilt es des Lebens höchsten Preis um Sang mir einzutauschen ...

  • Lieber Klaus!


    Diese mir unbekannte Oper kursiert in Sammlerkreisen als (Radio?)Mitschnitt in dieser (rein deutschen!) Besetzung:


    Kommandant Josef Metternich
    Maria Hildegard Hillebrecht,
    Wachtmeister Benno Kusche
    Schütze Richard Holm
    Konstabel Max Proebstl
    Musketier Albrecht Peter
    Hornist Wolfgang Ambros
    Ein Piemonteser Horst Wilhelm
    Offizier Karl Hoppe
    Front..Offizier Josef Knapp
    Der Holsteiner Kurt Böhme
    Bürgermeister Lorenz Fehenberger
    Prälat Hans-Hermann Nissen
    Frau Cäcilie Reiter


    Bayerisches Staatsorchester
    Chor der Bayerischen Staatsoper


    Dirigent: Josef Keilberth
    Aufnahme: 13.08. 1961, live, mono, München (Prinzregenten-Theater?)


    Auf offiziellem Tonträger ist sie (bisher noch) nicht erschienen, das kann erst 2011 geschehen. (Lt. Ommer ist eine gekürzte Fassung auf 1 Vinyl-LP bei Charles Handelmann erschienen)


    Viele Grüße


    Harald :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute erhalten:




    Josef Metternich

    - Kraft, Dramatik, Gestaltung -


    Verdi: Auszüge aus Othello, Falstaff, Il Trovatore, Don
    Carlos, La Traviata, Un Ballo in Maschera, Aida, La Forza
    del Destino, Macbeth, Rigoletto,
    +Arien von Donizetti, Wagner, Marschner, Korngold,
    Humperdinck, Strauss, Leoncavallo, Giordano, Mascagni,
    Puccini, Ponchielli, Tschaikowsky, Borodin, Bizet,
    Offenbach, Gounod, Meyerbeer, Rossini, Mozart


    Künstler: Josef Metternich, Hans Hopf, Richard Holm, Melitta Muszely, Rudolf Schock, Clara Ebers, Hilde Zadek, Birgit Nilsson, Sebastian Feiersinger, Leonie RysanekRudolf Schock, Martha Mödl, Ludwig Weber, Gottlob Frick, Rita Streich, Erika Köth, Carla Martinis, Margarete Klose, Annelies Kupper, Elisabeth Schwarzkopf, Walter Berry, Marianne Schech
    Orchester: Berlin SO, Bayr. RSO, RSO Köln, RIAS SO, Philharmonia Orchestra, NWDR SO
    Dirigenten: Wilhelm Schüchter, Fritz Lehmann, Fritz Marszalek, Wolfgang Sawallisch, Herbert von Karajan, Richard Kraus, Hans Scmidt-Isserstedt u. a.
    Label: Documents , ADD/m, 1950-1959, 10 CDs


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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