• Liebe Musikfreunde,


    mir sind nur wenige Komponisten bekannt, die von ihrer Nachwelt so sehr unter ihrem angemessenen Wert gehandelt werden wie Max Reger. Gemessen an Qualität und Quantität seiner Werke ist er heute im öffentlichen Musikleben so gut wie gar nicht mehr existent, weder in Foren (bei uns mit einigen Orgelwerken) noch in sonstigen Schriften, Aufführungen etc. Warum?


    In meiner Gunst steht Reger ganz oben, ich habe ihn an anderer Stelle in diesem Forum zu meinen fünf Lieblingskomponisten gewählt. Es ist wahr, der Zugang zu Regers Werken war auch für mich keine Liebe auf den ersten Blick. Anfangs wusste ich mit seiner Musik nicht allzuviel anzufangen; ich fand sie beim ersten oberflächlichen Hören ungewöhnlich und spröde. Dennoch hat sie mich wohl so fasziniert, dass ich mich mit ihr weiterhin beschäftigen musste. So habe ich allmählich Schallplatten und CDs erworben und intensiver gehört. Dann, auf den zweiten Blick eröffnete sich mir eine sehr intensive, schöne und elegante Musik, die bei mir zu Hause auf dem obersten Regal (reserviert für meine Lieblingskomponisten) zusammen mit Beethoven und Brahms ihren Platz findet. Und diese Nachbarschaft ist kein Zufall, denn gemeinsam mit Zemlinsky und Schönberg bildet Reger für mein Empfinden die Trias der direkten Nachfolge von Beethoven und Brahms.


    Max Reger wurde am 19. März 1873 in der Pfalz geboren. Kürzlich las ich eine Biographie über ihn; das war schon ein sonderbares Leben: zwei unterschiedliche, aber nach beiden Seiten sehr intensiv ausgeprägte Lebensweisen. Einerseits lebte er teilweise sehr exzessiv; Alkohol, Zigaretten, Schlägereien - andererseits zeigte er enorme Disziplin, Ernsthaftigkeit und Fleiß bei der musikalischen Beschäftigung. Sein Gesamtwerk ist, gemessen an seinem kurzen Leben, ziemlich groß. Er starb am 11. Mai 1916.


    Was waren Regers wichtigste Werke? Aus dem Kopf heraus möchte ich aus dem Bereich der Orchesterwerke die Sinfonietta, die Serenade, die Hiller-Variationen, den symphonischen Prolog und sein Violinkonzert nennen, allesamt sehr intensive und gewaltige Werke. In der Kammermusik hat er u.a. große Streichquartette, das Streichsextett, das Klarinettenquintett, Violin- und Violoncellosonaten geschrieben, viele Orgelwerke sowie Vokalwerke wie die Vertonung des 100ten Psalms.


    Vielleicht spielt Max Reger für den einen oder anderen hier ebenfalls eine Rolle?


    Es grüßt,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo Uwe,


    ich habe zwar in meiner Top 5 auch Reger gelistet, das lag aber eindeutig an seinen Orgelwerken, die ich sehr liebe. Allen voran hier die 6 Choralfantasien. Aber auch die anderen Werke faszinieren mich irgendwie, obwohl ich noch nicht so genau hintergestiegen bin. Mir ergeht es da wahrscheinlich ähnlich wie dir anfangs. Zur Zeit ist es auch so, dass ich mir ab und zu eine Reger-CD kaufe und mich dann erstmal einhören muss. Dazu muss ich aber in der richtigen Stimmung sein.
    Es liegen z.B. noch Violinsonaten, Cellosonaten und das Klarinettenquintett vor mir.


    Vom orchestralen Reger kenne ich bis dato nur das Klavierkonzert op. 114. Ein sehr kräftiges und großangelegtes Werk, ich habe es aber lange nicht gehört.
    Ich bin aber auch der Meinung, dass Reger viel zu sehr unterschätzt wird, sein Ouevre ist doch vielfältiger, als es den Anschein hat.



    Gruß, Peter.

  • Zwei Werke Regers schätze ich besonders:


    Die Mozart-Variationen, sowohl die Klavierfassung als auch die ursprüngliche Orchesterfassung. Der Orchestersatz ist licht und transparent, nicht überladen wie man es Reger häufig vorwirft:





    Dann wären da noch die Bach-Variationen:



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo, Uwe!


    Zitat

    gemeinsam mit Zemlinsky und Schönberg bildet Reger für mein Empfinden die Trias der direkten Nachfolge von Beethoven und Brahms.


    Also, bei Zemlinsky und Schönberg halte ich mir immer noch die Ohren zu, während ich gerade dabei bin, Reger für mich zu entdecken.


    Mein erster Kontakt mit Reger waren Orgelwerke, Fantasien über Choräle. Das war für mich eher ein Reinfall.
    Dann hatte ich mir irgendwann eine CD mit Brahms Sonate für zwei Klaviere nach dem Klavierquintett gekauft, und da waren Regers Mozart-Variationen für zwei Klaviere mit drauf, das hat mir schon viel besser gefallen. Und so kam es, daß ich mir die Brilliant-CD mit dem Klarinettenquintett und dem Streichtrio von reger auch gekauft habe. Das Klarinettenquintett ist ein wirklich interessantes Werk. In Streichquartette von Reger hatte ich auch mal reingehört, die werde ich mir irgendwann sicher auch anschaffen. Eine Violinsonaten-CD ist bereits bestellt.


    Ich fände auch einen Spezialthread zur Kammermusik im entsprechenden Unterforum schön. Mal sehen.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • @Peter

    Zitat

    Zur Zeit ist es auch so, dass ich mir ab und zu eine Reger-CD kaufe und mich dann erstmal einhören muss.


    Na klar, mir geht es bei Reger immer noch so. Seine Werke drängen sich beim erstmaligen Anhören nicht unbedingt auf. Seine Musik hat irgendwie, wenngleich er eigentlich ein "robuster" Süddeutscher war, einen nordischen Charakter: Die Freundschaft muss sich erst einmal verdient haben, aber dann ist sie auch gut und fest...


    @Christian

    Zitat

    Der Orchestersatz ist licht und transparent, nicht überladen wie man es Reger häufig vorwirft:


    Da hast Du recht; das wird ihm häufig vorgeworfen. Dafür habe ich auch etwas Verständnis: Musikhörer, die eher etwas leichtere Stücke gewohnt sind und diese erwarten, werden bei Reger enttäuscht. Regers Werke haben sehr viel Inhalt und Dichte, das ist wahr; aber die Grenze zum Überladen ist jedoch nie erreicht.


    Pius

    Zitat

    Also, bei Zemlinsky und Schönberg halte ich mir immer noch die Ohren zu


    Aber dann hörst Du ja gar nichts...


    Zitat

    Das Klarinettenquintett ist ein wirklich interessantes Werk.


    Es ist fantastisch, aber näheres dazu an anderer Stelle...


    Zitat

    Ich fände auch einen Spezialthread zur Kammermusik im entsprechenden Unterforum schön


    Von mir wird da bestimmt auch mal etwas kommen...


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

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  • Hallo Uwe, danke für diesen wichtigen (und längst)überfälligen thread !
    Max Reger, von dem leider die unterschiedlichsten Klischee-Bilder präsenter sind, als er selbst als Person und im Werk, verdient es allema, stärker beachtet (und mehr gespielt) zu werden. Schon Karl Böhm beklagte, das Reger unterrepräsentiert sei, hat aber selber leider nur wenig dazu beigtragen, daß sich daran was ändert. An anderer Stelle habe ich schon einmal, wenn uch völlig ohne Resonanz darauf, auf seine CHORMUSIK hingewiesen, die für mich mit zum Schönsten zählt, was aus der Zeit ihres Entstehens überliefert wurde.
    Hier noch einmal der Link dazu.



    BBB weist hier auf einen Link hin, der scheinbar nicht eingerichtet wurde - ich konnte das Thema auch via Suchfunktion nicht finden


    LG MOD 001 Alfred

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Lieber BBB,


    leider kenne ich von Regers Chormusik nur die acht geistlichen Gesänge op. 138. Welche Werke würdest Du noch empfehlen?


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Lieber Christian, die 138 sind schon mals seeehr schön: aber hör dir mal bitte diese CDs in Gänze an: neben dme Repertoirewert auch eine Spitzenleistung unserer Rundfunkchöre:


    ganz neu Vol. 3 mit dem Dresdner Kammerchor, Regers hinreissende Volkslied-Sätze:



    die "großen" a-cappella-Werke, mit dem Chor des norddt. Rundfunks:



    und last not least:



    LG, BBB

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    Ja, Reger ist wirklich ziemlich unterrepräsentiert. Vor einiger Zeit wollte ich mich unbedingt mit diesem Komponisten beschäftigen (bin nur einige Male durch Orgelliteratur auf ihn aufmerksam geworden) und habe mir einige Orgelnoten und CD's gekauft, u.a. auch die großen Choralfantasien. Die Orgelmusik ist für ihre Zeit wirklich einmalig und für mich unübertroffen. Nachdem Mendelssohn die Orgeltradition in Deutschland wiederbelebt hat, führte Reger sie später zu einem wahren Höhepunkt - und ich bin neugierig, was Reger uns noch alles für Musik hinterlassen hätte, wäre sein Leben länger gewesen.


    Heute begegne ich Reger fast nur noch in der Kirche in seinen Orgelwerken und einigen Chorsätzen - im "öffentlichen" Konzertleben nehme ich Reger kaum wahr (vielleicht informiere ich mich auch nur zu wenig darüber?), was wirklich schade ist, denn seine Kammer- und Klaviermusik sind qualitativ dem Orgelwerk bestimmt ebenbürtig (ich selbst habe mich damit noch nicht beschäftigt).


    Reger wird oft vorgeworfen, seine Musik sei überladen, nicht transparent genug und überfordere den Hörer oft mit seinem kontrapunktischen Kompositionsstil. In gewisser Weise kann ich dem zustimmten, aber nur insofern, dass es vielleicht keine leicht zugängliche Musik ist, sondern der Beschäftigung mit dieser bedarf - oder kennt jemand etwa "Eine kleine Nachtmusik" im Regerschen Stil? ;)


    Ich selbst versuche gerade, mir erst einmal die Orgelwerke von Reger nahe zu bringen. Eine Reger-Gesamtauffnahme gibt es meines Wissens nach nicht. Gesamtaufnahmen von Regers Orgelwerken sind glaube ich auch eher rar gestreut. Ich kenne vor allem (ist wohl auch am bekanntesten) die Gesamteinspielung von Rosalinde Haas, die ich mir nach und nach zulegen möchte:




    Viele Grüße soweit,
    Benjamin

  • Hallo,


    ich denke, es ist angebracht, hier einmal den Link zu Regers Orgelwerken zu geben:


    Max Reger: Das Orgelwerk


    Ich habe auch mal ein Klavierstück von ihm gespielt, das war alles andere als überladen und kontrapunktisch ausgereift, es war sehr mozartsch, möchte ich einmal sagen. Ein richtiger Ohrwurm, ich habe leider nur vergessen, wie es heißt bzw. welche Opusnummer es hat.



    Gruß, Peter.

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  • Hallo Uwe,


    Zitat

    Vielleicht spielt Max Reger für den einen oder anderen hier ebenfalls eine Rolle?


    Max Reger hat das von mir geschätze Werk 4Tondichtungen nach Böcklin op.128 geschrieben, bestehend aus den Sätzen:
    1. Der geigende Eremit - Molto sostenuto
    2. Im Spiel der Wellen - Vivace
    3. Die Toteninsel - Molto sostenuto
    4. Bacchanal - Vivace


    Als Böcklin-Fan habe ich mir eines meiner Lieblingsbilder als Avatar ausgesucht, das ich zu Hause auch in Öl hängen habe. Reger, der ansonsten der Gattung Sinf.Dichtung nicht so zugetan war, hat das Bild Die Toteninsel im 3.Satz vertont.


    Aus der abgebildeten 7CD-Box habe ich nur eine CD mit der Böcklin-Suite op.128 und den Mozart-Variationen. Die Box scheint mir Reger´s sinfonische Musik sehr gut abzudecken.
    ?( Leider habe ich mich bis auf diese eine BerlinClasics-CD auch noch nicht weiter mit Reger beschäftigt. Woran mag das liegen ?
    Es mag vielleicht auch daran liegen, das man sich länger mit Regers Werken auseinandersetzen muß. Die Werke ich außerdem gehört habe, haben nicht gerade zu Begeisterungsstürmen geführt. Bei ihm ist mir "zu wenig los". Sein Klavierkonzert op.114 empfand ich als relativ monumentalen Schinken ohne Gänsehautfaktor - ein Werk, das bei mir einfach keine Lust für ein Wiederhören ausgelöst hat.
    Wer kann mich eines besseren belehren ?
    Oder besser gesagt: Wer kann mich vom Gegenteil überzeugen ?



    Orchesterwerke von Reger:
    4 Tondichtungen nach Böcklin op. 128; Eine Ballettsuite op. 130; Beethoven-Variationen op. 86; Konzert im alten Stil op. 123; Hiller-Variationen op. 100;
    Mozart-Variationen & Fuge op. 132; Sinfonietta op. 90; An die Hoffnung für
    Alt & Orchester op. 124; Hymnus der Liebe für Bariton &
    Orchester op. 136; Violinkonzert op. 101; Klavierkonzert op. 114;
    Symphonischer Prolog zu einer Tragödie op. 108;
    Eine romantische Suite op. 125
    Burmeister, Scherzer, Weberinske, Suske, Schunk,
    Staatskapelle Dresden, Staatskapelle Berlin, RSO Berlin,
    RSO Leipzig, Gewandhausorchester Leipzig, Dresden PO,
    Konwitschny, Blomstedt, Herbig, Rögner, Suitner, Bongartz

    Berlin-Classics, 1963-1984 ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von Caesar73
    Der Orchestersatz ist licht und transparent, nicht überladen wie man es Reger häufig vorwirft.


    Ich schätze z.B. sehr den Mittelsatz von Regers Violinkonzert. Leider ist in den monumentalen Ecksätzen die Orchesterbehandlung so üppig, dass die Violine mit ihren hochvirtuosen Exzessen streckenweise völlig zugedeckt wird. So großartig die Musik dennoch ist - überladener Orchestersatz ist in diesem Falle leider störend.


    Von der Stunde Musik "Violinkonzert" bleibt aber dennoch wahnsinnig viel faszinierendes übrig, somit empfehle ich dieses Werk jedem Reger- oder Violinkonzertinteressierten.


    Zitat

    Original von teleton
    Bei ihm ist mir "zu wenig los".


    Man hat beim Violinkonzert den Eindruck eines permanenten Richtungswechsels in der harmonischen Fortschreitung, dauernd wird einem der Boden unter den Füßen fortgezogen oder man findet sich in einer Tonart, die man nun gar nicht erwartet hätte, das ganze extrem abwechslungsreich instrumentiert - ich kenne keine spannendere Musik!


  • Ich glaube, ebendiese Eigenschaften sind für viele normale Hörer das Problem: Wenig prägnante Motive, von eingängigen Melodien nicht zu reden und dann dieses Gefühl der Richtungslosigkeit. (Das empfinde ich zB gar cicht als spannend) Ich kenne zwar eigentlich zu wenig (das Violinkonzert zB nicht), aber das kann ich beides nachvollziehen. Ich finde nichtmal das Klarinettenquintett, lt. Konzertführer melodös und klassizistisch besonders zugänglich. Bei den Mozart-Variationen kann man sich an das vertraute Thema halte und es ist auch fast rührend, weil man stellenweise den Eindruck hat, Reger sehnte sich nach der Zeit, als man noch so schreiben konnte wie Mozart und nicht in der Hyperkomplexität den Boden unter den Füßen verlieren muß. Aber früher empfand ich auch hier etwa die blechlastige Schlußfuge als Vergewaltigung des Mozartschen Themas. Die Hiller-var. habe ich kürzlich zum ersten Mal gehört, die fand ich eher bizarr.
    Kurz: Die Unbeliebtheit Regers wundert mich überhaupt nicht, was natürlich nicht heißen muß, dass sich die Mühe bei einigen Werken nicht sehr lohnen könnte.


    (OT: ich frage mich, was hier immer für Stücke von Zemlinsky gehört werden, dass man sich die Ohren zuhalten muß, für meine klingt der keineswegs "schräger" als Mahler, Strauss oder Reger)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo teleton,

    Zitat

    Sein Klavierkonzert op.114 empfand ich als relativ monumentalen Schinken ohne Gänsehautfaktor - ein Werk, das bei mir einfach keine Lust für ein Wiederhören ausgelöst hat.


    Ich liebe dieses Klavierkonzert, vor allem den langsamen Satz.
    Natürlich, das muß ich zugeben, ist es recht monumental und auf den ersten Blick unübersichtlich, aber meiner Meinung ist hier vor allem eine stringente Interpretation notwendig, um diese Konzert in seiner ganzen Schönheit rüberzubringen.
    Und da gibt es m.e. leider nur zwei Versionen.


    Ich muß voranschicken, daß ich jede verfügbare Aufnahme dieses Konzertes glaube zu kennen, sogar eine Aufnahme mit der Widmungsträgerin Frida Kwast-Hodap.


    Meistens wird das Konzert für meinen Geschmack viel zu breit angelegt und die erwähnten zwei Aufnahmen, die ich empfehlen würde, sind zum einen diejenige mit Rudolf Serkin und zum anderen die Aufnahme mit Gerhard Oppitz.
    Natürlich weiß ich nicht, welche Aufnahme Du kennst und höchstwarscheinlich sind die von mir empfohlenen Aufnahmen derzeit gestrichen.
    Trotzdem kann ich nur empfehlen, dieses Werk einige Male intensiv zu hören und es an sich herankommen zu lassen, vorzugsweise mit Serkin, wie schon gesagt.


    LG,


    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Ich muß voranschicken, daß ich jede verfügbare Aufnahme dieses Konzertes glaube zu kennen.


    Hallo Michael,
    wie ist denn Deiner Meinung nach die Aufnahme mit A. Webersinke und der Dresdner Philharmonie unter Herbig einzuschätzen?


    Gruß
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Lieber Reinhard,
    ich muß leider gestehen, daß ich diese Aufnahme überhaupt nicht mag.
    Dies ist m.e. eine der(wenn nicht sogar "die") langweiligsten und langsamsten Interpretationen, welche ich kenne.
    Ich würde vollkommen verstehen, wenn einem nach Anhören dieser Aufnahme das Konzert nicht gefällt.


    LG,
    Michael


    P.S.Mein absoluter Favorit ist übrigens eine Live-Aufnahme mit Serkin und den Münchner Philharmonikern unter Fritz Rieger aus den 60ern, leider muß man warten, bis die mal wieder gesendet wird.
    Serkin schießt aus allen Rohren und ist noch zwingender als in seiner Studioaufnahme unter Ormandy.

  • Lieber Michael,
    das ist ja eine eindeutige Aussage. Werde ich also die CD nach hinten räumen und mal die Augen offen halten.


    LG
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo Michael,


    es ist in der Tat lange her, dass ich das Reger: Klavierkonzert gehört habe.
    Es ist bei mir die CBS-LP mit Serkin / Ormandy. Diese steht seit bestimmt 20Jahren im LP-Regal (bei den 30% die davon noch übrig geblieben sind) .


    Da ich die Musikwelt heute doch mit anderen Augen sehe werde ich mir diese Platte auf jeden Fall wieder vornehmen.



    Hallo kurzstückmeister,


    vielen Dank auf den Hinweis zu Reger´s Violinkonzert. Auch damit werde ich mich beschäftigen - ich kenne es noch nicht. Nach Deinen Worten scheint mein Zitat "zu wenig los" hier nicht zu greifen - ich bin gespannt !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo!


    Im neuen Merkheft von Zweitausendeins ist folgende Box drin:



    Alle Kammermusikwerke Regers auf 23 CDs.


    Ist es überhaupt sinnvoll, sich solch einen Klotz anzuschaffen?
    (wenn ich bedenke, die Streichquartette, Klaviertrios und Violinsonaten Beethovens passen auf nur 15 CDs)


    Kennt jemand etwas daraus?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius,


    ich habe mir die Box vor etwa zwei Jahren angeschafft. Na ja, es ist so, wie es mit Gesamteinspielungen halt ist - Quantität ist da oft wichtiger als Qualität. Ich war nicht sonderlich begeistert. Ich gebe allerdings zu, dass Regers Musik mehr vom Hörer verlangt als ein einmaliges Durchhören.


    Vielleicht ist es sinnvoller, sich exemplarische Einzeleinspielungen zu besorgen, bevor man 23 CDs im Regal einmal hört und dann nie wieder. Mir fällt da z. B. das Klarinettenquintet und das Streichsextett ein, Sabine Meyer und das Wiener Streichsextett.

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Bei den Mozart-Variationen kann man sich an das vertraute Thema halte und es ist auch fast rührend, weil man stellenweise den Eindruck hat, Reger sehnte sich nach der Zeit, als man noch so schreiben konnte wie Mozart und nicht in der Hyperkomplexität den Boden unter den Füßen verlieren muß. Aber früher empfand ich auch hier etwa die blechlastige Schlußfuge als Vergewaltigung des Mozartschen Themas.


    Es wundert mich, dass gerade dieses kuriose Werk offenbar vielen Klassikliebhabern entgegenzukommen scheint, schließlich ist es nicht so einfach, den Zusammenhang mit dem Mozartthema im Auge zu behalten und nach dem Länge mal Breite präsentierten Thema erscheint bereits die erste Variation als ziemliche Vergewaltigung. Für mich ist es hier viel schwerer, mich an Regers Stil zu gewöhnen, als wenn ich von Anfang an Reger pur habe. Außerdem würde ich den langen langsamen Abschnitt vor der Schlußfuge als ziemlich langweilig bezeichnen, "ungezähmter" Reger ist mir da viel lieber! Schließlich war Reger um 1900 mal "Publikumsschreck", gerade diese Phase dürfte heute spannender sein als diese bedenkliche "Rücksicherung" mittels Mozartthema, bei dem man heute erst mal die romantisierende Präsentation von Mozart ertragen muss (süßliche Oktavverdopplungen als Steigerung).
    :hello:

  • Hallo zusammen,


    nun, im Gegensatz zu vielen anderen Werken Regers haben die Mozart-Variationen den unschätzbaren Vorteil, dass ein Hörer schon beim allerersten Hören des Stücks etwas hat, woran er sich festhalten und entlanghangeln kann.


    Da spielt es auch keine Rolle, dass Reger das Mozart-Thema unter Riemann-Einfluss auftaktig umdeutet.


    Unter den Orgelwerken empfehle ich die folgenden Werke für einen Einstieg:


    - Sonate Nr. 2 d-moll op. 60
    - Fantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46
    - Fantasie über den Choral "Wachet auf! ruft uns die Stiimme" op. 52,2
    - dazu eine Auswahl aus den Stücken op. 59 (z. B. Toccata d-moll, Fuge D-Dur oder Kyrie, Gloria, Benedictus)


    In den drei erstgenannten Werken bekommt das nachverfolgende Ohr wie bei den Mozart-Variationen allerhand Anhaltspunkte. Die Stücke op. 59 sind ohnehin gut überschaubar.


    Die Einspielungen auf sogenannten historischen Instrumenten kann ich nicht in erster Linie empfehlen, gleichwohl als interessanten Vergleich dem fortgeschrittenen Reger-Hörer nahelegen. Die Kirchen dieser historischen Monsterorgeln bringen recht viel Hall mit sich, der Details verschluckt. Registerkanzellenladen und pneumatische Trakturen tun ein Übriges. Für einen ersten Zugang finde ich Aufnahmen auf modernen Kompromissorgeln besser, z. B. Franz Lehrndorfer bei Calig mit "Sonate 2" und "Wachet auf" und/oder Franz Hauk bei Guild mit denselben Werken. Rosalinde Haas scheint mir auf der anderen Seite als die Interpretationen auf historisch korrekten Instrumenten am Ziel vorbei zu laufen, bei ihr lässt das Tempo viele Details untergehen.


    Natürlich ist es eine Grundsatzfrage bei der Darstellung Regerscher Orgelmusik, ob man unbedingt jede Note hören können muss. Ich meine, schon; und ich führe die o. g. Aufnahmen als Argumente dafür ins Feld.


    Wer diese Musik mag, möge sich auch mit den "Variationen und Fuge fis-moll über ein Originalthema" op. 73 sowie der "Symphonischen Fantasie und Fuge" op. 57 auseinandersetzen. Beides hochkomplexe Musik, die Symph. Fantasie ist geradezu berüchtigt für ihre Zerklüftetheit. Man lese den entsprechenden Abschnitt in Reclams Orgelmusikführer.


    Als Einführung und Hörhilfe für Regers Orgelmusik sei noch das Büchlein "Die Orgelwerke Max Regers" von Martin Weyer empfohlen, erschienen bei Heinrichshofen.

  • BigBerlinBear
    Das war ein guter Vorschlag: die obigen Chorwerke a capella, die ich mir aufgrund Deines Vorschlags zugelegt habe. Besonders...


    Zitat

    die "großen" a-cappella-Werke, mit dem Chor des norddt. Rundfunks:


    sind mir ans Herz gewachsen.


    Die Musik Regers wird häufig als "überladen" bezeichnet. Wie gesagt, ich kann dies gut nachvollziehen, wenngleich ich selbst es nicht als überladen und negativ, sondern sehr gehaltvoll und positiv empfinde.


    Ich glaube aber, dass von dieser "Überladenheit" in den a capella-Chorwerken nicht die Rede sein kann. Das sind meist kurze Stücke, melodiös und zart (zumindest die geistlichen), oder?


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

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  • Heute abend habe ich zum erstenmal im Konzertsaal ein Werk gehört, das in diesem Thread schon erwähnt worden ist: Max Regers Klavierkonzert f-moll op. 114. Peter Serkin war der Solist, Herbert Blomstedt dirigierte die Bamberger Symphoniker.


    Überaus eindrucksvoll! Ich kenne das Konzert nur in der oben von Michael verrissenen Aufnahme mit Webersinke/Herbig, aber das war heute nochmal eine andere Nummer. Das Werk ist schon eine harte Nuss, auch für das Publikum, aber ich mag diesen typischen schwerblütigen Reger-Sound sehr. Die Balance zwischen Orchester und Soloinstrument war mustergültig, manchmal verschmolzen Klavier- und Orchesterklang geradezu, eine Art symphonisches "Ineinanderverwobensein". Nur in der Coda des ersten Satzes wurde das Klavier gnadenlos übertönt (da weiß ich allerdings auch nicht, wie das im Konzertsaal anders gehen soll). Faszinierend aber auch die leisen, fast verlöschenden Stellen - etwa am Ende der Durchführung. Sehr, sehr langsam, ganz versunken der langsame Satz, sicher der schönste des Werkes. Selbst das Finale, mit dem ich sonst ähnliche Schwierigkeiten habe wie mit dem letzten Satz des zweiten Brahms-Konzerts, hat mich diesmal mitgerissen, so pointiert und gar nicht hemdsärmelig war das gespielt.


    Serkin war fantastisch, technisch tadellos, nicht immer donnernd, sondern dynamisch sehr differenziert - und wie er den zweiten Satz ausgesungen hat, war besonders beeindruckend. Er spielte aus den Noten, einem alten zerschlissenen Band, den er (laut dem unten verlinkten Interview) von seinem Vater geerbt hat und der Anmerkungen u.a. von Rosbaud, Scherchen und Mitropoulos enthält.


    In der hiesigen Lokalzeitung gab es ein langes Interview mit Peter Serkin, in dem er sich aufschlussreich u.a. über das Reger-Konzert und auch über die Beziehung seines Vaters zum Werk äußert. Das Gespräch kann über die Website der Bamberger Symphoniker aufgerufen werden (rechts unter "Aktuelles" anklicken):


    "http://www.bamberger-symphoniker.de/"



    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo zusammen,


    Dank Brilliant gibt es nun eine weitere Möglichkeit einige Orchesterwerke Regers preisgünstig kennen zu lernen:


    Max Reger (1873-1916)
    Orchester-Variationen
    Böcklin-Suite op. 128; Hiller-Variationen op. 100; Mozart-Variationen op. 132; Psalm 100 op. 106
    Künstler: Concertgebouw Orchestra, Russian State Symphonic Capella, Russian State SO, Neeme Järvi, Valeri Polyansky
    Label: Brilliant , DDD, 89/00


    Enthalten sind folgende Aufnahmen des Labels Chandos:



    Freitag Nachmittag hatte ich die für mich ungewöhnliche Gelegenheit auf zwei Stunden Musik und habe es nicht bereut beide CDs hintereinander weg zu hören! Nach einigen Klavierwerken, welche ich bereits kannte (Bach-, Telemann-, Mozart-Variationen) und dem hier gehörten, halte nun auch ich Max Reger für einen der zu Unrecht zu wenig beachteten Komponisten, den es weiter zu entdecken gilt.


    Die oben genannten Aufnahmen präsentieren sich übrigens in hervorragender Klangtechnik (nur der Chor beim Psalm 100 könnte für mich besser fokussiert eingefangen sein) und soweit ich dies nach einem Hören ohne Vergleichseinspielungen beurteilen kann in sehr ansprechenden Interpretationen.


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Zitat


    Die oben genannten Aufnahmen präsentieren sich übrigens in hervorragender Klangtechnik (nur der Chor beim Psalm 100 könnte für mich besser fokussiert eingefangen sein) und soweit ich dies nach einem Hören ohne Vergleichseinspielungen beurteilen kann in sehr ansprechenden Interpretationen.


    Viele Grüße
    Frank


    Stimmt, die Interpretation von dem 100. Psalm ist gut gelungen - jedoch möchte ich noch kurz anmerken, dass man die Herkunft dieses Chores (also Russland) doch auch sehr deutlich zu hören bekommt ;). Nur als kleine "Vorwarnung" ... *g* (ich möchte mich wiederum auch nicht russisch reden hören, allerdings würde ich das dann auch nie auf einer CD veröffentlichen :D)

  • Kennt jemand zufällig sowohl die cpo-Box der Quartette (Berner SQ) als auch die vermutlich aus den 1970ern stammenden Aufnahmen des Drolc-Quartetts? Dieses DG-Trio ist zwar schon wieder gestrichen, aber am marketplace noch zu haben. Die Klangschnipsel bei cpo klingen schlecht, was aber an den mp3s liegen dürfte. Das Klarinettenquintett habe ich schon (Meyer/Wiener 6tet), daher wäre, obwohl Leister sicher auch interessant, das nicht unbedingt ausschlaggebend.



    Dann gibt es natürlich noch Einzelaufnahmen bei MDG mit den Mannheimer SQ. Die sind mir aber zu teuer.
    Ebenfalls erwäge ich diese Naxos-Aufnahmen:


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die vom Berner Streichquartett eingespielte Quartett-CD kenne ich gut; es ist die Einspielung, die ich fast immer auflege, wenn ich die Reger-Quartette hören will (obwohl ich Alternativen habe).


    Zum allgemeinakustischen Klang kann ich nicht allzuviel sagen, da ich keine besonders feine Musikanlage besitze. Die Interpretation der wunderbaren Quartettkompositionen ist auf alle Fälle super; die CD ist ein absolutes Highlight und gehört aus diesem Grund zu meinen wenigen "Unverzichtbaren" (s. dort).


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

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