Prinz Louis Ferdinand von Preußen
geboren am 18. November 1772 Schloss Friedrichsfelde
gefallen am 10. Oktober 1806 bei Saalfeld
Das gekrönte Häupter die Musik liebten und auch selbst komponierten war im absolutistischen Europa alles andere als eine Seltenheit, besonders herausragend in dieser Hinsicht der prunk- und musikverliebte Wiener Hof. In des heiligen römischen Reiches Deutscher Nation´ Streusandbüchse war man derlei Vergnügen weitaus weniger zugetan. Friedrich Wilhelm I. schalt seinen schöngeistigen Filius Friedrich gar einen weibischen Querpfeifer und Poeten, ob seiner musikalischen Neigungen.
Prinz Louis Ferdinand von Preußen war ein Sohn des jüngsten Bruders Friedrichs, Prinz Ferdinand von Preußen. In Schloss Friedrichsfelde geboren wuchs er bis zum Tod seines Onkels, Friedrich II., im Jahr 1786 dort auf, bis die Familie nach Schloss Bellevue umzog. Schon früh wurde bei Louis Ferdinand eine außerordentliche musikalische Begabung erkennbar, Louis Ferdinand zu Lebzeiten als ein ausgezeichneter Pianist.
Seine Laufbahn verlief durchaus so, wie es sich für einen Prinzen aus der zweiten Reihe im Zeitalter des Absolutismus gehörte: Zahlreiche Affären und exorbitante Schulden. Louis Ferdinand fiel allerdings insofern etwas aus dem Rahmen als er die bürgerlichen Salons in Hamburg und Berlin und den Umgang mit französischen Emigranten dem höfischen Umfeld vorzog, was seiner Beliebtheit bei seinem königlichen Onkel Friedrich Wilhelm III. nicht unbedingt förderlich war, und ihm 1800 eine "Strafversetzung" nach Magdeburg eintrug.
In den Koalitionskriegen seit 1792 zeichnete er sich aus und wandte sich schon früh gegen die Appeasementpolitik des preußischen Hofes. Als es im Oktober 1806 zum Krieg mit Frankreich kam, wurde Louis Ferdinand das Kommando über die Avantgarde der Armee Hohenlohe übertragen, in der Schlacht bei Saalfeld am 10. Oktober 1806 fiel er in einem Gefecht mit französischen Husaren, nachdem er sich weigerte sich gefangennehmen zu lassen. Napoleon selbst würdigte den Prinzen in einem Bulletin.
Die Quellen zeichnen ein janusköpfiges Bild des Prinzen: Hier der musikalische "preußische Apoll" und Frauenschwarm, dort der düstere Melancholiker, der den Tod in der Schlacht regelrecht gesucht haben soll, 1811 schrieb seine Geliebte Pauline Wiesel in einem Brief an Rahel Levin:
„Was ist der Mensch? Wie wenig, wie unbedeutend in der Welt, und wie vieler Empfindung fähig... Warum stirbt man nicht mit der Liebe – Louis ist wirklich mit der größten Liebe im Herzen gestorben... Glücklich wäre er nie geworden, nie. Es fehlte ihm an Ruhe. Keiner Ruhe war er fähig...“
Louis Ferdinand war gefangen zwischen zwei Polen: Den Begrenzungen durch seinen gesellschaftlichen Status´ einerseits und seinen philantropischen Interessen andererseits.
Unbestritten ist allerdings eines:
Sowohl als Pianist wie als Komponist war Louis Ferdinand außerordentlich talentiert. Beethoven schätzte den Prinzen so sehr, dass er ihm sein drittes Klavierkonzert in c-moll widmete. Insbesondere nachdem er seit 1800 in Magdeburg politisch kaltgestellt worden war, komponierte er ausgesprochen intensiv, wozu ihn Bekannte und Freunde wie Ladislav Dussek ermunterten.
Louis Ferdinand komponierte weit mehr als nur für den Hausgebrauch. Sein musikalisches Erbe hat Zeitgenossen und Nachkommen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bewegt: Franz Liszt beschäftigte sich eingehend mit dem Klavierwerk des Hohenzollerns .
Robert Schumann hat den Prinzen als „Romantiker der klassischen Schule“ bezeichnet. Er sei seiner Zeit musikästhetisch eine Generation voraus gewesen, meint man heute. Wer sich davon ein Bild machen möchte: Das Trio Parnassus hat bei Dabringhaus und Grimm die Klaviertrios des musischen Prinzen aufgenommen. Das "Große Trio" in Es-Dur aus dem Jahr 1806 ist ein düsteres, melancholisches Werk- aber es lässt erkennen, dass Louis Ferdinand alles andere als ein bloßer musikantischer Dilletant gewesen ist:
Neben den drei Klaviertrios umfasst das Ouvre des Prinzen zwei Klavierqartette, ein Klavierquintett, ein posthum als op. 12 veröffentlichtes Oktett und diverse andere Kompositionen für Klavier.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass eine Biographie Louis Ferdinands- auf dem neuesten Stand der Forschung- bis heute Desiderat ist, aber vielleicht ist der 200. Todestag ein Anlass, daran etwas zu ändern. Lohnenswert wäre das allemal.
Herzliche Grüße,
Christian