Die Norddeutsche Musiktradition im Barock

  • Hallo,


    im Zusammenhang mit den Orgelwerken vom beispielsweise Heinrich Scheidemann, Johann Adam Reincken oder Dietrich Buxtehude fällt immer wieder der Begriff der Norddeutschen Orgelschule. Nun haben diese Herren nicht nur für die Orgel komponiert, sondern auch andere Gattungen bedient, Kantaten, Kammermusik etc. Deshalb soll es in diesem Thread ganz ausdrücklich nicht nur um Orgelmusik gehen, sondern die anderen Werke mit einschließen.


    Ausklammern müssen wir den wohl bekanntesten Komponisten dieser Gruppe, nämlich Dietrich Buxtehude, denn zu ihm existieren schon mehrere separate Threads:
    Die Orgelwerke Dietrich Buxtehudes
    Das Vokalschaffen Dietrich Buxtehudes (1637-1707)
    Dietrich Buxtehude, Kammermusik


    Nun möchte ich noch ein paar Namen jener Komponisten in die Runde werfen, die hier später sicher wieder Erwähnung finden:
    Nicolaus Bruhns 1665 - 1697
    Matthias Weckmann um 1619 - 1674
    Vincent Lübeck 1654 - 1740
    Heinrich Scheidemann 1596 - 1663
    Johann Adam Reincken 1643 - 1722
    Franz Tunder 1614 -1667
    Georg Böhm 1661–1733


    Für mich auffällig ist das Phämomen, dass das überlieferte Oeuvre vieler dieser Komponisten im Bereich der Vokalmusik ziemlich schmal ist. Die überlieferten Kantaten von V.Lübeck passen beispielsweise auf eine CD, die von M.Weckmann auf deren zwei. Bei den anderen sieht es ähnlich aus. Die Frage nach der Ursache, kann ich nicht beantworten, nur ein paar Vermutungen anstellen. Dadurch dass nur sehr selten Vokalkompositionen dieser Komponisten gedruckt wurden, braucht es optimale Überlieferungsbedingungen über die letzten 300 Jahre, um die Handschriften bzw. Abschriften davon bis heute zu erhalten. Eine Utopie! Mit Sicherheit ging sehr vieles während dieser Zeit verloren, vielleicht schlummern aber auch noch einige Werke auf irgendwelchen Kirchendachböden. Sicher ist die Bezeichnung der Orgelschule auch nicht ganz so willkürlich gewählt, will sagen, möglicherweise hatte die Orgelmusik einen höheren Stellenwert als andere Gattungen. Ich hoffe, dass jemand zu dieser Frage etwas Klarheit bringen kann...


    Wie dem auch sei, unter den Vokalwerken findet sich so manche Perle (sicher auch bei den Orgelstücken, aber damit kenne ich mich nicht so gut aus und überlasse es gerne anderen, die Perlen herauszufischen), die es verdient hätte, aus dem Schatten der großen Namen herauszutreten und ihren eigenen Zauber verbreiten zu können.


    Interessant ist dieser Thread sicherlich auch im Hinblick auf Johann Sebastian Bach, der sich mehrfach auf den Weg in die Musikzentren des Nordens gemacht hat, um von den Musikern dort zu lernen. Was er dort vorgefunden hat, und wovon er sicherlich einen guten Teil aufgenommen und in seinen Werken verarbeitet hat, darum soll es hier gehen. Allerdings möchte ich die Norddeutsche Musiktradition nicht auf die Rolle eines Vorläufers zur Bach'schen Kunst beschränkt wissen. Dazu ist die Qualität der Musik viel zu hoch!



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Salut,


    ich schreibe gleich zu Anfang, damit dann gleich zum Hauptthema zurückgekehrt werden kann [es spricht auch nichts dagegen, das Thema in einem eigenen Thread unterzubringen].


    Für mangelnde Werküberlieferung gibt es verschiedene Gründe:


    A Der Komponist hat die Werke gar nicht komponiert. Vincent Lübeck beispielsweise war wohl lt. MGG eher Orgel- und Clavierspezialist als Kantatenkomponist. Möglich, dass es in Lübeck [wo er sich zuletzt aufhielt] dafür ein spezielles Amt gab und er für diese Aufgabe gar nicht zuständig war oder nur selten in Anspruch genommen wurde, quasi als "Aushilfe". Ähnliches - im Umkehrfall - bei Mozart [Orgelwerke!]. Oder es gab gar keinen Bedarf an solchen Werken, vielleicht auch mangels eines guten Chores? Da müßte ein [Stadt] Lübeck-Spezialist ran...


    B Faulheit ist fatal: Von Mozart weiß man, dass er aus purer Faulheit und ggfs. chronischem Geldmangel teils Originale und keine extra angefertigten Kopistenabschriften verschickte - die ihre Ziele niemals erreichten: Die als verschollen geltende Passion von V. Lübeck wurde beispielsweise 1701 nach Bremen verschickt... möglich, dass sie dort eines Tages noch eintrifft.


    C Viele in den großen Bibliotheken befindliche Werke wurden in div. Kriegswirren vernichtet [nur die nach damaliger Ansicht "größten Schätze" wurden ausgelagert und teilweise wieder zurückgegeben. Möglicher Weise existieren noch nicht wieder freigegebene Archive? Auch ist es schon vorgekommen, dass Werke innerhalb von Bibliotheken plötzlich verschollen sind [Diebstahl? Unordnung?]


    D Eine tatsächlich existente Kopistenabschrift gibt nicht den wirklichen Autor des Werkes bekannt: 1) ohne Autor = Anonymus 2) der vermerkte Kopistenname wird als Komponist interpretiert [Kopisten waren teils auch Komponisten. Da macht sich kaum einer die Mühe, anhand von satztechnischen Analysen die kompositorische "Handschrift" eines Komponisten zu eruieren und den Irtum zu entlarven - außer bei den Weltberühmten, leider].


    Das sind mal meiner Meinung nach die vier Hauptgründe - sicher gibt es im Einzelfall noch verschiedene Aspekte.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salisburgensis:


    Zitat

    Nicolaus Bruhns 1665 - 1697 Matthias Weckmann um 1619 - 1674 Vincent Lübeck 1654 - 1740 Heinrich Scheidemann 1596 - 1663 Johann Adam Reincken 1643 - 1722 Franz Tunder 1614 -1667 Georg Böhm 1661–1733


    Auffällig bei (fast) allen hier genannten Komponisten ist das Fehlen schlechthin
    JEGLICHER Autographen. Lediglich bei der Lüneburger Sammlung streiren sich die Gelehrten, ob es "originale Weckmänner" seien oder Abschriften.
    Bei den hier erwähnten Orgelmeistern, die übrigens ALLE Schüler bzw. Enkelschüler von "Meester Jan Pedersen", der Nachwelt besser als Jan Pieterszoon Sweelinck bekannt, kann man davon ausgehen, daß diese auf ihrem Instrument in erster Linie improvisierten und aus diesem Grunde garkeine Notwendigkeit bestand, die Werke in Schriftform festzuhalten. Eben von Sweelinck, der als der größte Orgelmeister seiner Epoche gefeiert wurde, ist nicht eine einzige handschriftliche Note eines Orgelwerkes erhalten und im Druck lies er "nur" Geistliche Chorwerke erscheinen. Bei Reincken, Tunder, Böhm
    und Lübeck verhält es sich gewiss ähnlich- Lediglich Scheidemann und vor ihm Samuel Scheidt liessen Orgelwerke im Druck erscheinen, wohl nicht zuletzt deshalb, weil sie damit einen pädagogischen Zweck verfolgten.
    Der geringe Werkbestand gerade bei Nikolaus Bruhns ist sicher zum einen der traurigen Tatsache geschuldet, daß dieser nur 31 Jahre alt wurde.
    Bruhns war vor allem als Violinvirtuose in Nordeuropa berühmt, erhalten hat sich jedoch davon an Noten nichts. Bokemeyer, der die einzige uns bekannte
    Quelle des Brunhnschen Vokalschaffens kopierte, schrieb gewiss nur das ab, wofür er in seiner eigenen Kantorei Verwendung hatte. Der "Rest" mag, nach gründlich gewandeltem Zeitgeschmack, auf irgendeinem Dachboden verkommen sein.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    als erstes möchte ich die Kantaten von Vincent Lübeck vorstellen. Lübeck war zu seiner Zeit ausgewiesener Orgelexperte und wurde sehr oft hinzugerufen, wenn es um die Abnahme neuer Orgeln ging. So zeichnete er verantwortlich für etliche Werke des norddeutschen Orgelbaumeisters Arp Schnitger, u.a. das Instrument im Bremer Dom. Die Wirkungsstätten Vincent Lübecks waren erst Stade und ab 1702 Hamburg. Dort starb er 1740 im hohen Alter von knapp 90 Jahren und hat damit noch etliche Musikergrößen des Spätbarock kennengelernt, unter ihnen Händel und Telemann.


    Seine Kantaten wirken im Vergleich mit zeitgenössischen Kompositionen recht altmodisch. Er steht damit sozusagen am Ende der Norddeutschen Schule. Nur für zwei der fünf überlieferten Kantaten läßt sich ein Entstehungsdatum ermitteln, nämlich: Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist und Ich hab hie wenig guter Tag. Beide entstanden zur Trauerfeier der 1693 verstorbenen Gattin des schwedischen Monarchen Karl XI.


    Es gibt meines Wissens eine einzige Aufnahme seiner Kantaten, erschienen beim Label Motette, die allerdings ziemlich gut ist:



    Hilf deinem Volk
    Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist
    Gott wie dein Name
    Willkommen, süßer Bräutigam
    Ich hab hie wenig guter Tag


    David Cordier, Graham Pushee, Harry Geraerts, Harry van der Kamp
    New College Choir Oxford, Fiori Musicali
    Thomas Albert




    Die Aufnahme entstand Anfang der 1980er Jahre, klingt aber gar nicht so alt. Im Gegenteil, die Interpretation ist so frisch und modern, dass, wenn da nicht der Knabenchor wäre, man das locker als Neuaufnahme verkaufen könnte. Nicht das der Knabenchor schlecht wäre, im Gegenteil, ich bin angenehm überrascht davon, aber Neuaufnahmen mit einem solchen Chor macht heute kaum noch jemand. Auch wird der Knabenchor nur für die erste der fünf Kantaten gebraucht; die anderen werden rein solistisch ausgeführt.


    Neben den beiden Kantaten für die Trauerfeier haben auch Willkommen, süßer Bräutigam und Hilf deinem Volk einen eher düsteren Affekt der Vergänglichkeit und Endlichkeit alles Seins. Lediglich Gott wie dein Name fällt total heraus. Das ist ein Jubelstück, passend instrumentiert mit drei Trompeten. Aber gerade dieses Stück ist meiner Meinung nach etwas schwächer als die anderen und hat ein paar Wiederholungen zuviel.



    Fazit: Hochklassige Kirchenmusik, heute im tiefsten Schatten anderer Komponisten stehend, in einer gelungenen Aufnahme.



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Nächter Kandidat ist Matthias Weckmann (um 1616 - 1674). Der aus dem Thüringischen stammende Komponist war lange Zeit Mitglied der Dredner Hofkapelle unter der Oberdirektion von Heinrich Schütz. Erst als Knabe, später als Organist und Ausbilder der Capellknaben. Seine Dresdner Zeit wurde mehrmals unterbrochen durch längere Aufenthalte im Norden. 1637 erhielt er ein Stipendium, um sich in Hamburg bei Jakob Praetorius im Orgelspiel zu vervollständigen, was angesichts des notorischen Geldmangels seines Fürsten wegen des laufenden Krieges erstaunlich ist. Johann Georg ließ seine Musiker ansonsten darben, was den Kapellmeister Schütz zu etlichen Eingaben veranlaßte, doch endlich die Gehaltsrückstände der Musiker auszugleichen.


    1640 kehrte Weckmann nach Dresden zurück, wurde aber wenig später zusammen mit Heinirch Schütz und weiteren Musikern an den dänischen Hof in Nykøbing ausgeliehen. Christian IV. war - im Gegensatz zu seinem sächsischen Kollegen - ein überaus kunst- und musikliebender Monarch, der sich seine Leidenschaft auch einiges kosten ließ. 1647 wurde Weckmann wieder nach Dresden beordert, wo er die Tätigkeit als Organisten und Gesangslehrer wieder aufnahm. 1655 verabschiedete er sich aber endgültig vom Dresdner Hof und nahm die Stelle an St. Jacobi in Hamburg an, wo er bis zu seinem Tod blieb.


    Auf Weckmanns Initiative geht die erste regelmäßig stattfindende und für jeden zugängliche Konzertreihe zurück, das Collegium musicum. Es wurde von vermögenden Kaufleuten und Bürgern der Stadt Hamburg getragen und entwickelte bald überregionale Bedeutung als Aufführungsort sowohl geistlicher als auch weltlicher Werke.


    Als Weckmann schließlich 1674 starb, sagte sein enger Freund und Kollege Christoph Bernhard der musikalischen Zukunft Hamburgs schlechte Zeiten voraus:
    Die Music wird wieder fallen, wie sie in 14 Jahren an diesem Orthe gestiegen. Man wird künftig sich nicht bemühen umb rechtschaffene Leute ein Verlangen zu haben, die Gunst wird mehr als Geschicklichkeit eines Mannes angesehen. Wie anitzo die musicalische Harmonie niedergehet durch Abgehung solcher Männer, die capabel ferner sie zu erhalten, so wird es auch mit der guten Stadt Hamburg im Regiment gehen...
    Er sollte damit Recht behalten. Allerdings nur bezogen auf die Kirchenmusik, denn mit der Oper am Gänsemarkt ging bereits 1678 in Hamburg ein neuer Stern am Musikhimmel auf.




    Das erhaltene Vokalwerk Weckmann umfasst gerade mal rund ein dutzend Werke. Vier davon ragen jedoch deutlich heraus. Diese vier Stücke hat Weckmann vermutlich während der Pestepedemie 1663 - 1665 geschrieben. Es sind:

    • Zion sprich, der Herr hat mich verlassen
    • Wie liegt die Stadt so wüste
    • Weine nicht, es hat überwunden der Löwe
    • Herr, wenn ich nur dich habe


    Gerade in diesen Stücken erweist sich Weckmann als echter Dramatiker. Wie bildhaft er die erschütternden Zustände in Musik malt, ist einfach großartig. Er schreckt dabei auch nicht vor für die Zeit drastischen Mitteln zurück. Dabei war er sich der Ungewöhnlichkeit mancher Dissonanzen wohl bewußt und setzte ein nota bene an diese Stellen zum Zeichen, dass das keine Fehler sind. Auch verlangt er in Wie liegt die Stadt so wüste, dass der Sopran, der als beobachtende Person den Untergang der Stadt schildert, deutlich entfernt vom restlichen Ensemble stehen soll.


    Weckmann komponierte vom Wort ausgehend und erweist sich damit als treuer Schütz-Schüler. Aber er findet seinen eigenen Weg damit. Seine Werke sind sehr abwechslungsreich gestaltet. Madrigalartige Abschnitte wechseln mit instrumentalen Sätzen, rezitativischen oder ariosen Teilen oder motettischen Abschnitten ab.




    Hier noch zwei Empfehlungen mit Aufnahmen vom Weckmanns Vokalwerken:


    Das Kantatenwerk


    Reyghere, Feldman, Honeyman, Mey, Egmond,
    Capella Sancti Michaelis Ricercar Consort
    Label: Ricercar




    Geistliche Werke


    Winter, Voss, Kobow, Kaiser, Grobe
    Himlische Cantorey
    Label: cpo



    Die erste CD enthält alle 12 zum Aufnahmezeitpunkt (1992) bekannten Vokalwerke von Weckmann. Die zweite Aufnahme von 2002 bieten eine Auswahl dieser 12 plus ein in der Zeit zwischen den Aufnahmen wiedergefundenen Stück, eine Hochzeitsmusik (Freue dich des Weibes deiner Jugend). Die vier oben angeführten Stücke, die Weckmann während der Pest schrieb, sind auf beiden CDs enthalten. Beide Aufnahmen halte ich für sehr gelungen, wobei mir meist die ältere eine Spur besser gefällt, vor allem wegen der Sänger.



    herzliche Grüße,
    Thomas

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  • Um eine Aufnahme möchte ich die Zusammenstellung von Salsiburgensis ergänzen, der die Palme in Sachen Weckmann gebührt:


    Die Weckmann-Einspielung des Purcell-Quartetts verdient sowohl aufnahmetechnisch wie auch interpretatorisch höchste Noten und toppt die von meinem Vorredner genannten, bestimmt verdienstvollen Einspielungen
    um ein Vielfaches. Herrausragend hier vor allem im Konzert "Wie liegt die Stadt so wüste" Susan Gritton und der bewährte Stephen Varcoe, die als "Nicht-Muttersprachler" dem ohnehin schon eindrucksvollen Opus mit seinen rembrandtschen Hell-Dunkel-Werten ein Äusserstes an musikalischer und geistiger Durchdringung abgewinnen.
    Ergänzt wird die CD durch Stücke aus Weckmanns Werk für Tasteninstrumente. Um diesen ausserordentlichen Komponisten kennenzulernen, ist diese Scheibe unvezichtbar !



    Berühmt wurde Weckmann zu Lebzeiten als Cembalo- und Orgelvirtuose.
    Die überlieferten "Klavier"Werke spielt Jan Katzschke auf Cembalo und Lautencembalo inspiriert und mit viel Verve ein:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zu den Komponisten der späten Blütezeit der Norddeutschen Schule zählt Nicolaus Bruhns (1665 - 1697). Er war ein Schüler von Buxtehude in Lübeck, sogar dessen Lieblingsschüler. Angesichts seiner phänomenalen Fähigkeiten ist das aber nicht verwunderlich. Er galt als Virtuose an Orgel, Violine und Gambe. Es ist von ihm überliefert, dass er die Geige spielte, dazu sang und sich selbst mit dem Pedal der Orgel begeleitete. Ein wahrhaft multitasking-fähiger Mann!


    Mit einem Empfehlungsschreiben seines Lehrers Buxtehude in der Tasche, ging er zunächst nach Kopenhagen, kehrte aber nach wenigen Jahren wieder nach Norddeutschland zurück und nahm 1689 die Organistenstelle in Husum an. Dort blieb er bis zu seinem allzu frühen Tod mit Anfang 30, obwohl die Stadt Kiel sehr ernsthafte Versuche unternahm ihn abzuwerben. Die Husumer Stadtväter konnten Bruhns jedoch mit einer satten Gehaltserhöhung zum Bleiben überreden.


    Neben seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten an verschiedenen Instrumenten, verstand sich Bruhns auch auf das Handwerk eines Tonsetzers ganz hervorragend. Um so bedauerlicher ist es, dass auch bei ihm die Zahl der überlieferten Werke sehr überschaubar ist: ein Dutzend Vokalwerke und eine handvoll Orgelstücke. Auch von ihm gibt es kaum Autographen. Seine Werke stehen einerseits - wie die so vieler Komponisten der Zeit - in der Schütz´schen Nachfolge, verbinden aber mit diesem Elemente des Madrigals. Das macht seine Werk oft emotional aufgeladen.


    Einigen der Vokalwerke ist anzumerken, dass er sie sich selbst auf den Leib geschrieben hat, beispielsweise Mein Herz ist bereit mit seinem anspruchsvollen Violinpart. Es fällt auch auf, dass er unter den Sängern den Baßisten oftmals besonders fordert, was möglicherweise daran liegt, dass er in Husum in Georg Ferber einen Kantor zur Verfügung hatte, der für seine stimmlichen Qualitäten weithin bekannt war.


    Die 12 überlieferten Stücke sind:

    • Hemmt eure Tränenflut
    • Muss nicht der Mensch
    • Ich liege und schlafe
    • Die Zeit meines Abschieds ist vorhanden
    • Jauchzet dem Herren, alle Welt
    • Wohl dem, der den Herren fürchtet
    • De profundis clamavi
    • Paratum cor meum
    • O werter heil'ger Geist
    • Erstanden ist der heilige Christ
    • Der Herr hat seinem Stuhl im Himmel bereitet
    • Mein Herz ist bereit



    Mit den Aufnahmen der Bruhns´schen Vokalwerke sieht es vergleichsweise gut aus. Es gibt die Gesamtaufnahme durch das Ricercar Consort, die allerdings nicht mehr lieferbar ist. Wer das mal irgendwo sieht, zugreifen! Die Aufnahme ist sehr gut! Diese Doppel-CD ist Volume 4 im Rahmen der Reihe Deutsche Barockkantaten beim gleichnamigen Label erschienen.





    Außerdem gibt es noch diese überirdisch schöne und mehrfach preisgekrönte Aufnahme mit dem Cantus Cölln:





    Daneben sind etliche Werke vereinzelt zu finden. Davon möchte ich eine Aufnahme mit dem Ausnahmesänger Harry van der Kamp empfehlend herausgreifen, auf der die Solokantate De profundis clamavi von Bruhns enthalten ist, eines der drei Werke für Solo-Baß:


    [am]B000024M3Z.03[/am]



    herzliche Grüße,
    Thomas

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  • Bedauerlicherweise hat sich Philippe Herreweghe bislang nur einmal an das norddeutsche Repertoire herangewagt.
    Enstanden ist dabei eine der schönsten Barockmusik-CDs des vergangenen
    Jahrzehnts:



    Di Einspielungen der Kantaten Tunders, Bruhns, Kuhnaus, ergänzt durch ein zeitlich den Rahmen ein wenig sprengenes, großartiges Werk von Christoph Graupner, bedeuten für alle hier gelisteten Komponisten 1. Referenz !
    Also wer diese (leider schon seit geraumer Zeit) vergriffene Scheibe irgendwo sieht, der schlage bedenkenlos zu !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo!!


    Norddeutsche Barockmusik ist noch gar nicht in meiner Sammlung vertreten, doch aufgrund dieses interessanten Threads werde ich das sicher ändern.


    Vor allem Franz Tunder interessiert mich sehr. Meines Wissens musste Buxtehude seine Tochter heiraten, um in Hamburg die Organistenstelle zu erhalten. Buxtehudes Tochter, war wie ihr ja wisst eine auf gut österreichisch eine "Perchtn" und deshalb sind Händel und Mattheson ja beim Bewerbungsgespräch davongelaufen.


    Zurück zu Tunder: ich war auf der Suche nach deutschen Kantaten, da ich mich auch hier fortbilden will und fand folgende CD:



    Geistliche Werke
    Nisi Dominus aedificaverit I
    Helft mir Gott's Güte preisen
    Da mihi Domine
    Wend' ab deinen Zorn, lieber Herr, mit Gnaden
    Herr, nun lässest du deinen Diener
    An Wasserflüssen Babylon (das kommt mir von Bach schon sehr bekannt vor)
    Nisi Dominus aedificaverit II
    O Jesu dulcissime
    Eine feste Burg ist unser Gott
    Salve coelestis pater



    Ich kann mich erinnern, dass bei meiner Erstkommunion vom Chor das Lied "Eine feste Burg ist unser Gott" gesungen wurde. Ich bin gespannt, ob ich es wiedererkenne.



    Die von Salis empfohlene Cpo- CD mit Weckmann´schen Werken steht ebenfalls auf meiner Liste!! Da werd ich sicher zuschlagen, die Frage ist nur wann :D
    Zion spricht
    Wenn der Herr die Gefangenen zu Zion erlösen wird
    Gegrüßet seist du, Holdselige
    Herr, wenn ich nur dich habe
    Wie liegt die Stadt so wüste
    Der Tod ist verschlungen in den Sieg
    Weine nicht
    Freue dich des Weibes deiner Jugend
    und andere!


    Und mein Telemannrepertoire muss unbdingt erweitert werden (außer der Tafelmusik und ein paar Trompetenkonzerten ist noch nicht viel da) ;(

    Hamburger Admiralitätsmusik 1723
    +Ouvertüre "Hamburger Ebb' und Fluth"
    Van der Sluis, Pushee, Müller, Mertens, Schopper,
    Alsfelder Vokalensemble,
    Barockorchester Bremen, Wolfgang Helbich


    Hört sich ganz interessant an, doch hab ich keine Ahnung was mich da erwartet! Kann vielleicht jemand erzählen, was diese Admiralitätsmusik eigentlich ist (Eine Art Tafelmusik?)



    Noch eine CD, aber die enthält Renaissancemusik, ist mir auch noch aufgefallen:

    Hanseatische Festmusiken um 1600
    Werke von Weiland, Rautenstein, H. Albert,
    Hakenberger, Dulichius, Chr. Bernhard, Becker,
    Weckmann, Obrecht, Di Lasso, Pevernage,
    Clemens non Papa


    Weser Renaissance, Manfred Cordes


    Einige Komponisten kommen aber nicht aus der Gegend, warum aber sind sie dann darauf enthalten (Obrecht, der meines Wissens nie in Hamburg war?) ?(



    LG joschi

  • Zitat

    Einige Komponisten kommen aber nicht aus der Gegend, warum aber sind sie dann darauf enthalten (Obrecht, der meines Wissens nie in Hamburg war?) verwirrt


    Hanseatisch bedeutet nicht unbedingt Hamburg. Hansestädte sind auch Bremen, Lübeck, und Rostock...


    Weser Renaissance ist ja wohl auch ein bremer Ensemble.

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  • Stimmt auch wieder. Den in Lüttich udn Gent, beides Hansestädte, war er tätig.


    Ich hatte einen Denkfehler, da ich vorher über Telemanns Hamburger Admiralitätsmusiks schrieb!


    LG joschi



  • Hallo Joschi,


    Telemann gehört nicht mehr zur Norddeutschen Musiktradition, um die es in diesem Thread eigentlich geht. Als gebürtiger Magdeburger kann man ihn zwar als Norddeutschen bezeichnen, aber seine Musik beruft sich eben nicht auf die Linie, die von Sweelinck bis Buxtehude reicht. Deshalb habe ich eine Antwort auf deine Frage im Telemann-Thread geschrieben.



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
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    - H. Heine -

  • Zitat

    Original von salisburgensis
    Es gibt meines Wissens eine einzige Aufnahme seiner Kantaten, erschienen beim Label Motette, die allerdings ziemlich gut ist:




    Es gibt eine Gesamtaufnahme, aber einzelne Kantaten sind auch in anderen Aufnahmen zu finden. "Willkommen, süßer Bräutigam" beispielsweise ist auch in der Ricercar-Box mit Barock-Kantaten enthalten.


    Zitat

    Neben den beiden Kantaten für die Trauerfeier haben auch Willkommen, süßer Bräutigam und Hilf deinem Volk einen eher düsteren Affekt der Vergänglichkeit und Endlichkeit alles Seins.


    Zumindest für "Willkommen, süßer Bräutigam" möchte ich diesem Eindruck entschieden widersprechen - es handelt sich eindeutig um eine Weihnachtskantate! Leider gibt es bei der von Dir genannten Gesamtaufnahme keine Texte im Booklet - ein schwerwiegendes Manko. Dem Text ist aber das Thema dieser Kantate zweifelsfrei zu entnehmen, und hier geht es eben nicht um "Vergänglichkeit und Endlichkeit allen Seins".


    :hello: Andreas

  • Zitat

    Original von Fugato
    Es gibt eine Gesamtaufnahme, aber einzelne Kantaten sind auch in anderen Aufnahmen zu finden. "Willkommen, süßer Bräutigam" beispielsweise ist auch in der Ricercar-Box mit Barock-Kantaten enthalten.


    Du hast natürlich Recht: es gibt wohl nur diese eine Gesamtaufnahme, aber einzelne Werke finden sich auch auf anderen CDs. Ich habe mich unklar ausgedrückt, sorry...


    Zitat


    Zumindest für "Willkommen, süßer Bräutigam" möchte ich diesem Eindruck entschieden widersprechen - es handelt sich eindeutig um eine Weihnachtskantate! Leider gibt es bei der von Dir genannten Gesamtaufnahme keine Texte im Booklet - ein schwerwiegendes Manko. Dem Text ist aber das Thema dieser Kantate zweifelsfrei zu entnehmen, und hier geht es eben nicht um "Vergänglichkeit und Endlichkeit allen Seins".


    Hier ist der Text der Kantate:


    Willkommen, süßer Bräutigam, du König aller Ehren,
    willkommen, Jesu, Gottes Lamm, ich will dein Lob vermehren.
    Ich will dir all mein Leben lang von Herzen sagen Preis und Dank,
    daß du, da wir verloren, für uns bist für uns bist Mensch geboren.


    O großes Werk, o Wundernacht, dergleichen nie gefunden;
    du hast den Heiland hergebracht, der alles überwunden,
    du hast gebracht den starken Mann, der Feur und Wolken zwingen kann,
    für den die Himmel zittern und alle Berg erschüttern.


    O liebes Kind, o süßer Knab, holdselig von Gebärden,
    nimm Bruder, den ich lieber hab, als alle Schätz auf Erden,
    komm, Schönster, in mein Herz hinein, komm eiligst, laß die Krippen sein,
    komm, ich will bei Zeiten dein Lager dir bereiten.


    Sag an, mein Herzensbräutigam, mein Hoffnung, Freud und Leben;
    mein edler Zweig aus Davids Stamm, was soll ich dir doch geben?
    Ach, nimm von mir Leib, Seel und Geist, ja alles, was Mensch ist und heißt,
    ich will mich ganz verschreiben, dir ewig treu zu bleiben.


    Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ, sei dir von mir gesungen,
    daß du mein Bruder worden bist und hast die Welt bezwungen.
    Hilf, daß ich deine Süßigkeit stets preis' in dieser Gnadenzeit,
    und mög hernach dort oben in Ewigkeit dich loben.




    Ganz klar, das ist eine Weihnachtskantate. Der Text läßt da kaum Zweifel offen. In der Musik zu diesem Text ist jedoch nichts von weihnachtlicher Freude zu spüren. Schon der Beginn bleibt in düsterem g-moll (sic!)* und g-moll bleibt´s bis zum Schluß. Ich höre da auch keine Innigkeit, keine pastorale Seligkeit, kaum ein Anzeichen für Freude über die Ankunft Jesu - all das, was man mit dem Weihnachtsfest verbindet und was sich in anderen Weihnachtsmusiken sonst immer findet. Für mich bleibt Musik immer wehmütig betrübt und eben düster.


    Das habe ich gemeint, als ich vom "eher düsteren Affekt der Vergänglichkeit etc." schrieb, der viele der Kantaten kennzeichnet.



    herzliche Grüße,
    Thomas



    *g-Moll steht sehr oft für Schmerz und düstere Tragik. So steht beispielsweise auch die Kreuzigung aus Bibers Rosenkranzsonaten in g-moll.

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  • Zitat

    Original von salisburgensis
    Ich höre da auch keine Innigkeit, keine pastorale Seligkeit, kaum ein Anzeichen für Freude über die Ankunft Jesu - all das, was man mit dem Weihnachtsfest verbindet und was sich in anderen Weihnachtsmusiken sonst immer findet. Für mich bleibt Musik immer wehmütig betrübt und eben düster.


    Es gibt weder Jubel mit Pauken und Trompeten noch Terz- und Sextenseligkeit im Sechsachteltakt - das stimmt. Insonfern wird die Erwartung, die man an barocke Weihnachtsmusik hat, erst einmal enttäuscht. Trotzdem wirkt die Kantate auf mich weder betrübt noch düster, eher vielleicht ernst und introvertiert. Ist das vielleicht typisch norddeutsch - welche Weihnachtskantaten gibt es noch von Komponisten aus dieser Gegend und Zeit?


    :hello: Andreas

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  • Zitat

    Original von Fugato
    Ist das vielleicht typisch norddeutsch - welche Weihnachtskantaten gibt es noch von Komponisten aus dieser Gegend und Zeit?


    Viele weitere Weihnachtskantaten gibt es nicht - aber es ist leider generell so, dass nur sehr wenige Vokalwerke auf uns gekommen sind. Ausnahme ist natürlich Buxtehude. Folgende Weihnachtskantaten fallen mir ein:


    Da wäre von Franz Tunder das sehr kurze Ein kleines Kindelein - auch nicht grade Freude versprühend, aber immerhin in Grundzügen optimistisch.


    Von Matthias Weckmann Gegrüßet seist du, holdselige, ein eher erzählendes Stück, aber mit sehr positiver Grundstimmung. Außerdem das recht pastorale Angelicus coeli chorus.



    Ich denke aber nicht, dass man daraus ableiten kann, dass diese etwas reservierte Art, freudige Ereignisse zu vertonen, typisch für die norddeutschen Komponisten dieser Traditionslinie sei. Allein Buxtehudes Kantaten auf Weihnachten widerlegen das. Außerdem lassen Bruhns, Weckmann, Tunder etc. bei Themen wie Tod und Verzweiflung auch alles raus - warum also sollten sie ausgerechnet ihre Freude für sich behalten? Man muß auch immer im Hinterkopf behalten, dass die wenigen erhaltenen Werke dieser Komponisten kaum repräsentativ für ihr Gesamtschaffen sein dürften.


    Generell muß man aber schon vermerken, dass vergleichsweise viele der erhaltenen Kantaten düsteren Themen gewidmet sind.



    herzliche Grüße, :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
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    - H. Heine -

  • Guten Tag



    Als Perle hätte ich -vorerst- auch nur Orgelmusik anzubieten und zwar diese



    CD mit "Barocker Orgelmusik aus Norddeutschland",
    von M. Weckmann, D. Buxtehude, H. Scheidemann und J.A. Reincken,
    gespielt von M. Hospach-Martini
    an der Christian Müller Orgel der Grote Kerk Leeuwarden.
    Beste Orgelmusik für wenig Geld :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Abend


    hab in meinem CD-Regal noch einen frühbarocken "Norddeutschen" gefunden:


    Hieronymus Praetorius (1560-1629)


    H. Praetorius war unter den Hamburger Organisten seiner Zeit der fleißigste und fruchtbarste Komponist in Hamburg. Er wurde in Hamburg als Sohn des Organisten Jacob Praetorius (1530-1586) geboren, wirkte von 1568-1629 als Nachfolger seines Vaters an der Jacobikirche. Bekannt wurde er durch seine frühen Beträge zur deutsch-venezianischen Mehrchörigkeit; deutsche und lateinische Motetten, Messen und Orgelstücke.


    Einen Eindruck seiner Musik vermittelt diese


    [jpc]8774758.[/jpc]


    CD einer Vesper für den Tag des Heiligen Michael.
    Hervorragend interpretiert -wie man es von "Weser-Renaissance gewohnt ist :jubel: :jubel:


    Die Orgelteile sind auf der Orgel der Warnfried-Kirche in Osteel aufgenommen worden.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard



  • Diese Aufnahme wurde kürzlich neu aufgelegt in der Harmonia mundi Wiederverwertungsserie "musique d´abord".


    Große Musik, herausragend interpretiert und zum ganz kleinen Preis erhältlich! Zugreifen!





    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • als ergänzung zur obigen empfehlung von Bernhard hier meine vorletzte orgel-cd-anschaffung...
    bei cpo erschienen, gespielt von f.flamme: sämtliche orgelwerke von reincken - dazu noch sämtliche orgelwerke seines schwiegersohns ANDREAS KNELLER.........zumindest bei 2 seiner 4 werke (übrigens seine einzigen erhaltenen kompositionen) scheint es sich mir (...bin kein organist, aber halbwegs fleissiger orgelkonzertbesucher...) um kleine versteckte perlen zu handeln !!
    bye
    pieter

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  • Guten Tag


    Zitat

    Original von pieter.grimes
    als ergänzung zur obigen empfehlung von Bernhard hier meine vorletzte orgel-cd-anschaffung...
    bei cpo erschienen, gespielt von f.flamme: sämtliche orgelwerke von reincken - dazu noch sämtliche orgelwerke seines schwiegersohns ANDREAS KNELLER.........zumindest bei 2 seiner 4 werke (übrigens seine einzigen erhaltenen kompositionen) scheint es sich mir (...bin kein organist, aber halbwegs fleissiger orgelkonzertbesucher...) um kleine versteckte perlen zu handeln !!
    bye
    pieter


    Genau, die Komponisten dieser


    [jpc]1315158 [/jpc]


    ausgezeichneten CD ; Kneller aus Lübeck, Geist aus Güstrow und Reincken aus Deventer (?), kann man zur norddeutschen Musiktradition zählen.
    Interessant, dass J.A. Reincken, der neueren Forschungen zufolge nicht schon 1623 sondern erst 1643 geboren wurde, neben dem Orgelschlagen noch einer anderen, gänzlich unmusikalischen Beschäftigung nachging :pfeif: :hahahaha:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo BBB,


    Zitat

    Bedauerlicherweise hat sich Philippe Herreweghe bislang nur einmal an das norddeutsche Repertoire herangewagt.
    Enstanden ist dabei eine der schönsten Barockmusik-CDs des vergangenen
    Jahrzehnts:



    Di Einspielungen der Kantaten Tunders, Bruhns, Kuhnaus, ergänzt durch ein zeitlich den Rahmen ein wenig sprengenes, großartiges Werk von Christoph Graupner, bedeuten für alle hier gelisteten Komponisten 1. Referenz !
    Also wer diese (leider schon seit geraumer Zeit) vergriffene Scheibe irgendwo sieht, der schlage bedenkenlos zu !


    Diese Aufnahme habe ich auch und finde sie ganz hervorragend!


    Kannst du mir vielleicht etwas zu dieser Einspielung sagen?



    Lohnt sich die Anschaffung? Ich kenne das Ensemble nicht so gut.


    LG
    Juli

    Audio ergo sum


  • Hallo, auch wenn ich nicht BBB bin ;) - das Ensemble ist sehr gut, Graupner als Komponist natürlich auch.
    Norddeutsch ist das allerdings nicht: Hochbarocke Instrumentalmusik vom Darmstädter Hof ... Telemann wäre ein Seelenverwandter von Graupner, aber letzterer ist etwas moderner und galanter.

  • Hallo miguel54,


    danke für die Empfehlung. Diese Graupner-CD (und eine weitere:Vol II)
    wird derzeit bei Amazon angeboten und ich kenne noch nicht viel von Graupner. Vielleicht schlage ich zu!
    By the way: G. war aber auch eine Zeit lang in Hamburg tätig, also ein bißchen norddeutsch ist er doch, oder? ;)


    LG
    Juli

    Audio ergo sum

  • Zitat

    Original von Juli
    By the way: G. war aber auch eine Zeit lang in Hamburg tätig, also ein bißchen norddeutsch ist er doch, oder? ;)


    LG
    Juli


    In diesem Sinne natürlich schon, aber was bisher empfohlen wurde, roch doch sehr nach Musik vor 1700 in einem bestimmten Kontext (Orgel-, Kirchen-, Kammermusik), und solche Musik ist weniger charakteristisch für Graupner. Vom Schlagschatten der norddeutschen Orgelschule, die auf Sweelinck zurückgeht, ist er z.B. meilenweit entfernt.


    Die Orchesterstücke auf den beiden MDG-CDs sind klasse, vor allem für Chalumeau hat Graupner zauberhafte Sachen geschrieben.

    2 Mal editiert, zuletzt von miguel54 ()

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  • Zitat

    Original von miguel54


    In diesem Sinne natürlich schon, aber was bisher empfohlen wurde, roch doch sehr nach Musik vor 1700 in einem bestimmten Kontext (Orgel-, Kirchen-, Kammermusik), und solche Musik ist weniger charakteristisch für Graupner.


    Es sollte ja nicht nur danach riechen, sondern war von Thomas ausdrücklich so angelegt.


    Zitat

    Vom Schlagschatten der norddeutschen Orgelschule, die auf Sweelinck zurückgeht, ist er z.B. meilenweit entfernt.


    Der letzte große Norddeutsche war eigentlich J S Bach, der sich – um mal wieder zum Thema zu kommen – hier eine ganz dicke Scheibe abgeschnitten hat:



    Bach hat die Partiten des Hortus musicus für Cembalo solo umgearbeitet und auch von der Cembalo- und Orgelmusik Reinckens so viel in seinen Stil integriert, dass der Einfluss des Hamburgers auf ihn fast größer ist als der Buxtehudes – verwunderlich nur, dass davon kaum die Rede ist.


    Diese Aufnahme hier ist leider die einzige (?), dafür aber dermaßen gut, dass man eine andere eigentlich gar nicht braucht. Ich muss jetzt hier nicht in Superlativen schwelgen, denn auf dem Marktplatz bekommt man sie hinterhergeworfen – kaufen, Leute, kaufen! :D

  • Guten Tag



    Zitat

    Original von miguel54


    Der letzte große Norddeutsche war eigentlich J S Bach, der sich – um mal wieder zum Thema zu kommen – hier eine ganz dicke Scheibe abgeschnitten hat:


    Das wird die "Mitteldeutschen" nicht freuen :hahahaha: :untertauch:


    Zitat


    Bach hat die Partiten des Hortus musicus für Cembalo solo umgearbeitet und auch von der Cembalo- und Orgelmusik Reinckens so viel in seinen Stil integriert, dass der Einfluss des Hamburgers auf ihn fast größer ist als der Buxtehudes – verwunderlich nur, dass davon kaum die Rede ist.


    Auf dieser



    CD hat A. Staier BWV 965, 966 & 954 nach Reinckens Hortus musicus eingespielt.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard


    Das wird die "Mitteldeutschen" nicht freuen :hahahaha: :untertauch:


    Die behalten ja ihren JSB-Anteil. Aber die Entwicklung, die bei Sweelinck beginnt, endet in unmittelbarer Linie bei Bach.


    Zitat


    Auf dieser



    CD hat A. Staier BWV 965, 966 & 954 nach Reinckens Hortus musicus eingespielt.


    Die kenne ich (noch :D ) nicht.
    In der (fast-)Komplett-Brilliant-Schachtel spielt Christiane Wuyts auf 3 CDs "Klavierwerke 1700-1710". Sie macht das auf einem Hemsch- und einem Goermans-Cembalo ganz ausgezeichnet. Aber selbst der Repertoirewert dieser etwas abseits gelegenen Werke lohnt schon den Kaufpreis für den Karton. :yes:

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    Diese Aufnahme hier ist leider die einzige (?), dafür aber dermaßen gut, dass man eine andere eigentlich gar nicht braucht. Ich muss jetzt hier nicht in Superlativen schwelgen, denn auf dem Marktplatz bekommt man sie hinterhergeworfen – kaufen, Leute, kaufen! :D


    Ich habe eine des Ensembles Les Cyclopes, das Bibiane Lapointe und Thierry Maeder, die beide mal Tasten bei der Musica antiqua Köln drückten, in Frankreich gegründet haben, Disques Pierre Verany PV 796052, im November 1996 aufgenommen. Bei amazon.fr gibt es noch ein gebrauchtes Exemplar für € 12,00. Eine sehr schöne Aufnahme, die Gruppe und ihre Leiter gehören zu meinen Favoriten, bei denen ich ungehört zugreife.


    p.s. habe mir die vom Purcell Quartet auf dem "Marktplatz" bestellt ... :yes: ... danke für den Hinweis!

    Einmal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Georg Böhm, 1661-1733, wirkte von 1698 bis zu seinem Tod als Kantor an der Lüneburger St. Johannes-Kirche.


    Auf dieser CD mit Lob- und Klageliedern in barocken Vertonungen ist Böhm mit insgesamt 13 Liedern und einem "Capriccio in D" für Orgel vertreten.



    Es singt der Bariton Gotthold Schwarz.


    Mit Gruß von Carola

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