Brahms - Das Hauptwerk

  • Hallo,


    einer geht noch! :D
    Ich habe mal versucht, eine 30er-Liste anzufertigen, die das Hauptwerk von Brahms darstellt. Auch das ist wie bei den anderen Komponisten nicht gerade einfach. Trotzdem würde ich dafür argumentieren, die Liste auf 20 Werke zu verkürzen. Einfach aus dem Grund, da Brahms nicht so viel geschrieben hat wie die Klassiker Haydn oder Mozart.


    Ich stelle erst mal meine Top 30 rein und dann können wir diskutieren, ob und welche 10 rauskönnen bzw. noch unbedingt reinmüssen.


    1. Klarinettenquintett h-Moll, op. 115
    2. Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll, op. 15
    3. Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur, op. 83
    4. Klavierquintett f-Moll, op. 34
    5. Klaviersonate Nr. 3 f-Moll, op. 5
    6. Klaviertrio Nr. 1 H-Dur, op. 8 (rev. Fassung 1890)
    7. Ein deutsches Requiem op. 45
    8. Alt-Rhapsodie op. 53
    9. Zwei Rhapsodien op. 79
    10. Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68
    11. Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 73
    12. Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90
    13. Sinfonie Nr. 4 e-Moll, op. 98
    14. Händel-Variationen op. 24
    15. Haydn-Variationen op. 56
    16. Violinkonzert D-Dur, op. 77
    17. Streichsextett G-Dur, op. 36
    18. Streichquintett G-Dur, op. 111
    19. Streichquartett B-Dur, op. 67
    20. Akademische Festouvertüre op. 80
    21. Tragische Ouvertüre op. 81
    22. Vier ernste Gesänge op. 121
    23. Konzert für Violine und Violoncello a-Moll, op. 102
    24. Liebeslieder-Walzer op. 52
    25. 21 ungarische Tänze oop.
    26. Klavierquartett Nr. 3 c-Moll, op. 60
    27. Sechs Klavierstücke op. 118
    28. Horntrio Es-Dur, op. 40
    29. Sieben Fantasien op. 116
    30. Cellosonate Nr. 2 F-Dur, op. 99


    Die Aufzählung ist selbstverständlich keine Wertung meinerseits.
    Seltsamerweise habe ich fast alle Orchesterwerke drin, ich halte sie (zumindestens die Sinfonien) für sehr bedeutend und möchte keines dem Hauptwerk absprechen.
    Wenn was rauskann, dann zuerst das Doppelkonzert.


    Ansonsten habe ich versucht, aus allen wichtigen Gattungen etwas rauszusuchen. Ein Problem gibt es auch hier: Wie bei Schubert ist es schwer, das enorme Liedschaffen zu repräsentieren.
    Einige Sachen kenne ich selbst noch nicht gut, vor allem in der Kammermusik, da lasse ich mich gerne korrigieren.


    Also, wenn ihr erstmal mit Haydn und Mozart fertig seid, könnt ihr ja mal über die Liste schauen.
    Das müsste dann aber erstmal für ein paar Tage reichen, was die Hauptwerke-Threads angeht. :O



    Gruß, Peter.

  • Danke für die Liste, muss ich mir gleich ausdrucken.
    Bei Brahms betrete ich nämlich eigentlich noch Neuland, da kommt mir sowas sehr gelegen.


    Zitat

    Das müsste dann aber erstmal für ein paar Tage reichen, was die Hauptwerke-Threads angeht.


    Quatsch, das ist erst der Anfang! :D



    mit Grüßen
    Christoph

  • wesentlich mehr von Brahms muß man ja auch nicht kennen, oder :D


    Was ich allerdings vermisse, sind die beiden Serenaden! Was auf jeden Fall schon mal dafür raus darf sind die "vier viel zu ernsten Gesänge"





    p.s.: doch, es muß da wohl noch viele kleinodische Chorwerke geben, die ich aber auch selber erst mal kennenlernen muß

  • Hallo, Peter!


    Eieiei, diese threads schießen ja nur so aus dem Boden. 8o
    Daher dauert es etwas, bis ich hier etwas beisteuern werde.
    Muß man denn an einem Tag drei solche threads starten? :wacky:
    Jeden Monat einer wäre besser...


    Ja, ich wäre auch dafür, daß man bei Brahms nur eine 20er-Liste macht. Mach mal eine 20er-Liste als Grundlage und dann sehen wir weiter...


    Allerdings hoffe ich sehr, daß Du die Violinsonaten nur versehentlich vergessen hast. Eine Brahms-Liste ohne eine Violinsonate wäre absurd.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Bin quasi mit allem einverstanden aber seine 4 Balladen gehören zumindest auch mit in die Reihe wenn da schon die 3. Klaviersonate drinnensteht. Aber ansonsten ist das sicherlich eine gute Wahl.


    Kompliment!


    :hello:
    LG
    Tobias

  • Zitat von Pius

    Ja, ich wäre auch dafür, daß man bei Brahms nur eine 20er-Liste macht. Mach mal eine 20er-Liste als Grundlage und dann sehen wir weiter...


    Wieso nur 20, hat Brahms denn insgesamt so wenig, oder so wenig wertvolles komponiert?
    Ist seine Bekanntheit denn hauptsächlich, ebenso wie bei Bruckner oder Mahler über die man bestimmt keine 30er Liste anfertigen könnte, auf seine Symphonien zurückzuführen?


    mit Grüßen
    Christoph

  • Hallo, Christoph!


    Zitat

    Original von Hayate

    Wieso nur 20, hat Brahms denn insgesamt so wenig, oder so wenig wertvolles komponiert?
    Ist seine Bekanntheit denn hauptsächlich, ebenso wie bei Bruckner oder Mahler über die man bestimmt keine 30er Liste anfertigen könnte, auf seine Symphonien zurückzuführen?


    mit Grüßen
    Christoph


    Wenn wir bei Haydn und Mozart 30er-Listen machen, dann muß man sich bei Brahms fairerweise schon etwas einschränken. warten wir mal auf Peters 20er-Liste (mit einer Violinsonate)!


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius,


    du hast Recht: Ich habe die Violinsonaten tatsächlich vergessen.
    Ich mache mich dann demnächst an die Arbeit, die Liste auf 20 Werke abzukürzen.



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Ich mache mich dann demnächst an die Arbeit, die Liste auf 20 Werke abzukürzen


    ... was bestimmt eine interessante Aufgabe ist, wobei ich allerdings vorher um folgendes aufmerksam machen möchte:


    Bis auf das Klarinettenquintett finden hier bisher die wesentlichen letzten Werke von Brahms, die ja durch den Klarinettisten Mühlfeld inspiriert wurden, keine Beachtung. Wie ich meine, handelt es sich hier jedoch um ganz herausragende und bedeutungsvolle Werke:


    - Das Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello op. 114
    - Die beiden Klarinettensonaten op. 120


    Was ich alerdings am allermeisten in der Liste vermisse und als eines der stärksten (wenngleich auch locker wirkenden, aber das ist ja gerade die Kunst) Werke Brahms ansehe:


    - Das Streichquintett op. 88.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

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  • Zitat von petemonova

    Hallo Pius,


    du hast Recht: Ich habe die Violinsonaten tatsächlich vergessen.


    Aber Hallo!


    :motz:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • schöne Liste, Platz 1 geht voll in Ordnung.
    Ich wäre auch für Beschränkung auf 20, für Anfänger möglicherweise sogar eine bessere Hilfestellung.


    Streichkandidaten:
    Alt-Rhapsodie, Rhapsodien op. 79, Streichsextett op. 36, Streichquintett op. 111, Akademische Festouvertüre, Vier ernste Gesänge, Doppelkonzert, Klavierquartett Nr. 3 (wenn, dann Nr. 1 op. 25), Horntrio, op. 116, Cellosonate ... o weh, ist doch schwer.


    Rein muß in der Tat eine Violinsonate, aber welche... Nr. 1 G-Dur op. 78!
    Falls es doch zur Entscheidung zwischen den Streichquintetten kommt, stimme ich entschieden für op. 111. Von Brahms zunächst als Abschluß seines Kammermusikschaffens gedacht, hier sind alle Register gezogen.


    Gruß, Khampan

  • Zitat

    Falls es doch zur Entscheidung zwischen den Streichquintetten kommt, stimme ich entschieden für op. 111. Von Brahms zunächst als Abschluß seines Kammermusikschaffens gedacht, hier sind alle Register gezogen


    ...In dem Falle stimme ich ebenfalls für op. 111, ebenso wie für op. 88. Ich liebe sie nun einmal alle beide sehr...Beim Streichen stimme ich spontan mt meinem Vorgänger z.B. mit den Rhapsodien, dem Streichsextett, der Festouverture und dem Klavierqartett überein.


    Uwe

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  • Soo viel weniger als Beethoven hat Brahms nun auch wieder nicht komponiert und Schubert hat zwar sehr viel komponiert, aber die 30er Liste schien mir hier in etlichen genres fast alle relevanten Werke überhaupt zu enthalten, dass man gar nicht mehr wählen mußte, d.h. ich finde eine 30er Liste bei Schubert eher leichter als bei Brahms.
    Egal, ob 20 oder 30, es fehlt mindestens noch ein Chor+Orchesterwerk (zB Schicksalslied oder Nänie oder Gesang der Parzen statt Alt-Rhapsodie, wo der Chor nur kurz auftaucht) und gewiß auch noch Chor a cappella (bei letzterem muß ich passen. Die Liebeslieder-Walzer kenne ich nicht, sind die wirklich essentiell?
    Die vier ernsten Gesänge oder ein anderes Lieder-Opus sollte drinbleiben (ich wäre ja für die beiden Lieder mit Bratsche, Gestillte Sehnsucht und Geistliches Wiegenlied).
    Raus können auch die Haydn-Variationen, Tragische Ouverture, evtl. das erste Klavierkonzert und/oder Doppelkonzert. Ungarische Tänze rrrausss, op.79 raus und es langt auch eine der späten Klavierstücksammlungen op. 116-119 repräsentativ. (mein Favorit wäre hier 119) die Serenaden sind keine Hauptwerke, wenn schon alle Sinfoenin und fast alle Konzert drinbleiben, hat der Rest der Orchestermusik Pech gehabt
    Evtl die Klarinettensonaten anstatt der Cellosonate (oder wenn nur eine, op. 120#2)


    Das ist jetzt unbübersichtlich, ich versuche eine 20er Liste:


    orchestral (6):


    4 Sinfonien
    Klavierkonzert B-Dur
    Violinkonzert


    vokal (4):


    Deutsches Requiem
    Schicksalslied
    1 Chor a capella
    4 ernste Gesänge


    Klaviermusik (4):


    op.5
    op.10
    op.24
    op.119


    Kammermusik (6)


    Klavquintett op.34
    Klarinettenquintett
    Streichquartett B-Dur
    Violinsonate G-Dur (oder eine andere)
    1 Streichquintett (mir egal, welches)
    1 Klavierquartett (bevorzuge g-moll) ODER eins der Sextette?


    eigentlich für den Kammermusikkomponisten schlechthin zu wenig Kammermusik, evtl. doch ein Klavierwerk und ein Vokalwerk streichen... :rolleyes:


    Wie gesagt, eine 20er Liste für Schubert würde mir eher leichter fallen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat von Johannes Roehl'

    Wie gesagt, eine 20er Liste für Schubert würde mir eher leichter fallen.

    :no:


    Also ich hab mich schon mit der 30er recht schwer getan, eine 20er wäre fies, sehr fies.


    mit Grüßen
    Christoph

  • Zitat von Hayate

    :no:


    Also ich hab mich schon mit der 30er recht schwer getan, eine 20er wäre fies, sehr fies.


    Weil Du Schuberts Musik besser kennst als Brahms...
    In der 30er Liste war fehlte z.B. bei der Kammermusik nur ein einziges relevantes Werk, der Quartettsatz, der alsbald ergänzt wurde. Man mußte überhaupt nur bei der Klaviermusik überlegen, sich auf Repräsentanten zu begrenzen.
    In meiner Brahmsschen 20er-Liste fehlt z.B. in der Kammermusik eigentlich alles: nur eine von drei Typen von Solosonaten ist vertreten, kein Klaviertrio, kein Sextett und eben immer nur beispielhaft genannte Werke in den anderen Gattungen, während man bei Schubert einfach alle relevanten Stücke nennen konnte.
    Ebenso bei Orchesterwerken. Bei Schubert sind leicht die beiden letzten Sinfonien auszwählen, aber wie sollte man eine von Brahms 4 Sinfonien weglassen?


    viele Grüße


    JR

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  • Zitat von Khampan

    Streichkandidaten:
    [...] Vier ernste Gesänge, [...] Klavierquartett Nr. 3 (wenn, dann Nr. 1 op. 25)[...]


    Mit allen anderen von Dir genannten Streichkandidaten bin ich ja (notgedrungen) einverstanden, aber mit diesen beiden nicht.


    Das Thema "Lied" hatten wir ja schon bei Schubert. Für diesen war die Gattung natürlich zentraler als für Brahms - aber deswegen auch noch den letzten Vertreter aus der Liste rauszustreichen... Die Lakonik und Desillusionierung der "Vier ernsten Gesänge" sind auch bei Brahms einmalig (die beiden von Johannes erwähnten Lieder mit Bratsche sind wirklich toll, aber wohl kaum durchzusetzen).


    Und warum ziehen alle das erste dem dritten Klavierquartett vor? Ersteres hat natürlich im Eingangssatz einiges zu bieten, geriert sich sonst aber recht weitschweifig. Und der letzte Satz ist fetzig, na klar, aber mehr auch nicht. Ich habe nie ganz verstanden, warum Schönberg sich ausgerechnet dieses Werk für seine Instrumentierung ausgesucht hat - vermutlich wegen des ersten Satzes und wohl auch als Zuckerl fürs Symphoniekonzertpublikum wegen des Rausschmeißers "alla zingarese".
    Dagegen op. 60: ungeheuer konzentriert in der motivischen Arbeit, absolut kompromisslos (vom dritten Satz vielleicht mal abgesehen) in der radikalen Düsternis.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat von Pius

    Eieiei, diese threads schießen ja nur so aus dem Boden. 8o
    Daher dauert es etwas, bis ich hier etwas beisteuern werde.


    Na, das hat ja nun lange genug gedauert! :D
    Nun, wo ich wieder da bin, gehen diese Hauptwerk-Diskussionen natürlich wieder los...
    Die Kammermusik ist mir sowohl in Peters als auch in Johannes' Liste zu wenig präsent. Nicht umsonst wird Brahms ja häufig als „Kammermusiker“ tituliert. Brahms hat ja mit Absicht jede wichtige Gattung in seinem Kammermusikschaffen berücksichtigt.
    Muß man hingegen unbedingt alle vier Symphonien nehmen? Ich traue mich auch nicht, eine zu streichen, stelle die Frage aber mal in den Raum. Das Fehlen des ersten Klavierkonzerts bei Johannes tut mir schon weh, ebenso wie die Abwesenheit von Klaviertrios und Streichsextetten, von denen ich auf jeden Fall eher eines nominieren würde als ein Streichquartett.
    Ich verstehe auch nicht, was man gegen das 3. Klavierquartett von Brahms haben kann. Das ist IMO eines seiner allerallerbesten, wichtigsten und persönlichsten Werke und u.a. den anderen beiden Klavierquartetten überlegen.
    Die Konsequenz aus der Klaviermusik von Brahms ist doch, daß die Klaviersonate tot ist. Also sollte auch keine in der Liste sein.
    Bei der Vokalmusik kenne ich mich ehrlichgesagt kaum aus, aber die vier ernsten Gesänge kann ich nicht wirklich ernst nehmen, habe aber keine Alternative anzubieten.
    Der Kompromiß aus einer 30er- und einer 20er-Liste ist dann wohl eine 25er-Liste, und die sieht bei mir wie folgt aus:


    Orchesterwerke (7):


    Klavierkonzert d-moll op. 15
    Symphonie c-moll op. 68
    Symphonie D-dur op. 73
    Violinkonzert D-dur op. 77
    Klavierkonzert B-dur op. 83
    Symphonie F-dur op. 90
    Symphonie e-moll op. 98


    Kammermusik (10):


    Klaviertrio H-dur op. 8
    Streichsextett B-dur op. 18
    Klavierquintett f-moll op. 34
    Klavierquartett c-moll op. 60
    Streichquartett B-dur op. 67
    Cellosonate F-dur op. 99
    Violinsonate d-moll op. 108
    Streichquintett G-dur op. 111
    Klarinettenquintett h-moll op. 115
    Klarinettensonate Es-dur op. 120 Nr. 2


    Klaviermusik (4):


    Balladen op. 10
    Händel-Variationen op. 24
    Rhapsodien op. 79
    Klavierstücke op. 119


    Vokalmusik (4):


    Deutsches Requiem op. 45
    Schicksalslied op. 54 (unbekannterweise)
    Lieder op. 91 (unbekannterweise)
    Vier ernste Gesänge op. 121


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat von Pius


    Na, das hat ja nun lange genug gedauert! :D
    Nun, wo ich wieder da bin, gehen diese Hauptwerk-Diskussionen natürlich wieder los...

    Man sollte vielleicht mal kurz reflektieren, was ihr Sinn war. Genau weiß ich es nicht mehr, aber einer sollte doch sein, demjenigen, der kaum etwas von dem jeweiligen Komponisten kennt, einen raschen und repräsentativen Überblick zu ermöglichen bzw. zu sagen, was man, um "musikalische Allgemeinbildung" für sich zu beanspruchen, "kennen sollte", auch wenn es kein persönlich besonders favorisierter Komponist ist (ich wage nicht dran zu denken, was ich dann nach 20 Jahren Klassikhörens nicht kenne, obwohl ich es sollte...)
    Daraus ergibt sich aber, dass Brahms hier kein so kritischer Kandidat ist. Im Gegensatz zu Haydn oder Mozart ist die Anzahl z.B. der Orchesterwerke sehr übersichtlich und es gibt kaum klare "Streichkandidaten" (Natürlich muß der Anfänger nicht gleich die Serenaden haben, aber das ist auch nur eine CD mehr).
    Die Auswahl muß also hauptsächlich bei der Kammermusik, der Klaviermusik
    (u. evtl. der Vokalmusik) getroffen werden. Da gilt es, sich auf möglichst geeignete Repräsentanten zu beschränken. Wiederum gilt, dass für den, der Feuer gefangen hat, (anders als vielleicht bei Beethoven, Haydn oder Bach) das Gesamtwerk überschaubar bleibt und er ohnehin alles hören wollen wird.



    Zitat

    ... wie die Abwesenheit von Klaviertrios und Streichsextetten, von denen ich auf jeden Fall eher eines nominieren würde als ein Streichquartett.
    Ich verstehe auch nicht, was man gegen das 3. Klavierquartett von Brahms haben kann. Das ist IMO eines seiner allerallerbesten, wichtigsten und persönlichsten Werke und u.a. den anderen beiden Klavierquartetten überlegen.

    Das sehe ich zwar nicht so (m.E. verrät es zumindest teilweise seine sehr lange Enstehungsgeschichte), aber da alle Werke nur als Repräsentanten zu verstehen sind, habe ich keine Probleme mit dem Austausch. Allerdings scheint mir gerade das 3. Quartett außerordentlich typisch für Brahms dialektischen ( :D ) Bezug auf die Klassik zu sein.



    Zitat

    Die Konsequenz aus der Klaviermusik von Brahms ist doch, daß die Klaviersonate tot ist. Also sollte auch keine in der Liste sein.

    So einfach ist das nicht. Die 3. Sonate ist eine der zentralen Stücke des Repertoires und es gab auch nach Brahms noch etliche, bedeutende Klaviersonaten (Scriabin, Prokofieff u.a.), selbst wenn er selbst in seiner reifen Zeit keine mehr geschrieben hat.
    Was an op. 79 irgendwie interessant verglichen mit den späten Klavierstücken oder den frühen Balladen sein soll, entgeht mir dagegen vollständig.



    Zitat

    Bei der Vokalmusik kenne ich mich ehrlichgesagt kaum aus, aber die vier ernsten Gesänge kann ich nicht wirklich ernst nehmen, habe aber keine Alternative anzubieten.

    Warum kannst Du die nicht ernst nehmen? Da rein zahlenmäßig die Lieder den Löwenanteil von Brahms' Schaffen ausmachen, müssen ein paar dabei sein. Jemand wie BBB würde sich vermutlich darüberhinaus für eine a cappella Motette o.ä. stark machen, aber da kenne ich nur wenige Stücke eher flüchtig.



    Zitat

    Der Kompromiß aus einer 30er- und einer 20er-Liste ist dann wohl eine 25er-Liste, und die sieht bei mir wie folgt aus:

    Liste verlängern kann jeder :D


    Um die Kammermusik noch stärker zu machen, würde ich in meiner Liste dann eher ein Vokalstück (Schicksalslied oder Chor a cappella) und die Balladen op.10 streichen. Dafür eins der Sextette und das Trio op.8 hinzunehmen.



    Zitat

    Schicksalslied op. 54 (unbekannterweise)

    Dass Du das nicht kennst, ist allerdings bei deinem antiken Avatar ein heftiges Versäumnis (Text "Hyperions Schicksalslied" von Hölderlin, ebenso solltest Du "Nänie" (Schiller) und "Gesang der Parzen" (Goethe) kennelernen! Stattdessen die Zeit mit Boccherinis Gitarrengeklimper vertändeln Ts, ts, ts ;)


    :hello:


    JR

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  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Hallo, Johannes!


    Zitat von Johannes Roehl

    Man sollte vielleicht mal kurz reflektieren, was ihr Sinn war. Genau weiß ich es nicht mehr, aber einer sollte doch sein, demjenigen, der kaum etwas von dem jeweiligen Komponisten kennt, einen raschen und repräsentativen Überblick zu ermöglichen...

    Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich damals völlig ohne Sinn, nur aus Spaß an der Freude, damit angefangen, aber schön, daß es doch einen gibt (wobei ich der Meinung bin, daß ein Sinn dahinter weder notwendig noch hinreichend für einen thread sein muß).



    Zitat

    Das sehe ich zwar nicht so (m.E. verrät es zumindest teilweise seine sehr lange Enstehungsgeschichte), aber da alle Werke nur als Repräsentanten zu verstehen sind, habe ich keine Probleme mit dem Austausch. Allerdings scheint mir gerade das 3. Quartett außerordentlich typisch für Brahms dialektischen ( :D ) Bezug auf die Klassik zu sein.

    Ich äußere mich demnächst mal dazu im thread dazu.



    Zitat

    ....es gab auch nach Brahms noch etliche, bedeutende Klaviersonaten (Scriabin, Prokofieff u.a.)

    Eben. :D:untertauch:



    Zitat

    Was an op. 79 irgendwie interessant verglichen mit den späten Klavierstücken oder den frühen Balladen sein soll, entgeht mir dagegen vollständig.

    Meinetwegen eben wieder op. 5 stattdessen.



    Zitat

    Warum kannst Du die nicht ernst nehmen?

    Auch dazu im zugehörigen thread mehr...



    Zitat

    Dass Du das nicht kennst, ist allerdings bei deinem antiken Avatar ein heftiges Versäumnis (Text "Hyperions Schicksalslied" von Hölderlin, ebenso solltest Du "Nänie" (Schiller) und "Gesang der Parzen" (Goethe) kennelernen! Stattdessen die Zeit mit Boccherinis Gitarrengeklimper vertändeln Ts, ts, ts ;)


    :O



    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Jemand wie BBB würde sich vermutlich darüberhinaus für eine a cappella Motette o.ä. stark machen

    Ja unbedingt: ich würde op. 109, die "Fest- und Gedenksprüche " unbedingt als eines der Spitzenwerke im späten 19. Jh. hinzuziehen, die "Alt-Rhapsodie" bliebe bei mir unbedingt drin und ergänzen würde ich das alles noch um op. 122.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Da Brahms selbst sie als seine "großen Lieblinge" bezeichnete, dürfen meiner Meinung nach die 49 deutschen Volkslieder in keiner repräsentativen Liste der Hauptwerke Brahms' fehlen. Statt einem (eher willkürlich?) gewählten op. 91 ist dieser Zyklus sicherlich charakteristischer für sein Liedschaffen - "Das Lied segelt so falschen Kurs, dass man sich ein Ideal nicht fest genug einprägen kann. Und das ist mir das Volkslied..." (Brahms an Clara Schumann).


    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Er ist eine Generation jünger als die diesjährigen Jubilare Verdi und Wagner:


    Johannes Brahms (* 7. Mai 1833 in Hamburg; † 3. April 1897 in Wien) war ein deutscher Komponist, Pianist und Dirigent, dessen Kompositionen vorwiegend der Romantik zugeordnet werden. Durch die gleichzeitige Einbeziehung von klassischen Formen gehen sie aber über diese hinaus. Brahms gilt als einer der bedeutendsten europäischen Komponisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.



    Brahms’ Geburtshaus im Specksgang 24 (heute Speckstraße) im Gängeviertel der Hamburger Neustadt wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, jedoch besteht ein von der Johannes-Brahms-Gesellschaft Hamburg betreutes Museum in der Peterstraße 39.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe den alten thread noch einmal durchgesehen und verstehe nicht ganz, warum man 20er oder 30er - Listen braucht. Das einzige Werk von Brahms, das ich mir nicht mehr anhöre, ist die Akademische Festouvertüre, das ist ein reines Auftragswerk und nicht so inspiriert. Übrigens ist auffällig, dass unter den Kombattanten hier nur sehr wenige Chorkenner existieren. Dazu sage ich nur: Brahms war mit Abstand der bedeutendste Chorkomponist des 19. Jahrhunderts. Das gilt für seine Werke für Chor und Orchester, für seine Werke für Klavier und Chor (Liebesliederwalzer!) und ganz besonders für seine A-cappella- Werke, ob geistlich oder weltlich.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Wie gesagt, war ein Grund für die Listen, dass ein "Neuling" einen kompakten, aber halbwegs repräsentativen Überblick über das Schaffen eines Komponisten erlangen kann. Gewiss kann man bei Brahms eher "alles" hören als bei Haydn oder Bach, aber es sind schon ein paar mehr Stücke als bei Debussy oder Mahler... und der Einsteiger wird ziemlich sicher nicht sämtliche Lieder, Chorstücke, Klavier- und Kammermusik durchhören.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hinsichtlich der Aussage von dr. pingel, Brahms sei "mit Abstand" der "bedeutendste Chorkomponist des 19. Jahrhunderts" kann ich nur zustimmend reagieren. Ich habe mir, im Gegensatz zu ihm, nicht jeden Beitrag dieses Threads durchgelesen, nenne aber zuvörderst das "Deutsche Requiem", für mich eine grandiose Komposition, in der weniger die Trauer, als vielmehr der Trost im Vordergrund steht (wenn ich mich richtig erinnere, mag dr. pingel das Werk "weniger").


    Nicht zu vergessen auf das Schicksalslied und Nänie (das Triumphlied gefällt mir musikalisch sehr, mit dem Text kann ich nichts anfangen). Auch die von dr. pingel genannten Liedeslieder-Walzer op. 52 und die Nachfolgewerke mit der Werkzahl 65 gehören dazu. Die unendliche Zahl der Volkslieder-Bearbeitungen sind so was von schön, daß ich immer Gänsehaut bekomme. Das geht mir bei den Zigeunerliedern, den Motetten, den Marien- und Männerchorliedern nicht anders.


    Zu meinen absoluten Favoriten bei den Liedern zählen "Och Moder, ich well en Ding han" oder "Die Schwestern". Ach, und die "Magelone-Lieder" nach Tieck. Und aus der Werkgruppe der Quartette das "Wechsellied zum Tanz" und "Vineta" und "Der bucklichte Fiedler". Von den Gesängen für Frauenchor ist es op.17,1: "Es tönt ein voller Harfenklang" und der "Gesang aus Ossians 'Fingal'".


    Ich könnte noch lange so weiter schwärmen...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Hinsichtlich der Aussage von dr. pingel, Brahms sei "mit Abstand" der "bedeutendste Chorkomponist des 19. Jahrhunderts" kann ich nur zustimmend reagieren. Ich habe mir, im Gegensatz zu ihm, nicht jeden Beitrag dieses Threads durchgelesen, nenne aber zuvörderst das "Deutsche Requiem", für mich eine grandiose Komposition, in der weniger die Trauer, als vielmehr der Trost im Vordergrund steht (wenn ich mich richtig erinnere, mag dr. pingel das Werk "weniger").


    :hello:


    Da irrst du dich, lieber musikwanderer. Allerdings: die geistlichen Motetten und die A-cappella-Werke habe ich sehr oft gesungen, das Requiem leider nur einmal.
    Ich möchte noch anmerken, dass Brahms zeit seines Lebens immer Chöre unter sich hatte.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Auch wenn 2013 im Schatten der großen 100-er Jubilare Wagner, Verdi und Britten, so sind 180 Jahre Johannes Brahms durchaus Grund zum Innehalten.
    Eine ernstgemeinte Frage: Ist dieser typische Hanseat, der sich zugleich in Wien (und in Baden-Baden) zuhause fühlen konnte, nicht doch das größte musikalische Wunder des 19. Jahrhunderts nach Schubert?
    Hat Schumann in seinem berühmten Aufsatz "Neue Bahnen" also keineswegs übertrieben, wenn er prophetisch schrieb: " Einer, der den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszusprechen berufen wäre, einer, der uns die Meisterschaft nicht in stufenweiser Entfaltung brächte, sondern, wie Minerva, gleich vollkommen gepanzert aus dem Haupte des Kronion spränge. Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. ... Wenn er seinen Zauberstab dahin senken wird, wo ihm die Mächte der Massen, im Chor und Orchester, ihre Kräfte leihen, so stehen uns noch wunderbarere Blicke in die Geheimnisse der Geisterwelt bevor."


    Oder konnte man etwa nach Beethoven und Schubert noch mit einem solchen Jahrtausendgenie rechnen, das - anders als Wagner und Verdi - sich in nahezu sämtlichen klassischen Formen auszudrücken verstand, auf Pfaden, die ja eigentlich schon längst ausgetrampelt zu sein schienen, und denen es etwas völlig Neues abzugewinnen vermochte?
    Ich meine: nein, ungeachtet der Tatsache, dass auch das andere Geburtstagskind des 7. Mai (nach unserem Kalender), der sieben Jahre jüngere Tschaikowskij, zu den großen Komponisten zählt (für mich die Nr.1 der nichtdeutschsprachigen).


    Übrigens dürfte es für nicht wenige Liebhaber eine faustdicke Überraschung sein zu erfahren, dass Brahms drauf und dran war, eine Oper(!) zu schreiben. Allein, jedesmal war's das falsche Libretto - für Johannes, den Skrupelhaften und Anspruchsvollen.
    Ebenso bemerkenswert finde ich, dass die von den beiden Lagern, hier den Brahmsianern um Hanslick und den alten Bülow, dort den sogenannten Neudeutschen um Liszt und Wagner, aus einseitiger Parteinahme und Engstirnigkeit postulierte musikalische Feindseligkeit zwischen Brahms und Wagner zumindest den Äußerungen beider Betreffenden zufolge gar nicht exisitierte: Brahms erklärte sich ja sogar zu einem der besten Wagner-Kenner, während dieser dem Klavierspiel des 20 Jahre Jüngeren (was kaum einer vollen Generation entspricht) im Rahmen der einzigen Begegnung, stattgefunden in der Schweiz, sehr aufmerksam lauschte und für ihn, offenbar auch als Schöpfer der Töne, anschließend voll des Lobes war. Sollte das nur Heuchelei des Gastgebers gewesen sein? Wagner neigte kaum zum Heucheln.
    In Bezug auf Liszt war allerdings tatsächlich nichts zu machen. Und dennoch, obwohl beide von der jeweiligen Ablehnung als Komponist durch den anderen wussten, hielten sie lange Kontakt. Brahms sandte Liszt, den er als oberste Instanz für das Klavier ansah, vorab die Noten seines 2. Klavierkonzerts op.83, und Liszt reagierte recht positiv. Dennoch behauptet seine Tochter Cosima 1911, er habe den - für mich unbegreiflichen - (authentischen) Satz abgesondert, dass die Brahms'schen Werke Musik für diejenigen seien, die am liebsten gar keine Musik hätten(!!!).



    Einen Widerspruch muss ich noch loswerden: Die Akademische Festouvertüre c-moll op.80 beruht zwar auf vier Studentenliedern (als letztem dem berühmtesten, gaudeamus igitur). Aber dieses, soweit ich weiß, einzige nennenswerte Werk dieser Richtung als "nicht so inspiriert" zu bezeichnen, lässt für mich den Schluss zu, dass hier noch Nachholbedarf besteht, sich mit der Partitur zu beschäftigen. Ein so mal heiteres, mal schwermütiges Werk voller Ideen und Tiefgang, ein Potpourri der spätromantischen Studentenseligkeit, konnte wirklich nur ein einziger Kopf der Welt schenken: Brahms, niemand sonst! Wie oft habe ich ihm speziell für sein op.80 schon gedankt, wenn ich es wieder einmal in der Klavierbearbeitung beendigt hatte.


    Dazu passt ideal noch folgende Meldung aus der ältesten Studentenstadt Deutschlands: Seit 2008 erklingt Brahms' berühmtes Volkslied "Guten Abend, gut' Nacht" vom Glockenspiel des Heidelberger Rathaustürmchens gegen 19 Uhr ...

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