Hallo Schostakowitsch-Freunde,
Maxim Schostakowitsch (geb.1938..), der Sohn des großen Komponisten Dmitri Schostakowitsch als Dirigent, das läßt einiges erwarten. Wer könnte als Sohn besser wissen was der Vater wollte ?
Die Erwartungshaltung auf solch eine Neuaufnahme der Sinfonien, die Ende Oktober 2006 veröffentlicht wurde, ist natürlich umso höher gewesen, da schon erste „wohlwollende“ Stellungnahmen von Edwin bezüglich der Sinfonien Nr.1 und 8 vorlagen.
Die Bestellung bei einem englischen Anbieter hielt sich mit 70,-EURO in kleineren Grenzen, als der Preis den man bei uns zahlen muß.
Die Supraphon-Gesamtaufnahme wurde mit dem Prager Symphony Orchestra von Maxim in einem stressfreien Zeitraum von 11Jahren von Februar 1995 (Nr.13) bis März 2006 (Nr.12,15) gemacht.
Die erste Überraschung war – es sind keine Studioaufnahmen, sondern alles LIVE-Aufnahmen.
Nicht wie bei DG üblich werden die Publikumsgeräusche incl.Klatschen und Bravorufe am Ende der Sinfonien nicht studiomäßig weggefiltert, sondern der LIVE-Charakter bleibt auf der CD.
Was besser ist wäre ein neues Thema !
Leider hat auch die Supraphon-Klangqualität durchweg diesen LIVE-Charakter und ist für das Erscheinungsdatum 2006 nicht zeitgemäß. Der Klang wirkt stumpf, wenig brillant und panoramamäßig mehr in die Tiefe als in die Breite. Die Pauken klingen entfernt, nicht immer optimal und etwas „wummernd“; einzig wirkliche fff-Stellen kommen gut durch.
Das Maxim Schostakowitsch der Sachwalter der Werke seines Vaters ist, davon konnte ich mich schon zwei mal Live in der Beethovenhalle mit größter Begeisterung für das Konzert überzeugen. Seine Eurodisc/Melodia-Aufnahme der Sinfonie Nr.15 zeugt ebenfalls davon.
Was macht Maxim heute.
Seit den 14Tagen die sich die Box in meinem Besitz befindet, habe ich alle mir wichtigen Sinfonien (außer Nr.2,3,14) gehört. Um den Rahmen nicht zu sprengen möchte ich hier nicht auf einzelne Sinfonien genau eingehen – ich sollte dies vielleicht in den einzelnen Thread´s der Sinfonien noch präzisieren.
Maxim Schostakowitsch ist ein fabelhafter Dirigent. Er läßt den Werken mit großem Einfühlungsvermögen viel Zeit und ist durchweg langsamer und beseelter, als Kondraschin. Aber man merkt das das Orchester, gepaart mit der Aufnahmetechnik, einfach nicht in der Lage ist, den Schostakowitsch typischen Klang so umzuetzen, wie es die nach wir vor maßstabsetzenden Aufnahmen mit Kondraschin und Roshdestwensky und deren Moskauer Orchester es vermögen.
Ich möchte fast behaupten: Wenn ich die Barshai-Brillant-Aufnahme zum Vergleich nehme, so entsteht bei mir der klare Eindruck, dass Maxim mit dem Kölner RSO (es ist nicht das Gürzenich Orchester, wie immer fälschlich geschrieben wird) ein besseres Gesamtergebnis erreicht hätte, geschweige denn, es wäre die Moskauer PH oder das Petersburg SO gewesen. Es fehlt der Supraphon-Aufnahme einfach der explosive Bläserklang und man hat zudem den Eindruck die Besetzung wäre hier und da zu dünn.
So ist es teils nur ein „laues Lüfterl“ (um Edwin´s Worte zu gebrauchen).
Mein Eindruck deckt sich daher nicht mit Edwin´s erster Begeisterung, die inzwischen auch etwas verflogen sein dürfte ???
Am gleichen Tag, als die Supraphon-GA eintraf wurde mir auch die Kondraschin-GA mit dem neuen AULOS-Remastering geliefert.
:] Da lagen sie nun – 20CD´s mit dem Besten, was das 20.Jahrhundert sinfonisch zu bieten hat. Doch was für ein Unterschied zwischen beiden Aufnahmen.
Legt man den gleichen Satz aus irgend einer Sinfonie mit Kondraschin auf, so stahlt einem ein brillanter, lupenreiner, hochaufgelöster Klang entgegen (ich berichtete bereits im Thread zur Sinfonie Nr.11 von diesem Klangwunder) der interpretatorisch allerersten Klasse. Kondraschin strafferer Interpretationsansatz überzeugt mich durchweg einfach mehr -- Analogaufnahmen, die zwichen 1962 und 1975 entstanden sind klingen im AULOS-Remastering besser als die Supraphon DDD-Neuaufnahmen ???
Tatsache – so ist es.
Am Ende bleibt mir nur zu hoffen, dass Maxim Schostakowitsch vielleicht nochmal eine Studioproduktion mit dem „richtigen“ Orchester und Tonstudio in Angriff nimmt.
Er ist der Schostakowitsch-Dirigent.
Wer die Schostakowitsch-Sinfonien in den Aufnahmen mit Kondraschin und Roshdestwensky nicht kennt, wird meine Eindrücke zum Interpretationsvergleich nicht ermessen können.