Ladenschluss-Killerparty oder: Nächtliches Bummeln

  • Auf massives Drängen eines gewissen Herrn Dusmann ist es nun soweit. Der gesetzlich geregelte Ladenschluss ist passé. Aus, Ende, vorbei.


    Diesen Umstand bewog besagten Herren zu einer "Ladenschluss-Killer-Party" vergangenen Freitag, bei der das Kulturkaufhaus die ganze Nacht für neugierige Blicke geöffnet blieb.


    Am Abend schwang Herr Dussmann eine euphorische Rede über die neue Freiheit des Kunden - über die der Verkäufer freilich nicht. Die hatten indes Rede -und Auskunftsverbot - was wohl nicht unüblich ist.


    Nun denn: Ab sofort hat Dussmann die Pforten von 8 - 24 Uhr geöffnet, in der Nacht von Freitag zu Samstag probeweise kein Ladenschluss.


    Wenn es sich auch um ein brisantes Thema handelt - was haltet ihr davon? Muß man wirklich nachts um 3 Uhr noch Bücher oder CDs kaufen?


    LG
    Wulf.

  • Hallo Wulf,
    man muß natürlich nicht. Ich persönlich halte das Ganze für ziemlichen Unsinn. Oder sagen wir so: Verkaufsflächenabhängige Freigabe des Ladenschlusses wäre sinnvoll. Das kleine Geschäft sollte, wenn die das denn so anbieten wollen, ruhig dann öffnen, wann sie es für sinnvoll halten, Konzerne und Großbetriebe sollten ruhig in ihre Schranken gewiesen werden. Was die Diskussion aber obsolet macht: Wir kaufen im www doch ohnehin schon rund um die Uhr ein.
    Liebe Grüße vom Thomas

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Finde das echt toll man muß nicht, aber man könnte einkaufen.
    Freue mich auf meinen Berlin Besuch Anfang Dezember.
    Stöbere gerade bei Dusmann sehr gerne herum.
    Bin aber auch der Meinung das sollte jeder Geschäftsinhaber
    selbst entscheiden.
    =) :yes::)

    mucaxel

  • Zitat

    Original von Santoliquido
    Was die Diskussion aber obsolet macht: Wir kaufen im www doch ohnehin schon rund um die Uhr ein.


    Salut,


    So? CDs vielleicht... und haben tun wir die erst Stunden oder Tage später... aber die just leergewordene Butter um 23.30 h? Viel schlimmer noch: Ein leerer Weinkeller 8o


    Ich finde Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten gut. Man kann das ja einteilen, wie man es für "richtig" hält [nur sollte man seine Ansichten bitte nicht alle fünf Minuten ändern :motz: damit man nicht überraschender Weise mit hängendem Magen vor verschlossenen Pforten steht].


    Die "kleinen Läden" könnten sich wirklich die für sie besten Zeiten aussuchen oder auf die Kunden abstimmen, gleiches gilt für die Großkonzerne.


    Für die Mitarbeiter sehe ich das auch eher positiv: Die haben dann auch mal tagsüber frei - natürlich liegt es nicht jedem, abends zu arbeiten... aber da werden sich bestimmt Interessierte melden: Ich zum Beispiel [vor 18.30 h bin ich eh nicht fit]. Krankenschwestern, Ärzte, Piloten, Taxifahrer usw. arbeiten auch Nachts...


    Notwendige Konsequenz: Der Apotheken-Sonderzuschlag muss entfallen, denn es ist jetzt keine Extrawurscht mehr! :yes::D


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Santoliquido
    Das kleine Geschäft sollte, wenn die das denn so anbieten wollen, ruhig dann öffnen, wann sie es für sinnvoll halten, Konzerne und Großbetriebe sollten ruhig in ihre Schranken gewiesen werden.


    Kein schlechter Ansatz, aber leider schon (beinahe) an der Realität vorbei. Außer Drogerieketten, Geschenkartikel-Läden, Bekleidungsketten und 1-Euro-Läden gibt es doch kaum noch etwas in unseren Innenstädten. Wo gibt es denn heute noch wirklichen Einzelhandel?


    Grüße,
    Gentilhombre

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

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  • Man muß natürlich gar nichts. Aber Tower Records am University Way (das ist nicht auf dem Campus aber nur einen oder zwei Blocks entfernt) in Seattle hatte, als ich dort vor 10 Jahren studiert habe, meiner Erinnerung nach 7 Tage in der Woche, 10 Uhr morgens bis Mitternacht geöffnet. Zumindest bis 20 oder 22:00 hatten auch etliche Buchgeschäfte geöffnet. Wenn man nix besseres zu tun hatte, war es natürlich ganz nett, bei einem Bummel auch um 22 oder 23 Uhr noch zu stöbern. Andererseits vermißt man auch nicht viel, wenn man es nicht kann. Bei Supermärkten u.ä. sind die amerikanischen Öffnungszeiten allerdings schon sehr bequem.
    Ob Verkäufer ausgebeutet werden oder nicht, hängt m.E. nur bedingt mit den Öffnungszeiten zusammen. Krankenschwestern, Polizisten und andere Leute mit Schichtdienst werden ja auch nicht nur wegen der Schichtarbeit automatisch ausgebeutet. Da müssen dann einfach Regeln geschaffen werden, dass so etwas nicht auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen wird. (Ob das getan wird, ist fraglich, aber einfach ein anderes Problem)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich war ganz schön erstaunt, als ich gehört habe, dass das Ladenschlussgesetz auf Drängen von Dussmann gekippt ist. Wer hätte gedacht, dass ein Kultur(!)kaufhaus zu so etwas in der Lage ist. :rolleyes:


    Die erste Nacht war auch relativ gut besucht, das Haus soll 2/3 mehr Umsatz gemacht haben als tagsüber. Ab 3 Uhr wurde es dann aber immer leerer und nachher standen sich die müden Mitarbeiter die Beine in den Bauch.


    Ich brauche so etwas nicht unbedingt. Die bisherigen Öffnungszeiten bis 22 Uhr reichen völlig aus, später fährt sowieso kein Zug mehr nach Hause. :beatnik:



    Gruß, Peter.

  • Man muss die Sachen von zwei Seiten betrachten. Grundsätzlich finde ich es nicht schlecht, dass der Gesetzgeber hier nunmehr die Möglichkeit offen lässt, die Geschäfte länger offen zu haben. Sicherlich ist es aber so, dass dies von den Betreibern großer Ketten ausgenutzt wird. Vielleicht findet man hier noch eine Regelung.


    Ich finde es auf der einen Seite nicht schlecht, weil dies natürlich die Innenstädte ungemein beleben kann. Geht man im Ausland am Abend auf die Straße, findet man hier und da sehr viele Geschäfte noch offen, was sich (auch für Touristen) als enorm praktisch erweist. Klar muss ich nicht um 22:00 Uhr CDs kaufen, aber es wäre schon schön, wenn ich nach Arbeitsschluss um 20/21 Uhr noch ein bisschen Stöbern gehen könnte, da hierfür die Mittagspause einfach zu knapp ist. Hier in Leipzig machen viele Geschäfte schon um 20:00 Uhr zu. Sogar der große Elektro/Hifi Markt mit dem Planeten. Das finde ich einfach zu früh.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Ich habe jahrelang in einer Kölner Buchhandlung gearbeitet. Diese auch so sagenhaften Umsatzzuwächse, von denen immer wieder erzählt wird, sind aber immer ausgeblieben. Die offenen Sonntage wurden dann über den restlichen Monat verteilt wieder eingeebnet. Was bleibt: genervtes Personal (tut mir leid, aber als ich diesen Beruf ergriffen habe, war noch um 18.00 Uhr Schicht, Samstags um 14.00 Uhr) und erhöhte Kosten. Ich habe mir eigentlich kein Leben im Schichtdienst ausgesucht - schon der Samstag ist für meine Frau eine Belastung. Und ganz ehrlich: wer es zwischen 9.00 und 20.00 Uhr nicht schafft, einzukaufen, kriegt es in spätestens 6 Monaten auch bis Mitternacht nicht mehr auf die Reihe...

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Das sehe ich eigentlich auch so.
    Mein Vater ist selber Verkäufer und muss jeden Samstag und des Öfteren auch sonntags arbeiten.
    Nicht nur, dass das ein Feiertag ist (das interessiert ja sowieso niemanden mehr :motz: ), auch ein Tag mit der Familie geht flöten, weil alle zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten müssen und die Familie nie richtig zusammenkommt.


    Und nur, weil die Geschäfte länger oder sonntags geöffnet haben, haben die Leute auch nicht mehr Geld in den Taschen.
    Spätestens in einem halben Jahr wird man das auch bei Dussmann gemerkt haben.



    Gruß, Peter.

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  • Ich denke auch, daß sich das alles wieder auf ein vernüftiges Maß reduzieren wird. Jetzt ist noch der Reiz des Neuen dabei.


    Prinzipiell bin ich gegen jede Regelung des Ladenschlusses. Den Schutz der Angestellten sollen die Gewerkschaften übernehmen, dafür sind sie ja da. Die einzige Einschränkung, die ich akzeptiere, ist die Rücksichtnahme auf religiöse Feiertage und Gottesdienste.


    Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu übertreiben. Daher gibt es in D dutzende überflüssiger Gesetze, hunderte überflüssige Verordnungen, und tausende sinnloser Paragraphen, die nur existieren, weil es die Politiker und Bürokraten krank macht, wenn irgendwo irgendwas noch nicht geregelt ist. Das Ladenschlußgesetz gehört dazu, also weg damit!

  • Während der WM hatte unser Marktkauf in Ingolstadt auch 24 h am Tag geöffnet - das war cool, nur nutzt man das sehr selten; bestehen diese Zeiten dauerhaft, gewöhnt man sich irgendwann daran und es ist noch weniger los, als damals um 4 h in der Nacht (auch schon wenig). Eine zeitlang habe ich in einem Geschäft im Bahnhof gejobbt - da war jeden Tag von 6 h bis 21 h, am Wochenende ab 8 h und am letzten Tag des Wochenendes bis 22 h geöffnet - das reicht! An Feiertagen zu arbeiten fand ich OK (hier bekam ich immer super Zuschläge 8) ) und wenns mal der erste Weihnachtstag war... aber zwischen Mitternacht und 6 h früh muss es nicht sein - höchstens mal zum Spaß als Ausnahme...
    Und wenn uns Weinfreunden nach der dritten Flasche einfällt, dass man keinen Vorrat mehr hat, dann braucht man auch nicht mehr zum nächsten Supermarkt zu torkeln :D
    Einen riesigen Vorteil hätte es aber noch: die Tankstellen mit ihren Wucherpreisen können so nicht mehr bestehen, d.h. man kann zu später Stunde zu humanen Preisen einkaufen - ansonsten stehen die ja auch momentan zur Verfügung (für Ullis Weinnachschub) :pfeif:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Auch wenn es mich derzeit nicht trifft.


    Ich bin GEGEN diese EKLIGEN LEUTESCHINDER, welche am liebsten 26 Stunden am Tag offen ließen. Sie wissen genau, daß sich das nur rechnet, wenn man das Personal unterbezahlt und unter Druck unbezahlte Überstunden machen lässt, bzw mit geringfügig Beschäftigten arbeitet, welche dann einst eine Minipension bekommen werden - wenn überhaupt.


    Die nächsten Streiks werden keine Arbeitsverweigerungen mehr sein - sie werden Konsumentenstreiks sein müssen. Bis dahin ist es leider noich weit.


    Ich weiß genau wovon ich rede, denn in meiner Jugend waren beispielsweise HIFI-Verkäufer (Man sagte damals noch nicht "Berater") hochangesehene elgante Herren, deren Namen in der Szene bekannt waren - nicht irgendwelche Bürschlein, die nach 4 Monaten Dienst gegen ebensolche ausgetauscht wurden - rechtlos - ahnungslos und letzlich arbeitslos.


    mfg aus Wien
    Alfred


    möge die österreichische Faulheit über solche Bestrebungen siegen.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Absolut Deiner Meinung, lieber Alfred,


    zumal die Zeche für diesen Blödsinn nicht nur die Angestellten zu zahlen haben, sondern auch wir Verbraucher durch höhere Preise. Denn der Umsatz wird sich ja nicht steigern: erstreckt sich lediglich über längere Öffnungszeiten. Was in der Konsequenz bedeutet, daß die Ladenunterhaltskosten steigen. Und bei gleichbleibendem resp. nur minimal steigendem Umsatzt bedeutet das höhere Preise.


    In Köln wird übrigens schon kräftig zurückgerudert: die meisten Geschäfte schließen um 20:00 Uhr. Kleinere auch früher. Wenn sie schlau sind.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich bin GEGEN diese EKLIGEN LEUTESCHINDER, welche am liebsten 26 Stunden am Tag offen liesen. Sie wissen genau, daß sich das nur rechnet, wenn man das Personal unterbezahlt und unter Druck unbezahlte Überstunden machen lässt, bzw mit geringfügig Beschäftigten arbeitet, welche dann einst eine Minipension bekommen werden - wenn überhaupt.


    Eben! Wenn stattdessen mehr Personal eingestellt würde oder zumindest vorhandes Personal besser bezahlt würde, würde ich auch kaum protestieren. So aber wird der heutigen "Geiz ist geil"- und "der Kunde ist König, der Verküfer ein Nichts"-Mentalität weiter Vorschub geleistet. Ich habe bei Dussmann in der völlig verrückten Vorweihnachtszeit Verkäufer erlebt, die obwohl ich sie zu den freundlichsten des Geschäfts zähle so ausgebrannt und nervlich überstrapaziert waren, daß ich sie lieber nicht angesprochen habe....


    Daß es solche Dinge in den Staaten gibt, rechtfertigt meiner Ansicht nach nicht ihre Verbreitung auch bei uns. Eher im Gegenteil.


    :hello:
    Wulf.

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  • Hallo Wulf,


    Zitat

    Original von Wulf
    So aber wird der heutigen "Geiz ist geil"- und "der Kunde ist König, der Verküfer ein Nichts"-Mentalität weiter Vorschub geleistet. Ich habe bei Dussmann in der völlig verrückten Vorweihnachtszeit Verkäufer erlebt, die obwohl ich sie zu den freundlichsten des Geschäfts zähle so ausgebrannt und nervlich überstrapaziert waren, daß ich sie lieber nicht angesprochen habe....


    Leider sind dann die Kunden meist auch immer noch die Deppen / Goldesel / zu melkende Cash Cows oder was auch immer - Könige jedenfalls sind sie eigentlich nie; oder ist das bei Euch in Berlin etwa anders?


    Zitat

    Daß es solche Dinge in den Staaten gibt, rechtfertigt meiner Ansicht nach nicht ihre Verbreitung auch bei uns. Eher im Gegenteil.


    Dem Kollegen kann man nur wieder anerkennend zustimmen. :yes:


    :hello:
    Stefan


    PS: Seit meinem letzten Posting könnte ich aufgrund Erfahrungen in der Familie auch noch einiges über die Arbeitsbedingungen bei Discountern erzählen (sowohl auf Bereichsleiterebene, als auch was die normalen Angestellten betrifft) - man konnte das in einigen Artikeln (u.a. im Spiegel) auch nachlesen, aber wenn man´s direkt bei Angehörigen erleben darf... :rolleyes:
    Meine Einzelhandelskaufleute werde ich in Zukunft sicherlich auch vor diesem Wissenshintergrund behandeln…

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Barezzi
    Hallo Wulf,



    Leider sind dann die Kunden meist auch immer noch die Deppen / Goldesel / zu melkende Cash Cows oder was auch immer - Könige jedenfalls sind sie eigentlich nie; oder ist das bei Euch in Berlin etwa anders?


    Ich kann natürlich nicht für den gesamten Einzelhandel sprechen - aber alle Händler, die ich kenne, sehen in den Kunden nicht den Goldesel und all die anderen tollen Dinge, die Du aufzählst. Natürlich wollen wir vom Verkaufen leben. Das funktioniert aber nur, wenn wir den Kunden auch entsprechend behandeln. Sonst ist er sofort bei nächsten Elektrogroßhandel. Übrigens (betrifft natürlich nur wenige Ausnahme-Kunden): Auch Könige sollten sich zu benehmen wissen. Ich erwarte nur ein Mindestmaß an Höflichkeit, aber was ich (speziell in Köln) in meiner "Laufbahn" schon erlebt habe, kommt schon an die Michael-Geschichten mit den Musikschülern ran.


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Barezzi
    Könige jedenfalls sind sie eigentlich nie; oder ist das bei Euch in Berlin etwa anders?


    Nie würde ich jetzt nicht sagen, kommt natürlich drauf an, wo. Aber prinzipiell gebe ich Dir recht. Das Schlimme: viele fühlen sich wie Halbgötter - und führen sich auch so auf :no:


    Zitat


    Dem Kollegen kann man nur wieder anerkennend zustimmen. :yes:


    :hello:
    Stefan


    Korrektalmente, Kollege! :D



    :hello:
    Wulf.

  • Liebe Retter der Armen und Entrechteten, nun kriegt Euch mal wieder ein! Meiner Meinung nach versteigt Ihr Euch an dieser Stelle etwas auf dem falschen Ast.


    1. Die Öffnungszeiten von Geschäften und Gaststätten sollten bis auf Sonn- und Feiertage den Eigentümern überlassen bleiben. Keiner davon, egal ob groß oder klein, kann auf Dauer Öffnungszeiten finanzieren, die keinen entsprechenden Umsatz bringen. Damit reguliert sich das Thema von ganz allein.


    2. Unsere Innenstädte sind bei geschlossenen Läden meist nur noch öde! Bis auf einzelne Cafés lockt doch nichts außerhalb der Öffnungszeiten in die Fußgängerzonen. Hier in Bielefeld schließen in der Fußgängerzone der Innenstadt viele Geschäfte wochentags bereits um 18.30 Uhr und samstags um 16 Uhr. An einem schönen Abend bummeln? Bitte nur an den Schaufenstern! Ich habe keine tariflichen Arbeitszeiten und falle damit als Konsument in unserer Stadt fast vollständig aus. Etliche Anschaffungen tätige ich ersatzweise inzwischen per Internet. Diese Einkäufe wären für den lokalen Einzelhandel echter zusätzlicher, nicht nur verschobener, Umsatz.


    3. Thema Verkäufer und Preise: Die hochqualifizierten, distinguierten Fachverkäufer finde ich heute auch noch, aber nicht im Blödmarkt oder dort, wo es die Supersonderdiscountpreise gibt. Wenn Ihr solche Verkäufer und derartige Beratung wollt, seid Ihr dann auch bereit, dies zu bezahlen? Oder kauft Ihr Eure Bücher, CDs, Elektronikgeräte und Kleidung möglichst dort, wo Ihr sie am billigsten bekommt? Seid mal ehrlich zu Euch selbst!


    Das Argument von santoliquido, daß längere Öffnungszeiten steigende Preise zur Folge haben, ist - bei aller persönlichen Wertschätzung - Unsinn! Die Wettbewerbssituation im Einzelhandel ist gnadenlos. Steigende Kosten können kaum und schon gar nicht an einzelnen Standorten auf die Eindverbraucher umgelegt werden, außer im Premiumsegment. Dazu gibt es zu viele Ausweichmöglichkeiten.


    Der Verkäuferberuf ist hart. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, da ich als Student jahrelang im Einzelhandel gearbeitet habe, darunter viele "lange Samstage" und verkaufsoffene Sonntage. Ich habe Verständnis dafür, wenn jemand nach langen Stunden nicht mehr taufrisch und fröhlich beieinander ist. Trotzdem ist dies auch eine Sache der Einstellung. Ich habe in Nordamerika und Südafrika gearbeitet und dort 24-h-Geschäfte aller Größen erlebt und auch Buchladen-Cafés in Unistädten, wo es nachts um 3 Uhr noch rappelvoll ist.


    Auffällig war bei den Angestellten - bis auf Ausnahmefällte - eine ausgesprochene Dienstleistungsbereitschaft. Nicht die bei uns so oft anzutreffende Haltung "Tach, ich arbeite hier für ein Scheißgehalt, was muß ich denn jetzt auch für Sie noch machen? Können Sie das nicht selbst?", sondern ganz einfach "Good morning, Sir, beautiful day today! If I could help you in any way, please let me know!"


    Eines meiner persönlichen Tiefpunkterlebnisse zum Schluß: Vor wenigen Jahren in einem der größten Möbelhäuser Deutschlands. Ich interessierte mich für ein Sofa in der Ausstellung. Fünf Meter von mir entfernt drei Verkäufer im Gespräch vertieft. Ich blicke sie intensiv an und wünsche Ihnen einen Guten Morgen. Keine Reaktion. Ich spreche sie auf das Sofa an. Antwort: Sie gehörten leider nicht zu dieser Abteilung. Fertig. Darauf hin detonierte mein Adrenalinspeicher und ich forderte sie sehr massiv auf, SOFORT einen zuständigen Kollegen zu kontaktieren, oder ich begäbe mich mit ihren drei notierten Namen direkt zur Geschäftsleitung. Darauf bewegte sich einer demonstrativ gelassen zu einem Haustelefon.


    Ich wette, jeder von Euch kennt auch solche Beispiele. Verkäufer haben von mir nicht mehr "Mitgefühl" zu erwarten, als alle anderen hart und ehrlich arbeitenden Berufsgruppen auch. Allerdings können sie, wenn ihr Umgang mit mir als Kunden ihrem Berufsziel (DIENEN) entspricht, auch von mir einen höflichen und respektvollen Umgang erwarten. Inklusive Nachsicht, wenn sie nach langer Schicht geschafft sind.


    Nun habe ich viel mehr geschrieben als ich wollte, aber das mußte ich los werden.


    Grüße :)

  • Es war gar nicht mein Ziel mich zum Robin Hood der entrechteten Vekäufer aufzuschwingen.


    zu 1. auf Dauer ist das richtige Stichwort - und das kann lange dauern, bis sich Öffnungszeiten etablieren oder nicht.


    zu 2. Ich frage mich immer, ob eine Stadt nur dann pulsierend ist, wenn nachts die Läden offen haben - in einer konsumorientierten Gesellschaft wie dieser, vermutlich. Ich habe ja nichts dagegen, wenn auch einige Geschäfte nachts geöffnet haben (Hauptsache Kneipen etc. haben auf ;) ), bloß sollte dies nicht allzusehr auf Kosten der Verkäufer gehen. Meine Meinung.


    zu 3. Klar bi nich bereit für mehr Service und mehr Beratung mehr Geld auszugeben - der Service muß(!) finanziert werden - wenn ich könnte :rolleyes:
    Wenn ich aber zu Media Markt gehe erwarte ich auch keine fachkompetentes Beratungsgespräch. Ich bin glücklich,wenn ich es erhalte, steige aber auch nicht auf die Barrikaden,wenn nicht. Meistens weiß ich eh, was ich will...


    Die so beklagte Haltung der Verkäufer kann ich bedingt nachvollziehen.
    Vermutlich benehmen sich die Kunden und Touristen in Südafrika auch nicht so rotzfrech und überheblich wie mancherorts hier...


    Selbst in einem "Kulturkaufhaus" Dussmann schmeißen die Leute ihr Schokoladenpapier auf den Fußboden und patschen anschließend die CDs an. Und das sind wohl noch nicht einmal Einzelfälle.


    Trotzdem gebe ich Dir natürlich recht, daß so mancher verkäufer trotz solcher Situationen zumindest dem höflichen Kunden eben solche Höflichkeit entgegenbringen sollte. Keine Frage.


    Ich denke, es ist ein Geben und Nehmen. Jeder Kauf ist ein Tauschgeschäft - und tauschen kann man eigentlcih nur unter Partnern.


    :hello:
    Wulf.

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  • Zitat

    Oder kauft Ihr Eure Bücher, CDs, Elektronikgeräte und Kleidung möglichst dort, wo Ihr sie am billigsten bekommt? Seid mal ehrlich zu Euch selbst!


    In Wien zählt man nicht zur Menschheit wenn man dies tut


    ich kaufe meine CDs in folgenden Läden


    EMI 1010 Wien Kärntnerstraße,
    Gramola 1010 Wien Am Graben
    Da Caruso 1010 Wien Operngasse
    Ascolta 101 Wien Bösendorferstraße 1


    ob es da besonders günstig ist, das sei mal dahingestellt.
    Aber ich hasse die Massen shops a la "Geiz ist geil"
    Geiz ist ekelig und widerwärtig - das ist die Wahrheit


    GELEGENTLICH kaufe ich DCs auch bei Saturn - dann nämlich wenn es bestimmte Serien nirgend anders gibt, wie einst OEHMS Classics.


    Es ist mir völolig kla , daß ein unterbezahlter Verkäufer unfreundlich ist - was hat er schon zu verlieren? Geld ist es was die Leute lächeln macht.


    Ich habe es einst so formuliert:


    Wenn ich der Billigste bin brauch ich nicht freundlich sein und nicht beraten.
    Wenn ich NICHT der billigste bin wollen sich die Leute die Beratung gratis holen und kaufen dann nicht - Also brauche ich erst recht nicht freundlich sein und beraten.
    Fazit in Zukunft wird NIEMAND mehr freundlich sein und beraten - Die Leute werden beim Billigsten kaufen - und so werden sie auch behandelt - eine anonyme Masse von Konsumenten, die das zu nehmen hat was im Angebot ist und das Maul zu halten hat.


    Internetshops sind ein bedeutender Schritt in diese Richtung.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • "In Wien zählt man nicht zur Menschheit wenn man dies tut"
    Wovon ist Wien dann bevölkert? Dem missing link der Evolution? :wacky: :stumm:



    Andererseits ist dieses Forum, zumindest was CDs betrifft, auch ein Schritt in diese Richtung. Hier kann man sich Empfehlungen holen und Aufnahmen diskutieren. Und 400 User wissen einfach mehr zu berichten als jeder noch so gut ausgebildete Verkäufer. Für viele besteht daher nicht mehr das Bedürfnis mehr auszugeben nur um Beraten zu werden. Wenn die CD jetzt bei Saturn 10 € weniger kostet als anderswo, kaufe ich sie selbstverstandlich dort, da ich ja aus dem Forum weiß ob sie gut oder schlecht ist.
    Die Internetshops sind IMO auch eine Gefahr für die Großkaufmärkte, da die unter Zugzwang geraten ein ebenso großere Sortiment zu bieten wie Internetanbieter.


    LG
    Georg

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Bei uns sind seit mehrere Jahren die Läden um 17:30 oder 18:00 Uhr zu. Samstag um 17:00 Uhr. Aber einmal in der Woche sind die größeren einen Abend (per Gemeinde anders; meist Donners- oder Freitag) geöffnet.
    Die meisten Lebensmittelläden (größere Ketten !) schließen duchschnittlich um 20:00 oder 21:00 ihre Türen.
    Einmal pro Monat dürfen die Läden auch am Sonntag geöffnet werden. Nur wenige (wieder die Großbetriebe) tun das.


    In den Touristenstädte sind sie während der Saison auch jeden Sonntag geöffnet.


    LG, Paul

  • Also die Wiener scheinen etwas besser monetär ausgestattet zu sein als wir ;)
    Ich jedenfalls will mich nicht über den Tisch ziehen lassen von irgendwelchen Freibeutern - aus Prinzip!!! :beatnik:


    @ Jürgen: Euer Geschäft scheint ja eine Insel im Raubtiermeer zu sein; meine Erfahrungen sind nur positiv =) Aber ich denke nicht, dass das die Regel ist - eher, dass in Deinem Fall ausnahmsweise jemand dahinter steckt, der sich mit Herzblut für die Materie interessiert und den Kunden auch begeistern will.


    @ Reiner_Klang: Du hast schon recht (Servicewüste Deutschland), aber Verhältnisse wie in USA wären auch nichts für mich, da es sich dabei IMO um widerliche Oberflächlichkeit handelt, die ich auf Dauer immer extrem zum :kotz: fand...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Barezzi
    Servicewüste Deutschland


    Lieber Stefan,


    Du hast selbst gesehen, daß - mit etwas Mühe - bei uns noch Service gegeben wird. Ich habe Dir gesagt, das kommt, weil die Händler vom Gesetz gezwungen sind.
    Das ist aber etwas anderes als das Benehmen der Verkäufer während des gewünschten (Ver)kaufes.


    LG, Paul

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  • Äh, ich habe mich bislang eigentlich für ein menschliches Wesen gehalten, erfahre aber jetzt von Alfred, dass das ein Irrtum meinerseits ist ;( ;( ;( - denn natürlich kaufe ich meine CD's und DVD's dort, wo sie billig/am billigsten sind, ohne dass mich deshalb jemand schief anschauen würde. Mit Ausnahme des "Da Caruso", der so ein bisschen Kultstatus genießt, kenne ich bei den von Alfred erwähnten Läden nur die Auslagen....
    lg Severina von der Spezies ??????? :( :( :( :(

  • Lieber Paul,


    Zitat

    Original von musicophil
    Das ist aber etwas anderes als das Benehmen der Verkäufer während des gewünschten (Ver)kaufes.


    Zwingt man die denn etwa nicht (gesetzlich), brav zu bedienen? :D


    :hello:
    Stefan


    PS: Tut mir leid Severina, aber wir Ausländer mit den anderen Sitten kennen uns bei Euch nicht aus und verhalten uns genauso wie Du - die dafür vorgesehenen gesellschaftlichen Sanktionen und Titulierungen sind uns ebenfalls unbekannt :angel:

    Viva la libertà!

  • nu ja, WIR sind ja auch ein kleines Stückchen Tod des Einzelhandels. kein Verkäufer in weiß-der-Teufel-was-für-einem-Fachhandel kann es mit der Kompetenz des Forums aufnehmen - und jpc ist um die Ecke.


    Es ist sogar teilweise noch billiger als die ansonsten von mir sehr geschätzte Amazon Resterampe.


    Also, dreimal darf man raten, woher ich meine CDs beziehe. Und daß ich sie nicht unmittelbar HABE... no problem, dafür habe ich sie 2 Tage später.


    Inzwischen halte ich auch die Beratungskompetenz des Internet bei vielen Produkten (schönes Beispiel: dpreview.com für digitale Kameras) für dem Einzelhandel weit überlegen, es sei denn, man sucht was spezielles an Klamotten, das einem paßt UND gut aussieht, da muß man es schon vor Ort testen. Aber das ist auch so ziemlich das einzige Gegenbeispiel, das mir einfällt.

  • Hallo.


    Was sich im Einzelhandel abspielt, ist nicht singulär; mehr Flexibilität ist doch das Zauberwort für alle.
    Auch ich arbeite tendenziell recht lange, habe häufig Abendtermine und bin regelmäßig an Wochenenden im Einsatz. Das ist natürlich (mal mehr, mal weniger) anstrengend, aber letztlich erfüllt es mich eben. Wenn ich allerdings keinerlei Lust auf meine Arbeit hätte, dann würde ich mich wahrscheinlich auch für jede Überstunden von Herzen bedanken, aber vielleicht sollte ich mir dann einen anderen Job suchen.
    Jedenfalls habe ich nur wenig Verständnis dafür, wenn Verkäufer mir unhöflich begegnen, denn ich bin auch nicht unhöflich. Und was Barezzi als "widerliche Oberflächlichkeit" der US-Amerikaner abkanzelte, erschien mir dort stets als gewiss professionelle, aber keineswegs nervige Freundlichkeit, häufig als zumindest ernst erscheinendes Interesse (was einem deutschen Turi vermutlich auch schnell entgegenschlägt). Ich hatte dort das Gefühl, dass die Verkäufer ihre Arbeit wichtig nehmen - und sie weniger als Last empfinden. Sehr angenehm.
    Ich begrüße längere Öffnungszeiten. Sonst hätte ich häufig kaum die Möglichkeit, überhaupt mal mit Menschenkontakt etwas zu erwerben. Und wenn sich so ein Angebot nicht rechnet, wird es schon allein wieder vom Markt verschwinden; ich bezweifle, dass längere Öffnungszeiten nur deshalb durchgesetzt werden, um Angestellte effektiver unterdrücken zu können. Auf jeden Fall kaufe ich häufig im entsprechenden Fach-Einzelhandel ein, nicht zuletzt, damit er mir auch erhalten bleibt.


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

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