Nach den Bösewichtern, nun die liebsten positiven Charaktere

  • Guten Morgen zusammen,


    nachdem wir die liebsten Bösewichter durchklabastert haben. Wer sind denn Eure drei liebsten positiven Charaktere?



    Sopran:
    1.) Musette
    2.) Aida
    3.) Tatyana - obwohl etwas twilight


    Tenor:
    1.) Königssohn
    2.) Radames
    3.) Hoffmann


    Bariton:
    1.) Spielmann
    2.) Marcel
    3.) Papageno

  • Hallo Knusperhexe,


    da fehlen aber doch mindestens noch zwei (oder drei) Stimmgruppen:


    Hast Du keine Lieblingsfiguren bei den Alt-Rollen? (wie wäre es evtl. mit der Knusperhexe? :D )


    Und (der Vollständigkeit halber) die Mezzosoprane?
    Vielleicht könntest Du Dich ja für Damen wie Carmen, La cenerentola oder Rosina erwärmen?


    ... und bei den Bässen? Sarastro?


    Ich bin gespannt! :hello:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Jedenfalls gehört Elaisa (Mercadantes "Il Giuramento"= Die Schwur; Sopran) dazu.


    Obwohl Bianca Viscardo liebt, wurde sie gegen ihre Wille verlobt. Mit Manfredo, der Erzfeind ihres Geliebtens.
    Elaisa, die Schwester Manfredos, liebt Viscardo auch.


    Als Bianca an Elaisa ein kleines Porträtchen zeigt, erkannt Elaisa in Bianca der Retter ihres Vaters. Damals hatte sie geschworen, daß sie jenes Mädchen mit all ihre Kräfte hilfen würde, wenn sie darum bat.
    Das Ende ist natürlich wie erwartet: die Geliebten werden (hinterhältig) vereinigt. Und Elaisa stirbt.


    Über andere muß ich noch sinnen.


    LG, Paul

  • Salut Marc,


    was sind denn Deine Favoriten?


    Tja, die Liste hat einige Mängel, habe doch glatt die Marschallin vergessen. Bei deren "Hab's mir gelobt" denke ich immer, dass ich mit der gerne mal 'nen Tee trinken würde. Angemehme Person.


    Und noch was Marc: Knusperhexen sind böse. Sympathisch, aber böse ;) s. Hitliste der Bösewichter - und müssen auch nicht zwangsläufig eine Altstimme haben :pfeif:


    Kölner Grüße,


    Knusperhexe

  • Hallo,


    ich merke schon, unsere gegensätzlichen Kölner Meinungen sind wie Feuer und Wasser ;)


    Zitat

    Original von Knusperhexe
    Marschallin [...] Angemehme Person.


    Soso, wieso denn? Weil sie nicht alt werden kann oder gar weil sie ihren Mann betrügt ?( ?


    Ich habe keine Favoriten für Bösewichte. Böse ist man m.M. nach nicht sondern wird dazu gemacht.


    Sophia

  • HAllo Sophia,


    ich dachte schon, ich hätte zu scharf geschossen in meinem Plädoyer für Herrn Dammann. ;)


    Marschallin? Ich finde, die hat Tiefe und Herzensbildung. Findest Du die Dame ätzend?

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    ich dachte schon, ich hätte zu scharf geschossen in meinem Plädoyer für Herrn Dammann. ;)


    Nö. Verschiedene Meinungen sind doch erfrischend, und über nix läßt sich so herrlich streiten wie die Kölner Oper :D


    Zitat

    Marschallin? Ich finde, die hat Tiefe und Herzensbildung. Findest Du die Dame ätzend?


    Ich finde eher Strauss ätzend... Den Rosenkavalier (und alle anderen seiner Opern) kenne ich nur oberflächlich. Ihr Lamento im 1. Akt, nachdem der Friseur eine alte Frau aus ihr gemacht hat, ist schon ergreifend. Aber vor so einer Situation stehen wir ja alle mal, nicht wahr :D ?


    Sophia

  • Zitat

    Original von S.Kirch
    Ihr Lamento im 1. Akt, nachdem der Friseur eine alte Frau aus ihr gemacht hat, ist schon ergreifend. Aber vor so einer Situation stehen wir ja alle mal, nicht wahr :D ?


    Sophia


    Du bist gut! :D


    Kennst Du noch die alte Hampe-Iszenierung, ganz in Silber und Weiß? Die fand ich traumhaft! Und da war die Marschallin auch eher positiv gezeichnet.

  • Ich find ja den Barak (Strauss: Die Frau ohne Schatten) ein ganz herziges Kerlchen: mit welcher edelmütigen Gelassenheit der seinen Drachen ertragen kann... :D


    ist aber jetzt wahrlich auch keine Lieblingsfigur von mir... seltsam, daß man in der Oper überwiegend die böslichen oder halbseidenen Figuren eher mag oder doch zumindest interessanter findet.

  • Zitat

    ist aber jetzt wahrlich auch keine Lieblingsfigur von mir... seltsam, daß man in der Oper überwiegend die böslichen oder halbseidenen Figuren eher mag oder doch zumindest interessanter findet.


    ... genau das ist mir auch gerade durch den Kopf gegangen, als ich versucht habe, mir über meine liebsten Opern-"Positivlinge" klar zu werden :]


    Was wäre die Oper ohne die Bösewichte? Farblos und langweilig, definitiv ;)


    Aber dennoch: Es muss ja auch die Guten geben, die die Bösen bekämpfen, daher ist die Fragestellung hier im Thread eine gute Idee (wenn auch symptomatisch, dass sie jetzt erst kommt, nachdem die "Bösen" lääängst ausführlich abgehandelt wurden :D )


    @ Knusperhexe: Ich konnte nicht widerstehen, Dir selbige als Sympathieträgerin unterzujubeln, bei dem Nickname :hello:
    Und da Du die Tenöre schon abgehandelt hattest, habe ich die knusprige Dame dann halt mal zu den noch fehlenden Alti gesteckt, das geht schließlich auch... ;)


    Nun also meine Lieblings-Helden mit positiven Charakterzügen:


    Sopran
    1. Susanna
    2. Gräfin Almaviva
    3. Agathe ("Freischütz")


    Mezzosopran
    1. Rosina
    2. Angelina ("La Cenerentola")
    3. Carmen (und das meine ich ernst: Als selbstbewusste, emanzipierte Frau ist sie für mich ein wegweisender Charakter! Auch wenn sie den Männern deswegen äußerst suspekt erscheinen mag :D )


    Alt
    1. Larina
    2. Njanja Filipjewna (beide aus "Eugen Onegin")
    3. Giulio Cesare (aus Händels Oper - zählt als ursprgl. Kastratenrolle eigentlich nur halb, ich weiß...)


    Tenor
    1. Belmonte
    2. Tamino
    3. Don Ottavio


    Bariton
    1. Figaro
    2. Rodrigo, Marquis Posa
    3. Papageno


    Bass
    1. Sarastro (trotz manch heutiger, gegenteiliger psychoanalytischer Interpretation höre ich persönlich aus Mozarts Musik für Sarastro einen durchweg positiven Charakter heraus)
    2. Der Eremit ("Freischütz")
    3. Publio ("La clemenza di Tito") :]



    Puh - das war echt schwer! Hätt' ich nicht gedacht!


    Am schwierigsten fand ich es bei den tiefen Stimmlagen, vor allem beim Alt. Da musste ich echt schwer grübeln, um überhaupt eine Rolle zu finden, die zur Abwechslung mal kein bösartiges altes Weib repäsentiert.
    Bei den traditionell schurkischen und finsteren Bässen war es fast genauso schwierig...


    :hello:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

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  • Hallo,


    Hier fehlt auch noch der Countertenor.


    Wie wär's denn mit Orpheus,der geht für seine eigene Frau


    in die Hölle,um sie wieder zu bekommen. ;)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von MarcCologne
    [QUOTE]


    Am schwierigsten fand ich es bei den tiefen Stimmlagen, vor allem beim Alt. Da musste ich echt schwer grübeln, um überhaupt eine Rolle zu finden, die zur Abwechslung mal kein bösartiges altes Weib repäsentiert.
    Bei den traditionell schurkischen und finsteren Bässen war es fast genauso schwierig...


    :hello:


    Puh, da bist Du schon weiter als ich. Und die Agathe, die hatte ich echt vergessen. Klar! Auch das Ännchen habe ich als Kind geliebt. Sarastro ist für mich auch eindeutig positiv besetzt. Mit diesen heutigen Hobbypsychobrillen habe ich es eh nicht so. ;)
    Den Figaro mag ich gar nicht, aber Marquis Posa definitiv. Bei mir ist nur die Oper "Don Carlos" negativ besetzt. Meinem Prof gefiel damals nicht mein Bühnenbildentwurf. Er wollte von mir keine spanische Inquisition sondern eine Tankstelle. Beinahe hätte er mich von der Schule gefegt deswegen.O.K., ich schweife ab:
    Carmen mag ich auch, aber so richtig positiv finde ich die nicht, nur in der Glyndebourne-Inszenierung, wo sie mehr ein Opfer ist.


    LG,


    Knusperhexe

  • Noch so ein schönes Charakter hat Violetta (Traviata; Sopran).
    Papa Germont sagt die Courtisane Violetta, daß sie die Chancen seiner Tochter verdirbt, weil sie seinen Sohn Alfredo verführt hatte und sie zusammen leben.
    Violetta verspricht darauf auf Alfredo zu verzichten, obwohl sie ihn richtig liebt.


    Am Ende, gerade bevor Violetta am Schwindsucht stirbt, kommt Alfredo. Er hat die wahre Geschichte von seinem Vater gehört. In seinen Armen stirbt Violetta.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil
    Noch so ein schönes Charakter hat Violetta (Traviata).
    Papa Germont sagt die Courtisane Violetta, daß sie die Chancen seiner Tochter verdirbt, weil sie seinen Sohn Alfredo verführt hatte und sie zusammen leben.



    LG, Paul


    Da hast Du recht. Vor allem in der alten Aufnahme mit Clara Ebers geht mir das Herz auf.

  • Noch ein edler Character hat Allazim (Mozarts Zaide; Baß).


    Allazim wird von Sultan Soliman sehr geschätzt. Und das, obwohl er m.E. Sklave ist. Er entscheidet sich, zwei Persone die Flucht zu verhelfen.
    Der Plan mißlingt natürlich, und die Flüchtlinge nebst Allazim werden gefangen genommen.
    Dann singt Allazim sein "Ihr Mächtigen seht ungerührt", daß ich zu den schönsten Baßarien zähle, die ich kenne.
    Und es hat natürlich ein "happy end". Es zeigt sich, daß Allazim, als er noch Kapitän auf einem spanischen Kriegschiff war, je den Sultan das Leben rettete oder vor Sklaverei behütete.


    LG, Paul

  • Wie ist es mit Padre Guardino (Die Macht des Schicksals) oder Fürst Gremin (Eugen Onegin?

    Viele Grüße aus dem Bergischen Land
    Basso

  • Hallo,


    der Orpheus von Gluck ist natürlich eine sehr positive


    Altpartie,besonders wenn er von Kathleen Ferrier


    gesungen wird.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Paul,
    ob Tenor oder Countertenor,keiner hat die Ausdruckskraft
    von Kathleen Ferrier.Sie singt nicht den Orpheus,
    sie ist Orpheus.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Mein liebster Guter? Schwierige Entscheidung! Die Guten bei Mozart langweilen mich ehrlich gesagt, in Anbetracht einer Ehe mit dem moralinsauren Don Ottavio hätte ich mich als Donna Anna..... ;) Aber das ist ja nicht das Thema!
    Ich entscheide mich für Simon Boccanegra. Der hat zwar in jungen Jahren auch Mist gebaut, bemüht sich jetzt aber ehrlich um Frieden und schafft es sogar, über seinen eigenen Schatten zu springen: Das Glück seiner Tochter ist ihm wichtiger als seine eigene Sicherheit bzw. Rachegelüste, denn als er Gabriele Adornos Namen von der Liste der Verschwörer streicht, weiß er ja noch nicht, dass dieser ihm nur aus Eifersucht nach dem Leben trachtet. (Adorno hält Simone irrtümlich für den Lover seiner angebeteten Maria, in Wirklichkeit ist sie dessen Tochter) Simones Tod (er wird von seinem einstigen Günstling Paolo vergiftet) sichert Genua dann (hoffentlich) den Frieden.
    Und bei den Frauen? Rossinis Cenerentola, sie besitzt sogar den Großmut, ihrem Vater und den Schwestern zu verzeihen, die sie wie eine Sklavin behandelt und gedemütigt haben. Zuvor stellt sie Herzensbildung über Rang und Ansehen, denn sie verweigert sich dem "falschen" Prinzen Dandini und zieht den vermeintlichen Diener vor.
    Das waren jetzt aber Schnellschüsse, denn so richtig habe ich über dieses THema noch nie nachgedacht!
    Liebe Grüße, Severina :hello:

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  • Ich nenne vorläufig einmal für jede Stimmlage einen Charakter:


    Sopran: Ellen Orford (Britten/Peter Grimes)
    Mezzosopran: Charlotte (Massenet/Werther)
    Alt: Madame de Croissy (Poulenc/Dialogues)
    Tenor: Laca (Janácek/Jenufa)
    Bariton: Simon Boccanegra (Verdi/Simon Boccanegra)
    Bass: Oedipe (Enescu/Oedipe)

  • Zitat

    Original von severina
    Die Guten bei Mozart langweilen mich ehrlich gesagt


    Hallo Severina,


    Kennst Du auch die frühen Opern von Mozart? Da gibts auch (sehr) schöne Charactern.


    LG, Paul

  • Die Marschallin kann ich auch absolut unterschreiben - die hat sich unter dem Leben nach der Eheschließung halt was anderes vorgestellt, und wer könnte es ihr verdenken?


    Drei Favoriten unter den "Guten" kann ich eindeutig nur bei den Mezzos nennen (Brangäne, Octavian, Orlofsky). Bei den Sopranen sind außer Brünnhilde meine allerliebsten Lieblingsfiguren keine reinen Sympathieträgerinnen, aber auch keine reinen Bösewichtessen - eben die komplexeren, interessanteren Mädels, als da wären beispielsweise Elektra, die Küsterin (Jenufa) und die Königin der Nacht.


    Und bei den Bass-Figuren ist es eigentlich egal, solange Matti Salminen oder René Pape sie singen. :D

  • also meine sympathien sind ausschliesslich bei den sogenannten 'bösen'.
    die guten sind doch alles meist langweilige rollen (ist auch im theater und beim
    film meist so). irgendwie muss auch die libretto-schreiber und komponisten
    das 'böse' mehr reizen, als das gute.


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Ja, so sehe ich das auch, deshalb musste ich auch eine ganze Weile nachdenken.
    Paul, die Guten bei Mozart sind so eindimensional, so übermenschlich gut, dass ich sie wirklich nur langweilig finde. Mich faszinieren einfach vielschichtigere Charaktere viel mehr, und da ist man bei den Bösewichtern einfach besser bedient.
    lg Severina

  • Da ich so etwas nicht systematisch mache, hier erst mal drei Frauen:


    Susanna
    Sieglinde
    Brünnhilde


    Die würde ich alle drei heiraten. Sie sollten allerdings kein Übergewicht haben, aber trotzdem gern essen und Wein trinken.



    Thomas Deck

  • Ich hab bereits hier geschrieben:


    Meister Rocco aus Fidelio


    Er verkörpert, trotz seiner Profession, alles Gute. Wenn einer es gut bringt, würde man fast Wehrsinn zu seinem Beruf bei ihm fühlen.
    Das war Klasse von Beethoven. Nur wird es nicht oft so gebracht.


    LG, Paul


    PS Wieder ist das ein Baß ?(

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