Divas and Scholars

  • In meiner Zeitung, NRC-Handelsblad, daß man vergleichen kann mit der FAZ, wurde ein Buch besprochen: Philip Gossets “Divas and Scholars - Performing Italian Opera - The University of Chicago”.
    Der Artikel begann mit Alagnas ausbuhen. Das geschah offenbar von den berüchtigten loggionisti = “selbsterklärten connaisseurs de l’opéra” (laut meiner Zeitung).
    Gosset scheint einen Autorität auf dem Gebiet der Oper des 19. Jhdt. zu sein. In mehr als 40 Jahre hat er nach Quellen gesucht, kritischen Partituren herausgegeben und geholfen bei dem Avisieren von “authentische” Ausführungen der Opern von Rossini, Bellini, Donizetti und Verdi.
    Seine Erfahrung hat er in diesem Buch zusammengefaßt.


    Die loggionisti sind Gossets hartnäckigsten Gegner. Jede Änderung in der heilig erklärte “Tradition”, wird von ihnen verabscheut. Obwohl jene Tradition, laut Gosset, oft weit entfernt ist, von was der Komponist vorschrieb und erwartete. Das Wort “Filologe” wird in den Opernkriege benützt mit einem Gift, daß schlimmer ist als eine Dreckschleuder haben (sic).
    Als Riccardo Muti Anfang 80. Jahre eine beliebte Cabaletta aus Verdis Ernani nicht ausführte, weil es erhebliche Zweifel gibt, ob diese Cabaletta von Verdi komponiert wurde, wurde von höchsten Balkons der Scala gepfiffen und gerufen “La cabaletta, filologo!”.


    Gosset zeigt, wieder laut meiner Zeitung, das was heute Tradition ist, oft entstand, weil am Ende des 19. Jhdts starke Eingriffe statt fanden. Damals wurden die meisten, bekannten Opernpartituren gedrückt von Herausgeber Ricordi. Und das geschah, ohne daß zuerst die Quellen geprüft waren. Die leichte Orchestration von Rossinis Barbier wurde z.B. ersetzt durch “schwerere” Instrumente. Sein beliebtes Pikkolo verschwand sogar völlig; Rosina wurde eine hohe Sopran, stat die Mezzo, wofür Rossini jene Rolle geschrieben hatte.
    Gosset schreibt sogar “Die Feinsinnigkeit, die Leichtigkeit und Präzision Rossinis Orchestration wurden von Einsichten am Ende des 19. Jhdts über Orchesterklang ersetzt und danach sacrosanct erklärt. Und nachher von unwissenden Musiker des 20. Jhdts immer so gespielt”.
    Jene Editionen wurden bis in der 60. Jahre des 20. Jhdts benützt. Erst danach fing man an sich Fragen zu stellen. Und als aktive Gegner findet man die loggionisti auf diesem Weg.


    LG, Paul


    Moderatoren: Ich weiß nicht wo dieser Artikel (einen Auszug aus ein Teil des Artikels meiner Zeitung) gehört. Bitte, verschiebe es gegebenenfalls