Marcel Prawy - der Opernführer - eine österreichische Legende

  • Zitat von Alfred:


    "Marcel Prawy, der im Fernesehen einst das machte was ich mich hier bemühe , nämlich die Menschen für die klassische Musik zu begeisten, wer in seiner Jugend Privatsekretär von Kiepura."


    Marcel Horace Frydman, von Prawy
    Diesem wunderbaren Opernkenner ist noch keine eigene "Ecke" in diesem Forum gewidmet und ich finde, das steht ihm zu. Mich hat er in meiner Jugend verführt - mit seiner Sendung "Der Opernführer".


    Oft, wenn ich in der Wiener Staatsoper war, sah ich ihn in der Direktionsloge sitzen, eine Hand an der Schläfe - seine typische Haltung während der Vorstellung.
    Meist ging er in der ersten Pause nach Hause - ins Sacher - ein Häusl weiter.
    Er kam mir immer sehr einsam vor.


    Das letzte Mal sah ich im Jahre seines Todes in Mörbisch, er hielt eine Laudatio auf den Veranstalter und erzählte in knappen Worten und seinem unverkennbaren Stil das Libretto der gezeigten Oper.


    Jan Kiepura war in der Tat ein sehr guter Freund, 1937 wurde er dessen und Martha Eggerth's Privatsekretär. 1943 kündigte Kiepura die Anstellung und beide nahmen das Geheimnis der Kündigung mit ins Grab. Prawy wurde Soldat in Amerika.


    Im Nachkriegsösterreich tourt er durch das Land und macht Werbung für amerikanische Musicals. Er gründet auch eine Plattenfirma.


    Bei seinem Dienstgeber der U.S. Armee suchte er um Erlaubnis zum Heiraten an, seine Auserwählte war Senta Wengraf; aber die Braut hat sich dann 'nicht getraut'.
    Olive Moorefield - eine Sängerin aus 'Kiss me Kate' - war eine längere Beziehung in seinem Leben, wieder war von Heirat die Rede. Danach kam die Opernregisseurin Birke Bruck. Dann eine Liason mit Ortrun Wenkel. Diese Beziehungen widerlegen auch die Theorie, er sei homosexuell; in seinem Nachlass finden sich auch dazu keinerlei Hinweise.


    Er wäre sicher ein idealer Operndirektor (Volksoper) geworden, warum daraus niemals etwas wurde, weiss auch keiner. Marboe favorisierte ihn und er hatte besonders gute Beziehung zu den amerikanischen Musicalstars.


    Erich Wolfgang Korngold und Robert Stolz zählten zu seinen Freunden. Die Jeritza verehrte er - ebenso Leonard Bernstein - den himmelte er an.


    1971 war er als Direktor der Staatsoper im Gespräch, er wurde aber nur Chefdramaturg. Er beschränkte sich auf ORF-Sendungen und Opern-Matineen, Werksbesprechnungen und Gastauftritte in Shows. Er reiste für seine Sendungen an Originalschauplätze, seine Moderationen wirkten spontan und improvisiert, er war aber gründlich auf alles vorbereitet. Er hatte ein ungeheures Archiv, alles in Kisten, Schachteln und Plastiksackerln verpackt.


    6 Wochen im Jahr verbrachte er in Florida - davon abgesehen, hat er sich zeitlebens keine Rast gegönnt. Gelebt hat er großteils von den Tantiemen seiner Bernsteinübersetzungen und von seinen Fernsehsendungen.


    Er starb am 23. Februar 2003 im 92. Lebensjahran an den Folgen einer Lungenembolie.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Habe gerade im ORF 2 eine Sendung über Marcel Prawy gesehen, die einen ganz anderen Menschen aufzeigt, als man ihn bis dato zu kennen glaubte.


    Es war eine ganz wunderbare Erinnerung an diesen großen Mann.
    Ich bin sehr unter dem Eindruck dieser Gedenksendung des ORF.
    Schon auch weil vieles aus anderer Sicht beleuchtet wurde!
    Eine echte Würdigung für ihn und sein Lebenswerk aus sehr
    objektiver Sicht!




    :)


    gruss aus muc

    mucaxel

  • Marcel Prawys Credo war die Hoheit des Originalwerks. Er war ein entschiedener Gegner des Regietheaters um seiner selbst willen.
    Seine Fernseh-Opernführer und später seine Matineen waren Pioniertaten der Popularisierung einer scheinbar elitären Kunstform.
    Prawy sammelte akribisch geniale Melodien, von neapolitanischen Volksliedern über Opernhits bis zu Robert Stolz und Udo Jürgens. Insofern gab es für ihn kein U und E, es gab nur Musik, die ihm zusagte und die er nicht mochte.
    Marcel Prawy war ein einmaliger Mensch im wahrsten Sinn, laut eigenem Urteil und dem anderer war er "der Prawy".
    Seine Bücher zur Wiener Staatsoper, zu Johann Strauß und zu Richard Wagner sind Liebhaberbücher - von einem Liebhaber der Musik für Liebhaber der Musik geschrieben.
    Mit seinen Marotten wie den Plastiksackerln und Teddybären machte er sich noch menschlicher.
    Die im Oktober 2006 erschienene neue Biographie von Wolfgang Schwarz (Amalthea Verlag) wirft ein privateres Licht auf Marcel Prawy, als man es bisher kannte. Sie schmälert seine Bedeutung keineswegs. Dass er seine Person "hinter den Opernaufführungen" versteckte, wird psychologisch aus der Lebensgeschichte heraus erklärt.


    Herzlicher Gruß und guten Rutsch ins Jahr 2007
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Hallo Herbert,


    das war aber eher ein Stoßseufzer denn eine Aufforderung, den Rechtsweg zu beschreiten. Das würde im übrigen auch nix bringen, da die sog. "Werktreue" (bzw. das, was Prawy dafür hielt) nach Ablauf der urheberrechtlichen Schutzfrist ohnehin nicht mehr einklagbar ist. Und innerhalb der Frist können ohnehin nur die tantiemeberechtigten Erben ihren Willen durch Untersagung einer Aufführung durchsetzen, nicht aber der Teil des Publikums, der alles gerne "wie früher" hätte.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo GiselherHH,


    die Operninszenierungen sollen nicht wie früher sein,


    sie sollen nur werkgerecht sein.Das ist ein Unterschied.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    das Problem, was "werkgerecht" ist oder nicht, läßt sich aber nicht abstrakt beantworten, sondern immer nur konkret anhand einer Inszenierung im Einzelfall. Die meisten aber, die sich für "Werktreue" einsetzen, meinen damit, dass die Regie sich keine eigene Gedanken machen, sondern das Libretto samt Regieanweisungen möglichst 1:1 auf die Bühne bringen soll. Und da der Mensch meist ein Gewohnheitstier ist, sind damit meistens die Inszenierungen gemeint, mit denen man aufgewachsen ist. Bei Herrn Prawy war das das Illusionstheater des frühen 20. Jhd. (Rampensingen plus hübsch anzusehende Pappkulissen).


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Ich kannte Herrn Prawy persönlich - wenn man unter "kennen" versteht, daß er Kunde in einer Firma war, bei der ich damals beschäftigt war - Dennoch führten wir gelegentlich kurze Gespräche.
    Einerseits beneidete man mich in meinem Bekanntenkreis um diese Gelegenheit - andrerseits war der Meister im Alter doch ein wenig anstrengend - weil sehr zerstreut. Er kam Immer mit mehreren Plastiksackerln ins Geschäft, voller Dinge an die ich mich heute gar nicht mehr erinnere. Woran ich mich aber noch genau erinnere war de Anrede, die er einigen - so auch mir zuteil werden ließ: "Geliebter"


    Ja wirklich "Geliebter" - ich weiß nicht ist das eine alte Forme von "mein Wertester" ? (sagt übrigens heute auch kein Mensch mehr....)


    "Geliebter , ich muß sie was fragen, sie kennen sich da sicher gut aus ..."


    Er kaufte ein mini-Tonbandgerät, eigentlich eine Art Diktaphon um damit in der Oper (ich glaube aber er war grad auf dem Weg nach New York, ganz in "Colombo-Look", Trenchcoat und Plastiksackern)
    Aufnahmen zu machen. Ich wies ihn drauf hin, daß die Tonqualität eher bescheiden wäre - das kleine Gerät - kein Studio - LIVE IGITTT !!
    Er meinte draufhin , er habe sooo gute Gigli Aufnahmen daheim - auch live - "das ist als würde er neben Ihnen stehen - das müssen Sie hören - kristallklar"
    Da war mir klar, daß er von Tonqualität offwensichtlich viel weniger verstand als von der Oper allgemein....


    Dazu muß man sagen, er muß zum beschriebenen Zeitpunkt hoch über 70 gewesen sein.....


    Trotz allem - schöne persönliche Erinnerungen.


    mfg


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auch ich kannte ihn persönlich ganz gut. Er hatte auch
    die Eigenschaft an Nachnamen ein chen zu hängen.
    Also mit dem Vornamen axelchen oder das gleiche
    mit dem Nachnamen machte und das z.B. auch vor der
    Staatsoper Wien laut den Namen rief mit chen am Ende!
    Auch wenn er manchmal den Eindruck erweckte ,das ich dachte
    er sei verwirrt er war es nie!!!
    Das fand ich das erstaunlichste, oder
    er erklärte eine Oper und fing bei Adam und Eva an, aber zum
    Schluß wußte man trotzdem die Handlung.
    Er war EINZIGARTIG der Marcello manchmal ein bißerl
    gewöhnungsbedürftig...
    Gut gefielen mir auch seine "Nickerchen" in der Direktionsloge
    auf seinem Platz während einer Vorstellung.
    Er wachte aber immer rechtzeitig
    wieder auf und klatschte fröhlich.


    Allen geneigten Lesern einen guten Rutsch und ein gutes
    2007.


    Gruss aus münchen. :hello:

    mucaxel

  • Nala vielen Dank für deinen Beitrag. Marcel Prawy ist wirklich eine Legende, eine Instution, ein absoluter Kenner der Materie, mit Charme und Witz.Ich habe ihn sehr gerne gehört.
    Padre

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Ja wirklich "Geliebter" - ich weiß nicht ist das eine alte Forme von "mein Wertester" ? (sagt übrigens heute auch kein Mensch mehr....)


    "Geliebter , ich muß sie was fragen, sie kennen sich da sicher gut aus ..."


    Ich begegnete dem Prawy manchmal, als ich bei den Festwochen arbeitete in den Neunzigerjahren, und die Anrede "Geliebter" hat mich damals eigentlich nicht verblüfft, da ich das auch öfter eine ältere Kollegin zu anderen, jüngeren KollegInnen sagen hörte. Ich fand das entzückend, ähnlich wie (als ich noch jung und schön war ...) in Neapel mal ein alter Vorstand vom Philosophischen Institut zu mir Principesso sagte, oder wie manche Kaffeehaus-Ober mittleren Alters zu mir völlig ahnungslosem Studenten aus der Provinz "Küss die Hand" und "Kompliment" sagten. Ich hielt das "Geliebte/r" für eine zärtliche Anrede, die einer älteren Person erlaubt ist, wenn sie einer anderen (auch fremden) Person, die vergleichsweise noch mit den Privilegien der Jugend ausgestattet ist, schmeicheln möchte, unabhängig von Geschlecht und Neigung. Die zärtliche Wertschätzung ist in dem einen Wort quasi schon inbegriffen, und es müssen dazu keine anderen Sprüche mehr getätigt oder Blicke ausgesandt werden, die als Anbiederung oder Anmache gedeutet werden könnten.


    Zu der Schusseligkeit: genau wie Axelchen schon meinte - es war keine Verwirrtheit. Mich faszinierte am Prawy, dass er doch auch ein wenig rätselhaft und unantastbar war. Es gab mehr oder weniger offene Geheimnisse aus verschiedenen Lebensbereichen, aber keine öffentlichen Diskussionen bzw. Spekulationen darüber.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Ich lernte Marcel Prawy in den 90er Jahren anläßlich eines großen internationalen Kongresses kennen. Wir hatten ihn als Moderator der offiziellen musikalischen Eröffnung engagiert (übrigens gemeinsam mit Adrienne Pieczonka, die damals noch eher unbekannt war). Bei der Generalprobe (ca. 50 Leute anwesend) hatte ich den Eindruck, das wird ein völliges Fiasko - er trat von der falschen Seite auf, verirrte sich in den Palmen und Pflanzen auf der Bühne, machte textmäßig einen verwirrten Eindruck, wirkte müde und unkonzentriert, vergaß, was eben besprochen wurde, usw. Mit einem Wort, ich befürchtete das Schlimmste.


    Am Tag der Eröffnung war alles anders... Er riß 3500 Menschen aus aller Welt zu Begeisterungsstürmen hin, parlierte in fünf Sprachen, machte Scherzchen, erzählte Geschichtchen, hatte alles im Griff... wie ein Zirkuspferd, das erst bei vollem Haus zu großer Form aufläuft. Es war ein rauschender Erfolg.


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo miteinander, bin wieder da.
    Netter Artikel zum Thema:
    "http://www.zeit.de/2006/50/16-Haupttext"

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Danke, nala, für deinen aufschlußreichen Beitrag.
    Ich verehre Herrn Prof. Dr. Marcel Prawy sehr, denn ich habe unendlich viel von ihm gelernt. :jubel: :angel: :jubel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Vor der Zeit von Prawy gab es noch Josef Pelz von Felinau. Er stammte aus St Pölten, die meisten von euch werden ihn nicht mehr kennen, denn er starb schon 1978.Er hatte eine etwas heisere Stimme, die Aufmerksamkeit weckte.Seine interessanten Vorträge zum Beispiel über Maria Calles habe ich nicht vergessen.
    Padre

  • Jetzt muß ich auch noch mein persönliches Prawy-Erlebnis beisteuern. Er hielt seinerzeit Vorlesungen am Institut für Theaterwissenschaft in Wien. Natürlich war ich unter den Zuhörern. Einmal gab es eine größere Diskussion über melodische Erfindung, in deren Verlauf mich Prawy fragte, ob ich Komponist sei, er kenne diese Argumentation nämlich von einigen Komponisten, nicht aber von Musikenthusiasten.
    Ich sagte, ich würde hoffen, einmal Komponist zu sein, aber im Moment wäre es wohl doch etwas zu hochgegriffen, wenn ich mich als solcher ausgeben würde. Prawy nickte schmunzelnd.
    Ein Jahr später organisierte ein mittlerweile längst aufgelöster Verein einen Kompositionsabend, in dessen Rahmen ein Liederzyklus und ein paar Klavierstücke von mir gespielt wurden. Die Aufführung fand praktisch im privaten Kreis im Saal eines Studentenheims statt. Forsch wie ich war schickte ich Prawy eine Einladung - ohne eine Sekunde daran zu glauben, er käme.
    Ich hatte mich geirrt.
    Unter den etwa 30 Zuhörern saß Marcel Prawy. Ich war dem Herzinfarkt nahe. Nachher gratulierte er, hielt ein wenig Hof - aber mit einer Eleganz sonder gleichen verstander es, nie sich selbst, sondern immer die Personen in den Mittelpunkt zu rücken, mit denen er sich eben unterhielt.


    Es war ein paar Jahre später, ich hatte mit Prawy persönlich nicht mehr so viel zu tun gehabt. Ich war in Bayreuth - eines Tages war eine Signierstunde eines eben erschienen Buchs von Prawy in der Bayreuther Buchhandlung Gondrom angekündigt. Zufällig hatte ich das Buch mit - und ging zu der Signierstunde, allein schon um zu sehen, ob sich Prawy an mich überhaupt noch erinnern könnte.
    Als mich Prawy sah, breitete er die Arme aus, stand auf schüttelte mir die Hand und verkündete der wartenden Menschenschlange, das sei Edwin Baumgartner, ein ungeheuer begabter österreichischer Komponist, und im Grunde sollte ich ihm ein Autogramm geben...


    Wenn ich ihm dann später ab und zu auf der Kärntnerstraße begegnete, war ich natürlich Baumgartnerchen - und jedesmal fragte er: Was komponieren sie gerade? Und mahnte: Schreiben Sie mehr!


    Prawy war tatsächlich einzigartig.

    ...

  • Ich bin ganz gerührt, wenn ich das lese, Edwin, denn das war bis ins Detail so typisch für den Prawy.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • und wen's interessiert:


    http://www.wien.gv.at/kultur/wienbibliothek/ausstellung.html


    sein Nachlass (750 Umzugskartons = 8 voll beladene LKW's) ist aufgesplittet im Rathaus, der Volksoper, dem Theater an der Wien, dem Haus der Musik und im Hotel Sacherfoyer zu besichtigen, Eintritt frei


    "Ich habe stets in meinem Leben, seit ich Wissen vermittle, das einzige gelehrt, was mir zu lehren wert schien: Liebe. Die Liebe zur Musik, die mich beglückt, auch anderen zu ihrer Bereicherung zu vermitteln." (Marcel Prawy)

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Stimmt nicht ganz: Ein Teil des Nachlasses ist leider verloren, weil Prawy ihn unsachgemäß gelagert hat und der Schimmel zwar nicht Nylonsackerln angreift, aber deren Inhalte umso mehr, weil Nylonsackerln herrlich feucht halten.
    Ein großer Teil des geretteten Nachlasses muß erst aufgearbeitet werden, dafür gibt es bis jetzt keine Helfer (und kein Geld).
    Was an den von Nala genannten Orten zu sehen ist, sind Teile des Nachlasses mit einigen Gustostückerln, aber es ist auch insgesamt nur die Spitze des Eisbergs.
    :hello:

    ...

  • 3sat, Sonntag, den 15.06.2008 - 12:00 Uhr


    Marcel Prawy - Ein großes Leben neu erzählt


    Porträt von Otto Schwarz
    (teilweise schwarzweiß)
    (Erstsendung 30.12.2006)

    Zitat

    Er war der "Opernführer der Nation", aberfür viele Menschen war er auch einfach "der Mann mit den Plastiksäcken": Marcel Prawy (1911 - 2003). In diesen Plastiksäcken hinterließ der österreichische Musikschriftsteller sein legendäres Archiv, das seit seinem Tod aufgearbeitet wird. Denn Prawy erzählte gern und oft aus seinem Leben. Doch vieles, wofür sich die Öffentlichkeit interessierte, ließ er auch unbeantwortet.
    Otto Schwarz porträtiert Marcel Prawy abseits von Anekdoten und Klischees. Zu Wort kommen Freunde und Wegbegleiter Prawys, darunter Senta Wengraf, Otto Schenk und Martha Eggert.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Dieses Buch fasziniert mich seit Jahren - sowohl als Lesebuch als auch als zuverlässiges Nachschlagewerk für tausend Dinge:



    Marcel Prawy erzählt aus seinem Leben:
    ..und seine Vision der Oper des 21. Jahrhunderts.
    30 Tage im Leben eines Neunzigjährigen


    Zitat

    "Für mich ist das Phantastische an Marcel Prawy, abgesehen von seinem phänomenalen Gedächtnis und seiner grossen Intelligenz, dass er eigentlich nix kann und damit eine märchenhafte Karriere gemacht hat." Diese Charakterisierung des berühmten Komponisten Georg Kreisler gilt einem Mann, der mit nie versiegender Begeisterung und ohne jegliche Berührungsangst die Musik, insbesondere die Oper im 20. Jahrhundert aus dem Elfenbeinturm des hehren Kunstgenusses befreit hat. Marcel Prawy, Spross einer angesehenen jüdischen Juristenfamilie mit musikalischen Ambitionen, langjähriger Chefdramaturg der Wiener Oper und zentrale Figur des österreichischen Musiklebens, sieht sich als Produkt eines gütigen Geschicks, das aus seinem bescheidenen Talent alles herausgeholt hat: "Nur der Prawy. Mehr steckt nicht drin." Als Marcel Prawy am 29. Dezember 1911 als Sohn des Ministerialrats Dr. Richard Ritter von Frydmann in Wien geboren wurde, schien sein Weg vorgezeichnet. Abitur, Studium der Juristerei, Promotion, Tätigkeit bei Gericht oder als Anwalt. Prawy selbst machte sich keine Gedanken über eine Karriere, schon gar nicht im künstlerischen Bereich. Von Jugend an galt seine grosse Leidenschaft der Musik, und er wollte alles über sie wissen, was es zu wissen gab. Dabei sah er seine einzige Funktion im Zuhören. Und das Zuhören bezeichnet Prawy bis heute als seinen "seelischen Hauptberuf". Schon der junge Marcel Prawy muss eine ungewöhnliche Ausstrahlung besessen haben. An seinem "wahren Wohnsitz", dem Stehplatz in der Oper, sammelten sich immer aufmerksame Zuhörer um ihn. Er selbst suchte Kontakt zu den Grossen der Musikwelt jener Zeit, und er fiel dem berühmten Kammersänger Jan Kiepura auf. Kiepura, der nach seinen Auftritten auf Taxidächern für seine Fans zu singen pflegte, fragte ihn, ob er als Sekretär zu ihm kommen wolle. Im Hause des weltläufigen und für die damalige Zeit sehr modernen Künstlers, der mit seiner Stimme und seiner Ausstrahlung nicht nur die Bühnen der Welt, sondern auch den beginnenden Tonfilm eroberte, betrat Prawy jene Zauberwelt, die er seither nicht mehr verlassen hat. Mit Kiepura und seiner Frau Marta Eggerth, Filmstar ihrer Zeit, reiste er, organisierte, hörte zu, liess sich vom Tempo des Künstlerlebens mitreissen. Kiepura, der in allen grossen Häusern der Welt auftrat, liess sich weder von Alltagsproblemen aufhalten ("Wenn du triffst Mensch, der sagt, es geht nicht, ist nur faule Kerl, weil geht alles!") noch von künstlerischen Konventionen. Er machte Lichtproben und begleitete seine Konzerte mit Erklärungen. Vieles von dem, was Prawy später in seinen berühmten Matineen und Einführungen praktizierte, hatte er von Kiepura gelernt. Als die Nationalsozialisten ihre Hand nach Österreich ausstreckten und das Leben für die Juden in Europa gefährlich wurde, verhalf Kiepura Prawy zur Einwanderung in die USA. Seither ist die amerikanische Kultur ein Teil von Prawys künstlerischer Biographie. Begeistert genoss er in Amerika die Unmittelbarkeit im Umgang mit Kunst und Künstlern, die enge Bindung des Theaters an die Gunst - oder Missgunst - des Publikums. Und er verlor sein Herz an die gerade erst entstandene amerikanische Form des Musiktheaters, das Musical. Noch in den USA beschloss Prawy, das Musical nach Österreich zu bringen. Prawy holte die Gershwin-Oper "Porgy and Bess", die auf Widerstand bei den konventionellen Opernbesuchern stiess, aber das junge Publikum von den Stühlen riss. Er organisierte einen Abend über die Geschichte des Musicals und der amerikanischen Volksmusik mit einem zusammengewürfelten Haufen junger Amerikaner. Es wurde erzählt, gesungen, Musik gemacht, alles improvisiert. Wien stand Kopf, und der Conférencier Prawy wahr endgültig entdeckt. Der beispiellose Erfolg sollte ihm ein halbes Jahrhundert erhalten bleiben. Bis heute sind seine Conférencen, seine Einführungsmatineen legendär. Ab Mitte der 50er Jahre wurden unter Prawys Leitung eigene Produktionen im amerikanischen Stil gemacht; dabei durchbrach Prawy erstmals das Ensembleprinzip und holte fremde Künstler an die Volksoper. Dabei bewährten sich seine Kunst des Zuhörens, des genau Hinschauens, sein feines Gespür für herausragende Qualität immer wieder. Unzählige spätere Stars wurden von ihm entdeckt. Vielen hat er das Tor zur europäischen Musikwelt geöffnet. Fast alle, die im musikalischen Kosmos des 20. Jahrhunderts einen Namen haben, kennen und schätzen den Prawy. In den 60er Jahre eroberte Prawy das Fernsehen. Seine Musiksendungen waren Quotenhits, als noch niemand diesen Begriff kannte. Neuland war stets Prawys bevorzugtes Terrain. So übernahm er mit 65 die Chefdramaturgie der Wiener Staatsoper und arbeitete dort bis zu seinem Tod als Dramaturg, Produzent, Entertainer und Unterhaltungsaufklärer.


    336 Seiten,
    Verlag: Kremayr & Scheriau


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vor langer Zeit (70iger Jahre) habe ich im TV einige wenige Beiträge aus der Opernführer-Reihe von und mit Marcel Prawy sehen können.

    Soweit mir bekannt ist, hat man leider in Deutschland wohl nicht die kompletten Sendungen dieser Reihe ausgestrahlt (in Österreich ist man auf diesem Gebiet sowieso verwöhnter). Aus welchen Gründen ist mir nicht bekannt.
    Jedenfalls war ich von Marcel Prawys Sendungen immer begeistert und bedaure sehr, dass diese bisher keine Wiederholung (weder 3Sat, ZDF-Theaterkanal oder ARTE) gefunden haben. Prawys begeisternde Art über die Oper zu sprechen und sein riesiges Detailwissen haben mich immer tief beeindruckt. :jubel:
    Gerade im Theaterkanal werden so viele alte TV-Sendungen wiederholt, warum dann nicht solche Juwele?
    Ich hoffe und wünsche mir, dass auch der "Opernführer" dort mal wieder zum Vorschein kommt.
    :hello:

  • Frage an die Experten:


    Gibt es von Dr. Prawys Opernbesprechungen ein Sammelwerk/Tonträger/DVD etc. ?


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Im ORF-Shop gibt es einiges:






    Nähere Infos gibt es hier.
    jpc hat die CDs auch im Programm.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Eine DVD mit seinen Lieblingsopern ist leider im Handel vergriffen, manchmal findet man sie noch im marketplace:



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Ich habe lange auf der Seite gesucht, doch leider nichts gefunden. Ich würde mir solche DVDs sofort kaufen.

  • Zitat

    Ich habe lange auf der Seite gesucht, doch leider nichts gefunden. Ich würde mir solche DVDs sofort kaufen.


    Hallo Monteverdi,


    hier handelt es sich um CDs, keine DVDs, die gibt es für 14,50/St. im ORF-Shop, bei jpc kosten sie, glaube ich, 14,95 oder 14,99 pro Stück.


    Die einzige mir bekannte DVD ist diese:

    Leider, wie oben schon gesagt, im Handel vergriffen, wird aber ab und zu im amazon-marketplace oder bei ebay angeboten.


    LG


    Harald :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • [quote]Original von Harald Kral
    Dieses Buch fasziniert mich seit Jahren - sowohl als Lesebuch als auch als zuverlässiges Nachschlagewerk für tausend Dinge:



    Marcel Prawy erzählt aus seinem Leben:
    ..und seine Vision der Oper des 21. Jahrhunderts.
    30 Tage im Leben eines Neunzigjährigen


    Ich habe das Buch "Marcel Prawy erzählt aus einem Leben" mit Begeisterung gelesen, und es gehört noch immer zu meinen Lieblingsbüchern. Ich habe beim Lesen lachen und weinen müssen.


    In diesem Zusammenhang habe ich auch noch folgende Erinnerung.
    Nachdem ich das erstemal das o. g. Buch gelesen hatte, konnte ich nicht anders und habe ihm geschrieben. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, wie sehr ich ihn bewundere und dass mir sein Buch besonders gefallen hat, zumal ich zu Vorwendezeiten an solche Dokumente gar nicht herangekommen bin. Außerdem hatte ich ein paar Fragen an den Superexperten. Eine ganze Weile danach - es war schon relativ später Abend - da klingelt mein Telefon und Marcel Prawy persönlich war am Apparat. Ich war total platt und wußte erst gar nicht, was ich vor Staunen sagen sollte. Doch dann haben wir bestimmt 15 Minuten miteinander geredet und er hat auf alle meine Fragen umfangreich geantwortet. Das gehört zu den absoluten Highlights meines Lebens, daran werde ich immer mit besonderer Freude denken (das war im Oktober 2000).
    :jubel:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose