Zitat von Alfred:
"Marcel Prawy, der im Fernesehen einst das machte was ich mich hier bemühe , nämlich die Menschen für die klassische Musik zu begeisten, wer in seiner Jugend Privatsekretär von Kiepura."
Marcel Horace Frydman, von Prawy
Diesem wunderbaren Opernkenner ist noch keine eigene "Ecke" in diesem Forum gewidmet und ich finde, das steht ihm zu. Mich hat er in meiner Jugend verführt - mit seiner Sendung "Der Opernführer".
Oft, wenn ich in der Wiener Staatsoper war, sah ich ihn in der Direktionsloge sitzen, eine Hand an der Schläfe - seine typische Haltung während der Vorstellung.
Meist ging er in der ersten Pause nach Hause - ins Sacher - ein Häusl weiter.
Er kam mir immer sehr einsam vor.
Das letzte Mal sah ich im Jahre seines Todes in Mörbisch, er hielt eine Laudatio auf den Veranstalter und erzählte in knappen Worten und seinem unverkennbaren Stil das Libretto der gezeigten Oper.
Jan Kiepura war in der Tat ein sehr guter Freund, 1937 wurde er dessen und Martha Eggerth's Privatsekretär. 1943 kündigte Kiepura die Anstellung und beide nahmen das Geheimnis der Kündigung mit ins Grab. Prawy wurde Soldat in Amerika.
Im Nachkriegsösterreich tourt er durch das Land und macht Werbung für amerikanische Musicals. Er gründet auch eine Plattenfirma.
Bei seinem Dienstgeber der U.S. Armee suchte er um Erlaubnis zum Heiraten an, seine Auserwählte war Senta Wengraf; aber die Braut hat sich dann 'nicht getraut'.
Olive Moorefield - eine Sängerin aus 'Kiss me Kate' - war eine längere Beziehung in seinem Leben, wieder war von Heirat die Rede. Danach kam die Opernregisseurin Birke Bruck. Dann eine Liason mit Ortrun Wenkel. Diese Beziehungen widerlegen auch die Theorie, er sei homosexuell; in seinem Nachlass finden sich auch dazu keinerlei Hinweise.
Er wäre sicher ein idealer Operndirektor (Volksoper) geworden, warum daraus niemals etwas wurde, weiss auch keiner. Marboe favorisierte ihn und er hatte besonders gute Beziehung zu den amerikanischen Musicalstars.
Erich Wolfgang Korngold und Robert Stolz zählten zu seinen Freunden. Die Jeritza verehrte er - ebenso Leonard Bernstein - den himmelte er an.
1971 war er als Direktor der Staatsoper im Gespräch, er wurde aber nur Chefdramaturg. Er beschränkte sich auf ORF-Sendungen und Opern-Matineen, Werksbesprechnungen und Gastauftritte in Shows. Er reiste für seine Sendungen an Originalschauplätze, seine Moderationen wirkten spontan und improvisiert, er war aber gründlich auf alles vorbereitet. Er hatte ein ungeheures Archiv, alles in Kisten, Schachteln und Plastiksackerln verpackt.
6 Wochen im Jahr verbrachte er in Florida - davon abgesehen, hat er sich zeitlebens keine Rast gegönnt. Gelebt hat er großteils von den Tantiemen seiner Bernsteinübersetzungen und von seinen Fernsehsendungen.
Er starb am 23. Februar 2003 im 92. Lebensjahran an den Folgen einer Lungenembolie.