Die Bachkantate (041): BWV125: Mit Fried und Freud fahr ich dahin

  • BWV 125: Mit Fried und Freud fahr ich dahin
    Kantate zum Fest Mariae Reinigung (Leipzig, 2. Februar 1725)




    Lesungen:
    Epistel: Mal. 3,1-4 (Der Herr wird zu seinem Tempel kommen)
    Evangelium: Luk. 2,22-32 (Darstellung Jesu im Tempel)



    Sechs Sätze, Aufführungsdauer: ca. 24 Minuten


    Textdichter: unbekannt; inspiriert aber vom titelgebendem Choral aus dem Jahr 1524
    Choral (Nr. 1 und 6, sowie in Nr. 3): Martin Luther (1483-1546)



    Besetzung:
    Soli: Alt, Tenor, Bass; Coro: SATB; Flauto traverso, Oboe, Oboe d’amore, Horn, Violino I/II, Viola, Continuo




    1. Choral SATB, Flauto traverso, Oboe, Horn, Streicher, Continuo
    Mit Fried und Freud fahr ich dahin
    In Gottes Willen;
    Getrost ist mir mein Herz und Sinn,
    Sanft und stille;
    Wie Gott mir verheißen hat,
    Der Tod ist mein Schlaf worden.


    2. Aria Alt, Flauto traverso, Oboe d’amore, Continuo
    Ich will auch mit gebroch’nen Augen
    Nach dir, mein treuer Heiland, seh’n.
    Wenngleich des Leibes Bau zerfällt (zerbricht),
    Doch fällt mein Herz und Hoffen nicht.
    Mein Jesus sieht auf mich im Sterben
    Und lässet mir kein Leid gescheh’n.


    3. Recitativo (+ Choral) Bass, Streicher, Continuo
    O Wunder, dass ein Herz
    Vor der dem Fleisch verhassten Gruft
    Und gar des Todes Schmerz
    Sich nicht entsetzt!
    Das macht Christus, wahr’ Gottes Sohn,
    Der treue Heiland,

    Der auf dem Sterbebette schon
    Mit Himmelssüßigkeit den Geist ergötzet,
    Den du mich, Herr, hast sehen lan’,
    Da in erfüllter Zeit
    Ein Glaubensarm das Heil des Herrn umfinge;
    Und machst bekannt
    Von dem erhab’nen Gott, dem Schöpfer aller Dinge,
    Dass er sei das Leben und Heil,
    Der Menschen Trost und Teil,
    Ihr Retter vom Verderben
    Im Tod und auch im Sterben.


    4. Aria Duetto Tenor, Bass, Violino I/II, Continuo
    Ein unbegreiflich Licht erfüllt
    Den ganzen Kreis der Erden.
    Es schallet kräftig fort und fort
    Ein höchst erwünscht’ Verheißungswort:
    Wer glaubt, soll selig werden.


    5. Recitativo Alt, Continuo
    O unerschöpfter Schatz der Güte,
    So sich uns Menschen aufgetan:
    Es wird der Welt,
    So Zorn und Fluch auf sich geladen,
    Ein Stuhl der Gnaden
    Und Siegeszeichen aufgestellt,
    Und jedes gläubige Gemüte
    Wird in sein Gnadenreich geladen.


    6. Choral SATB, Flauto traverso, Oboe, Horn, Streicher, Continuo
    Er ist das Heil und selig Licht
    Für die Heiden,
    Zu erleuchten, die dich kennen nicht,
    Und zu weiden.
    Er ist dein’s Volks Israel
    Der Preis, Ehr’, Freud’ und Wonne.




    Zur Thematik des Feiertages Mariae Reinigung möchte ich auf das zur entsprechenden Kantate, die Bach im Jahr zuvor komponiert hatte, Gesagte verweisen -> BWV 83


    Auch in dieser Kantate, die auf den Luther-Choral aus dem Jahr 1524 basiert, dominiert die typisch barocke Jenseits-Sehnsucht.
    Dieses Stück ist Luthers Um- und Übersetzung des "Nunc dimittis" in eine deutschsprachige Choralform, passt also genau zum heutigen Tag.


    Die Schlusschöre beider Kantaten, also von BWV 125 und BWV 83 sind übrigens auf dieselbe Strophe dieses Luther-Chorals komponiert worden.


    Besonders gelungen finde ich neben dem Eingangschoral die Arie Nr. 2:


    In beiden Sätzen kommen eine Oboe und eine Traversflöte (Querflöte) ausgiebig zum Einsatz, was vor allem in der Nr. 2 eine ganz besonders innige, ausdrucksintensive Stimmung bewirkt - einfach wunderschön!


    Im Duett Nr. 4 sind zur Begleitung der beiden Gesangsstimmen die erste und zweite Violine angegeben worden. Mich würde interessieren, ob verschiedene Interpreten hier entweder einen solistischen Einsatz von zwei Violinen (passend zu den zwei Solostimmen) oder einen chorischen Einsatz der gesamten (bei Bach ja auch nicht allzu zahlreich) im Orchester eingesetzten 1. und 2. Violinen vorziehen.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)