Italienische Oper für Einsteiger auf deutsch ??

  • Liebe Forianer


    Immer wieder stelle ich mir die Frage, ob es nicht in Einzelfällen zielführender ist, wenn man Einsteigern italienische Opern in DEUTSCHER Sprache nahebringt.


    Über das Thema der Sprache wurde schon in einem anderen Thread* aus der Urzeit des Forums ausgiebig diskutiert, aber hier geht es ja um etwas anderes: Man möcht einem potentiellen Interessenten eine Oper nahebringe - ohne daß der Aspirant sich durch das Libretto durchkämpfen muß - nein man will "Unterhaltung pur" bieten


    *Oper - Original oder Übersetzung



    Glaubt Ihr persönlich, daß es einem absoluten Quereinsteiger leichter fällt, eine italienische Oper so zu hören, daß ihm keine Sprachbarriere in die Quere kommt, als wenn er sich den Text langsam erarbeiten muß ?


    (Darüber, das "Originalsprache" - wenn möglich - vorzuziehen ist, herrscht ja breiter Konsens......)


    Aber ich stelle mir immer einen Interessenten vor, der zur Kunstgattung "Oper" noch immer ein gestörtes Verhältnis hat - und nun wird er auch noch mit fremdem Text konfrontiert....



    mfg
    aus Wien
    Alfred :hello:

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 1. ich habe gestern das erste mal händels agrippina gesehen. ich las einfach die
    übertitel mit. musste mich also nicht durchs libretto quälen. es war unterhaltung
    pur - inklusive herzhaften lachens - für mich.


    2. selbst bei deutschsprachigen opern mit deutschsprachigen sängern verstehe ich
    weniger als 50 % - bin also auch da auf unter- / übertitel angewiesen.


    ich lese praktisch nie die inhaltsangaben und schon gar nicht die libretti - weder
    vor, noch nach dem konsumieren einer oper. diese eigenart dürfte auch für
    opern-einsteiger zutreffen.


    meine schlussfolgerung: es bringt nichts, opern einzudeutschen.


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Hallo Alfred,
    du sprichst mir aus der Seele. Wie ich schon in einem anderen thread erwähnte, gab es zu meiner Anfangszeit fast nur Oper in deutscher Sprache, ich bin damit aufgewachsen. Ich habe mich immer sehr schwer getan umzulernen und dann in Originalsprache zu singen. Außerdem konnte ich mich viel besser in die Rolle hineinversetzen, wenn ich eine Arie wörtlich wiedergeben konnte ohne "nur den Inhalt" der Arie zu wissen.


    Heute ist es nicht mehr üblich, da wird alles in Orinialsprache gemacht.


    Ich sprach von "Oper am Klavier, konzertant". Meine Idee geht darin, die Cosi in deutscher Sprache konzerrtant aufzuführen, um es einem Publikum nahe zu bringen, welches nicht ständig Zuhörer in einem Operhaus ist und sich mit der Literatur deswegen nicht auskennt.


    Diese Idee zu verwirklichen ist mein Wunsch, der in meinem Ensemble auf offene Ohren gestossen ist.


    Why not?


    LG

  • wenn die qualität stimmt.
    aber nur bedingt.
    ich habe z.b. "rigoletto" in london auf engl. (obwohl gut textverständl.)gesehen u. war es ein bissi befremdlich.(denke,dass es in deutsch ebenso befremdlich wirken würde)


    andererseits bezweifle ich es,denn mit grauen erinnere ich mich an den münsteraner "fidelio".ok,zwar keine ital. oper,aber eine deutsche u. deutsch(?) gesungen.ich kenn das libretto (fast) auswendig,aber in münster hat man kein wort verstanden,ganz zu schweigen,dass das orchester auch nie zusammen war.


    leider wird viel zu oft textunverständl. gesungen und ich bin froh,dass im original gesungen wird.und da ist es mir egal,weil ich die meisten fremdsprachen eh´ nicht verstehe.(übertitelungen lese ich nur äusserst selten u. dann nur sporadisch mit.
    (in wien od. new york,kann ich die texte einfach wegschalten u. mich so einfach nur den genuss der stimmen,der musik...hingeben.)
    mfg yago

    Einmal editiert, zuletzt von yago ()

  • In Münster habe ich vor etlichen Jahren auch Fidelio gesehen, eine Kollegin war die Marcelline. Es war eine moderne Inszenierung, der Gefangenchor hatte weiße Anzüge an, die mit roten Pinselstrichen bemalt war, schrecklich. Florestan war ein schwergewichtiger Tenor, dem man die Jahre im Kerker nicht ansah....


    Oh, bin vom Thema abgewichen, pardon.


    LG

  • es geht um den diesjährigen fidelio .
    die inszenierung,die eigentl. ganz ok war.(wieder modern...is mir eh´ lieber)
    mfg yago

  • Einzelfälle mag es geben. Dennoch:


    Bei den meisten italienischen Opern ist der deutsche Text doch eher abschreckend, klingt verstaubt bis lächerlich. Spontan fällt mir ein:
    ...Schauder ergreeeiiift mich - starr bleibt der Blick... und
    ...löscht Ihr das Feuer nicht, das Ihr entzüündet,
    werd ich es lööschen, mit Eurem Blut.
    (aus der Troubatour-Stretta und vor meinem "geistigen" Ohr hör ich dazu den Rosvaenge auf der alten Platte, die ich einmal hatte).


    Nein - ich glaub nicht, dass das einen Neuling zur Oper bringt.


    Wenn die Aufführung gut ist, die Musik toll ist, wenn - was leider viel zu selten der Fall ist - gutes Musiktheater geboten wird, ist die Sprache egal.


    Andererseits hören wir ja auch bei Richard Strauss und Wagner immer mehr ausländische Sänger mit Akzent und völlig mangelnder Wortdeutlichkeit.


    Für Neulinge (und Opern, die man nicht so gut kennt) find ich übrigens die Text-Displays, wie in Wien installiert, übrigens super.


    Liebe Musika: Die Cosi auf Deutsch fänd sogar ich gut. Auch den Figaro. Bei Mozart ist's irgendwie was anderes.


    Noch was: Ich hab eine uralte Aufnahme von Che Gelida Manina auf Englisch - "Your tiny hand is frozen" - das is erst arg!

    Einmal editiert, zuletzt von Brangäne ()

  • Hallo


    ich betone ausdrücklich, daß ich an sich ein Vertreter der italienischen Originalsprache bin. (Bei Smetanas "Verkaufter Braut" sieht das schon anders aus.... =) )


    Aber ich lass es mir nicht nehmen, daß man einen Einsteiger, der des Italienischen nicht mächtig ist, eher motiviert Oper zu hören, wenn er den Inhalt versteht- und wenn die Story so erzählt wird wie sie im Libretto steht.


    Ich selbst bin mit Oper in deutscher Sprache aufgewachsen - bis spät in die sechziger Jahre - und teilweise darüber hinaus -wurden italienische Opern auch an großen Häusern in der eingedeutschten Fassung aufgeführt und auf Platte aufgenommen.


    Aus dieser Erfahrung heraus weiß ich, daß man - nach einiger Zeit der Umgewöhnung - dann doch der italienischen Version den Vorzug geben wird.
    (Ich bin - um die Texte wenigstens in groben Zügen zu verstehen, drei Semester in einen Italienischkursch des Italienischen Kulturinstituts "Dante Alighieri" gegangen - solange es meine Zeit erlaubte.)
    Aber- es wurde schon weiter oben angesprochen - Mozarts Da-Ponte_Opern vertragen die Übertragung ins Deutsche recht gut.


    Wollen wir noch den Begriff "Einsteiger" definieren:


    NICHT GEMEINT ist jener Einsteiger (der ich auch einst war) der aus eigenem Antrieb diese Musikrichtung kennenlernen will - wiß- und lernbegierig, begeistert, immer wieder hingerissen.


    Ich meine vielmehr jene potentiellen "Opfer" die zwar nicht völlig desinteressiert sind - gegenüber dem Medium Oper dennoch erhebliche Vorbehalte haben.


    Setzts man diesen Leuten eine Oper in einer Sprache vor, die sie nicht verstehen - noch dazu - wie heute üblich - in einer verfremdeten Version - mit (angeblichem) Symbolgehalt - Dann ist die Gefahr sehr hoch, daß die Abneigung gegen solch eine "sperrige" Kunstform letztlich die Oberhand gewinnt........


    und das wollen wird doch nicht...


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • dem möchte ich nicht ganz beipflichten.
    wenn ich z.b. "la traviata" in der STOP-inszenierung nehme u. zum vergleich die der VOP oder die,der GRAZER OPER nehme,so kann ich ihnen versichern,dass die,doch schon sehr angestaubte inszenierung der STOP,neulinge eher abschrecken,hingegen die beiden anderen (moderneren), sehr wohl neugierig auf mehr machen.


    was die sprache anbelangt,so ist es meines erachtens unerheblich,da man,selbst wenn dt. gesungen wird,nur sehr wenig versteht,vor allem die soprane.
    lg yago

  • Ein kleiner Wink eines sich im Studium und daher in den Anfängen befindlichen.


    Bevor ich den Weg zur klassischen Musik gefunden hatte, war mir völlig egal in welcher Sprache ein Stück oder ein Werk verfasst wurde, daher kann ich nicht, zumindest von der eigenen Warte aus, nicht unterschreiben eine Oper einzudeutschen, um Verständlichkeit zu erzeugen.


    In meinem Falle bin ich sogar eher ein Verfechter von Originalität, und meine Herangehensweise an neue Stücke ist rein musikalisch.
    Eingängigkeit, Inspiration und Ergriffenheit, Passion und Leidenschaft sind für mich jeweils immer musischer Natur. Ich erfasse ein Stück immer erst am Klang und an der Komposition, und dann erst am Text.
    Mag sein, dass ich damit manchmal daneben liege und ein tiefer gehen interpretatorisch gesehen 2t-rangig wird, aber ohne Text und Story herabzuwürdigen, habe ich damit automatisch den richtigen Ausdruck.
    Allerdings brauche ich auch, und das im erheblichen Maße textliche Anhaltspunkte um sangestechnisch überzeugen zu können, wenn ich davon zum jetzigen Zeitpunkt sprechen darf.


    Als Beispiel nehme ich nun "Don Giovanni". Als ich das erste mal
    die Arie "Deh venia alla finestra" zu hören bekam, wusste ich nichts über besagte und ich bin der italienischen Sprache ebenfalls nicht mächtig.
    KLangbild und Aussprache aber eben jener diesen ist sehr eingängig und verleiht der Arie direkt seinen Charakter. Da war mir klar, dass ich zum gegebenen Zeitpunkt mich mit dieser Sprache auseinandersetzen muss, um sie auch wirklich singen und den eigenen Gesang verstehen zu können. Auf die Frage:" WOllen wir das mal in deutsch singen" haben wir es sicher versucht, aber der Charme ging dadurch völlig flöten.


    Ich tendiere daher, jemanden, der sich mit Oper auseinander setzen will, möge erst einmal mit den deutschen Werken dieser Gattung anfangen. Ich bin auch kein Freund von mundgerechten Häppchen, nur damit sich jemand bequemt und dem eigenen Wunsch der Auseinandersetzung nachgeht.


    Ich denke auch nicht, dass so etwas im Sinne des "Kompositeurs", ich liebe dieses Wort, ist, und ein eben jener keine Kompromisse diesbezüglich eingegangen wär. Es werden auch keine Popsongs mal eben ins Deutsche übersetzt, damit sich jemand damit auseinandersetzt, und wir leben auch noch nicht in einer Zeit, in der jeder auch engl oder franz. beherrscht. Warum sollte dann die klassische Musik da hinten anstehen. Ebenso möchte ich einen SChubert mit der Winterreise und goethschen Texte auch nicht in italienisch hören oder gar singen.


    Ein Werk, dass textlich untermalt ist, sprich zB eine Oper, erhält durch die Sprache und deren Klangfarbe Charakteristika, die eine andere nicht wiedergeben kann. Vor allem, und so begreife ich Musik und Gesang, nicht einmal rein vom Text ausgegangen, ist doch die Musik ansich die universellste und eingängigste Sprache dieser Welt. Diese Sprache versteht jeder, und entweder man mag sich damit beschäftigen und sie gefällt oder eben nicht. Man dichtet áuch keine Komposition so um damit ein musischer Analphabet sie verstehen kann. Damit möchte ich allerdings nicht den Text und die Story herabwürdigen, um Gottes Willen, NEIN; Massgeblich sind ja eben sie, die das Schauspiel bedingen, aber um zu anfangsfrage zurückzukommen:


    Neueinsteiger und Anfänger, die es beqeum haben möchten, sollten sich vom sprachlichen Aspekt einfach der Muttersprache bedienen, und es gibt ja einiges, was in deutsch verfasst ist.
    Gut Indonesier werden es da ein wenig schwer haben :D, aber thats life.


    Gruss


    Sascha

    Einmal editiert, zuletzt von DasMutzel ()

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  • Hallo Alfred, Hallo Musika


    meine Stimme habt Ihr. Ich bin unbedingt dafür wieder mehr auf's deutsche zu wechseln. Auch wenn ich keine Probleme mit französisch und italienisch habe, sind mir deutsch gesungene Opern mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Ich empfinde da wie Musika: Es ist unmittelbarer, es wird weniger geschummelt und die Nähe zum Publikum ist wesentlich einfacher herzustellen. Außerdem sollte Oper wieder mehr zum Vergnügen für alle werden. Eine Alternative zur Musicalgenre, in das viele potentielle Opernliebhaber abwandern.


    LG,


    Knuspi

  • Zitat

    Original von DasMutzel
    Als Beispiel nehme ich nun "Don Giovanni". Als ich das erste mal
    die Arie "Deh veni alla finestra" zu hören bekam, wusste ich nichts über besagte und ich bin der italienischen Sprache ebenfalls nicht mächtig.
    KLangbild und Aussprache aber eben jener diesen ist sehr eingängig und verleiht der Arie direkt seinen Charakter. Da war mir klar, dass ich zum gegebenen Zeitpunkt mich mit dieser Sprache auseinandersetzen muss, um sie auch wirklich singen und den eigenen Gesang verstehen zu können. Auf die Frage:" WOllen wir das mal in deutsch singen" haben wir es sicher versucht, aber der Charme ging dadurch völlig flöten.


    In der Aufnahme unter Gönnenwein von Anfang der 80-er (ich glaube von den Ludwigsburger Festspielen oder so), die in deutscher Sprache ist (eigentlich nur wegen Grundheber interessant), wird das Ständchen wohl aus diesem Grunde auch in italienisch gesungen.

  • Zitat

    Original von musika
    In Münster habe ich vor etlichen Jahren auch Fidelio gesehen, eine Kollegin war die Marcelline.


    LG


    Auf italienisch? ?(

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Tja, diesen Weg versucht man jetzt offenbar an der MET zu gehen, wo es seit neuestem eine gekürzte Version der Zauberflöte gibt, die in der Landessprache gesungen wird. Nachdem ich mir einige Minuten angesehen habe, wie ein leider indisponierter René Pape die berühmte Arie "Within our sacred temple all errors we forgive" geröhrt hat, haben sich meine Fußnägel langsam wieder entrollt. :D***


    Das ist strikt für die Originalsprache bin, ist ja hier nicht das Thema. Dennoch bezweifle ich, dass man sich für den musikalischen Verlust wirklich einen leichteren Zugang für neue Opernbegeisterte erkaufen kann.


    Wie schon angeführt wurde, ein deutscher Text garantiert - gerade bei unerfahrenen Hörern! - noch kein Textverständnis.


    Weiterhin glaube ich, dass die Sprache noch die geringste Hürde darstellt, in die Oper zu gehen. In erster Linie sind es doch - gerade für junge Menschen - gesellschaftliche Phänomene. Erstmal ist man stark konditioniert. So wie für den einen allein der pure Klang einer verzerrten E-Gitarre Schmerzen auslöst, treibt ein Sopran mit gesunden Vibrato ganze Kinderscharen in die Flucht. Das ist aber weniger ein musikalisches als ein gesellschaftliches Problem. Menschen sind geprägt und das Bild des hochdramatischen Soprans ist in der Karikatur nicht von ungefähr eine 300 Kilo-Walküre mit gläserfeindlichem Organ. Dann steht die Oper auch meist für die Welt der Eltern, fürs konservativ spießige. Man muss sich ungewöhnlich schick anziehen, dem Ganzen haftet etwas extrem festliches an, das ist immer noch etwas, was viele abschreckt. Ja, ja, ich weiß, es gibt ja auch in der Jugend da mittlerweile eine Gegenbewegung, zurück zu Schick und Anstand, mit Schale zum Abschlussball als Höhepunkt der Schulzeit. Aber das sind doch nur wenige und die landen dann auch eher beim Ballett. :stumm:



    Es gibt ja mittlerweile die DVD als wunderbares Medium. Da kann man Untertitel einblenden und die Oper kennenlernen. Auf diese Weise habe ich meine Freundin zur Opernliebhaberin erzogen. Sie durfte erst mit, wenn sie ein Stück wirklich gründlich kannte. Und es hat funktioniert. Weiterhin sind die Übertitel sehr nützlich. Mich zumindest stören sie deutlich weniger, als eine falsche Sprache. Und bei 14 Stunden Ring fehlt mir doch mal die eine oder andere Silbe.


    Gruß
    Sascha


    ***wobei ich diese Konzept im Rahmen einer Familienvorstellung gut finde, da ist ja aber die Sprache nicht das einzige, was sich ändert.

  • Vielleicht müßte man ja dieses Thema, wie so viele auf der Welt, mit Feingefühl und auch Flexibilität behandeln. Es kann also nicht heißen: Entweder - Oder. Entweder Italienisch ist toll und Deutsch ist pfui oder umgekehrt.


    Somit spricht mir Alfred aus dem Herzen: Die Mozart-Opern vertragen allesamt eine Aufführung in Deutsch und es tät ihnen meiner Meinung nach sogar sehr gut, wobei der Giovanni ja weiterhin das Ständchen in Italienisch singen könnt (das kann ja nicht das Ausschlaggebende sein).


    Und es geht ja nicht nur um Italienisch - sondern auch um andere Sprachen. Etliche Opern kämen auf Deutsch zweifellos besser rüber: Die Verkaufte Braut, Jenufa aber auch z.B. Peter Grimes...
    Dies nicht nur für Einsteiger.


    Nur wie gesagt: Bei Verdi, Puccini, Donizetti, wo die deutschen Texte meist gar so banal klingen, da würd ich eher um die Glaubwürdigkeit fürchten. Hier plädiere ich auch für die Einführung mit einer schönen DVD-Version mit Untertiteln. Oder eben der Benützung der diversen Untertitel-Gerätschaften, wie Sie ja schon fast überall vorhanden sind.


    Die Sprache ist jedenfalls nicht die einzige Ursache dafür, dass nicht mehr so viele junge Leute in die Oper gehen wie früher.
    Alfred, du schreibst, dass du in in den 60er Jahren oder früher, wo noch Deutsch gesungen wurde zur Oper kamst. Ich war 10 Jahre später dran, da hab ich grad schon die italienische Phase erwischt. Das hat meine/unsere Begeisterung damals überhaupt nicht beeinflußt. Es waren einfach ungeheur tolle Aufführungen. Da ist noch zwischen Bühne und Publikum eine Energie entstanden, die leider heute nur in seltenen Momenten aufflammt.


    Auf eines können wir uns hier aber, glaub ich - wenn ich meine Vorposter so lese - einigen: Das sture "Originalsprachen-Dogma" macht wenig Sinn. Ebensowenig wie die Selbstverwirklichungtripps von wildgewordenen Regisseuren, mit der Folge, dass die Kenner und Opernliebhaber die Flucht ergreifen und die Neulinge mit dem Gefühl rausgehen, dass sich da ja sowieso keiner auskennt.

  • Zitat

    Original von Antracis




    Es gibt ja mittlerweile die DVD als wunderbares Medium. Da kann man Untertitel einblenden und die Oper kennenlernen. Auf diese Weise habe ich meine Freundin zur Opernliebhaberin erzogen. Sie durfte erst mit, wenn sie ein Stück wirklich gründlich kannte. Und es hat funktioniert. Weiterhin sind die Übertitel sehr nützlich. Mich zumindest stören sie deutlich weniger, als eine falsche Sprache. Und bei 14 Stunden Ring fehlt mir doch mal die eine oder andere Silbe.
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    Also, wenn ich erst jemanden erziehen muss, um in die Oper zu gehen, ist das genau die Art von Hürde und Barriere, die durch den Gebrauch deutscher Sprache wegfallen würde. Lieschen Müller - und das ist nicht negativ gemeint! - weiß nu mal gerne, worum es gerade handlungsmäßig geht, ohne sich vorher 'ne DVD rein zu ziehen oder sich ständig den HAls verrenken zu müssen, wegen diesen lepschen Übertiteln.


    Die Übertitel nerven wirklich total. Nicht nur hinsichtlich der Ablenkung vom Geschehen, als auch als Proszeniumsdetail in den alten Opernhäusern.Also, eindeutig sind die keine Alternative. Es geht viel zuviel von der Atmosphäre verloren. Ich kriege jedesmal eine Gänsehaut, wenn ich die Ranczak als Tosca zischen höre: "Vor dem da zitterte einst das ganze Rom!" Das haut mich selbst bei der Callas nicht so um.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    Die Übertitel nerven wirklich total. Nicht nur hinsichtlich der Ablenkung vom Geschehen, als auch als Proszeniumsdetail in den alten Opernhäusern.Also, eindeutig sind die keine Alternative.


    Eindeutig ist im Zusammenhang mit dieser Argumentation ein ziemlich harsches Wort. Da mich die Übertitel bisher noch nicht gestört haben, ist es zumindest zweideutig. Da sich Faun auch eher positiv geäußert hat, könnte man sogar von mehrdeutig sprechen.



    Zitat

    Brangäne schrieb Das sture "Originalsprachen-Dogma" macht wenig Sinn. Ebensowenig wie die Selbstverwirklichungtripps von wildgewordenen Regisseuren, mit der Folge, dass die Kenner und Opernliebhaber die Flucht ergreifen und die Neulinge mit dem Gefühl rausgehen, dass sich da ja sowieso keiner auskennt.


    Ich kenne zumindest zwei jüngere Personen, die mich explizit darum gebeten haben, Ihnen für Ihren ersten Opernbesuch eine Inszenierung zum empfehlen, die modern ist. Ich bitte deshalb zu berücksichtigen, dass es in dieser Welt noch einige weitere verirrte Schafe geben mag, die vielleicht nicht mit diesem einfachen Raster zu fassen sind.


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Ich kenne zumindest zwei jüngere Personen, die mich explizit darum gebeten haben, Ihnen für Ihren ersten Opernbesuch eine Inszenierung zum empfehlen, die modern ist. Ich bitte deshalb zu berücksichtigen, dass es in dieser Welt noch einige weitere verirrte Schafe geben mag, die vielleicht nicht mit diesem einfachen Raster zu fassen sind.


    Gruß
    Sascha


    Halt, halt - so einfach ist der Raster nicht.
    Wildgewordene Selbstverwirklicher, die alles nur kopflos entstellen gibt's leider wirklich.
    Aber es gibt ohne Zweifel auch hervorragende, kluge und kreative MODERN arbeitende Regisseure: Marelli, Bechtolf ...
    Auf die müssen wir sowieso unsere ganze Hoffnung setzen.
    Die Bechtolf-Arabella in Wien z.B. bietet lebendiges Musiktheater, wie ich's schon lang nicht gesehen hab. Also THEATER richtiges Theater.
    Und ich gebe völlig recht, dass man die Jungen nicht in die verstaubten Produktionen schicken darf. Die Oper is ja kein Museum - Oper ist etwas Lebendiges (oder sollts zumindest sein).
    Nur wiederum: Zwischen beiden Extremen (dem Verstaubten und der Entstellung) muß halt klug und kreativ die richtige Balance gefunden werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Brangäne ()

  • Zitat

    Original von Brangäne


    Auf eines können wir uns hier aber, glaub ich - wenn ich meine Vorposter so lese - einigen: Das sture "Originalsprachen-Dogma" macht wenig Sinn.


    Ich finde, hier scheiden sich die Gemüter zwischen Hörer/Zuschauer und Sänger oder gar Komponist. Wenn ich als Sänger mir die Mühe mache ein von einem Komponist ( MOzart mal wegen oben stehenden Post ausgenommen) verfasstes Werk Original singen zu können, finde ich, dass der Hörer/Zuschauer eben jenes Werk in der Originalität würdigt und zu würdigen hat. Ich tu es ja ebenso, und man darf auch erwähnen, dass eine OPer keine Pussemuckelveranstaltung ist.


    Ich denke man kann doch da eine ganz andere Art der Aufklärung bieten, Begleithefte Flyer kA was.


    "Nessun Dorma" auf Deutsch? gar Englisch???? OmG :motz: NÖ!


    Meine bescheidene Meinung :pfeif: :D

  • Zitat


    "Nessun Dorma" auf Deutsch? gar Englisch???? OmG :motz: NÖ!


    Meine bescheidene Meinung :pfeif: :D


    Auf Deutsch klingt's schwerstens sperrig:


    Keiner schlafe! Keiner schlafe!
    Auch du, o Prinzessin,
    in deiner kalten Kammer
    blickst nach den Sternen, die
    flimmern von Liebe und von Hoffnung!
    Doch mein Geheimnis ist verschlossen in mir,
    meinen Namen soll niemand wissen!
    Nein, nein, nur deinen Lippen sage ich ihn,
    wenn das Licht neu erstrahlt!
    Und mein Kuss wird lösen
    dieses Schweigen, das mein dich macht!
    Entweiche, o Nacht! Geht unter, Sterne!
    Geht unter, Sterne! Im Morgengrauen siege ich!
    Siege ich! Siege ich!
    (.... Vincero!)



    Noch Kostproben: Troubatour 1. Szene


    FERRANDO
    Die Pflicht heischt, den Grafen wachend zu erwarten!
    Er irrt noch umher vor den Fenstern
    Seiner Geliebten, und kann den Schlummer
    Nicht finden.


    DIENER
    Wilder Eifersucht Schlangen Nährt er in seinem Herzen.


    FERRANDO
    Im Troubadour, der hier im Garten Stets Minnelieder singet,
    Ach! Erkennt er den Nebenbuhler.


    KRIEGER UND DIENER
    Um den Schlummer zu bannen, Der mächtig sich uns naht,
    Erzähle uns, was in frührer Zeit geschah Mit dem Bruder unsers Grafen.



    später im 3. Akt


    MANRICO
    Dass nur für mich dein Herz erbebt,
    Lässt meinen Mut nie sinken!
    In mir nur heisse Rache lebt,
    Schon seh' den Sieg ich winken.
    ......
    Mein letzter Hauch noch sage dir,
    Du warst die höchste Wonne mir!


    ( =Ah! sì, ben mio, coll'essere)
    Das bringt jedenfalls auch keinen Neuling in die Oper.
    Besser man versteht nicht alles - bzw. ist's auf Italienisch irgendwie schöner.

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  • Hallo Brangäne,


    gerade deine letztgenannte Troubadour-Arie hab ich von Rudolf Schock gesungen und die Stretta übrigens auch und ich würde weit reisen, wenn ich so etwas nochmals live hören könnte. Der deutsche Text stört mich hier überhaupt nicht, für mich kommt es in erster Linie auf die Stimme an. Da kann sich mancher mexitalospanische Knödeltenor eine dicke Scheibe abschneiden. :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Hallo Brangäne,
    ... und ich würde weit reisen, wenn ich so etwas nochmals live hören könnte. Der deutsche Text stört mich hier überhaupt nicht, für mich kommt es in erster Linie auf die Stimme an. :hello:


    Ja ehhh. Ich liebe diese Aufnahmen auch - nur hör ich - als Bariton-Fan so gern den Metternich. Die Nilszene mit der Rysanek - eine Wucht. Und ich würd mindestens genauso weit reisen...
    Wollt bloß zeigen, dass die deutschen Texte jedenfalls keine Verbesserung darstellen und vor allem keinen Anreiz für Neulinge bieten (das war ja die Hauptfrage).


    Hab ja gestern schon geschrieben - mein eigenes Zitat:

    Zitat


    Wenn die Aufführung gut ist, die Musik toll ist, wenn - was leider viel zu selten der Fall ist - gutes Musiktheater geboten wird, ist die Sprache egal.


    Soll natürlich auch heißen "wenn die Sänger toll sind". =)


    Eine ganz andere Geschichte fällt mir zu "Sprachen" ein:
    Mir fällt ein, wie der Vladimir Atlantov seinen ersten Wiener Don Jose gesungen hat. Weiß das Jahr nicht mehr - 1973? 74? Er hat an dem Abend russisch gesungen und die anderen französisch. Ein bißerl seltsam. Aber es war eine ganz tolle Aufführung und er war einfach hinreißend. Ich hab statiert damals und war beim Volk, das am Ende aus der Arena strömt. Wir waren so weg, so ergriffen und gerührt wie noch nie am Ende von der Carmen. Obwohl die meisten ja die Worte wohl noch weniger verstanden als auf Französisch.

  • Zitat

    Original von Brangäne
    Die Mozart-Opern vertragen allesamt eine Aufführung in Deutsch und es tät ihnen meiner Meinung nach sogar sehr gut, wobei der Giovanni ja weiterhin das Ständchen in Italienisch singen könnt (das kann ja nicht das Ausschlaggebende sein).


    So ein Zufall: an der Komischen Oper Berlin wird der "Don Giovanni" in deutscher Sprache aufgeführt, das Ständchen wurde jedoch nicht übersetzt, Giovanni singt es in italienisch.


    :hello:

  • Hallo Forianer,


    die italienische Sprache lässt sich nicht so einfach ins deutsche übersetzen. Manche Übersetzungen wirken all zu oft unfreiwillig komisch.


    Ich bin der Meinung: Wenn der Operngänger sich per Opernführer gut auf die Aufführung vorbereitet (Opernführer, Textbuch mit Übersetzung), dann ist er für den Abend gut gerüstet. Eine deutschsprachige Aufführung ist nicht nötig.


    Manche werden jetzt einwenden, dass manche Opern z.B. von Mozart und Rossini mit vielen Rezitativen wesentlich verständlicher sind, wenn man hier auf deutsch singt. Dagegen muss ich einwenden, dass bei der heutigen Gesangskultur ohnehin bei vielen Sängern nichts von den gesungenen Worten zu verstehen ist.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Bei Opern mit stilistischem gutem Libretto kann ich mir eine deutschsprachige Version durchaus vorstellen. Italienische Opern gehören da aber in der Regel nicht dazu, da ist es besser, man versteht den Text nicht... :D

  • Zitat

    Original von Antracis


    Eindeutig ist im Zusammenhang mit dieser Argumentation ein ziemlich harsches Wort. Da mich die Übertitel bisher noch nicht gestört haben, ist es zumindest zweideutig. Da sich Faun auch eher positiv geäußert hat, könnte man sogar von mehrdeutig sprechen.


    ?( ?( ?(Ja genau, eindeutig sind die keine Alternative. Weil es auch viele gibt, die die Übertitel stören.

  • Ich möchte die Sprache hören, für die die Töne gesetzt wurden... Und ich bin ein Fan von Übertitelung, die mich kurz und knackig auf das Gesungene hinweist. Nicht von jeder Oper gibt es Textbücher und lieber schiele ich kurz nach oben als raschelnd ein Reclamheftchen zu Gemüte zu führen... Ich habe die Übertitelung von Cavallis "Giasone" sehr genossen...


  • Oha, da will ich mal aus dem Kopfe den Text rezitieren, den Rudolf Schock 1949 aufgenommen hat (er hat's zweimal auf Platte verewigt: einmal auf italienisch ud einmal auf deutsch)



    Keiner schlafe! Keiner schlafe!
    Auch du, o Prinzessin,
    in deinen kalten Räumen
    blickst zu den Sternen die flimmernd
    von Liebe und Hoffnung träumen.
    Doch mein Geheimnis wahrt mein Mund,
    den Namen tu ich keinem kund.
    ...
    die Nacht entweiche, jeder Stern erbleiche
    bis dann der Tag ersteht
    und der Sieg sahaaaeiiiii mein


    Das kling schon anders, oder? Sorry daß ich's nicht ganz auswendig memorieren kann.


    Ganz ehrlich: meine Muttersprache ist deutsch und ich schätze daher deutsche Opernaufführungen und -einspielungen. Warum auch nicht? Shakespeare wird hierzulande genausowenig auf Englisch gespielt wie Capek auf Tschechisch oder Tschechov auf Russisch (wie man sieht translitteriere ich nicht einmal). Komme mir jetzt niemand mit dem -wenngleich berechtigten- Argument, daß da ja noch Musik im Spiele sei: Auch beim Schauspiel ist ein stückangemessenes Nachdichten erforderlich.


    Die deutsche Sprache ist allerdings nicht so Vokallastig wie die Italienische oder die französische. Wie man damit umgehen kann, zeigt das folgende kleine Beispiel:


    Joseph Traxel hat für als DGG-Single Massenet's "Gegrüßt sei mir o heil'ge Stätte" eingespielt. Man sehe mir nach, daß ich keine Noten lesen kann,aber zum Schluß der Arie ist ein hoher, strahlender Ton zu singen. Der deutsche Text lautet (bei Rudolf Schock): "Sei mir gegrüßt du heil'ge Stätte". Betonung auf dem Unterstrich mit dem Nachteil, das -tte noch nachsingen zu müssen. Bei Traxel wird das Ganze zu einer absoluten Gänsehautstelle. Der singt nämlich: "Sei mir gegrüß o heil'ger Raum". Das klingt deutlich geschmeidiger, mal abgesehen davon, daß sich mit einem gesungenen -au- mehr machen lässt als mit -ä-, an das noch -tte anzuhängen ist.


    Die Frage lautet für mich also nicht Deutsch versus Originalsprache, sondern: Wie gut und wie singbar ist die Übersetzung?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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