Hallo zusammen,
bisher gibt es nur zwei Threads zu Prokofiev/Prokofiew, einem der bedeutenstend Komponisten des 20. Jahrhunderts. Einmal geht es um die Klassische Symphonie und einmal um die Klavierkonzerte. Noch nicht angesprochen wurden die Klaviersonaten, in meinen Augen die wichtigsten Kompositionen Prokofievs.
Die 7. Klaviersonate bildet mit der 6. und 8. Sonate den Block der sogenannten Kriegssonaten Profkofievs. Komponiert wurde sie von 1939 bis 1942, die Uraufführung spielte Sviatoslav Richter, angeblich auch weil Prokofiev, selbst ein Virtuose an den Tasten, die Komposition nicht selbst zu meistern meinte.
Das Werk besteht aus drei Sätzen: den beiden "aggressiven" Außensätzen und einem langsamen Mittelsatz. Viel ist geschrieben worden, über diese Sonaten. Man hat sie als Portrait des Stalinismus, als musikalische Beschreibung der Kriegsschrecken interpretiert, manchmal als Mischung aus beidem (wie auch bei Schostakowitsch).
In dieser 7. Sonate scheint mir der Fokus vor allem auf dem Stalinismus zu liegen. Selten habe ich beim Hören von Musik automatisch Bilder vor den Augen. Hier - in der Interpretation von Andrei Gavrilov - habe ich es in den beiden ersten Sätzen gehabt. Der erste Satz hört sich tatsächlich an wie die ironische Darstellung einer Heile-Welt-Szene in einer Diktatur - etwa so wie Charlie Chaplin in "Der große Diktator" die Verlogenheit des Systems darstellt. Es wirkt surreal und beänstigend zugleich. Der zweite Satz offenbart eine - trügerische - Ruhe und Hoffnung. Eine wunderschöne, melancholische Melodie entführt in eine wirklich heile Welt - letztlich kehrt man aber nur in die "scheinbar" sichere private Welt zurück. Alles ist künstlich, alles wird verdrängt. Das es keine wirkliche REttung gibt wird im Finalsatz überdeutlich. Hier wird brutal zugeschlagen, jede kleine Melodie (Hoffnung) wird drastisch unterdrückt (Akkorde wie Hammerschläge).
Vermittelt hat mir diese Eindrücke, wie schon gesagt, Andrei Gavrilov. Technisch hat er die Sonate völlig im Griff (und das ist wirklich ein ziemlicher Brocken in diesem Genre) und wenn nicht, hätte ich es wahrscheinlich nicht bemerkt. Sein Klavierklang ist golden und voll, wird aber wenn es die Partitur verlangt, hämmernd und beißend. Und er hat es geschafft, mir die vermeintliche Welt dieser Sonate vor Augen zu führen. Wer die Sonaten Prokofievs günstig und in guter Tonqualität kennenlernen will, die 3. und die 8. sind auch dabei, ist hiermit gut beraten, auch wenn es gerade von der 7. noch ein paar fantastische Einspielungen gibt (Richter! u. a.)
XREZENSION:
Interpretation: 8
Klang: 7