Cymin Samawatie verbindet auf ihrem neuen Album Jazz und Dichtung aus dem Morgenland

  • Persische Musik und Jazz klingen ganz verschieden. Doch beide Musikkulturen leben von der Improvisation, die daher für Cymin Samawatie zum Bindeglied zwischen Orient und Okzident wird. Die deutsch-persische Sängerin veröffentlichte gerade ihr Album "Bemun", das Jazz und persische Dichtung kreativ vereint.


    Cymin Samawatie wurde als Tochter eines iranischen Kaufmanns und einer deutschen Medizinerin in Niedersachsen geboren. Trotzdem entwickelte sie eine enge Bindung an die Heimat des Vaters. "In den Sommerferien fuhren wir immer sechs Wochen in den Iran, um die


    weitverzweigte Verwandtschaft zu besuchen. Dort


    hatte ich nur schöne Erlebnisse", entsinnt sich die Künstlerin.


    Ihre Ausbildung begann sie zunächst in Hannover als klassische Sängerin, anschließend studierte sie Jazz in Berlin. "Der traditionellen persischen Musik bin ich vor etwa sieben Jahren begegnet", erzählt die 30-Jährige, "damals schenkte mir meine Tante ein paar Kassettenaufnahmen". Kurz darauf machte sie sich an die Vertonung persischer Gedichte. Sufi-Klänge entstanden daraus jedoch nicht, im Gegenteil. "Die Musik ist in erster Linie vom Jazz und stellenweise auch von der Klassik beeinflusst", fährt Cymin Samawatie fort.


    "Bemun" ist das zweite Album ihres Quartetts Cyminology. Es kleidet Verse alter persischer Dichter ins Gewand moderner Jazzkompositionen. Nirgendwo auf der Welt dürfte man die Dichtkunst bis heute so schätzen wie im persischen Kulturraum; dort brachte die klassische Epoche des elften und zwölften Jahrhunderts gleichsam Weltliteratur am Fließband hervor. Aus diesem Fundus bedient sich Cymin Samawatie; unter anderem vertont sie Verse des Dichters Hafes, der Goethe zu seiner Gedichtsammlung "West-östlicher Divan" inspirierte. Traurig stimmt es, dass die Künstlerin derzeit ihre Musik am Entstehungsort dieser großartigen Dichtung gar nicht aufführen dürfte: Öffentliches Singen ist den Frauen im Iran untersagt.


    Unter den Instrumentalisten von Cyminology beeindruckt besonders der Pianist Benedikt Jahnel, aus dessen Feder auch etliche der Kompositionen stammen. Seine eigenwilligen Harmonien, minimalistischen Tonwiederholungen und unerwarteten Akzente bringen Spannung unter die elegischen Gesangslinien. Den 26-Jährigen, der derzeit am New Yorker City College studiert und lehrt, sollte man im Blick behalten. Die Sängerin selbst überzeugt durch ihr natürliches, klares Timbre.


    "Bemun" ist ein ruhiges und besinnliches Album. Die sanfte, fremde Sprache umhüllt die Musik mit einem ganz eigenen Charme. Anklänge an persische Rhythmen oder Tonleitern sind nur vereinzelt vorhanden und werden von der Sängerin eher intuitiv eingesetzt. "Wenn diese persischen Elemente in der Musik hier und da mal auftauchen, dann passiert es von allein", sagt sie. Seit fünf Jahren spielen die vier Musiker von Cyminology zusammen. Mutig haben sie sich auf ihren ganz eigenen musikalischen Weg gemacht. Davon lebt der Jazz, überall auf der Welt.

  • herspis schöner Empfehlung kann ich mich nur anschließen. Cymin Samawatie und ihre Band ragen wirklich heraus aus dem inflationären Berg von Vocaljazzveröffentlichungen, die nur allzu oft entweder die alten Musicalstandards aufwärmen, meist ohne dass ihnen dazu noch Neues einfällt, oder sich zunehmend im Pop-Einerlei verlieren.




    Ihre erste CD ist ebenso gut, wie die von herspi schon empfohlene zweite.


    :hello: Matthias