Ist Giulini der bessere Karajan ????

  • Erstmal tieeeeef durchatmen ! Mir ist bewusst, daß derartige Formulierungen
    zum Widerspruch reizen und genau deshalb sind sie hier im Forum richtig und notwendig:
    Herbert von Karajan hat sich über 2 Dirigenten so des Lobes voll ausgesprochen und sie ohne allen Makel befunden; der eine war der geniale Tuillio Serafin und der andere Carlo Maria Giulini, den sich Karajan nach seinem heftigen Abgang aus Berlin als Nachfolger wünschte...


    Ich wurde hier im Forum mehrfach auf die späten Einspieungen Karajans der Sinfonien von Brahms und Bruckner hingewiesen, den letzteren erkannte z.b.
    Theophilus durchaus Referenzcharakter zu. Zugegeben: für Karajan sind diese späten Einspielungen garned soo übel aber Giulinis Aufnahmen dieser Werke,
    z.T. mit dem gleichen Orchester wie die Karajanschen, verweisen die Bemühungen des "Magiers aus Anif" auf Plätze im Mittelfeld- Mehr ist da wahrlich nicht.


    Giulini hat schlechthin alles, was Karajan immer immer unterstellt wird:Gespür für die zu gestaltene Musik mit dem Ziel eines samtnen Orchesterklang von äusserster Transparenz und doch von bestürzender Vielfalt und Fülle, Giulini baut riesige Bögen ohne Verlust der Binnenspannung (Celibidache), Emotionaler Tiefgang ohne persönliche Eitelkeiten waren sein "Markenzeichen", wofür ihn das Publikum liebte.


    Kurzum: Giulini ist alles das, was Karajan wohl selber gerne gewesen wäre und
    alle guten Eigenschaften, die man Karajan nachsagt, die finde ich bei Giulini.

    Deshalb ist er für mich der "bessere Karajan" !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Der Mann kommt aus meiner Stadt.
    Er weiß wovon er redet!!! :]
    Ich schätze Guilini auch außerdentlich. Bei Gulini kenne ich persönlich selbst keine Aufnahme, die nicht zumindest wirklich Oberliga ist.


    Auch bei Werken oder Komponisten, wo ich zunächst vielleicht erst nach ganz anderen Dirigenten schauen würde hat er beachtliches hinterlassen.


    Für mich jüngstes Beispiel: Die Einspielung der späten Dvorak-Symphonien.
    V.a. die 7. habe ich selten so vollendet gehört wie unter Guilini.


    Der Wolf schließt sich dem Bären an.


    LG
    Wulf.

  • Der Hahn schließt sich in punkto Guilini dem Wolf an. Mit Karajan möchte ich ihn allerdings nicht unbedingt vergleichen bzw. ich habe nie in Karajan gesucht, was ich in Guilini gefunden habe. Leider kenne ich noch viel zu wenig von Guilini, aber in dem bisschen, was mir zur Verfügung steht, finde ich unendlich vieles, was ich an einem Dirigente schätze.


    z.B.:

    Zitat

    [i]...Gespür für die zu gestaltene Musik mit dem Ziel eines samtnen Orchesterklang von äusserster Transparenz und doch von bestürzender Vielfalt und Fülle, Giulini baut riesige Bögen ohne Verlust der Binnenspannung (Celibidache), Emotionaler Tiefgang ohne persönliche Eitelkeiten waren sein "Markenzeichen", wofür ihn das Publikum liebte.


    Das all dies Karajan zugesprochen worden sein soll wurde mir noch nicht zugetragen, ich habe es aber in Guilini gefunden. Und in diesem Punkt schließt sich dann auch der Hahn dem Bären an.


    Liebe Grüße
    GalloNero


    P.S. Hallo BBB, herzlich willkommen zurück im Forum :hello:

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Heeeee, ich komme nun nicht aus Berlin, sondern aus der schönen Karajan-Konkurrenzstadt Wien.
    Vielleicht gratuliere ich deshalb so innig zu dem Eingangsstatement.


    Dazu muß ich nun sagen: Auch Giulini dirigiert im ästhetischen Ansatz nicht unbedingt nach meinem Geschmack. Rein subjektiv: Zu klangschwelgerisch, zu breit, zuwenig analytisch.


    Aber - und das ist ein sehr großes Aber: Genau jene Tugenden, die man bei Karajan rühmt, besitzt auch Giulini - aber ohne die Sterilität des Anifer Grabemeisters. Wo Karajan die Fleisch gewordene technische Perfektion ist, ist bei Giulini immer noch die menschliche Dimension spürbar. Der Ausdruckswille übertrifft bei Giulini immer noch den technischen Anspruch.


    Weshalb, um wieder ganz subjektiv zu werden, ich Giulini in relativ vielen Aufnahmen sehr mag, obwohl er mir, wie gesagt, im ästhetischen Ansatz durchaus nicht entgegenkommt.


    Ich finde beispielsweise Giulinis Bruckner-Aufnahmen hinreißend, und ich liebe auch seinen Schubert, der bei Giulini für mich sehr Mahler-nahe klingt.


    :hello:

    ...

  • Also für mich hat der alte giulini die grauenhafteste rheinische aller zeiten dirigiert


    :stumm::no: :kotz:


    LG florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • Hallo Edwin,


    Bruckner gehört zu diesem Bisschen, dass ich von Guilini besitze und ueber alles liebe.


    Schubert habe ich mit Guilini nicht, wobei ein Schubert, der nach Mahler klingt, nicht unbedingt das ist, was ich von einem Diregenten erwarte. Weder subjectiv noch objectiv.


    Barockbassflo
    Du sollst doch nicht immer so ins Detail gehen :rolleyes:


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Zitat

    Ich finde beispielsweise Giulinis Bruckner-Aufnahmen hinreißend, und ich liebe auch seinen Schubert, der bei Giulini für mich sehr Mahler-nahe klingt.


    Ist wohl das beste Argument gegen Giulini-Schubert. Wenn die beiden letzten Schubert-Symphonien ein wenig wie früher Bruckner klingen, oder umgekehrt die frühen Bruckner-Symphonien eine Verwandtschaft mit Schubert andeuten, dann kann ich damit leben. Aber ein Schubert à la Mahler ist nichts für meines Vaters Sohn!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,
    ob Du's glaubst oder nicht: Die beiden haben allein schon durch die Art der Melodiebildung ziemlich viel miteinander zu tun.
    Wenn ich mir etwa die Große C-Dur unter Giulini anhöre (gut, man kann sagen "zu viel Druck", "zu mächtig"), habe ich durchaus das Gefühl, daß da Gustls Erste nicht mehr gar so weit weg ist. Ich persönlich mag das, weil es mir zur Interpretation eines Werkes einen musikhistorischen Kontext dazustellt, den ich persönlich mehr schätze als den Kontext mit technischem Firlefanz, wie ihn der andere, der, na, wie-heißt-er-doch-gleich-fällt-mir-jetzt-gerade-nicht-ein liefert.
    :hello:

    ...

  • Auch ich habe mich von der Überschrift etwas provozieren lassen, weil ich - natürlich - zuerst an die Operndirigenten Giulini und Karajan denke und sich da sofort bei mir Widerspruch regt. Nein, Giulini ist in diesem Bereich gewiss nicht der "bessere Karajan". Karajans oft quälendes Zelebrieren und Zerdehnen der Musik, sein Mangel an einem interpretatorischen Willen und auch an Dramatik finde ich bei dem Operndirigenten Giulini nicht. Im Gegenteil, bei Giulini finde ich eine Kraft, eine Gestaltung, die mir bei Karajan nicht aufgefallen wäre. Selbst tontechnisch nicht besonders gute Aufnahmen, wie die "Traviata" mit Callas sind auch wegen des Dirigenten Giulini ein echtes Highlight.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Theophilus


    Ist wohl das beste Argument gegen Giulini-Schubert. Wenn die beiden letzten Schubert-Symphonien ein wenig wie früher Bruckner klingen, oder umgekehrt die frühen Bruckner-Symphonien eine Verwandtschaft mit Schubert andeuten, dann kann ich damit leben. Aber ein Schubert à la Mahler ist nichts für meines Vaters Sohn!


    Kennst Du die Fragmente der (10.) D-Dur-Sinfonie? Die klingen geradezu frappierend nach Mahler...nahe kommt dem auch m.E. der 2. Satz des G-dur-Quartetts.
    Mit einer Schubert 9, die nach Bruckner klingt, kann man mich jagen (vielleicht nicht ganz so weit wie mit der DG-Aufnahme Karajans, aber weit genug). Da bevorzuge ich eine Brucknersinfonie die nach Schubert 9 klingt :D


    Ich kenne mit Giulini bloß die drei späten Bruckner-Aufnahmen, sowie Brahms 1. (mehr fällt mir jedenfalls nicht ein, dohc Dvorak 7-9 aus den 70ern (EMI) habe ich wohl auch noch)


    + gegenüber Karajan: große orchestrale und rhythmische Klarheit und Wucht, nicht im entferntesten Klangbrei oder -wolke


    - gegenüber Karajan (vielleicht nicht gerade bei Bruckner, aber allgemein): sehr/zu langsame Tempi. Der späte Giulini ist aber wie Klemperer einer der wenigen, bei denen, eben aufgrund der Klarheit solche Tempi halbwegs funktionieren.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Edwin


    Zitat

    ... ob Du's glaubst oder nicht: Die beiden haben allein schon durch die Art der Melodiebildung ziemlich viel miteinander zu tun.


    In diesem Punkt will ich nicht widerprechen, und das darf durchaus hörbar sein. Aber die beiden bewohnen für mich derart unterschiedliche musikalische Gestirne, dass sich Interpretationen ihrer Werke grundsätzlich deutlich voneinander absetzen müssen. Sonst wird das für mich nichts.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Forianer,


    ich schätze einmal: Gulinis Einspielkatalog weist nur 1/5 von dem Karajans auf...


    1/5 von dem Karajanschen Katalog sind nicht so gut gelungen, bleiben immer noch 4/5 von Aufnahmen, die heute noch sehr gern gekauft werden und durchaus Bestand haben.


    Giulini kann man schon, was die Repertoire-Breite betrifft, nicht wirklich mit Karajan vergleichen...


    Aber natürlich mag ich auch viele Giulini-Aufnahmen...


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    1/5 von dem Karajanschen Katalog sind nicht so gut gelungen, bleiben immer noch 4/5 von Aufnahmen, die heute noch sehr gern gekauft werden und durchaus Bestand haben.


    Es gibt für mich von dem, was ich von HvK kenne, etwa eine Hand voll Aufnahmen, die mir gefallen. Die grössere Zahl von Aufnahmen lehne ich mit unterschiedlicher Gewichtung ab. Ganz spontan und ohne nachgeschaut zu haben, fällt mir von Giulini nur eine Aufnahme ein, die mir nicht so zusagt: der Mitschnitt der Weberschen "Euryanthe" aus dem Jahr 1954.


    Karajan ist für mich ein frühes Beispiel für perfektes Marketing in eigener Sache, unabhängig vom künstlerischen Gehalt seiner Produktionen.


    Eine Beschränkung des HvK auf Musik, zu der er was zu sagen hat, wäre für die Musikwelt eine echter Gewinn gewesen.


    Auch hier liegt Giulini sehr positiv weit vor Karajan.

  • Ich schätze Giulini hauptsächlich wegen seiner Opernaufnahmen :jubel:
    Und da drängt sich demnächst ein Vergleich auf - schließlich wurde ja kürzlich der Karajan Don Carlo beschafft und den Giulini hab ich schon 8)Jetzt stellt sich nur die Frage, ob das auch jeweils die gleichen Versionen sind - bei jpc heißen sie beide Don Carlos - die Cover sprechen eine andere Sprache (im wahrsten Sinne des Wortes) ?(
    Nach bisherigen Erfahrungen ist Giulinis Verdi schon etwas "italienischer" als vom Herbie...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Hallo Alviano,


    trotz des ganzen Marketings-Schnick-Schnack, hatte Karajan ein ganz anderes Format...


    Von Giulini gibt es keine Strauss-Oper, keine Puccini-Oper, keine Wagner-Oper...


    Auch im sinfonischen Bereich gibt es Riesenlücken bei Giulini...


    Rein künstlerisch können da neben Karajan nur Fritz Reiner, Karl Böhm, Erich Leinsdorf, Leonard Bernstein und Georg Solti mithalten!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Barezzi,


    bei der Karajan-Einspielung fehlt der Fontainebleau-Akt, aber vom Dirigat und von der Klangqualität her ist die Karajan-Aufnahme bis jetzt ungeschlagen geblieben.


    Natürlich ist die Giulini-Aufnahme auch vorzüglich. Wer sich jedoch für sie entscheidet, verpasst die unvergleichliche Klangqualität.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    trotz des ganzen Marketings-Schnick-Schnack, hatte Karajan ein ganz anderes Format...


    Von Giulini gibt es keine Strauss-Oper, keine Puccini-Oper, keine Wagner-Oper...


    Auch im sinfonischen Bereich gibt es Riesenlücken bei Giulini...


    Das das wohl nicht zu einem erneuten Karajan-bashing-thread verkommen, spare ich mir aufzuzählen, was man von Karajan alles bekommen hat, worauf man lieber verzichtet hätte...


    Aber der Punkt ist nicht uninteressant: Kommt es auf die Breite oder dei Qualität an? Schmälert es die Bedeutung Furtwänglers, dass er wenig oder gar keinen Puccini dirigiert hat. Steigert es den Stellenwert Karajans unidiomatische Aufnahmen, etwa von russischer Musik, hinterlassen zu haben?
    Ein Dirigent wie Haitink hat eingeräumt, einige Sinfonien nur für Gesamtaufnahmen dirigiert zu haben, damit diese eben vollständig sind. Ist das automatisch höher einzustufen als die Beschränkung (zumindest auf Platten) auf Werke, bei denen man sicher ist, etwas zu sagen zu haben?
    (vgl. auch die eigenartigen Lücken im (sehr breiten) Repertoire von S. Richter)


    Wobei was konkret auf Schallplatten vorliegt, tatsächlich oft von Marketing und Labelpolitik bestimmt wird. Ich würde mich ziemlcih wundern, wenn Giulini in den 50ern nicht auch Puccini dirigiert hätte. Es hatten halt nicht alle den Ehrgeiz und die Maschinerie hinter sich alles mögliche einzuspielen.


    Zitat


    Rein künstlerisch können da neben Karajan nur Fritz Reiner, Karl Böhm, Erich Leinsdorf, Leonard Bernstein und Georg Solti mithalten!


    Das ist eine eher eigenwillige Liste...die wären mit evtl. Ausnahme von Bernstein allesamt nicht in meinen Top Ten der letzten 60 Jahre, Karajan und Giulini allerdings auch nicht. :D


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Hallo JR,


    natürlich soll es nicht die Masse sein..., selbstverständlich ist vieles auch Label-Politik, um alles möglichst vollständig zu haben...


    Gut, Karajan hat sich bewusst vor den Karren spannen lassen; jedoch hätte ja dabei noch viel mehr schief gehen können, wenn Karajan für viele Dinge (künstlerisch gesehen) nicht so ein glückliches Händchen gehabt hätte.


    Hätte Giulini genau so viel Aufnahmen gemacht, wie Karajan, dann wäre bei Giulini auch viel Unidiomatisches entstanden, das ist nun mal so... es kann nicht alles gelingen...



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Von Giulini gibt es keine Strauss-Oper, keine Puccini-Oper, keine Wagner-Oper...


    Das "Karajan"-Thema habe ich so gut wie nicht gelesen. Das hatte ich mir immer vorgenommen - und doch wieder verschoben. Deshalb muss ich hier ein wenig aufpassen, nicht zu sehr abzuschweifen und eigentliche Beiträge zu liefern, die zu "Karajan" gehören.


    Es spielt für mich bei der Bewertung der Leistung der beiden Dirigenten keine Rolle, um welche Komponisten es sich da handelt, sondern es geht für mich darum, wie sie diese interpretieren. Und da finde ich, dass Karajan einen grottigen Bach abliefert (oder Vivaldi: ich werde z. B. die grausame Vorstellung nie vergessen, wie der greise Maestro mit AS Mutter die "Quattro stagioni" herunterschlampte, mit sich selbst als Cembalo-Spieler), dass sein Mozart einen bemerkenswerten, interpretatorischen Tiefpunkt darstellt, sein Puccini in zähflüssigem Bombastopomp erstickt (Ausnahmen: "Butterly" und "Bohme", da wird wenigstens gut gesungen), sein Strauss langweilig und sein Wagner teilweise ungeniessbar ist.


    Jetzt habe ich z. B. über Tchaikovsky noch gar nix gesagt...


    Die Giulini-Aufnahmen, die ich kenne, überzeugen mich weitaus mehr...

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Hallo Alviano,


    ich glaube nicht, dass drei gelungene Puccini-Einspielungen wirklich Ausnahmen sind: Butterfly (EMI / Decca), La Bohème (Decca), seine Interpretation der Orchesterwerke von Strauss aus den 50er / 60er Jahren sind durchaus nicht langweilig, schon gar nicht die Ariadne (EMI), Salome, Rosenkavalier (EMI), ganz zu schweigen vom Rosenkavalier-Film mit Schwarzkopf, Rothenberger...


    Welcher Dirigent kann schon mit zwei hervorragenden "Meistersingern", zwei sehr guten "Tristanen" und einem sehr geglückten "Ring" aufwarten?


    Ich will hier Giulini durchaus nicht schlechtreden, dafür schätze ich ihn selbst viel zu sehr, will aber zugleich auch andeuten, dass wir es hier mit zwei unterschiedlichen Formaten zu tun haben, die schwer miteinander zu vergleichen sind...



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    ich glaube nicht, dass drei gelungene Puccini-Einspielungen wirklich Ausnahmen sind: Butterfly (EMI / Decca), La Bohème (Decca), seine Interpretation der Orchesterwerke von Strauss aus den 50er / 60er Jahren sind durchaus nicht langweilig, schon gar nicht die Ariadne (EMI), Salome, Rosenkavalier (EMI), ganz zu schweigen vom Rosenkavalier-Film mit Schwarzkopf, Rothenberger...
    Welcher Dirigent kann schon mit zwei hervorragenden "Meistersingern", zwei sehr guten "Tristanen" und einem sehr geglückten "Ring" aufwarten?


    Das ist das, was ich befürchtet habe: deswegen nur ganz kurz: "Turandot" und "Tosca" finde ich schwach, "Ariadne" ist langweilig, die "Salome" keine Aufnahme, die ich wegen Karajan empfehlen würde, der Bayreuther "Meisteringer"-Mitschnitt ein Tiefpunkt, der Stereo-Tristan Mittelmass und der "Ring" leidet an allem, was ich an Karajan nicht schätze. Das ist alles verkürzt unter Ausblendung einer differenzierteren Betrachtung. Aber nicht jeder Musikfreund bewertet das so, wie Du das tust - es gibt begründbare Gegenpositionen, das gehört aber eher ins "Karajan"-Thema.


    Frei nach dem bekannten Sprichwort: was dem einen sein Harnoncourt, ist dem anderen sein Karajan... :wacky:

  • Hallo Alviano,


    was heißt, das hast du befürchtet...., das beweist doch einmal mehr, dass Karajan in vielen Bereichen erfolgreich war...


    Und fakt ist auch, dass immer noch mehr Karajan-Aufnahmen über den Ladentisch gehen als die von Giulini (obwohl Giulini gerade gestorben ist, aber Karajan in zwei Jahren 20 Jahre tot ist!!!) und die große Werbe-Maschinerie hat keiner von beiden mehr hinter sich!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Wulf
    Bei Gulini kenne ich persönlich selbst keine Aufnahme, die nicht zumindest wirklich Oberliga ist.


    Seine Einspielung von Beethovens Sinfonien mit dem Scala Orchester in den Neunzigern ist recht schwacht, würde ich sagen. 3, 6 und 2 sind ok, aber der Rest... Weiß nicht, ob das Beethoven ist. Da wird vieles ziemlich weichgezeichnet, ähnlich wie bei Celibidache.


    Aber bis zu den Neunzigern stimme ich dir unbedingt zu.

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    das beweist doch einmal mehr, dass Karajan in vielen Bereichen erfolgreich war...


    Und fakt ist auch, dass immer noch mehr Karajan-Aufnahmen über den Ladentisch gehen als die von Giulini (obwohl Giulini gerade gestorben ist, aber Karajan in zwei Jahren 20 Jahre tot ist!!!) und die große Werbe-Maschinerie hat keiner von beiden mehr hinter sich!


    Erfolg heißt ja nun nicht unbedingt Qualität. Rieu hat ja auch gewissen Erfolg... ;-)
    Ich kann dazu nur sagen, dass ich von Karajan keine einzige CD besitze, zu der ich nicht mindestens eine bessere Alternative habe. Das mag gelegentlich allerdings an der damaligen Aufnahmetechnik liegen.
    (Opern höre ich jedoch gar nicht, muss ich wohl dazu sagen.)


  • Interessant! Bei Karajan ist also die Verkaufsquote ein Qualitätsbeweis, während Anna Netrebko, die momentan in allen Charts Spitzenpositionen einnimmt, für dich eine "mittelmäßige Sängerin" ist und die Käufer ihrer CD's bedauernswerte Opfer der Marketing-Mafia. Vielleicht ist Karajan ja auch nur mittelmäßig und die Leute kaufen seine Aufnahmen, weil der Mythos Karajan immer noch lebt und nicht nur von seiner Witwe gewinnträchtigt gepflegt wird. (Schon mal was vom Herbert -von- Karajan-Center in Wien gehört, das die Beweihräucherung des Verblichenen als obersten Daseinszweck hat?? Momentan befinden sich die Gralshüter allerdings in diversen Turbulenzen, und das Center soll vor der Schließung sehen.)
    lg SEverina

  • Zitat

    Original von severina
    Interessant! Bei Karajan ist also die Verkaufsquote ein Qualitätsbeweis, während Anna Netrebko, die momentan in allen Charts Spitzenpositionen einnimmt, für dich eine "mittelmäßige Sängerin" ist und die Käufer ihrer CD's bedauernswerte Opfer der Marketing-Mafia. Vielleicht ist Karajan ja auch nur mittelmäßig und die Leute kaufen seine Aufnahmen, weil der Mythos Karajan immer noch lebt und nicht nur von seiner Witwe gewinnträchtigt gepflegt wird. (Schon mal was vom Herbert -von- Karajan-Center in Wien gehört, das die Beweihräucherung des Verblichenen als obersten Daseinszweck hat?? Momentan befinden sich die Gralshüter allerdings in diversen Turbulenzen, und das Center soll vor der Schließung sehen.)
    lg SEverina


    Vielleicht ist Sir Edwin ja so sozial und äußert sich noch zu dem Thema :D

    Viva la libertà!

  • Ich finde Giulini hat einfach zu wenig Vergleichsmöglichkeiten hinterlassen um ihn tatsächlich mit Karajan vergleichen zu können.


    Ich habe keine CD mit Giulini !
    Das hat seinen Grund ---
    was ich bisher von Giulini gehört habe ist mir zu weichgezeichnet und um es mit meinen Worten zu sagen: "Er haut mir zu wenig drauf !"


    Edwin hat dies natürlich fachmänischer ausgedrückt:

    Zitat

    Rein subjektiv: Zu klangschwelgerisch, zu breit, zuwenig analytisch.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von severina
    Interessant! Bei Karajan ist also die Verkaufsquote ein Qualitätsbeweis, während Anna Netrebko, die momentan in allen Charts Spitzenpositionen einnimmt, für dich eine "mittelmäßige Sängerin" ist und die Käufer ihrer CD's bedauernswerte Opfer der Marketing-Mafia. Vielleicht ist Karajan ja auch nur mittelmäßig und die Leute kaufen seine Aufnahmen, weil der Mythos Karajan immer noch lebt und nicht nur von seiner Witwe gewinnträchtigt gepflegt wird. (Schon mal was vom Herbert -von- Karajan-Center in Wien gehört, das die Beweihräucherung des Verblichenen als obersten Daseinszweck hat?? Momentan befinden sich die Gralshüter allerdings in diversen Turbulenzen, und das Center soll vor der Schließung sehen.)
    lg SEverina


    Das sind doch Steilvorlagen, was da als Argument eingebracht wird! Du hast völlig recht - auch mir ist sofort die Karajan-Witwe eingefallen und wie der gute HvK auch heute noch perfekt verkauft wird.


    Aber das ist ja nun nicht eigentlich so wirklich das Thema hier....hüstel...

  • Teleton:


    Zitat

    was ich bisher von Giulini gehört habe ist mir zu weichgezeichnet und um es mit meinen Worten zu sagen: "Er haut mir zu wenig drauf !"


    Hallo Wolfgang, ja, das "Druffhauen" war Giulinis Sache nicht und darüber bin ich auch ganz glücklich, gerade wenn ich mir anhöre, wie Karajan z.b. im 2. Satz des "Deutschen Requiem" die Pauken um eines billigen äusseren Effektes willen die fragile Faktur der Musik zerschlagen lässt. :kotz:


    Giulini "kann aber auch anders" und da, wo es notwendig ist, versteht er es durchaus, triumphal "auf die Pauke" hauen (zu lassen !)


    Hör dir mal seinen späten Bruckner, (1984-89) 7,8,9 an; da is nix mit Weichzeichnerei und wenn dir beim Finale explizit der 8. "zu wenig drafgehauen wird" brauchst du entweder eine neue Anlage oder ein Besuch
    beim Ohrenarzt könnte da ebefalls Abhilfe schaffen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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