Der große Caruso

  • Liebe Taminoianer,


    Kaum ein Sänger, seit es Schallplatten gibt, ist so im Gedächtnis der Menschen hängengeblieben wie Enrico Caruso. (27.2.1873 -2.8.1921)
    Seit 1903 Ensemblemitglied der MET, absolvierte er Gastspiel in den meisten Opernhäusern der Welt.
    Was uns aber interessiert sind seine Schallplatten aufnahmen, die er ab 1902 machte. Den Start verdanken wir einem Produzenten aus der Steinzeit der Schallplatte, Fred Gaisberg, der übrigens auch die Schallplatten mit Adelina Patti und Luisa Tetrazzini ermöglichte.
    Ich kenne die Geschichte wie folgt:
    Gaisberg, der ein wahrer "Tonjäger" war, hatte mit Caruso bezüglich Schallplattenaufnahmen verhandelt (Die ersten Schellackplatten waren einseitig bespielt, jede Platte also lediglich eine Arie, die zudem kritische 2 Minuten nicht übersteigen sollte. die "flotten" fast modernen Tempi mancher Aufnahme sind darauf zurückzuführen :D )
    Geplant waren 10 Arien mit Klavierbegleitug (Orchester konnte damals noch nicht aufgenommen werden) in einem Londoner Hotel.
    Als Gaisberg die Honorarforderung Carusos, 100 englische Pfund Sterling , damal ein kleines Vermögen, an seine Gesellschaft kabelte, kam die Antwort kurz und prägnat: "NO"




    Gaisberg soll daraufhin gesagt haben: "Offenbar ist nicht nur Edison taub" (Die Edison-Company stand in Konkurrenz zur Grammophone Company, für die Edison aufnehmen sollte) und machte die Aufnahmen auf eigene Rechnung und Verantwortung. Er ließ allerdings die Gewinne anschließend seiner Gesellschaft, was ihm für die Zukunft eine unantastbare Position sicherte. Angeblich wurde bereits im ersten Monat das Hunderfache der investierten Summe für die Aufnahmen eingespielt. Carusos Ruhm war seit etwa 1902 unvergleichglich, wollte man einen Sänger finden, der ebenso berühmt war, dann gabe es nur noch -- Caruso.


    Bis heute werden seine Schallplatten verkauft. Die heutigen modernen "Restaurierungen" geben jedoch nur einen schwachen Abglanz der eigentlichen Schönheit der Stimme wieder. Am besten klingt Caruso nämlich: Über ein Trichtergrammophon. Ich hatte das Vergnügen einmal im Leben eine Caruso-Platte über ein solches (ein echtes, kein Reisegrammophon) zu hören: beeindruckend. Das Klirren des Trichters täuscht Frequenzen vor, die eine akustische Schellackplatte gar nicht wiedergeben kann.


    Zurück auf die Erde:


    Heute hat der Klassikfreund die Wahl zwischen verschiedenen Editionen von Caruso-Platten. Zunächst die "Originale" von RCA-Victor, dann zahllose mehr oder weniger dubiose Graupressungen in verschiedener Qualität, die oft beim Transfer oft nicht mal mit der richtigen Geschwindigkeit abgespielt wurden (Damals war die Geschwindigkeit noch nicht exakt auf 78Upm festgesetzt, es war duchaus möglich, daß solch eine Matrize mit 74 Upm oder ähnlich geschnitten worden war.
    Also Vorsicht.


    Dann gäbe es als Alternative die Serie Prima Voce:



    Hier wurde die Platte in einem "idealen" Raum über ein Spezialgrammophon und Spezialtrichter (ca 2 Meter Länge !!) wiedergegeben und mitsamt dem Raumhall erneut aufgenommen. Anhänger dieses Verfahrenes loben den "Live-Charakter" solcher Aufnahmen, Gegner bemängeln, daß durch diese Transferart weitere Verzerrungen und Verfärbungen hinzugefügt werden.



    Die wahrscheinlich derzeit optimalste Möglichkeit, die Tondokumente Carusos zu hören dürfte die Naxos Edition sein, die, sobald vollendet alle Aufnahmen Carusos beinhalten soll, inklusive aller Matrizen, die eigentlich Duplikate darstellten (Jede Aufanhme war ein einmaliges Experiment, das klangliche Ergebnis fiel unterschiedlich aus, daher wurde oft mehrmals geschnitten, wobei jedesmal neu gesungen werden musste, eine brauchbare Bandmaschine war noch nicht erfunden.
    Die Restaurierung gab Claus Heymann in die Hände von Ward Marston, dem derzeit wohl berühmtesten Restaurator von Schellackplatten, der laut eigener Aussage versucht, den optimalen Kompromiss, zwischen Rauschunterdrückung und Erhaltung der Stimmsubstanz zu finden...
    Die Serie umfasst derzeit 12 CDs, dürfte also, soweit ich das überblicken kann, bereits komplett verfügbar sein....




    Letzlich erschien in den letzten Jahren die Edition Caruso 2000 bzw 2001. Hier wurde das Orchester unterdrückt, und in Stereo neu dazugespielt. Was hier als sensationelle Neuheit angepriesen wird, hat die tschechische Supraphon (auch mit Caruso) bereits in den mittleren sechziger-Jahren versucht. Am Ergebnis scheiden sich die Geschmäcker.
    Manche empfinden die Stimme nun noch antiquierter, weil durch das sterephone Orchester der Unterschied von einst und jetz signifikanter wird, ander vermissen den "antiken Klang", den sie gewohnt sind, andere sind begeistert. Wie auch immer - hier gibt es lediglich 2 CDs, sehr wenig, wenn man bedenkt, daß Caruso immerhin über 250 Schellackseiten aufgenommen hat !!!



    So, nun wäre es interessant, andere zu Wort kommen zu lassen, schließlich ist ja auch der musikalische Aspekt wichtig.
    Hier stellen sich vor allem die Fragen, was an Caruso, so aussergewöhnlich war, daß man noch heut Sänger mit ihm vergleicht, ohne, daß man sich je einig werden konnte, daß ihm einer wirklich ebenbürtig war.


    Realität oder Legende ?


    Da ich die ganze Nacht über diesem Artikel gesessen bin, und dabei ausschließlich Caruso gehört habe, bin ich geneigt ersteres anzunehmen
    :D



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    ich erlaube mir, einige Ergänzungen zu deinem Artikel anzubringen.


    Fred Gaisberg hat Caruso im April 1902 in Mailand gehört und kennengelernt, und dort entstanden in einem Hotel die ersten Aufnahmen (nebenbei bemerkt: jener Fred Gaisberg, der als Entdecker Carusos sozusagen die Schallplattenindustrie erfunden hat und ihr erster großer Produzent wurde, sollte mehr als dreißig Jahre später als Produzent der ersten Einspielungen der Da Ponte Opern in Glyndebourne seinen Schwanengesang abliefern. In beiden Fällen - und vielen mehr - hat er unvergängliches herausgebracht, fürwahr ein großartiges Lebenswerk). Dass ihm seine Firma die von Caruso geforderte Gage nicht genehmigte und er auf eigenes Risiko arbeitete, ist ein Treppenwitz der Weltgeschichte. Aber schon diese erste Einspielung ist eine von vielen geradezu unglaublichen Geschichten, denen man in der Karriere Carusos mehrfach begegnet. Fred Gaisberg schreibt in seinen Memoiren:


    "An einem sonnigen Nachmittag tänzelte Caruso frisch und fröhlich in unser Studio und sang in genau zwei Stunden zehn Arien zur Klavierbegleitung von Maestro Cottone ... Nicht eine stecca, nicht ein Makel oder Fehler beeinträchtigte diese Meisterleistung."


    Für zwei Stunden Arbeit waren die 100 Pfund viel Geld, aber gerade noch kein Vermögen. Die Aufnahmen wurden im Oktober veröffentlicht, zeitgleich mit Carusos erstem Auftreten an der Covent Garden Opera. Dort war der absolute Star die 'Göttin von Covent Garden' - Nelli Melba - mit einer Abendgage von 400 Pfund! Caruso musste zurückstecken und sich mit einer Gage von 399 Pfund pro Abend bescheiden!


    Daran gemessen wundert man sich umso mehr über die Zurückhaltung der Gramophone Company bei einer 100 Pfund Gagenforderung. Es mag durchaus stimmen, dass im ersten Monat das hundertfache der Investition hereingespielt wurde, tatsächlich wurden aber insgesamt einige Millionen Pfund mit diesen Aufnahmen verdient!


    Nun zu den erhältlichen Aufnahmen: vor mehr als 10 Jahren kamen in kurzen Abständen drei Gesamteinspielungen auf den Markt (der Anlass kann eigentlich nur '100 Jahre Schallplatte' gewesen sein). Zuerst die RCA-Kassette mit allen Aufnehmen 1904-1920, danach die Pearl-Kassetten, die meiner Erinnerung nach auch die europäischen Aufnahmen von 1902-1903 enthielten und angeblich noch sorgfältiger überspielt worden sind (Geschwindigkeitsproblem!). Die dritte Ausgabe kam aus San Francisco, wo eine Sound-Firma mit dem NoNoise-Verfahren die Aufnahmen klinisch gereinigt hatte. Technisch beeindruckend, aber auch mit hörbarer Veränderung des Timbres der Stimme, und somit nicht wirklich zu empfehlen (dürften auch kaum mehr aufzutreiben sein).
    Daneben gab es auch einige CDs der englischen Firma Nimbus, die ein eigenes Verfahren für den Transfer alter Schellacks entwickelt hat. Man nahm einen Technics SL-15 Plattenspieler, der auf jede Geschwindigkeit justiert werden kann, baute eine Tondose von anno dazumal nach, verwendete zum Abspielen der Platten spezielle Einweg-Holznadeln und hängte daran einen Trichter. Der war nun wirklich speziell und nicht fürs Wohnzimmer gedacht! Er mass nähmlich 6m in der Länge und hatte eine Mundöffnung von über 2m Durchmesser. Damit konnte man garantiert alle Frequenzen übertragen, die auf einer alten Aufnahme vorkommen können. Das Aufnahmemikrophon wurde zentral im Trichtermund platziert (je nach SängerIn in unterschiedlicher, optimaler Entfernung), Raumhall ist auf diesen Aufnahmen keiner drauf! Das Ergebnis ist eine Wiedergabe, die weitgehend dem entspricht, was man über ein gutes Grammophon hören würde, verfügte man über eine qualitativ gute Schellack.
    In diesem Punkt kann ich deine Erfahrung bestätigen. Bei einem Wienbesuch fand ich in der Kärntnerstraße einmal einen Schausteller, der Schellacks über ein großes Grammophon abspielte. Ein beindruckendes, schönes Gerät, dessen Trichteröffnung etwa 60cm Durchmesser hatte. Auffallend bei der Wiedergabe war die schier unglaubliche Dynamik dieser alten Aufnahmen, die bei klassischen Transfers völlig wegfällt.


    Über die Transfers der Caruso-Aufnahmen von Ward Marsten weiß ich noch nichts Näheres. Generell ist es jedoch so, dass es mit den heutigen Mitteln der Signalverarbeitung möglich sein muss, die Verzerrungen eines Aufnahmetrichters zu messen und von dem in der Rille gespeicherten Signal weitgehend zu subtrahieren. Wenn dieses Verfahren zur Praxistauglichkeit gebracht wird, können wir uns in den nächsten Jahren auf wirklich sensationelle Neuausgaben alter Sängeraufnahmen freuen. Dies betrifft jedoch mehr die Zeitgenossen von Caruso, denn es gab kaum eine 'trichterfreundlichere' Stimme als seine. Besonders die Sängerinnen waren in den ersten Jahren der akustischen Aufnahmetechnik arg benachteiligt.



    Bevor ich das Zeilenlimit überschreite mache ich hiermit einmal Schluss.


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    Besten Dank für deine kompetenten Ergänzungen, Erläuterungen und Korrekturen.


    Das Thema ist ja ein wenig heikel, weil verschiedene Quellen oft verschiedene Angaben machen.


    Aus der Naxos-Serie, die ja für sich in Anspruch nimmt, den kompletten Caruso wiederzuveröffentlichen, d.H. alle heute noch verfügbaren Matrizennummern, auch wenn sie gar nicht veröffentlicht wurden (wie Naxos da herankommt ist mir schleierhaft.) hatte ich bisher 4 CDs, also 4 Stunden Caruso
    Das ist genug, dachte ich - - jedenfalls bis gestern. :D


    Da hab ich dann 2 Stück dazugekauft, unter anderem die Nr 1, welche jene 10 Aufnahmen vom 11. April 1902 enthält, die im Grand Hotel Milano für Fred Gaisbergs Gesellschaft gemacht wurden, lediglich mit Klavierbegleitung. Orchesteraufnahgmen folgten erst später, herkömmliche Orchester konnten nicht aufgenommen werden, die Streicher waren zu leise. Erst die Einführung von Strohgeigen behob dieses Manko.



    Ich kannte die Aufnahmen von früher:
    Meine Erinnerung war: Hände weg, der Klang ist schrecklich, das Klavier ist kaum zu erkennen, vor lauter Rauschen hört man fast gar nichts, Zudem patzt Caruso wie ein Schuljunge.


    Dies Aufnahme, so meinte ich, braucht man nicht zu kaufen, so ziemlich aller "Ohrwürmer dieser Aufnahmesitzung hat Caruso zu einem späteren Zeitpunkt besser eingespielt.


    Umso interessanter war, nach fast 30 Jahren, zu überprüfen, was von meinem damaligen Urteil Bestand hatte und was nicht:



    Gleich zu Beginn fiel mir auf, daß hier ein sehr junger Caruso sang, schlanker als gewohnt und etwas heller. Das Klavier war auf der neuen überspielung zumindest eindeutig als solches zu erkennen, und ließ erahnen wie realistisch oder verfärbt die Stimme sein möge.



    Mein zweites Verdikt hatte jedoch Bestand:
    Unbeholfen und voll Patzer hört man den "Grössten Sänger aller Zeiten"


    Im ersten Track muß sich der Sänger zwischen den Strophen räusperen, auf einem anderen Track setzt er zufrüh ein, etc manchmal bedient er sich des Falsettierens.


    Man möchte gerne glauben, wenn in einer Lebensbeschreibung Carusos steht, er habe zu Anfang seiner Karierre an verschiedenen italienischen Opernhäusern gesungen, allerdings ohne nennenswerten Erfolg.......


    Desungeachtet möchte ich die Aufnahme nicht missen, ist sie doch ein Zeitdokument ersten Ranges.


    Und das in vielerlei Hinsicht. Man hört den Standard damaliger Gesangskunst, und was alles toleriert wurde.
    Aber man hört auch den Unterschied im Repertoire:
    Massenet, Boito, Mascagni, Giordano, Ponchielli, Leoncavallo, all das gehörte zum ständigen Repertoire der Opernbühnen des beginnenden 20. Jahrhunderts.


    Carusos "goldene Zeit" war jedoch noch nicht angebrochen....



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • nun ein kleiner beitrag zur aufnahmetechnik


    meines wissens gibt es seit 1 bis 2 jahren die möglichkeit uralt medien optisch auszulesen. also die platte wird abgespielt während anstatt einer nadel eine kamera die genaue rillencharakteristik aufnimmt. im computer wird aus den bildern eine virtuelle, digitale kopie erstellt und dann mittels spezieller software abgetastet. das ergebnis soll verblüffend gut und wirklich exakt sein.
    es ist allerdings wohl nur etwas langwierig und teuer... es haben außerdem andere wichtige platten vorrang. warum das mit caruso noch nicht gemacht wurde: kA.

  • Hallo!!!


    Möchte mich auch mal zu Enrico Caruso äussern!!


    Zuerst einmal: Ich liebe alte Aufnahmen. Von Caruso besitze ich nur wenige Arien, aber ich trau mir doch zu ihn zu beurteilen, wenn nicht schwärme ich halt nur von ihm :D:jubel::jubel: :jubel:


    Seine Stimme hat für mich zu Beginn den Eindruck gemacht, "zerbrechlich" zu sein. Ich will damit sagen, sie ist wie eine Saite, die man spannt und irgendwann zerreist sie. Aber Carusos Stimme "zerreisst" halt nicht. Er hat keine Probleme in den hohen Lagen, er ist so einer der höchsten, die ich kenne. (Björling, Kiepura, auch nicht von schlechten Eltern :D


    Er erreicht eine Höhe mit einer Kraft, die ich selten wo gehört habe.
    Kurzum: Ich liebe diese Stimme.


    Caruso ist ein Phänomen: Er wurde nach seinem frühen Tod zur Legende gemacht, und es ist erstaunlich, welchen Ruhm er noch immer hat und welche Verehrung er noch immer geniesst. Seine Bewunderer werden nicht weniger und dass, obwohl seine Stimme nicht in ihrer vollen Pracht erhalten ist.


    Mfg Joschi

  • Hallo!! :hello:


    Hab zwei Fragen die Caruso betreffen, hoffe irgendwer kann mir weiterhelfen!!


    1. 190? hat es an der Scala eine Auffuehrung von Boitos Mefistofele gegeben, mit Caruso und Schaljapin! Wann war sie genau?? ?( ?( Ich nehme nicht an, dass es davon eine Aufnahme gibt, da ich denke, dass die Aufnahmemoeglickeiten, damals noch nicht gegeben waren! ;( ;(


    2. Ein Bekannter hat mich gefragt, ob Caruso 1910 in der Urauffuehrunf von Puccinis La fanchiulla del West mitgesungen hat! Stimmt das??? Und wer hat damals noch oder statt ihm gesungen??? ?( ?(


    Danke im Voraus


    Joschi

  • Zitat

    2. Ein Bekannter hat mich gefragt, ob Caruso 1910 in der Urauffuehrunf von Puccinis La fanchiulla del West mitgesungen hat! Stimmt das???


    Ja das stimmt. Caruso sang den Dick Johnson, Emmy Desinn die Minnie
    Dirigiert Hat Toscanini
    (New York 1910 )


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Joschi,


    zumindest zur "Fanciulla del West" kann ich Dir eine Antwort geben: Ja, Caruso hat in der Uraufführung am 10.12.1910 an der MET den Dick Johnson gesungen, Emmy Destinn war die Mimi und Pasquale Amato sang den Jack Rance. Dirigiert hat Arturo Toscanini. Hier zwei Bilder:





    Caruso als "Dick Johnson"



    Szenenbild der Uraufführung 1910 an der MET


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Joschi


    Den wunderschönen Bildern von Giselher hab ich natürlich nichts entgegenzusetzen - ausser vielleicht die Beantwortung der 1. Frage:


    Die Aufführung von Boitos Mefistofele an der Mailander Scala mit Caruso und Schaljapin war 1901.


    Livemitschnitte waren damals noch nicht möglich, nicht mal Orchester konnte aufgenommen werden - Siehe meine Einführung über die "Geschichte der Aufnahmetechnik " im Schellackforum


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Die Aufführung von Boitos Mefistofele an der Mailander Scala mit Caruso und Schaljapin war 1901.


    Livemitschnitte waren damals noch nicht möglich, nicht mal Orchester konnte aufgenommen werden - Siehe meine Einführung über die "Geschichte der Aufnahmetechnik " im Schellackforum


    Hallo Alfred,


    ich widerspreche Dir als wirklichem Experten in Sachen "Geschichte der Aufnahmetechnik" nur ungern, aber es gibt aus der Zeit Live-Aufnahmen. Der damalige Bibliothekar der MET, Mr. Mapleson, hat in den Jahren 1900-1904 mit Hilfe eines riesigen selbstgebauten Schalltrichters und eines Phonographen, der auf dem Schnürboden befestigt war, kurze Ausschnitte aus Aufführungen dokumentiert - in sehr variabler Qualität. Manchmal hört man fast nur Rauschen, dann aber wieder kann man (mit perspektivischer Verzerrung) Orchester und Sänger ganz gut vernehmen. Ihre Bedeutung haben diese Zylinder vor allem dadurch, daß die Sänger hier nicht den (u.a. zeitlichen) Zwängen der Aufnahmetechnik unterliegen. Man hört, auf welch hohem Niveau damals nicht nur von Stars, sondern auch von Ensemblemitgliedern gesungen wurde (Meyerbeer- und Gounod-Ausschnitte!). Dokumentiert ist u.a. der legendäre Tenor Jean de Reszke (wenn auch in sehr schlechter Tonqualität), der leider keine Platten hinterlassen hat. Die New York Public Library hat in den 70er Jahren eine Edition der noch vorhandenen Zylinder auf LP herausgebracht, das damals mit herausgegebene umfangreiche Begleitbuch ist auf der folgenden Website der NYPL abrufbar:


    http://digilib.nypl.org/dynaweb/millennium/mapleson (einzelne Aufnahmen sind als MP3s verfügbar)


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Lieber Giselher,


    Jederzeit kannst Du mir widersprechen, wenn Du besser informiert bist als ich - und diese Aufnahmen sind ja eine wirkliche Rarität !!
    Wenn man bedenkt, daß in Studions üblicherweise tatsächlich kein Orchester Aufgenommen wurde, später nur mit Strohgeigen !!!


    Wir hören hier Wachszylinder, die es egentlich nicht, gab, nicht geben dürfte durch die Eigeninitiative einer engagierten "Privatperson"


    Die Qualität ist tatsächlich unterschiedlich, aber dennoch:


    Trotz all des Rauschens klingt es im Hintergrund "natürlich" wir haben ein Fenster in die Vergangenheit. Die Aufnahme, ich hab einiges angehört, stammen etwa von 1900 - 1903



    Hifi Freaks- Finger weg


    Hitorisch interssierte : Reinhören- solange solche Seiten noch am Netz
    sind - Allzuvieles ist schon wieder verschwunden....



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    erfreulicherweise gibt es nicht nur diese wenigen Beispiele im Internet, sondern die gesamte Edition auf CD-ROM. Ich weiß zwar, daß Du Links auf andere, insbesondere kommerzielle Seiten nicht gern duldest, aber dieser Hinweis sollte erlaubt sein, da die CD-ROM im "normalen" Handel nicht erhältlich ist. Die "Audio Encyclopedia" des amerikanischen Opernfanatikers Mike Richter, innerhalb der die CD-ROM mit den "Mapleson Cylinders" erschienen ist, gibt es sehr preiswert u.a. beim Versender "House of Opera" unter diesem Link: http://store.operapassion.com/opera-on-cd-rom.html


    Wer sich über die genauen Inhalte der "Audio Encyclopedia" informieren möchte, klickt hier:


    http://www.mrichter.com/ae/ae.htm



    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von DonBasilio
    Er hat keine Probleme in den hohen Lagen, er ist so einer der höchsten, die ich kenne. (Björling, Kiepura, auch nicht von schlechten Eltern :D


    Hi,


    ich befasse mich auch grad mit Caruso, schaffe so nach und nach die Naxos-Edition an und wage leicht Einspruch dagegen zu erheben, dass Caruso in den hohen Lagen keine Probleme hatte. Neben seinen vielen Tugenden dürfte die Höhe nicht seine Domäne gewesen sein. Überliefert ist, dass er sich das C erst mühsam "on Stage" erarbeiten mußte, es nie sicher saß und gegen Ende seiner Karriere auch nicht mehr erreichbar war. Auf Aufnahmen kann die Höhe natürlich manchmal auch schwer zu beurteilen sein, da man nicht genau weiß, ob transponiert wurde, wegen der stark schwankenden Umdrehungszahl bei den Aufnahmen ist das manchmal schlicht nicht feststellbar.


    Insofern ist aber der Vergleich mit Björling, der mühelos, ohne aufsteigende Kantilene das "Des" direkt attackieren konnte, unglücklich. Kipura kenne ich noch nicht. :)


    Gruß
    Sascha

  • Hallo Sascha,


    Du hast mit Deiner Einschätzung vollkommen recht.


    Caruso hatte in der extremen Höhe zeitlebens Probleme,


    was seiner Einmaligkeit und Großartigkeit aber keinen


    Abbruch tut.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Sascha,
    lieber Herbert,


    ich kann das nur bestätigen.


    Als glücklicher Besitzer der NAXOS Caruso-Edition (beim Erscheinen der einzelnen Folgen mitgesammelt) ergab sich bei mir folgender Höreindruck:


    die ersten Aufnahmen von 1902 zeigen eine sehr helle, noch stellenweise unsichere Stimme - das Celeste Aida Abschluss-B wird mit einem sehr unglücklich klingenden Falsett bewältigt.


    Dass er selber damit nicht zufrieden war, zeigt der Umstand, dass er in der nächsten Version dieser Arie das letzte hohe B einfach weggelassen hat.


    Dazu passen auch überlieferte Äußerungen, dass er am Anfang auch Probleme mit wegbrechenden As hatte, was für einen Tenor schon bedenklich ist.


    Dann "setzte" sich die Stimme etwas, und ca. 1906 hat er ein wunderschönes voix mixte C in der Faust-Arie.


    Danach setzt sich eine Tendenz zur Eindunklung der Stimme fort, nach 1908 gibt es meines Wissens keine extremen Höhen mehr in den Aufnahmen.


    Die Jahre 1911-1913 zeigen ihn in eher rauher, strapaziert klingender Stimme. Danach entwickeln sich dann die machtvollen Orgeltöne, für die er bis heute so berühmt ist.


    Aber entspannt oder gar genießerisch klingen eigentlich die wenigsten seiner Töne von A an aufwärts.


    Caruso ist wirklich ein Musterbeispiel dafür, dass Spitzentöne nicht alles sind. Für mich kann ich nur sagen: ich habe alle NAXOS-CDs, ich habe die RCA-Version mit neuem Orchester (gar nicht so schlecht!!!), und sobald es einen neuen Versuch zur Überspielung mit irgendwelchen neuen Methoden gibt werde ich sofort wieder zuschlagen.


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Gutenabend


    Ich möchte die Gelegenheit nutzen allen zu Danken die sich dem Andenken
    von Enrico Caruso verpflichtet fühlen.
    es wird schwierig sein die Antwort auf die Bühnenarbeitsweise Carusos zu
    geben da es von Faktoren abhängig war die mit der Heutigen Bühnensituation
    nicht einfach zu vergleichen sind


    Wenn die "Höhe" des Sängers auf das C begrenzt wird wird man den Spitzentönen Carusos nicht gerecht. Ich denke seine B farbe ist auch heute
    nur schwer zu toppen


    liebe Grüsse arno

  • Lieber Arno,


    Deinem Hinweis folgend habe ich auf "www.pianocaruso.de in die Audioauszüge hineingehört. Gewöhnungsbedürftig ist der Umstand, dass Reste des Orchesters geblieben sind - aber ich verstehe natürlich, dass nicht mit einem ganzen Orchester gearbeitet werden konnte, denn ihr seid ja nicht SonyBMG oder wem auch immer RCA gerade gehört...


    Ich würde gerne noch ein paar technische Details darüber erfahren, wie ihr die Obertöne rekonstruiert habt. Habt ihr à la Pristine Audio (Andrew Rose) mit Har-Bal gearbeitet oder wurden die höheren Frequenzen mit dem Computer hinzugerechnet?


    Wie auch immer, das Ergebnis lässt sich hören, ganz sicher im Vergleich zur RCA-Edition mit Orchester, wo die Stimme leider deutlich farbärmer reproduziert wurde als in der Naxos-Edition. Im Vergleich mit RCA, aber auch mit Naxos konnte euer Verfahren die Natürlichkeit des Stimmklangs und die Präsenz der Stimme nochmals bedeutend steigern.


    Ich werde mir bei Gelegenheit die CD besorgen, damit ich mir ein genaueres Bild machen kann, denn die Audiobeispiele auf der Website sind ja komprimiert - wenn die CD hält was die Beispiele versprechen, dann stehen Liebhabern alter Sänger paradiesische Zeiten bevor!


    Besten Dank und herzliche Grüße,
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Lieber Flo,


    Du kannst die CD direkt von uns beziehen oder über die angegebene Händlerseite gehen.


    Deine Fragen sind schnell beantwortet. Die Obertöne wurden über einen Oszillographen ermittelt, anhand einer Spektralanalyse. Es wurde zur Aufrechnung der Obertöne kein Computer und auch keine Computerprogramm verwendet. Meine Erfahrungen als Klavierstimmer haben mir dabei sehr geholfen. Du findest wichtige Informationen im Booklet, welches auch auf der Webseite ansehbar ist.


    Die belassenen Orchesterschnipsel stammen aus dem Original-Material der Schellackplatte. Wir haben ganz bewußt den Flügel als Begleitinstrument gewählt, da es uns darum ging, die frühen Klavieraufnahmen durch eine simultane Klavierbegleitung zu ersetzen.


    Beste Grüße


    Arno

  • Im Rahmen des Mitgliederinterviews, das ich mit allen Neuanmeldungen führe kam ich in diresem Zusammenhang auch auf Arno Farinetti-Caruso CD zu sprechen. Ich hatte einige Einwände, welche sich aber im nachhinein als temporärer Fehler meiner Hardware herausstellte.


    Nun im Besitz eines freundlicherweise zur Verfügung gestellten Rezensionsexemplares kann ich über die CD schreiben - es war vereinbart, daß ich keine Gefäligkeitsrezension schreibe.


    Allerdings ist mein persönlicher Eindruck sehr positiv - somit ist alles ganz leicht.


    Wenn ich im folgenden die Tonqualität der Überspielung und Restauration lobe, so setzte ich voraus, daß der Leser die Grenzen der Aufnahmetechnik der zehner Jahre des 20. Jahrhunderts kennt. Die Aufnahmen wurden damals noch ohne Mikrophon gemacht - es wurde in einen Trichter gesungen, bzw gebrüllt.


    Da solche Aufnahmen in der Regel höllisch rauschen werden sie üblicherweise stark in den Höhen beschnitten, was zu starken Einschränkungen der Klangfarbentreue führt - Stimmen sind schwer erkennbar.


    In der vorhandenen Überspielung ist es IMO wirklich geglückt die Höhen einigermaßen naturnah zu rekonstruieren, das Nadelgeräusch ist dennoch im vertretbaren Bereich


    Das Durchklingen von Orchesterstellen auf die Neuüberspielung wird sicher individuell verschieden empfunden - Mich persönlich stört es nicht.
    Wer schon einmal zu Tode gefilterte Caruso-Aufnahmen gehört hat - weiß was ich an dieser Edition schätze.


    Nun zur (sicher nicht umunstrittenen) Technik des Ersetzens der ursprünglichen Begleitung:


    Nicht nur Die Edition Caruso 2000, sondern auch die tschechische Supraphon bedienten sich (schon um 1965) dieses Kunstkniffs, der deshalb möglich ist, weil damals die Orchester aus technischen Gründen relativ leise zur Stimme aufgenommen wurden.


    Bei der vorliegenden Edition entschied man sich jedoch für Klavierbegleitung. Was im ersten Augenblick nach Einsparung klingt ist in Wahrheit jedoch sehr reizvoll - Allein der Klavierpart - IMO sehr stilgetreu gestaltet - macht den Kauf der Cd lohnenswert. -Einige Klavierstücke sind solo - also ohne Carusos Stimme. Die CD ist aus meiner Sicht ein Stimmungsbild des frühen 20. Jahrhunderts, was auch aus der Auswahl des Programms hervorgeht, Tosti-Lieder, O sole Mio und "Santa Lucia" bilden den Schwerpunkt, also keine Verdi Arien.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Liebe Taminos,


    daß Caruso eine der phonogensten Stimmenb besaß und seine Aufnahmen auch ohne heutige Methoden der Aufbereitung zu den hervorragend hörbaren der frühen Schellackzeit zählen, ist Allgemeinplatz, deshalb aber nicht weniger erstaunlich.
    Faszinosum dieser Stimme ist aus meiner Sicht die schlicht einmalige Beherrschung eines Klangs, der häufig unter Zuhilfenahme großen Drucks gebildet ist, dabei aber seine Schönheit nicht einbüßt. Die Höhe (die für ihn zu keiner Zeit leicht war) litt unter dieser Technik hörbar; was noch 1902 unter Zuhilfenahme des Falsetts gebildet wurde, klingt in den Aufnahmen um 1906 bereits gedeckt und klug verblendet. Dann aber werden die höheren Lagen immer gepreßter, ein Phänomen, das bei Placido Domingo ähnlich zu beobachten ist, wenn auch nicht so meisterhaft kaschiert wie bei Caruso. Der espressivo-Gesang hat dieser sich nah am orphischen Ideal bewegenden Stimme nicht nachhaltig gut getan, dem Hörer aber Erlebnisse geschenkt, die außergewöhnlich sind und bleiben werden.


    Meine Lieblingsaufnahme: Macduffs Arie


    LG,


    Christian

  • Lieber Christian,


    ich bin nicht ganz Deiner Meinung. Dass die Höhe Carusos in den späten Aufnahmen gepreßt klingt, ist kein stimmliches Problem Carusos, sondern in erster Linie ein aufnahmetechnisches. Durch Verwendung verschiedener Wachsmaritzen war es möglich, die Mittellage und den Atem Carusos hörbar zu machen. Jedoch führen die Schärfen im 3500 hz-Bereich dazu, dass die Stimme gepresst erscheint. Vielleicht machst Du Dir die Mühe und hörst Dir mal die CD "Farinetti meets Caruso" an. Ich wäre auf ein Echo von Dir sehr gespannt.


    Mit freundlichen Grüßen


    Arno

  • Zitat

    Original von Enrico Caruso Agentur
    Jedoch führen die Schärfen im 3500 hz-Bereich dazu, dass die Stimme gepresst erscheint.


    Hmmm, dann sollt' ich vielleicht mal einen Track aus der Naxos-Edition durch Har-Bal jagen und diesen Frequenzbereich gezielt zähmen.


    Sollte ich Zeit finden werde ich Bericht erstatten - vielen Dank für diesen Hinweis!


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Hallo Flo,


    schön wieder von Dir zu hören. Hast Du die "Farinetti meets Caruso"-CD irgendwo - außer bei uns - gefunden? Ich weiß ja nicht, was Ha-Bal wirklich kann, aber ohne zu wissen wie Schellack-Aufnahmen physikalisch funktionieren, wird das Brechen der Frequenzspitzen Dir nicht weiterhelfen. Vielleicht solltest Du einen Besuch in Hittenkirchen ins Auge fassen und etwas für den großen Caruso tun.


    MfG
    Arno

  • Lieber Arno,


    Hittenkirchen beginnt langsam aber sicher eine stetig steigende Anziehungskraft auszuüben...


    Har-Bal ist einfach ein Analyse- und Equalizer-Programm, mit dem man Aufnahmen auf den Halbton genau analysieren und equalisieren kann. Details zur Anwendung auf historische Aufnahmen findest du bei "www.pristineclassical.com, der Website von Andrew Rose der u.a. mit diesem Programm fantastische Resultate erzielt.


    Ganz grob ist der "Trick" der, eine moderne (natürlich klingende) Aufnahme eines bestimmten Werks zu analysieren und dann die alte Aufnahme dieser Frequenzkurve anzupassen. Im Ergebnis sind die typischen Verfärbungen (hohler, blecherner, schriller... Klang) dann wie weggeblasen.


    Natürlich wird dann auch das Nebengeräusch prominenter, aber bei pristine können sie das sehr virtuos um die Musik herum herausfiltern...


    Eine Primitivanwendung von mir (der keine Ahnung von den ganzen physikalischen Dingen hat) findest Du hier im Forum, wenn Du die V. Tschaikowsky unter Alexander Kitschin suchst, ich habe einen download-Link eingestellt.


    Eure CD habe ich mir noch nicht gekauft - ich kaufe schon seit Monaten gar keine CDs mehr und höre auch kaum noch was, aber sobald sich das mal wieder ändert ist Deine CD ganz oben auf der Liste.


    Und wie gesagt, sobald ich dazu komme experimentiere ich mal ein wenig und lasse Dich natürlich gerne teilhaben am Resultat.


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Lieber Flo
    Schön das wir in vielenDingen die gleiche Experimentierfreudigkeit haben
    Da Du aus München Kommst wäre ein Telefongespräch sicher sehr gut
    meine nummer 08051 9630060


    wir haben zum 135 Geburtstag im Februar ein Konzert geplant
    den Maestro zu feiern für gute Ratschläge sind wir sehr offen


    Bishttp://www.tamino-klassikforum.at/images/smilies/knee.gif
    Jubel bald Arno

  • Lieber Arno,


    bitte entschuldige die späte Antwort. Ich werde mir bei Gelegenheit Euer Werk zu Gemüte führen und Dir gern über meine Eindrücke berichten.


    Aber: Gehst Du tatsächlich davon aus, Caruso habe zum Ende seines Lebens hin keinerlei Schwierigkeiten mit der Vollhöhe gehabt? Technische Verfahren hin und her, es existieren doch Ohrenzeugenberichte, die auch die vokalen Schwierigkeiten des Ausnahmetenors ansprechen. Nach meiner Erinnerung war es etwa Giacomo Lauri-Volpi, der dieses Problem erörtert hat.
    Sollte der Befund also wirklich allein auf unseren Hörgewohnheiten und der mangelhaften Aufnahmetechnik gelegen haben?


    LG,


    Christian

  • Lieber Christian,


    es ist unbestritten, dass Caruso Schwierigkeiten mit der Höhe hatte, genau wie alle baritonalen Tenöre auch. Jedoch kannst Du davon ausgehen, dass sich Caruso gerade in den späten Aufnahmen der Schallplatte wohl präpariert hat. Dazu sind die Berichte der Tonmeister und auch die Berichte von Gatti richtungsweisend. Außerdem konnte Caruso zwischen den Takes alle Pausen machen, die er für notwendig hielt, weil im Gegensatz zu heute kein Zeit- oder Termindruck bei Plattenaufnahmen bestand. Darüberhinaus hat Caruso die Schallplattenaufnahmen, die ihm nicht gefallen haben, erst gar nicht zur Pressung zu gelassen. Du kannst davon ausgehen, dass von den uns erhaltenen Aufnahmen mindestens 30 Probeaufnahmen existieren. Das beschreibt auch der Bericht, der zur Aufnahme des Coius Animan gegeben wird. Der Trompeter hat sich blutige Lippen geblasen nach der 52sten Aufnahme - weshalb ihm Caruso eine goldene Krawattennadel schenkte.


    MfG
    Arno

  • Lieber Arno,


    daß Caruso tatsächlich keine verpatzten Takes akzeptiert und hinterlassen hat, glaube ich sofort. Viele wird er auch nicht produziert haben. Es ging mir auch nicht um unschöne, verhauene Töne, sondern um eine Stimmproduktion unter Hochdruck, die ja den expressiven Reiz Carusos mit ausmacht, auf der anderen Seite eben eine nicht mehr leicht gebildete Höhe zur Folge hat.


    Wie auch immer, ich werde mir "Farinetti-Caruso" bald einmal anhören; dann haben wir eine gemeinsame Referenz.


    LG,



    Christian

  • Lieber Christian


    Neues in Sachen Caruso
    Wir planen eine Geburtstagsparty ab Februar 2008 vieleicht hat Tamino
    auch einige Ideen dazu
    gestern war ein bericht übers Adlon Berlin es Gab auch einige Geschitchten über den Maestro.


    Mein Anliegen ist es das diese Sängergeneration ins Gedächtnis der Menschen
    zurückkehrt.


    Für Sänger und Intendanten der Jetztzeit könnte das sicher nützlich und
    gut sein.


    Die Faszination Carusos besteht aber auch darin das er nicht festlegbar ist
    so hat er in den späten Jahren an der Met durch seine Leichtigkeit im
    Liebestrank und besonders in frazöschen Opern überrascht.


    Ich danke dir und dem Team für alle Hilfe und Reaktionen.


    :]
    Freude
    Grüße aus Hittenkirchen


    Arno

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