Früh verstorbene Komponisten

  • Hallo Forianer,


    ein Threadthema, das mich schon seit längerer Zeit beschäftigt und nun im relativ neu eröffneten Thread 'Können Komponisten der "zweiten Garnitur" erstklassige Werke komponieren?' aufkam:


    Hier soll es um Komponisten gehen, denen es aufgrund ihres frühen Ablebens nicht vergönnt war, ein umfangreicheres Oeuvre zu hinterlassen und dadurch bedingt, dauerhaft von einem breiten Publikum als bekannte oder "bedeutende" Tonschöpfer wahrgenommen zu werden. Komponisten, die aber durchaus in der Lage waren, in ihren jungen Jahren, Stücke zu schaffen, die große - oder gar "geniale" - Momente in sich tragen und bereits eine ganz eigene und unverwechselbare Tonsprache erkennen lassen.
    Dabei können wir die Definition des Begriffes 'zu früh verstorben' gerne variabel handhaben. (Ich dachte in etwa an ein Alter von 30 oder 35 Jahren.)


    Schön fände ich eine kurze Vorstellung des jeweiligen Euch ans Herz gewachsenen Komponisten, d. h. ein paar Worte zu Leben (Lebensdaten und Ursache des frühen Todes) und Oeuvre sowie Hinweise zu wichtigen Einspielungen der Werke.


    Hier einige Beispiele vorab:


    Juan Arriaga y Balzola (1806-1826) - (19)
    Guillaume Lekeu (1870-1894) - (24)
    Julius Reubke (1834-1858) - (24)
    Lili Boulanger (1893-1918) - (24)
    Gideon Klein (1919-1945) - (25)
    Hans Rott (1858-1884) - (25)
    Rudi Stephan (1887-1915) - (28)
    Mieczyslaw Karlowicz (1876-1909) - (32)
    Hermann Goetz (1840-1876) - (35)


    Dem belgischen Komponisten und César Franck-Schüler Guillaume Lekeu möchte ich in den nächsten Tagen gerne einen Beitrag widmen.


    Herzliche Grüße
    Johannes

  • Hallo,


    Ein wirklich interessantes Thema!


    Abgesehen von Schubert und Chopin, denen ja auch nich gerade ein Methusalem-Alter gesegnet wurden, möchte ich auf Giovanni Battista Pergolesi verweisen (1710-1736). Er hat ca. 5 Jahre seines Lebens gewirkt und darin wunderbare, und teils auch wichtige Werke der Musikgeschichte komponiert. Ich denke da z.B. an die Oper "La serva Pedrona", die als Pausenfüller komponiert wurde und als eine frühe Form der Opera buffa gilt.


    Ein weiters wunderbares Werk ist das bekannte Stabat Mater. Wirklich ein Genuss und ein unglaublich melancholisches Werk. Wie viele andere Komponisten starb Pergolesi an Tuberkulose. - Ein wahrer Verlust für die Musikwelt. Ich besitze die Naxos-Aufnahme (wie so oft... :pfeif:) mit dem Kölner Kammerorchester unter Helmut Müller-Brühl und dem Sopranisten Jörg Waschinski sowie dem Altus Michael Chance. Ich mag diese Aufnahme sehr, da ich noch nie einen Sopranisten gehört habe und dieses Stimmfach irgendwie sehr interessant finde. Ich wäre jedoch selbst für andere Empfehlungen dankbar.


    Als zweiten Komponisten soll hier noch Juan Crisóstomo de Arriaga genannt werden. (1806-1826). Auch er verstarb an Tuberkulose. Seine Stretichquartette möchte ich an dieser Stelle wärmstens empfehlen.
    Auch habe ich schonmal eine Ouvertüre von ihm gehört, die mir sehr gefallen hat. Das einige Bühnenwerk, welches er komponierte ist "Erminia"
    ich nehme an, dass es die Ouvertüre zu diesem Werk ist, welche ich meine.


    Viele Grüsse,


    Raphael

  • Hallo,


    Oh, Arriaga hattest du ja schon bei deinen Vorschlägen erwähnt..allerdings mit dem mir nicht so geläufigen Nachnamen Arriaga y Balzola. Tja so kanns gehen.


    Ich weiss, das die Ausführungen zu meinen beiden Komponisten vielleicht etwas knapp ausgefallen sind. Leider bin ich kein grosser Experte. Wer also noch ergänzungen hat, möge diese hier bitte anfügen! :]...


    Viele Grüsse,
    Raphael

  • Die Overture von Arriaga heißt "Los esclavos felice".
    Keine Ahnung, ob sie zu der Oper gehört oder nicht.

    Zitat

    Wer also noch ergänzungen hat, möge diese hier bitte anfügen! ...


    Schon geschehen :D
    LG,
    Michael

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  • Norbert Burgmüller (1810 - 1836) 26


    Freund Mendelssohns, von Schumann mit fast ebenso begeisterten Worten empfohlen wie J. Brahms.

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Hallo Raphael,


    Zitat

    Original von raphaell
    Oh, Arriaga hattest du ja schon bei deinen Vorschlägen erwähnt ...


    vielen Dank für Deinen wunderschönen Beitrag! Genau so ist der Thread gemeint. Meine beliebige Komponistenaufzählung war ja lediglich als Nennung von Beispielen für weitere mögliche Beiträge gedacht.
    Und, kein Problem, was die Kürze angeht. Ich finde, Du hast in Deinen Ausführungen bereits gute und wichtige Eckdaten zu Pergolesi genannt. Und wie Michaels Beitrag zeigt, werden die Ergänzungen mit der Zeit schon noch eintrudeln. :D


    :hello:
    Johannes

  • Zitat

    Original von Amateur
    Norbert Burgmüller (1810 - 1836) 26


    Da fällt mir ein, dass ich seine Symphonie habe (aber jahrelang nicht mehr gehört) - ein interessantes Werk; hätte ich doch nur mehr Zeit... :rolleyes:



    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Thomas Linley jr, der englische Mozart (1756-1778 ), also 22 Jahre alt wurde er.
    Er begegnete Mozart in 1770, und die beiden waren sehr befreundet.
    Er ertrank waehrend einer Bootsfahrt, als ein ploetzlicher Sturm das Boot kenterte.


    LG, Paul

  • Hallo!


    Mir fällt als erstes Pergolesi ein, der in seinem kurzem Schaffen so unglaublich schöne Musik hinterlassen hat, dass es mir um ihn am meisten leidtut.
    Bellini wurde auch nur 34, auch ewig schade!


    LG joschi

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  • Guten Morgen


    der Husumer Stadtorganist Nikolaus Bruhns (1665 - 1697) wurde ebenfalls nur 32 Jahre alt. J.S. Bach hat nach Aussagen seines Sohnes C.P.E. Bach Bruhns "geliebt und studirt". Bruhns komponierte u.a. Orgelwerke und Kantaten.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Bernhard
    Guten Morgen
    Bruhns komponierte u.a. Orgelwerke und Kantaten.


    Das Orgelwerk von Bruhn ist mehrfach eingespielt (z.B. Naxos), von den Kantaten gibts weniger Aufnahmen.
    Hervorragend:



    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag

    Zitat

    Original von Bernhard


    Das Orgelwerk von Bruhn ist mehrfach eingespielt



    Diese hervorragende Orgeleinspielung von N. Bruhns



    möchte ich noch erwähnen, Italiener spielen "Norddeutschen Orgelbarock" ! :jubel: :jubel:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo,


    den "Orpheus britannicus" Henry Purcell ereilte der Sensenmann auch schon mit Mitte Dreißig.


    Was für ein Jammer angesichts solcher Werke wie Dido & Aeneas, King Arthur, diversen Oden wie beispielsweise die beiden Cäcilienoden (Hail! Bright Cecilia! & Welcome to all the Pleasures) oder die Funeral Music for Queen Mary und vielem anderen mehr. ;( ;( ;(



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Guten Taq


    Zitat

    Original von salisburgensis


    den "Orpheus britannicus" Henry Purcell ereilte der Sensenmann auch schon mit Mitte Dreißig.


    Wahrheit oder Legende; hatte ihn sein (böses) Eheweib nachts nicht ins Haus gelassen, weil er (wieder) betrunken war und er dann an einer Lungenentzündung verschied ?( ?(


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Ebenfalls viel zu früh verstorben:


    Vasily Sergeyevich Kalinnikov (1866 - 1901) 35


    Immerhin hat er zwei sehr interessante Symphonien hinterlassen:


    Symphonie Nr. 1 g-moll
    Symphonie Nr. 2 A-Dur


    Von beiden Werken gibt es es eine sehr schöne Aufnahme mit dem Royal Scottish National Orchestra unter Neeme Järvi!

  • Weiter zu erwähnen:


    Hugo Distler (* 24. Juni 1908 in Nürnberg; † 1. November 1942 in Berlin), durch Freitod


    George Sainton Kaye Butterworth (* 12. Juli 1885 in London; † 5. August 1916 bei Pozières, Somme), gefallen wie Rudi Stephan


    Ernest Bristow Farrar (* 7. Juli 1885 in Lewisham; † 18. September 1918 bei Epéhy Ronssoy), gefallen


    Peter Warlock, ein Pseudonym für Philip Arnold Heseltine (* 30. Oktober 1894 in London; † 17. Dezember 1930 ebd.), Gasvergiftung, Unfall oder Freitod


    Jehan-Ariste Alain (* 3. Februar 1911 in Saint-Germain-en-Laye; † 20. Juni 1940 in Petit-Puy), gefallen



    Nicht ganz so jung, aber er lebte die letzten 15 Jahre seines Lebens in Anstalten für Geisteskranke und komponierte kaum noch
    Ivor Bertie Gurney (* 28. August 1890 in Gloucester; † 26. Dezember 1937 in Dartford, Kent) , gestorben vermutlich an Tbc

  • Rudi Stephan


    Geburtstag: 29. Juli 1887 in Worms, Deutschland
    Todestag: 29. September 1915 bei Tarnopol, Ostgalizien



    Musik für Orchester in 1 Satz (1910)
    Musik für Geige und Orchester (1911)
    Musik für Orchester in 1 Satz (1912)


  • Hier noch eine: "s" :D


    Zu Arriaga gibts vernünftiger Weise einen eigenen Thread:


    Juan Crisóstomo de Arriaga


    Interessant wäre auch noch ein Thread über [zu] spät gestorbene Komponisten... :stumm:


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • PDQ Bach 1807-1742

    Zitat

    Interessant wäre auch noch ein Thread über [zu] spät gestorbene Komponisten



    Sowas in der Art?
    :hello:
    Michael


    Zitat

    Hier noch eine: "s"


    Jetzt raff ich das erst.........
    GEMEIN! :hahahaha: :hahahaha:


    Die Overture ist, das habe ich jetzt auch nachgeschl-googelt das einzige, was von der Oper übrig geblieben ist.

  • Zitat

    Original von Ulli
    Interessant wäre auch noch ein Thread über [zu] spät gestorbene Komponisten... :stumm:


    Glenn Gould ist hier kein Mitglied oder? Der wüßte dazu was :stumm:
    Channelt jemand mit ihm zufällig?

  • Die Brüder Raimund Leopold Mozart [1783-1783] und Johann Thomas Leopold Mozart [1786-1786] haben es nicht einmal geschafft, eine Note zu Papier zu bringen... sowie auch die beiden älteren Brüder Johann Leopold Joachim Mozart [1748-1749] und Johann Karl Amadeus Mozart [1752-1753].


    Von einem angeblich im Jahre 1756 geborenen Wunderkind, das bereits mit 6 Jahren Sinfonien und kurz danach abendfüllende Opern komponiert haben soll weiß wohl nur Blackadder zu berichten.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Hallo,
    ein paar Bemerkungen dazu: Burgmüller kenne ich schon länger. Seine Zweite Sinfonie (in D-Dur), die Burgmüller leider nicht vollenden konnte (das Scherzo wurde von Robert Schumann zu Ende orchestriert, vom Finale existiert nur ein kurzes Fragment - Burgmüller ist übrigens ertrunken, als er bei einem Kuraufenthalt in Aachen ein Bad nahm und einen epileptischen Anfall erlitt), gilt als noch bemerkenswerter als die Erste. Ich habe die Zweite in folgender Aufnahme:



    MDG, das Wuppertaler SO spielt unter Gernot Schmalfuß. Die erste habe ich noch nicht auf CD, kenne sie aber: es gab mal auf NDR3 (damals, als dieser Sender noch nicht NDR Kultur hieß, wurden dort wirklich schöne, interessante und anspruchsvolle Sachen gesendet, heute ist das Programm eher eine Katastrophe, zumindest, als ich zuletzt hereingehört habe) eine fünftägige Sendereihe zu Burgmüller, in der eigentlich (fast?) sein gesamtes Oeuvre gespielt wurde. Ich habe mir die Sendungen damals auf Kasette aufgenommen, nach einem kurzer Blick in mein Rundfunkarchiv fand diese Sendereihe im Februar 2000 anlässlich Burgmüllers 190. Geburtstag statt. Ehrlich gesagt müsste ich mich erst wieder ein bisschen näher mit Burgmüllers Musik beschäftigen, um hier ein kompetentes Urteil abgeben zu können. Die CD, die Stefan erwähnt, kaufe ich mir jedenfalls mit Sicherheit bei Gelegenheit. Der Name Hugo Staehle ist mir auch nicht unbekannt, habe ein Klavierquartett von ihm auf CD.


    Oben wurde aber auch der russische Komponist Wassili Kalinnikow erwähnt. Zu ihm kann ich ein paar Worte verlieren, denn ich kenne seine Musik ganz gut. Kalinnikow kam am 13. Januar 1866 (gemäß gregorianischem Kalender) in Woiny (Oblast Orjol) als Sohn eines Polizeibeamten zur Welt. Seine Familie war nicht eben mit Geld gesegnet, Kalinnikow begann 1884 ein Studium am Moskauer Konservatorium, das er aber wegen Geldmangels abbrechen musste. Ab 1885 konnte er dank eines Stipendiums an der Schule der Moskauer Philharmonischen Gesellschaft aufnehmen. Er betätigte sich als Notenkopist und Aushilfsmusiker in diversen Orchestern. Pjotr Tschaikowski vermittelte ihm 1892 einen Posten als Dirigent am Kleinen Theater in Moskau (in Kalinnikows Schaffen finden sich auch einige Werke, die als Bühnenmusik für dieses Theater gedacht sind, neben den beiden kurzen Intermezzi vor allem die Musik zu Alexei Tolstois Zar Boris). Wohl wegen Arbeitsüberlastung, schlechter Lebensumstände etc. zog sich Kalinnikow eine Rippenfellentzündung und erkrankte schließlich an Tuberkulose. Seine letzten Jahre sind durch diese Krankheit geprägt, die beiden Sinfonien schuf ein schwer kranker Mann. Kalinnikow zog nach Jalta auf der Krim-Halbinsel, wo er sich durch das angenehmere Klima Linderung seiner Krankheit erhoffte, genutzt hat es nicht viel, zwei Tage vor seinem 35. Geburtstag, am 11. Januar 1901, starb Kalinnikow in Jalta. Gegen Ende seines Lebens setzte sich Rachmaninow für ihn ein, wodurch seine stets prekäre finanzielle Situation etwas entschärft wurde (er fand einen Verleger, Jurgenson).


    Zur Tonsprache Kalinnikows: oft wird behauptet, seine Musik stelle eine Art Mischung aus Charakteristika Tschaikowskis und Borodins dar. Das ist nicht ganz falsch. Zunächst muss festgehalten werden, dass seine in den 1890er Jahren komponierten Werke schon für die damalige Zeit ziemlich konservativ sind. Eine große Rolle spielt das russische Volkslied, fast jedes Thema klingt entschieden folkloristisch, ein Nationalromantiker eben. Die Orchestration ist immer sehr farbig und wohltönend. Seine mehrsätzigen Werke sind allesamt zyklisch angelegt, schon in der frühen Orchestersuite h-moll (die interessanterweise in B-Dur endet) werden im Finale die Themen früherer Sätze rekapituliert. Dieses Verfahren wendet er auch in den beiden Sinfonien an sowie in der Schauspielmusik zu Zar Boris (de facto eine fünfsätzige Orchestersuite). Besonders überzeugend finde ich dies in der Zweiten Sinfonie gelöst. Das Hauptthema des Finales klingt z.B. erstmalig als Gegenstimme im Trio des Scherzos an, und die langsame Einleitung des ersten Satzes wird am Ende der Sinfonie majestätisch wieder aufgegriffen und mit der Thematik des Finales verknüft. Schön sind auch seine Tondichtungen, etwa "Die Zeder und die Palme" nach einem Gedicht von Heinrich Heine, ein Werk, das besonders auf den Kontrast der kalten, "nordischen" Außenteile und dem warmen, fließenden Mittelteil (der "Süden") abzielt. Allgemein fällt der grundsätzlich helle, optimistische Tonfall von Kalinnikows Musik auf, schon erstaunlich angesichts seiner Lebensumstände. Viel ist derzeit nicht zu haben, wobei Kalinnikow auch nicht viel hinterlassen hat. Ich habe im Prinzip die gesamte Orchestermusik (und auch die gesamte Klaviermusik, das sind aber nur sieben vollendete Einzelstücke) auf CD. Von den Sinfonien habe ich folgende, wohl als solide zu bezeichnende Einspielung:



    mit dem Ukrainischen NSO unter Theodore Kuchar, Naxos. Ich ziehe im Falle der Zweiten Sinfonie Jewgeni Swetlanows Einspielung allerdings deutlich vor, viel packender und kraftvoller gespielt. Zum Glück sind offenbar jüngst einige Einspielungen Swetlanows wiederveröffentlicht worden:



    Ein paar abschließende Bemerkungen: Kalinnikow war sicher nicht ein "jungverstorbenes Genie". Seine Musik ist in erster Linie handwerklich sauber und hübsch gemacht. Er ist in der Sowjetunion wiederentdeckt worden, wahrscheinlich auch deshalb, weil sich seine Musik so gut mit den Ansprüchen des Sozialistischen Realismus vereinbaren lässt (der folkloristische Tonfall, die kraftvoll-optimistische Grundhaltung). Es ist vermutlich kein Versäumnis, Kalinnikow nicht zu kennen, umgekehrt kann diese Musik aber wirklich viel Freude bereiten. Für mich ist es einfach Musik, die ich sehr gerne höre.


    Viele Grüße
    Holger

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  • Unter dramatischen Umständen früh verstorben ist Louis Ferdinand Prinz von Preußen (1772 - 1806):



    Beethoven und J.L. Dussek schäzten ihn sehr (auch als Klaviervirtuosen), Schumann sah in ihm einen Wegbereiter der Romantik. Louis Ferdinand starb in einem Gefecht wenige Tage vor der Schlacht von Jena und Auerstedt. Schade für die Musik; aber für seinen Ruhm als "Preußischer Apoll" kam der Tod gerade rechtzeitig:


    "Im Jahr 1806 trank er nichts anderes als Champagner und fing damit an, sowie er aufstand, so daß er vormittag gewiß schon mit sechs Bouteillen fertig war und den Tag über ein Dutzend nicht hinreichte. Dabei war aber auch nicht die leiseste Spur von Trunkenheit jemals an ihm zu merken, noch war seine Körperschönheit und sein blühendes Aussehen im mindesten gewichen. Wahrscheinlich würden Krankheit und Schwäche ganz plötzlich hereingebrochen sein, wenn er länger gelebt hätte.“ (F.A.L. von der Marwitz, zitiert nach Wikipedia)


    Zu seinen bedeutendsten Werken gehört die Kammermusik mit Klavier, die gerade in einer hübschen Edition herausgekommen ist:




    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

  • Mir ist noch ein weiterer Komponist eingefallen, der auch dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallen ist:


    Cecil Coles (*1888 - gefallen 26. April 1918 )


    Auf Hyperion ist eine CD mit Werken von ihm erschienen, "Music From Behind the Lines", nachdem er über 80 Jahre vergessen war.

  • Zitat

    Original von raphaell
    Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736).


    In der Generation sei noch auf den ebenfalls nicht unbedeutenden MONN verwiesen, für den wir hier im Forum dank BBB ja auch einen Thread haben.

  • Einen hab ich noch:


    Antonio Casimir Cartelleri (1772 - 1807). Somit Mitglied im 35er-Club ("35 Jahre sind für jeden Mann genug" Stephen Crane, der es selber nicht geschafft hat) und 200 Jahre tot.


    Bei MDG sind einige Aufnahmen erschienen, ich hab aber noch gar nie was gehört, geschweige denn, dass mir dieser Name jemals begegnet wäre... Kennt jemand seine Musik?

  • Ja, ich kenne die MDG-Aufnahmen. V.a. das eine Flötenkonzert ist durchaus interessante Musik. Es enthält eine Passage, die identisach mit einer sicherlich spannender fortgeführten in Beethovens Eroica. AFAIK ist Cartellieris Werk aber früher entstanden....


    Ansonsten sehr schöne, leicht zugängliche Musik im positivsten Sinne.


    :hello:
    Wulf

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