Vom "Modehansl" zum "Papa Haydn" und andere Clichees

  • Liebe Klassikfreunde,


    Dieser Thread hier befasst sich nur nebensächlich mit den Kompositionen von Joseph Haydn, da heben wir schon einige Spezialthreads, sondern hauptsächlich mit der Frage:


    Wie haben wir uns Haydn wirklich vorzustellen ?


    Angeregt wurde ich zu diesem Thread, wie so oft durch einen anderen, wo das Cliché "Papa Haydn" verwendet wurde, worauf reagiert wurde.
    Erstaunen: Ja hat man denn nicht schon zu Haydns Lebzeiten "Papa Haydn" gesagt ?


    Das hat man in der Tat, selbst nach seinem Tod.
    Johann Elssler schrieb nach Haydns Ableben einen Brief an Griesinger, wo er vom Ableben seines "Papa Haydn" berichtete.


    Warum also Einwände gegen diese Bezeichnung ?
    Nun zum einen, weil ja heute auch niemand mehr "Schwammerl" sagt, wenn er von Franz Schubert spricht, zum andern, weil es ein falsches Bild von Haydn als Komponisten und Mensch zeichnet und weil es für seine "Reputation" kontraproduktiv ist. Wer will heute schjon Musik eines "Tattergreises" (das impliziert ja das "Papa" heute geradezu) hören ?


    Dieses "Haydnbild" ist nicht neu, befand doch schon Robert Schumann,
    "Haydn wäre zwar sehr sympathisch, hätte aber der gegenwärtigen (Schumanns !!) Generation nicht mehr viel zu sagen.


    War Haydn also ein harmloser Gutmensch und liebenswerter Langweiler, der Kompositionen in der tiefsten Eisenstädter Provinz fabrizierte und dort belanglose Opern fabrizierte ? Ein Vielschreiber, der über 100 Sinfonien komponierte, die der "Laie " ja garnicht auseinanderhalten kann (vozugsweise dann nicht, wenn er noch nie eine gehört hat :D )


    Jemand der zwar viel "Kammermusik" verfasst hat, wo aber ein Werk wie das andere klingt - Wer hört das heute noch ?


    Genau jene Attribute sind es auch die so zum Bild des "Papa Haydn" passen, der im Auftrag der Fürsten Esterhazy fast wie ein Beamter agiert haben soll und seine Kompositionen (wie dankbar sind wir heute dafür) in ein "Entwurfsverzeichnis" eintragen musste, oder wollte. Auf jeden Fall war dieses Verzeichnis ursprünglich eine Art Rechenschaftsbericht, nachdem der Fürst Haydn einmal, milde aber doch, gerügt hatte.


    In Wirklichkeit war Haydn ganz anders, einmal hat er einem Mitschüler in der Schule aus Spaß den Zopf abgeschnitten, was ein großer Skandal war (heute auch symbolisch: Verzopft für altmodisch). Humor war schon immer eine starke Seite Haydns, das merkt man auch etlichen Kompositionen an.


    Als er als Stellvertreter von Kapellmeister Joseph Gregor Werner nach Esterhaza kam, nannte ihn dieser gehässig einen "Modehansl" (Geck, Dandy) Es ist in diesem Zusammenhang nich bedeutend ob sich dies auf ein besonders modisches Outfit Haydns bezog, oder um kompositorische Neuerungen.
    Daß Haydn sehr experimentierfreudig war, daß er etliches ausprobierte, wieder verwarf und durch Neues ersetzte, wird jedem Klar der seine Streichquartette hört, aber auch seine Sinfonien. Haydn gilt zwar als der "Erfinder des Streichquartetts", das stimmt aber nicht ganz. Dieses Verdinenst teilt er sich zumindest mit Luigi Boccherini. Haydn hat auch nicht, wie manche behaupten, die Sinfonie erfunden, aber er hat sie grundlegend reformiert und so den Grundstein für Mozarts und Beethovens stil gelegt, wiewohl ich seine frühen, völlig anderes aufgebauten Sinfonien sehr schätze.


    Ich könnte hier noch einiges ergänzen, aber wozu haben wir schließlich ein Forum mit fast 90 Mitgliedern ?


    Ihr könntet Euch beispielsweise Gedanken machen, warum Haydn noch heute (oder schon wieder ?) im Ruf des braven, ein wenig farblosen Komponisten steht, obwohl seine Kompositionen ja tönend das Gegenteil beweisen.......


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ihr könntet Euch beispielsweise Gedanken machen, warum Haydn noch heute (oder schon wieder ?) im Ruf des braven, ein wenig farblosen Komponisten steht, obwohl seine Kompositionen ja tönend das Gegenteil beweisen.......
    Alfred


    Brav ja, farblos nein. Zumindest habe ich das noch nicht gelesen, es sei denn brav bedingt auch gleich farblos. Das man ihn brav nennt und das mit fälschlicherweise mit seiner Musik in Verbindung bringt hat sicherlich mit dem Bild des Papa Haydn zu tun. Und das wird natürlich noch von der an Verkaufszahlen interessierten Branche ausgenutzt und verstärkt. Papa Haydn der Brave, Mozart der wilde Klassikpunk, Beethoven der Revolutionär... es ergibt sich ein chronologisches Bild Von Haydn über Mozart zu Beethoven. Wer Mozart und Beethoven schon hört, braucht dann keinen Haydn mehr - ist ja es eh nur einfacher, langweiliger, biederer als die beiden anderen. Dabei war es ja ein Prozess von geben und nehmen. Sowohl bei Haydn und Mozart als auch bei Haydn und Beethoven.


    Natürlich spielen auch die vielen Aufnahmen, die Haydn genau in dieses Schema pressen wollten ein Rolle. Mit Mozart und Beethoven ist es leichter zu glänzen, wenn man das mit Haydn will muss man sich das erarbeiten. Was für Nichtmusiker sowieso nur unterbewusst hörbar ist, fällt dem Musiker bei Haydn auch nicht so ohne weiteres in den Schoss. Nur machen sich viele die Mühe nicht und spielen dann lieber "einfach hübsch" drauf los und pressen Haydn in das Gewand des Papa.

    Gruß,
    Gerrit

  • sollte der nicht Kastrat werden, war aber an dem Tag, als die op durchgeführt werden sollte, krank und entkam dem ganzen deshalb? hab das mal irgendwo gelesen...

  • Ich denke,Haydn hat persönlich dieses Klischee des "braven Papa" mit forciert; einfach aus Selbstschutz heraus und um vor gewissen Leuten seine Ruh zu haben :D Wahrscheinlich war das, aus welchen Gründen auch immer, in Oesterreich auch notwenig, denn reichliche 100 Jahr später machte Anton Bruckner genau dassebe, in dem er sich bei seinem Umgang mit Menschen und bei Äusserungen, die er für die Öffentlichkeit abgab, den Dummbatz spielte: BEIDEN Komponisten gemeinsam ist das geradezu abenteuerlich Umstürzlerische der Werke, daß einfach hinter einer Maske kleinbürgerlicher Biederkeit verborgen werden soll !


    Dennoch: es gibt für mich wenig aufregendere Komponisten als eben gerade Haydn; seine frühe und mittlere ("Sturm- und Drang") Sinfonik, seine Geistliche Musik der Eisenstädter und frühen Wiener Jahre zählen für mich zum Faszinierendsten überhaupt auf diesem Gebiet.


    Andereseits muss ich zugeben, daß gerade jene Werke, aufgrund derer er heute noch "berühmt" ist, mich weniger "vom Hocker hauen"; die Oratorien und späten Sinfonien bedeuten mir nicht viel.


    Solange er jedoch ein "Suchender" und ein "Experimentierender" war (gottseidank war er das ziemlich lange Zeit !!!) gehört er für mich zu den singulären Erscheinungen im Musikleben und seine Werke sind voller unvorhersehbarer Überraschungen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich bin überrascht,


    Gestern noch überlegte ich, ob dieser "allgemeine" Haydn Thread "tragfähig" wäre ( ein Aspekt, dem ich immer besondere Bedeutung beimesse), weil die "speziellen " Haydn
    Threads Augenblicklich noch nicht die verdiente Aufmerksamkeit erregt haben, schon muss ich sehen, daß hier relativ schnell Resonanz erzielt wurde


    Auf die Gefahr hin "abzuschweifen" werde ich einige kurze Statements abgeben:


    @Thorsten:_Mueller


    Das Wort "brav" hat im Laufe der Zeit einen derartigen Bedeutungswandel erfahren, daß es sehr schwierig ist es korrekt zu deuten. Ursprünglich ähnlich wie noch heute im englischen, wo es "tapfer" bedeutet ein Positivbegriff, wie "Bravo" was sich irgendwie von "Held" ableitet (vgl auch die "Bravo"-Rufe des Publikums) mutierte es im allgemeinen Sprachgebrauch zum synony für "Wacker", "aufrecht",
    "ehrlich" bis daraus allbemen "angepasst" und "unauffällig" wurde. Letztlich ergibt sich daraus das Bild Bild eines Farblosen Menschen.


    Und um thematisch die Kurve zu kriegen, Haydn war nicht farblos.


    @Big Berlin Bear hat das ganz richtig beobachtet. Haydn agierte gern ungestört und im verborgenen und er hielt sich nicht an Konventionen, weder musikalisch noch menschlich.
    Er vermochte es seine "Abenteuer" in London (von denen man nicht weiß wie weit die gingen) mit dem Desinteresse seiner Frau an seiner Person zu erklären, eine Aussage Haydns die blind übernommen wurde :stumm::D


    Er meinte, sich das Recht nehmen zu dürfen, Werke an 2 Auftraggeber gleichzeitig zu verkaufen, als Ausgleich für alle jene illegalen Drucke seiner Werke im Ausland, vor allem in Paris, von denen er nie Geld sah.


    Er war überaus geschickt im Verhandeln und sehr geschäftstüchtig.


    Zudem, was bei jemandem, der damals den Großteil seines Lebens in der Abgeschiedenheit von Esterhaza verbracht hat, durchaus keine Selbstverständlichkeit war, machte er in London, soweit es uns überliefert ist, auch gesellschaftlich eine gute Figur.


    Tragisch ist, daß Haydns Musik gern zu ideologischen Grubenkömpfen ge- und mißbraucht wird, die einen wollen aus ihm einen verkappten Revolutionär mache, die anderen einen etablierten Spießbürger.


    Haydn hat von beiden was, aber immer mit Humor abgemildert. Man bedenke nur die Kühnheit, eine Botschaft (es handelte sich darum mitzuteilen, daß es Zeit war, das Personal, insbesondere das musikalische, endlich in den Urlaub zu entlassen) in eine Sinfonie zu verpacken (Nr 45 "Abschiedssinfonie") deren Ausklang in der Musikgeschichte wahrscheinlich einzigartig ist.


    Persönlich bin ich in der glücklichen Lage, die "Berühmten" Sinfonien Haydns ebenso zu mögen, wie die "unbekannteneren" früherer Zeiten.


    Aber auch hier sehen wir Haydns Modernität, er der etwa 50 Jahre lang komponierte war Zeit seines Lebens am Stand der Zeit, er verharrte nicht in seinem Stil, blieb aber zeitlebens seinen Grundsätzen (soweit dies die Zeit erlaubte) treu - ein echter Haydn.


    Es gibt viel über Haydn zu sagen, seine Beurteilung der Musik des jungen Ludwig van Beethoven, seine Einschätzung Pleyels etc.


    Beim Quellenstudium fand ich übrigens den Bericht eines englischen Besuchers von Haydn, (Silverstolpe) der in dessen Haus einen Papagei vorfand, der laut und vernehmlich "Papa Haydn" rief :D , war uns Nachgeborenen natürlich nicht automatisch autorisiert, Haydn ebenso zu nennen. Es gibt eben gewisse Privilegien.... :stumm: :D



    @ Andrea 41


    Zitat

    schrieb:
    sollte der nicht Kastrat werden, war aber an dem Tag, als die op durchgeführt werden sollte, krank und entkam dem ganzen deshalb? hab das mal irgendwo gelesen...


    Man nannte diesen Vorgang in Wien damals treffend
    "sopranisieren" :D
    Man glaubte Haydn Gutes zu tun, er soll über eine wunderbare Stimme verfügt haben, und Kastraten waren gut gestellt.
    Es mußte jedoch die Erlaubnis des Vaters eingeholt werden, welcher in Windeseile angereist kam und die Operation untersagte.



    Das wars für momentan


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Tja, da sieht man mal, was man mit "Papa"-Haydn anfangen kann...


    Gott zum Gruße allesammt,


    wir sehen Haydn so, wie ihn (im Grunde genommen) Mozart gesehen hat: Als Kenner, Könner und Suchender. Ein enormes "Arbeitstier" das sich unglaublich viel abverlangt hat. Der um SEIN Können wusste, dennoch anderen den Vortritt ließ, wenn ER für SICH entschied, sie waren besser. Und das Ganze ohne Neid. Für uns ist Haydn ein Charaktemensch ohne Gleichen.


    Wir wissen alle WIE respektlos, anmaßend und überheblich Mozart auf Menschen reagiert hat, die sich für Kenner und Könner GEHALTEN haben - Haydn aber hat er geliebt und respektiert. Deswegen Papa Haydn. - Und das war gut so.


    Liebe Grüße aus Bayern


    Bettina und Wilfried

  • Joseph Haydn haftet dieses Klischee noch heute an, das ist wirklich wahr.
    Er ist wohl auch derjenige, den nicht nur der Laie als letzten der bekannten Komponisten nennen würde, wenn er an die Wiener Klassik denkt (von den restlichen, deren Name heute kaum jemand kennt, mal ganz zu schweigen). Sicher, sein Name ist nicht unbekannt, aber was assoziiert man mit Haydn?
    Ich persönlich assoziiere mit seinem Namen in erster Linie seine beiden hervorragenden Oratorien "Die Jahreszeiten" und v.a. "Die Schöpfung", weniger sein sinfonisches Schaffen - das mir bisher auch relativ unbekannt geblieben ist. Aber bereits diese beiden Oratorien machen ihn zu einem ganz Großen in der gesamten Musikgeschichte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Guten Abend,
    zum Thema "Papa" Haydn habe ich meine eigene Theorie.
    Es ist ja bekannt,dass W.A.Mozart in Josef Haydn stets ein Vorbild sah,das er ohne Vorhalte verehrte und in mancher Hinsicht nachzuahmen versuchte.
    Bezüglich der Streichquartette entwickelte sich aus diesem freudschaftlichen Verhältnis ein Aufblühen dieser damals noch jungen Form der Kammermusik,ohne die die weitere Entwicklung nicht denkbar wäre.
    Ein früher Höhepunkt war die Zueignung Mozarts der sechs sogenannten "Haydn-Quartette" (KV 387,421,428,458,464 und 465) an seinen verehrten Freund. Ein Ergebnis "langer und mühevoller Arbeit" , wie Mozart in seiner Widmung schreibt.
    Haydn wiederum war als der Erfahrenere und Ältere sich nicht zu schade, die Anregungen aus Mozarts Quartetten aufzugreifen und sie seinerseits wieder zu ungeahnten Höhepunkten zu führen.Selbst über den Tod Mozarts hinaus ist diese Wirkung noch präsent : man vergleiche hierzu nur die letzten Sätze von Mozarts letztem Quartett KV 590 (komponiert 1790) und Haydns op.76/4 "Sonnenaufgang" (komponiert 1797).Hier verwendet Haydn die Ideen Mozarts zum Schluß des Satzes nahezu deckungsgleich.
    Und Mozart , der mit Kritik gegen Zeitgenossen (z.B. Clementi , Salieri und viele andere ) nicht gerade zimperlich umgeht (musikalisch im Dorfmusikanten-Sextett KV 522 umgesetzt),läßt auf Haydn nicht das geringste kommen.
    Als Leopold Kozeluch gegenüber Mozart einmal eine Passage in einem Haydn'schen Streichquartett bemängelt,bemerkt Mozart :"weder Sie noch ich wären auf diese Idee gekommen".
    Dies paßt alles so gar nicht auf den gemütlichen "Papa" - ist damit nicht eher das italienische Wort Papa = Papst gemeint ?
    Soviel zu diesem Thema von einem unverbesserlichen Haydn-Verehrer
    Viele Grüsse
    Santoliquido

    M.B.

  • Zitat

    Original von santoliquido
    Als Leopold Kozeluch gegenüber Mozart einmal eine Passage in einem Haydn'schen Streichquartett bemängelt,bemerkt Mozart :"weder Sie noch ich wären auf diese Idee gekommen".


    Wenn ich mich richtig an das Zitierte erinnere, ging das so:


    "Selbst, wenn man uns beide zusammenmixt, kommt noch lange kein Haydn raus..." oder so ähnlich.


    Zitat


    Dies paßt alles so gar nicht auf den gemütlichen "Papa" - ist damit nicht eher das italienische Wort Papa = Papst gemeint ?


    Mozart schrieb aber niemals "Papa" in Bezug auf Haydn - in seiner Widmung der Quartette an Haydn schreibt Mozart [Original: italienisch] [...] Nehmen Sie sie also freundlich auf und seien Sie ihnen ein Vater, Führer und Freund!


    Soweit ich weiß, steht im it. Original "padre" und nicht "papa" - aber die Theorie ist recht interessant.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Wenn ich mich richtig an das Zitierte erinnere, ging das so:


    "Selbst, wenn man uns beide zusammenmixt, kommt noch lange kein Haydn raus..." oder so ähnlich.




    Zitat

    Original von Maik
    Mozart schrieb aber niemals "Papa" in Bezug auf Haydn - in seiner Widmung der Quartette an Haydn schreibt Mozart [Original: italienisch] [...] Nehmen Sie sie also freundlich auf und seien Sie ihnen ein Vater, Führer und Freund!


    Zitat

    Soweit ich weiß, steht im it. Original "padre" und nicht "papa" - aber die Theorie ist recht interessant.


    Al mio caro amico Haydn.


    Un padre, avendo risolto di mandare i suoi figli nel gran mondo, stimò doverli affidare alla protezzione e condotta d'un uomo molto celebre in allora, il quale per buona sorte era di più il suo megliore amico. Eccoli del pari, uom celebre ed amico mio carissimo, i sei miei figli.



    Es grüßt Peter

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  • Guten Abend



    Joseph Haydns Ehe mit seiner Maria Anna soll nicht gerade eine Liebesheirat gewesen und mit seinem zänkischen, vier Jahre älteren Eheweib schien er nicht glücklich geworden zu sein.
    Gerüchterweise soll er mit der Sängerin Luigia Polzelli mehr als eine diskrete Affäre gehabt haben. Die Sängerin war mit ihren Mann, den Geiger Antonio Polzelli, gemeinsam in Esterházi engagiert.
    Luigias Polzellis 1783 geborener Sohn Antonio könnte, so zeitgenösigen Tratsch zufolge, von "Papa Haydn" stammen ?
    Nach dem Tode Antonio Polzelli soll Haydn ihr nur mit Mühe ausreden, ihm nach London nachzureisen.
    Wer wes mehr ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von pbrixius
    Al mio caro amico Haydn.


    Un padre, avendo risolto di mandare i suoi figli nel gran mondo, stimò doverli affidare alla protezzione e condotta d'un uomo molto celebre in allora, il quale per buona sorte era di più il suo megliore amico. Eccoli del pari, uom celebre ed amico mio carissimo, i sei miei figli.


    Das ist die falsche Stelle, es steht weiter unten im Text, der sich von mir partout nicht finden lassen will. Bei der von Dir zitierten Stelle bezeichnet Mozart sich ja selbst als Vater [seiner Quartette].


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Das ist die falsche Stelle, es steht weiter unten im Text, der sich von mir partout nicht finden lassen will. Bei der von Dir zitierten Stelle bezeichnet Mozart sich ja selbst als Vater [seiner Quartette].


    Al mio caro amico Haydn.


    Un padre, avendo risolto di mandare i suoi figli nel gran mondo, stimo doverli affidare alla protezzione, e condotta d'un uomo molto celebre in allora, il quale per buona sorte era di più il suo megliore amico. – Eccoli del pari, uom celebre ed amico mio carissimo, i sei mei figli. – Essi sono, è vero, il frutto di una lunga, e laboriosa fatica, pur la speranza fatta mi da piu amici di vederla almeno in parte compensita m'incoraggisce, e mi lusinga, che questi parti siano per essermi un giorno di quelche consolazione. Tu stesso, amico carissimo, nell' ultimo tuo soggiorno in questa capitale, me ne dimostrasti la tua saddisfazione. – Questo tuo suffragio mi anima sopra tutto, perche io se li raccommandi e mi fa sperare, che non si sembreranno del tutto indegni del tuo favore. – Piacciati dunque accoglierli benignamente, ed esser loro Padre, Guida ed Amico. Da questo momento Jo ti cedo i miei diritti sopra di essiti, supplico però di guardare con indulgenza i difetti, che l'occhio parziale di Padre mi puo aver celati, e di continuar, loro malgrado, la generosa tua Amicizia a chi tanto l'apprezza. Mentre sono di tutto cuore
    il suo sincerissimo amico
    W.A. Mozart.
    Vienna,
    il pmo Settembre 1785.



    Sorry, da ist nun die richtige Stelle ...


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von Ulli


    Das ist die falsche Stelle, es steht weiter unten im Text, der sich von mir partout nicht finden lassen will. Bei der von Dir zitierten Stelle bezeichnet Mozart sich ja selbst als Vater [seiner Quartette].


    Genua. Mozart ist der Vater der Quartette, Haydn ist, wie könnte es anders sein, Der PATE!



    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Genua. Mozart ist der Vater der Quartette, Haydn ist, wie könnte es anders sein, Der PATE!


    Nö. Mozart gibt sie doch zur Adoption frei: "...seien Sie ihnen ein Vater..." - deswegen heißen sie doch jetzt auch Haydn-Quartette 8)


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Nö. Mozart gibt sie doch zur Adoption frei: "...seien Sie ihnen ein Vater..." - deswegen heißen sie doch jetzt auch Haydn-Quartette 8)


    :hello:


    Der Pate (padrino) soll ja auch Vater, Führer und Freund sein. Außerdem bekommt der Täufling seinen Namen. Paßt schon!


    Dennoch ist meines Wissens authentisch, daß Mozart auch Haydn als Papa bezeichnet hat. In Briefstellen oder so. Ich habe jedenfalls eine Anekdote (die aber erfunden sein mag) im Kopf, wie sich Mozart und Haydn vor dessen Englandreise unterhalten und Mozart ihn so anredet. Das war aber niemals abwertend, sondern wohl als eine Art Ehrentitel gemeint. (So ähnlich wie jemand (Mozart? Haydn?) über (CPE? oder doch JS) Bach gesagt haben soll: er ist der Vater, wir sind die Buben).
    Respektlos war nur Beethoven, und der war so gegen jedermann und hat dennoch in seinen Kompositionen die dreiste Behauptung, "von Haydn habe er gar nichts gelernt", durchaus widerlegt.


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Joseph Haydn haftet dieses Klischee noch heute an, das ist wirklich wahr.
    Er ist wohl auch derjenige, den nicht nur der Laie als letzten der bekannten Komponisten nennen würde, wenn er an die Wiener Klassik denkt (von den restlichen, deren Name heute kaum jemand kennt, mal ganz zu schweigen). Sicher, sein Name ist nicht unbekannt, aber was assoziiert man mit Haydn?
    Ich persönlich assoziiere mit seinem Namen in erster Linie seine beiden hervorragenden Oratorien "Die Jahreszeiten" und v.a. "Die Schöpfung", weniger sein sinfonisches Schaffen - das mir bisher auch relativ unbekannt geblieben ist. Aber bereits diese beiden Oratorien machen ihn zu einem ganz Großen in der gesamten Musikgeschichte.


    Lieber Joseph II.


    Na und und die, ehemalige, Kaiserhymne, die jetzt die Deutsche Bundes-Hymne ist. Na, schlecht, denn was bei uns seit 1806 bis 1918 als Hymne gehalten hat, das gönnen wir doch auch den Deutschen.


    Auch wurde diese Hymne, das letzte Mal, als Kaiserhymne, am 1.4.1989,


    beim Begräbnis der letzten österr. Kaiserin Zita, im Wiener Stephansdom, vor dem Raustragen des Sarges, gespielt.


    Das soll uns eine andere Republik nachmachen, zwei Monarchie-Hymnen, bei einem Kaiserin- Begräbnis.


    Die ungarische Krönungshymne war ja auch dabei, nur ist die nicht von Joseph Haydn.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :hello:

  • Das Wort "Modehansl" in Bezug auf Haydn stammte übrigens von seinem Vorgänger in Eisenstadt, Gregorius Werner. Genau genommen nannte ihn dieser in einem Beschwerdebrief an den Fürsten als "Modehansl und Gsanglmacher".


    Ein weiteres Clicheé in Bezug auf Haydn, war er wäre jovial und harmlos, eine Persönlichkeit fast ohne Schwächen wurde immer wieder gezeichnet. Dennoch hatte auch Haydn Schwächen, die jedoch kaum je irgendwo besonders bekannt wurden,
    hierzu zählt ein - freundlich ausgedrückt - besonders merkantil veranlagtes Wesen.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • solche Klischees sagen doch mehr über uns als über Haydn oder wen auch immer.


    Vielleicht fehlt uns heute die Kunst des Zuhörens?
    Humor in Musik nachzuvollziehen? Wie Hindemith meinte, die Stille in der Musik sei das Wichtigste?
    Schließlich ist es besonders der Umgang mit Pausen, die Haydns Musik (für mich) so spannend macht.
    Nebst seiner Beherrschung von Formen, also auch der Kontrapunktik, die ja zunehmend in den Hintergrund rückte.


    Vielleicht liegt es an uns, zu verkennen, dass Neues zu machen ohne nun Revoluzzer zu sein, eben doch genauere Beschäftigung voraussetzt?
    Vielleicht geht uns die Eigenschaft ab, die Haydn vor allem auszeichnet: die Demut.
    Vor Kollegen, vergangenen wie lebenden, deren Kunst. Die völlige Abwesenheit von Überheblichkeit, stattdessen eine Empathie, die ihm als Mensch eigen gewesen muss wie auch als Komponisten.


    Wenn ich nicht irre, suchte er doch, Mozart mit nach Engeland zu nehmen, weil er sich dort für den jungen Kollegen ein besseres Umfeld versprach- woher ja wohl auch die Reaktion Mozarts rührte, ihn "Papa Hydn" zu nennen, der womöglich zum ersten Male menschlich besorgt verstanden wurde statt karrieristisch besorgt wie vom leiblichen "Papa".


    Und dann noch unser aller Ödipuskomplex: wenn jemand "Papa" genannt wird, dann kann da ja nur Übles bedeuten, impliziert in unserem Unterbewussten eine abwertende Haltung.


    Frage also: sind nicht wir selbst die Modehansln und Gsanglmacher, indem wir beinahe völlig kritiklos einem Karajan folgen, einem Brendel, einer Bartoli? Und uns Neuem verschließen- äh...Regietheater etwa?
    Dem Handwerk eines Haydn aber ratlos gegenübertreten und ihn einzuordnen trachten in unsere Welt, die von Klischees beherrscht ist?
    Womit uns unmöglich wird, Regressives und gleichzeit Progressives in Einklang zu bringen- wie es einem Haydn gelang.


    Herzliche Grüße,
    Mike

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