Wie sollte man Opern kennenlernen?

  • Hallo!!


    Wie sollte man eine Oper oder Opern als Gesamtgenre denn überhaupt kennen lernen??


    Ich habe zwei Varianten:


    1. Man lernt das Werk zuerst in konservativen Inszenierungen kennen und widmet sich dann neueren Denkansätzen, bei denen man bleibt oder dann wieder zur konservativen Linie zurückkehrt!


    oder


    2. Man schaut sich zuerst die moderenen Ansätze an, seien sie noch so weit vom Original entfernt und noch so schwachsinnig und kehrt erst nach vielen guten bzw. schlechten Erfahrungen dem konservativen Inszenierungsstil zuwendet, bei dem man entweder bleibt oder wieder zum Regietheater zurückkehrt!


    Ich will damit sagen, dass ich glaube, dass es darauf ankommt wie man eine Oper kennengelernt hat. Wenn ich als Kind schon von den Kostümen und den Bühnenbildern fasziniert war, wird das m.M.n. auch so bleiben!


    Und wenn man z.B. die Traviata in Salzburg als erste Berührung mit der Oper hatte und beeindruckt war, bleibt man auch dabei!


    Oder wie seht ihr das???


    LG joschi

  • Ich sehe das so, dass man einem Kind eine modern inszenierte Oper nicht zeigen kann. Denn es singen die Sänger niemals deutlichen genug (nicht einmal die deutschen Opern), weshalb die Hilfe der Kostüme und Bühnenbilder gebraucht wird. Fehlt das nun auch, kann das Kind gar nichts mehr mit damit anfangen. Ich meine, wie sollte das Kind denn eine Situation verstehen, die ein Erwachsener aus logischer Sicht nicht nachvollziehen kann. Und besondere Kreativität sage ich den modernen Regisseuren nicht nach.
    Natürlich kann man alles absurd inszenieren. Das ist etwas anderes. Wenn die Kostüme und das Bild übertrieben sind, kann es Kind auch verstehen, vielleicht nicht so, wie es sich der Regisseur gedacht hat, aber immerhin ist es witzig Sänger in alberner Kluft in einem 6-dimensionalen Raum tollen zu sehen.

  • Zitat

    Wenn die Kostüme und das Bild übertrieben sind, kann es Kind auch verstehen, vielleicht nicht so, wie es sich der Regisseur gedacht hat, aber immerhin ist es witzig Sänger in alberner Kluft in einem 6-dimensionalen Raum tollen zu sehen.


    Ob man da noch viel von ihnen sieht? :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zumindest das heillose Durcheinander im Orchestergraben würde man erkennen... achso, wir reden hier von klassischen Opern... :P

  • ...als unvergesslich schönes Erlebnis!


    Oder Edwin, wie war das bei Dir? Hast Du dich damals auch schon gelangweilt bzw. Staub genossen - im Sinne von niesen?


    Ich habe so wundervolle bildliche Erinnerungen an meine ersten Opernbesuche:


    - die Spinnstube
    - das auftauchende Holländerschiff
    - der Drache in der Zauberflöte
    - der Sternenhimmel der Königin der Nacht
    - das alte Nürnberg der Meistersinger
    - der Mond über dem Ruslaksee
    - der Irrgarten des Serails
    - das Quartier Latin
    - der raunende Wald mitsamt Knusperhaus
    - der silbernweiße Rokkoko-Saal für die Rosenüberreichung
    - eine Wolfsschlucht, wo ich mir vor Angst fast in die Hosen gemacht habe
    - das herbstliche Wartburgtal


    Also, mich hätt's nicht mehr in die Oper gezogen, wenn ich dem Rosenkavalier im Bambuswald, anstelle des Knusperhäuschens eine Heroinspritze oder anstatt des Holländerschiffes eine Ikea-Bruchbude gesehen hätte.


    :hello:,


    Knusperhexe

  • Hallo Joschi,
    wie sollte man das denn machen, Opern in konservativen
    Inszenierungen kennenlernen ? Es hat ja nicht jeder die
    finanziellen Mittel, und die Zeit zwischen London, New York, Moskau
    und Milano hin und her zu reisen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Entschuldigt, aber diese Lobreden auf konservatives Theater kann ich langsam nicht mehr sehen! Hier wird ja gerade so getan, als sei die konservative Bühne die einzige Möglichkeit, um überhaupt einen Einstieg in eine Oper zu gewinnen - dadurch wird von vornherein impliziert, daß es sich dabei um das einzig Gute, Richtige usw. handele. Im Gegensatz zu der modernen Inszenierung, die ja schon im Aufmacher als "schwachsinnig" bezeichnet wird.


    Der erste "Trovatore", den ich auf der Bühne gesehen habe war eine Inszenierung von Herbert von Karajan in Berlin. Dieses dunkle, staubige, modrige Machwerk hat mir den Trovatore für Lebzeiten verdorben. Ich hasse diese Oper, weil ich nicht von diesen Bildern loskommen kann. Dagegen ist selbst Verdi machtlos. Danke vielmals.


    Und wenn man nicht genug Geld hat, dann lege man sich einen Großbildfernseher und viele DVDs von Zeffirelli- und Schenk-Inszenierungen zu. Das ist dann allemal billiger, und für einen Einstieg wird es ja wohl reichen.


    :hello:
    M.

  • Ich darf von meinen ersten wirklich bewußten Eindrücken berichten: Ich sah einen "Holländer" in Wieland Wagner'scher Abstraktion und war keineswegs abgestoßen.
    Ich sah eine "Walküre" inszeniert von Herbert von Karajan - und war seltsam berührt. Weil ich nämlich gar nichts gesehen habe. Es war permanent dunkel. Das war eher nichts für mich.
    Ich sah eine konservative "Tosca", die ich für langweilig hielt (aber das mag die Aufführung gewesen sein).
    Ich sah einen eher abstrahierten "Wozzeck", der mich restlos begeisterte und eine ebenfalls eher abstrahierte "Elektra", die mich gleichfalls in Entzücken versetzte.
    Allerdings muß ich sagen, daß ich kein Kind mehr war (ich war etwa 15 oder 16), weshalb mir die Welt der Wiener-Staatsopern-Dauerregisseure Otto Schenk oder Filippo Sanjust schon von Anfang an verschlossen blieb.


    Ich kann aber auch von einer Ex-Freundin berichten, die mit Wagner nichts, aber schon gar nichts am Hut hatte ("germanische Götter und Helden interessieren mich nicht") und die durch die im Fernsehen gezeigte Chéreau-Inszenierung vom "Ring" zur absoluten Wagnerianerin wurde.


    :hello:

    ...

  • Hallo Mengelberg,
    es ging ja nicht darum, verstaubten Inszenierungen nachzutrauern,
    nur am Threadanfang wurde die Möglichkeit erwogen, man könne
    Opern in konservativen Inszenierungen kennen lernen.Da fragte
    ich mich,wo gibt es die denn noch ?


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Ich sah einen eher abstrahierten "Wozzeck", der mich restlos begeisterte und eine ebenfalls eher abstrahierte "Elektra", die mich gleichfalls in Entzücken versetzte.


    Du musst dich seither aber stark verändert haben..... :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • ...und was lernen wir daraus? Dass beide Formen ihre Berechtigung haben - kommt mir gar nicht so schwer von den Lippen, bzw. über die Tastatur. Na ja, Kunststück - stehe mit dem Rücken zur Wand.


    Aber sag, wie alt warst Du denn bei Deinem ersten Opernbesuch?

  • Hallo Theophilus,

    Zitat

    Du musst dich seither aber stark verändert haben..... :D


    Meine Güte, als Halbstarker, der gerade mit Oper in Berührung kommt - da gefällt einem bald was! :hahahaha:


    ---------------


    Hallo Knusperhexe,
    bei meinem allerersten Opernbesuch war ich 9 oder 10, es war - na was schon? - eine "Zauberflöte" in der Wiener Volksoper (sicherlich konservativ inszeniert). Ergebnis: Ich wollte mit Oper nie wieder was zu tun haben...
    Gezündet hat's dann, wie oben beschrieben, mit etwa 15.


    :hello:

    ...

  • Mein erster Operneidruck, an den ich mich bewusst erinnere, war Hans Hotters Tanhhäuser-Inszenierung in Zürich in der zweiten Hälfte der 60er, der mich von der Regie her, wenn auch nicht restlos begeisterte, so doch packte. Sehr rasch darauf folgten die Wieland Wagner-Inszenierungen im damailgen Winterbayreuth Stuttgart und ich lernte, welche Poesie man vermittels Farben erreichen konnte. Auch Strehlers Arbeiten in Mailand, genauso wie Inszenierungen von Tito Gobbi, Hans-Peter Lehmann usw. begeisterten mich durchaus und bis zum Beginn der 80er war ich durchaus ein begeisterter Operngänger. Spätestens dann begann aber (parallel zum Verlust der Sängerdarsteller) die Regietheater-Katastrophe, die aus mir, dem begeisterten Opernbegänger einen Mann machten, der zuerst zornig war, dann immer mehr resignierte und heute aus diesem Grund nur noch selten bereit ist, die exorbitanten Preise zu bezahlen. Auch der vielgerühmte Chéreau -Ring ist für mich nur dank der Personenregie (z.B. 1. Akt Walküre) allenfalls knapp akzeptabel. Ich gestehe zu meiner Schande, dass die letzte Inszenierung, die mich absolut begeisterte, der Samaitani Werther (mit Kraus) war, den man auch in Wien sehen konnte, und der leider durch das unsägliche Hollywood-Schaukel-Ding abgelöst wurde.
    "Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten..."

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    ...
    Meine Güte, als Halbstarker, der gerade mit Oper in Berührung kommt - da gefällt einem bald was! :hahahaha:
    ...


    Ein Halbstarker, der auf Elektra steht!


    Man kann's drehen und wenden, wie man will, unser Edwin war schon immer etwas Besonderes!


    :hahahaha:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von DonBasilio


    Dann schau halt nich hin!


    Danke. Damit wäre klar, daß Thema dieses Threads nicht eigentlich eine Frage sondern ein Statement ist: "Oper kann man nur durch konservative Inszenierungen kennenlernen", und wem das nicht paßt, der soll halt weggucken!


    Aber ich muß Dich enttäuschen, denn Weggucken ist bei mir noch nie eine Option gewesen.

  • Zitat

    Original von DonBasilio
    ...
    Wenn ich als Kind schon von den Kostümen und den Bühnenbildern fasziniert war, wird das m.M.n. auch so bleiben!


    Und wenn man z.B. die Traviata in Salzburg als erste Berührung mit der Oper hatte und beeindruckt war, bleibt man auch dabei!
    ...


    du meinst das aber jetzt nicht wirklich ernst? das bedeutet ja, dass der von dir
    charakterisierte mensch absolut starr ist, sich nicht (in welcher richtung auch
    immer) entwickelt.


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Mengelberg: Ich habe überhaupt das Gefühl, dass dieser Thread wieder nur einer der vielen Konservatives Theater vs. Regietheater-Threads ist (geht schon aus dem Eröffnungsposting hervor), der in kürzester Zeit wieder dieselben Grabenkämpfe auftut. Irgendwann sind wir wieder an dem Punkt, wo Gruppe konservativ kundtut, dass sie Gruppe Regietheater hasst und Gruppe Regietheater Gruppe konservativ verdammt.


    Interessanter wäre die Frage, was denn beim ersten Opernbesuch das wichtigste sein sollte. Die Inszenierung oder der Gesang (mit der Betonung auf das ODER sonst kommen wieder Postings wie "Librettogetreu UND gut gesungen, aber das gibts ja heute nicht, oh die Zeiten sind soooo schrecklich".)


    In dem Falle würde ich klar sagen, dass die Qualität der Sänger (und sekundär des Orchesters) den Ausschlag gibt. Denn wenn ich die Inszenierung nicht mag und dann auch noch Meerschweinchenquälerei zu hören ist, kann einem das die Oper lange vergällen.



    LG
    Georg

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • [

    Zitat

    Original von DonBasilio
    ...
    Wenn ich als Kind schon von den Kostümen und den Bühnenbildern fasziniert war, wird das m.M.n. auch so bleiben!


    Und wenn man z.B. die Traviata in Salzburg als erste Berührung mit der Oper hatte und beeindruckt war, bleibt man auch dabei!
    ...


    Wenn das so wäre, müsste ich das Regietheater hassen, denn als ich anfing in die Oper zu gehen- nicht aus eigenem Antrieb, sondern von Freunden "genötigt" - gab es eigentlich nur konservative Inszenierungen. Ich langweilte mich damals ziemlich, was aber nicht an den Bühnenbildern/Kostümen lag, sondern daran, dass ich als Theaterfan mit den Libretti haderte und vor allem die händeringenden und nur auf das Produzieren von Tönen reduzierten Sänger schlicht unglaubwürdig und lächerlich fand. Aber meinen Werdegang als Opernfan habe ich ja ereits in einem anderen Thread geschildert!
    Fazit: Mich haben meine ersten Opernerlebnisse ganz bestimmt NICHT geprägt! 8)
    lg Severina :hello:

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  • Zitat

    Original von DonBasilio


    Dann schau halt nich hin!


    LG joschi


    Genau das denke ich mir immer bei dem ganzen Regietheatergenörgel. :D


    :hello:
    Sascha

  • Langsam drängt sich mir die Frage auf, ob diejenigen, die das sog. Regietheater derart preisen, eine Oper, wie sie eigentlich vom Komponisten und vom Librettisten (und damit die Oper überhaupt) beabsichtigt wurde, generell mögen, oder ob sie sie vielleicht im Prinzip als überholte Kunstform ansehen, die vom Regisseur "aktualisiert" werden muss, damit sie erst erträglich wird und verstanden werden kann....

  • Zitat

    Original von georgius1988
    Interessanter wäre die Frage, was denn beim ersten Opernbesuch das wichtigste sein sollte. Die Inszenierung oder der Gesang (mit der Betonung auf das ODER,,,)


    Hallo Georg,


    Du fragst jetzt etwas, was m.M.n. nicht zu beantworten ist. Denn kann das eine ohne das andere bestehen. Nein, und teils doch ja.
    Die Oper kan konzertant gebracht werden, aber dan vermißt man doch eine Dimension. Und Inszenierung ohne Gesang... Dann kann ich vermutlich besser im normalen Theater gehen.


    Ich jedenfalls kann so nicht entscheiden was wichtiger ist. Und deshalb bleibt nur eine Konklusion: es ist doch UND.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von m.joho
    Langsam drängt sich mir die Frage auf, ob diejenigen, die das sog. Regietheater derart preisen, eine Oper, wie sie eigentlich vom Komponisten und vom Librettisten (und damit die Oper überhaupt) beabsichtigt wurde, generell mögen, oder ob sie sie vielleicht im Prinzip als überholte Kunstform ansehen, die vom Regisseur "aktualisiert" werden muss, damit sie erst erträglich wird und verstanden werden kann....


    Hallo joho,


    ich liebe die Oper. Ich liebe auch die Oper, wie sie eigentlich vom Komponisten und vom Librettisten beabsichtigt wurde. Nun kenne ich mich bei einigen Komponisten besser aus, so dass ich es präzisieren kann. Ich habe es schon an einem anderen Ort geschrieben: Ich finde Gluck in der Regel nicht seinen Intentionen entsprechend aufgeführt. In welchen Kulissen, mit welchen Gewändern seine Opern gespielt wurden, war ihm ziemlich gleich, es ging ihm um künstlerische Wahrhaftigkeit. Er war bereit, seine Oper umzuarbeiten, je wie es die Umstände verlangten. In der deutschen Fassung der tauridischen Iphigenie sind dann eben Orest und Pylades beide Tenöre. In der Pariser Bearbeitung des Wiener Orfeo zerstört er die sorgfältige Tonartenregie, weil hier nun kein Kastrat sang, sondern ein Haut Contre. Für Parma kürzt er den Orfeo auf einen Akt und setzt den Orfeo für einen Soprankastraten. Wichtiger ist, dass das Werk aufgeführt wird, dass es aufwühlt. Die Zeitgenossen klagen über die wilde und raue Musik. Und was tut das "konventionelle" Musiktheater? Es kastriert Gluck zu einem Vertreter von "edler Einfalt und stiller Größe" - kein größerer Unterschied als zwischen Winckelmann und Gluck. Für Glucks Intentionen sind die Ballette wichtig - ein neues, revolutionäres Handlungsballett. Das erste große Werk in diesem Genre hat er im Don Juan vorgelegt, ein Werk, das in Mozarts Don Giovanni noch lebendig ist. Selbstverständlich ist der Orfeo durchzogen von Balletten, der Pariser noch vermehrt. Ich will die Kommentare, die ich im Forum der Bayerischen Staatsoper las, gar nicht wiedergeben über die in meiner Sicht geglückte Inszenierung der Ballette am Schluss der Oper.


    Den Intentionen des Komponisten folgen, heißt nicht als Schwejk dem Buchstaben gehorchen, mit den entsprechenden Folgen für den Auftraggeber. Das Wagnis des Neubeginns ist dem Komponisten näher als die Wiederholung des Gewohnten. Aber nicht das Neue um des Neuen willen, da sind wir uns sicher einig, sondern das Neue, um den Moment von Freude und Schrecken des Schöpfungsaktes neu zu schaffen - wie bei Gluck, als er seinen Orphée aufführte ...


    LG Peter

  • c.m.d.

    Zitat

    Denn es singen die Sänger niemals deutlichen genug (nicht einmal die deutschen Opern), weshalb die Hilfe der Kostüme und Bühnenbilder gebraucht wird.


    darf ich fragen, was so eine Pauschalisierung eigentlich soll?
    hast du Probleme damit, einem Sänger aufmerksam zuzuhören?


    es ist für jeden Menschen, der mit klassischem Gesang in Berührung kommt anfangs schwer, den Text zu verstehen. Das ist ein Lernprozeß des Zuhörens...


    die Hilfe der Kostüme und Bühnenbilder... tja...der menschliche Wunsch, sich zu verkleiden und ein anderer zu sein, ist sicher älter als die Oper...


    ich habe durch die Beschäftigung mit klassischem Ballett gelernt, daß man eine Handlung auch nur aus Gesten und dem Mienenspiel herauslesen kann.



    abgesehen davon, was ist mit den unfähigen DIrigenten, die kein piano im Orchester zusammenbringen, so daß man die Sänger nicht versteht, weil sie ständig forcieren müssen...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Zitat

    Entschuldigt, aber diese Lobreden auf konservatives Theater kann ich langsam nicht mehr sehen! Hier wird ja gerade so getan, als sei die konservative Bühne die einzige Möglichkeit, um überhaupt einen Einstieg in eine Oper zu gewinnen


    Letzteres würde ich unterstreichen -ja


    Steigt man nämlich ANDERS ein, dann lent man nur die Parodie einer Oper kennen, die Fratze oder wie man es nennen will.


    Das ist zwar legitim - aber man sollte immer zuerst das Original kennen - wobei ich gleich "Original" definiere: Zeit und Unfeld laut Libretto inszeniert - da sind Freiheiten genug drin.


    Wer anschliessenend meint - historisches Theater langweile ihn - er möchte "intellektuelle" Aufführungen sehen - dem sei das unbenommen.(in wieweit das Wort "intellektuell hier angebracht ist, das könne man noch erörtern) - aber ZUNÄCHST sollte man das Werk in der vom Autor gewollten Form gesehen haben.


    Und hier richtet sich mein Zorn gegen die Verfechter des Regietheaters:
    Sie haben es unmöglich gemacht, Oper in ihrer ursprünglichen Schönheit zu sehen.


    Zitat

    du meinst das aber jetzt nicht wirklich ernst? das bedeutet ja, dass der von dir charakterisierte mensch absolut starr ist, sich nicht (in welcher richtung auch immer) entwickelt.


    Ich würde das im Grossen und Ganzen bejahen.
    Erstmals wurde dieser Aspekt bei Moliere sichtbar:
    Im Gegensatz zur bisherigen Praxis, wo Helden "geläutert" wurden oder an ihrem Wesen zerbrache - oder die Welt veränderten, zeigte Moliere ersmals Charaktäre, welche zwar gewisse Lehren aus ihren Erlebnissen zogen - aber ihre Grundhaltung dennoch nicht änderten - Gutes Beispiel:" Der eingebildete Kranke"
    Aber auch im realen Leben ändern sich Menschen nur in den seltensten Fällen: ein Geizhals bleibt ein Geizhals sein Leben lang, ein Feigling ditto, ein Lügner ebenso - im Gegenteil - die Eigenschaften werden mit zunehmendem Alter ausgeprägter.


    ICh hätte heute in der Tat Bedenken jemanden der sich für Oper interessiert - aber noch nie eine gesehen hat - etwas zu empfehlen.
    Wahrscheinlich würde ich sagen:


    Lass es bleiben.
    "Was Du heute zu sehen bekämest wäre allenfalls ein Zerrbild.
    Es ist schade um die Zeit.
    ich selbst gehe schon seit langem nicht mehr in die Oper
    Die goldene Zeit der Oper ist endgültig vorbei"


    Generell würde ich plädieren, daß der Einsteiger Opern in konventionellen Aufführungen erleben könnte. Das wäre allenfalls noch auf Freilichtbühnen möglich - wobei hier aber wieder Akustik und Sängerqualität zu wünschen übrig lassen.
    Ferner würde ich es begrüssen, wenn Einsteiger auch italienische Opern in deutscher Sprache geniessen könnten. ich stimme mit jenen überein, die meinen, dies wäre ein Verminderung der Qualität.
    Aber zum einen ist diese Qualitätsminderung ungleich geringer als jene die man Opern antut, wenn man sie "regiefiziert", zum anderen können die Leute der Handlung folgen ohne vorher ein Textbuch oder eine Inhaltsangabe lesen zu müssen.
    Der unleugbare Vorteil liegt DARIN, daß man die Handlung wirklich ERLEBT - daß man (so man die Handlung noch nicht kennt) ÜBERRASCHT - oder geschockt, bzw mitgerissen werden kann - was ungleich schwerer ist, wenn der Verlauf und der Text schon längst bekannt sind. Dann bleiben lediglixch die stimmlichen und musikalischen Leistungen um zu überzeugen.


    Eine Oper überzeugt imo nur dann, wenn der zeitliche Kontext passt. Unlängst wurde Faust genannt, den man ins 20. Jahrhundert übertragen könne: Ich meine das geht nicht: Wer glaubt heute noch an Gott und an den Teufel ?? Im 16. Jahrhundert jedoch war das Standard.


    Meine ersten Opern dürften "Die Zauberflöte" (mit Wunderlich, Berry und Wilma Lipp) und der Barbier von Sevilla (Besetzung nicht mehr erinnerlich) gewesen sein.
    Die damalige Inszenierung der Zauberflöte war so dunkel, daß man mit Mühe Detail s erkennen konnte, mit Ausnahme des Finales natürlich....


    Aber ich erinnere mich an Opernaufführungen, da war das Bühnenbild derarrt realistisch, daß man sich in die entsprechende Zeit hineinversetzt fühlte - keine Spur von "Wackelkulissen", wenn bei der Autodafé -Szene bei Don Carlos die Flammen des Scheiterhaufens von der rechten Bühnenseite hereinleuchteten, dann hatte man richtig das Gefühl, die Flmmen würden meterhoch züngeln, und man vermeinte den Geruch von verbranntem Fleisch wahrzunehmen. Die illusion war perfekt.


    Und perfekte Illusion ist eine der Hauptforderungen die ich an die Oper stelle: Jedes Computerspiel bietet heite pseudorealistische Spielumgebungen. Spiele wo zwei symbolisyrte kreise gegeneinander kämpften - die will niemand haben. Bei der Oper sollte das anders sein ?


    WAs sagt man einem Einsteiger, der den Figaro mit dem hinzugefügten "Engel" gesehen hat, wenn er diesen Engel bei einer anderen Inszenierung vermisst ? Was ist wenn er diese Figur für die wichtigst überhaupt hält ?


    Nein - so wie man Dirigenten einst zu allererst in die Provinz sandte, damit sie ihr Handwerk erlernen - so sollte man Neulingen das Kennenlernen der Opern in "librettogetreuen" (ich vermeide bewusst das Wort "konservativen") Aufführungen ermöglichen. Anschliessend können sie entscheiden welchen Weg sie gehen wollen


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • tastenwolf


    Nein, ich habe keinerlei Problem einem Sänger zuzuhören.
    Nachdem ich zehn Jahre Sängerknabe war, kenne ich mich mit Gesang aus (immerhin habe ich nachher im Gym. ebenso viel gesungen und lasse meine Stimme auch ausbilden - allerdings konnte man mich immer verstehen. Außer bei dem Arrangement meines Kapellmeister bei den WSK. Da sangen wir aus Thamos in Ägypten einen Chor... der Sopran, also auch ich, sang eigentlich ständig am a2 herum... klar, dass der Text stark darunter leidet). Ich hab auch schon ziemlich oft auf Bühnen und in Opern gesungen (zumindest für mein Alter). Dennoch muss ich sagen, dass viele (vorallem deutschsprachige) Sänger ziemlich unverständlich sind.


    @all


    Heißt das Thema nicht, wie man Oper kennen lernen sollte!? Was bringt das, wenn man als Kind eine modern dargestellte Oper hört - versteht man das dann? Klar, wenn man als Erwachsener zum ersten Mal Kontakt mit der Oper hat, kann auch das vielleicht verständlich sein. Aber ratsam? Eine klassische Inszenierung zeigt dem Höhrer, wie das Stück erdacht wurde. Hernach kann man sich jede, mitunter Missgestaltung reinziehen. Aber wenn man ein Stück echt kennen lernen will, sollte man es so kennen lernen, wie es erdacht wurde und nicht abgeändert.

  • Hallo Mengelberg,

    Zitat

    Aber ich muß Dich enttäuschen, denn Weggucken ist bei mir noch nie eine Option gewesen.


    Bei mir schon - nämlich bei konservativen Inszenierungen! :hahahaha:


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Ich hab auch schon ziemlich oft auf Bühnen und in Opern gesungen (zumindest für mein Alter).


    danke für den Hinweis auf dein Alter...


    Zitat

    Nachdem ich zehn Jahre Sängerknabe war, kenne ich mich mit Gesang aus


    mit solchen Sätzen sollte man nicht nur hier im Forum vorsichtig sein...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Für den Hinweis meines Alters: 18, ab 29.04 dann 19.


    Wieso? Ist es ein Verbrechen Sängerknabe gewesen zu sein? Habe ich die Pest dadurch? Oder andere schrecklich Krankheiten? Gut, das ist jetzt weit übertrieben, aber ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst. ?(

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